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KIARA - Online Magazin für Eltern und Kinder Ausgabe 4 - November 2012 BEI UNS DAHEIM… LORIS Ulrike Mahl über die "Schreihälse" in Ihrem Garten Frauen-Lori bei akrobatischen Übungen am Gehege-Zaun Jeder, der unseren Garten betritt, wird unweigerlich in ihren Bann gezogen: laut lärmend und schreiend machen unsere Loris auf sich aufmerksam. Hat der Besucher erst mal die Quelle dieses Lärms gesichtet, kommt er aus dem Staunen nicht mehr heraus: große farbenprächtige Papageien fliegen munter in ihren Volieren umher, turnen auf Ästen und Baumstämmen herum – kaum eine Zeit der Ruhe oder eines bewegungslosen Verharrens. Jeder Vogelliebhaber kann sich kaum dem Charme dieser Tiere entziehen, und so ist auch die Lori- Haltung zum Hobby meines Mannes geworden. Glücklicherweise sind heute die Lori-Papageien aus den Zoohandlungen fast vollständig verschwunden und können nur über Züchter erworben werden. So mancher Vogelfreund hat sich durch die wunderschönen Farben und das lebhafte Wesen dieser Vögel zum Spontankauf hinreißen lassen. Loris sind aber absolut keine Haustiere, die in Vogelbauern im Wohnzimmer gehalten werden können. Auch als Futterspezialisten sind sie oft mit Körnerfutter falsch ernährt worden. Und so hatten viele Loris ein recht kurzes, erbärmliches Leben in Gefangenschaft. Ein kleiner Steckbrief: Die vielen Arten der Loris gehören zu der Familie der Pinselzungenpapageien. Ihren Namen verdanken sie der besonderen Beschaffenheit ihrer bürstenartigen Zunge. Sie kommen in Indonesien, Malaysia, Australien und Neuseeland und den um- gebenden Inseln dieser Länder vor. Ihr Lebensraum sind die Waldränder hoher Bäume. Sie leben teilweise in großen Schwärmen oder kommen als Paare vor, fallen in blühende Bäume oder Obst- Plantagen ein. Loris ernähren sich von Früchten, Nektar, Pollen und halbreifen Sämereien. Sie nisten in abgestorbenen Baumstämmen, in denen sie sich eine große Bruthöhle bauen, wo sie ihre Jungen großziehen. Loris gelten als überaus intelligente Vögel, sind selbst in der Natur nicht menschenscheu, obwohl der Mensch ihr größter Feind ist, da er ihren Lebensraum dezimiert. In unserem Garten leben drei verschiedene Arten von Loris, jeweils ein Pärchen Gelbmantellori (Lorius garrulus garrulus), Frauenlori (Lorius lory) und Gebirgslori (Trichoglossus haematodus moluccans). Jedes Paar hat seine große Flug-Volliere, da sich die Arten untereinander, besonders in der Brutzeit, nicht vertragen. Eine ganzjährige Freilandhaltung ist durch ein beheiztes Schutzhaus gewährleistet. Die Behausung muss gut und leicht zu reinigen sein, hier haben sich geflieste Wände und Böden bewährt, denn so breiig wie das Futter sind auch die Ausscheidungen. Der wässrige Kot wird oft regelrecht an die Wand gespritzt (deshalb ist eine Wohnungshaltung nicht machbar). Da Loris sehr gerne fliegen und wahre Kletterkünstler sind, muss man ihnen genügend Platz bieten und ihre Behausung mit Astwerk und Zweigen ausstatten. Es ist lustig anzuschauen, wie sie kopfüber in den Ästen und Zweigen turnen und auf ihren Sitzstan- 16
KIARA - Online Magazin für Eltern und Kinder Ausgabe 4 - November 2012 gen „die Rolle rückwärts“ machen. In der Natur sind diese akrobatischen Begabungen notwendig, um den Nektar und die Pollen aus den Blüten zu holen. Mit ihren bürstenartigen Zungen nehmen sie diese Nahrung auf. In menschlicher Obhut darf dieses Nahrungsangebot nicht fehlen; eine Körnerfütterung, wie sie die meisten Papageien- und Sitticharten benötigen, führt zu Fehlernährung und Unterversorgung. Unsere Loris bekommen deshalb eine Breimischung aus Baby-Früchtebrei, Blütenpollen, Haferflocken und Müsli. Dazu gibt es täglich frisches Obst: Äpfel, Birnen, Bananen, auch Melone, Pfirsich oder Kiwi, also alles mit süßem, weichem Fruchtfleisch. Sonnenblumenkerne als Beigabe werden gerne gefressen. Bei der Fütterung kommt es dann oft zu lautstarken Streitereien um die besten Stückchen. So mancher Leckerbissen wird gerne aus meiner Hand genommen. Die Tiere sind bei uns sehr zahm geworden. Sie lassen sich nicht gerne anfassen, fliegen aber spontan auf Arm, Schulter und Kopf wenn man im Gehege steht. Dann wird auch schon mal ausgiebig am Ohrläppchen geknabbert oder an den Haaren gezogen. Das sind kleine Spielereien, aber eine zu hastige Bewegung, die die Tiere erschreckt, und man bekommt ihren starken Schnabel zu spüren. Bisse sind sehr schmerzhaft. Muss man die Tiere fangen, um sie einer genauen Inspektion zu unterziehen oder zum Tierarzt zu bringen, geht dies nicht ohne dicke Handschuhe. So richtig handzahm werden diese Papageien nur, wenn man die frisch geschlüpften Vögel den Elterntieren wegnimmt und sie von Hand aufzieht. Da wir aber eine naturnahe Haltung anstreben, kommt das für uns nicht in Frage. Diese Tiere sind Wildtiere und sollten auch so gehalten werden. Obwohl wir nichts dazu tun, um sie zu dressieren, sind sie trotzdem sehr menschenbezogen. Sie kennen ihren Pfleger. Ja sogar unsere Katze darf kommentarlos über das Drahtdach der Voliere laufen. Bei fremden Katzen hingegen ist das Gezeter und Geschrei riesengroß. Loris sind sehr intelligente Vögel. Sie ahmen Stimmen, Laute und Geräusche nach. So werden die Vogelstimmen der einheimischen Vögel imitiert: nicht jedes Amsel- Gezwit- 17
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