EINBLICKE - Lichtenberger Werkstatt für Behinderte gGmbH
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I N F O R M A T I O N E N A U S D E R R B O g G m b H<br />
„MEIN GARTEN, MEIN HANDY, MEIN …“<br />
Also die wenigen die nich so sind wie die meisten<br />
Dat müssten die meisten sein<br />
Dann solln se aber mal sehn, wat dann los ist<br />
Die müssten also<br />
So <strong>Behinderte</strong> auf allen Gebieten<br />
Die müssten auf allen Gebieten da sein<br />
Es gibt ja auch Pflanzen un Blumen die nich so schön<br />
Wachsen und blühen<br />
Wie die meisten Pflanzen und Blumen<br />
Nee ich sach immer<br />
Die Menschheit denkt falsch<br />
Weil se falsch fühlt oder falsch guckt<br />
Hans Dieter Hüsch, aus: Minderheiten<br />
Wie es so seine Art ist, hat Herr F. mir äußerst charmant<br />
gestattet, diese kleine Begebenheit über ihn <strong>für</strong> die<br />
„Einblicke“ aufzuschreiben.<br />
Er ist einer, der keine Bitte abschlagen kann und wir haben<br />
nicht selten Gespräche über das „Nein-Sagen“ lernen und<br />
wir üben es im alltäglichen Umgang, um ihm die Erfahrung<br />
zu vermitteln, dass es nicht ehrenrührig ist „nein“ zu sagen,<br />
wenn er etwas nicht will.<br />
Wer Herrn F. begegnet, nimmt oft zu allererst wahr, dass er<br />
sich angeregt unterhält ohne einen sichtbaren Gesprächspartner.<br />
Dieses Konfabulieren ist Teil seiner ganz eigenen<br />
Welt, in der wir nur selten eine Rolle spielen und wir unternehmen<br />
keinen Versuch, dort einzutreten, denn Herr F. bewegt<br />
sich sehr sicher und zufrieden in ihr. Mit ihm in Kontakt<br />
zu treten, gestaltet sich ohne Besonderheiten, wenn der Gesprächspartner<br />
ihm das Gefühl gibt, wie wichtig es ihm ist,<br />
mit ihm zu reden.<br />
Wer unsere Wohnstätte kennt, hat sicher den schönen<br />
Garten bemerkt. Dass in diesen Garten ein Stern gefallen<br />
sei, der seitdem unter einem großen Baum liegt und in der<br />
Nacht leuchtet, ist wirklich nicht wahr. Wenn man sich dem<br />
vermeintlichen Stern nähert, entdeckt man, dass es sich um<br />
eine kleine Lampe handelt. Herr F. mag diesen Garten sehr,<br />
er promeniert auf seinen Wegen und ist im Gespräch mit<br />
sich und es geht ihm sichtbar gut.<br />
Er kennt den Zahlencode der Haustür und könnte sich also<br />
auch ohne Unterstützung im Garten aufhalten. Leider erschien<br />
ihm das <strong>für</strong> lange Zeit unsicher oder auch nur unbehaglich.<br />
Herr F. hat sich im Frühjahr einen großen Wunsch<br />
erfüllt und sich ein Handy gekauft.<br />
Nicht nur er war voller Begeisterung, sondern auch die Mitarbeiter<br />
in der Wohngruppe, sie freuten sich mit ihm und darüber,<br />
ihn unterstützen zu können bei einem wirklich „smarten“<br />
Ziel.<br />
Inzwischen hat er gelernt, wie er es auflädt, achtet oft auch<br />
ganz allein darauf. Wenn er das Haus verlässt, hat er das<br />
Handy bei sich.<br />
Wir unterstützen ihn bei den regelmäßigen Anrufen mit seiner<br />
Mutti und auch sie ruft ihn ab und zu an. Ich denke, es<br />
wird nicht mehr allzu viel Zeit vergehen und er kann sich<br />
seine Nummer allein merken. Wir sind auf einem Weg. Vieles<br />
ist noch offen, um sagen zu können, wo er hinführt.<br />
Eine gute Sache noch am Schluss, Herr F. geht jetzt auch<br />
allein in den Garten, den er so mag. Mit dem Versprechen:<br />
„Wenn das Essen auf dem Tisch steht, rufe ich Dich an“, hat<br />
er alle Ruhe und Sicherheit der Welt.<br />
Und wenn ein Wanderer des Weges käme, um zu sagen:<br />
euer Herr F. ist ja vielleicht nur ein kleiner Aufschneider und<br />
deshalb wollte er ein Handy“.<br />
Da kann ich nur sagen: Kennt ihr den Witz mit dem Mann<br />
und seinen Fotos – mein Haus, mein Auto, mein Boot etc.?<br />
Herr F. ist eben auch „nur“ ein Mann, vielleicht freut ihn ja<br />
einfach nur der Besitz seines Handys und etwas Stolz tut<br />
uns allen gut.<br />
Heidelinde Abraham,<br />
Teamleiterin WG 9, AdK<br />
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