Die Heilandskirche in Dresden-Cotta – eine baugeschichtliche Untersuchung
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3. Bauchronologische Entstehung der <strong>Heilandskirche</strong><br />
3.1. Bau der Kirche bis zum Ersten Weltkrieg<br />
Nachdem die Entscheidung für den Entwurf Kolbes gefallen war, musste zunächst noch<br />
die Platzfrage geklärt werden, wodurch sich der Bau der Kirche herauszögerte. Zur<br />
Auswahl standen wiederum zwei Bauplätze: zum e<strong>in</strong>en das Grundstück an der<br />
verlängerten Tonbergstraße, mit Blickbeziehung zur katholischen Kirche, zum anderen<br />
das Grundstück <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Baublock, das durch die Tonberg-, Mörike- und Leutewitzerstraße<br />
begrenzt war (siehe Abb. 30). <strong>Die</strong> Geme<strong>in</strong>de sah die unweit vom Bauplatz der<br />
<strong>Heilandskirche</strong> entfernte, im neoromanischen Stil erbaute katholische St. Marien-Kirche<br />
als „aufdr<strong>in</strong>glich <strong>in</strong> die Landschaft gestellt“ an. 36 Der Stadtrat sah dar<strong>in</strong> für die<br />
evangelische Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>en Nachteil, da deren schlicht gestaltete Kirche mit<br />
Blickbezug zur imposanten katholischen Kirche mit dieser nicht <strong>in</strong> Konkurrenz treten<br />
könne. Jedoch brachte das zweite, von der katholischen Kirche weiter entfernte<br />
Grundstück den Nachteil mit sich, dass die Kirche von den unschönen Rückfassaden der<br />
angrenzenden Gebäude e<strong>in</strong>gerahmt wurde. 37<br />
Das erste Grundstück bot überdies den Nachteil, dass die Kirche nur von e<strong>in</strong>er Seite<br />
erschlossen werden könnte, da die Tonbergstraße erst ausgebaut werden müsste, aber dies<br />
nicht möglich war. Das dafür nötige Flurstück gehörte e<strong>in</strong>em Besitzer, der es unter ke<strong>in</strong>en<br />
Umständen an die Geme<strong>in</strong>de verkaufen wollte. <strong>Die</strong> Geme<strong>in</strong>de entschied sich zunächst,<br />
den Nachteil der unschönen Gebäuderückfassaden <strong>in</strong> Kauf zu nehmen und wählte das<br />
zweite Grundstück. 38 Fünf Jahre nachdem der Architekturwettbewerb ausgeschrieben<br />
wurde, entschied man sich schließlich doch für das Grundstück am Ende der Tonbergstraße,<br />
<strong>in</strong>dem die geplante Verlängerung der Straße nicht verwirklicht, sondern dieser<br />
Platz für den Bau zur Verfügung gestellt wurde.<br />
Nach Kostenvoranschlägen bemerkte man, dass Kolbes reich mit Ornamenten gestalteter<br />
Entwurf zu teuer geworden wäre. Der Kirchenvorstand e<strong>in</strong>igte sich mit dem Architekten<br />
auf e<strong>in</strong>e „[…] e<strong>in</strong>fache und bescheidene Gestaltung der Kirche im Äußeren wie im<br />
Inneren […]“ 39 und darauf die Fassadendekore zu verzichten. So überarbeitete der<br />
Architekt se<strong>in</strong>en Entwurf erneut. Der Bau konnte schließlich am 11. Mai 1914 begonnen<br />
36<br />
Abschrift aus den Akten des Vere<strong>in</strong>s für kirchliche Kunst <strong>Dresden</strong>-<strong>Cotta</strong> D No. 38. Ergangen 1910. Blatt 3-5. Aus:<br />
LKA DD, Best. 8, Nr. 2062, Blatt 27.<br />
37<br />
Abschrift aus den Akten des Vere<strong>in</strong>s für kirchliche Kunst <strong>Dresden</strong>-<strong>Cotta</strong> D No. 38. Ergangen 1910. Blatt 3-5. Aus:<br />
Vgl. LKA DD, Best. 8, Nr. 2062, Blatt 27.<br />
38<br />
Vgl. Brief von der Kirchen<strong>in</strong>spektion für <strong>Dresden</strong> an den Kirchenvorstand der <strong>Heilandskirche</strong> (1910). Aus: LKA<br />
DD, Best. 8, Nr. 2062, Blatt 32 <strong>–</strong> 38.<br />
39<br />
Brief vom Hochbauamt an das Kirchenamt (1913). Aus: LKA DD, Best. 8, Nr. 2062, Blatt 90.<br />
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