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Ich verrate euch was, Leute:<br />
Technik<br />
macht euch vielleicht<br />
reich,<br />
aber<br />
niemals<br />
glücklich.<br />
Für mich ist Buddy der Größte. Ich bin ein<br />
Schulabbrecher aus Springfield, Virginia,<br />
ich habe keinen Abschluss und hatte kein<br />
Geld fürs College. Stattdessen habe ich<br />
in Jobs geschuftet, die harte körperliche<br />
Arbeit verlangten – und nebenbei Punkrock<br />
gespielt. Jetzt bin ich in der Rock<br />
and Roll Hall of Fame und plaudere mit<br />
dem Präsidenten der Vereinigten Staaten<br />
von Amerika über Musik. Das heißt nicht,<br />
dass ich so ein toller Kerl bin. Das heißt:<br />
Was ich erreicht habe, kann im Prinzip<br />
jeder erreichen.<br />
Verraten Sie uns, was man dafür tun<br />
muss.<br />
Die wichtigste Regel: Kümmere dich nicht<br />
um die Erwartungen anderer. Tu die Dinge<br />
so, wie du es selbst für richtig hältst.<br />
Das lässt sich durchziehen?<br />
Klar. Ich habe zum Beispiel keinen blassen<br />
Schimmer, wie man Regie führt. Ich mach<br />
es einfach, wie ich es für richtig halte.<br />
Dasselbe mache ich beim Schlagzeugspielen<br />
und beim Songschreiben. Ich bin<br />
mir sicher, dass das nach den Standards<br />
anderer Leute völlig daneben ist. Aber<br />
scheiß drauf. Das führt zu großen Sachen.<br />
Nur das!<br />
Haben Sie auch Präsident Obama den<br />
Tipp gegeben, auf die Meinung anderer<br />
zu scheißen?<br />
Ich glaube, er hat den beschissensten Job<br />
der Welt. An dem Tag, an dem ich ihn<br />
gesprochen habe, hatte er eine Pressekonferenz,<br />
bei der er ankündigte, mehr<br />
Truppen in den Irak zu schicken. Dann<br />
verlieh er eine Ehrenmedaille an einen<br />
Soldaten, der schlimm versehrt wurde,<br />
als er einen seiner Kameraden rettete.<br />
Dann hatte er noch die Wirtschaft und die<br />
internationalen Konflikte um die Ohren.<br />
Und dann saß er mit mir zusammen, um<br />
über Stevie Wonder zu reden.<br />
Also wird es vorerst keinen Präsident<br />
Grohl geben?<br />
Hahaha. Ich habe zu viel Blödsinn in<br />
meinem Leben gemacht, um je ein öffentliches<br />
Amt zu bekleiden. Und wer würde<br />
mich wählen?<br />
Mit der Brille, die Sie seit neuestem<br />
tragen, sehen Sie aber sehr seriös aus.<br />
Daran sieht man nur, dass ich alt werde.<br />
Ich bin taub, dumm und blind.<br />
Mit dem Weißen Haus wird’s also<br />
nichts, aber in die Rock and Roll Hall<br />
of Fame wurden Sie dieses Jahr aufgenommen<br />
– als Schlagzeuger von<br />
Nirvana. Warum habt ihr für den Auftritt<br />
bei der Zeremonie ausschließlich<br />
Sängerinnen aufgeboten?<br />
Weil Kurt Feminist war. Wir dachten nach,<br />
wer singen könnte. Und als jemand Joan<br />
Jett erwähnte, die First Lady des Rock ’n’<br />
Roll, war alles klar. Die finden wir alle toll.<br />
Dann war da noch der neuseeländische<br />
Jungstar Lorde …<br />
Lorde war meine Idee. Ihr Song „Royals“<br />
ist so etwas wie eine kleine Revolution –<br />
mitten in einem Haufen Pop-Bullshit.<br />
Sie nehmen sich ja kein Blatt vor den<br />
Mund, wenn es um Pop geht …<br />
… nicht um Pop im Allgemeinen. Um<br />
aktuelle amerikanische Popmusik. Die ist<br />
unglaublich trivial. Völlig bedeutungslos.<br />
Keine Substanz. Wenn der Nummer-eins-<br />
Hit in diesem Land von deinem Arsch<br />
handelt, haben wir ein verdammtes Problem.<br />
(Grohl bezieht sich auf „Anaconda“<br />
von Nicki Minaj; Anm.) Als ich „Royals“<br />
hörte, inmitten von all diesem Mist, dachte<br />
ich: „Gott sei Dank! Endlich jemand, der<br />
gegen den Strom schwimmt.“ Für mich ist<br />
das die Nirvana-Ästhetik. Es ist dasselbe<br />
wie damals, als wir populär wurden.<br />
Was ja auch für die Foo Fighters gilt<br />
– eine der letzten schweißtreibenden<br />
Rockbands in einer digitalisierten<br />
Welt …<br />
Leider wahr. Die Leute haben vergessen,<br />
was es heißt, richtig loszurocken. Weil sie<br />
zu viel vor dem Computer hocken. Weil<br />
sie die Technik für ein Wundermittel<br />
halten, das uns alle glücklich und reich<br />
macht. Aber ich verrate euch was, Leute:<br />
24 THE RED BULLETIN