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TECHNIK Turbolader
PRÄVENTIV TAUSCHEN
Turbolader arbeiten lange zuverlässig und erfordern
beim Service kaum Aufmerksamkeit. Doch
es kann sich durchaus lohnen, den Lader prophylaktisch
zu tauschen. Etwa um unnötige Kosten
und teure Standzeiten durch einen Ladertotalschaden
zu vermeiden.
VON KLAUS KUSS
Der Abgasturbolader ist eine Schlüsseltechnologie, wenn es darum geht,
die Effizienz von Nutzfahrzeugmotoren zu steigern. Bei Transportern,
Bussen und schweren Nutzfahrzeugen setzen die Motorenentwickler
– nicht zuletzt wegen der strengen Abgasgesetze und dem Wunsch
der Kunden nach einem geringem Kraftstoffverbrauch – daher immer
häufiger einen Turbolader ein. „Das bedeutet ein enormes Servicepotenzial
für die Werkstätten und den Teilehandel“, sagt Ferdinand Ücker,
Geschäftsführer beim Turboladerspezialisten BTS im Weilheim.
KEIN TYPISCHES VERSCHLEISSTEIL, ABER ...
Turbolader von Nutzfahrzeugen müssen Höchstleistungen vollbringen.
„Nicht selten erreichen die Turbinen Drehzahlen von bis zu 130.000/min.
Für die Turbinenschaufeln bedeutet dies Überschallgeschwindigkeit“, berichtet
Michael Waldmann, Turboladerexperte bei BTS. Bedingt durch die
hohen physischen Kräfte, denen ein Turbolader ausgesetzt ist, seien trotz
bester Materialqualität mechanische Schäden nicht gänzlich ausgeschlossen.
Laut Waldmann gibt es drei Hauptursachen für den Ausfall eines Turboladers:
eine unzureichende Ölqualität, die mangelhafte Schmierung
der Lagerstellen sowie Fremdkörper, die ins System gelangen und den
Verdichter oder der Turbine zerstören können. Darüber hinaus gibt
noch einen weiteren Aspekt, den man nicht unterschätzen sollte – und
der das Geschäft mit Turboladern interessant macht: „Obschon der Turbolader
kein typisches Verschleißteil ist, kommt es vor, dass ein Lader
vorzeitig „stirbt“, weiß Waldmann. Um dies zu verhindern, raten die
Weilheimer Turboexperten zum präventiven Turbotausch.
PROPHYLAKTISCHER TURBOLADERTAUSCH SPART GELD UND ÄRGER
Dass es sich dabei nicht um „reine Geschäftemacherei“ handelt, hat
der NKW-PARTNER im Gespräch mit Andreas Möller, Leiter des Nfz-
Servicezentrums bei Motoren Bauer in Weilheim, erfahren: Um einen
außerplanmäßigen Fahrzeugausfall aufgrund eines Turboladerschadens
zu vermeiden, rät auch Möller aufgrund seiner Erfahrungen zu einem
Präventivtausch. „Damit lassen sich ungeplante Werkstattaufenthalte
und unnötig lange Ausfallzeiten vermeiden. Zudem ist ein prophylaktischer
Tausch des Turboladers deutlich günstiger, als eine Reparatur
nach einem Laderschaden“, berichtet der Nutzfahrzeugexperte. Im Extremfall
könne ein Turboladerdefekt sogar einen kapitalen Motorschaden
verursachen. Nach den Erfahrungen von Möller liegt die ideale
Laufleistung, um den Turbo zu wechseln, bei maximal 360.000 Kilometern,
wobei es dem Experten zufolge seitens der Fahrzeughersteller dazu
keine konkreten Zahlen gibt. Doch als Nutzfahrzeugspezialist und Servicepartner,
unter anderem für Evobus, Irisbus, Iveco, MAN, Mercedes-
Benz Busse, Neoplan, Setra, Solaris, Temsa und Volvo Trucks sowie als
Betreuer von 53 Bussen der Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO),
verfügt Motoren Bauer über eine langjährige Erfahrung auf diesem Gebiet.
Insbesondere bei Stadtbussen sowie im Kurzstrecken- und Baustellenverkehr
fahrenden Lkw sei der Turbolader aufgrund der ständigen
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Vorbeugen ist besser: Der prophylaktische
Wechsel eines Turboladers schlägt nur mit
rund 30 Prozent der Kosten zu Buche, die eine
Reparatur aufgrund eines Turboladerschadens
– etwa wegen eines gebrochenen Verdichterrades
– verschlingt. Die Nfz-Spezialisten
von Motoren Bauer in Weilheim empfehlen
einen Präventivtausch nach rund 360.000
Kilometern – vor allem bei Stadtbussen und
Baustellenfahrzeugen.
(Foto: Kuss)
Abbrems- und Anfahrmanöver in höchstem Grade beansprucht. Im Extremfall
könne es zum Bruch der Laderschaufeln oder gar dem Bersten
des Verdichterrads kommen (siehe Bild oben). „Gelangen diese Bruchstücke
ins Ladeluftsystem oder den Abgastrakt, sind teure Reparaturen
programmiert. Ein präventiver Turbotausch schlägt jedoch nur mit rund
30 Prozent der Kosten zu Buche, die für die Reparatur eines „normalen“
Turboladerschadens anfallen. Ganz zu schweigen von den Kosten, die
bei einem Motorschaden anfallen“, erklärt Möller. Als Beleg hierfür legt
der Nutzfahrzeugexperte eine aktuelle Vergleichsrechnung „Präventiver
Turbotausch vs. Turboladerschaden“ vor (siehe unten). ◀
www.motoren-bauer.de, www.bts-turbo.de
Prophylaktischer Austausch des Turboladers nach 360.000 km (ohne Schaden)
Turbolader aus- und einbauen 20 AW
Fahrerhaus auf- und abkippen 2 AW
Geräuschschürze am Rahmen rechts oben aus- und einbauen 3 AW
Motorölwechsel mit Filter 6 AW
AW gesamt 31 AW
Stück Bezeichnung
1 Motorölfiltereinsatz mit Dichtring 14,15 €
42,5 l Motoröl 223,55 €
1 Turbolader 1.497,00 €
Ersatzteile gesamt 1.734,70 €
Austausch des Turboladers im Schadensfall (Fremdkörperschaden, Verschleiß)
Turbolader aus- und einbauen 20 AW
Fahrerhaus auf- und abkippen 2 AW
Geräuschschürze am Rahmen rechts oben aus- und einbauen 3 AW
Motorölwechsel mit Filter 6 AW
Kühlmittelkühler mit Ladeluftkühler aus- und einbauen 52 AW
Ladeluftkühler umbauen 3 AW
Kühlwasser ablassen und auffüllen 6 AW
Zylinderkopf Luftpresser aus- und einbauen, prüfen 11 AW
Geräuschschürze Rahmen links oben aus- und einbauen 3 AW
Lamellenventil Luftpresser instand setzen (Zylinderkopf ausgebaut) 5 AW
Luftfiltereinsatz erneuern 3 AW
Lufttrockner prüfen 4 AW
Lufttrockner aus- und einbauen, erneuern 15 AW
AW gesamt 133 AW
Stück Bezeichnung
1 Luftfiltereinsatz 76,00 €
1 Luftpresserzylinderkopf (Zusammenbau, 2 Stück) 409,00 €
1 Teilesatz für Luftpresser 466,00 €
1 Motorölfiltereinsatz mit Dichtring 14,15 €
42,5 l Motoröl 223,55 €
1 Ladeluftkühler 585,00 €
1 Lufttrockner beheizt 12,5 bar 471,50 €
1 Turbolader 1.497,00 €
Ersatzteile gesamt 3.742,20 €
Quelle: BTS, Stand Februar 2012