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Zur Lebenssituation von Asylbewerbe

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Wissenschaft zu unterscheiden. Dies kann zu Mißtrauen führen. Des<br />

weiteren kann in dem Interviewer eine Person gesehen werden, die<br />

einflußreicher ist als man selber. In diesem Fall scheint es angebracht,<br />

für den Asylsuchenden in seiner Situation, sich den vermeintlichen<br />

Einfluß zu Nutze zu machen. In beiden Fällen kann es darauf<br />

hinauslaufen, daß der Interviewte etwas erzählt, <strong>von</strong> dem er glaubt, es<br />

würde sein Asylverfahren positiv beeinflussen. 128<br />

Vertrauensbildende Interviewführung<br />

Bei der Datenerhebung muß der Interviewer da<strong>von</strong> ausgehen, daß er<br />

es mit Menschen zu tun hat, deren basales Selbst- und Weltverständnis<br />

tief erschüttert ist. Oftmals fehlt ihnen jegliches Sicherheitsgefühl und<br />

damit die Voraussetzung, sich spontan und offen mitzuteilen. Somit<br />

bilden vertrauensbildende Maßnahmen ein wichtiges Anliegen. Dazu<br />

gehört innerhalb des Interviews eine klare Strukturierung, eine<br />

Beschreibung der Ziele und des Ablaufes, an welcher sich der<br />

Interviewte orientieren kann. Der Interviewte darf zu nichts gedrängt<br />

werden, er entscheidet, was er sagt und was nicht. Offene Fragen<br />

wirken vertrauensbildend. Sie behandeln den Interviewten als Autorität.<br />

Das beinhaltet für ihn auch die Möglichkeit, indiskrete Fragen<br />

unbeantwortet zu lassen. Nimmt der Interviewer eine parteiliche<br />

Haltung an, wirkt dies auch Sicherheit vermittelnd. Beispiele hierfür sind<br />

die Anerkennung des Opferstatus, ohne Heroisierung des Überlebens,<br />

und die Akzeptanz des Selbst- und Weltverständnis des Interviewten.<br />

Darüber hinaus muß der Interviewer die Grenzen seiner Einfühlung und<br />

seines Verständnis anerkennen und realisieren, daß er mit Menschen<br />

arbeitet, die eine andere Lebenswelt haben, und er sie deshalb nur<br />

bedingt verstehen kann. 129<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Wenn der Interviewer die Kultur der zu interviewenden Personen nicht<br />

kennt und berücksichtigt, neigt er dazu, Reaktionen und Situationen<br />

128 Haubl, 2003, S. 66f.<br />

129 Haubl, 2003, S. 67f.<br />

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