Dekodierung moderner Mythen - Von Star Wars zur Popkultur
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haben. <strong>Mythen</strong> handeln von Unbekanntem, von Dingen, für die wir anfangs keine Worte<br />
haben. Der Mythos eröffnet also den Zugang in ein großes Schweigen.<br />
Viertens: Ein Mythos ist keine Geschichte, die um ihrer selbst willen erzählt wird. Er zeigt<br />
uns, wie wir uns verhalten sollen. … Richtig verstanden, versetzt uns Mythologie in die<br />
geeignete spirituelle oder psychische Haltung, um in dieser oder der nächsten Welt korrekt<br />
zu handeln.<br />
Fünftens: Jede Mythologie spricht von einer anderen Ebene, die neben unserer Welt existiert<br />
und sie in gewisser Weise trägt. Der Glaube an diese unsichtbare, aber mächtigere Realität,<br />
die man zuweilen auch als Welt der Götter bezeichnet, ist ein Grundthema der Mythologie.<br />
… Nach dieser ewigen Philosophie besitzt alles, was in dieser Welt geschieht, alles, was wir<br />
hier auf Erden hören und sehen können, eine Entsprechung im Reich des Göttlichen, das<br />
großartiger, stärker und dauerhafter ist als unseres. Jede irdische Realität ist nur ein blasser<br />
Abglanz ihres Archetyps, eine unvollkommene Kopie des Originals.“ 3 Die Differenzierung von<br />
Armstrong korrespondiert mit den vier Funktionen, die Joseph Campbell für <strong>Mythen</strong><br />
ausgemacht hat:<br />
1. Die mystische Funktion: „… die Erkenntnis, was für ein Wunder das Weltall ist und was für<br />
ein Wunder man selbst ist, und das Erlebnis der Ehrfurcht vor diesem Geheimnis. " 4<br />
2. Die kosmologische Funktion: „… die Dimension mit der sich die Wissenschaft befasst,<br />
indem sie zeigt, welche Gestalt das Universum hat, aber es so zeigt, dass das Geheimnis<br />
wieder durchscheint.“ 5 <strong>Mythen</strong> zeigen die Gestalt des Universums hingegen so, dass ein<br />
Geheimnis <strong>zur</strong>ückbleibt.<br />
3. Die gesellschaftsbezogene Funktion: „… das Stützen und Bestätigen einer bestimmten<br />
Gesellschaftsordnung. Und in diesem Punkt unterscheiden sich die <strong>Mythen</strong> von Ort zu Ort<br />
ganz ungemein. … Es kommt darauf an, wo man lebt.“ 6 Hier übernehmen <strong>Mythen</strong> also eine<br />
ethische Funktion, wobei sie klären, „… wie das Leben in einer guten Gesellschaft sein<br />
sollte.“ 7<br />
4. Die pädagogische Funktion. Mittels dieser Funktion klären <strong>Mythen</strong>, „…wie man unter allen<br />
möglichen Umständen ein menschliches Leben führt.“ 8 Der Mythos übernahm also ganz<br />
allgemein gesprochen, in einer Welt, die keine Wissenschaft, keine empirischen Beweise<br />
und keine (staatliche) Gesetzgebung kannte, eine Orientierungsfunktion für das soziale<br />
Zusammenleben. Transportiert wurden <strong>Mythen</strong> zunächst durch Geschichtenerzähler, die<br />
dem zufälligen Werden und Vergehen im Lauf der Welt Struktur gaben. Etablierte sich ein<br />
Mythos wurde er <strong>zur</strong> Religion. Campbell hat <strong>Mythen</strong> einer vergleichenden Betrachtung<br />
3 Armstrong, K, 2005, S. 9 f.<br />
4 Campbell, J., 1994, S. 42<br />
5 Ebd.<br />
6 Ebd.<br />
7 Ebd.<br />
8 Ebd.<br />
7