15.11.2012 Aufrufe

Heft - Landwirtschaft in Sachsen - Freistaat Sachsen

Heft - Landwirtschaft in Sachsen - Freistaat Sachsen

Heft - Landwirtschaft in Sachsen - Freistaat Sachsen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Fi@cherei hi]ori@ch erstellt von Matthias Pfeifer<br />

Über Teichwärter aus J.H. Zedlers Großem Universal-Lexikon<br />

Die Teichwirtschaften gehörten früher zum überwiegenden Teil zu den Rittergütern. Da sie<br />

beträchlichte Teile des Gew<strong>in</strong>nes erwirtschafteten, wurden sie von Anfang an durch<br />

Fachleute geleitet. Dies waren die Teichwärter, welche schon e<strong>in</strong>e etwas herausgehobenen<br />

Position unter den Untertanen hatten. Über deren Aufgabengebiet berichtet uns Johann<br />

He<strong>in</strong>rich Zedlers Großes Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste, 42. Band,<br />

1744, folgendes:<br />

Teichmeister, Teichwärther, oder Teichgeschwohrener, lat. Praefectus Aggerum oder Curator<br />

Aggerum & Claustrorum, wird bey ansehnlichen Landgütern, wo grosse und viele Teiche<br />

vorhanden, e<strong>in</strong>e dazu gesetzte und verpflichtete Person genennet, daß sie vor die<br />

angelegten Teiche und Dämme Sorge trage, damit solche von Zeit zu Zeit <strong>in</strong> gutem und<br />

tauglichen Stande erhalten, und von niemanden beraubet, von schädlichen Vögeln oder<br />

Thieren nicht verödet, noch auf andere Weise durch Vertret- oder Verwühlung des Dammes<br />

vom Vieh u. Schwe<strong>in</strong>en beschädiget; h<strong>in</strong>gegen das Wasser <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em so viel möglich gleichen<br />

Stande, daß dessen weder zuviel, noch zu wenig werde, erhalten, auch der Fische auf alle<br />

vorkommenden Fälle behörig gewartet werde. Inson-derheit soll er die Teiche fleissig<br />

begehen; wenn Sommers- oder Fastenzeit Fluthen kommen, Sorge tragen, daß die Teiche<br />

nicht überlaufen, sondern die wilden Wässer, wo möglich abweisen, und die Fluthbetten <strong>in</strong><br />

Acht neh-men, daß die Fische nicht durchgehen. Er soll sich angelegen seyn lassen,<br />

auszuförschen was etwan zum Nutzen der Herschafft noch hier und dar vor neue Teiche<br />

angeleget werden können, die Beschaffenheit des Grundes und Bodens wohl exam<strong>in</strong>ieren,<br />

und die andern hierzu nöthigen Umstände <strong>in</strong> genaue Betrachtung ziehen, und darauf, wenn<br />

se<strong>in</strong>e Herrschafft es vor gut bef<strong>in</strong>det, sich nach geschickten Teichgräbern umsehen, mit<br />

denselben <strong>in</strong> Anse-hung ihres Lohnes, so entweder überhaupt oder Ruthenweise zu<br />

bezahlen ist, accordiren, und bey der Arbeit fleissig Aufsicht haben. Er muß sich befleissigen,<br />

gute Sorten nach Streichkarfen aus zu kundschafften, und die-selben <strong>in</strong> die Teiche zu<br />

br<strong>in</strong>gen. Er muß auch nach Gelegenheit des Bodens und der Grösse der Teiche beurthei-len,<br />

mit wie vielen Schocken e<strong>in</strong> ieder zu besetzen; Die Streichteiche gegen den Herbst, ehe es<br />

zufrieret, ablas-sen, nicht nur, daß er sehen möge, ob die Karpfen auch gestrichen, sondern<br />

auch die Hechte als schädliche Gäste, die den Strich aufzufressen pflegen, heraus zu<br />

fangen, und auch die Karpfen heraus zu nehmen, damit nicht etli-che darunter seyn mögen,<br />

welche den ersten Sommer nicht gestrichen, und erst den anderen Sommer den Samen<br />

gehen liessen, denn so würde der Strich und zweyjährige Same, unter e<strong>in</strong>ander gemengt,<br />

und man also zu ke<strong>in</strong>en richtigen Satze gelangt. Er soll fleissig Acht haben, daß nicht etwann<br />

Reusen oder Garnsäcke von diebischen Leuten <strong>in</strong> die Teiche, wo die Fische dem Wasser<br />

entgegen gehen, geleget, und also die Fische gestohlen werden, zu dem Ende nicht alle<strong>in</strong><br />

des Tages, sondern auch des Nachts, zumahl bey Mondensche<strong>in</strong> die Teiche fleißig visitieren,<br />

das Wasser <strong>in</strong> den Gräben <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em richtigen Gange zu erhalten suchen, damit es<br />

sich nicht verstopfe oder verseige; das Schilf und Rohr an denjenigen Orten, wo es zu stark<br />

stehet, daß den Fischen dadurch Schade geschiehet, und die Fischerei des Teiches nicht<br />

unternommen werden kan, durch Sensen oder auf andere Art aus den Teichen schaffen; im<br />

Herbst, wenn die Zeit, die Teiche zu fischen vorhanden, dieselben gar mählich ablas-sen,<br />

damit die Fische dem Wasser nachfolgen, und nicht <strong>in</strong> niedrigen Plätzen, <strong>in</strong> den Prudeln<br />

stehen bleiben, sondern dem Wasser nach fe<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Zug treten. Bey Ablassung der Teiche<br />

soll er die Ständer, oder die Zapfenlöcher fe<strong>in</strong> wohl verwahren, daß mit der Fluth ke<strong>in</strong> Fisch<br />

durchkomme, vernehmlich wenn unter dem abgelasse-nen Teiche, ke<strong>in</strong> Teich mehr<br />

vorhanden. Er soll W<strong>in</strong>terszeit die Teiche fleissig aufeisen lassen, und wenn <strong>in</strong> sehr großen<br />

Gefrösten viel Schnee auf das Eis fällt, alsobald die Zapfen an den Teichen ziehen, und das<br />

Wasser mit Macht auslauffen lassen, auch allenthalben Wuhnen bauen, damit das Wasser<br />

von dem Eise herab komme. Er muß Sorge tragen, wie den alten öde gelegenen Teichen zu<br />

helfen sey, und dahero das Wasser aus solchen ablas-sen, damit sie den W<strong>in</strong>ter recht<br />

ausfrieren können, <strong>in</strong>gleichen wenn sich an Gebäuden e<strong>in</strong> Fehler oder Wasser-mangel<br />

ereignet, den Damm und E<strong>in</strong>laß ausbessern, und das Wasser wieder von neuen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

leiten, nicht weni-ger der Teichfischerey beywohnen, und Acht haben, daß die Fische fe<strong>in</strong> alle<br />

10

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!