Die Heilandskirche in Dresden-Cotta – eine baugeschichtliche Untersuchung
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Nach dem Eisenacher Regulativ sollte e<strong>in</strong>e evangelische Kirche „nach alter Sitte“<br />
ausgerichtet se<strong>in</strong> (Osten) und die Grundrissform e<strong>in</strong>es länglichen Vierecks besitzen. 68<br />
Der Baustil der Kirche sollte dabei e<strong>in</strong> traditionell verwendeter se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> neogotischer<br />
oder neoromanischer. Der Sakralbau sollte des Weiteren nicht se<strong>in</strong>e Konstruktion<br />
verstecken, also se<strong>in</strong>e Fassade verkleiden, sondern dies offen zeigen (z.B.<br />
Holzkonstruktionen). Wenn möglich sollte jedoch e<strong>in</strong> dauerhaftes Material verwendet<br />
werden, wenigstens der Altarraum sollte aus massivem Material bestehen. Der<br />
Haupte<strong>in</strong>gang sollte sich auf der Westseite des Gebäudes bef<strong>in</strong>den. Gleiches gilt auch für<br />
den Kirchturm, der unter ke<strong>in</strong>en Umständen fehlen sollte. Anstatt dessen s<strong>in</strong>d aber auch<br />
wahlweise zwei parallel zu den Seiten des Chors aufragende Kirchtürme planbar. Der<br />
Altarraum sollte durch e<strong>in</strong>e Erhöhung des Bodens um mehrere Stufen vom<br />
Kirchenschiffboden des Geme<strong>in</strong>deraums getrennt se<strong>in</strong>. Zusätzlich sollte der Altar selbst<br />
um e<strong>in</strong>e Stufe höher stehen. <strong>Die</strong> Kanzel durfte sich nicht im Bereich des Chorraums<br />
bef<strong>in</strong>den, sondern an e<strong>in</strong>em Pfeiler zwischen diesem und dem Schiff. <strong>Die</strong> Orgel sollte<br />
sich gegenüber des Chors auf e<strong>in</strong>er Empore über dem Weste<strong>in</strong>gang bef<strong>in</strong>den. Zwischen<br />
den Sitzen der Geme<strong>in</strong>de und den Stufen des Chorraums sollte angemessen viel Platz<br />
vorhanden se<strong>in</strong>. Emporen sollten so errichtet werden, dass das Überblicken des<br />
Kirchenraums nicht gestört wird. Auf ke<strong>in</strong>en Fall durften sie übere<strong>in</strong>ander angeordnet<br />
se<strong>in</strong>. Neben dem Chor sollte e<strong>in</strong>e ausreichend große Sakristei anschließen.<br />
Im Wiesbadener Programm unterschieden sich die Grundsätze von denen des Eisenacher<br />
Regulativs. Das Programm sah vier Forderungen vor, wie protestantische Kirchenbauten<br />
gestaltet werden sollten. 69 Dem zugrunde lag das Geme<strong>in</strong>depr<strong>in</strong>zip, welches den<br />
evangelischen Gottesdienst von nun an als Feier der Geme<strong>in</strong>de bezeichnete. Als erstes<br />
sollte die Kirche als Versammlungshaus der feiernden Geme<strong>in</strong>de angesehen werden, mit<br />
dem Verweis, dass dies bei katholischen Kirchen nicht der Fall war. Der zweite Punkt<br />
sah die E<strong>in</strong>heitlichkeit des Raums vor, es durfte ke<strong>in</strong>e Trennung von Kirchenschiff und<br />
Altarraum mehr stattf<strong>in</strong>den. In diesem S<strong>in</strong>ne gab es ke<strong>in</strong>en eigentlichen Altarraum mehr,<br />
sondern e<strong>in</strong>en gesamten Kirchenraum. Der dritte Punkt schrieb vor, dass die Feier des<br />
Abendmahls <strong>in</strong>mitten der Geme<strong>in</strong>de stattf<strong>in</strong>den sollte. Der Altar sollte deswegen<br />
(zum<strong>in</strong>dest symbolisch) nahe bei der Geme<strong>in</strong>de stehen, wo er von jedem Platz gesehen<br />
werden konnte. <strong>Die</strong> vierte und letzte Forderung setzte fest, dass sich Altar, Kanzel,<br />
68<br />
Vgl. Fritsch, Karl Emil Otto (Hrsg.): Der Kirchenbau des Protestantismus von der Reformation bis zur Gegenwart.<br />
Berl<strong>in</strong>: Toeche. S. 237 ff.<br />
69<br />
Vgl. Brennecke, Hanns Christof (2010): Auf der Suche nach e<strong>in</strong>er sichtbaren Identität. Protestantischer Kirchenbau<br />
zwischen Sakralität und Profanität, <strong>in</strong>: Zeitschrift für Theologie und Kirche, Bd. 107 (2010), S.31-63. S. 52.<br />
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