Die Zeitschrift für stud. iur. und junge Juristen - Iurratio
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Ausbildung<br />
kollidierenden Verfassungsrechts wie z.B. Gr<strong>und</strong>rechte Dritter oder<br />
andere Güter von Verfassungsrang legitimiert werden. 110<br />
2. Schranken-Schranken<br />
Wichtig ist hier insbesondere die Herstellung praktischer Konkordanz<br />
111 zwischen dem Schutz von Ehe <strong>und</strong> Familie auf der einen <strong>und</strong><br />
dem widerstreitenden Verfassungsgut auf der anderen Seite durch<br />
einen in jedem Einzelfall vorzunehmenden schonenden Ausgleich.<br />
II. Hinsichtlich Art. 6 Abs. 2 S. 1 GG<br />
1. Schranken<br />
Hinsichtlich des Elternrechts aus Art. 6 Abs. 2 S. 1 GG besteht eine<br />
verfassungsimmanente Schranke in Art. 6 Abs. 2 S. 2 GG („staatliches<br />
Wächteramt“ mit der Wirkung eines qualifizierten Gesetzesvorbehalts).<br />
Der Staat trägt die Pflicht zur Sicherstellung der Pflege<br />
<strong>und</strong> Erziehung des Kindes, wenn die Eltern dieser nicht ausreichend<br />
nachkommen 112 <strong>und</strong> der Eingriff dem Kindeswohl dient. 113 Weiterhin<br />
kann das Elternrecht durch die zugleich begründete Elternpflicht<br />
beschränkt werden; dies gilt insbesondere für die Pflicht zur Erziehung<br />
zu rechtstreuem Handeln. 114<br />
Im Übrigen kann das Elternrecht auch wiederum mittels kollidie-<br />
110 Allgemein zum kollidierenden Verfassungsrecht vgl. etwa Epping, Gr<strong>und</strong>rechte, 4. Aufl. 2010,<br />
Rn. 72 ff.; laut Hufen, Staatsrecht II – Gr<strong>und</strong>rechte, 2007, § 16 Rn. 26 sind verfassungsimmanente<br />
Schranken hier jedoch kaum denkbar.<br />
111 Vertiefend hierzu etwa Michael/Morlok, Gr<strong>und</strong>rechte, 3. Aufl. 2012, Rn. 710 ff., 733 ff.<br />
112 BVerfGE 24, 119, 144.<br />
113 BVerfGE 60, 79, 88.<br />
114 Epping, Gr<strong>und</strong>rechte, 4. Aufl. 2010, Rn. 509.<br />
renden Verfassungsrechts beschränkbar sein. 115 Praxisrelevant ist<br />
hierbei neben Gr<strong>und</strong>rechten des Kindes insbesondere der staatliche<br />
Bildungs- <strong>und</strong> Erziehungsauftrag aus Art. 7 Abs. 1 GG. 116<br />
2. Schranken-Schranken<br />
Neben der Verhältnismäßigkeit (d.h. ein staatlicher Eingriff darf<br />
nur dann erfolgen, wenn <strong>und</strong> soweit es das Kindeswohl zwingend<br />
erfordert 117 ) bzw. – im Falle der bloßen Beschränkung durch kollidierendes<br />
Verfassungsrecht – Herstellung praktischer Konkordanz<br />
ist im Fall der Trennung der Kinder von ihren Eltern gegen deren<br />
Willen an die spezielle Schranken-Schranke in Art. 6 Abs. 3 GG<br />
zu denken, wonach ein Versagen der Erziehungsberechtigten oder<br />
aber die Gefahr der Verwahrlosung gegeben sein muss (spezieller<br />
Eingriffsvorbehalt). 118<br />
E. Konkurrenzen 119<br />
Das Elternrecht aus Art. 6 Abs. 2 GG ist lex specialis zu Art. 6 Abs. 1 GG. 120<br />
Der Schutz von Ehe <strong>und</strong> Familie ist eine spezielle Ausprägung des<br />
allgemeinen Gleichheitssatzes <strong>und</strong> geht daher Art. 3 Abs. 3 GG vor. 121<br />
115 Manssen, Staatsrecht II, Rn. 436.<br />
116 Vgl. auch Fn. 103 sowie Wilms, Staatsrecht II – Gr<strong>und</strong>rechte, 2010, Rn. 757.<br />
117 BVerfGE 24, 119, 143 ff., wonach unterstützende Maßnahmen Vorrang vor repressiven genießen.<br />
118 Zur Funktion als Schranken-Schranke vgl. BVerfGE 60, 79, 91 (Sorgerechtsentzug); 76, 1, 48;<br />
vertiefend hierzu etwa Epping, Gr<strong>und</strong>rechte, 4. Aufl. 2010, Rn. 518 m.w.N. sowie Ipsen, Staatsrecht<br />
II – Gr<strong>und</strong>rechte, 10. Aufl. 2007, Rn. 329 f.<br />
119 Schmidt, Gr<strong>und</strong>rechte sowie Gr<strong>und</strong>züge der Verfassungsbeschwerde, 14. Aufl. 2012, Rn. 577-578.<br />
120 BVerfGE 24, 119, 135.<br />
121 BVerfG NJW 1993, 3058 (Gleichgeschlechtliche Partner); vgl. dazu auch Epping, Gr<strong>und</strong>rechte,<br />
4. Aufl. 2010, Rn. 501.<br />
<strong>Iurratio</strong><br />
Ausgabe 1 / 2013<br />
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