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MEHRWERT Expertendiskussion<br />

„DIE KONJUNKTUR IN DEUTSCHLAND<br />

UND DER EUROZONE HAT RÜCKENWIND.<br />

ICH BIN VORSICHTIG OPTIMISTISCH“<br />

MARCEL FRATZSCHER<br />

SPRUNG BEIM KONJUNKTURBAROMETER<br />

Indexstand DIW-Konjunkturbarometer<br />

BIP-Zuwachs gegenüber Vorquartal in Prozent<br />

104,9<br />

103,7<br />

101,3<br />

100,6<br />

–0,1<br />

0,1 0,7 0,5<br />

Q2 2014 Q3 2014 Q4 2014 Q1 2015<br />

Das DIW-Konjunkturbarometer misst die Aussichten der deutschen Wirtschaft.<br />

Werte über 100 deuten auf eine überdurchschnittliche Konjunkturentwicklung.<br />

Das DIW prognostiziert 0,5 Prozent Wachstum für das erste Quartal 2015.<br />

Quelle: DIW; Stand: 24.02.2015<br />

Seine akademische Karriere<br />

führte Volkswirt<br />

Marcel Fratzscher von<br />

Kiel über Oxford und<br />

Harvard nach Florenz.<br />

Im Jahr 2001 wechselte<br />

er als Ökonom zur<br />

EZB. Seit 2012 ist<br />

Fratzscher Präsident des<br />

Deutschen Instituts für<br />

Wirtschaftsforschung<br />

wollen, sie investieren ja kaum. Und in Ländern wie<br />

Spanien, wo bessere Finanzierungskonditionen helfen<br />

könnten, sitzen die Banken noch auf faulen Krediten.<br />

Sie haben kein Interesse daran, mehr Geld zu verleihen.<br />

STEFFEN SELBACH: Viele können es gar nicht. Die<br />

Geldpolitik ist zwar locker, aber die Banken werden<br />

umso strenger reguliert. Die EZB gibt mit einem Fuß<br />

Gas, mit dem anderen steht sie auf der Bremse.<br />

ULRICH KATER: Man darf aber auch nicht erwarten,<br />

dass eine Zentralbank alle Probleme Europas löst.<br />

Sie kann unterstützen, andere müssen die Repar aturarbei<br />

ten leisten. Da vermisse ich Engagement von der<br />

Politik – und auch von den Unternehmen.<br />

Aber die kann man ja nicht zwingen, oder?<br />

MARCEL FRATZSCHER: Muss man auch nicht. Viele<br />

Unternehmer suchen Investitionsmöglichkeiten, sie<br />

haben auch das nötige Kapital. Aber sie warten ab,<br />

weil ihnen die Unsicherheit zu groß ist – selbst in<br />

Deutschland. Uns fehlen Fachkräfte, es mangelt an<br />

digitaler Infrastruktur und bei der Energiewende<br />

herrscht Unklarheit. Die Politik sollte bessere Rahmenbedingungen<br />

schaffen. Auf europäischer Ebene<br />

gibt es eine Initiative in diese Richtung. Jean-Claude<br />

Juncker, der Präsident der EU-Kommission, will gemeinsame<br />

Investitionsprojekte von EU und Unternehmen<br />

anschieben. Das halte ich für eine gute Idee.<br />

STEFFEN SELBACH: Wo wir bei positiven Einflüssen<br />

sind: Die Wirtschaft bekommt gerade einen Schub<br />

vom niedrigen Ölpreis und dem schwachen Euro.<br />

Das sollte man auch nicht unterschätzen.<br />

MARCEL FRATZSCHER: Richtig, die Konjunktur hat<br />

Rückenwind. Wir prognostizieren beim DIW für<br />

2015 ein Wirtschaftswachstum von 1 Prozent für<br />

die Eurozone. Deutschland könnte um 1,5 Prozent<br />

zulegen, Italien sollte sich im zweiten Halbjahr aus<br />

der Rezession befreien. Und was Spanien angeht: Die<br />

Bankenprobleme sind in der Tat noch nicht gelöst.<br />

Die Wirtschaft des Landes wächst dennoch wieder,<br />

die Wende zum Positiven ist geschafft. Bei allen Risiken,<br />

die bleiben: Europa ist auf einem guten Weg,<br />

wir brauchen aber mehr Geduld.<br />

Könnte Griechenland noch zum Stolperstein für<br />

Euroland auf diesem Weg werden?<br />

KATJA DOFEL: Alexis Tsipras vertritt eine Regierung<br />

mit extremen Ansichten, da ist trotz des Kompromisses<br />

mit den Eurostaaten das letzte Wort noch nicht<br />

Fotos: Blue Jean Images/Corbis, Peter Ginter/Science Faction/Corbis<br />

fondsmagazin 1.2015

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