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NKW-MARKT AUSTRIA<br />
ZUKUNFT GÜTERVERKEHR<br />
Riesensattelschlepper auf den Autobahnen, Biomasse-Treibstoffe<br />
statt Diesel, emissionsfreie Lkw – Dr. Georg Pachta-Reyhofen,<br />
Sprecher des Vorstands von MAN, sprach kürzlich im Wiener<br />
Haus der Industrie über die Zukunft des Gütertransports.<br />
Im Bus-Verkehr lässt sich<br />
mit Supercaps rund 25<br />
Prozent Kraftstoff sparen.<br />
Für den Fernverkehr sind<br />
sie jedoch ungeeignet.<br />
44 1-2012<br />
VON LUTZ LISCHKA<br />
An den Anfang seines Vortrags stellte Nutzfahrzeugexperte<br />
Pachta-Reyhofen die Megatrends<br />
im Güterverkehr. Einerseits würden die<br />
Energiekosten für den Güterverkehr immer<br />
weiter ansteigen, andererseits habe man die<br />
Schadstoffe bei den Lkw erheblich reduziert,<br />
dem Experten zufolge 83 Prozent bei den<br />
Stickoxiden und 97 Prozent bei den Partikeln.<br />
Ein moderner LKW sei damit heute praktisch<br />
schadstofffrei. Dagegen werde das Verkehrsaufkommen<br />
weiterhin massiv ansteigen. Beim<br />
Straßengüterverkehr rechnet Pachta-Reyhofen<br />
mit einem Wachstum von etwa 20 Prozent bis<br />
zum Jahr 2020.<br />
NEUE FAHRZEUGKONZEPTE<br />
Ein Lkw für den zukünftigen Gütertransport<br />
sei beispielsweise die Studie „Concept S-Car“<br />
von MAN. Eine verbesserte Aerodynamik mit<br />
einem Luftwiderstandsbeiwert von lediglich<br />
0,3, weniger Turbulenzen durch Kameras statt<br />
Außenspiegel, Leichtbau und ein alternativer<br />
Antrieb versprächen eine deutliche Treibstoff-<br />
und CO2-Reduktion. Um Fahrzeuge wie das<br />
Concept S-Car auch für deutsche Straßen zulassen<br />
zu können, müsste der Gesetzgeber allerdings<br />
die Längenvorschriften für Sattelzüge ändern.<br />
Derzeit seien maximal 16,5 Meter erlaubt,<br />
die MAN-Studie messe aber 18,7 Meter. Dafür<br />
kann sie im Vergleich zu einem herkömmlichen<br />
Progressiv: Die Studie Concept S Car von MAN<br />
„schluckt” 69 Paletten, der TGX „nur” 68. Dank des<br />
radikalen Designs mit einem cw-Wert von lediglich<br />
0,3 verspricht MAN eine Treibstoff- und CO2-<br />
Reduktion von rund 18 Prozent. (Foto: MAN)<br />
MAN TGX 69 statt 68 Paletten aufnehmen.<br />
Aufgrund des geringen cw-Werts, 0,3 anstelle<br />
von bisher 0,5, was dem MAN-Sprecher zufolge<br />
eine CO2-Ersparnis von 18 Prozent ergibt.<br />
Einsparpotenziale sieht Pachta-Reyhofen<br />
auch im Bus-Verkehr. Dort sollen Fahrzeuge<br />
wie der Lion’s-City-Hybrid-Autobus von MAN<br />
das Stadtbild verändern. Auf dessen Dach sind<br />
Superkondensatoren, die so genannten Supercaps,<br />
untergebracht. „Diese nehmen an der<br />
Ampel oder an Haltestellen schnell Energie auf,<br />
die sich später ebenso schnell wieder abrufen<br />
lässt“, erklärte Pachta-Reyhofen. Bei geleerten<br />
Supercaps schalte sich ein 184 kW starker<br />
Sechszylinder-Dieselmotor im Heck des Busses<br />
zu, der für die weitere Mobilität des Fahrzeugs<br />
sorgt und den Supercaps wieder neue Energie<br />
„einhaucht“. Die erzielbare Kraftstoffersparnis<br />
liegt dem Experten zufolge bei rund 25 Prozent.<br />
ALTERNATIVE KRAFTSTOFFE<br />
Illusorisch seien Supercaps jedoch im Fernverkehr.<br />
Dort seien alternative Kraftstoffe, etwa<br />
„Biomass to liquid“ der zweiten Generation,<br />
„nicht aus Früchten, sondern aus Blättern und<br />
Stengeln, und alles, was sonst noch Biomasse<br />
ist“, laut Pachta-Reyhofen eine denkbare Lösung.<br />
Dieser „sinnvolle Energieträger“ lasse<br />
sich nämlich genau auf die richtige Bedarfszahl<br />
und das Design abstimmen. Erdgas indes ist für<br />
MAN-Experten wiederum nur „ein Brücken-<br />
Energieträger, bis der große Wurf kommt“. ◀