Menschen vor Gott - FEG Visp
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Petrus – In's eigene Herz blicken Serie "MvG", Teil 8<br />
Gliederung<br />
I. Der erste Blick in's eigene Herz: Ich brauche Erlösung<br />
II. Der zweite Blick in's eigene Herz: Ich brauche Christus!<br />
III. Was bleibt angesichts des Blicks in unser Herz? – Antwort: Ich<br />
brauche Gnade!<br />
Einleitung<br />
Ich begrüsse Euch alle ganz herzlich zum heutigen <strong>Gott</strong>esdienst, in dem wir<br />
unsere <strong>Gott</strong>esdienst-Serie "<strong>Menschen</strong> <strong>vor</strong> <strong>Gott</strong>" abschliessen. Wir haben uns<br />
während fast 2 Monaten mit der Geschichte von <strong>Menschen</strong> beschäftigt und<br />
dabei tiefe Einblicke bekommen in die Herzen anderer. Und es war eine<br />
spannende Reise. Eine intensive Reise. Und wenn ich an die eine oder<br />
andere Geschichte denke, dann war es auch eine berührende Reise.<br />
Und mit dem heutigen <strong>Gott</strong>esdienst schliessen wir diese Reise ab, indem wir<br />
die weiteste Reise unternehmen, die man tun kann: Diejenige in unser<br />
eigenes Herz. Das ist die Reise, von der ich überzeugt bin, dass sie Jesus<br />
mit uns antreten möchte. Denn ER möchte uns immer wieder unser eigenes<br />
Herz offenbaren. Und wir sind angewiesen auf diese Offenbarung. <strong>Gott</strong> sagt<br />
in Jer 17.9 sagt <strong>Gott</strong>: "Das Herz ist trügerisch, mehr als alles andere, und<br />
es ist unheilbar. Wer kennt sich mit ihm aus?" - Wer kennt schon das<br />
eigene Herz? Wer weiss wirklich bis in's letzte Bescheid über sich und kann<br />
erklären, welche Beweggründe ihn wirklich zu diesem oder jenem Tun<br />
veranlassen, was nun wirklich seine Motivation ist? Niemand kennt sein<br />
eigenes Herz wirklich bis in's letzte. - Aber <strong>Gott</strong> kennt unser Herz und zeigt<br />
es uns. "Ich, der HERR bin es, der das Herz erforscht und das innerste<br />
prüft!", sagt <strong>Gott</strong> in Jer 17. ER ist es, der unser Herz kennt, und auf dem<br />
Weg mit Jesus will ER uns unser eigenes Herz immer mehr aufschliessen.<br />
Einer, der das erlebt hat, ist Petrus (Titelfolie). Drei Jahre war er mit Jesus<br />
unterwegs, quer durch Israel sind sie gewandert und haben viel Weg<br />
zurückgelegt. Aber der wahre Wert des Zusammenseins mit Jesus war nicht<br />
die Zeit, die sie zusammen verbrachten, sondern das, was Petrus dabei über<br />
sein eigenes Herz lernte. Jesus hat ihm wie keinem anderen gezeigt, wie es<br />
um sein Herz bestellt war. Diese Reise in's Herz von Petrus wollen wir heute<br />
morgen tun, und ich wünschte mir, dass es Euch während der Predigt gleich<br />
© Diese Predigt ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ausserhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist<br />
ohne Zustimmung des Copyright-Inhabers unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigung und die Einspeicherung und<br />
Verarbeitung in elektronischen Systemen. © Copyright 2012 by Daniel Rohner, <strong>FEG</strong> <strong>Visp</strong><br />
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geht wie mir in der Vorbereitung: Dass wir, wenn wir Petrus Herz betrachten,<br />
gleichzeitig auch unser eigenes Herz sehen.<br />
Petrus ist unter den Jüngergestalten wahrscheinlich die herausragendste. In<br />
jeder Kinderbibel kommt Petrus irgendwie "besonders" <strong>vor</strong>, die Kinder<br />
erkennen ihn, und er wird schnell zu ihrem Helden unter den Jüngern. Seine<br />
impulsive Art, sein ungestümes Vorpreschen, sein oft unüberlegtes Reden -<br />
all das gehört zu Petrus und macht ihn uns sympathisch.<br />
Petrus kannte Jesus bereits, be<strong>vor</strong> Jesus ihn in die Nachfolge und<br />
Jüngerschaft beruft. Wir wissen nicht, wie intensiv dieses Kennen war, aber<br />
die Evangelien berichten uns von zwei Berufungen in die Jüngerschaft. 1 Die<br />
erste im Johannes-Evangelium, die zweite dann die in den Evangelien nach<br />
Mt, Mk und Lk. Und bei dieser zweiten Berufung ist es, bei der Petrus zum<br />
ersten Mal sein eigenes Herz sieht. Ich lese uns aus Lk 5.1-11:<br />
I. Der erste Blick in's eigene Herz: Ich brauche Erlösung! (Lk 5 / Mt 8 /<br />
Mt 10)<br />
"Es geschah aber, als die Volksmenge auf ihn andrängte, um das Wort<br />
<strong>Gott</strong>es zu hören, daß er an dem See Genezareth stand. 2 Und er sah<br />
zwei Boote am See liegen; die Fischer aber waren aus ihnen<br />
ausgestiegen und wuschen die Netze. 3 Er aber stieg in eins der Boote,<br />
das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land hinauszufahren;<br />
und er setzte sich und lehrte die Volksmengen vom Boot aus. 4 Als er<br />
aber aufhörte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus auf die Tiefe,<br />
und laßt eure Netze zu einem Fang hinab! 5 Und Simon antwortete und<br />
sprach zu ihm: Meister, wir haben uns die ganze Nacht hindurch<br />
bemüht und nichts gefangen, aber auf dein Wort will ich die Netze<br />
hinablassen. 6 Und als sie dies getan hatten, umschlossen sie eine<br />
große Menge Fische, und ihre Netze rissen. 7 Und sie winkten ihren<br />
Gefährten in dem anderen Boot, daß sie kämen und ihnen hülfen; und<br />
sie kamen, und sie füllten beide Boote, so daß sie zu sinken drohten. 8<br />
Als aber Simon Petrus es sah, fiel er zu den Knien Jesu nieder und<br />
sprach: Geh von mir hinaus! Denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr. 9<br />
Denn Entsetzen hatte ihn erfaßt und alle, die bei ihm waren, über den<br />
Fischfang, den sie getan hatten; 10 ebenso aber auch Jakobus und<br />
Johannes, die Söhne des Zebedäus, die Gefährten von Simon waren.<br />
Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du<br />
1 In Joh 1 findet die erste Begegnung mit Jesus statt, in Lk 5 dann der Ruf in die Jüngerschaft.<br />
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<strong>Menschen</strong> fangen. 11 Und als sie die Boote ans Land gebracht hatten,<br />
verließen sie alles und folgten ihm nach."<br />
Was Lukas hier berichtet, ist eindrücklich. Spektakulär. Die Berufsfischer, die<br />
wissen, wie man Fische fängt und sich damit erkennen, erleben ein grosse<br />
Blamage. Obwohl sie während der erfahrungsgemäss besten Fangzeit<br />
(nämlich Nachts) alles getan haben, was man nur tun kann, um Fische zu<br />
fangen, kommen sie am Morgen mit leeren Händen zurück. Die Vollblutprofis<br />
haben versagt. Aber auf das Wort von Jesus hin, der als Zimmermann vom<br />
Fischen wenig zu verstehen schien, fahren sie bei Tageslicht nochmal hinaus<br />
und werfen ihre Netze nochmal aus.<br />
Und kaum haben sie das getan, vollzieht sich <strong>vor</strong> ihnen Augen etwas, was<br />
sie so noch nie erlebt haben. Sie merken, wie sich die Netze füllen. Und<br />
füllen. Und füllen. Und sie erleben, wie eine Menge von Fischen in diesem<br />
Netz drin zappeln, wie sie noch in zu<strong>vor</strong> gefangen haben. Die Netze reissen,<br />
die Boote kentern fast. Spektakulär. Überwältigend, was hier geschieht. Ein<br />
Jahrhundertfang!<br />
Aber Petrus sieht über den Fischen und über der Freude über diesen Fang<br />
hinweg plötzlich etwas, was ihm Angst macht. Was ihn abgrundtief<br />
erschrecken lässt: Petrus sieht in der Gegenwart von Jesus sein eigenes<br />
Herz. Petrus erkennt plötzlich, wie er selber ist. Und angesichts dessen<br />
verblasst alles, was eben noch so wichtig war: Der Fang, die Freude über<br />
den Erfolg, das Staunen über das Erreichte. Angesichts dieses Blickes in das<br />
eigene Herz bleibt Petrus nur noch eines: Er zerbricht innerlich! Fällt <strong>vor</strong><br />
Jesus auf die Knie und stammelt: "Geh weg von mir HERR, denn ich bin in<br />
sündiger Mensch!"<br />
Was Petrus hier erlebt, das haben viele von uns auch erlebt. Dass uns in der<br />
Gegenwart von Jesus plötzlich aufgeht, wer wir sind. Und wir zugeben<br />
müssen: "ICH BIN EIN SÜNDIGER MENSCH!" Ich bin nicht makellos und<br />
selbstgerecht, wie ich meinte. Ich bin nicht ohne Fehler, sündlos. Ich bin nicht<br />
in der Lage, <strong>vor</strong> <strong>Gott</strong> mein Leben einmal selber regeln und mich selber<br />
verteidigen zu können, sondern <strong>vor</strong> <strong>Gott</strong> muss ich kapitulieren! Ich habe nicht<br />
nur "nichts" zu bringen, was <strong>vor</strong> <strong>Gott</strong> etwas zählen würde, sondern ich habe<br />
ganz viel Ballast in meinem Herzen, der <strong>vor</strong> <strong>Gott</strong> als Schuld wiegt. Fehler.<br />
Versagen. Und mein Herz, mein Wesen, und das Wesen dieses <strong>Gott</strong>es,<br />
vertragen sich nicht. Sind nicht kompatibel, sondern sind einander total<br />
diametral entgegengesetzt. Und dieses Demaskieren des eigenen Herzens,<br />
löst oft Angst und tiefe Trauer in uns aus.<br />
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Es ist, als ob man sein ganzes Leben lang eine Maske getragen und nie sein<br />
wahres Gesicht im Spiegel betrachtet hätte, sondern immer nur ein Trugbild.<br />
Ein Wunschbild. Und plötzlich entpuppt sich dieses Wunschbild als Zerrbild<br />
und zerbröckelt, und man sieht sich plötzlich, wie man wirklich ist und fühlt<br />
sich in der Gegenwart eines Heiligen <strong>Gott</strong>es so elend und klein, wie Petrus<br />
sich wohl gefühlt hat.<br />
Aber dieser erste Blick in's eigene Herz, den <strong>Gott</strong> Petrus und auch uns tun<br />
lässt, ist ganz entscheidend. Denn erst, wo wir unsere tiefe Fehlerhaftigkeit<br />
sehen und eingestehen, werden wir fähig, auch den Erlöser zu sehen. Und<br />
das ist es, was <strong>Gott</strong> uns mit diesem ersten Blick in's eigene Herz zeigen will.<br />
Wir brauchen einen, der mit unserem "schwarzen Herzen" <strong>vor</strong> <strong>Gott</strong> klar<br />
kommt. Weil wir selber nicht klar kommen können damit. Wir brauchen einen,<br />
der unser Herz <strong>vor</strong> <strong>Gott</strong> in Ordnung bringt.<br />
Jesus Christus möchte genau derjenige sein, für jeden ganz persönlich. ER<br />
ist es, der mit unserem Herz <strong>vor</strong> <strong>Gott</strong> klar kommt. Der mit all unserer Sünde<br />
fertig wird. Deswegen kam Jesus in diese Welt hinein, um das Minus unseres<br />
Lebens zu begleichen. Um unser Manko <strong>vor</strong> <strong>Gott</strong> zu egalisieren. Und Er tat<br />
das, indem ER mit seinem Leben bezahlte dafür. Die Bibel sagt: "Wo ein<br />
Mensch den Blick in's eigene Herz hinein tut, das Minus seines Lebens<br />
eingesteht und sich mit diesem Minus, mit seiner Schuld, Jesus anvertraut,<br />
da wird das Minus zum Plus. Da bezahlt Jesus die offene Rechnung. Und wir<br />
dürfen frei ausgehen. Die Bibel nennt das "Gnade". Gnade.<br />
Und Petrus erlebt das. Erlebt, was Gnade bedeutet. Denn all das, was Jesus<br />
sagen könnte in diesem Moment, sagt Jesus nicht. Jesus hätte allen Grund<br />
gehabt, Petrus recht zu geben. "Du hast recht, Petrus. Du bist ein sündiger<br />
Mensch. Du ekelst mich an. Ich verabscheue Dich. All den Mist und Schmutz<br />
in Deinem Leben halte ich nicht mehr aus, geh bloss weg, ich halte einen wie<br />
Dich in meiner Gegenwart nicht aus!" – All das hätte Jesus sagen können.<br />
Und vielleicht erwartet Petrus sogar, dass Jesus sich tatsächlich abwendet.<br />
Aber Petrus etwas ganz anderes. Er erlebt, wie Jesus sich ihm voller Liebe<br />
zuwendet, seinen Blick hebt, ihm in die Augen schaut und sagt: "Hab keine<br />
Angst. Von nun an wirst Du <strong>Menschen</strong> fangen!" Und er nimmt Petrus auf in<br />
die Nachfolge.<br />
Ich möchte Dich gerne fragen heute Morgen: Was siehst Du, wenn Du in<br />
Dein Herz hineinschaust? - Schuld? Versagen? Sünde? Erwartest Du, dass<br />
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Jesus sich abwendet und weggeht? - Nun: Genausowenig, wie ER das bei<br />
Petrus getan hat, tut er es bei uns. Genausowenig, wie Jesus sich von Petrus<br />
angewidert abwandte, wendet ER sich von Dir ab. Sondern Jesus lädt uns<br />
ein, mit dem Minus unseres Herzens zu IHM zu kommen und von IHM<br />
Vergebung und Befreiung zu bekommen. "Fürchte Dich nicht. Vertrau Dich<br />
mir an. Ich will vergeben. Ich habe bezahlt dafür!"<br />
Dieser erste Blick in's Herz und das Erleben von <strong>Gott</strong>es Gnade ist der<br />
Anfang eines neuen Lebens mit Jesus. Eines Lebens, das geprägt ist davon,<br />
dass <strong>Gott</strong> uns immer wieder neu unser Herz offenbart und uns immer wieder<br />
neu seine Gnade erleben lässt.<br />
Auch bei Petrus ist es. Nachdem er sein Herz erkennt und Annahme von<br />
Jesus erlebt, findet er in die Nachfolge hinein. Er lebt in der Gemeinschaft mit<br />
Jesus und lernt von ihm. Petrus wird berufen zum Apostel. Petrus ist<br />
derjenige, der mutige Glaubensschritte tut, so mutig, dass er sich sogar<br />
darauf einlässt, auf dem sturmgepeitschten See Genezareth bei meterhohen<br />
Wellen Jesus auf dem Wasser entgegenzugehen. Er "steigt aus dem<br />
sicheren" Boot aus und geht Jesus entgegen - das soll ihm mal einer<br />
nachmachen.<br />
Und immer mehr wird Petrus innerhalb der Jüngerschaft zum Anführer. Zum<br />
Leiter. Wenn man die Evangelien liest, merkt man das. Wie oft Petrus das<br />
Wort führt, der Sprecher der anderen ist. Als Jesus ein Gleichnis erzählt, ist<br />
Petrus derjenige, der im Namen der Jünger um eine Erklärung bittet<br />
(Mt 15.15). Als sie nach Kapernaum kommen, da fragen die Tempeldiener<br />
von allen Jüngern Petrus, weshalb die Jünger die Tempelsteuer nicht<br />
bezahlen (Mt 17.24). Als Jesus vom Lohn der Nachfolge spricht, da ist es<br />
Perus, der für alle Jünger fragt: "Siehe, wir haben alles verlassen und sind<br />
Dir nachgefolgt - was wird uns dafür werden?" (Mt 19.27)<br />
Und in diesem Zusammensein mit Jesus und dem "Aufstieg" von Petrus<br />
geschieht etwas, was fatal ist: Petrus vergisst, was er in seinem eigenen<br />
Herzen gesehen hat. Und Petrus fängt an, nachdem er an Jesus glaubt, ein<br />
neues, zweites Trugbild von sich selber aufzubauen. Und Jesus muss ihn<br />
erneut einen ernüchternden Blick in das eigene Herz tun lassen.<br />
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II.<br />
Der zweite Blick in's eigene Herz: Ich brauche Christus!<br />
Denn Petrus denkt mehr und mehr: "Ich bin eigentlich super-O.K. Ich bin<br />
doch ein guter Jünger. Der beste unter allen Jüngern. Der Jünger Nr. 1". –<br />
Als Jesus eines Tages die Jünger fragt: "Wer sagen die Leute eigentlich,<br />
dass ich sei?", da antworten die Jünger. "Einige sagen, Du seist Elia.<br />
Andere meinen, Johannes der Täufer, wieder andere sagen "Jeremia,<br />
oder einer der Propheten". Und Jesus sieht die Jünger an und fragt: "Und<br />
Ihr, wer denkt Ihr, dass ich sei?" - Und Petrus antwortet: "Du bist Christus<br />
der Sohn des lebendigen <strong>Gott</strong>es!" - Wieder ist es Petrus, der die richtige<br />
Antwort gibt. Und Jesus lobt ihn und sagt: "17Und Jesus antwortete und<br />
sprach zu ihm: Glückselig bist du, Simon, Bar Jona; denn Fleisch und<br />
Blut haben es dir nicht geoffenbart, sondern mein Vater, der in den<br />
Himmeln ist. 18 Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesem<br />
Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und des Hades Pforten<br />
werden sie nicht überwältigen." (Mt 16.13-17)<br />
Ich kann mir gut <strong>vor</strong>stellen, wie sich Petrus in diesem Moment gefühlt hat. Er<br />
derjenige, der das Bekenntnis richtig bringt. Und Jesus sagt noch<br />
"Glückselig bist Du. Das hat <strong>Gott</strong> selber Dir gezeigt!" Und dann sagt<br />
Jesus noch "Auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen!" - Jesus<br />
meinte ja nicht, dass ER auf Petrus die Gemeinde bauen will. Aber wenn das<br />
Generationen nach Petrus in dieser Weise verstanden haben, dann kann ich<br />
mir gut <strong>vor</strong>stellen, dass auch Petrus in der Gefahr stand, in diese Richtung zu<br />
denken.<br />
Und was Petrus nun passiert, das ist der Stolperstein jedes Christen. Davon<br />
bin ich tief überzeugt. Wir kommen zum Glauben an Jesus im tiefen<br />
Bewusstsein, dass wir Sünder sind. "Ich bin ein sündiger Mensch!" - Und wir<br />
erfahren <strong>Gott</strong>es Gnade. Aber nach einer bestimmten Zeit "steigen wir auf".<br />
Unser Verhalten verändert sich. Wir werden "evangelikalisiert". Man weiss,<br />
was man darf in der Gemeinde und was nicht. Was sich so gehört als<br />
evangelikal-freikirchlicher Christ und was nicht. Wir haben alle unseren<br />
Verhaltenskodex, den man einhalten muss, um dabei zu sein. Und<br />
irgendwann denken wir, dieses "pechschwarze Herz", das wir hatten, be<strong>vor</strong><br />
wir zum Glauben kamen, das sei mittlerweile plötzlich nur noch dunkelgrau.<br />
Oder vielleicht sogar schon hellgrau 2 . Ganz im Gegensatz zu den anderen in<br />
der Gemeinde.<br />
2 Trugschluss, denn unser "Fleisch" bleibt Fleisch (siehe Gal 5 und Röm 6-8). Herz wird in<br />
dieser Predigt als umgangssprachlicher Begriff für "Fleisch" gebraucht.<br />
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Und alles Vergleichen unter Christen, alles übereinander-reden, werten und<br />
richten, kommt letztlich daher. Wo wir <strong>vor</strong> der Wiedergeburt darum bemüht<br />
waren, "gute <strong>Menschen</strong>" zu sein, sind wir nach der Wiedergeburt plötzlich<br />
darum bemüht, "gute Christen zu sein. Und wenn wir merken, dass wir eben<br />
doch nicht "so gute Christen" sind, wie wir es gerne wären, dann gibt es zum<br />
Glück immer noch welche, die schlechter sind als wir. Und das macht uns<br />
dann "besser". (Bsp. Situation am Esstisch, Timo macht Fehler, Samy sagt:<br />
"Gell Papi, ich esse schön?")<br />
Bei Petrus geht es mir so. "Ich bin besser als die anderen". - "Selbst wenn<br />
alle Dich verlassen, ich niemals!", sagt Petrus in Mt 26.33. Und Jesus<br />
sagt: "Weisst Du, Petrus, Du wirst mich dreimal verleugnen!" Und Petrus<br />
widerspricht und sagt: "Selbst wenn ich sterben müsste, ich werde dich<br />
nicht verleugnen!" - Nun: Jesus weiss es besser. Und Petrus muss eine<br />
bittere Lektion lernen.<br />
Als Jesus seine Jünger am dringendsten braucht, in Gethsemane, schlafen<br />
sie. Alle. Aber Jesus spricht einen unter ihnen an. Bezeichnenderweise<br />
heisst es in Mt 26.38: "Und Jesus sprach zu Petrus: Könnt ihr nicht eine<br />
Stunde mit mir wachen?" - Wie meinte gerade Petrus, stark zu sein. Ein<br />
Held, der in den Tod ginge für seinen HERRN. Und jetzt ist er zu schwach,<br />
um eine Stunde mit Jesus zu beten!<br />
Wie oft habe ich gemeint, ich sei stark. Sei wunder weiss nicht wer. Ich<br />
dachte, mein Herz sei höchstens noch "leicht angegraut". Und dann hat<br />
Jesus mich wieder einen Blick tun lassen in mein Herz, und es war<br />
pechschwarz! Fehlerhaft. Schwach. Und überhaupt nicht heller, als be<strong>vor</strong> ich<br />
zum Glauben kam. Sondern noch genau gleich.<br />
Und wisst Ihr: Als Jesus gefangen genommen wird, da flieht auch Petrus.<br />
Und dann drückt er sich in der Nähe des Hauses des Hohenpriesters herum.<br />
Und dreimal in dieser Nacht sagt einer: "Dieser Petrus da, der war auch mit<br />
der Partie. Der gehört zu Jesus!" - Und Petrus? - Er verleugnet dreimal,<br />
Jesus zu kennen. Lk 22.60-62: "60 Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß<br />
nicht, was du sagst. Und sogleich, während er noch redete, krähte ein<br />
Hahn. 61 Und der Herr wandte sich um und blickte Petrus an; und<br />
Petrus gedachte an das Wort des Herrn, wie er zu ihm sagte: Be<strong>vor</strong> ein<br />
Hahn heute kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. 62 Und Petrus ging<br />
hinaus und weinte bitterlich."<br />
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Nur Lukas berichtet, wie Petrus die Gnade von Jesus beim Fischfang erlebte,<br />
und nur Lukas berichtet, dass Jesus Petrus anblickt nach der Verleugnung.<br />
Mit diesem Blick, da öffnet Jesus Petrus die Sicht in sein eigenes Herz. Und<br />
Petrus weint. - Und Ihr Lieben: Jesus öffnet uns den Blick für unser Herz. Wo<br />
wir merken: "Ich bin eben nicht "gut". Da ist vieles in mir, das ich lieber nicht<br />
hätte.<br />
Vor vielen Jahren habe ich über dieses Thema in einer Gemeinde gepredigt.<br />
Und nach der Predigt wurde ich massiv von einer Frau aus der Gemeinde<br />
angegriffen. Sie fand die Predigt furchtbar. Mit bösen Worten und fast schon<br />
Schaum <strong>vor</strong> dem Mund hat sie ihrem Ärger Luft gemacht! Als ich danach<br />
nachfragte: "Was genau war so schlimm an der Predigt?" – Ihre Antwort:<br />
"Dass mein Herz schlecht sein soll! Ich bin gut – viel besser als andere!"<br />
Nun: Ich kann das von mir nicht sagen. Und auch Paulus nicht. In Röm 7.18<br />
sagt er: "Ich weiss, dass in mir nichts Gutes wohnt". Wir machen daraus<br />
gerne: "Ich weiss, dass in mir nicht viel Gutes wohnt!" oder "...wenig Gutes!"<br />
– Es war so einfach, als wir zum Glauben an Jesus kamen, dazu zu stehen.<br />
Warum fällt es uns nachher oftmals so schwer?<br />
Petrus erkennt in seinem Versagen drin, wer er wirklich ist. Und das ist<br />
unendlich wichtig. Weil wir erst barmherzig mit anderen sein können, wenn<br />
wir unser eigenes Herz erkennen. Und für den späteren Dienst von Petrus ist<br />
gerade das entscheidend.<br />
Damit komme ich zum dritten Punkt. Wir wissen nicht, wie es Petrus nach der<br />
Kreuzigung und der Auferstehung ging. Aber ich kann mir <strong>vor</strong>stellen, dass<br />
dieser Blick in die Augen von Jesus nach der Verleugnung sich unvergesslich<br />
in die Erinnerung von Petrus eingebrannt hat. Und jetzt ist Jesus<br />
auferstanden - aber was nun? Wie wird das Verhältnis zwischen Jesus und<br />
Petrus sein? Kann Jesus einen Verräter, einen Verleugner, einen, mit so<br />
einem schwarzen Herzen, überhaupt noch brauchen? Was muss denn<br />
<strong>vor</strong>handen sein, damit Jesus uns brauchen kann?<br />
Der auferstandene Jesus begegnet den Jüngern, die gerade am Fischen<br />
sind, und keiner wagt es, den Auferstandenen anzusprechen. Auch Petrus<br />
nicht. Aber Jesus spricht Petrus an.- Ich lese uns aus Joh 21.15ff:<br />
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15 Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus:<br />
Simon, Sohn> des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er spricht<br />
zu ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich lieb habe. Spricht er zu ihm:<br />
Weide meine Lämmer! 16 Wieder spricht er zum zweiten Mal zu ihm:<br />
Simon, des Johannes, liebst du mich? Er spricht zu ihm: Ja,<br />
Herr, du weißt, daß ich dich lieb habe. Spricht er zu ihm: Hüte meine<br />
Schafe! 17 Er spricht zum dritten Mal zu ihm: Simon, des<br />
Johannes, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, daß er zum dritten<br />
Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb? und sprach zu ihm: Herr, du weißt<br />
alles; du erkennst, daß ich dich lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide<br />
meine Schafe!"<br />
III. Was bleibt angesichts dieser Blicke in unser Herz? - Antw.: Wir<br />
brauchen Gnade!<br />
Dreimal stellt Jesus die gleiche Frage: "Liebst Du mich?" – "Liebst Du mich?"<br />
- Und Jesus fragt das erste Mal: "Petrus: Liebst Du mich mehr, als<br />
diese?"- Wahrscheinlich spielt Jesus damit auf die stolze Haltung von Petrus<br />
an, Jesus mehr zu lieben als die anderen Apostel es täten. Erinnern wir uns:<br />
"Wenn alle Dich verraten, ich nicht", hatte Petrus gesagt. Und jetzt die<br />
Frage: "Liebst Du mich mehr als diese?" - Und Petrus antwortet: "Ja.<br />
Herr, Du weisst, dass ich Dich liebe!", aber er verwendet ein anderes Wort<br />
für "Liebe" in seiner Antwort, als Jesus es in der Frage getan hat.<br />
Jesus nämlich fragt mit dem griechischen Wort "agapao" für Liebe. Agapao,<br />
das ist die höchste, die reinste Form von Liebe, die möglich ist, die vollendete<br />
Liebe. Petrus aber antwortet mit "phileo", dem Wort für freundschaftliche<br />
Liebe. Es ist viel weniger stark als "Agapao". Und ich verstehe Petrus.<br />
Petrus hat sein eigenes Herz erkannt. Und es fällt ihm schwer, die Frage so<br />
zu beantworten, wie Jesus sie stellt.<br />
Auch beim zweiten Mal spielt sich genau das gleiche ab. Und erst bei der<br />
dritten Fragen fragt Jesus dann auch mit "phileo". Und Petrus reagiert mit<br />
Trauer. Weil er sich bewusst ist: Alles, was ich bringen kann, ist schwache<br />
Liebe. Mangelhafte Liebe. Liebe, die nicht vollkommen ist und der irgendwie<br />
immer etwas fehlen wird. Und so sagt er: "HERR, Du erkennst alles. Du<br />
erkennst, dass ich Dich lieb habe". – Anders ausgedrückt: "Jesus, Du<br />
kennst mein Herz. Du weisst, was mich bewegt. Du kennst die Fehler- und<br />
Mangelhaftigkeit meiner Liebe zu Dir. Ich kenne mein Herz, und Du auch!<br />
Aber das ist alles, was ich bringen kann!"<br />
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Und jetzt sagt Jesus: "Folge mir nach!" – Denn seht Ihr: Genau so will uns<br />
Jesus. Nicht perfekt, stark. Sondern genauso, wie wir sind, will ER uns<br />
brauchen. Jesus wartet nicht, bis wir mit Agapao antworten können, mit der<br />
höchsten, reinsten Form von Liebe. Unsere schwache, fehlerhafte Liebe<br />
genügt ihm. Er will, dass wir IHM nachfolgen im Bewusstsein, dass wir seine<br />
Gnade genauso brauchen, nachdem wir zum Glauben gekommen sind, wie<br />
<strong>vor</strong>her. Er zeigt uns unser eigenes Herz, das oft meint, es wäre schon<br />
"hellgrau", und zeigt uns, dass es immer noch schwarz ist, aber das ist nicht<br />
entscheidend. Entscheidend ist, dass wir IHN liebhaben. Und selbst die<br />
"schwächste Liebe" genügt.<br />
Mir macht dieses Erleben von Petrus unheimlich Mut, Jesus nachzufolgen<br />
und damit zu rechnen, dass ER mich brauchen kann. Petrus kannte sein<br />
Herz. Er hatte gelernt, wie er war. Aber er hatte gelernt, dass Jesus selbst<br />
den schwächsten Christen brauchen kann, wenn dieser IHN nur liebt. Nicht<br />
"gute Christen" sollen wir sein, sondern Christen, die IHN lieben. ER will uns<br />
brauchen. Petrus hat das gelernt, und nur deshalb konnte <strong>Gott</strong> ihn später zu<br />
den Heiden schicken und dort brauchen.<br />
Er, der Jude, hat durch Jesus gelernt, dass er nicht besser ist als andere -<br />
auch nicht besser als Heiden. Und er, der "grosse Jünger", sagt in Apg 15:<br />
"<strong>Gott</strong>, der Herzenskenner aller <strong>Menschen</strong>, macht keinen Unterschied<br />
zwischen den Heiden und uns Juden…!"<br />
Das hatte Petrus gelernt: Nicht perfektes Verhalten bringt es, sondern dass<br />
wir uns im Vertrauen an Jesus binden. <strong>Gott</strong> kennt die Herzen. Und mein Herz<br />
ist nicht besser als das Herz anderer. Das entscheidende ist nicht, dass wir<br />
"gut" sind. Entscheidend ist etwas ganz anderes: <strong>Gott</strong>es Gnade!<br />
Und Petrus, dem <strong>Gott</strong> einen Blick geschenkt hat in sein eigenes Herz, sagt<br />
am Ende seines Lebens in 1Petr 1.13: "Hofft völlig auf die Gnade...!" Hofft<br />
völlig auf die Gnade!"<br />
--Amen--<br />
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