sportslife April - Mai 2015

PFADFINDER,
EINTAGSFLIEGE
UND FREAK
LAUFEN IST EIN VOLKSSPORT. ABER VORSICHT:
LÄUFER IST NICHT GLEICH LÄUFER! EINE KLEINE TYPOLOGIE,
DIE KEINERLEI ANSPRUCH AUF VOLLSTÄNDIGKEIT ERHEBT.
Treibt Sport am laufenden Band, was durchaus wörtlich zu verstehen
ist. Läufe in freier Wildbahn sind ihm äußerst suspekt. Erstens weiß
man nicht, ob es im Englischen Garten in München tatsächliche keine
Bären und Wölfe mehr gibt. Und zweitens ist die Netzabdeckung im
Fitnessstudio deutlich besser als im Perlacher Forst. Also macht der
Laufband-Läufer täglich den modernen „Hamster“. Er läuft und läuft
und läuft – kommt aber nie an. Kreuzt sich an manchen Orten mit dem
→ „Sonnenschein“, der in den Fitnessstudios vor allem die gute Auswahl
an Solarien schätzt.
Sein Motto: Es gibt keine schlechte Kleidung. Nur schlechtes Wetter.
Und das leider viel zu oft. Sobald „der Sonnenschein“ ein Wölkchen am
Himmel sichtet, zieht er die Vorhänge zu, wirft sich eine Familienpackung
Baldrian ein und verbringt den restlichen Tag mit der Decke über dem Kopf
im Bett. Sobald aber Sommer ist und die Sonne scheint, kriecht er aus seinem
Winterbau und organisiert mit seinen Artgenossen eine ausgewachsene
Völkerwanderung. Übrigens sehr zum Leidwesen des → „Technikfreaks“,
der „die Sonnenscheine“ für die Eingabe in seine App statistisch
erfassen will – aber aufgrund der Menge irgendwann verzweifelt aufgibt,
sich auf eine Parkbank setzt und leise zu schluchzen beginnt.
Er wird in Städten nur punktuell gesichtet. Und wenn, dann nur, wenn
er sich gerade eiligst auf der Flucht vor Autos, Feinstaub oder der Zivilisation
ganz generell befindet. Erst auf einem einsamen Waldweg kann
er sein wahres Ich so richtig entfalten und in Einklang mit der Natur
bringen. Hat immer seinen Kompass sowie sein Pflanzenbestimmungsbuch
dabei und gerät in Verzückung, wenn er eine seltene Borkenkäferart
entdeckt. Hat auch schon vom Yukon Arctic Ultra gehört (300 Meilen,
viel Schnee, minus 60 Grad und 150 Stunden unterwegs), findet
ihn aber zu Mainstream.