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Dekodierung moderner Mythen - Von Star Wars zur Popkultur

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Ansprüche des Publikums an Komplexität sicherlich nochmals gesteigert. Die Episoden I – III<br />

zollen dem Tribut, sie sind derart komplex strukturiert, dass der Handlungsfaden zuweilen<br />

verloren zu gehen scheint.<br />

Es lässt sich also bis hierher festhalten, dass <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> auf Seiten der Produktion und<br />

Distribution in Hollywood in außergewöhnlichem Umfang Maßstäbe gesetzt hat. Zuvor<br />

haben wir gesehen, dass die Struktur der Erzählung von <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> ganz linear der Struktur<br />

des Monomythos von Campbell folgt. <strong>Popkultur</strong>elle Erzeugnisse bedienen sich der<br />

mythischen Struktur. Aber einen neuen Mythos zu kreieren ist die eine Sache, ihn als<br />

solchen massenwirksam zu etablieren die andere. Lucas selbst betont zuweilen, dass es<br />

nicht seine Intention war, einen Mythos zu schaffen. Im Gespräch mit Bill Moyers erklärt<br />

Lucas: „I’m telling an old myth in a new way.“ 111 Mit anderen Worten, es ging ihm darum,<br />

von ihm verloren geglaubte Werte, in einer neuen Geschichte zu erzählen. „Er wollte <strong>zur</strong>ück<br />

zu den ursprünglichen Werten, um der entwurzelten Gesellschaft Amerikas einen neuen<br />

Sinn zu geben. Dafür braucht er eine Art zeitloser Fabel, an der die Unterschiede zwischen<br />

richtig und falsch, zwischen gut und böse, zwischen Verantwortung und Blasphemie<br />

aufgezeigt, nicht verherrlicht werden.“ 112<br />

Damit sich jedoch ein Mythos etabliert bedarf es mindestens einer weiteren Voraussetzung:<br />

Er braucht ein Publikum. Mit der Struktur von <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> hat Lucas die Weichen für einen<br />

Mythos gestellt. „Jede Geschichte, noch die kunstloseste, wird ein Mythos, wenn sie nur oft<br />

genug erzählt wird. Und das Kino ist ein mächtiger Multiplikator.“ 113 Das heißt, die Story<br />

muss nachgefragt werden. Ohne die Nachfrage seitens eines größeren oder gar<br />

Massenpublikums ist der erzählte Mythos die Sache weniger Insider. Die Reaktionen auf<br />

<strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> zeigen, das sich bei <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> die Nachfrage- und Angebotskurven von<br />

kulturellem Angebot und kultureller Nachfrage geschnitten haben.<br />

Es geht mir weniger darum, in den affirmativen und selbstreferenziellen Tenor des <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong><br />

Universums und seiner Verantwortlichen einzufallen, als vielmehr darum zu zeigen, dass die<br />

Realisierung von <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> an einem Wendpunkt der Wahrnehmung von <strong>Popkultur</strong><br />

stattfindet. <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> erweist sich unter den geschilderten Vorzeichen zunächst als<br />

gebündelter Ausdruck der <strong>Popkultur</strong> und nimmt im Weiteren die anschließende Entwicklung<br />

der <strong>Popkultur</strong> vorweg. Nach <strong>Star</strong> <strong>Wars</strong> unterliegt die <strong>Popkultur</strong> einer Transformation, die bis<br />

auf den heutigen Tag nicht abgeschlossen ist und durch die die <strong>Popkultur</strong> mittlerweile bis in<br />

die letzten Ritzen des gesellschaftlichen Lebens Eingang gefunden zu haben scheint. Um<br />

die Dynamik dieses Prozesses zu illustrieren, beleuchte ich im Folgenden zunächst kurz die<br />

Geschichte des Pop.<br />

111 http://www.youtube.com/watch?v=R0OSobD3vdw (00:02:47 – 00:02:48)<br />

112 Pollock, D., 1983, S. 89<br />

113 Glaser, P., 1999, S. 68 f.<br />

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