Heft - Landwirtschaft in Sachsen - Freistaat Sachsen
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Fi@cherei hi]ori@ch erstellt von Matthias Pfeifer<br />
piberhoden (Bibergeil) oder se<strong>in</strong> nyeren und menschenblut (geme<strong>in</strong>t ist das von Aderlässen<br />
herrührende, aus den Badestuben leicht zu beschaffende Blut), und gerstenmel. und mach<br />
kügelen darauß, unnd nym der kügelen a<strong>in</strong>s und steck es an den angel oder p<strong>in</strong>d es <strong>in</strong> die<br />
reusen als du kanst.“ Oder: „Nim kicheren (Erbsen) und faulen schaffkes und schön grießmel<br />
und hönig unnd zerlaß es durche<strong>in</strong>ander und mach welgerle<strong>in</strong> darauß, zeuch die durch loeröl<br />
(Lorbeeröl) und stoß sy dann (an den Angel) als du kanst.“<br />
Die nächsten Werke, die sich mit der Angelfischerei beschäftigen s<strong>in</strong>d Gregor Mangolt´s<br />
Fischbuch, Zürich, ohne Jahresangabe (wahrsche<strong>in</strong>lich 1557), und Sigmund Feyerabendt´s<br />
Fischweyd, ohne besonderen Titel enthalten im zweiten Teil von se<strong>in</strong>em „New Jag unnd<br />
Weydwerck Buch“, Frankfurt a. M., 1582. Neben e<strong>in</strong>er Beschreibung von der Natur und den<br />
Eigenschaften der Fische enthält Mangoldt´s Fischbuch „...dreyßig neuwe und bewährte<br />
Rezepte...“. Die ersten drei s<strong>in</strong>d neu, die übrigen entsprechen <strong>in</strong> Reihenfolge und meist auch<br />
Wortlaut denen <strong>in</strong> den oben erwähnten <strong>Heft</strong>en. Bei Feyerabendt´s Fischweyd ist das<br />
Schöpfen aus der gleichen Quelle ebenso offensichtlich.<br />
Wie erfahren aus ihren Werken zunächst, „wie mit Netzen und Reusen gefischt wird“, und<br />
Zugnetz, Stellnetz, Senknetz, Wurfgarn, Korb-, B<strong>in</strong>sen- und Garnreusen werden dabei<br />
kenntlich beschrieben. Weiterh<strong>in</strong> erfährt man, wie mit Angeln, Haken und lebendigen Kalk<br />
(Betäubungsmittel) zu fischen ist. Die Angeln, heißt es da, werden auf dreierlei Weise<br />
gemacht. Erstlich e<strong>in</strong>fache eiserne oder stählerne (auch mess<strong>in</strong>gene) Häckle<strong>in</strong>, die<br />
jedermann kennt. Dann solche, die von drei oder vier Angeln zusammengebunden und<br />
Spaderni (ital.= Hechtangel) genannt werden. Die dritten Angeln s<strong>in</strong>d größer und haben viele<br />
Spitzen, und jede Spitze hat e<strong>in</strong>en Widerhaken wie die Angel, daß sie widerhalten mag, die<br />
macht man an e<strong>in</strong>e Stange. Mit den ersten fängt man Fische auf dreierlei Weise. Erstlich<br />
wenn man an die Angel e<strong>in</strong> lebendiges Fischle<strong>in</strong> querdert (ködert), so mag man damit allerlei<br />
Raubfische als Hecht und dergleichen fangen ... und das Strickle<strong>in</strong> soll dabei stark<br />
umwunden se<strong>in</strong> mit gewichtigen Faden oder mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en eisernen oder mess<strong>in</strong>genen<br />
Draht, daß es der Fisch nicht abbeiße... „Zum anderen wird der angel gebunden an e<strong>in</strong><br />
strickl<strong>in</strong> von weißen roßhaaren geflochten, unnd daran die speyß gesteckt, so von den<br />
vischen begert wird, daß der angel nit gesähen werde, und wirt mit e<strong>in</strong>em strickl<strong>in</strong> gebunden<br />
an e<strong>in</strong> subtyl gertl<strong>in</strong>, und also <strong>in</strong> die wasser geworffen, als es gar bekannt und mencklichem<br />
offenbar ist.“<br />
In dem Strickle<strong>in</strong> aus Roßhaaren, das mit e<strong>in</strong>em Strickle<strong>in</strong> an e<strong>in</strong>e leichte Gerte gebunden<br />
wird, kann man die ursprüngliche Form bzw. den Vorläufer des Vorfaches erkennen. Letztlich<br />
wird noch e<strong>in</strong>e Beschreibung gegeben, wie man <strong>in</strong> tiefen fließenden Wassern ohne Gerte mit<br />
bloßer bleibeschwerter Schnur angelt, dabei ist schon kurz die Rede vom Anhauen und<br />
Drillen, und schließlich wird auch noch die mit Krebsschwänzen und Regenwürmern<br />
beköderte Legangel besprochen.<br />
Wenn uns heute diese Angelmethoden auch primitiv vorkommen mögen, so müssen sie<br />
doch schon mit großer Perfektion und doch e<strong>in</strong>igermaßen Erfolg betrieben worden se<strong>in</strong>, da<br />
man das Angeln teilweise verbot bzw. e<strong>in</strong>schränkte. 1528 durfte auf Ammer und Rott<br />
(Bayern) nur mit schwebenden Federkielen, jedoch nicht auf Grund geangelt werden. Am<br />
Bodensee sagte man über das Angeln: „Ist der Fischerey auch schädlich und solte gänzlich<br />
verbotten seyn.“<br />
Berühmte Angelbücher dieser Zeit waren das „Erfurter Fischbüchle<strong>in</strong>“ und die „Tegernseer<br />
Fischereihandschrift“. Diese s<strong>in</strong>d ganz oder teilweise <strong>in</strong> die „Haushaltung <strong>in</strong> Vorwerken“<br />
übernommen worden, e<strong>in</strong> landwirtschaftliches Lehrbuch aus der Zeit des Kurfürsten August<br />
von <strong>Sachsen</strong>, welches 1569/70 erschien.<br />
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