Heft - Landwirtschaft in Sachsen - Freistaat Sachsen
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Fi@cherei hi]ori@ch erstellt von Matthias Pfeifer<br />
Über den Schlammgesschmack der Fische<br />
Der Herbst ist die Zeit des Teichfischens. Karpfen, Schleien, Hechte, Welse und andere<br />
Fische kommen <strong>in</strong> die Fischhälter, um vornehmlich zu Weihnachten und zu Sylvester als<br />
beliebter Gaumenschmauß verspeist zu werden. Leider kann es immer wieder vorkommen,<br />
daß diese Freude durch e<strong>in</strong>en schlammigen Beigeschmack bee<strong>in</strong>trächtigt wird,<br />
hauptsächlich dann, wenn Fische direkt aus dem Teich nach der Abfischung <strong>in</strong> den Kochtopf<br />
wandern. Was unsere Urgroßväter zu diesem Problem zu sagen hatten, soll <strong>in</strong> den<br />
folgenden zwei Artikeln wiedergegeben werden. Beide, besonders letzterer, gelten noch<br />
heute.<br />
Fischerei-Zeitung. Bd. 14 (1911). Nr. 3, S. 37<br />
Zu der Mitteilung „Der Schlammgeschmack bei Süßwasserfischen“ <strong>in</strong> Nr. 52 der Neudammer<br />
„Fischerei -Zeitung“ vom 24. Dezember 1910. Wie entfernt davon, <strong>in</strong> die Forschungen und<br />
Beobachtungen e<strong>in</strong>es Prof. Zuntz oder e<strong>in</strong>es Dr. Léger irgend welchen Zweifel setzen zu<br />
wollen und gern bestätigend, daß jeder erfahrene Fischzüchter und Fischhändler es sehr gut<br />
weiß, wie der Fisch aus Teichen mit übelriechendem, modrigem Schlamme durch längeres<br />
E<strong>in</strong>setzen <strong>in</strong> womöglich fließendes re<strong>in</strong>es Wasser gere<strong>in</strong>igt und deshalb <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Geschmacke auch besser werden kann, möchte ich hier noch auf e<strong>in</strong>en Umstand<br />
aufmerksam machen, welcher namentlich für jüngere, noch unerfahrene Hausfrauen<br />
vielleicht e<strong>in</strong>en Wert haben könnte, nachdem sie den guten, re<strong>in</strong>en Geschmack der von<br />
ihnen zubereiteten Fische doch anstreben, ja für den guten Geschmack ihrer Fischgerichte<br />
gewissermaßen doch verantwortlich s<strong>in</strong>d. Wenn nämlich Fische aus schlechtem,<br />
unsauberem Teiche stammend, ohne vorher durch längeres E<strong>in</strong>setzen <strong>in</strong> re<strong>in</strong>es, fließendes<br />
Wasser gere<strong>in</strong>igt worden zu se<strong>in</strong> oder aber so genannte „stumpfe“, d.h. matte, nicht mehr gut<br />
lebende Fische wie man sie oft auf dem Markte billiger zu kaufen bekommt, geschlachtet und<br />
gleich zubereitet werden, dann bleiben sehr oft, man könnte sogar sagen immer, noch<br />
Partikelchen des übelriechenden Schlammes <strong>in</strong> den Kiemen sitzen und verderben beim<br />
Kochen den Geschmack des ganzen Fisches, weil sich durch das Kochen der Schlamm nur<br />
noch mehr auflöst und sich se<strong>in</strong> übler Geschmack und Geruch dem ganzen Fleische mitteilt,<br />
und ist man durch Zusetzen von Gewürzen, wie es das übliche Wurzelwerk,<br />
Petersilienwurzel, Zwiebel und Sellerie ist, ja sogar von dem doch noch schärferen Paprika,<br />
nicht imstande, den schlechten Schlammgeschmack völlig zu beseitigen respektive zu<br />
überdecken. Aus diesem Grunde ist es durchaus erforderlich, solchen oben bezeichneten<br />
Fischen, natürlich nachdem sie vorher getötet worden s<strong>in</strong>d, die ganzen Kiemen sorgfältig vor<br />
dem Kochen auszuschneiden, was ja ke<strong>in</strong>e große Mühe macht und nur etwas Sauberkeit<br />
verlangt. - Aus denselben Gründen halte ich namentlich bei solchen matten Fischen e<strong>in</strong><br />
sorgfältiges Abschuppen der Fische für unbed<strong>in</strong>gt notwendig, e<strong>in</strong> Verfahren, welches <strong>in</strong><br />
manchen Ländern, wie Osterreich, Bayern usw., für selbstverständlich gilt, aber namentlich<br />
<strong>in</strong> Norddeutschland von Gorumands verpönt wird, weil ihnen durch das Abschuppen<br />
angeblich viel Fett und e<strong>in</strong> besonderer Geschmack des Fisches verloren geht. - Aus me<strong>in</strong>er<br />
eigenen Praxis kann ich anführen, daß bei größeren Fischereien, bei welchen es üblich ist,<br />
den Gästen e<strong>in</strong>en sogenannten Suppenfisch vorzusetzen, Fische, direkt aus dem Teiche<br />
während des Abfischens entnommen, nach sorgfältigem Entfernen der Kiemen und<br />
Schuppen nie schlecht geschmeckt, sondern immer die Anerkennung e<strong>in</strong>es guten und re<strong>in</strong>en<br />
Fischgeschmackes erworben haben.<br />
Bielitz, Weihnachten 1910<br />
Adolf Gasch<br />
Allgem. Fischerei-Zeitung. XXXVI Jg. (1911). Nr. 20, S. 440-441<br />
Woher kommt der Schlammgeschmack der Fische? Es ist e<strong>in</strong>e bekannte Tatsache, daß <strong>in</strong><br />
manchen Gewässern besonders die am Grunde lebenden Fische, wie Karpfen, Schleien<br />
u.a., e<strong>in</strong>en typischen Schlammgeschmack annehmen. Vom Karpfen sagt man dann, er<br />
„möselt“. Bisher war man der Me<strong>in</strong>ung, daß bisher unangenehme moderige Geschmack von<br />
den am Grunde der Gewässer sich zersetzenden und faulenden organischen Substanzen<br />
herrühre, welche die Grundfische mit ihrer Nahrung aufnehmen. Man hat auch behauptet,<br />
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