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sportslife April - Mai 2015

WANDERN UND OUTDOOR / MYTHOS MATTERHORN / SPORT VS. FAST FOOD / GLAMPING: CAMPEN AUF DIE FEINE ART / WELCHER LÄUFERTYP SIND SIE? / IDEOMOTORISCHES TRAINING / PATRIC HEIZMANN ÜBER DIABETES / BELFAST IN 72 H / SPEEDHIKING / KINDER, RAUS MIT EUCH! / WANDERN IN RHEINLAND-PFALZ / MTB MIT E

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VOM STEINZEIT-<br />

MENSCHEN<br />

ZUM DIABETIKER<br />

PATRIC HEIZMANN, COMEDIAN MIT ZUNEHMENDER FERNSEHPRÄSENZ, MACHT SICH GEDANKEN ÜBER<br />

DIE GESUNDHEIT SEINER MITMENSCHEN. MEHR UNTER WWW.PATRIC-HEIZMANN.DE/LIVE.<br />

WENN DIE MUSKELN DEN ZUCKER AUS DEM BLUT NICHT MEHR RICHTIG<br />

AUFNEHMEN, SPRICHT MAN VON EINER „INSULINRESISTENZ“. SIE IST<br />

EINE GEFÄHRLICHE ENTWICKLUNG AUF DEM WEG ZUM DIABETES. DABEI<br />

WAR INSULINRESISTENZ VON MUTTER NATUR GEWOLLT. UND FRÜHER<br />

SOGAR ÜBERLEBENSWICHTIG.<br />

Blutkörperchen, Nieren, das zentrale Nervensystem – nur diese drei brauchen<br />

Kohlenhydrate. In überschaubarer Menge, die selbst unsere Vorfahren<br />

bequem über kohlenhydratarmes Gemüse und Obst abdecken konnten. Kohlenhydrate<br />

sind auch das Muskelsuperbenzin. Und hier gab es ein Problem:<br />

Wenn der Steinzeitmensch beim Jagen und Sammeln die wenig verfügbaren<br />

Kohlenhydrate in den Muckis verbrutzelt hätte, wäre für die kohlenhydratabhängigen<br />

Drei wenig übrig geblieben.<br />

Aus diesem Grund entwickelte sich die Insulinresistenz: Die Muskeln werden<br />

bei sehr geringer Kohlenhydratzufuhr insulinresistent, nehmen kaum noch<br />

Zucker aus dem Blut auf und stellen zu 100 Prozent auf die Fettverbrennung<br />

um. Der Zucker biegt sozusagen kurz vor den Muckis links ab und kommt den<br />

Dreien zugute. So war es evolutionär beabsichtigt. Doch heute entwickelt<br />

sich dieses ursprünglich nützliche Prinzip zum gesundheitlichen Desaster ...<br />

VOM STEINZEITMENSCHEN ZUM DIABETIKER<br />

Die meisten schütten unglaubliche Mengen Kohlenhydrate in den Körper.<br />

Die werden zu Glukose, also Zucker, verdaut. Zu viel Zucker wirkt langfristig<br />

toxisch. Besonders auf die drei Kohlenhydratabhängigen: Die Blutkörperchen<br />

verkleben, die Nieren gehen kaputt, Nerven sterben ab. Um den vielen Zucker<br />

schnell aus dem Blut zu schaufeln, schüttet die Bauchspeicheldrüse wie wild<br />

das Speicherhormon Insulin ins Blut. Wie Straßenkehrer fegen sie den Zucker<br />

in die Zellen: zunächst in die Leber (da passen ca. 80 Gramm Zucker rein –<br />

die ist immer gut gefüllt und eine Art „Notlager“), zudem ca. 300 Gramm in<br />

die Muskeln (blöd, wenn man nicht mehr so viele davon hat). Der Rest wird in<br />

die Fettzellen gestopft. Und da ist Platz. Sehr viel Platz!<br />

„DU KUMMSCH HIER NET REIN!“<br />

Dabei könnte der Zucker prima in den Muckis verbrannt werden. Wenn aber<br />

der in den Muskeln gespeicherte Zucker nicht immer wieder durch Bewegung<br />

verbraucht wird, machen bei ständig erhöhtem Zuckerangebot die Muskeltürsteher<br />

(Rezeptoren) die Schotten dicht: Sie wollen nicht noch mehr<br />

Zucker! Doch das Zeug ist ja gefährlich. Also schickt die Bauchspeicheldrüse<br />

panisch noch mehr Straßenkehrer aus. Viele! Sie überrollen die Muskeltürsteher<br />

und drücken den Zucker dort mit aller Gewalt hinein. Worauf die sich<br />

noch mehr verbarrikadieren ... und als Antwort noch mehr Straßenkehrer<br />

ausgeschüttet werden.<br />

BAUCHSPEICHELDRÜSEN-BURNOUT!<br />

Irgendwann streikt der Straßenkehrer-Chef. Burnout. Jetzt ist es so weit: Der<br />

Zucker im Blut steigt permanent an und vergiftet das Gewebe. Mit Hilfe der<br />

dankbaren Pharmaindustrie wird die Bauchspeicheldrüse mittels Tabletten zu<br />

nochmaliger Höchstleistung geprügelt, bis der völlige Zusammenbruch folgt.<br />

Dann kommt Rettung von außen: Insulin per Spritze. Was die Muskeln dann<br />

noch resistenter macht. Verrückte Welt! Dabei wäre die Lösung einfach – oder<br />

zumindest logisch:<br />

LÖSUNGSANSÄTZE<br />

Kohlenhydratbomben deutlich reduzieren! Wenn der Zucker nicht mehr richtig<br />

in den Muskeln geparkt werden kann, dann sollte er verringert werden. Ein<br />

Anfang: Nudeln und Reis weg. Dann beim Brot die Scheibe dünner schneiden<br />

und den eiweißreichen Belag (z. B. Frischkäse, Quark, Pute, Lachs) verdoppeln,<br />

verdreifachen. Statt Müsli einen selbstgemachten Obstquark. Wenn weniger<br />

Kohlenhydrate angeliefert werden, werden die Muckis wieder neugierig. Sie<br />

machen die Türen wieder einen Spalt auf und lassen den Zucker wieder rein.<br />

Jedes bisschen Bewegung verbraucht den im Muskel gespeicherten Zucker.<br />

Und wenn Sie auch mal intensiv trainieren, also ins Schwitzen kommen, dann<br />

werden die Muskeltürchen wieder sperrangelweit aufgerissen. Zumindest, wenn<br />

Sie das ein paar Wochen durchgezogen haben. Das wiederum entspannt die<br />

Bauchspeicheldrüse. Und die nimmt ihre Arbeit wieder mehr und mehr auf.<br />

Auch wenn Sie schon unter Diabetes Typ 2 leiden sollten: Der Zug ist noch nicht<br />

abgefahren! Der steht noch im Bahnhof. Sie müssen nur einsteigen, dort zu den<br />

angebotenen Leckerlis mal Nein sagen und ein bisschen mehr rumhampeln.<br />

Foto: Patric Heizmann | Text: Patric Heizmann

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