15.11.2012 Aufrufe

Heft - Landwirtschaft in Sachsen - Freistaat Sachsen

Heft - Landwirtschaft in Sachsen - Freistaat Sachsen

Heft - Landwirtschaft in Sachsen - Freistaat Sachsen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Fi@cherei hi]ori@ch erstellt von Matthias Pfeifer<br />

diente dieser nie als Ges<strong>in</strong>despeise. Das Ges<strong>in</strong>de bekam nur an den hohen Feiertagen im<br />

Jahr etwas Fleisch, geschweige denn e<strong>in</strong>en wertmäßig weit über den Fleischpreisen<br />

liegenden Lachs. Außerdem waren die Lachsmengen nicht so, daß sie nicht auf dem Markt<br />

absetzbar waren. Mit der Weigerung des Ges<strong>in</strong>des ist es ebenfalls so e<strong>in</strong>e Sache. Diese<br />

Behauptungen, von denen nicht ganz klar ist, wann sie <strong>in</strong> Umlauf gesetzt wurden, sollten<br />

vielleicht den großen Lachsreichtum früherer Zeiten wiederspiegeln, mit der Wahrheit haben<br />

sie jedenfalls nichts zu tun.<br />

Über die Fangmengen existieren h<strong>in</strong>reichend genaue Zahlen, da zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den<br />

Amtsfischereien genau Buch geführt wurde. So wurden 1642 an der Mulde, oberhalb der<br />

E<strong>in</strong>mündung <strong>in</strong> die Elbe (Lachsfang bei Dessau) <strong>in</strong>sgesamt 4904 Lachse gefangen.<br />

Darüberh<strong>in</strong>aus gab es oberhalb von Dessau noch weitere 8 Lachsfänge. Auch im Lachsbach<br />

gab es e<strong>in</strong>en derartigen Lachsfang. Laut Aufzeichnungen wurden 1552 dort 109 Lachse<br />

gefangen. Das Amt Hohnste<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Sächsischen Schweiz war für den Lachsbach mit der<br />

Polenz und der Sebnitz zuständig. Dort beliefen sich die Fänge im Zeitraum 1671-1679 auf<br />

921 Lachse mit e<strong>in</strong>er Gesamtfangmasse von 3790 kg. Der Fang war schon immer<br />

jahresbed<strong>in</strong>gten Schwankungen ausgesetzt. Im oben genannten Zeitraum schwankte er <strong>in</strong><br />

den letzten beiden Flüssen zwischen 31 und 202 Stück gefischten Lachsen pro Jahr. Die<br />

durchschnittliche Stückmasse betrug über 8,8 Pfund (4,1 kg).<br />

Lachswehre waren relativ aufwendige Bauwerke und konnten nur <strong>in</strong> Flüssen mit nicht allzu<br />

großen Wassertiefen und –breiten gebaut werden. Oft wurden sie bei Eisfahrt zerstört und<br />

mußten wieder repariert bzw. erneuert werden. In diesen Lachsfängen wurden die Lachse<br />

beim Überspr<strong>in</strong>gen mit Netzen gefangen. E<strong>in</strong>e anschauliche Schilderung über diese<br />

Fangmethode im Lachsbach liefert uns GÖTZINGER (1804):<br />

Den Namen der Lachsbach hat er von dem Lachsfange erhalten, welcher nicht weit unter<br />

dieser Vere<strong>in</strong>igung angelegt ist. In diesem Fange werden die Lachse, welche <strong>in</strong> großer<br />

Anzahl aus der Elbe <strong>in</strong> diese Bäche herauf treten und oft die höchsten Wehre überspr<strong>in</strong>gen,<br />

auf folgende Art gefangen. Das hier angelegte hohe Wehr ist oben, wo sich das Wa[er<br />

herabstürzt, mit sehr vielen schief herabstehenden sehr spitzigen und langen Hölzern<br />

besetzt, damit die Lachse, wenn sie hier überspr<strong>in</strong>gen wollen, an diese Hölzer an- und<br />

wieder <strong>in</strong>s Wa[er zurückprallen. Am Wehre steht e<strong>in</strong> Häuschen, durch welches e<strong>in</strong> Theil des<br />

Baches läuft, und an dem das Wehr unbewaffnet ist. Sieht nun der Lachs, daß er nicht über<br />

das Wehr spr<strong>in</strong>gen kann, so versucht er den Sprung hier, wo ke<strong>in</strong>e spitzigen Hölzer ihn<br />

h<strong>in</strong>dern. Hier gel<strong>in</strong>gt es ihm freilich, aber er ist auch sogleich gefangen. E<strong>in</strong> Fischer, der wie<br />

der Vogelsteller auf dem Vogelheerde hier beständig auf der Lauer steht, hört kaum den<br />

Lachs here<strong>in</strong>spr<strong>in</strong>gen, der hier nun nicht weiter fort kann, so fängt er ihn sogleich und br<strong>in</strong>gt<br />

ihn <strong>in</strong> die Hälter. Jedoch gel<strong>in</strong>gt es doch zuweilen e<strong>in</strong>em starken Lachse, das Wehr samt den<br />

Hölzern zu überspr<strong>in</strong>gen. Aber e<strong>in</strong> solcher Ausrei[er entgeht der Aufmerksamkeit der Fischer<br />

selten. Er wird mit Netzen gefangen, oder mit großen Gabeln ausgestochen. Diejenigen<br />

aber, welche schneller s<strong>in</strong>d, als die Fischer, gehen zuweilen bis Hohnste<strong>in</strong> und gegen<br />

Sebnitz h<strong>in</strong>auf, wo sie abstreichen und den Saamen zu Lachskunzen <strong>in</strong> großer Menge<br />

absetzen. Die Fischerei ist, so weit sie königlich ist, e<strong>in</strong>em besondern Amtsfischer<br />

verpachtet.<br />

E<strong>in</strong> großer Teil der <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> gefangenen Lachse stammt auch aus dem Elbestrom und<br />

wurde seit ältester Zeit von den Fischer<strong>in</strong>nungen an geeigneten Uferstellen, auf den so<br />

genannten Lachszügen gefischt. Derartige Fangplätze befanden sich fast ausschließlich am<br />

rechten Elbufer zwischen Strehla und Dresden. Anthropogene E<strong>in</strong>flüsse, <strong>in</strong>sbesondere die<br />

Errichtung von Querbauwerken <strong>in</strong> den Elbzuflüssen und die zunehmende<br />

Gewässerverschmutzung verursachten ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch den<br />

Niedergang der Elblachsbestände. Fischereiwissenschaftler bezifferten die sächsischen<br />

Lachsfänge <strong>in</strong> den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nur noch auf ca. 150<br />

Stück/Jahr.<br />

Aufgrund der zurückgegangenen Zahl der Elblachse <strong>in</strong>itierte der Sächsische Fischereivere<strong>in</strong><br />

um 1885 Maßnahmen zur Förderung der Lachsbestände. Zusammen mit den<br />

Fischer<strong>in</strong>nungen wurden Lachsbeobachtungsstationen e<strong>in</strong>gerichtet und fischereibiologische<br />

Untersuchungen durchgeführt. Untersuchungsgegenstand waren beispielsweise das<br />

26

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!