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PDF -Fassung - Schweizerischer Altphilologenverband

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Rezensionen<br />

Die Worte der Sieben Weisen, Griechisch und Deutsch, herausgegeben, übersetzt<br />

und kommentiert von Jochen Althoff und Dieter Zeller, Texte zur Forschung,<br />

Darmstadt (WBG) 2006, CHF 66.70, 196 S.<br />

Während frühere Ausgaben nur die den sog. Sieben Weisen zugeschriebenen<br />

Einzelworte in einer Form auflisten, legen die Herausgeber des neuen Bandes die<br />

verschiedenen Überlieferungsvarianten mit deutscher Übersetzung vor, was bisher<br />

fehlte. Im Zentrum des Interesses stehen nicht die Persönlichkeiten (der Kanon der<br />

Weisen ist bereits in der Antike nach Namen und Anzahl sehr unterschiedlich; als<br />

Kollegium erscheinen sie ohnehin erst in Platons Protagoras), sondern die Texte<br />

selbst, die nach den Ausführungen über die Zeugnisse und Überlieferungsgeschichte<br />

(auch die Zuordnung der einzelnen Aussprüche variiert beträchtlich) im ersten<br />

Teil in den Varianten des Demetrios von Phaleron (überliefert bei Stobaios) bzw.<br />

Diogenes Laertios wiedergegeben werden. Es folgen Erläuterungen zu weiteren<br />

Überlieferungen in Form von Inschriften und Papyri, die wiederum mit deutscher<br />

Übersetzung aufgelistet werden.<br />

Im zweiten Teil untersucht Markus Asper die Funktion der Sieben Weisen<br />

bzw. ihrer Sprüche. Diese richteten sich offenbar nicht an die Allgemeinheit –<br />

dazu seien sie zu banal –, sondern sollten als Standesethik zu einer Stabilisierung<br />

adliger Gruppen beitragen, indem sie sich gegen Machtkonzentrationen einzelner<br />

oder das Auftreten von Emporkömmlingen richteten. Die Sieben Weisen hingegen<br />

hät ten entgegen legendenhaften Darstellungen nie als Gruppe existiert, sondern<br />

seien als Autoritätskonstruktion in die Vergangenheit projiziert worden.<br />

Im dritten Teil stellt Dieter Zeller den oft rätselhaften Worten Parallelstellen<br />

unterschiedlicher Herkunft aus der griechischen Literatur und teils aus dem Alten<br />

Testament gegenüber, um so ihren Kontext aufzuhellen. Dabei sind sie thematisch<br />

übersichtlich nach allgemeinem Inhalt, dem Verhältnis des Menschen zu sich<br />

selbst, den andern, dem Staat und den Göttern angeordnet.<br />

Im letzten Teil befaßt sich Lothar Spahlinger mit der Rezeption der Sprüche<br />

in der lateinischen Spätantike v.a. anhand der (echten und unechten) Werke des<br />

Ausonius, in einer Zeit also, in der sich die Wertschätzung der Sprüche bei der<br />

politischen Elite, die sich durch die Verbreitung des Christentums in eine pagane<br />

Innterlichkeit zurückzog, zum letzten Mal verstärkte, ehe sie bis zur Renaissance<br />

praktisch dem Vergessen anheimfielen. In zwei Anhängen listet Spahlinger die<br />

Reihenfolge der Weisen in den literarischen Quellen der lateinischen Kaiserzeit<br />

und Spätantike auf und fügt Ausonius’ Ludus septem sapientum mit Übersetzung<br />

bei.<br />

Bulletin 70/2007 35

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