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sportslife April - Mai 2015

WANDERN UND OUTDOOR / MYTHOS MATTERHORN / SPORT VS. FAST FOOD / GLAMPING: CAMPEN AUF DIE FEINE ART / WELCHER LÄUFERTYP SIND SIE? / IDEOMOTORISCHES TRAINING / PATRIC HEIZMANN ÜBER DIABETES / BELFAST IN 72 H / SPEEDHIKING / KINDER, RAUS MIT EUCH! / WANDERN IN RHEINLAND-PFALZ / MTB MIT E

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wetter<br />

DER BERG-<br />

WETTERPROFI<br />

IM UNRUHE-<br />

STAND<br />

KARL<br />

„CHARLY“ GABL KÖNNTE ES SICH ALS PENSIONÄR<br />

LÄNGST IM SCHAUKELSTUHL GEMÜTLICH MACHEN.<br />

Den 68 Jahre alten Meteorologen und Bergführer lässt seine Leidenschaft<br />

aber (noch) nicht los. Womit der Mann, dem die Profi-Bergsteiger<br />

vertrauen, seine Zeit verbringt, hat er der <strong>sportslife</strong> exklusiv<br />

verraten.<br />

Herr Gabl, wann ist Ihre Leidenschaft fürs Bergsteigen entstanden?<br />

(lacht) 1962. Das klingt ja fast schon ein bisschen unseriös, wenn<br />

man sagt: Vor über 50 Jahren.<br />

Wann wurde Ihnen bewusst, welche Bedeutung das Wetter bei<br />

Bergtouren hat? Und wann haben Sie angefangen, sich intensiver<br />

damit zu beschäftigen? Eigentlich aus einem tragischen Anlass.<br />

Meine Cousine Gertrud Gabl, die 1969 den Gesamtweltcup im Ski<br />

alpin gewonnen hat, ist 1976 in einer Lawine ums Leben gekommen.<br />

Zu Hause war ein 17 Monate altes Kind. Noch im selben Jahr<br />

habe ich mich beim Kuratorium für alpine Sicherheit, dessen Präsident<br />

ich derzeit bin, eingebracht. Seitdem richte ich mein Leben<br />

danach, um gegen den sinnlosen Tod am Berg etwas zu tun.<br />

Sie begleiten und beraten ja auch Extrembergsteiger von Innsbruck<br />

aus in Sachen Wetter. Gibt es eine Expedition, die Ihnen<br />

besonders viele schlaflose Nächte bereitet hat? Da gibt es zwei<br />

Ereignisse, die mental sehr bewegend waren. Ein positives Erlebnis<br />

war die K2-Besteigung Gerlinde Kaltenbrunners zusammen mit<br />

Ralf Dujmovits. Das waren wahnsinnig emotionale Momente. Als<br />

sie oben war, haben wir beide geheult. Das menschlich Tragischste,<br />

BERGWETTERBUCH GEWINNEN<br />

Karl Gabl ist ein absoluter Meister seines Fachs. Der<br />

Arlberger war lange Jahre für den Österreichischen<br />

Rundfunk tätig und setzt sich seit vielen Jahrzehnten<br />

für alpine Sicherheit ein. Noch immer unterstützt er Expeditionen<br />

im Hochgebirge mit seinen oft überlebenswichtigen<br />

Informationen. Vieles von seinem Know-how<br />

hat er in seinem Buch „Bergwetter“ niedergeschrieben.<br />

Wir verlosen 5 Exemplare von Karl Gabls Meisterwerk.<br />

Machen Sie mit unter www.<strong>sportslife</strong>-magazin.de. Teilnehmen<br />

können alle Personen über 18 Jahre außer Mitarbeiter der<br />

INTERSPORT Deutschland eG sowie deren Angehörige. Eine<br />

Barauszahlung ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Einsendeschluss ist der 31.5.<strong>2015</strong>.<br />

das mir heute noch zu schaffen macht, ist der Tod von Gerfried<br />

Göschl bei der Winterbegehung des Gasherbrum I im Jahr 2012.<br />

Ungefähr 200 Meter unterhalb des Gipfels sind Göschl und<br />

seine Mitstreiter Cedric Hählen und Nisar Hussain verschollen.<br />

Obwohl das Wetter eigentlich gepasst hat und sie vermutlich<br />

durch ein Schneebrett getötet wurden, setzt mir das noch immer<br />

zu. Man fragt sich oft, wie und ob es zu verhindern gewesen wäre.<br />

(Hinweis der Redaktion: Den Dokumentarfilm dazu finden Sie auf<br />

Servus-TV, Kurzlink: tinyurl.com/lbd4e7g)<br />

Offiziell sind Sie nun im Ruhestand. Wie sieht der bei Ihnen denn<br />

aus? Na – Sie müssen da schon unterscheiden. Es heißt nicht<br />

Ruhestand, sondern Pension. Ich empfinde das eher als Un-Ruhestand<br />

(lacht). Aktuell bin ich gerne noch für das Kuratorium aktiv<br />

und versuche mich einzubringen. Dieses Jahr will ich noch einige<br />

Sechstausender besteigen. Außerdem, und das weiß fast niemand,<br />

habe ich die Norm für die Schneelast auf Dächern hier in Österreich<br />

kreiert und bin jetzt immer noch weltweit als Gutachter<br />

tätig. Nebenbei halte ich auch den einen oder anderen Vortrag<br />

und stelle mein Wetterbuch vor.<br />

Wie kann man als Hobby-Bergsteiger vorab möglichst sicher<br />

gehen, dass das Wetter einem keinen Strich durch die Rechnung<br />

macht? Es klingt jetzt vielleicht ein bisschen provokant, aber man<br />

sollte sich ein Beispiel an den Freeridern nehmen. Diejenigen, die<br />

das in ganz extremer Form machen, über Felsen springen usw.,<br />

die sind für mich top vorbereitet. Sie haben die beste Ausrüstung<br />

inklusive Lawinenairbag, und was ganz wichtig ist, sie schauen<br />

sich die Situation vorher genau an, um nicht überrascht zu werden.<br />

Obwohl die alle so risikoreich unterwegs sind, bereiten sie<br />

sich sehr akribisch vor. Selbst bei einer kleinen Wanderung sollte<br />

man zumindest eine Karte dabei haben und sich mit der aktuellen<br />

Situation vertraut machen. Und ein Anliegen habe ich noch: Der<br />

Alltagsstress muss zu Hause bleiben. Das ist nicht gut fürs Herz.<br />

Wir haben in den letzten Jahren so viele Herztode, weil sich die<br />

Menschen einfach keine Zeit mehr nehmen, um ihren Körper an<br />

die Höhe zu gewöhnen. Dieses Schnelle, Hektische ist vielleicht<br />

was für die Stadt, aber nichts für die Berge.<br />

Text: Krischan Läubin<br />

<strong>sportslife</strong> 113

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