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Heft - Landwirtschaft in Sachsen - Freistaat Sachsen

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Fi@cherei hi]ori@ch erstellt von Matthias Pfeifer<br />

Knorpels der Wirbelsäule, der Kiemen und Flossen entscheiden ja leicht im Zweifelsfällen, ob<br />

das fragliche Thier e<strong>in</strong> Wurm oder Fisch ist.<br />

Die im Meere jung gewordenen Aale ziehen im Frühjahr <strong>in</strong> großen Zügen die Flüsse h<strong>in</strong>auf<br />

und vertheilen sich nach allen Richtungen der Nebenflüsse. Nachdem sie e<strong>in</strong>ige Jahre im<br />

Süßwasser zugebracht haben, ziehen sie wieder dem Meeresgrunde zu. Diese<br />

Wanderungen hat man <strong>in</strong> allen großen Flüssen Europas mit Ausnahme der Donau (und der<br />

Flüse, welche <strong>in</strong> das schwarze Meer münden?) beobachtet. In Italien ist das benutzt, um<br />

e<strong>in</strong>e Aalzucht im Großen seit alten Zeiten zu betreiben; es s<strong>in</strong>d nämlich die Lagunen von<br />

Comachio durch Dämme <strong>in</strong> Teiche e<strong>in</strong>getheilt: Im Frühjahr werden die jungen Aale beim<br />

Aufsteigen e<strong>in</strong>gelassen, und nachdem sie mehrere Jahre <strong>in</strong> den Legungen verweilt, suchen<br />

dieselben wieder abwärts das Meer zu gew<strong>in</strong>nen, dann aber werden sie <strong>in</strong> Canäle gelockt,<br />

welche unterhalb Verschluß haben und nun immer mehr e<strong>in</strong>geengt, zuletzt mit Leichtigkeit<br />

gefangen. Wie bedeutend die Anzahl zuweilen se<strong>in</strong> kann, zeigt folgende Mittheilung v.<br />

Siebold´s: „Bei Pisa wurden anno 1667 während 7 Stunden 3 Millionen Pfd. Kle<strong>in</strong>e 1,5-5 Zoll<br />

lange, zwirnsfadendünne Aale gefangen. Die Fischchen werden dort <strong>in</strong> Pfannen wie<br />

Eierkuchen gebacken und ihre Züge s<strong>in</strong>d so dicht, daß man die Thierchen mit Sieben<br />

ausschöpft.“<br />

Bei Hamburg werden alljährlich im Vorsommer <strong>in</strong> der Elbe junge Aale <strong>in</strong> Menge beobachtet<br />

und die Matrosen beschäftigen sich wohl zur Unterhaltung damit, e<strong>in</strong>e Schnur mit Blut zu<br />

beschmieren und <strong>in</strong> die elbe zu senken, worauf an der bald <strong>in</strong> die Höhe gezogenen Schnur<br />

e<strong>in</strong>e Menge Aale sich fest gesogen haben. Folgende Beobachtung über diese Aalzüge,<br />

welche wörtlich v. Siebold´s Angaben nacherzählt wird, hat Dr. Ehlers berichtet:<br />

„Die Angaben, welche ich über e<strong>in</strong>e beobachtete Wanderung junger Aale geben kann,<br />

basiren auf e<strong>in</strong>er Beobachtung, die gleichzeitig mit mir von vielen Augenzeugen constatirt<br />

wurde. Schriftliche Aufzeichnungen wurden damals nicht gemacht, und kann ich leider über<br />

die Zeit und sonstige Verhältnisse ke<strong>in</strong>e so genaue Angaben machen, wie wünschenswerth<br />

wären. Die ganze Ersche<strong>in</strong>ung steht aber, da sie e<strong>in</strong>e so wunderbare war und beobachtet<br />

werden konnte, mir lebhaft vor der Seele. Es war vor ungefähr zehn Jahren, im Dorfe<br />

Dramhausen, Amts W<strong>in</strong>sen, im Königreich Hannover, als wir e<strong>in</strong>es Morgens Ende Juni oder<br />

Anfang Juli auf den dort unmittelbar an die Elbe stoßenden Deich tretend sahen, daß sich<br />

am ganzen Ufer entlang e<strong>in</strong> dunkler Streif fortbewegte. Wie für die Bewohner der dortigen<br />

Elbmarsch alles, was sich auf und <strong>in</strong> der Elbe ereignet, von Interesse ist, so zog auch die<br />

Ersche<strong>in</strong>ung sofort die Aufmerksamkeit auf sich, und es ergab sich, daß dieser dunkle Streif<br />

von e<strong>in</strong>er unzähligen Menge junger Aale gebildet wurde, die dicht ane<strong>in</strong>andergedrängt an<br />

der Oberfläche des Flusses stromaufwärts zogen und sich dabei stets so nahe und<br />

unmittelbar am Ufer hielten, daß sie alle Krümmungen und Ausbuchtungen desselben<br />

mitmachten. Die Breite dieses aus Fischen gebildeten Streifens mochte an der Stelle, wo er<br />

beobachtet wurde und wo die Elbe e<strong>in</strong>e bedeutende Tiefe hatte, etwa e<strong>in</strong>en Fuß breit se<strong>in</strong>,<br />

wie groß die Mächtigkeit desselben nach unten sei, wurde nicht beobachtet. So dicht<br />

gedrängt aber schwammen hier die jungen aale, daß man bei jedem Zuge, den man mit<br />

e<strong>in</strong>em Gefäße durchs Wasser that, e<strong>in</strong>e große Menge der Fische erhielt und diese für die<br />

Anwohner der Elbe <strong>in</strong>soweit lästig wurden, als sie, so lange der Zug der Fische dauerte, ke<strong>in</strong><br />

Wasser aus der Elbe schöpfen konnten, das nicht von den kle<strong>in</strong>en Fischen gefüllt war. Die<br />

Größe der e<strong>in</strong>zelnen jungen Aale betrug durchschnittlich 3-4 Zoll, die Dicke der Körper<br />

erreichte ungefähr die e<strong>in</strong>es Gänsekiels. Vere<strong>in</strong>zelt schwammen Aale von bedeutender<br />

Größe dazwischen, doch mochte wohl ke<strong>in</strong>er über 8 Zoll lang se<strong>in</strong>. Alle Thiere, auch die<br />

kle<strong>in</strong>sten, waren völlig dunkel gefärbt. Dieser wunderbare Zug der Fische dauerte<br />

ununterbrochen <strong>in</strong> gleicher Stärke den ganzen Tag h<strong>in</strong>durch, an dem er zuerst beobachtet<br />

wurde und setzte sich auch noch am folgenden fort. Am Morgen des dritten Tages war aber<br />

nirgends mehr e<strong>in</strong>er der jungen aale zu sehen. Auf me<strong>in</strong>e Nachfragen bei der dortigen<br />

Bevölkerung, ob dergleichen Züge häufiger vorkämen, wollte ke<strong>in</strong>er je e<strong>in</strong>en solchen<br />

gesehen haben.“<br />

Man hat behauptet, daß der Aal zur Nachtzeit die Erbsenfelder besuche, um Erbsen zu<br />

fressen. Das ist jedenfalls irrig, wohl aber ist es begründet, daß derselbe auf e<strong>in</strong>em feuchten<br />

Wiesengrunde sich fortschlängelt, um Frösche, Schnecken und Insekten zu haschen. Da<br />

mag es denn vorkommen, daß er <strong>in</strong> die schattigen Erbsen- und Kleefelder geräth, wenn<br />

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