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Die Heilandskirche in Dresden-Cotta – eine baugeschichtliche Untersuchung

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Sohn Joachim zählte darunter nur für wenige Jahre ab 1932. Zu Beg<strong>in</strong>n des Zweiten<br />

Weltkriegs 1936 war Kolbe bereits 63 Jahre alt. Mit dem steigenden Altar sank se<strong>in</strong>e<br />

Produktivität als Architekt. <strong>Die</strong> Not der Zeit brachte Kolbe nur noch wenige Aufträge e<strong>in</strong>,<br />

da Baustoffe rationiert wurden für den Bau kriegsnotwendiger Gebäude. Neben kle<strong>in</strong>eren<br />

Umbauten und Renovierungsarbeiten wurden unter dem Architekten noch Industriebauten<br />

ausgeführt. Um 1940 erlebte Kolbe das Leid des Zweiten Weltkriegs am eigenen<br />

Leib. Wegen der Nahrungsmittel- und Geldknappheit überlegte er se<strong>in</strong> Wohnhaus zu<br />

verkaufen, was se<strong>in</strong> Bruder Georg jedoch verh<strong>in</strong>dern konnte. Außerdem wurde se<strong>in</strong> Sohn<br />

Wolfram im Krieg verwundet, was dem Architekten Sorgen bereitete.<br />

Rudolf Kolbe fertigte im Alter von 70 Jahren e<strong>in</strong>e Liste von se<strong>in</strong>en realisierten Bauten<br />

und Denkmälern an. Auf dieser hielt er fest, dass er 350 Kle<strong>in</strong>wohnungsbauten, 75<br />

Eigenheime und mehr als 200 Kriegerehrungen und Grabmäler gebaut hatte. Den<br />

Bombenangriff auf <strong>Dresden</strong> am 14. Februar 1945 erlebte der Architekt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Haus <strong>in</strong><br />

<strong>Dresden</strong>-Loschwitz, das kaum beschädigt wurde. Kolbe entwarf nach dem Krieg nur noch<br />

Ehrenanlagen für Kriegsopfer, Massengräber und Denkmäler. Er verstarb nach kurzer<br />

Krankheit im Alter von 73 Jahren am 9. Mai 1947. Er wurde auf dem Friedhof <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

Heimatort <strong>Dresden</strong>-Loschwitz beerdigt.<br />

5.6. E<strong>in</strong>ordnung der <strong>Heilandskirche</strong> <strong>in</strong> das Kirchenbauschaffen Kolbes<br />

Der Bau der <strong>Heilandskirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Dresden</strong>-<strong>Cotta</strong> musste mit E<strong>in</strong>bruch des Ersten Weltkriegs<br />

vorerst beendet werden. Bevor 1925 weitergebaut werden konnte, überarbeitete Rudolf<br />

Kolbe se<strong>in</strong>en Entwurf für die Kirche. Der zuerst stark mit Dekoren und Elementen des<br />

Jugendstils verziert entworfene Sakralbau bekam am Ende e<strong>in</strong> viel klareres, sachliches<br />

und vor allem reduziertes Ersche<strong>in</strong>ungsbild. <strong>Die</strong>se Wandlung vom Schmuckhaften zum<br />

Reduzierten, die sich während des Ersten Weltkriegs vollzog, g<strong>in</strong>g nicht nur e<strong>in</strong>her mit<br />

dem durch die Inflation verursachten Geldmangel. Durch den Krieg wurde auch e<strong>in</strong><br />

Wandel der künstlerischen Anschauungen hervorgerufen. 78<br />

<strong>Die</strong>ser Sachverhalt lässt sich am Beispiel der von Kolbe entworfenen Kirche <strong>in</strong> Ellefeld<br />

(Vogtland) belegen. <strong>Die</strong> Lutherkirche (siehe Abb. 72 <strong>–</strong> 74) <strong>in</strong> der sächsischen Kle<strong>in</strong>stadt<br />

wurde <strong>in</strong> den Jahren 1924 bis 1926 als Kolbes dritter Kirchenbau errichtet. Während<br />

dieser Zeit wurde auch der Bau der <strong>Heilandskirche</strong> im Jahr 1925 wieder aufgenommen.<br />

Vom systematischen Aufbau s<strong>in</strong>d die Kirchen nahezu identisch. Beide besitzen<br />

78<br />

Vgl. Laube, Georg (1927): Denkschrift zur Weihe der Kirche und kirchlichen Bauten der ev.-luth.<br />

<strong>Heilandskirche</strong>ngeme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Vorstadt <strong>Dresden</strong>-<strong>Cotta</strong> am Himmelfahrtstage, den 26. Mai 1927.<br />

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