Die Heilandskirche in Dresden-Cotta – eine baugeschichtliche Untersuchung
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noch weitere auf Höhe des Dachsimses. Das Bogenmotiv taucht an sämtlichen Fenstern<br />
und Türen am Kirchengebäude auf. Im Grundriss ähnelt Kolbes Entwurf sehr dem von<br />
Schumacher, woraus hervorgeht, dass beide dasselbe Bestreben beim Entwerfen<br />
verfolgten, nämlich den Kirchenraum nach den Grundsätzen des Wiesbadener<br />
Programms zu gestalten. Kolbes Entwurf trägt ke<strong>in</strong> Motto.<br />
Als letzter ist der nicht angekaufte Entwurf von Oskar Menzel (siehe Abb. 27, 28, 29) zu<br />
erwähnen. 32 Hier wurde, wie bei allen anderen Entwürfen versucht, die modernen<br />
Pr<strong>in</strong>zipien der evangelischen Kirche architektonisch umzusetzen. Wie bei Viehweger und<br />
Bertholds erstem Projekt besitzt auch Menzels Kirche Satteldach und e<strong>in</strong>en gedrungenen,<br />
zur Gebäudeecke verlagerten Turm. Er plante, anders als Kolbe, mit welchem er bis circa<br />
1900 auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Büro tätig war, e<strong>in</strong>en rechteckigen Grundriss, ohne<br />
Chorausbauten an den Längsseiten. Menzel entwickelte e<strong>in</strong>en asymmetrischen Kirchenraum.<br />
Das Bogenmotiv taucht im Inneren im Bereich der Apsis auf.<br />
2.5. Gründe für die Entscheidung für den Entwurf Kolbes<br />
Fritz Schumachers erstplatzierter Entwurf wurde nicht realisiert, da er nach<br />
Kostenschätzungen e<strong>in</strong>deutig zu teuer geworden wäre. Des Weiteren war der Architekt<br />
zeitgleich durch andere Großprojekte beansprucht, wie zum Beispiel mit der Planung des<br />
Krematoriums von Tolkewitz (1909/1910) und musste überdies se<strong>in</strong>en Wohnort nach<br />
Hamburg wechseln, wo er 1909 zum Baudirektor des Hochbauwesens berufen worden<br />
war. Ebenfalls mit größeren Bauvorhaben beschäftigt gewesen war auch das<br />
Architektenduo Lossow & Kühne, die sich im Jahr 1910 am Wettbewerb um das<br />
„Königliche Schauspielhaus“ <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong> beteiligten, den sie später gewannen. Nach der<br />
Platzierung der Gew<strong>in</strong>ner stand neben den angekauften Entwürfen somit nur noch der<br />
Entwurf Paul Benders zur Auswahl.<br />
Aus e<strong>in</strong>em Schreiben 33 des damaligen Dresdner Stadtrats Hans Erlwe<strong>in</strong> vom 12.<br />
September 1910 geht hervor, weshalb letztendlich entschieden wurde, Rudolf Kolbes<br />
Projekt zu verwirklichen. „Der Kirchenvorstand hat[te] sich im Laufe der Zeit schlüssig<br />
gemacht unter den Herren Bender, Kolbe und Re<strong>in</strong>hard & Blauert e<strong>in</strong>e engere Wahl zu<br />
treffen.“ 34 Städtebaulich besser angepasst waren die Entwürfe von Kolbe und Re<strong>in</strong>hard<br />
32<br />
Archiv des Pfarramts der <strong>Heilandskirche</strong> <strong>Dresden</strong>-<strong>Cotta</strong>, Wettbewerbsentwurf von Oskar Menzel, 1909.<br />
33<br />
Vgl. Abschrift aus den Akten des Vere<strong>in</strong>s für kirchliche Kunst <strong>Dresden</strong>-<strong>Cotta</strong> D No. 38. Ergangen 1910. Blatt 3-5.<br />
Aus: LKA DD, Best. 8, Nr. 2062, Blatt 26 <strong>–</strong> 28.<br />
34<br />
Abschrift aus den Akten des Vere<strong>in</strong>s für kirchliche Kunst <strong>Dresden</strong>-<strong>Cotta</strong> D No. 38. Ergangen 1910. Blatt 3-5. Aus:<br />
LKA DD, Best. 8, Nr. 2062, Blatt 26.<br />
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