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Heft - Landwirtschaft in Sachsen - Freistaat Sachsen

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Fi@cherei hi]ori@ch erstellt von Matthias Pfeifer<br />

Streichkarpfen) etwa gute 4jährige Karpfen h<strong>in</strong>zugesetzt werden, damit sie ihnen zu W<strong>in</strong>ters<br />

das Lager präparieren, anweisen und machen.<br />

Karpfensamen, wie er zu erkennen, dass er gut und 3jährig sei:<br />

Erstens, wenn der Same e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Kopf hat und ihm die Augen fe<strong>in</strong> e<strong>in</strong> wenig draußen<br />

vor dem Kopfe liegen. Item er fe<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en dicken, breiten Bauch hat und ihm die Floßfeder<br />

[Flosse] nicht gelbe, bleich oder Totenfarbe se<strong>in</strong>, sondern fe<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>bar und zierlich oder<br />

glanzericht und weißlich und der ganze Leib mehr breit denn lang ist, so s<strong>in</strong>d sie recht und<br />

gewächsig.<br />

Vors andere, wenn man die Probe bekommt, müssen sie (wie solches die Fürstmeister<br />

nehmen) dreijährig se<strong>in</strong>: solches zu erfahren reißt [aufschneiden] man e<strong>in</strong>en oder zwei von<br />

der Probe, bef<strong>in</strong>det man nur, dass sie drei Jahre, so kaufe man sie sicherlich, dann da ist<br />

ke<strong>in</strong> Betrug und s<strong>in</strong>d richtig; wenn man nach 2. oder 3. Jahren fischen will, so soll man<br />

erstens nicht gar zuviel sondern wenig Wasser abführen oder laufen lassen. Danach etwas<br />

mehr und so fort nach Größe des Teiches und das darum, damit das Wasser von dem<br />

Ablasse gar sachte und gemach hernach folge, womit also der Fisch herunter und hernach<br />

kommen und nichts dah<strong>in</strong>ter <strong>in</strong> den Gruben stehen und liegen bleibe, sondern <strong>in</strong>sgesamt<br />

sich <strong>in</strong> den Teichgraben und ihren Lager versammelt.<br />

Noch da alle D<strong>in</strong>ge ihre Rast und Ruhe haben wollen, bis sie wieder zu Kräften kommen, wie<br />

man sagt quod caret alterna requie, durabile non est [was der abwechselnden Ruhe<br />

entbehrt, ist nicht dauerhaft], also wenn e<strong>in</strong> Teich 8 oder 10 Jahre voll Wasser gewesen, soll<br />

man ihn e<strong>in</strong> Jahr ruhen lassen. Jedoch kann man auch selbigen Jahres se<strong>in</strong>en Nutz davon<br />

haben, wenn man die ruhenden Teiche besät mit Gerste, Sommerkorn, Wicken oder zum<br />

wenigsten mit Hafer. Wenn nur das Getreide davon kommt, so pflügt man den Boden wieder<br />

um und sät Rüben dare<strong>in</strong>, wenn dieselbigen reif geworden s<strong>in</strong>d, nimmt man davon, soviel als<br />

e<strong>in</strong>em beliebt, die übrigen lässt man mit Kräutern und allem stehen. Der Teich wird wiederum<br />

angelassen und zu se<strong>in</strong>er Zeit mit guten Samen besetzt, so wird man mit Verwunderung<br />

sehen, wie fruchtbar er werden wird.<br />

Wer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Teich viele Hechte ziehen will, muss bedacht se<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> selbigem Teich viele<br />

Speisefische vorhanden s<strong>in</strong>d, oder täglich aus dem Fluss mit e<strong>in</strong>laufen, denn er ist e<strong>in</strong><br />

Raubfisch und hat sonst nichts zu fressen. S<strong>in</strong>temal nicht das Erdreich, wie anderer Fische<br />

ihre Nahrung, so tut er verputten und bleibt [kle<strong>in</strong>], wie er e<strong>in</strong>gesetzt worden ist. Und<br />

genauso ist es bei Forellen zu verstehen.<br />

Diese beide Arten, der Hecht und die Forelle, so sie ohne H<strong>in</strong>derung des Eises an den Rand<br />

gehen können, suchen sie die Ausflucht nahen Wassern entgegen, daher ist der Zapfen wie<br />

der E<strong>in</strong>gang des Wassers mit Zäunen [Horden] wohl zu verwahren und ihnen damit der Pass<br />

[Durchgang] zu verh<strong>in</strong>dern höchst nötig.<br />

Karpfenrezepte<br />

Die Zeit um Weihnachten und Sylvester ist die traditionelle Karpfenzeit und Fischliebhaber<br />

freuen sich alljährlich auf diesen Karpfenschmaus. Das ist bekanntermaßen schon seit vielen<br />

hundert Jahren so. Doch wie bereitete man damals Karpfen zu, waren es die gleichen<br />

Rezepte oder ist unser Geschmack im Laufe der Zeit anders geworden?<br />

Heute sollen e<strong>in</strong>ige Rezepte veröffentlicht werden, welche schon am Anfang des 18.<br />

Jahrhunderts bekannt waren. Sie stammen aus dem Universal-Lexikon von Johann He<strong>in</strong>rich<br />

Zedler von 1737. Die Wiedergabe erfolgt <strong>in</strong> der Orig<strong>in</strong>alschreibweise.<br />

Bei der Zubereitung wünsche ich viel Erfolg!<br />

Karpfen blau<br />

Wollet ihr den Karpfen trocken oder blau gesotten haben, so nehmet e<strong>in</strong>en Karpfen, reißet<br />

solchen, nehmet ihm das E<strong>in</strong>geweide heraus, thut die Galle von selbigen weg, machet so<br />

viel Stücke daraus, als euch beliebet, machet ihn sauber aus, und gießet e<strong>in</strong> wenig scharffen<br />

Eßig darüber. Wenn dieses geschehen, so setzet Wasser <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Keßel auf das Feuer,<br />

werffet e<strong>in</strong> paar Hände voll Saltz h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> und lasset es so sieden. So nun das Waßer im Sode<br />

(Kochen) ist, leget den Karpfen h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> und zwar also, daß zu erst die Köpfe unten, die<br />

Schuppen aber oben auf kommen, die andern Stücke leget also e<strong>in</strong>, daß die Schuppen sich<br />

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