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DURCHBLICK

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31<br />

OHNE HAND AM STEUER<br />

Autonome Fahrzeuge drängen ins Rampenlicht. Das Lenkrad kontrolliert kein Mensch, sondern ein Computer –<br />

und er bedient Schaltung, Bremse und Gaspedal gleich mit. Die heiße Phase im Wettrennen von Autoherstellern,<br />

Software-Firmen und Zulieferern beginnt, es locken hohe Gewinne. Auch Anleger können profitieren.<br />

TEXT: Peter Weißenberg<br />

Foto: Volvo Car Group<br />

Der Asphalt flimmert in der amerikanischen<br />

Mittagshitze über dem<br />

Lee Roy Selmon Expressway. Die<br />

teilweise sechsspurige Autobahn verbindet<br />

Tampa in Florida mit seinen Außenbezirken,<br />

aber heute kriecht der Verkehr wieder<br />

einmal lähmend langsam. Anrollen, bremsen,<br />

lenken, Gas geben – die Verkehrslage<br />

nervt. Und der Fahrer? Der tippt ganz entspannt<br />

auf seinem Tablet.<br />

Am Lenkrad hat unterdessen Kollege<br />

Computer alles im Griff. 22 Sensoren<br />

wachen über Steuer, Gas und Bremse.<br />

Science-Fiction? Nein. Science-Fact – und<br />

zukunftsweisend. Denn wenn der Fahrer<br />

„in monotonen Situationen unterfordert<br />

oder in komplexen Situationen überfordert<br />

ist, kracht es besonders häufig“, sagt<br />

Ulrich Hackenberg, Audi-Vorstand für<br />

technische Entwicklung. Um die Fehlerquelle<br />

Mensch auszuschalten und das Auto<br />

in die ultimative Komfortzone zu verwandeln,<br />

schickt sein Team den selbstfahrenden<br />

A7 seit Monaten über den Expressway.<br />

Eine Person auf dem Fahrersitz, die im<br />

Notfall das Steuer übernehmen könnte,<br />

fünf Millionen US-Dollar Versicherungssumme<br />

und Hightech unterm Blech: Das<br />

reicht den Gesetzgebern in den Bundesstaaten<br />

Florida, Nevada und Kalifornien<br />

seit Kurzem aus, um schon heute das sogenannte<br />

autonome Fahren für öffentliche<br />

Straßen freizugeben. „Das selbstständige<br />

Fahren ist neben der Verbrauchsreduzierung<br />

und dem vernetzten Auto einer der<br />

Megatrends in diesem Markt“, weiß Senta<br />

Graf, Analystin bei der Deka. Die USA gilt<br />

dabei als Hochburg. Denn hier beschleunigen<br />

drei Faktoren die Entwicklung der<br />

neuen Technologien: extrem viel Verkehr,<br />

liberale Gesetze und Fortschrittsglauben.<br />

Der US-Marktforscher IHS prophezeit,<br />

dass bereits in zehn Jahren allein in den<br />

USA jährlich 230.000 Käufer einen Selbstfahrer<br />

anmelden. Die Technik ist größtenteils<br />

serienreif – halbautonome Helfer wie<br />

ABS, ESP, Lenkassistent oder Geschwin­<br />

ALLES IM BLICK<br />

Ein zentrales Steuergerät für alle Assistenzsysteme sammelt die sensorischen<br />

Informationen und setzt sie in Lenk-, Brems- oder Beschleunigungsbefehle um.<br />

10<br />

1 Frontkamera<br />

2 Ultraschallsensoren<br />

seitlich<br />

3 Ultraschallsensoren<br />

vorn<br />

8<br />

4 Infrarotkamera<br />

7<br />

9<br />

2<br />

5 Frontradar-Sensoren<br />

6 Differenzial-GPS und<br />

3D-Kamerasystem vorn<br />

und hinten<br />

7 Heckradar-Sensoren<br />

8 Crash-Sensoren<br />

digkeits- und Abstandsregler sind Routine.<br />

„Die Revolution ist längst im Gange“, konstatiert<br />

die Münchener Managementberatung<br />

Berylls – und prognostiziert diesem<br />

Bereich bis 2035 einen Anteil bei den Neuzulassungen<br />

von etwa 20 Prozent.<br />

Auf dem Genfer Auto-Salon präsentierte<br />

Mercedes bereits eine E-Klasse, die<br />

den menschlichen Fahrer im Stop-and-go-<br />

Verkehr zum Beobachter macht. Und VW<br />

und Mazda demonstrieren mit ihren<br />

Quellen: Audi, Continental; eigene Recherche<br />

1<br />

3<br />

6<br />

4<br />

5<br />

9 Front-, Rückfahr- und<br />

Top-View-Kameras<br />

10 Ultraschallsensoren<br />

hinten<br />

fondsmagazin 1.2015

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