16.11.2012 Aufrufe

EINBLICKE - Lichtenberger Werkstatt für Behinderte gGmbH

EINBLICKE - Lichtenberger Werkstatt für Behinderte gGmbH

EINBLICKE - Lichtenberger Werkstatt für Behinderte gGmbH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

I N F O R M A T I O N E N A U S D E R R B O g G m b H<br />

„MEIN GARTEN, MEIN HANDY, MEIN …“<br />

Also die wenigen die nich so sind wie die meisten<br />

Dat müssten die meisten sein<br />

Dann solln se aber mal sehn, wat dann los ist<br />

Die müssten also<br />

So <strong>Behinderte</strong> auf allen Gebieten<br />

Die müssten auf allen Gebieten da sein<br />

Es gibt ja auch Pflanzen un Blumen die nich so schön<br />

Wachsen und blühen<br />

Wie die meisten Pflanzen und Blumen<br />

Nee ich sach immer<br />

Die Menschheit denkt falsch<br />

Weil se falsch fühlt oder falsch guckt<br />

Hans Dieter Hüsch, aus: Minderheiten<br />

Wie es so seine Art ist, hat Herr F. mir äußerst charmant<br />

gestattet, diese kleine Begebenheit über ihn <strong>für</strong> die<br />

„Einblicke“ aufzuschreiben.<br />

Er ist einer, der keine Bitte abschlagen kann und wir haben<br />

nicht selten Gespräche über das „Nein-Sagen“ lernen und<br />

wir üben es im alltäglichen Umgang, um ihm die Erfahrung<br />

zu vermitteln, dass es nicht ehrenrührig ist „nein“ zu sagen,<br />

wenn er etwas nicht will.<br />

Wer Herrn F. begegnet, nimmt oft zu allererst wahr, dass er<br />

sich angeregt unterhält ohne einen sichtbaren Gesprächspartner.<br />

Dieses Konfabulieren ist Teil seiner ganz eigenen<br />

Welt, in der wir nur selten eine Rolle spielen und wir unternehmen<br />

keinen Versuch, dort einzutreten, denn Herr F. bewegt<br />

sich sehr sicher und zufrieden in ihr. Mit ihm in Kontakt<br />

zu treten, gestaltet sich ohne Besonderheiten, wenn der Gesprächspartner<br />

ihm das Gefühl gibt, wie wichtig es ihm ist,<br />

mit ihm zu reden.<br />

Wer unsere Wohnstätte kennt, hat sicher den schönen<br />

Garten bemerkt. Dass in diesen Garten ein Stern gefallen<br />

sei, der seitdem unter einem großen Baum liegt und in der<br />

Nacht leuchtet, ist wirklich nicht wahr. Wenn man sich dem<br />

vermeintlichen Stern nähert, entdeckt man, dass es sich um<br />

eine kleine Lampe handelt. Herr F. mag diesen Garten sehr,<br />

er promeniert auf seinen Wegen und ist im Gespräch mit<br />

sich und es geht ihm sichtbar gut.<br />

Er kennt den Zahlencode der Haustür und könnte sich also<br />

auch ohne Unterstützung im Garten aufhalten. Leider erschien<br />

ihm das <strong>für</strong> lange Zeit unsicher oder auch nur unbehaglich.<br />

Herr F. hat sich im Frühjahr einen großen Wunsch<br />

erfüllt und sich ein Handy gekauft.<br />

Nicht nur er war voller Begeisterung, sondern auch die Mitarbeiter<br />

in der Wohngruppe, sie freuten sich mit ihm und darüber,<br />

ihn unterstützen zu können bei einem wirklich „smarten“<br />

Ziel.<br />

Inzwischen hat er gelernt, wie er es auflädt, achtet oft auch<br />

ganz allein darauf. Wenn er das Haus verlässt, hat er das<br />

Handy bei sich.<br />

Wir unterstützen ihn bei den regelmäßigen Anrufen mit seiner<br />

Mutti und auch sie ruft ihn ab und zu an. Ich denke, es<br />

wird nicht mehr allzu viel Zeit vergehen und er kann sich<br />

seine Nummer allein merken. Wir sind auf einem Weg. Vieles<br />

ist noch offen, um sagen zu können, wo er hinführt.<br />

Eine gute Sache noch am Schluss, Herr F. geht jetzt auch<br />

allein in den Garten, den er so mag. Mit dem Versprechen:<br />

„Wenn das Essen auf dem Tisch steht, rufe ich Dich an“, hat<br />

er alle Ruhe und Sicherheit der Welt.<br />

Und wenn ein Wanderer des Weges käme, um zu sagen:<br />

euer Herr F. ist ja vielleicht nur ein kleiner Aufschneider und<br />

deshalb wollte er ein Handy“.<br />

Da kann ich nur sagen: Kennt ihr den Witz mit dem Mann<br />

und seinen Fotos – mein Haus, mein Auto, mein Boot etc.?<br />

Herr F. ist eben auch „nur“ ein Mann, vielleicht freut ihn ja<br />

einfach nur der Besitz seines Handys und etwas Stolz tut<br />

uns allen gut.<br />

Heidelinde Abraham,<br />

Teamleiterin WG 9, AdK<br />

E I N B L I C K E • N r . 3 1 / D E Z E M B E R 2 0 1 1<br />

37

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!