Die Heilandskirche in Dresden-Cotta – eine baugeschichtliche Untersuchung
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lebte. Dessen Beruf war Maler- und Tapeziermeister. Außerdem war er handwerklich<br />
begabt, musikalisch und künstlerisch talentiert. <strong>Die</strong> künstlerischen Ambitionen vererbte<br />
er an se<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der, die se<strong>in</strong>en Hang zur Malerei teilten, was für ihre spätere Berufswahl<br />
ausschlaggebend war. In ihrer Freizeit malten diese ebenfalls gerne mit Aquarell, Öl,<br />
Feder oder Kohle.<br />
Rudolf Kolbe war das zweitälteste K<strong>in</strong>d unter <strong>in</strong>sgesamt sechs Geschwistern. Se<strong>in</strong>e ältere<br />
Schwester Martha wurde später Klavierlehrer<strong>in</strong>. Se<strong>in</strong>e jüngeren Geschwister waren<br />
ebenfalls alle künstlerisch talentiert. Georg wurde als Erwachsener Bildhauer,<br />
Margarethe studierte Musik <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong>, Gertrud wurde Maler<strong>in</strong>. Bruder Johannes starb<br />
als Fünfzehnjähriger, was für Rudolf e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>schneidendes Erlebnis war. Se<strong>in</strong>e Handschrift<br />
veränderte sich von da an. „Schrieb er vorher e<strong>in</strong>e spitze Sütterl<strong>in</strong>schrift, so s<strong>in</strong>d es nun<br />
runde, weiche late<strong>in</strong>ische Buchstaben.“ 71<br />
Se<strong>in</strong>e Schulzeit verbrachte Rudolf Kolbe während se<strong>in</strong>er Volksschulzeit noch <strong>in</strong><br />
Waldheim. Dort besuchte er von 1880 <strong>–</strong> 1888 die Waldheimer Bürgerschule.<br />
Anschließend wechselte er nach <strong>Dresden</strong>, wo er erst e<strong>in</strong> Schüler der städtischen<br />
Gewerbeschule wurde und anschließend e<strong>in</strong> Absolvent mit gutem Erfolg der<br />
Baugewerkeschule. Der auszubildende Architekt arbeitete <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Sommerferien auf<br />
verschiedenen Baustellen <strong>in</strong> Waldheim und <strong>Dresden</strong>. Insgesamt dauerte se<strong>in</strong>e<br />
Architekturausbildung bis 1893. In diesem Jahr bekam er se<strong>in</strong>e Erstanstellung im<br />
Architekturbüro bei Schill<strong>in</strong>g und Gräbner, bei welchen er für e<strong>in</strong>e Dauer von zwei Jahren<br />
arbeitete und währenddessen mitwirkte, das Rathaus von Waldheim zu bauen. Das<br />
Architekturbüro baute später die erste reformbautypische Kirche Deutschlands, die<br />
Christuskirche <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong>-Strehlen. „Es war wohl auch die Arbeit mit diesen bekannten<br />
Architekten, die Rudolf Kolbes Laufbahn als Architekt bestimmte.“ 72<br />
Se<strong>in</strong>e Architekturausbildung setzte Kolbe nach der Arbeit im Büro mit dem dreijährigen<br />
Studium der Architektur an der Kunstakademie <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong> fort (1895 <strong>–</strong> 1898). Hier lernte<br />
er durch den Lehrer und Architekt Paul Wallot. <strong>Die</strong>ser hatte unter anderem das<br />
Reichstagsgebäude <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> errichtet und entwarf das sächsische Ständehaus <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong><br />
(1901 <strong>–</strong> 1907). Im Anschluss an se<strong>in</strong> Studium war der Architekt drei Jahre am<br />
Königlichen Hofbauamt <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong> angestellt. Dort war er als Mitarbeiter beim Umbau<br />
der Königlichen Residenz (Georgentor) unter dem Hofbaurat Gustav Fröhlich tätig.<br />
71<br />
Büs<strong>in</strong>g-Kolbe, Andrea/Büs<strong>in</strong>g, Hermann (2010): Harmonie von Bau und Landschaft. Der Architekt Rudolf Kolbe.<br />
<strong>Dresden</strong>: Elbhang-Kurier-Verlag. S.8.<br />
72<br />
Büs<strong>in</strong>g-Kolbe, Andrea/Büs<strong>in</strong>g, Hermann (2010): Harmonie von Bau und Landschaft. Der Architekt Rudolf Kolbe.<br />
<strong>Dresden</strong>: Elbhang-Kurier-Verlag. S.8.<br />
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