Zur Lebenssituation von Asylbewerbe
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„C hat zu ihr gesagt, daß sie viele Probleme macht und nicht auf ihre<br />
Kinder aufpassen würde. Keiner sei verantwortlich für die Kinder außer<br />
sie selbst. Daraufhin erwiderte Frau X, wenn die Kinder im<br />
Kindergarten seien, daß es dort zwei Erzieherinnen gäbe, wie könne<br />
sie denn verantwortlich sein. C erwiderte, Frau X sei dann trotzdem<br />
verantwortlich, sie solle sich um ihre Kinder kümmern, auch wenn<br />
diese im Kindergarten sind." (710 A, Int. 1)<br />
Frau X widersetzte sich der Fremdbestimmung:<br />
„Weil sie nicht mit in den Kindergarten geht, denken sie, sie fühlt sich<br />
nicht verantwortlich für ihre Kinder. Sie sagt, wenn sie dafür<br />
verantwortlich sein soll, mit ihren Kindern zu spielen, dann spielt sie<br />
zuhause.“(795 B, Int. 1)<br />
Die Machtausübung durch das „Lagersystem“ äußert sich weiterhin<br />
durch das potenzierte Empfinden <strong>von</strong> Zwang. Frau X erlebte dies im<br />
Bezug auf die Probleme, die sie mit dem Kindergarten hat. Sie fühlt sich<br />
durch das System und explizit als Person zu etwas gezwungen.<br />
„Die anderen Mütter sind auch nicht dabei, nur <strong>von</strong> ihr wurde dies<br />
verlangt, die Tochter der Nachbarin steht auf, ohne sich zu waschen<br />
und läuft zum Kindergarten, die Mutter bleibt lieber zuhause. Sie<br />
bereitet ihr Kind nicht mal vor.“ (812 B, Int. 1)<br />
Darüber hinaus ist Frau X der Meinung, daß sie in der LASt um alles<br />
kämpfen muß.<br />
„Wenn sie sich beschwert, gibt es manchmal etwas mehr.“ (660 A, Int.<br />
1)<br />
Mißtrauen<br />
Das Mißtrauen der <strong>Asylbewerbe</strong>r gegenüber den Angestellten der LASt<br />
zeigt sich in drei verschiedenen Bereichen, Mißtrauen gegenüber dem<br />
Personal, gegenüber dem medizinischen Personal und gegenüber dem<br />
Arzt, der zweimal wöchentlich in der LASt eine Sprechstunde abhält.<br />
Frau X berichtet über folgende Erfahrung mit dem Personal:<br />
„Nach der Verhandlung wurde sie zu C gerufen und wurde <strong>von</strong> ihm/ihr<br />
gefragt, wie es gelaufen sei. Frau X log sie an und sagte, es sei gut<br />
gelaufen. Sie hat das Gefühl, zu C nicht vertaut zu sein, sie denkt C<br />
arbeitet gegen sie, und dadurch hat sie kein Vertauen, aus dem Grund<br />
hat sie gelogen. Sie sagt, sie sei 35 Jahre und sie kann erkennen, wer<br />
ihr helfen will und wer nicht.“ (945 B, Int. 1)<br />
Familie K spricht <strong>von</strong> ihren Erfahrungen mit dem medizinischen<br />
Personal und mit dem Arzt:<br />
„Das ist dort eine merkwürdige Sache. Für viele tausend verschiedene<br />
Krankheiten geben sie immer nur dieselbe Tablette dort. Anhand<br />
dessen kann man ja selbst schätzen, ob es gut oder schlecht ist. Wenn<br />
man einen Blutdruck <strong>von</strong> 150 hat, sagen sie, es sei ein ganz normaler<br />
Blutdruck. Erst, wenn man ohnmächtig wird, glauben sie einem, daß<br />
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