Heft - Landwirtschaft in Sachsen - Freistaat Sachsen
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Fi@cherei hi]ori@ch erstellt von Matthias Pfeifer<br />
Nachfrage übersteigt gewöhnlich das Angebot. Selbst bei offiziellen D<strong>in</strong>ers wird vielfach die<br />
Bisamratte als Hauptgericht geschätzt. Lantz selbst lobt gleichfalls den Geschmack des<br />
Fleisches; er me<strong>in</strong>t, ungünstige Urteile darüber seien meist zurückzuführen auf ger<strong>in</strong>ge<br />
Sorgfalt bei der Zubereitung oder auf Nachlässigkeiten beim Abbalgen des Tieres. Bei<br />
richtigem Verfahren darf die Haarseite des Pelzes nicht mit dem Fleisch <strong>in</strong> Berührung<br />
kommen und müssen die Zibetdrüsen mit dem Fell zusammen entfernt werden. Im W<strong>in</strong>ter –<br />
der eigentlichen Bisamrattensaison <strong>in</strong> Amerika, da im Sommer Schonzeit herrscht – ist der<br />
Geruch wenig aufdr<strong>in</strong>glich und kann leicht mit Waschen des Fleisches entfernt werden.“<br />
Der Beitrag schließt mit: „Diejenigen Leser, welche Gelegenheit dazu haben, würden sich im<br />
allgeme<strong>in</strong>en Interesse verdient machen, wenn sie selbst Versuche mit der Zubereitung von<br />
Bisamrattenspeisen anstellen und eventuell über ihre Erfahrungen <strong>in</strong> der Zeitung berichten<br />
wollten.“<br />
Über den Lachs <strong>in</strong> Böhmen und Meißen im 16. Jahrhundert<br />
Bereits zum zweiten mal nach sehr vielen Jahren kommen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> wieder Lachse zum<br />
Laichen <strong>in</strong> den Lachsbach. Aus Zeiten <strong>in</strong> denen der Lachs e<strong>in</strong> regelmäßiger Bewohner der<br />
Flüsse war, stammt die heutige Beschreibung dieses Fisches. Verfasst hat sie der<br />
böhmische Gelehrte Dr. Georg Handsch von Limus (1529–1578). In se<strong>in</strong>er Abhandlung „Die<br />
Elbefischerei <strong>in</strong> Böhmen und Meißen“ lesen wir zum Lachs folgendes:<br />
Er ist der fe<strong>in</strong>ste, edelste und angenehmste unter allen Fischen, die <strong>in</strong> Flüssen oder <strong>in</strong><br />
Meeren leben. Denn während alle größeren Fische zähes und fettes Fleisch haben, ist der<br />
Lachs der e<strong>in</strong>zige der großen Fische, der e<strong>in</strong> weiches und zartes Fleisch von<br />
ausgezeichnetem Geschmacke besitzt.<br />
Er lebt sowohl im Meere, als auch <strong>in</strong> den Flüssen. Doch schlüpft er nur im Meere aus und <strong>in</strong><br />
die Flüsse kommen nur diejenigen Exemplare here<strong>in</strong>, die im Meere bereits abgelaicht haben.<br />
Daher ist es ke<strong>in</strong> Wunder, daß die Griechen diesen Fisch nicht kannten und daß es ke<strong>in</strong>en<br />
griechischen Ausdruck für ihn gibt, da ja die alten Griechen niemals <strong>in</strong> den Ozean<br />
vorgedrungen s<strong>in</strong>d.<br />
Im Frühl<strong>in</strong>ge zieht er sich aus dem Meere zurück, <strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> den Rhe<strong>in</strong>, <strong>in</strong> Frankreich<br />
<strong>in</strong> die Loire und <strong>in</strong> die Se<strong>in</strong>e, <strong>in</strong> England <strong>in</strong> die Themse, <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> und Böhmen <strong>in</strong> die Elbe.<br />
Es liegt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Natur, daß er immer gegen den Strom schwimmt, beim Schwimmen große<br />
Wellen erzeugt und dabei oft fußhoch über das Wasser emporspr<strong>in</strong>gt. Deshalb sche<strong>in</strong>t er<br />
auch im Late<strong>in</strong>ischen „salmo“ (Salm) von saltare (spr<strong>in</strong>gen) genannt zu werden. Im<br />
süßwasser wird er fett und se<strong>in</strong> Geschmack wird, wenn alle salzigen säfte entfernt worden<br />
s<strong>in</strong>d, süß und angenehm. Das ist um so mehr der Fall, je weiter er vom Meere entfernt ist.<br />
Denn Bewegung macht das Fleisch aller Tiere wohlschmeckender und gesünder.<br />
Er kehrt nie wieder <strong>in</strong>s Meer zurück, wie die böhmischen Fischer me<strong>in</strong>en. Sie glauben auch,<br />
daß der Lachs <strong>in</strong> den Flüssen niemals laicht, sondern nur im Meere – man nennt das<br />
„Streicheln“ – und daß er sich erst dann <strong>in</strong> die Flüsse zurückziehe, denn es sei nicht möglich,<br />
daß er mit geschwollenem und schwangerem Leibe solange gegen den Strom ankämpfen<br />
und so hoch über das Wasser emporspr<strong>in</strong>gen könne, dann aber auch deshalb, weil man<br />
niemals im Flusse e<strong>in</strong>en jungen Lachs gesehen habe. Man f<strong>in</strong>det zwar e<strong>in</strong>e Gattung von<br />
Fischen, die nicht größer s<strong>in</strong>d als e<strong>in</strong> Zoll, die wegen e<strong>in</strong>er gewissen Ähnlichkeit mit den<br />
Lachsen „Lachskünczle“ genannt werden. Doch ist das e<strong>in</strong>e ganz eigenen Art von Fischen,<br />
wie die kle<strong>in</strong>en Fischchen, die sie „Lachsforen“ nennen.<br />
Dagegen behaupten andere Fischer am Rhe<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland und ebenso <strong>in</strong> England und<br />
Frankreich, die, wie ihre Schriften gelehrt haben, mit aller Erfahrung ausgerüstet s<strong>in</strong>d, der<br />
Lachs laiche auch <strong>in</strong> den Flüssen, nur daß die kle<strong>in</strong>en Lachse <strong>in</strong> den Flüssen nicht die<br />
richtige Größe erreichten, weil sie sich nicht <strong>in</strong> dem ihnen angemessenen und natürlichen<br />
Wasser befänden, weshalb sie von der natur geführt <strong>in</strong>s Meer h<strong>in</strong>unterschwämmen und dort<br />
bald zu richtigen Lachsen heranwüchsen. Diejenigen aber, die sich verirrten und <strong>in</strong> andere<br />
Gewässer gelangten, diese würden eben nicht größer und aus ihnen würden niemals<br />
ordentliche Lachse. Deshalb glaube auch ich, daß jene Fischchen, die man Lachskünczle<br />
nennt, den Nachwuchs der Lachse darsteelle, denn wenn sie verschiedener Natur wären, so<br />
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