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<strong>12</strong><br />
Dezember <strong>2013</strong><br />
www.ps-online.de<br />
Das<br />
Sport-Motorrad<br />
Magazin<br />
BMW<br />
S 1000 R<br />
Stylisch:<br />
YAMAHA<br />
MT-09 SR<br />
Sport Naked Power<br />
DIE<br />
DUCATI 1199<br />
Superleggera<br />
KRACHER<br />
2014<br />
KAWASAKI<br />
Z 1000<br />
DUCATI<br />
Monster <strong>12</strong>00 S<br />
YAMAHA<br />
MT-07<br />
PREMIERE<br />
HONDA<br />
Fireblade SP<br />
KTM<br />
RC 390<br />
VERGLEICHSTEST<br />
Yamaha MT-09<br />
Triumph Street Triple<br />
MV Agusta Brutale 800<br />
BIMOTA<br />
BB3<br />
PREMIERE<br />
Ducati<br />
899 Panigale<br />
MV Agusta<br />
Rivale 800<br />
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VON HONDA<br />
Deutschland € 3,70<br />
Österreich € 4,20; Schweiz sfr 7,20; BeNeLux € 4,30;<br />
Italien € 4,90; Slowenien € 4,90; Spanien € 4,90
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INHALT <strong>12</strong>/<strong>2013</strong><br />
86<br />
Kaum Weltmeister,<br />
schon<br />
von <strong>PS</strong> gefahren:<br />
Track Test<br />
der Kawasaki<br />
ZX-10R von<br />
Tom Sykes<br />
Fotos Aprilia, Kawasaki, fact Titelfotos Hersteller, jkuenstle.de, Werner Koch<br />
Szene<br />
4 News<br />
Suzuki-Studie<br />
„Recursion“; Eric<br />
Buells neues Bike: die<br />
EBR 1190 RX; neuer<br />
Yamaha Deutschland-<br />
Geschäftsführer; Krise<br />
bei Piaggio; Magura-<br />
Bremsarmatur; Quick<br />
Check: Zero-Elek tro-<br />
Crosser; DVD „Saiger<br />
TT“; <strong>PS</strong>-Helden-Club;<br />
Editorial<br />
8 Track Test<br />
KTM <strong>12</strong>90 Super Duke<br />
R-Rennmotorrad<br />
Titelthema<br />
10 Alle EICMA-Neuheiten<br />
2014<br />
BMW S 1000 R, Ducati<br />
1199 Superleggera, Ducati<br />
Monster <strong>12</strong>00, Honda<br />
Fireblade SP, Honda VFR<br />
800 F, Honda Hornet 650,<br />
Kawasaki Z 1000, KTM RC<br />
<strong>12</strong>5 und RC 390<br />
18 Vergleichstest<br />
Yamaha MT-09 gegen<br />
Triumph Street Triple und<br />
MV Agusta Brutale 800<br />
26 Premiere<br />
Ducati 899 Panigale<br />
36 Premiere<br />
MV Agusta Rivale<br />
40 Premiere<br />
Aprilia Tuono V4R APRC<br />
und RSV4 R mit ABS<br />
44 Technik-Serie<br />
Teil 8: Sekundärantrieb<br />
58 Racebike<br />
Zietech-Ducati Diavel<br />
62 Limited Edition<br />
Kawasaki ZRX 1100<br />
von Fight-Machines<br />
Service<br />
66 Parts & Products<br />
68 Hausstrecke<br />
Unterwegs mit Max Neu -<br />
kirchner durchs Erzgebirge<br />
Pitlane<br />
74 Fahrtipps<br />
IDM-Crack Eckhardt sagt<br />
Adios und gibt letzte Tipps<br />
40<br />
Die neue Aprilia<br />
Tuono V4R APRC<br />
ABS: erste Fahreindrücke<br />
aus Italien<br />
Sport<br />
76 Technik<br />
So funktioniert ein<br />
Seamless-Getriebe<br />
82 Pitlane-News<br />
84 Sport-News<br />
86 Track Test<br />
Kawasaki ZX-10R von<br />
SBK-Weltmeister Sykes<br />
Rubriken<br />
49 Markt<br />
55 Leserpost<br />
56 DSK-News<br />
90 Vorschau/Impressum<br />
58<br />
Mit einer Ducati Diavel<br />
auf die Renne? Wir<br />
haben es ausprobiert<br />
Offi zielle Mitgliederzeitschrift des
SZENE NEWS<br />
SUZUKI<br />
„RECURSION“<br />
Endlich ein Lebenszeichen aus<br />
Hamamatsu. Mit der Studie „Recursion“,<br />
hier im Bild und live auf der<br />
Tokyo Motorshow <strong>2013</strong> zu bewundern,<br />
zieht Suzuki endlich einmal<br />
wieder die Blicke der Motorrad-Fans<br />
auf sich. Mit der optisch äußerst<br />
attraktiven „Recursion“ zeigen die<br />
Japaner ihre Vision eines kompakten<br />
Mittelklasse-Bikes. Ihren Stil kann<br />
man als „future-retro“ bezeichnen,<br />
die Linienführung erinnert stark an<br />
die BMW R 1100 S oder die neuseeländische<br />
Britten V2.<br />
Als Antrieb ziehen die Japaner aber<br />
nicht den bewährten 650-Kubik-V2-Motor<br />
aus DL 650 oder<br />
Gladius heran, sondern träumen von<br />
einem 588 Kubikzentimeter großen<br />
Reihen-Zweizylinder mit Turbolader.<br />
Für dieses Antriebskonzept spricht<br />
sicherlich die äußerst kompakte<br />
Bauweise, die leichtes Handling<br />
garantiert und kommende Abgasnormen<br />
erfüllt, dagegen aber die<br />
teurere Fertigung eines Turbo-Triebwerks.<br />
Fans der Marke und all jene,<br />
denen die „Recursion“ gefällt, hoffen<br />
jetzt nur noch eines: Dass Suzuki es<br />
diesmal besser macht als anno<br />
dazumal mit der B-King. Deren<br />
Studie ließ weltweit die Leute nach<br />
dem Motorrad schreien – als es dann<br />
Jahre später auf den Markt kam, war<br />
es nur ein unattraktiver Abklatsch des<br />
ersten Entwurfs.<br />
Rob<br />
Foto Suzuki<br />
Foto EBR<br />
Neuer US-Sportler EBR 1190 RX<br />
Ami-Superbike<br />
Bei Harley-Davidson durfte er nicht wie er wollte, und als seine<br />
eigene Marke 2009 in wirtschaftliche Schieflage geriet, musste er<br />
das Licht ausmachen und den Schlüssel abgeben. Aber jetzt kommt<br />
Eric Buell unter dem Label EBR (Eric Buell Racing) zurück. Auf<br />
der AIMExpo in Orlando/USA präsentierte er jüngst seine neueste<br />
Superbike-Kreation, die EBR 1190 RX. Sie ist an das erprobte<br />
Rennmotorrad EBR 1190 RS angelehnt, soll nur 190 Kilo auf die<br />
Waage bringen und fett Leistung haben. EBR spricht von 185 <strong>PS</strong><br />
und einem maximalen Drehmoment von 138 Newtonmeter für<br />
den Twin. Eine 21-stufige Traktionskontrolle soll das enorme<br />
Drehmoment im Zaum halten. Das Bike kostet in den USA 18 995<br />
Dollar. Wann es nach Europa kommt ist momentan noch unklar.<br />
4 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
Foto Yamaha<br />
Neue Pumpen<br />
Mehr Gefühl in den Fingern<br />
Armaturenspezialist Magura aus Bad Urach bringt mit dem<br />
HC3 einen hochwertigen neuen Geberzylinder für<br />
Brems- und Kupplungsbedienung heraus. Die<br />
clevere Konstruk tion der HC3 erlaubt eine<br />
Regulierung des Hebelübersetzungsverhältnises.<br />
Sie wird in fünf Modellvarianten angeboten.<br />
Preise gibt es nach der EICMA.<br />
Neue Führung bei Yamaha<br />
Strategiewechsel<br />
Kurz vor Redaktionsschluss von <strong>PS</strong> 11/<strong>2013</strong><br />
bekamen wir Wind vom Führungswechsel<br />
bei Yamaha Deutschland, jetzt ist es<br />
offiziell: Jörg Breitenfeld löst Eishin<br />
Chihana als Geschäftsführer ab. Was einen<br />
Strategiewechsel bedeutet: Yamaha wird<br />
künftig Persönlichkeiten mit entsprechender<br />
Nationalität in wichtigen europäischen Märkten<br />
einsetzen, um schneller und besser auf dortige<br />
Entwicklungen reagieren zu können. Bisher<br />
waren dafür stets japanische Manager gesetzt.<br />
Krise bei Piaggio<br />
Aprilia-Werker demonstrieren<br />
Eine etwa 30-köpfige Aprilia-Abordnung nutzte die Mailänder Messe, um<br />
mit Spruchbändern und Flugblättern auf die Lage der Marke aufmerksam zu<br />
machen: Im Werk in Scorzè/Veneto laufen derzeit nur noch zwei von sieben<br />
Bändern, ab Mitte November steht die Produktion bis Weihnachten ganz still,<br />
die 350 Beschäftigten gehen in Zwangsurlaub. Die Stückzahlen stürzten in den<br />
letzten fünf Jahren von rund 100000 auf 27000 ab, und nächstes Jahr sollen in<br />
Scorzè nur noch 8000 bis 10000 Zweiräder gebaut werden. Das berichten die<br />
Gewerkschaften von einem Gespräch mit Roberto Colaninno, dem Chef des<br />
Mutterkonzerns Piaggio. „Wir verfügen über Spitzentechnologie und haben<br />
gerade erst die Konstrukteurswertung der Superbike-WM gewonnen“, sagte<br />
Diego Zanella von der Aprilia-Qualitätskontrolle bei der<br />
Demo in Mailand. „Wir wollen, dass Piaggio an uns glaubt<br />
und in uns investiert.“<br />
Foto Magura<br />
Editorial<br />
Licht & Schatten<br />
Die großen Messen sind das Stethoskop<br />
am Herz der Branche, hier kann<br />
man genau ablesen, wie es um deren<br />
Gesundheit steht, nirgends hört man<br />
mehr über Gegenwart und Zukunft –<br />
offiziell und hinter vorgehaltener<br />
Hand. Deshalb ist die Eicma wichtig,<br />
besonders im Intermot-freien Jahr.<br />
Die Botschaften in Mailand waren<br />
also laut und deutlich. Die Europäer<br />
geben weiterhin mächtig Gas, zumindest<br />
die deutschsprachigen, also KTM<br />
und BMW. Und die Italiener mit dem<br />
deutschen Volkswagen-Riesen im<br />
Hintergrund, auch wenn von Ducati<br />
neben der Monster <strong>12</strong>00 S und der<br />
Obertraum-Panigale Superleggera<br />
nicht mehr zu sehen war. Die Piaggio-Marken<br />
Aprilia und Moto Guzzi<br />
wären froh darüber. Aber ein Signal<br />
war besonders stark in Mailand: Die<br />
Japaner schlagen zurück. Auf ganz<br />
unterschiedliche Weise zwar, aber die<br />
Schockstarre der Krise ist überwunden.<br />
Viele neue Modelle waren zu<br />
sehen. Starken Eindruck machten<br />
Yamaha und – schon etwas länger –<br />
Kawasaki. Deren Führungsriege<br />
nutzte die Eicma, um für 2014 und<br />
2015 die nächsten Knaller zu versprechen.<br />
Dann auch im Supersportsegment.<br />
Dass Honda die Fireblade nur<br />
sehr moderat überarbeitet hat, war<br />
dagegen eher eine Enttäuschung.<br />
Man setzt auf Massenbikes, mit<br />
Sport will der weltgrößte Motorradhersteller<br />
anscheinend außerhalb des<br />
MotoGP nicht mehr viel zu tun haben.<br />
Und Suzuki? Da hat die Krise wohl<br />
am längsten gelähmt und es hilft<br />
nur warten, bis wir uns alle im<br />
Herbst 2014 in Köln zur Intermot<br />
wieder sehen.<br />
Uwe Seitz, leitender Redakteur<br />
Foto Aprilia
kurz & knapp<br />
+++ Wichtige Messen +++<br />
Nach der EICMA in Mailand<br />
zeigen die regionalen<br />
Messen in Deutschland<br />
die Neuheiten für 2014. Am<br />
Bodensee geht es los. Vom<br />
24. bis 26. Januar öffnet die<br />
„Motorradwelt“ in Friedrichshafen.<br />
Vom 31. Januar<br />
bis 2. Februar wird in Leipzig<br />
ausgestellt. Die größte<br />
Messe bis zur Intermot,<br />
die „Motorräder Dortmund“,<br />
öffnet vom 6. bis 9. März.<br />
+++ Angelaufen +++<br />
Die ersten Tickets für den<br />
Sachsenring-GP 2014 sind<br />
verkauft. Am 28. Oktober,<br />
dem Verkaufsstart, sind laut<br />
Veranstalter schon fast 7000<br />
Tickets geordert worden.<br />
Termin für die Rennen ist<br />
der 13. Juli 2014.<br />
+++ LSL mit ABE +++<br />
Umbauspezialist LSL liefert<br />
die 22-Millimeter-Lenker in<br />
Aluminium und Stahl und<br />
Fat-Bar-Lenker (konifiziert<br />
von 28,6 auf 22,2 mm) in<br />
Aluminium oder Aluminium<br />
mit Echt-Karbon-Ummantelung<br />
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+++ Dainese pflegt +++<br />
Wem seine Lederkombi,<br />
-jacke oder -hose lieb ist,<br />
kann sie noch bis zum<br />
31.<strong>12</strong>.<strong>2013</strong> beim Dainese-Fachhändler<br />
professionell<br />
auffrischen lassen. Kostenpunkt:<br />
99 Euro für die<br />
Kombi (auch Zweiteiler)<br />
oder wahlweise Jacke oder<br />
Hose für 69 Euro.<br />
+++ Cartagena ruft +++<br />
Das action team-Renntraining<br />
in Cartagena vom<br />
17. bis 20. März 2014 bietet<br />
für 449 Euro satte vier<br />
Trainingstage. Zusätzlich gibt<br />
es Angebote wie Coaches<br />
und Reifentest. Außerdem<br />
darf man der <strong>PS</strong>-Redaktion<br />
bei der Produktion eines<br />
Vergleichstests über die<br />
Schulter schauen. Und<br />
natürlich ist auch für einen<br />
professionellen Technikservice<br />
gesorgt. Buchbar unter<br />
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Telefon 0711/182-1977.<br />
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ELEKTRO-BIKE<br />
E-Bikes in <strong>PS</strong>? Klar, wenn sie viel<br />
Fahrspaß bieten. So wie die kalifornische<br />
Zero FX: In der Version „ZF 5.7“<br />
lässt sie echte 45 <strong>PS</strong> (33 Kilowatt) aufs<br />
Hinterrad los, bei zarten <strong>12</strong>6 Kilogramm<br />
Gesamtgewicht. Im Alu-Rahmen<br />
sitzen zwei herausnehmbare, je<br />
19 Kilogramm wiegende Akku-Packs<br />
mit zusammen 5,7 Kilowattstunden<br />
Speicherstrom. Im feurigen Sport- statt<br />
im stromsparenden Eco-Modus reißt<br />
der Stromer mächtig an. Konstant 95<br />
Newtonmeter praktisch ab der ersten<br />
Umdrehung des E-Motors können<br />
auch böse sein: Ultrakurze zwei<br />
Sekunden für den Zwischenspurt von<br />
Tempo 60 auf 100 begeistern – wow.<br />
Auch viereinhalb Sekunden aus<br />
dem Stand von null auf hundert sind<br />
beachtlich. Ganz ohne Kupplung und<br />
Getriebe, ein einziger Gang schickt die<br />
Power per Zahnriemen ans grobstollige<br />
Hinterrad. Bei 133 km/h regelt<br />
die Bordelektronik ab. Der schmale<br />
21-Zöller vorn, lange Federwege<br />
(24/23 Zentimeter) und die enorme<br />
Bodenfreiheit wie Sitzhöhe (30<br />
beziehungsweise 91 Zentimeter)<br />
machen fit für<br />
gröberes Gelände.<br />
Trotzdem meistert die<br />
FX auch Straße gut.<br />
Nur nicht ewig:<br />
QUICK CHECK<br />
Gut aufpassen: Im Fahr-und-Spar-<br />
Cockpit ist die „Tankanzeige“ für<br />
die Akkuladung (l.) extrem wichtig<br />
Vorsichtig gefahren sind rund 70 bis 80<br />
Kilometer Reichweite drin. Wer dem<br />
Bike viel Leistung abfordert, muss<br />
allerdings schon früher an die Steckdose<br />
und bis zu acht Stunden lang Strom<br />
nachladen. Die getestete Version mit<br />
zwei Akkus kostet 11995 Euro, die „ZF<br />
2.8“ mit nur einem Akku 2500 Euro<br />
weniger. Aufhorchen lässt die neue<br />
Zero SR: dank 67 <strong>PS</strong>, 144 Newtonmetern<br />
sowie versprochenen 3,3<br />
Sekunden von null auf hundert<br />
und über 200 Kilometer Reichweite<br />
im Stadtverkehr. tsr<br />
Fotos: Jacek Bilski<br />
6 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
COME IN & FIND OUT<br />
Der neue HELDEN-Clubausweis ist da,<br />
gültig ab sofort bis 31. Dezember 2014.<br />
Abonnenten in Deutschland finden den<br />
Ausweis 2014 im Umhefter der vorliegenden<br />
Ausgabe (<strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>). Gleich<br />
heraustrennen und keine Aktion mehr<br />
verpassen! Auslandsabonnenten und<br />
MOTORRAD action team-Stammkunden<br />
bekommen den neuen Clubausweis<br />
per Post im Dezember <strong>2013</strong><br />
zugeschickt. Als neue Clubpartner<br />
begrüßen wir die Öl-Spezialisten von<br />
Castrol sowie die Bekleidungs- und<br />
Das Ticket für ein ganzes Jahr<br />
mit exklusiven Inhalten und<br />
erstklassigen Angeboten<br />
Zubehör-Fachhändlerkette Motorrad-Ecke.<br />
Die bereits eingespielten<br />
Partner Bridgestone Biker‘s Club, Held,<br />
LSL, Metzeler, Touratech und X-lite<br />
werden auch 2014 mit Rat, Rabatten<br />
und Sonderaktionen überraschen.<br />
Auch die Clubsupporter aus der<br />
Mercedes- Sportsparte AMG geben<br />
wieder ordentlich Gas.<br />
Für alle, die noch nicht im Club<br />
sind, öffnen wir vom 22. November<br />
bis 5. Dezember den normalerweise<br />
geschlossenen Clubbereich auf www.<br />
motorrad-helden.de. Im Testzeitraum<br />
können auch Nicht-Mitglieder auf alle<br />
exklusiven redaktionellen Inhalte und<br />
Vorteile zugreifen. Einfach mit den<br />
Daten rechts einloggen. Sie finden dort<br />
neben Hintergrundgeschichten und<br />
Bonusmaterial von <strong>PS</strong>, MOTORRAD<br />
und MOTORRAD Classic auch vereinzelt<br />
Gutscheincodes der Clubpartner.<br />
Für Racing-Fans hat <strong>PS</strong> ein ganz besonderes<br />
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Gehen Sie mit TT-Held John<br />
McGuinness in seinem Lieblingspub<br />
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Login-Daten unter www.motorradhelden.de<br />
anmelden und in aller<br />
Ruhe umschauen<br />
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Saigers Team in der Box, schlendern<br />
Sie mit <strong>PS</strong> zu den Sehenswürdigkeiten<br />
der chinesischen Casino-Stadt oder<br />
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<strong>PS</strong>-Racer Horst Saigers erste TT war Teil unseres Heftes. Der Film „Saiger TT“<br />
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PREMIERE KTM <strong>12</strong>90 SUPER DUKE R „TRACK“<br />
Text Uwe Seitz Fotos KTM<br />
Die <strong>12</strong>90 Super Duke R ist aus<br />
der Kiste schon der Hammer,<br />
siehe <strong>PS</strong> 11. Aber KTM hat<br />
auf der Rennstrecke in Ascari noch eine<br />
Schippe draufgelegt. Die Jungs aus<br />
Mattighofen statteten eine Super Duke mit<br />
feinen Teilen aus dem Power Parts-Katalog<br />
aus, die das mächtige Twin-Bike nicht<br />
nur optisch noch heller strahlen lassen.<br />
Einige der Teile schenken dem Serienbike<br />
noch mehr Angriffslust und Power.<br />
Letzteres verspricht zumindest KTM,<br />
denn laut Produkt Manager Street Jörg<br />
Schüller bringt die komplette Akrapovic-<br />
Anlage aus dem Power Parts-Shop satte<br />
<strong>12</strong> <strong>PS</strong> mehr – bei nominell ohnehin schon<br />
mächtigen 180 <strong>PS</strong> der Serie. Dazu serviert<br />
die Zubehöranlage (2490 Euro), die es<br />
zwar mit db-Eater, aber leider ohne ABE<br />
gibt, einen aggressiv bollernden Sound,<br />
dass es einem die Nackenhaare aufstellt.<br />
Gändert haben die KTMler für<br />
dieses Testbike auch die<br />
Traktionskontrolle (MTC)<br />
und das Mapping.<br />
Leider kommt der Kunde nicht in den<br />
Genuss dieser elektronischen Tuning-<br />
Maßnahmen, denn die gab es nur zur<br />
Demonstration des Super Duke-Potenzials.<br />
Zumindest vorläufig will KTM kein Race-<br />
Mapping etwa über ein separates Abstimmungs-Tool<br />
anbieten.<br />
Schade, denn auf der Strecke begeisterte<br />
die noch direktere Gasannahme<br />
des Ride-by-Wire und das fein austarierte<br />
Regelverhalten der Traktionskontrolle.<br />
Auf den wenigen zur Verfügung stehenden<br />
Runden schenkte die MTC dem Piloten<br />
so großes Vertrauen, dass man mit feinen<br />
Slides aus den Kurven herausballern<br />
konnte und die KTM sogleich das Näschen<br />
gen Himmel hob. Wahnsinn! Das Drehmoment<br />
des Twins ist einfach berauschend.<br />
So direkt greifbar, möchte man die Super<br />
Duke förmlich umarmen.<br />
Doch dafür bleibt gar keine Zeit, denn<br />
die Strecke ist anspruchsvoll und die KTM<br />
tatendurstig. Das von Ex-GP-Held Jeremy<br />
McWilliams abgestimmte Fahrwerk passt<br />
perfekt zum Kurs. Zwar würde der Autor<br />
noch etwas mehr Druckstufe an der Gabel<br />
vorziehen – im Gegensatz zu mir bremst<br />
Mr. McWilliams hinten kräftig mit –, aber<br />
das deutlich straffere WP-Gabel-Cartridge<br />
(1785 Euro) in der Seriengabel und das<br />
aufwendigere WP-Federbein (1428 Euro)<br />
sind auf abgesperrten Pisten schon ein<br />
deutlicher Lustgewinn. So straff und mit<br />
Slicks ausgestattet giert die Super Duke in<br />
jede Ecke, winkelt brutalst ab und verharrt<br />
neutral in Schräglage, bis der Dreh am<br />
EXTRA DU<br />
Die neue KTM <strong>12</strong>90 Super Duke R hat das Zeug zum Rennstreckenfeger. Die<br />
sehr gute Basis gezielt aufwerten, dann bringt die Renne unendlich Spaß.
Gasgriff ihr den Befehl zur erneuten<br />
Attacke gibt. Dank der Power Parts-Rasten<br />
(495 Euro) steht noch mehr Schräglagenfreiheit<br />
dafür zur Verfügung. Man mag sich<br />
kaum vorstellen, wie das mit leichteren<br />
Rädern oder einem Schaltautomat noch<br />
agiler geht. Letzteres findet sich leider<br />
nicht im KTM-Angebot. Hier muss also<br />
wie beim Mapping doch ein Tuner ran.<br />
Bis zum TunerGP 2014 werden wir die<br />
entsprechende <strong>12</strong>90 Super Duke R „Race“<br />
bestimmt haben.<br />
Die anderen<br />
Räder wie<br />
auch das<br />
Race-Heck<br />
gibt es<br />
im KTM<br />
Power<br />
Parts-Programm<br />
Neben der Zubehör-Gabelbrücke<br />
(490 Euro) gibt‘s auch<br />
ein WP-Cartridge für die Gabel<br />
Ebenfalls zu haben: 320er-<br />
Bremsscheiben in Wave-Optik<br />
für zirka 240 Euro<br />
KE<br />
-URTEIL<br />
Die Super Duke hat gewaltiges Racing-<br />
Potenzial. Das zeigten die Turns in Ascari<br />
deutlich, und dabei war noch nicht ein-<br />
mal so viel umgebaut worden. Warum<br />
geht die Dorna eigentlich nicht hin und<br />
schafft eine Superbike-WM<br />
mit solchen Power-Prügeln?<br />
Dann hätte man eine<br />
deutliche Unterscheidung<br />
zu CRT und die Fans<br />
ihren Spaß – beim<br />
Zuschauen und<br />
selbst fahren!<br />
Uwe Seitz<br />
www.ps-online.de <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 9
Neuheiten 2014 die Messe-highlights<br />
der EICMA/Mailand<br />
aufbruchstimmung<br />
Mit der Eicma beginnt das Jahr 2014. Zumindest, wenn man in Motorrädern<br />
denkt. Und davon gab es eine ganze Reihe neuer Modelle zu sehen.<br />
Besonders die japanischen Hersteller hatten dabei eine klare Botschaft.
Text Uwe Seitz und Robert Glück<br />
Fotos Hersteller, Kaschel, Leicht,<br />
Schümann, Schneider<br />
Von der Yamaha Motor Company<br />
kam eigens deren Präsident<br />
Hiroyuki Yanagi nach Mailand.<br />
Und seine Botschaft war eindeutig: Das<br />
Zaudern hat ein Ende, es wird endlich<br />
wieder Gas gegeben. Für die gleiche<br />
Botschaft bemühte Kawasaki zwar nur<br />
den Europa-Chef, aber auch der blies ins<br />
gleiche Horn, als er die neue Z 1000<br />
enthüllte: „There’s a lot more to come“.<br />
Obwohl gerade Kawasaki von den<br />
japanischen Herstellern das Krisenjahr<br />
2009 entwicklungstechnisch noch am<br />
besten gemeistert hat, versprühte der<br />
erste Anblick der Z 1000 vor allem, dass<br />
bräsiges Design und brave Zurückhaltung<br />
nicht mehr so sehr zum Credo von Kawa<br />
gehören. Zwar blieben die Erwartungen<br />
an ein ultrafieses Naked Bike auf Basis des<br />
Weltmeistermotorrads ZX-10R mit dessen<br />
Rahmen und Motor unerfüllt. Aber was da<br />
deutlich spartanischer als zuletzt und mit<br />
richtig aggressiver Schnauze vor den<br />
Journalisten stand, war ein Ausrufe zeichen<br />
hinter der Botschaft. Kawasaki nennt das<br />
„Sugomi“, was übersetzt „starke Aura“<br />
bedeutet, und das trifft zu. Der Motor ist<br />
altbekannt, befeuerte schon mehrere<br />
Z 1000-Generationen. Heuer legt er um<br />
drei <strong>PS</strong> zu, bekam für mehr Durchzugskraft<br />
zahmere Steuerzeiten und wurde kürzer<br />
übersetzt. Die 111 Newtonmeter liegen<br />
jetzt laut Kawasaki bei 7300/min und damit<br />
500 Umdrehungen früher an. Das Gewicht<br />
blieb mit 221 Kilo leider auf dem Niveau<br />
der Vorgängerin. In der nächsten <strong>PS</strong><br />
können wir schon mehr zur Performance<br />
der Z 1000 sagen, wenn wir das Bike dann<br />
gefahren sind. Die Presse-Vorstellung der<br />
Z geht Ende November über die Bühne.<br />
BMW setzt auf nackte<br />
Auch was das Highlight des BMW-Auftritts<br />
in Mailand angeht, können wir in <strong>PS</strong><br />
1/2014 schon sehr viel mehr sagen, denn<br />
ein erster Fahrtest der nackten<br />
S 1000 R steht ebenfalls Ende November<br />
an. Aber angesichts der langen Wartezeit<br />
und den vielen Gerüchten um das<br />
Naked Bike war die Eicma auch hier eine<br />
Offenbarung. Die S 1000 R streicht zwar<br />
ein R aus dem Namen, hat aber ansonsten<br />
sehr viel Gene vom Superbike behalten.<br />
Abgesehen von der Kanzel mit dem demonstrativ<br />
aufrecht eingepflanzten Dashboard<br />
und dem Rohrlenker, sieht die R<br />
dem Sportler zum Verwechseln ähnlich.<br />
Bei den Daten hat sich dagegen deutlich<br />
etwas getan, denn das Naked drückt „nur“<br />
160 <strong>PS</strong>. Bei einer derart gekappten<br />
Spitzenleistung darf man sich auf fetten<br />
Punch im mittleren Drehzahlbereich<br />
freuen. Zehn zusätzliche Newtonmeter hat<br />
Kawasaki Z 1000<br />
Antrieb Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder, 1043 cm³, max.<br />
Leistung 105 kW (142 <strong>PS</strong>), max. Drehmoment 111 Nm Fahrwerk Leichtmetall-Brückenrahmen,<br />
Lenkkopfwinkel: 65,5 Grad, Federweg v./h.: <strong>12</strong>0/<strong>12</strong>0 mm,<br />
www.ps-online.de Gewicht 221 kg grundpreis <strong>12</strong> 195 Euro (zzgl. NK)<br />
<strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 11
BMW laut Produktmanager Sepp Mächler<br />
unter 7500/min herausgekitzelt. So dürfte<br />
die S 1000 R die Straße regelrecht auffräsen.<br />
Bei einem Grundpreis von <strong>12</strong> 800<br />
Euro mit der Basis-Elektronik ASC<br />
(verhindert allzu viel Schlupf) darf man<br />
dann neben Streetfighter-Optik auch von<br />
Kampfpreis sprechen. Wer mehr ausgeben<br />
möchte, kann die aus dem Superbike<br />
bekannte Traktionskontrolle, das elektronische<br />
Fahrwerk oder gar das Sportpaket<br />
mit Quickshifter ordern.<br />
Obwohl schon bei der 90-Jahre-Jubiläumsfeier<br />
vorgestellt, lagen in Mailand<br />
natürlich jetzt ganz viele Augen auf der<br />
R nineT. Der Roadster mit dem Boxer sorgte<br />
ja als spartanische und extrem variable<br />
Design zeichnung vor drei Jahren für<br />
Furore. Davon ist einiges erhalten geblieben,<br />
wenn auch Zulassungsbestimmungen<br />
und „Vernunft“, wie so oft, deutlich<br />
Einfluss hatten. Trotzdem hat BMW mit<br />
diesem Motorrad jetzt einen Café Racer<br />
mit satten Retro-Anleihen und Umbau-<br />
Potenzial in der Produktpalette und wird<br />
damit neue Käuferschichten anlocken.<br />
ducati mit traum-Panigale<br />
Ducati-Boss Claudio<br />
jonglierte im Technik-<br />
Mailand demonstrativ<br />
Domenicali<br />
museum von<br />
mit dem<br />
BMW s 1000 r<br />
Antrieb Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder, 999 cm³, max. Leistung 118 kW<br />
(160 <strong>PS</strong>), max. Drehmoment 1<strong>12</strong> Nm Fahrwerk Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,4 Grad, Federweg v./h.: <strong>12</strong>0/<strong>12</strong>0 mm grundpreis <strong>12</strong> 800 Euro (zzgl. NK)
Tankdeckel. Der war Symbol für die Detailversessenheit,<br />
mit der sich die Ingenieure<br />
über das Superbike 1199 Panigale hermachten<br />
und in das Sondermodell<br />
„Superleggera“ verwandelten. 65 000<br />
Euro sind natürlich ein stolzer Preis. Dafür<br />
gibt es aber auch nur 500 Stück, einige<br />
davon sind schon verkauft. Wer noch<br />
eine ergattert, darf sich auf Spitzenwerte<br />
freuen. Über 200 <strong>PS</strong> verspricht Bologna<br />
für den Twin, der zusammen mit dem Rest<br />
des Motorrads vollgetankt maximal 177<br />
Kilo wiegen soll. Das Magnesium-Monocoque<br />
und der Heckrahmen aus Karbon<br />
ducati Monster <strong>12</strong>00/s<br />
Antrieb Zweizylinder-90-Grad-V-Motor, vier Ventile/Zylinder,<br />
1198 cm³, max. Leistung 101/108 kW (137/147 <strong>PS</strong>), max.<br />
Drehmoment 118/<strong>12</strong>5 Nm Fahrwerk Stahl-Gitterrohrrahmen,<br />
Federweg v./h.: 130/152 mm, Gewicht 209 kg fahrbereit<br />
grundpreis 13 490/15 990 Euro (zzgl. NK)<br />
ducati 1199 superleggera<br />
Antrieb Zweizylinder-90-Grad-V-Motor, vier Ventile/Zylinder,<br />
1198 cm³, max. Leistung über 145 kW (200 <strong>PS</strong>), max. Drehmoment<br />
132 Nm Fahrwerk Tragender Motor mit Leichtmetall-Hilfsrahmen,<br />
Federweg v./h.: <strong>12</strong>0/130 mm, Gewicht 177 kg<br />
grundpreis ca. 65 000 Euro<br />
BMW r ninet<br />
Antrieb Zweizylinder-Boxermotor, vier<br />
Ventile/Zylinder, 1170 cm³, max. Leistung 81<br />
kW (110 <strong>PS</strong>), max. Drehmoment 119 Nm<br />
Fahrwerk Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel<br />
64,5 Grad, Federweg v./h.: <strong>12</strong>0/<strong>12</strong>0<br />
mm grundpreis 14 500 Euro (zzgl. NK)<br />
www.ps-online.de
sowie die Verkleidung aus demselben<br />
Stoff haben daran natürlich einen gewaltigen<br />
Anteil. Aber selbst so Kleinigkeiten<br />
wie der Titan-Tankdeckel in Domenicalis<br />
Hand sorgen für allerhand Gramm hier und<br />
dort, die eingespart wurden. Für den fetten<br />
Leistungszuwachs gegenüber der ja nicht<br />
schwachbrüstigen Serien-Panigale wurden<br />
auch die Ventile aus Titan gefertigt. Spezielle<br />
Kolben und eine feingewuchtete<br />
Kurbelwelle tun ihr Übriges. Damit kommt<br />
nach der Desmosedici-Replika wieder eine<br />
echte Traum-Ducati auf den Markt, und<br />
<strong>PS</strong> wird sie in der nächsten Ausgabe ganz<br />
exklusiv in Szene setzen.<br />
Noch etwas warten müssen wir auf die<br />
Monster <strong>12</strong>00. Das nun mit dem wassergekühlten<br />
Testastretta-Twin bestückte<br />
Motorrad geht den nötigen Schritt, um an<br />
der Konkurrenz dranzubleiben. Stilistisch<br />
bleibt sie sich treu, das zeigt der charakteristische<br />
Tank, der den Fahrer aber nicht<br />
mehr wie bisher weit nach hinten zwingt.<br />
Bei der Sitzprobe wirkt die <strong>12</strong>00 sehr viel<br />
moderner und sportlicher, wofür auch die<br />
Leistungsdaten sprechen. Mit 147 <strong>PS</strong><br />
sowie einem Drehmoment von <strong>12</strong>5 Nm<br />
bei 7250/min und lediglich 209 Kilo Masse<br />
wird die große Monster S künftig bei den<br />
supersportlichen Nakeds wie der Aprilia<br />
Tuono oder der neuen BMW mittanzen.<br />
Auch in Sachen Elektronik steht sie voll im<br />
Saft, hat das umfangreiche Ducati Safety<br />
Pack mit Traktionskontrolle und abschaltbarem<br />
ABS an Bord. Im Februar wissen<br />
wir, wie das Ganze fährt, denn erst dann<br />
gewährt uns Ducati einen Testtermin.<br />
14 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong><br />
Yamaha Mt-09 street rally<br />
Antrieb Dreizylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder, 847 cm³, max. Leistung 85 kW<br />
(115 <strong>PS</strong>), max. Drehmoment 88 Nm Fahrwerk Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,0 Grad, Federweg v./h.: 137/130 mm grundpreis ca. 8500 Euro
Yamaha setzt Zeichen<br />
honda Fireblade/sP<br />
Antrieb Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder, 999 cm³, max. Leistung 133<br />
kW (181 <strong>PS</strong>), max. Drehmoment 114 Nm Fahrwerk Leichtmetall-Brückenrahmen,<br />
Federweg v./h.: <strong>12</strong>0/138 mm grundpreis ca. 15 190/18 290 Euro (zzgl. NK)<br />
Mit der MT-09 hat Yamaha endlich wieder<br />
Eigenständigkeit, aber vor allem Mut und<br />
Innovationskraft bewiesen. Und diese<br />
Entschlossenheit wurde auch in Mailand<br />
zur Schau gestellt. Jorge Lorenzo und<br />
Valentino Rossi wurden obendrein aufgeboten,<br />
um die versammelte Journalisten-<br />
Meute davon zu überzeugen. Die beiden<br />
fuhren die neue Modelle in die Fabrikhalle,<br />
in die Yamaha zum Messeauftakt geladen<br />
hatte. Rossi selbst präsentierte nicht nur<br />
die MT-09 Street Rally. Nein, er trieb sie<br />
für ein Promo-Video sogar höchstselbst<br />
auf seiner eigenen Dirt-Track-Strecke<br />
quer ums Eck. Mit breiterem Lenker,<br />
weiter herausstehenden und für<br />
guten Stand gezackten Fußrasten<br />
sowie einer flacheren und härteren<br />
Sitzbank, verspricht die Street Rally<br />
ein hohes Spaßpotenzial. Dazu<br />
kommen die deutlich wildere Optik<br />
und der starke Dreizylinder gerade<br />
recht. Sollte sich der Preis von angepeilten<br />
8500 Euro halten lassen,<br />
prophezeien wir gesteigertes<br />
Verkaufspotenzial.<br />
Das sprechen wir auch der<br />
MT-07 zu. Mit ihr kommt ein<br />
potentes Zweizylinder-Bike,<br />
das mit 75 <strong>PS</strong> auch Fans<br />
unter versierten Motorradfahrern<br />
finden dürfte.<br />
Niedriges Gewicht<br />
(182 kg mit ABS), gute<br />
Ausstattung und der<br />
kräftige Twin stellen eine<br />
sehr gute Basis für einen<br />
Topseller dar. Zumal der<br />
Preis laut Yamaha unter<br />
6000 Euro liegen soll. Wie<br />
auch beim dritten Neu-Motorrad<br />
der Marke, das gleichzeitig die gute<br />
alte Zeit heraufbeschwört. Die SR 400<br />
zitiert mit luftgekühltem Einzylinder,<br />
Einspritzung, Kickstarter und Retro-Design<br />
die erfolgreiche SR 500 und macht es vor<br />
allem Umbauwütigen leicht, daraus einen<br />
Tracker oder Café Racer zu kreieren.<br />
honda baut<br />
Mittelklasse aus<br />
Lange Gesichter machten die Sportlerfans<br />
bei Honda. Die neue Fireblade ist<br />
nämlich alles andere als eine „Feuerklinge“.<br />
Wer einen sichtbaren und fühlbaren Schritt<br />
beim Superbike erwartet hat, wurde<br />
enttäuscht und hier und da bekam man<br />
Yamaha Mt-07<br />
Antrieb Zweizylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder,<br />
689 cm³, max. Leistung 55 kW (75 <strong>PS</strong>), max. Drehmoment 68<br />
Nm Fahrwerk Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
66,0 Grad, Federweg v./h.: 130/130 mm, Gewicht 182 kg<br />
grundpreis unter 6000 Euro<br />
www.ps-online.de <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 15
honda VFr 800 F<br />
Antrieb Vierzylinder-90-Grad-V-Motor, vier Ventile/Zylinder,<br />
782 cm³, max. Leistung 78 kW (106 <strong>PS</strong>), max. Drehmoment 75 Nm<br />
Fahrwerk Leichtmetall-Brückenrahmen, Federweg v./h.: 108/<strong>12</strong>0<br />
mm, Gewicht 239 kg grundpreis ca. 11 990 Euro (zzgl. NK)<br />
sogar gesagt, dass der größte Motorradhersteller<br />
der Welt und MotoGP-Weltmeister<br />
bei den Kunden wie du und ich nicht<br />
mehr auf großen Sport setzen wird. Nur<br />
so lässt sich erklären, warum die CBR<br />
1000 RR noch immer keinen Funken<br />
Elektronik besitzt – nicht einmal eine<br />
moderne Ride-by-Wire-Motorsteuerung.<br />
181 statt bisher 178 <strong>PS</strong> und kleinste<br />
Eingriffe müssen Fireblade-Fans als<br />
Kaufgrund für eine 2014er-Version genügen.<br />
Wer ein paar Scheine mehr übrig hat,<br />
kann eine SP-Version ordern. Die besitzt<br />
frei Haus ein Öhlins-Fahrwerk sowie eine<br />
Einzelsitzbank und ist 0,7 Kilo leichter als<br />
die Standard-Fireblade.<br />
Sportlich war es das von Honda, denn<br />
die zahlreichen Neumodelle gehören sonst<br />
allesamt der Mittelklasse oder ganz<br />
anderen Segmenten an. Die CBR 650 F<br />
und die neue VFR 800 F stechen da noch<br />
etwas heraus. Wie der Modellname ja<br />
schon verrät, hat der Soft-Sportler CBR<br />
650 F einen aufgebohrten Vierzylinder<br />
bekommen, der jetzt 87 <strong>PS</strong> leistet und<br />
baugleich in die nackte Hornet wandert,<br />
die jetzt CB 650 F heißt und von Grund<br />
auf neu gestaltet ist. Sie besitzt nun einen<br />
Brückenrahmen aus Stahl gegenüber dem<br />
Rückgratrahmen der Hornet. Trotz gravierender<br />
Änderungen blieb das Gewicht<br />
gleich, nach wie vor drücken 208 Kilohonda<br />
CBr<br />
650 F<br />
Antrieb Vierzylinder-Reihenmotor,<br />
vier Ventile/Zylinder,<br />
649 cm³, max. Leistung 64 kW<br />
(87 <strong>PS</strong>), max. Drehmoment 63<br />
Nm Fahrwerk Stahl-Brückenrahmen,<br />
Federweg v./h.:<br />
<strong>12</strong>0/k.A. mm, Gewicht 211 kg<br />
grundpreis k.A.
Bimota BB 3<br />
Antrieb Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder, 999 cm³, max. Leistung (Serie) 142 kW<br />
(193 <strong>PS</strong>), max. Drehmoment 1<strong>12</strong> Nm Fahrwerk Verbund aus Stahl-Gitterrohr- und Leichtmetall-<br />
Elementen, Federweg v./h.: <strong>12</strong>0/130 mm, Gewicht ca. 193 kg grundpreis k. A.<br />
gramm auf die Waage. Mehr Hubraum<br />
bekamen übrigens auch die NC-Modelle.<br />
Statt 700 sind es jetzt 750 Kubik.<br />
Neu und an die Erfolgsgeschichte der<br />
legendären 750er erinnernd ist die VFR<br />
800 F. Der moderate Sportler, der vor<br />
allem zum Touren taugt, wurde von<br />
unnötigem Ballast befreit. Die sperrige<br />
Doppelauspuffanlage unter dem Sitz bei<br />
der letzten VFR wich einem einzelnen<br />
Schalldämpfer rechts unten. An Leistung<br />
hat die VFR allerdings eingebüßt, wenn<br />
auch nur drei <strong>PS</strong> (106 statt 109 <strong>PS</strong>).<br />
Die Frontansicht ist sehr gut gelungen,<br />
ansonsten wirkte das Motorrad auf der<br />
Messe in Mailand eher massig, ihr<br />
Gewicht von 239 Kilogramm bestätigt<br />
den optischen Eindruck.<br />
KtM bleibt am Ball<br />
Gerade erst haben die Österreicher mit<br />
der <strong>12</strong>90 Super Duke R einen ganz dicken<br />
Nagel für versierte und sportliche Motorradfahrer<br />
eingeschlagen, da lässt die<br />
erfolgreiche Marke aus Mattighofen auf<br />
der Eicma kleine Sportler auf die<br />
Jugend los.<br />
Perfekt nach<br />
dem Baukastenprinzip erdacht, profitiert<br />
KTM von einer früh eingeleiteten Strategie<br />
mit Bajaj in Indien, wo die Einzylinder-<br />
Duke-Motoren gebaut werden. Diese<br />
tauchen nun wieder in Racern wie der RC<br />
<strong>12</strong>5 und der RC 390 auf, von der Letztere<br />
als echte Rennversion ja ab 2014 im<br />
ADAC-Junior-Cup eingesetzt wird.<br />
Dass man sich zur Vermarktung dem<br />
hervorragenden Image der Marke aus<br />
der Moto3-Klasse bedient, kann man<br />
KTM nicht vorwerfen, genauso wenig<br />
wie Lieblosigkeit beim Design der kleinen<br />
Sportler, die mit der scharfen Optik<br />
hoffentlich wieder Nachwuchs für die<br />
Sportklasse rekrutieren werden.<br />
Bimota mit BMW-Motor<br />
Dank neuer Investoren aus der Immobiliensparte<br />
konnte Bimota in Mailand ein<br />
neues Modell vorstellen. Die Edelschmiede<br />
aus Rimini präsentierte mit der BB3 ein<br />
zauberhaft schönes Motorrad mit Bimotatypischen<br />
Frästeilen, viel Karbon und dem<br />
Motor aus der BMW S 1000 RR. Sie soll<br />
197 <strong>PS</strong> leisten und deutlich leichter als das<br />
BMW-Superbike sein.<br />
Aber zur Bimota BB3 mehr in der<br />
nächsten Ausgabe, womit wir am Ende<br />
des Rundgangs durch die Mailänder<br />
Messehallen wären. Die Eicma versprühte<br />
Aufbruchstimmung bei den Japanern – ach<br />
halt, Suzuki gibt es ja auch noch. Aber dort<br />
war leider außer der schon vorgestellten<br />
V-Strom wirklich nichts Neues zu sehen.<br />
Bleibt zu hoffen, dass sich das bald ändert.<br />
Denn die Kollegen aus Japan sind voll am<br />
Ball und die europäische Konkurrenz<br />
sowieso. Wir werden sehen, was 2014<br />
dann Neues bringt – auf der Intermot vom<br />
1. bis 5. Oktober in Köln.<br />
KtM rC 390<br />
Antrieb Einzylinder-Motor, vier Ventile, 373 cm³, max.<br />
Leistung 32 kW (44 <strong>PS</strong>), max. Drehmoment k.A.<br />
Fahrwerk Stahl-Gitterrohrrahmen, Gewicht ca. 155 kg<br />
grundpreis unter 6000 Euro<br />
KtM rC <strong>12</strong>5<br />
Antrieb Einzylinder-Motor, vier Ventile/<br />
Zylinder, <strong>12</strong>5 cm³, max. Leistung 11 kW (15 <strong>PS</strong>),<br />
max. Drehmoment k.A. Fahrwerk Stahl-<br />
Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel: 66,5 Grad,<br />
Federweg v./h.: <strong>12</strong>5/150 mm, Gewicht ca.<br />
140 kg grundpreis ca. 4500 Euro<br />
www.ps-online.de<br />
<strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 17
VERGLEICHSTEST DREIZYLINDER-NAKEDS<br />
EILIGE<br />
DREIFALTIG<br />
18 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
Dreizylinder machen an. Triumph beweist das<br />
eindrücklich, MV Agusta spielt ebenfalls mit.<br />
Mit der Yamaha MT-09 tritt erstmals seit dreißig<br />
Jahren eine Japanerin mit Triple in die Arena.<br />
Drei Bikes, drei Zylinder, ein Sieger!<br />
KEIT<br />
www.ps-online.de <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 19
Text Volkmar Jacob Fotos jkuenstle.de; fact (3)<br />
Tunnel, Soundcheck. Eine irre<br />
Klangkulisse erschüttert die<br />
Betonröhre, als die drei heißen<br />
Dreizylinder-Nakeds mit weit geöffneten<br />
Drosselklappen hindurchjagen. Die brandneue<br />
Yamaha MT-09, Triumphs Spaßfräse<br />
Street Triple und der Donnerbolzen MV<br />
Agusta Brutale 800 streiten sich um<br />
die goldene Stimmgabel. Ein wichtiger<br />
Aspekt, weil auch und gerade bei Dreizylindern<br />
die Formel gilt: je packender der<br />
Sound, desto flammender die Emotionen.<br />
Mit rund 850 Kubik stellt die Yamaha<br />
den größten Hubraum und sollte damit<br />
auch die höchste Klangfülle generieren.<br />
Doch typisches Gänsehaut-Fauchen<br />
erzeugt sie erst kurz vor fünfstelligen<br />
Drehzahlen. Dann knurrt die MT-09 aber<br />
so gierig, dass der Pilot den Gasgriff<br />
am liebsten dauerhaft am Anschlag<br />
fest tackern würde. Untertourig klingt die<br />
Yam dagegen brav, und bei Leerlaufdrehzahl<br />
erkennen gar nur gespitzte Ohren<br />
die Verbrennungstakte eines Drillings.<br />
Das kann bei der Triumph nicht passieren.<br />
Bereits im Standgas outet sich die<br />
Streety eindeutig als Triple. Allerdings trübt<br />
im Leerlauf hochfrequentes Säuseln das<br />
Klangbild ein wenig, wogegen nur eines<br />
hilft: Brause auf! Unter Zug verschärft die<br />
Britin ihre Tonlage und<br />
20 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
anfängliches Zischeln wandelt sich zu<br />
imposantem Bellen. Kein Zweifel, der<br />
Sound der Streety geht unter die Haut.<br />
Die Brutale setzt da klangtechnisch<br />
noch einen drauf. Passend zum Namen<br />
schnaubt die 800er wütend aus ihren<br />
drei Endtopf-Rohren – Lockruf der Hölle!<br />
Kein anderer Drilling bringt das Blut so in<br />
Wallung wie die MV, besonders bei hohen<br />
Drehzahlen. Böse, aber genial! Allerdings<br />
mischt sich darunter ein stetiges Mahlen<br />
und Rühren, der Motor läuft<br />
YAMAHA<br />
MT-09<br />
im Gegensatz zur Streety und vor allem<br />
zur MT-09 mechanisch sehr rau.<br />
Sound und Emotionen sind sicher mit<br />
ein Grund, warum Yamaha mit der MT-09<br />
nach drei Jahrzehnten endlich wieder<br />
einen Dreizylinder-Viertakter an den Start<br />
rollt. Der letzte japanische Triple befeuerte<br />
bis 1983 die XS 850 – ebenfalls eine<br />
Yamaha. Zufall? Wohl eher nicht, Yamaha<br />
gehörte und gehört wohl endlich wieder<br />
zu den progressivsten japanischen Motorradschöpfern.<br />
Der Mut dürfte belohnt<br />
werden. Dank des 115 <strong>PS</strong> und 88 Nm<br />
starken Dreiers marschiert die MT-09<br />
bereits aus dem Drehzahlkeller beherzt<br />
vorwärts, stürmt gleichmäßig-druckvoll<br />
weiter und legt bis zur Abriegel-Marke<br />
von 11500/min permanent an Leistung<br />
zu. Herrlich! Dazu läuft der Drilling sehr<br />
kultiviert. Herz, was willst du mehr.<br />
Vielleicht eine etwas besser dosierbare<br />
Kupplung, denn mitunter würgt der Pilot<br />
die Yamaha entweder ab oder die Mechanik<br />
stellt den Kraftschluss zu abrupt her.<br />
Rau oder herzlich?<br />
Gasannahme ist wichtig<br />
Mit den Fahrmodi „Std“ (Standard),<br />
„A“ und „B“ stehen drei Einstellmöglichkeiten<br />
für die Gasannahme zur Wahl.<br />
Die Leistungsentfaltung beeinflusst das<br />
dagegen nicht. Auf „Std“ und „A“ geht die<br />
Yam recht forsch ans Gas, weshalb wir<br />
selbst bei sportlichem Treiben den etwas<br />
sanfteren B-Modus empfehlen. Fies: Nach<br />
dem Aus- und Wiedereinschalten der<br />
Zündung stellt die MT-09 automatisch<br />
auf „Std“ zurück.<br />
Im Gegensatz zur Yamaha und MV<br />
bietet die Streety nur einen Fahrmodus.<br />
Zwar geht sie etwas ruckartig ans Gas,<br />
doch die Lastwechsel halten sich noch<br />
in akzeptablen Grenzen. Immer wieder<br />
herzerfrischend ist es, wie quicklebendig<br />
und fast schon übermütig die Britin durchs<br />
gesamte Drehzahlband peitscht. Gestresst<br />
und schlechte Laune? Ein kurzer Trip auf<br />
der Streety genügt, und die Welt ist<br />
wieder im Lot! Selbst bei den Fahrleistungen<br />
bleibt sie zumindest der Yamaha<br />
dicht auf den Fersen. Kaum zu glauben,<br />
dass die Triumph nur 106 <strong>PS</strong> und 68 Nm<br />
maximalen Output liefert. Mankos? Antriebsseitig<br />
gibt’s höchstens wegen der<br />
leicht harzigen Gangwechsel etwas zu<br />
murren. Doch letztlich schmälert das die<br />
sonst groß artigen Eigenschaften des<br />
Motors nur marginal.<br />
Bei der Brutale verhält es sich etwas<br />
anders. Ihr hakiges Getriebe ist nur einer<br />
von mehreren Posten auf der Immernoch-to-do-Liste.<br />
Je nach Fahrmodus stört<br />
die entweder zu impulsive oder leicht<br />
ver zögerte Gasannahme. Ein einfacher<br />
Versuch zeigt, dass die Programmierung<br />
der Motorsteuerung („Mapping“) nach<br />
wie vor verbesserungswürdig ist: Öffnet<br />
man das Gas im Stand etwas und hält es<br />
in dieser Stellung, reagiert der Motor mit<br />
„Sägen“, also deutlich schwankenden<br />
Drehzahlen. Beim Fahren äußert sich das<br />
mit unsauberem Ansprechverhalten und<br />
schwieriger Dosierbarkeit. Dass es auch<br />
anders geht, zeigt die neue Rivale (siehe<br />
ab Seite 36). Bis auf die Ansaugwege und<br />
die Abgasabführung werkelt in ihr exakt<br />
der gleiche Motor wie in der Brutale. Doch<br />
die Supermoto läuft im Gegensatz zum<br />
Naked Bike mustergültig. MV Agusta<br />
betont gerne die unkomplizierte Aktualisierung<br />
der Mappings durch die Händler.<br />
Höchste Zeit also, ein solches Mapping<br />
für die Brutale zu entwickeln – sie hätte<br />
es wirklich verdient!<br />
Bis es so weit ist, müssen Brutale-<br />
Treiber auch mit der ungleichmäßigen<br />
Leistungsentfaltung leben. Heftiges Zerren<br />
Die kleine Tachoeinheit<br />
bietet viele<br />
Informationen wie<br />
Gang- und Außentemperaturanzeige<br />
(l.). Schön und<br />
hochwertig: polierte<br />
Edelstahl-Krümmer<br />
(l.u.). Eine<br />
Lampenmaske<br />
fehlt an der<br />
sonst eleganten<br />
MT-09 (r.)
an der Kette wechselt sich mit spürbaren<br />
Power-Einbrüchen ab, was nebst showträchtigen<br />
Wheelies auch das Herausballern<br />
aus Kurven erschwert. Laune macht<br />
die 800er dagegen auf gerader Strecke bei<br />
komplett gestrafftem Kabel. Dort demonstriert<br />
sie ihr großes Potenzial und schießt<br />
los, als triebe sie der Leibhaftige vor<br />
sich her. Doch Obacht: In den unteren<br />
Gängen lupft sie gnadenlos ihr Vorderrad!<br />
Lässt sich die MV locker als Biest<br />
ein- und damit einer bestimmten Klientel<br />
zuordnen, fällt die Kategorisierung der<br />
MT-09 ungleich schwerer. Kein anderes<br />
Bike des Trios vereint derart viele Widersprüche<br />
und lässt potenzielle Zielgruppen<br />
so im Unklaren wie die Yam. Beweise?<br />
Sportsfreunde freuen sich über das Power-<br />
Triebwerk und zelebrieren dank der ausgeprägten<br />
Wheelie-Neigung zünftige Einrad-<br />
Artistik. Außerdem schätzen sie die bissigen<br />
Stopper und finden den Grip der supersportlichen<br />
Bridgestone S20 in Sonderspezifikation<br />
„M“ klasse. Die eher gemächliche<br />
Außer den<br />
üblichen Infos<br />
zeigt das<br />
Brutale-Cockpit<br />
den eingelegten<br />
Gang und<br />
den gewählten<br />
Fahrmodus<br />
an<br />
(r.o.). Die<br />
Einarmschwinge<br />
und das<br />
stilvolle Rad<br />
sehen im<br />
Verbund mit<br />
dem Dreirohr-<br />
Endtopf klasse<br />
aus (r.u.)<br />
MV AGUSTA<br />
BRUTALE 800<br />
22 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
Fraktion fängt damit nur wenig an. Dafür<br />
dürfte den ganz Vernünftigen die bequeme,<br />
aber etwas inaktive Sitzposition mit dem<br />
hohen und nah am Fahrer montierten<br />
Lenker gefallen. Das komfortable Fahrwerk<br />
bejubeln sie sicher ebenfalls, weil es die<br />
MT-09 zur unstrittigen Königin schlechter<br />
Landstraßen macht. Dass im Chassis bei<br />
gestrecktem Galopp deshalb aber deutliche<br />
Bewegung herrscht und die passive<br />
Sitzposition das Feedback etwas verwässert,<br />
stört die feisten Zweiradtreiber.<br />
Fahrwerksunruhen sind auch der<br />
Grund, warum Yamaha die Höchstgeschwindigkeit<br />
der MT-09 auf 210 km/h<br />
beschränkt hat. Laut eigenen Angaben<br />
möchte der Hersteller die Handling-freundliche<br />
Geometrie nicht einem absolut<br />
stabilen Geradeauslauf opfern. Der<br />
Topspeed geht für eine Nackte aber in<br />
Ordnung, selbst hartgesottene Vollgas-<br />
Freaks brennen mit solchen Bikes selten<br />
schneller über die Bahn – vor allem nicht<br />
dauerhaft. Auf der Landstraße spüren<br />
Heizer wie Schleicher in langsamen<br />
Kurven das etwas kippelige Fahrverhalten<br />
der 850er. In schnelleren Ecken müssen<br />
Motorleistung<br />
-MESSWERTE<br />
100<br />
130 MV Agusta Brutale 800<br />
90 <strong>12</strong>0 90,5 kW (<strong>12</strong>3 <strong>PS</strong>)<br />
bei 11500/min<br />
80 110 82 Nm bei 8700/min<br />
100 Yamaha MT-09<br />
70<br />
90 84,9 kW (115 <strong>PS</strong>)<br />
bei 10 000/min<br />
60 80 88 Nm bei<br />
Triumph<br />
50 70 8400/min<br />
Street Triple<br />
78,2 kW (106 <strong>PS</strong>)<br />
60<br />
bei 11600/min<br />
40<br />
50<br />
70 Nm bei 8300/min<br />
30 40<br />
90<br />
80<br />
20<br />
30<br />
20<br />
70<br />
10<br />
60<br />
10<br />
kW <strong>PS</strong><br />
50<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 <strong>12</strong> 13 14<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
-FAHRLEISTUNGEN<br />
Beschleunigung** Durchzug** Höchstge-<br />
0 –100 0 –150 0 –200 50 –100 100 –150 schwindig-<br />
keit*<br />
km/h km/h km/h km/h km/h<br />
MV Agusta Brutale 800 3,5 s 6,1 s 10,7 s 3,9 s 3,9 s 245 km/h<br />
Triumph Street Triple 3,5 s 6,6 s <strong>12</strong>,9 s 4,7 s 5,1 s 226 km/h<br />
Yamaha MT-09 3,3 s 6,0 s 11,5 s 4,2 s 5,0 s 210 km/h<br />
* Herstellerangabe ** <strong>PS</strong>-Messung<br />
Drehmoment in Nm<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
Die Leistungs- und MV Drehmomentkurven Agusta Brutale 800 sind<br />
schön nach Hubraum 90,5 kW gestaffelt. (<strong>12</strong>3 <strong>PS</strong>) bei Leistungsmäßig<br />
überholt die 82 Brutale Nm bei 8700/min die MT-09 erst<br />
11500/min<br />
Yamaha MT-09<br />
ab 10 000/min. Allerdings 84,9 kW verlaufen (115 <strong>PS</strong>) bei die 10 000/min<br />
Kurven der Italienerin 88 Nm sehr bei 8400/min wellig, was sich<br />
auch im Fahrbetrieb Triumph deutlich Street bemerkbar Triple<br />
78,2 kW (106 <strong>PS</strong>) bei 11600/min<br />
macht. Im Verbund 70 mit Nm der bei 8300/min heiklen Gasannahme<br />
gestaltet sich das Dosieren ihrer<br />
Power schwierig. Wie die Yamaha, zaubert<br />
auch die Triumph astreine Linien aufs<br />
Papier. Ein Genuss erster Güte, den Punch<br />
der beiden Triples abzurufen. Nicht im<br />
Diagramm zu sehen: Die Yam ist im fünften<br />
Gang bis 230 km/h und im sechsten auf<br />
über 260 km/h übersetzt – für eine Nackte<br />
extrem lang! Dank ihres kräftigen Antritts<br />
spürt man das im Fahrbetrieb aber nicht.<br />
-DATEN<br />
MV Agusta Brutale 800 Triumph Street Triple Yamaha MT-09<br />
Antrieb Dreizylinder-Reihenmotor,<br />
vier Ventile/Zylinder, 92 kW (<strong>12</strong>5 <strong>PS</strong>) bei<br />
11 600/min*, 81 Nm bei 8600/min*, 798 cm³,<br />
Bohrung/Hub: 79,0/54,3 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
13,3:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
47-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Sechsganggetriebe, G-Kat, Kette<br />
Fahrwerk Stahl-Gitterrohrrahmen,<br />
Lenkkopfwinkel: 66,0 Grad, Nachlauf:<br />
95 mm, Radstand: 1380 mm, Upside-down-<br />
Gabel, Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, einstellbar<br />
in Federbasis, Zug- und Druckstufe.<br />
Zentralfederbein mit Umlenkung, einstellbar<br />
in Federbasis, Zug- und Druckstufe.<br />
Federweg vorn/hinten: <strong>12</strong>5/<strong>12</strong>5 mm<br />
Räder und Bremsen Leichtmetall-<br />
Gussräder, 3.50 x 17/5.50 x 17, Reifen vorn:<br />
<strong>12</strong>0/70 ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17, Erstbe<br />
reifung: Pirelli Diablo Rosso II, 320-mm-<br />
Doppelscheibenbremse mit radial angeschlagenen<br />
Vierkolben-Festsätteln vorn,<br />
220-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-<br />
Festsattel hinten<br />
Maße und Gewicht Länge/Breite/Höhe:<br />
2080/870/1180 mm*, Sitz-/Lenkerhöhe:<br />
810/1000 mm, Lenkerbreite: 760 mm,<br />
186 kg vollgetankt, v./h.: 51,8/48,2 %<br />
Hinterradleistung im letzten Gang<br />
84,5 kW (115 <strong>PS</strong>) bei 203 km/h<br />
Verbrauch Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 7,8 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 16,6 Liter, Reichweite: 2<strong>12</strong> km<br />
Grundpreis 10 990 Euro<br />
(zzgl. Nebenkosten)<br />
Antrieb Dreizylinder-Reihenmotor,<br />
vier Ventile/Zylinder, 0 100020003000400050006000700080009000<br />
78 kW (106 <strong>PS</strong>) 10000 11000 bei <strong>12</strong>000 13000 14000<br />
11 700/min*, 68 Nm bei 9200/min*, 675 cm³,<br />
Bohrung/Hub: 74,0/52,5 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
<strong>12</strong>,7:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
44-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Sechsganggetriebe, G-Kat, Kette<br />
Fahrwerk Leichtmetall-Brückenrahmen,<br />
Lenkkopfwinkel: 65,7 Grad, Nachlauf:<br />
95 mm, Radstand: 1395 mm, Upside-down-<br />
Gabel, Ø Gabelinnenrohr: 41 mm, nicht<br />
einstellbar. Zentralfederbein mit Umlenkung,<br />
einstellbar in Federbasis. Federweg vorn/<br />
hinten: <strong>12</strong>0/<strong>12</strong>6 mm<br />
Räder und Bremsen Leichtmetall-<br />
Gussräder, 3.50 x 17/5.50 x 17, Reifen vorn:<br />
<strong>12</strong>0/70 ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17, Erstbe<br />
reifung: Pirelli Diablo Rosso Corsa,<br />
308-mm-Doppelscheibenbremse mit<br />
konventionell angeschlagenen Vierkolben-<br />
Festsätteln vorn, 220-mm-Einzelscheibe<br />
mit Einkolben-Schwimmsattel hinten<br />
Maße und Gewicht Länge/Breite/Höhe:<br />
2100/860/<strong>12</strong>50 mm*, Sitz-/Lenkerhöhe:<br />
805/1010 mm, Lenkerbreite: 720 mm,<br />
190 kg vollgetankt, v./h.: 52,0/48,0 %<br />
Hinterradleistung im letzten Gang<br />
73 kW (99 <strong>PS</strong>) bei 214 km/h<br />
Verbrauch Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 6,6 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 17,4 Liter, Reichweite: 264 km<br />
Grundpreis 8490 Euro<br />
(zzgl. Nebenkosten)<br />
Antrieb Dreizylinder-Reihenmotor,<br />
vier Ventile/Zylinder, 84,5 kW (115 <strong>PS</strong>) bei<br />
10 000/min*, 88 Nm bei 8500/min*, 847 cm³,<br />
Bohrung/Hub: 78,0/59,1 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
11,5:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
41-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Sechsganggetriebe, G-Kat, Kette<br />
Fahrwerk Leichtmetall-Brückenrahmen,<br />
Lenkkopfwinkel: 65,0 Grad, Nachlauf:<br />
103 mm, Radstand: 1440 mm, Upside-down-<br />
Gabel, Ø Gabelinnenrohr: 41 mm, einstellbar<br />
in Federbasis und Zugstufe. Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis<br />
und Zugstufe. Federweg vorn/hinten:<br />
137/130 mm<br />
Räder und Bremsen Leichtmetall-<br />
Gussräder, 3.50 x 17/5.50 x 17, Reifen vorn:<br />
<strong>12</strong>0/70 ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17, Erstbe<br />
reifung: Bridgestone S20 „M“, 298-mm-<br />
Doppelscheibenbremse mit radial angeschlagenen<br />
Vierkolben-Festsätteln vorn,<br />
245-mm-Einzelscheibe mit Einkolben-<br />
Schwimmsattel hinten<br />
Maße und Gewicht Länge/Breite/Höhe:<br />
2100/900/<strong>12</strong>70 mm *, Sitz-/Lenkerhöhe:<br />
810/1070 mm, Lenkerbreite: 755 mm,<br />
192 kg vollgetankt, v./h.: 50,7/49,3 %<br />
Hinterradleistung im letzten Gang<br />
79,5 kW (108 <strong>PS</strong>) bei 168 km/h<br />
Verbrauch Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 6,4 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 14 Liter, Reichweite: 218 km<br />
Grundpreis 7495 Euro (ABS: 500 Euro),<br />
(zzgl. Nebenkosten)<br />
* Herstellerangabe
die Piloten dagegen einen leichten<br />
Lenkimpuls einleiten, damit die MT-09<br />
wunschgemäß abwinkelt.<br />
Auf welche Zielgruppe hat es die MT-09<br />
damit abgesehen? Schwer zu sagen. Klar<br />
ist: Für einen Kampfpreis von 7495 Euro<br />
ohne und 7995 Euro inklusive ABS bietet<br />
die Japanerin erstaunlich viel Motorrad.<br />
Daher finden sich in jedem Lager garantiert<br />
genügend Interessenten, die bereit<br />
sind, jeweils ein paar Abstriche zu machen.<br />
Einschränkungen müssen Streety-Kunden<br />
kaum hinnehmen, denn ihr Gesamtkonzept<br />
ist sehr ausgereift und stimmig:<br />
Sitzposition, Einlenkverhalten, Zielgenauigkeit,<br />
Straßenlage, Stabilität, Feedback –<br />
alles vom Feinsten. Lediglich beim<br />
Handling lässt sie gegenüber der Yamaha<br />
minimal Federn. Das Setup der Britin mit<br />
ihren nicht einstellbaren Federelementen<br />
geht dafür in Ordnung. Vor allem der<br />
hintere Dämpfer der Triumph arbeitet sehr<br />
manierlich. Vorn geriet die Abstimmung<br />
dagegen recht straff, wodurch die Street<br />
Konventionell<br />
verschraubte<br />
Bremssättel an<br />
der Streety.<br />
Die Stopper<br />
könnten<br />
etwas<br />
kräftiger<br />
zubeißen,<br />
das<br />
ABS baut<br />
Bremsdruck<br />
nur<br />
zögerlich auf<br />
(l.o.). Hübsches<br />
Cockpit mit<br />
herkömmlichem<br />
Drehzahlmesser<br />
(l.u.).<br />
Die Street Triple<br />
ist der Top-Seller<br />
von Triumph<br />
TRIUMPH<br />
STREET TRIPLE<br />
24 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
-SETUP LANDSTRASSE<br />
-BEWERTUNG<br />
MV Agusta<br />
Brutale 800<br />
max.<br />
Punkte<br />
Triumph<br />
Street Triple<br />
MV Agusta<br />
Brutale<br />
800<br />
Triumph<br />
Street<br />
Triple<br />
Yamaha<br />
MT-09<br />
Gabel<br />
stat.neg. Federweg 31 mm – 26 mm<br />
Druckstufe 0,25 U offen – –<br />
Zugstufe 0,25 U offen – 0,25 U offen<br />
Niveau Standard Standard Standard<br />
Federbein<br />
stat.neg. Federweg 15 mm 5 mm <strong>12</strong> mm<br />
Druckstufe High – – –<br />
Druckstufe Low komplett offen – –<br />
Zugstufe 1,5 U offen – 0,25 U offen<br />
Niveau Standard Standard Standard<br />
alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt; statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer;<br />
U=Umdrehungen; K=Klicks<br />
Yamaha<br />
MT-09<br />
Antrieb<br />
Beschleunigung 10 6 5 6<br />
Durchzug 10 8 6 7<br />
Leistungsentfaltung 10 4 9 10<br />
Ansprechverhalten 10 4 9 9<br />
Lastwechselreaktion 10 6 6 9<br />
Laufkultur 10 6 8 10<br />
Getriebebetätigung 10 5 6 8<br />
Getriebeabstufung 10 10 8 9<br />
Kupplungsfunktion 10 4 5 4<br />
Traktionskontrolle 10 5 – –<br />
Zwischensumme 100 58 62 72<br />
Fahrwerk<br />
Fahrstabilität 10 6 8 6<br />
Handlichkeit 10 6 7 8<br />
Kurvenstabilität 10 10 8 5<br />
Rückmeldung 10 9 8 5<br />
Fahrwerksabstimmung<br />
vorne<br />
10 7 5 5<br />
Fahrwerksabstimmung<br />
hinten<br />
10 7 7 5<br />
Bremswirkung 10 8 7 9<br />
Bremsdosierung 10 8 6 9<br />
Aufstellmoment<br />
beim Bremsen<br />
10 9 8 7<br />
ABS-Funktion 10 – 6 6<br />
Zwischensumme 100 70 70 65<br />
Alltag und Fahrspaß<br />
Sitzposition 10 9 9 5<br />
Windschutz 10 2 3 0<br />
Ausstattung 10 6 6 6<br />
Verbrauch 10 5 6 7<br />
Fahrspaß 10 6 9 8<br />
Zwischensumme 50 28 33 26<br />
Gesamtsumme 250 156 165 163<br />
Platzierung 3. 1. 2.<br />
Triple grobe Asphaltnarben nur mäßig<br />
dämpft und zum Lenker leitet. Doch das<br />
ist Jammern auf höchstem Niveau. Das<br />
Insel-Bike ist und bleibt ein toller Landstraßenfeger<br />
mit wenigen Schwächen.<br />
In Sachen Fahrwerk gilt das auch für<br />
die Brutale. Zwar geriet die Abstimmung<br />
der Gabel eher soft und jene des Federbeins<br />
im Gegensatz dazu recht straff. Doch<br />
mit entsprechendem Setup (siehe links)<br />
pflügt die MV sehr souverän über die<br />
Straßen. Lediglich beim Hämmern über<br />
Buckel pisten zuckt sie bisweilen leicht<br />
mit dem Lenker. Außerdem wirkt sie beim<br />
Kurvenwedeln etwas schwerfälliger als<br />
die Triumph und die Yamaha. Die Stärken<br />
der Brutale liegen eindeutig in der Zielgenauigkeit,<br />
der Kurvenstabilität und dem<br />
Feedback. Es ist schlicht sensationell, wie<br />
exakt und sicher die Italienerin durch die<br />
Bögen pfeilt!<br />
Beim Feilen auf der letzten Rille kann<br />
weder das ABS der Triumph noch jenes<br />
der Yamaha voll überzeugen. Beide<br />
Systeme greifen recht früh ein und bauen<br />
Bremsdruck nur zögerlich wieder auf.<br />
Im normalen Alltag verrichten die Blockierverhinderer<br />
dagegen brav ihren Dienst.<br />
Die Brutale hat noch kein ABS, es soll<br />
in Kürze erhältlich sein. Deutliche Unterschiede<br />
bestehen bei der Bremswirkung.<br />
Die Stopper der Streety beißen etwas<br />
verhaltener zu als jene der MT-09 und<br />
Brutale. Letztere liefert den knackigsten<br />
Druckpunkt, allerdings muss der Pilot<br />
für herzhafte Verzögerungen kräftig in<br />
die Eisen greifen. Unterschiede zwischen<br />
den drei Triples bestehen also durchaus.<br />
Letztlich haben sie jedoch eines gemein:<br />
Langeweile war gestern!<br />
-URTEIL<br />
1. Triumph Street Triple Die<br />
prickelnde Streety bleibt Königin der<br />
Mittelklasse-Nakeds. Sie ist sehr ausgewogen,<br />
ihr Konzept stimmig. Echte<br />
Schwächen leistet sie sich nicht.<br />
Dazu bringt sie viele Emotionen rüber.<br />
2. Yamaha MT-09 Für die MT-09<br />
hat es nicht ganz zum Testsieg gereicht.<br />
Ihr Motor ist sensationell, ihm steht<br />
eine große Zukunft bevor. Wegen ihres<br />
weichen Fahrwerks und der inaktiven<br />
Sitzposition lässt die Yam aber viele<br />
Punkte liegen.<br />
3. MV Agusta Brutale 800<br />
Die<br />
heißblütige Italienerin landet auf Platz<br />
drei. Design, Power und<br />
Sound sind vom Feinsten,<br />
lediglich bei der Motorabstimmung<br />
hapert es<br />
noch. Ein neues Mapping,<br />
dazu noch ABS und<br />
der Italo-Feger mischt<br />
ganz vorn mit.<br />
Volkmar Jacob
Premiere Ducati 899 Panigale<br />
26 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
Pompone ist italienischer Slang, bedeutet „große Pumpe“ und steht für<br />
herzhaft anschiebende Zweizylinder-Motorräder. Mit der 899 Panigale<br />
kehrt Ducati zu diesem erfolgreichen Antriebskonzept zurück.
Text Robert Glück Fotos Ducati<br />
nachwuchs bei Familie Panigale!<br />
So eine freudige Nachricht<br />
erhält man doch gerne. Und<br />
die Eckdaten gefallen ebenfalls: 193 000<br />
Gramm drückt der Wonneproppen auf die<br />
Waage, bringt serienmäßig bereits 148<br />
Pferdestärken mit und belässt es nicht bei<br />
einer abgespeckten Ausstattung, sondern<br />
fährt das volle Progamm auf: DTC, ABS,<br />
EBC, DQS, drei wählbare Mappings der<br />
Einspritzanlage, LED-Lichter, voll einstellbares<br />
Fahrwerk – und diese hammermäßige<br />
Silhouette! Für all diese Zutaten<br />
muss der Kunde zwar tief in die Tasche<br />
Matt-weiß. Hübsch, aber sehr<br />
schwer sauber zu halten<br />
greifen, einen Überfall kann er sich jedoch<br />
schenken – 15 490 Euro (zuzüglich<br />
Nebenkosten) gibt es bei der Hausbank<br />
gegen Unterschrift.<br />
Und dann das. Pünktlich zu den Testfahrten<br />
regnet es in Imola. Während die<br />
Mechaniker Regenreifen setzen, wende<br />
ich mich meiner matt-weißen 899 Panigale<br />
mit der kleinen Nummer drei auf dem Tank<br />
zu. Na ja, sie ist nicht ganz alleine mein,<br />
ich teile sie mit einem Journalisten-Kollegen<br />
aus Israel. Erst ich einen Turn, dann er.<br />
Der Kollege schaut trotz des frohen<br />
Anlasses traurig aus seinem Leder, denn<br />
nasse Rennstrecken ist er nicht gewohnt.<br />
Ich flachse ein wenig mit ihm herum,<br />
ver suche, ihm sein Bauchweh zu nehmen.<br />
Schließlich gibt es keinen Grund welches<br />
zu haben. ABS und Traktionskontrolle, dazu<br />
eine Strecke ohne Gegenverkehr und<br />
feinste Pirelli-Regenpellen – was soll da<br />
schon schiefgehen? Mit einem „Keep off<br />
the white lines and the curbs, that‘s all<br />
you need to know“ hüpfe ich auf die<br />
bereits aufgewärmte 899 und donnere<br />
mit meiner Gruppe hinaus auf die mir<br />
unbekannte Strecke.<br />
Wir flitzen total entspannt über die<br />
Bahn, machen uns mit dem Streckenverlauf<br />
vertraut und suchen zaghaft die ersten<br />
Bremspunkte. Wichtige Regel im Regen,<br />
um sicher über die Runden zu kommen:<br />
Den Bremsvorgang vor dem Einlenken<br />
abschließen, erst dann Schräglage<br />
einleiten. Die 899 macht beides klasse<br />
– sowohl das Bremsen als auch das<br />
Einbiegen. Ihre 320er-Stahlscheiben (die<br />
1199 Panigale hat 330-mm-Scheiben)<br />
harmonieren perfekt mit den Brembo-<br />
Belägen in den M4.32-Zangen und glänzen<br />
durch bissige Bremsleistung und klarem<br />
Feedback. Die Rückmeldung der Pirellis<br />
ist ebenfalls gut, der Grip unglaublich. Die<br />
Gummis beißen derartig in den Asphalt,<br />
dass ABS und Traktionskontrolle wenig zu<br />
tun haben und das ausgewogene Handling<br />
der 899 bereits im Nassen – trotz eines<br />
weichen, ruckfreien Fahrstils – zur Geltung<br />
kommt. Mindestens ebenso beeindruckend<br />
ist die sehr geradlinige Leistungsentfaltung<br />
des 898 Kubikzentimeter<br />
großen „Superquadro“ der kleinen<br />
Panigale. Im Gegensatz zu ihrer großen<br />
Schwester reißt sie nicht ab 9000 Touren<br />
Löcher in den Teer. Nein, die 899 zieht,<br />
vergleichbar mit einer KTM RC8 1190,<br />
schön gleichmäßig los, kredenzt ihre<br />
Power absolut gelassen und ist so gerade<br />
bei schlechten Bedingungen oder auf der<br />
Die Big-Piston Gabel ist jetzt auch<br />
bei Ducati angekommen<br />
Einarmschwinge ade – dafür<br />
blieb das Fahrwerk voll einstellbar<br />
Das Kraftwerk. Der<br />
899-Motor ist wie<br />
bei der 1199 Panigale<br />
mit tragend, aber<br />
nicht so kurzhubig<br />
28 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
Landstraße sehr einfach zu fahren. Was<br />
mit an ihrem weniger extremen Bohrung-/<br />
Hub-Verhältnis liegt. Dieses ist bei der<br />
1199 mit 1,84 extrem kurzhubig gewählt<br />
und verleiht ihr oben herum diesen giftigen<br />
Charakter. Bei der 899 geriet das Verhältnis<br />
etwas moderater, bewegt sich aber mit<br />
1,75 immer noch (KTM 1190 RC8: 1,52)<br />
im kurzhubigen Bereich. Dennoch rückt<br />
die 899 mit dieser Motorenkonfiguration<br />
deutlich näher an die Ducati-Superbikes<br />
der Prä-Panigale-Ära heran. Sie drückt<br />
sanfter aus den Ecken, lässt sich deutlich<br />
ruhiger und einfacher fahren als die Große.<br />
Und das freut neben dem israelischen<br />
Kollegen, der mit der feuchten Bahn sehr<br />
gut zurecht kommt, auch die italienischen<br />
Testfahrer. Diese verpassen der kleinen<br />
Panigale auch gleich wieder den Spitznamen<br />
der alten Duc-Superbikes, und<br />
drücken ihr liebevoll den „Pom pone“ auf<br />
die Verkleidung.<br />
und es ward licht<br />
Sonnenschein zur Mittagspause! Nein,<br />
damit ist nicht die Pasta des Ducati-<br />
MotoGP-Caterings gemeint, das die<br />
Journalistenmeute während des Events<br />
sättigt, sondern schlicht das Wetter. Petrus<br />
hat ein Einsehen und trocknet die Strecke<br />
in kürzester Zeit, während die Mechaniker<br />
statt der Straßenbereifung (hinten in<br />
180/60-17) gleich den Rennreifen Pirelli<br />
Diablo Supercorsa in SC2-Mischung<br />
montieren. Noch einmal kurz probesitzen<br />
und den gefüllten Wamst an den nun aus<br />
Alu gefertigten, auf 17 Liter vergrößerten<br />
Tank pressen. Die Ergonomie der 899 ist<br />
leicht entschärft, soll dem Straßenfahrer<br />
entgegenkommen. Ein etwas dickeres<br />
Sitzpolster und zehn Millimeter höher<br />
angebrachte Lenkerstummel sorgen für<br />
gestiegenen Komfort. Das monochrom<br />
gehaltene Display offeriert alle Informationen<br />
wie das Farbdisplay der 1199, lässt<br />
sich ebenso über den zentralen Knopf an<br />
der linken Lenkerarmatur bedienen.<br />
Also rein in den Konfigurator des<br />
Race-Mappings. TC auf Stufe 2, ABS auf 1<br />
(blockierendes Hinterrad möglich, keine<br />
Stoppie-Kontrolle), EBC (Motorbremswww.ps-online.de<br />
<strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 29
Die Ducati 899 Panigale ist wie die 1199 ein<br />
äußerst kompaktes Motorrad. Die 899 wurde<br />
als Zweisitzer konzipiert und besitzt im Heck<br />
einen soliden Hilfsrahmen aus Stahlrohr<br />
-DATEN<br />
Ducati 899 Panigale<br />
antrieb Zweizylinder-90-Grad-V-Motor,<br />
vier Ventile/Zylinder, 109 kW (148 <strong>PS</strong>)<br />
bei 10 750/min*, 99 Nm bei 9000/min*,<br />
898 cm 3 , Bohrung/Hub: 100,0/57,2 mm,<br />
Verdichtung: <strong>12</strong>,5:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
62-mm-Drosselklappen, hydraulisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Sechsganggetriebe, Kette,<br />
Traktionskontrolle<br />
Fahrwerk Tragender Motor mit Leicht -<br />
metall-Hilfsrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
66 Grad, Nachlauf: 96 mm, Radstand:<br />
1426 mm, Ø Gabel innenrohr: 43 mm,<br />
Federweg v./h.: <strong>12</strong>0/130 mm<br />
Räder und Bremsen Leichtmetall-<br />
Gussräder, 3.50 x 17/5.50 x 17, Reifen vorn:<br />
<strong>12</strong>0/70 ZR 17, hinten: 180/60 ZR 17,<br />
320-mm-Doppelscheibenbremse mit<br />
Vierkolben-Festsätteln vorn, 245-mm-<br />
Einzelscheibe mit Zweikolben-Festsattel<br />
hinten, C-ABS<br />
gewicht (fahrbereit) 193 kg*<br />
Tankinhalt: 17 Liter<br />
grundpreis 15 490 Euro (zzgl. NK)*<br />
* Herstellerangabe<br />
moment-Regelung) auf 1 (geringes<br />
Bremsmoment), und schon kann es im<br />
Trockenen mit Volldampf losgehen.<br />
Die 899 fliegt förmlich über die Piste,<br />
biegt ab wie der Teufel, brennt kraftvoll<br />
beschleunigend die Geraden hinunter,<br />
um dann vor den fiesen Schikanen feiste<br />
Bremsattacken über sich ergehen lassen<br />
zu müssen. Klar stehen die 148 <strong>PS</strong> der<br />
899 den 197 <strong>PS</strong> der 1199 etwas nach,<br />
reißen nicht ansatzweise so heftig an.<br />
Doch während der 1199-Pilot nach 20<br />
Minuten freudig in die Box zur Pause<br />
abbiegt, ärgert es den 899-Fahrer, dass<br />
er nicht noch einige Runden drehen darf.<br />
Die 899 schont ihren Reiter und erhöht<br />
so den Fahrspaß. Durch ihre im Verhältnis<br />
zur Vorgängerin 848 um 20 Prozent<br />
kürzeren Sekundärübersetzung geht sie<br />
in allen Gangstufen deutlich spritziger als<br />
diese, zieht also heftig an, aber eben nicht<br />
zu heftig. Und sie hat ihrer Vorgängerin<br />
noch etwas voraus. Während die 848<br />
gegenüber der 1198 immer ein wenig wie<br />
eine abgespeckte Version wirkte (ihr fehlte<br />
zum Beispiel die einstellbare Schubstange<br />
an der Umlenkung der Hinterrad anlenkung<br />
und damit die Möglichkeit der Heckhöhenregulierung),<br />
ist die 899 einfach eine kleine<br />
Panigale. Alles dran, alles drin.<br />
Wer 899 fährt, muss lediglich auf die<br />
Einarmschwinge verzichten, nicht aber<br />
auf technische Funktionalität oder gar<br />
elek tronische Ausstattung. Und das macht<br />
„die Kleine“ extrem attraktiv.<br />
-URTEIL<br />
Che bella macchina! Die 899 Panigale ist<br />
eine absolut hinreißende Fahrmaschine<br />
mit Stil, tollen Manieren und überzeugenden<br />
Fahrleistungen. Ihre Dynamik, ihr<br />
Design und letztendlich ihre<br />
Alltagstauglichkeit machen<br />
sie zum Bike der Stunde.<br />
Während die 1199 ein<br />
großmäuliger Prolet ist,<br />
besitzt die 899 Anstand,<br />
Schliff und Benimm.<br />
Sie ist schlichtweg<br />
großartig.<br />
Robert<br />
glück<br />
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Metallgehäuse ein.<br />
So unauffällig der Blinker am Motorrad auch ist, im Einsatz zeigt<br />
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PREMIERE MV AGUSTA RIVALE 800<br />
GEGEN SPIE<br />
DER<br />
Die MV Agusta Rivale 800 möchte den<br />
Mitbewerbern schon mit ihrer Bezeichnung<br />
klarmachen, was sie zu erwarten haben:<br />
einen gnadenlosen Gegenspieler. Nomen<br />
est omen?<br />
Text Volkmar Jacob Fotos MV Agusta<br />
In letzter Zeit verlaufen Gespräche<br />
zwischen dem Autor und MV<br />
Agusta-Produktmanager Brian Gillen<br />
sehr ähnlich. Thema ist immer die Traktionskontrolle.<br />
Autor: „Ich bringe die TC<br />
selbst auf der empfindlichsten Stufe nicht<br />
zum Arbeiten.“ Gillen: „Hast du Slides?“<br />
„Nein.“ „Wo liegt dann das Problem?“ „Ich<br />
vermisse Feedback und spüre nicht genau,<br />
ob und wann das System eingreift. Auch<br />
eine Kontrollleuchte wäre nicht schlecht.“<br />
„Wozu das?“ „Na, damit man sich besser<br />
ans Limit herantasten kann.“ „Dort regelt<br />
die Traktionskontrolle schon, keine Sorge.“<br />
Kann sein. Ist mitunter aber schwierig<br />
zu belegen, wie folgendes Beispiel mit der<br />
brandneuen Rivale 800 zeigt: Traktionskontrolle<br />
auf der empfindlichsten Position<br />
(acht), nasse Kurve. An deren Ausgang<br />
beschleunigt der Tester früh und hart, die<br />
TC macht keinen Mucks. Selbst heftiges<br />
Gasaufziehen vorm Scheitelpunkt scheint<br />
das System nicht zu beeindrucken.<br />
Dass die TC prinzipiell<br />
funktioniert, zeigt sich beim<br />
Herauspowern aus einer trockenen<br />
Ecke. Dort greift die<br />
Elektronik unerwartet früh ein<br />
und stoppt den Vorwärtsdrang<br />
der Rivale spürbar.<br />
Laut Gillen sind Befürch-<br />
tungen unbegründet, wonach die Traktionskontrolle<br />
im Nassen so spät regelt, dass<br />
der Hinterreifen nach einem Initial-Rutscher<br />
komplett die Seitenhaftung verliert.<br />
Wie sich das System bei Nässe genau<br />
verhält, lässt sich bei der Präsentation auf<br />
der engen, bergigen Strecke im Hinterland<br />
des südfranzösischen Nizza leider nicht<br />
abschließend feststellen.<br />
Klarheit herrscht dagegen bei der Gasannahme.<br />
Sanft und gleichmäßig reagiert<br />
die Rivale auf den Dreh am elektronischen<br />
Gasgriff – kein ruckartiger Leistungseinsatz,<br />
kein abruptes Anschieben, kein Nachlaufen<br />
bei geschlossenem Hahn. Großartig!<br />
Offensichtlich hat sich in diesem<br />
Punkt bei MV viel getan. „Wir lassen das<br />
Mapping der Motorsteuerung jetzt mehrfach<br />
gegenchecken“, erklärt Gillen. Praktisch<br />
sind die drei Modi „Normal“, „Sport“<br />
und „Rain“, die jedem Fahrertyp die<br />
passende Stufe bieten. Außerdem<br />
ermöglicht „Custom“ dem Piloten, die<br />
Lieblingseinstellung von Gasannahme,<br />
Drehmomentverlauf, Motorbremse und<br />
Begrenzer-Drehzahl frei zu kombinieren.<br />
Die technische<br />
Basis der Rivale<br />
stammt von der<br />
Brutale 800<br />
36 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
LER<br />
www.ps-online.de <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 37
Statt der klappbaren Außenspiegel<br />
am Lenkerende bietet MV auch<br />
herkömmliche Pendants<br />
-DATEN<br />
MV Agusta Rivale 800<br />
Die seitlich nach unten führenden Rückleuchten erinnern stark<br />
an eine Ducati Diavel. Kreativ: Blinker am Kennzeichenhalter<br />
Top-Performer<br />
Als Antrieb dient der Rivale der Dreizylinder<br />
der Brutale 800. Rivale und Brutale:<br />
ein schöner Gleichklang! „Den Namen<br />
haben wir bewusst gewählt“, erklärt<br />
Firmenboss Giovanni Castiglioni. „Er hört<br />
sich gut an und verdeutlicht die Familienzugehörigkeit.“<br />
Für eine enge Verwandtschaft<br />
spricht auch der völlig identische<br />
Motor, den die Italiener für den Gegenspieler<br />
lediglich an der Peripherie änderten<br />
– Stichworte Ansaugweg und Abgasabführung.<br />
Das Ergebnis kann sich sehen<br />
und hören lassen. Untermalt von herrlichem<br />
Dreizylinder-Fauchen und begleitet<br />
von anregenden Vibrationen schießt die<br />
Rivale putzmunter durchs Drehzahlband,<br />
der Leistungszuwachs lässt erst weit im<br />
fünfstelligen Bereich etwas nach. Die<br />
Maximaldrehzahl liegt laut MV bei saftigen<br />
13 000/min. Dank des serienmäßigen<br />
Schaltautomaten EAS (Electronically<br />
Assisted Shift) geht das Hochschalten<br />
recht lautlos und ruckfrei vonstatten,<br />
obgleich die Zahnräder vor allem bei Volllast<br />
noch einen Tick sanfter ineinander<br />
flutschen könnten. Unterm Strich ist der<br />
Drilling jedoch ein echtes Schmuckstück.<br />
Mit der Rivale 800 erweitern die<br />
Vareser ihr Programm erstmals um eine<br />
Supermoto. Wobei vor allem der flache<br />
Übergang vom kleinen Tank zur Sitzbank,<br />
der breite und nah am Fahrer montierte<br />
Lenker, die sehr hohe Sitzposition (rund<br />
880 Millimeter) und die langen Federwege<br />
an eine Sumo erinnern. Die fehlende<br />
Anti-Hopping-Kupplung und das Trockengewicht<br />
von üppigen 178 Kilogramm<br />
(Werksangabe) tun das weniger. Berücksichtigt<br />
man die erfahrungsgemäß<br />
optimistischen Aussagen zum Gewicht,<br />
dürfte die Italienerin mit Sprit, Öl und<br />
Wasser an der 200-Kilo-Marke kratzen.<br />
Was aber nicht weiter schlimm ist:<br />
Wer treibt solch ein Bike schon über eine<br />
Sumo-Strecke?<br />
Rivale-Revier?<br />
Eindeutig Landstraßen!<br />
Abseits von Micky Maus-Pisten genießt<br />
der Rivale-Pilot das sehr neutrale und<br />
stabile Kurvenfahrverhalten. Hypernervöses<br />
Einlenken und Kippeln in<br />
Schräglage sind der MV völlig fremd.<br />
Der neue Hauptrahmen mit stark geänderter<br />
Geometrie hält die Fuhre<br />
traumhaft ruhig. Das Handling geht in<br />
Ordnung, Fahrrad-ähnliches Abwinkeln<br />
bietet die Rivale aber nicht. Dafür beißen<br />
die Stopper fest, aber nicht gewalttätig<br />
zu und bieten einen klar definierten<br />
Druckpunkt. Ein ABS fehlt allerdings noch,<br />
MV rüstet das Bike erst Mitte 2014 mit<br />
dem System aus. Wer nicht warten kann<br />
oder will, schlägt sofort zu. Der Gegenspieler<br />
steht in Kürze bei den Händlern.<br />
Und? Nomen est omen? Das wird bald<br />
ein Vergleichstest zeigen.<br />
Antrieb Dreizylinder-Reihenmotor,<br />
vier Ventile/Zylinder, 92 kW (<strong>12</strong>5 <strong>PS</strong>)<br />
bei <strong>12</strong> 000/min*, 84 Nm bei 8600/min*,<br />
798 cm 3 , Bohrung/Hub: 79,0/54,3 mm,<br />
Verdichtung: 13,3:1, Zünd-/Einspritz -<br />
an lage, 47-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Sechsganggetriebe, Kette<br />
Fahrwerk Stahl-Gitterrohrrahmen,<br />
Lenkkopfwinkel: 64,5 Grad, Nachlauf:<br />
104,5 mm, Radstand: 1410 mm,<br />
Ø Gabel innenrohr: 43 mm, Federweg<br />
v./h.: 150/130 mm<br />
Räder und Bremsen Leichtmetall-<br />
Gussräder, 3.50 x 17/5.50 x 17, Reifen vorn:<br />
<strong>12</strong>0/70 ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17,<br />
320-mm-Doppelscheibenbremse mit<br />
Vierkolben-Festsätteln vorn, 220-mm-<br />
Einzelscheibe mit Zweikolben-Festsattel<br />
hinten<br />
Gewicht (trocken) 178 kg*<br />
Tankinhalt: <strong>12</strong>,9 Liter Super<br />
Grundpreis <strong>12</strong> 590 Euro (zzgl. NK)<br />
* Herstellerangabe<br />
-URTEIL<br />
Im Gegensatz zu manchen MV-Modellen<br />
der jüngeren Vergangenheit wirkt die<br />
Rivale 800 bereits bei der Präsentation<br />
sehr ausgereift. Vor allem die Programmierung<br />
der Zünd-/Einspritzanlage<br />
gelang den<br />
Italienern endlich auf<br />
Anhieb. Wer auf große<br />
Supermotos steht, findet<br />
in der Rivale einen<br />
prima Partner für<br />
sportliches<br />
Lustwandeln.<br />
Volkmar<br />
Jacob<br />
38 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
Meine Jugend.<br />
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Früher gab es sie noch. Maschinen<br />
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PREMIERE APRILIA TUONO V4 R APRC ABS / RSV4 R APRC ABS<br />
ABSOLU<br />
Aprilia<br />
Tuono<br />
40 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
Text Robert Glück Fotos Aprilia, R.Glück (4)<br />
TION<br />
Die Aprilia-V4-Modelle bremsen ab sofort<br />
Die Aprilia-V4-Modelle bremsen ab sofort<br />
ABS-unterstützt. <strong>PS</strong> fuhr die leicht überarbeiteten<br />
und mit Antiblockiersystem ausgerüsteten<br />
RSV4 R und Tuono des Jahrgangs<br />
2014 unter glitschigen Umständen.<br />
Manchmal ist Regen beim<br />
Motorradfahren sogar<br />
willkommen. Vor allem<br />
dann, wenn die gravierendsten Änderungen<br />
an einem neuen Modell die Applikation<br />
eines Bosch-ABS und die Verfeinerung<br />
der Traktionskontrollen-Abstimmung sind.<br />
Und somit freuten wir uns auch, als der<br />
Belag des Circuito San Martino del Lago<br />
in der Nähe des italienischen Städtchens<br />
Cremona von Petrus – natürlich pünktlich<br />
zur Präsentation der neuen Aprilia Tuono<br />
V4 R APRC ABS und RSV4 R APRC ABS<br />
– dauerbewässert wurde.<br />
Während die göttliche Hilfe beim Veranstalter<br />
und dem einen oder anderen<br />
geladenen Tester für hängende Mundwinkel<br />
sorgte, freute sich der Autor über<br />
die perfekten Testbedingungen für die<br />
elektronischen Assistenzsysteme. Denn<br />
die nasse Rennstrecke bot perfekte<br />
Voraussetzungen, um ABS und Traktionskontrolle<br />
auf den beiden Italo-Schwestern<br />
eingehend zu testen. Pirelli unterstützte<br />
die Testarie mit klebrigen Regenreifen,<br />
Fahrspaß war also ab der zweiten fliegenden<br />
Runde programmiert.<br />
Den ersten Turn auf der Aprilia Tuono<br />
absolvierten wir im gemäßigten „R“-Mapping<br />
(Road) mit dem ABS auf Stufe 3 und<br />
der Traktionskontrolle auf Stufe 6. Wie auf<br />
Schienen fährt die Tuono durchs Nass,<br />
fühlt sich beim Beschleunigen jedoch<br />
immer an, als müsste sie eine Tonne<br />
Ballast hinter sich herziehen. Die TC regelt<br />
weich, nimmt fast nicht wahrnehmbar die<br />
Aprilia<br />
RSV4 R APRC<br />
ABS<br />
V4 R APRC ABS<br />
www.ps-online.de <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 41
Das Fahrerwunsch-<br />
Potenziometer, das<br />
den Dreh am Gasgriff<br />
für die Bordelektronik<br />
übersetzt, befindet<br />
sich sturzgefährdet<br />
links außen direkt<br />
hinter der Seitenverkleidung<br />
der RSV4<br />
Leistung zurück, um den Hinterreifen nicht<br />
zu überfordern. Das ABS bekommt selten<br />
etwas zu tun, wenn aber, dann besticht<br />
die sanfte Regelung. In Stufe 3 agiert<br />
das System integral, das Hinterrad bleibt<br />
aufgrund der programmierten „Abhebe-<br />
Erkennung“ immer am Boden.<br />
Im zweiten Turn dann freie Action: Das<br />
Mapping auf „T“ (Track), das ABS auf Stufe<br />
1 und die TC auf Stufe 4 eingestellt, geht<br />
es vehement und vom virtuellen Ballast<br />
befreit knackig voran. Die Pirellis kleben,<br />
das ABS regelt trotz deutlich erhöhtem<br />
Speed und spät gewähltem Bremspunkt<br />
nur sehr spärlich, dann aber überzeugend,<br />
und die TC regelt so gut wie gar nicht.<br />
Derart in Sicherheit gebettet, stellt sich<br />
unnachahmlicher Fahrspaß ein. Vorausgesetzt,<br />
man meidet Curbs und weiße Linien<br />
wie der Teufel das Weihwasser. Das Ansprechverhalten<br />
des um drei <strong>PS</strong> erstarken<br />
V4, die zackigen, weichen Gangwechsel<br />
und die präzise zu dosierende Bremse<br />
machen ebenso Freude ohne Ende.<br />
Was hat sich an der Tuono sonst noch<br />
geändert? Es gibt neue Farben, Mattweiß<br />
und Schwarz stehen zur Auswahl. Die<br />
Landstraßen- und somit die Alltagstauglichkeit<br />
wurden gesteigert. Dafür sorgt<br />
alleine schon das von 17 auf 18,5 Liter<br />
vergrößerte Tankvolumen, das längere<br />
Tankintervalle zulässt. Das weicher<br />
abgestimmte Fahrwerk (Gabel, Federbein<br />
und Lenkungsdämpfer von Sachs) sorgt<br />
für einen hohen Fahrkomfort, ohne die<br />
sportlichen Talente der Tuono zu stark zu<br />
beschneiden. An der Gabel sind Druckund<br />
Zugstufe nun getrennt voneinander<br />
in einem Gabelholm untergebracht, der<br />
Lenkungsdämpfer ist nach wie vor nicht<br />
einstellbar. Das Federbein ist dagegen wie<br />
gewohnt voll einstellbar und funktionierte<br />
bei den Testfahrten hervorragend. Kaum<br />
wahrnehmbar ist die geänderte, jetzt<br />
stärker gepolsterte Sitzbank. Auch sie<br />
erhöht den Fahrkomfort der Tuono V4 R<br />
APRC ABS, dem heißesten Eisen auf der<br />
Landstraße.<br />
RSV4 R APRC ABS<br />
Auch das Superbike wurde für 2014 leicht<br />
modifiziert. Natürlich erhielt der Racer<br />
ebenfalls das Bosch-ABS und den größeren<br />
Tank. Nominell stieg die Leistung des<br />
V4-Motors dank des überarbeiteten<br />
Auspuffsystems und einer Anpassung<br />
des Einspritzmappings auf 184 <strong>PS</strong>. Zudem<br />
erfolgte etwas Feinjustage an der Traktionskontrolle.<br />
Diese wurde etwas weniger<br />
restriktiv ausgelegt, im Prinzip ihre Regelschwelle<br />
jeweils um eine Stufe angehoben.<br />
Soll heißen: Im Vergleich zu <strong>2013</strong>er-Model-<br />
Die Sitzbank wurde um<br />
zirka fünf Millimeter aufgepolstert.<br />
Alltags- und<br />
Landstraßentauglichkeit<br />
stehen im Vordergrund<br />
Drei <strong>PS</strong> Mehrleistung<br />
ab 2014, unter anderem<br />
durch einen neuen Auspuff<br />
endtopf. Leiser ist<br />
die Tuono nicht geworden<br />
Die neuen Brembo-Monoblocks M4.32 schmücken<br />
die Tuono, das Superbike trägt die M4.30-Stopper<br />
42 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
-DATEN<br />
Aprilia Tuono V4 R<br />
APRC ABS<br />
Antrieb Vierzylinder-65-Grad-V-Motor,<br />
vier Ventile/Zylinder, <strong>12</strong>5 kW (170 <strong>PS</strong>)<br />
bei 11 500/min*, 1<strong>12</strong> Nm bei 9500/min*,<br />
999 cm 3 , Bohrung/Hub: 78,0/52,3 mm,<br />
Verdichtung: 13,0:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
48-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-<br />
Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />
Kette, Traktionskontrolle<br />
Fahrwerk Leichtmetall-Brückenrahmen,<br />
Lenkkopfwinkel: 65 Grad,<br />
Nachlauf: 108 mm, Radstand: 1445 mm,<br />
Ø Gabel innenrohr: 43 mm, Federweg v./h.:<br />
<strong>12</strong>0/130 mm<br />
Räder und Bremsen Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen<br />
vorn: <strong>12</strong>0/70 ZR 17, hinten: 190/55 ZR 17,<br />
320-mm-Doppelscheibenbremse mit<br />
Vierkolben-Festsätteln vorn, 220-mm-<br />
Einzelscheibe mit Zweikolben-Festsattel<br />
hinten, C-ABS<br />
Gewicht (vollgetankt) 188 kg*<br />
Tankinhalt: 18,5 Liter<br />
Grundpreis 15 490 Euro (inkl. NK)*<br />
* Herstellerangabe<br />
len regelt die TC jetzt immer eine Stufe<br />
weniger stark (Stufe 6 am Modell 2014<br />
entspricht Stufe 5 am Modell <strong>2013</strong>). Die<br />
Regelung selbst erfolgt wie an der Tuono<br />
sehr sanft und erhöht den Fahrspaß, vor<br />
allem bei Nässe, deutlich. Preislich liegt die<br />
RSV4 R mit APRC-Elek tronik-Paket und ABS<br />
bei 17 390 Euro (inklusive Nebenkosten), die<br />
mit leichten Rädern, Öhlins-Fahrwerk und<br />
Karbon-Teilen geadelte Factory-Version bei<br />
22 790 Euro (inklusive NK).<br />
Bleibt zu hoffen, dass die nun wirklich<br />
gereiften und hervorragend fahrbaren<br />
Aprilias 2014 endlich die ihnen zustehenden<br />
Kunden finden. Es wäre schade, wenn<br />
sie weiterhin Exoten blieben.<br />
-URTEIL<br />
Die Tuono ist das fahraktivste Naked Bike<br />
auf dem Markt, die RSV4 ein doppelter<br />
Superbike-Champ. Dennoch will kaum<br />
einer diese Bikes haben. Ich hoffe sehr,<br />
dass sich das mit ABS und dem noch<br />
besser abgestimmten<br />
APRC-Paket 2014 ändert.<br />
Verdient hätten es die<br />
Bikes. Oder bin ich der<br />
Einzige, den die BMW<br />
S 1000 RR-Schwemme<br />
in den Paddocks<br />
langweilt?<br />
Robert Glück<br />
www.ps-online.de
<strong>PS</strong> -Wissen<br />
Technik<br />
SEKUNDÄRANTRIEB KETTE/KARDAN<br />
KETTEN-<br />
REAKTIO<br />
Wenn der Motor sein volles Drehmoment ans Hinterrad weiterreicht, haben<br />
nichts zu lachen. Und weil die Motorkraft auch noch die Hinterradfederung<br />
die Konstrukteure tief in die Trickkiste greifen.<br />
44 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
4<br />
5<br />
3<br />
2<br />
6<br />
3<br />
1<br />
4<br />
2<br />
6<br />
X-Ringkette im Detail: Die Hülsen 1 sind mit den Innenlaschen 2<br />
verpresst und mit Fett gefüllt, in dem sich die Bolzen 3 der Außenlaschen<br />
4 drehen, die mit vier X-Ringen 5 abgedichtet sind. Die<br />
Rollen 6 drehen sich auf den Hülsen und müssen geschmiert werden<br />
N<br />
Antrieb und Zahn räder<br />
beeinflusst, müssen<br />
Text Werner Koch Fotos <strong>PS</strong>-Archiv, Koch<br />
Erster Gang, Vollgas. Das Vorderrad<br />
schwebt eine Zigarettenlänge<br />
über dem Asphalt, der Motor<br />
schnalzt durchs Drehzahlband und für<br />
einen kurzen Moment kreuzt die Leistungskurve<br />
einer BMW S 1000 RR den<br />
Zenit, auf dem der Rollenkette unter<br />
maximaler Belastung alles abverlangt wird.<br />
Mehr an Belastung geht kaum, denn in<br />
der kürzesten Gangstufe addieren sich die<br />
Untersetzungen zwischen Kurbelwelle und<br />
Kettenritzel zum mächtigen Drehmomentberg.<br />
Waren es an der Kurbelwelle noch<br />
maximal rund 115 Newtonmeter, steigerte<br />
die Untersetzung zur Kupplung (1:1,65)<br />
und der erste Gang (1:2,64) das maximale<br />
Drehmoment rein rechnerisch auf rund<br />
501 Newtonmeter. Abzüglich eines<br />
Verlustes von rund vier Prozent für die<br />
Reibung der beiden Zahnradpaare steigert<br />
sich das Drehmoment an der Getriebeausgangswelle<br />
dadurch auf satte 480 Newtonmeter.<br />
Mit einem serienmäßigen 17er-<br />
Kettenritzel (wirksamer Durchmesser 92<br />
Millimeter) zerrt der kurze Hebelarm mit<br />
10480 Nm – oder etwas verständlicher<br />
– mit 1060 Kilogramm an dem feingliedrigen<br />
Kettenwerk, das die reine Zugkraft-<br />
übertragung über die etwas mehr als fünf<br />
Millimeter starken Bolzen bewerkstelligen<br />
muss. Dass moderne Hochleistungsketten<br />
auf weit über 3500 Kilogramm Zugkraft<br />
ausgelegt sind hat den Grund, dass die<br />
Drehkraft spitzen des Motors (siehe<br />
<strong>PS</strong>-Heft 10/13) deutlich über den durchschnitt<br />
lichen Drehmomentwerten liegen.<br />
Zudem addieren sich Lastspitzen durch<br />
Boden wellen oder harte Schaltvorgänge<br />
dazu, was den Sicherheitszuschlag von gut<br />
300 Prozent notwendig macht. Die ans<br />
Hinterrad eingeleitete Kraft bewirkt jedoch<br />
nicht nur einen brutalen Vortrieb, sondern<br />
wirkt sich auch im Verbund mit der Zugkraft<br />
an der Reifenaufstandsfläche auf das<br />
Federverhalten der Hinterradschwinge<br />
aus. Steht die Schwinge schräg genug,<br />
drückt die eingeleitete Kraft das Motorrad<br />
über das Schwingen lager nach oben, das<br />
Heck federt aus. In welcher Weise diese<br />
Kräfte wirken und welche Parameter<br />
den Anti-Squat-Effekt, man könnte auch<br />
Nickausgleich dazu sagen, beeinflussen,<br />
zeigt die Skizze im Technik-Kasten auf<br />
Seite 46/47.<br />
Offen laufende Antriebsketten benötigen<br />
trotz dauerhafter Fettfüllung eine<br />
zusätzliche Schmierung der Kettenrollen<br />
und Kettenräder durch ein gut haftendes<br />
Kettenfett (siehe Kasten Tipps & Tricks). Ein<br />
Umstand, der manche Motorradfahrer zum<br />
www.ps-online.de <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 45
5<br />
3<br />
2<br />
1<br />
4<br />
BMW R 80 G/S: Die einfachste<br />
Kardanbauart mit Einarmschwinge<br />
wurde für die Ur-GS von 1980<br />
entwickelt. Nachteil: Die kurze<br />
Schwinge baut einen zu starken<br />
Anti-Squat-Effekt auf<br />
Umstieg auf eine Maschine mit Kardanantrieb<br />
veranlasste. Pflegefrei und sauber,<br />
übertragen dabei gekapselte und in einem<br />
Ölbad laufende Kegelräder mit dazwischengeschalteter<br />
Kardanwelle die Kraft<br />
ans Hinterrad.<br />
Dass die gute alte Rollenkette trotzdem<br />
nicht kleinzukriegen ist, liegt an dem<br />
immensen mechanischen Aufwand, den<br />
höheren Kosten und dem höheren Gewicht<br />
eines Kardanantriebs. Denn mit der<br />
simplen Einarmschwinge mit integriertem<br />
Kardan, die man bei den alten BMW und<br />
Guzzi verbaute, ist heute nichts mehr zu<br />
machen. Momentabstützung heißt das<br />
Zauberwort, mit dem die Konstrukteure<br />
den lästigen Aus- und Einfederbewegungen<br />
des einfachen Kardans zu Leibe<br />
rücken müssen. Überlässt man die Kräfte<br />
und Momente der rotierenden Welle, hebt<br />
sich das Motorradheck beim Beschleunigen<br />
massiv aus der Federung, um beim<br />
Gasschließen genauso vehement in sich<br />
zusammenzusacken. Der Grund: Das<br />
Drehmoment stützt sich am Schwingenlager<br />
ab und hebt dieses mitsamt dem<br />
Motorrad aus der Federung und umgekehrt<br />
(siehe Zeichnung oben). Also<br />
müssen die Kräfte und Momente so<br />
umgelenkt werden, dass das Fahrzeugheck,<br />
ähnlich wie bei einem gut ausgelegten<br />
Ketten antrieb, die Federung beim<br />
Beschleunigen durch den Anti-Squat-Effekt<br />
so unterstützt, dass das Motorrad in<br />
neutraler Position bleibt und sich Lenkgeometrie<br />
und Schwerpunktlage nicht zu<br />
stark verändern (siehe Zeichnung oben).<br />
ANTI-SQUAT – DIE UNSICHTBARE FEDER<br />
Seit Jahren nutzen die Ingenieure und<br />
Techniker nicht nur im Rennsport den Anti-<br />
Squat-Effekt der Hinterradschwinge. Denn<br />
genau in dem Moment, in dem die Beschleunigung<br />
einsetzt und das Hinterrad die maximale<br />
Gesamtlast aufnehmen muss, also sobald das<br />
Vorderrad abhebt, wirkt dieser Nickausgleich.<br />
Er unterstützt praktisch die Feder- und Druckstufendämpfung<br />
des Federbeins, wirkt einem<br />
Durchschlagen entgegen und hält das Motorrad<br />
in einer akzeptablen Position, was Lenkkopfwinkel<br />
und Nachlauf angeht. Bei korrekter<br />
Auslegung der Schwingengeometrie federt das<br />
Heck beim Beschleunigen rund 5 bis 10<br />
Millimeter aus, bei den MotoGP-Rennmaschinen<br />
sollen es nach Insider-Informationen noch<br />
deutlich mehr sein. Dieser Nickausgleich wird<br />
Nickausgleich/Anti-Squat in Prozent<br />
Anti-Squat-Effekt im Vergleich 150<br />
Aprilia<br />
Ducati<br />
Aprilia 20 mm tiefer<br />
100<br />
50<br />
Negativfederung mit Fahrer<br />
durch folgende Parameter maßgeblich<br />
beeinflusst.<br />
Schwingenlänge: Eine lange Schwinge baut<br />
weniger, aber über den Federweg gleichmäßigeren<br />
Nickausgleich auf als eine kurze<br />
Schwinge. Lange Schwingen müssen daher<br />
steiler angestellt werden.<br />
Schwingendrehpunkt: Dessen Höhe im<br />
Verhältnis zur hinteren Radachse beeinflusst<br />
den Schwingenwinkel und damit den Ausfedereffekt.<br />
Je höher der Schwingendrehpunkt,<br />
desto größer der Anti-Squat-Effekt und umgekehrt.<br />
Bei einem Hinterradhalbmesser von<br />
315 Millimetern und einer Schwingenlänge von<br />
etwa 550 Millimetern sollte dieser Punkt über<br />
420 mm liegen (ganz ausgefedert gemessen).<br />
0<br />
0 10 20 40 35 40 50 60 70 80 90 100 110 <strong>12</strong>0 130<br />
Federweg am Hinterrad in Millimeter<br />
Aprilia (orange) mit 550-mm-Schwinge und optimalem Verlauf des<br />
Nickausgleichs am Hinterrad. Die Ducati 900 SS im Renntrimm (blau)<br />
mit 482-mm-Schwinge baut bei mehr Federweg ab. Die 20 mm tiefergelegte<br />
Aprilia (orange gestrichelt) baut kaum Anti-Squat-Effekt auf<br />
46 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
BMW-Kardan mit Momentabstützung<br />
(Paralever). Die im Schwingenarm 1<br />
laufende Kardanwelle 2 übt ein<br />
Drehmoment aus 3 , das vom hinteren<br />
Kardangehäuse 4 aufgenommen<br />
und über die Schubstangen-Abstützung<br />
5 in den Rahmen weiterge leitet<br />
wird. Dadurch federt die Schwinge<br />
ähnlich leicht aus wie bei einem<br />
Kettenantrieb (Anti-Squat-Effekt)<br />
Yamaha schafft mit einer sehr langen Kardan-Schwinge<br />
ohne Momentabstützung einen nahezu reaktionsfreien<br />
Hinterrad-Antrieb. Das spart Gewicht, Bauteile und damit<br />
Herstellungskosten<br />
Position des Kettenritzels: Je tiefer, desto<br />
größer der Anti-Squat-Effekt und umgekehrt.<br />
Zudem sollte der Abstand zum Schwingendrehpunkt<br />
so gering als möglich ausfallen.<br />
Dimension von Ritzel und Kettenrad: Aus deren<br />
Durchmesser ergibt sich der Kettenwinkel, der<br />
einen bestimmten Einfluss auf das Federverhalten<br />
ausübt.<br />
Um die Wirkung dieser Parameter zu verdeutlichen,<br />
legen wir eine Aprilia RSV 4 rein<br />
rechnerisch um 20 Millimeter tiefer. Die <strong>12</strong>2<br />
Prozent maximaler Nickausgleich reduzieren<br />
sich dann auf gerade noch 110 Prozent Maximalwert.<br />
Ist das Motorrad 35 Millimeter eingefedert,<br />
also mit Fahrer belastet, sinkt der<br />
ursprüngliche Wert von 110 auf 96 Prozent<br />
(siehe Diagramm). Das heißt, das Motorrad<br />
würde damit beim Beschleunigen nicht mehr<br />
aus- sondern einfedern. Was als Kettenreaktion<br />
den unerwünschten Effekt noch verstärkt, denn<br />
je tiefer das Motorrad einsackt, desto geringer<br />
ist der Anti-Squat Effekt. Jetzt hätte man den<br />
kritischen Punkt erreicht, an dem der Kettenzug<br />
das Heck in die Federung zieht. Mit der Folge,<br />
dass sich Lenkkopfwinkel und Nachlauf in<br />
einem Bereich von rund zwei Grad beziehungsweise<br />
<strong>12</strong> Millimeter in Richtung „unhandlich“<br />
verschieben.<br />
Dieses Beispiel zeigt, dass bei jeder Veränderung<br />
der Geometrie, etwa über die Längenverstellung<br />
am Federbein, auch die Auswirkungen<br />
auf den Nickausgleich überdacht<br />
werden müssen. Da sich hierbei jedoch alle<br />
wirksamen Parameter ändern, lassen sich die<br />
Folgen nur mit einem Chassis-Rechenprogramm<br />
vollständig erfassen.<br />
Ausgefedert steht die Schwinge (oben) bei der vereinfachten<br />
Darstellung so steil, dass sie das Motorrad<br />
am Schwingenlager beim Beschleunigen (grüner Pfeil)<br />
anhebt (Anti-Squat-Effekt). Die flach stehende Schwinge<br />
leitet die Kraft horizontal ein, während die Kettenzugkraft<br />
gleichzeitig die Schwinge nach oben zieht und<br />
das Motorrad dadurch einfedert (Squat-Effekt)<br />
www.ps-online.de <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 47
TIP<strong>PS</strong> & TRICKS: DAS KETTEN-EINMALEINS<br />
Auch wenn die Kette für viele Motorradfahrer<br />
ein eher unauffälliges Bauteil ist,<br />
lohnt ein Blick in die Innereien des Gliederwerkes,<br />
dass seine Schwerstarbeit mit<br />
größter Zuverlässigkeit erledigt. Zumindest<br />
seit Einführung der segensreichen O-Ringkette<br />
mit dauerhafter Fettfüllung. Als erstes<br />
Groß serienmotorrad rüstete Kawasaki die<br />
Z 900 Mitte der 70er-Jahre damit aus. Bis<br />
zu diesem Zeitpunkt fraßen die knapp 100<br />
<strong>PS</strong> starken „Super-Bikes“ die Rollenketten<br />
innerhalb von 5000 bis 6000 Kilometern<br />
regelrecht auf. Wer nicht rechtzeitig die<br />
Kette mitsamt Rädern tauschte, dem flog<br />
der Antriebsstrang um die Ohren – oder<br />
zerstörte beim Abriss das Motorgehäuse.<br />
Heutzutage ein höchst seltener Ausfall.<br />
Beim Aufbau der Kette spielen die Bolzen<br />
und Hülsen die tragende Funktion. Über sie<br />
wird die Kraft auf die Innen- und Außenlaschen<br />
übertragen, bevor die freilaufende<br />
Rolle Kontakt mit den Zahnrädern aufnimmt<br />
und dort die lineare Kraft in die Rotation der<br />
Räder umsetzt. Beim ersten Kontakt mit der<br />
Zahnspitze gleitet die Rolle über die fest<br />
eingepresste Hülse und schont durch die<br />
leichte Drehbewegung die Oberfläche von<br />
Kettenritzel und Kettenrad. Damit das<br />
Abrollen auf den Zähnen auch geschmeidig<br />
funktioniert, erleichtert ein Schmierfilm<br />
zwischen Rolle und Hülse diesen Vorgang.<br />
Da dieser Bereich nicht in der Dauerfettfüllung<br />
liegt, muss er von außen durch<br />
regelmäßiges Schmieren aufgebracht<br />
werden. Denn nur hier und sonst nirgends<br />
muss das Kettenfett ankommen. Weder<br />
Außen/Innenlaschen, noch die O- oder<br />
X-Ringe müssen geschmiert werden. Wer<br />
dort mit dem Sprühstrahl draufhält, versaut<br />
sich die Kette mitsamt Umfeld und sorgt<br />
dafür, dass sich dort Staub und Sand zu<br />
einer dicken Pampe ansammeln. Sollten<br />
die Laschen bei Regen leichten Flugrost<br />
ansetzen, empfiehlt sich eine dünne Schicht<br />
Kriechöl mit MoS² („Caramba“ oder<br />
ähnliche Mittel), das anschließend ein<br />
paar Stunden ablüften sollte.<br />
Beim Einsprühen der Rollen mit Kettenfett<br />
sollte das Motorrad leicht schräg stehen<br />
(zum Beispiel auf dem Seitenständer mit<br />
Gegenstütze rechts). Dabei rutschen die<br />
Rollen zur Außenseite, womit der etwa 0,5<br />
Millimeter große Luftspalt das Schmiermittel<br />
leichter eindringen lässt. Vor dem<br />
Einsprühen Motorrad und Sprühposition<br />
stabil ausrichten, am besten dreht eine<br />
Person das Rad, die andere sprüht mit<br />
gezieltem Strahl auf die Innenseite der<br />
Rollen. Das Ganze am besten mit Röhrchen,<br />
dann genügen zwei Portionen pro Rolle.<br />
Das Hinterrad muss dazu knapp sechs<br />
Umdrehungen in gleichmäßigem Tempo<br />
verdreht werden. Warum? Weil die Kette<br />
bei einer Umdrehung am Hinterrad etwa<br />
ein Drittel seiner zirka 110 bis <strong>12</strong>0 Rollen<br />
umwälzt. Danach je nach Ablüftzeit des<br />
Kettenfetts das Motorrad ein paar Stunden<br />
stehen lassen. Von Zeit zu Zeit sollte auch<br />
die Kettenabdeckung am Ritzel entfernt<br />
werden und die dort angesammelte<br />
„Schleifpaste“ aus Kettenfett und Straßenstaub<br />
gründlich entfernt werden, damit die<br />
Kette nicht ständig durch die klebrige<br />
Pampe streift (Foto unten).<br />
Beim Überprüfen der Kettenspannung<br />
darauf achten, ob die Kette beim Drehen<br />
des Hinterrads unterschiedlich weit<br />
durchhängt. Ist dies der Fall, in der<br />
strammsten Position eine Markierung<br />
am Kettenrad anbringen und die Kette<br />
nochmals auf Spannung überprüfen.<br />
Überlagert sich die strammste Position<br />
mit der Markierung am Kettenrad, liegt der<br />
Verdacht nahe, dass am Kettenblatt der<br />
Grund- oder Lochkreis der Befestigungsbohrungen<br />
exzentrisch gebohrt ist, was zu<br />
einem ungleichmäßigen Kettendurchhang<br />
führt. Also entweder austauschen oder den<br />
Kettendurchhang nach der strammsten<br />
Position ausrichten.<br />
Wer die Sekundärübersetzung ändern<br />
möchte, muss wissen, dass der TÜV nur<br />
eine Abweichung bis zu acht Prozent<br />
zulassen kann, ohne dass eine Abgas/<br />
Geräuschprüfung anfällt. Kompliziert wird<br />
es, wenn eine Anpassung der Tachometeranzeige<br />
gefordert wird, die ihren Impuls<br />
vom Ritzel ausgehend erhält.<br />
Zahn um Zahn: Die frei drehenden<br />
Kettenrollen (Pfeil) werden von<br />
den Zahnspitzen aufgegriffen<br />
Um auf die aufwendige Momentabstützung<br />
mit mehrfach gelagerten Schwingenarmen<br />
verzichten zu können, bleibt die<br />
Möglichkeit, die unerwünschte große<br />
Hebelwirkung mit einem extrem langen<br />
Schwingenarm abzuschwächen. So, wie<br />
das Yamaha am Sporttourer FJR 1300 oder<br />
der Reiseenduro XTZ <strong>12</strong>00 gekonnt<br />
umgesetzt hat (siehe Foto Seite 47).<br />
Im nächsten Heft:<br />
Motor/Antrieb<br />
Teil 1 Ansaugtrakt/Saugrohre<br />
Teil 2 Ventilsteuerung/Gaswechsel<br />
Teil 3 Zylinder/Kolben/Pleuel<br />
Teil 4 Kurbeltrieb/Kurbelwelle<br />
Teil 5 Motorschmierung/<br />
Ölversorgung<br />
Teil 6 Primärtrieb/Kupplung<br />
Teil 7 Getriebe/Schaltung<br />
Teil 8 Sekundärantrieb Kette/Kardan<br />
Teil 9 Kraftstoffversorgung/<br />
Einspritzung<br />
Rahmen/Chassis<br />
Teil 10 Rahmenbauarten<br />
Teil 11 Vorderradaufhängungen<br />
Teil <strong>12</strong> Hinterradaufhängungen<br />
Teil 13 Bremsanlage/<br />
Bremsscheiben<br />
Teil 14 Räder/Felgen<br />
Teil 15 Lagerstellen am Rahmen<br />
Kettenfett nur zwischen Innenlasche<br />
und Rollen sprühen, nicht<br />
auf Reifen oder Außenlasche<br />
Regelmäßig die Kettenfett-Pampe<br />
von der Ritzelabdeckung und<br />
dem Getriebegehäuse entfernen<br />
Ausstattung/Elektrik<br />
Teil 16 Bord-Elektrik/Schaltplan<br />
Teil 17 Elektronische Zündung/<br />
Einspritzung<br />
48 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
Den „City Slider“ von IXS<br />
gibt es für 59,95 Euro unter<br />
www.ixs-motorradbekleidung.de<br />
LESERPOST<br />
Fotos IXS<br />
Die Schleifer gibt es<br />
Zu Leserbrief in <strong>PS</strong> 11/<strong>2013</strong><br />
In Ausgabe 11 Eurer klasse Zeitschrift<br />
fragt Herr Simon Gerspacher die Redaktion<br />
nach “Umschnall-Knieschleifern”<br />
und einem entsprechenden Anbieter.<br />
Die nüchterne Antwort der Redaktion („Da<br />
hilft wohl nur selber basteln“) hat mich<br />
sehr verwundert. Hätten die Redakteure<br />
mal eine andere Motorrad-Zeitschrift<br />
gelesen, hätten sie bestimmt auf den<br />
Hersteller IXS verwiesen.<br />
Kolja Schütz per E-Mail<br />
Wir haben das Internet und Händler leider ohne<br />
Ergebnis befragt, Hinweise aus der Szene führten<br />
ins Nichts, aber der Abdruck der Anfrage war ja<br />
zielführend. Vielen Dank, Herr Gerspacher wird sich<br />
freuen. Die Red.<br />
Unglücklich<br />
Zum Vergleichstest mit der BMW R <strong>12</strong>00 GS in<br />
<strong>PS</strong> 10/<strong>2013</strong> und Leserbrief in <strong>PS</strong> 11/<strong>2013</strong><br />
Herr Kohler hat Recht: Der Vergleich und<br />
das Ergebnis sind unglücklich und wenig<br />
repräsentativ. In der GS steckt zweifelsohne<br />
mehr Potenzial, als man ihr ansieht.<br />
Er führt aber zu Recht objektive technische<br />
Daten an, die nicht von der Hand zu<br />
weisen sind. Euer zynisches Argument,<br />
dass man bei der TT sicherlich weit vorne<br />
ist, wenn man zum Beispiel die Geometrie<br />
und die Reifenbreite eines Supersportlers<br />
voll ausschöpft, kann ich nicht wirklich<br />
gelten lassen, denn es geht nicht nur ums<br />
Ausschöpfen, sondern auch um verfügbare<br />
Reserven. Bei Eurem nachfolgenden<br />
Argument, dass es bei dem Test mehr<br />
um eine hohe Grundschnelligkeit auf<br />
unbekannten Bergstrecken geht, kann<br />
man sicherlich darüber streiten, ob dies<br />
nicht genauso gefährlich ist wie ein Start<br />
bei der TT. Mehr oder minder sicheren und<br />
größeren Spaß hat man doch, wenn man<br />
den Kurvenverlauf kennt oder mindestens<br />
zuvor einmal gefahren ist. Soviel Reife und<br />
Erfahrung sollte jeder gute Landstraßenbrenner<br />
haben und nicht „auf Lücke<br />
setzen“. Apropos Erfahrung: Sofern<br />
Herr Kohler genug davon besitzt, sollte<br />
er wissen, dass es nicht nur unklug ist,<br />
hier zu einem Shootout im öffentlichen<br />
Straßenverkehr aufzurufen, sondern dass<br />
dies ebenfalls ein wenig repräsentativer<br />
Vergleich wäre. Oder wäre meine 1998er-<br />
R1 automatisch das bessere Motorrad,<br />
wenn ich Herrn Kohler mit seiner 2008er-<br />
R6 oder 20<strong>12</strong>er-RSV4 Factory noch<br />
überhole? Ein Motorrad ist immer nur<br />
so schnell wie der Fahrer, der drauf sitzt.<br />
Unterschiedliche Motorräder lassen sich<br />
daher immer nur vom selben (kompetenten)<br />
Fahrer vergleichen.<br />
Andreas Magosch per E-Mail<br />
Also mich wundert ja nix mehr. Ich fahre<br />
eine BMW K 1300 R und würde die<br />
Leistung nie voll abrufen, wenn ich im<br />
öffentlichen Verkehr unterwegs bin, weil<br />
ich weder andere und noch weniger mich<br />
selbst in der Kiste sehen möchte. Ich fahre<br />
jährlich mehr als 10000 Kilometer, und<br />
abgesehen von der Gefahr für Leib und<br />
Leben ist mir mein Führerschein wichtig.<br />
Wenn ich an den Wochenenden durchs<br />
Bergische Land, den Westerwald oder die<br />
Eifel fahre, muss ich leider immer wieder<br />
erleben, wie „rennwütige“ Supersportfahrer<br />
sowie Fahrer von großen oder kleinen<br />
Reise enduros sich im Minimalabstand an<br />
meinen Allerwertesten kleben und immer<br />
wieder bis aufs Kennzeichen auffahren.<br />
Da frag ich mich, was diese Leute unter<br />
der Mütze mit sich rumschleppen? Diese<br />
Frage muss man auch Ihren Testern und<br />
Herrn Kohler stellen, der sich peinlich<br />
berührt fühlt, weil ihr ein, zugegebenermaßen<br />
fragwürdiges, Testergebnis erzielt.<br />
Aber klar ist, dass solche Tests in ihrer<br />
Aufmachung und Darstellung ebensolche<br />
Leute zu noch gefährlicheren Manövern<br />
verleiten, weil offensichtlich nicht genügend<br />
Gehirnmasse vorhanden ist, sich<br />
vernünftig im Straßenverkehr zu bewegen.<br />
Geht mit Euren Fahrmanövern auf die<br />
Rennstrecke und brecht Euch dort unter<br />
Gleichgesinnten den Hals!<br />
Gert Hölzer per E-Mail<br />
Ihr Bericht „GS gegen Supersport und<br />
Mittelklasse“ war schon nicht schlecht.<br />
Viele Vorurteile sind damit ausgeräumt!<br />
Auch ich habe mich mit meinem Supersportler<br />
in den Bergen schon so manches<br />
Mal einer GS beugen müssen. Was gibt<br />
es Schöneres, als in bergigen Kurven die<br />
Sau rauszulassen? Seit diesem Jahr fahre<br />
ich die große KTM Supermoto. Genau<br />
das ist die Gattung, die in Ihrem Bericht<br />
noch gefehlt hat. Wetten, dass die noch<br />
schneller gewesen wäre?<br />
Stefan Pöppel per E-Mail<br />
Super Super Duke<br />
Premiere KTM <strong>12</strong>90 Super Duke R, <strong>PS</strong> 11/<strong>2013</strong><br />
Ich habe mir Euer Heft wegen dem Super<br />
Duke-Test gekauft und wollte mehr über<br />
die Höchstgeschwindigkeit erfahren,<br />
nachdem ich zwei Abende vergeblich im<br />
Internet gesucht habe. Umso bedauerlicher,<br />
dass ich nichts darüber finden kann.<br />
Kann mir jemand unkompliziert weiterhelfen?<br />
Wie schnell war die Super Duke laut<br />
Tacho? Bitte nicht über 200, denn ab da<br />
hängt alles vom Mut des Fahrers ab.<br />
Toni Auer per E-Mail<br />
Wir haben die KTM auf der Präsentation nicht voll<br />
ausbeschleunigt, und in den Daten des Herstellers<br />
findet sich bisher keine Angabe zur Vmax. Allerdings<br />
muss KTM dies homologieren, was dann im Fahrzeugschein<br />
eingetragen wird. Wir gehen davon aus,<br />
dass die Super Duke offiziell deutlich über 200 km/h<br />
erreichen wird, das ist uns auch bei der Präsentation<br />
spielend gelungen. Die Red.<br />
Seit der Vorstellung vom „Biest“ fiebert<br />
man den ersten Fotos/Tests der Serie<br />
entgegen. Und schau an: Da hat es KTM<br />
tatsächlich geschafft, das Design des<br />
Prototyps (fast) in die Serie zu retten.<br />
Applaus! Ein paar Kleinigkeiten sind der<br />
StVZO geschuldet, damit muss man leben.<br />
Anderes polarisiert durchaus, aber<br />
packend. Nach dem ganzen Hype <strong>2013</strong><br />
über die neue GS mit ihrem Klodrückergesicht<br />
endlich wieder ein Moped, das<br />
nicht in den Augen weh tut. Über das<br />
Fahrpotenzial braucht man wohl nicht<br />
viele Worte verlieren, wird sowieso eher<br />
sprachlos machen.<br />
Thomas Andres per E-Mail<br />
Leserbriefe an die Redaktion:<br />
Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, Redaktion <strong>PS</strong>, 70162 Stuttgart, E-Mail: ps@motorpresse.de<br />
Leserbriefe bitte mit vollständigem Namen und Wohnort unterzeichnen<br />
<strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 55
Die europaweit größte Vereinigung von ak<br />
TERMINE<br />
Die Saison <strong>2013</strong> ist vorbei und der Deutsche Sportfahrer<br />
Kreis e.V. arbeitet bereits mit Hochdruck an neuen<br />
Terminen für das beliebte ‚Hugo Emde Freies Fahren‘ im<br />
neuen Jahr. Diese werden wir rechtzeitig veröffentlichen.<br />
Vom 30. November bis 8. Dezember ist der DSK auf<br />
der Essen Motor Show (Halle 6, Stand A114) vertreten.<br />
Die jährliche Mitgliederversammlung findet am 22. Februar<br />
2014 traditionell am Nürburgring statt. Informationen<br />
zur Tagesordnung folgen in der nächsten Ausgabe<br />
der ‚sport auto‘ und online auf www.dskev.de.<br />
NOTIERT<br />
Auch die Kolleginnen und Kollegen in der DSK-Geschäftsstelle<br />
brauchen mal eine Pause: Nach einer langen<br />
Saison bleibt das Büro in Forst zwischem dem 20.<br />
Dezember <strong>2013</strong> und dem 6. Januar 2014 geschlossen.<br />
Ab dem 7. Januar 2014 ist die Geschäftsstelle wieder<br />
wie gewohnt per Telefon, Email oder Fax für alle DSK-<br />
Mitglieder erreichbar.<br />
Enthusiasten für den Motorsport<br />
Für uns Sportfahrer ist Motorsport,<br />
also der Vergleichskampf<br />
mit dem wir den besseren Piloten,<br />
das bessere Team und die<br />
bessere Technik finden, unser<br />
Adrenalin. Einige wenige kämpfen<br />
professionell, also leben davon.<br />
Die meisten aber kämpfen<br />
mit Herzblut. Der Breitensport<br />
ermöglicht Motorsport für Jedermann,<br />
auch ohne großen<br />
Geldbeutel. Und damit bewegen<br />
wir uns in schwierigem Gelände.<br />
Bezahlbar soll er sein,<br />
DSK-Präsident<br />
Dr. Karl-Friedrich Ziegahn<br />
aber auch ohne Opfer. Auf dieser<br />
Gratwanderung begeben wir uns in einen dauernden<br />
Konflikt. Da sitzen die Regelsetzer, der DMSB<br />
und die FIA, die Veranstalter und die Aktiven letztlich in<br />
einem Boot. Ich bin fest davon überzeugt, dass es nur<br />
gemeinsam vorangeht und es kein einfaches Schwarz-<br />
Weiß gibt. Der DSK vertritt die Interessen der aktiven<br />
Sportfahrer gegen unsinnige Regeln und übertriebene<br />
Kostensteigerungen. Aber wir tragen eben auch Sorge,<br />
dass Leib und Leben nicht unnötig gefährdet werden.<br />
EDITORIAL<br />
Deswegen stehen wir mit den anderen Akteuren in einem dauernden<br />
Dialog. Dazu brauchen wir Eure Unterstützung. Nehmen<br />
wir als Beispiel den Rallyesport. In der Regel ist er preiswerter als<br />
Rundstreckenrennen, natürlich ist es aber auch gefährlicher,<br />
knapp an den Bäumen vorbeizufliegen. Tausende Privatfahrer<br />
kämpfen dennoch jede Saison um Lorbeeren und Pokale auf Rallyepisten,<br />
Bergrennen, Slalom und kleinen Rundstreckenrennen.<br />
Brauchen Sie feuerfeste Unterwäsche? Geht nichts mehr ohne<br />
HANS? 99% unserer Einsätze verlaufen ohne ernstliche Probleme.<br />
Aber wenn es kracht, dann ist sofort die Frage nach der<br />
Verantwortung da, dann steht der gesamte Motorsport am Pranger.<br />
Wenn wir den Breitensport erhalten wollen, dann müssen wir<br />
uns vorbeugend mit der Sicherheit auseinandersetzen, da hilft<br />
dann auch die Haltung nicht: „Ich fahre am liebsten im T-Shirt“.<br />
Liebe DSKler, bitte helfen Sie uns mit Ihrer Erfahrung, die richtige<br />
Balance zwischen Freude am Sport, Kostendruck und Sicherheit<br />
zu finden. Das ist keine einmalige, endgültige Festlegung, das<br />
erfordert ein permanentes Nachjustieren. Im Breitensport genauso<br />
wie bei den Profis. Und dort gewinnen die DSKler genauso<br />
ihre Trophäen. Herzlichen Glückwunsch, lieber Sebastian Vettel,<br />
DSK-Mitglied seit dem <strong>12</strong>. Lebensjahr, zu Deinem vierten WM-<br />
Titel. Aktiv für Aktive eben!<br />
Herzlichst Euer<br />
ÜBER DEN DSK<br />
Mit über 13.000 Mitgliedern ist der Deutsche Sportfahrer<br />
Kreis e.V. die europaweit größte Vereinigung von aktiven<br />
Fahrern und Motorsport-Fans – und das mit langer<br />
Tradition. 1958 wurde der DSK mit dem Ziel gegründet,<br />
den Motorsport – und vor allem die Sicherheit in selbigem<br />
– zu fördern und zu verbessern und als Bindeglied<br />
zwischen Fahrern, Organisationen und Funktionären zu<br />
agieren. Zu den prominentesten Gründungsmitgliedern<br />
gehört Wolfgang Graf Berghe von Trips. Dabei setzt sich<br />
der DSK damals wie heute für die gleichen Ziele ein.<br />
Heute, 55 Jahre nach der Gründung, bestimmen die<br />
Themengebiete Sicherheit, Fairness und Zukunftsfähigkeit<br />
die Arbeit des DSK. Das neunköpfige Team rund um<br />
Präsident Dr. Karl-Friedrich Ziegahn hat zusammen einen<br />
Erfahrungsschatz aus mehr als 200 Jahren Motorsport<br />
– ob als Fahrer bei Rundstrecken- oder Bergrennen, im<br />
Rallyesport oder als Funktionär hinter den Kulissen; die<br />
Präsidiumsmitglieder kennen sich in der Szene aus.<br />
MITGLIED WERDEN<br />
Mitglied werden ist ganz einfach: Besuchen Sie und im Internet<br />
unter www.dskev.de und klicken Sie im rechten Bereich<br />
der Webseite auf den entsprechenden<br />
Menüpunkt – oder scannen Sie mit<br />
Ihrem Mobiltelefon den rechts abgedruckten<br />
Code ein, der Sie automatisch<br />
auf die richtige Seite weiterleitet.<br />
PARTNER<br />
Supermoto-WM: Platz sechs für Deutschland<br />
Einen starken sechsten Platz holte die deutsche<br />
Nationalmannschaft bei der Supermoto-Mannschafts-WM<br />
in Pleven (Bulgarien). Und mit etwas<br />
mehr Glück wäre für Bernd Hiemer, Kevin Würterle<br />
und Jan Deiterbach noch mehr drin gewesen.<br />
Denn das deutsche Trio zeigte starke Leistungen,<br />
wurde aber mehrfach von Defekten eingebremst.<br />
Nach Platz sechs in der Qualifikation ging es im<br />
ersten Lauf stark los. Ex-Weltmeister Hiemer<br />
schoss vom sechsten Startplatz gleich auf Platz<br />
zwei und brachte diese Position auch ins Ziel. Der<br />
von Platz 22 gestartete, 22-jährige Kevin Würterle<br />
war bei seinem Nationalmannschafts-Debüt<br />
®<br />
sichtlich nervös und in Runde zwei waren seine<br />
Hoffnungen auf eine gute Platzierung endgültig<br />
Geschichte. Seine Vorderradbremse zeigte nur<br />
noch minimale Wirkung und er wurde 24.<br />
Im zweiten Lauf – ohne besondere Vorkommnisse<br />
– wurde Deitenbach 11. und Würterle 13.<br />
In Lauf drei jedoch war der Defektteufel wieder<br />
aktiv: Während Deiterbach vom 22. Startplatz ein<br />
tolles Rennen fuhr und Zehnter wurde, hatte Hiemer<br />
von Anfang an Probleme mit einem wackelnden<br />
Bremsbehälter, und zwei Runden vor<br />
Schluss riss ihm – auf Platz sieben liegend – auch<br />
noch die Kette. Dennoch, ein starkes Mannschaftsresultat<br />
und ganz nahe an der Weltspitze.
DSK NACHRICHTEN<br />
tiven Fahrern und Motorsport-Fans mit über 13.000 Mitgliedern<br />
So macht Biken auch im Winter Spaß<br />
Welchem Biker ist es nicht schon so gegangen? Ein<br />
herrlicher Wintertag, die Sonne scheint – da fragt<br />
man sich selbst bei -10° C, warum man das Motorrad<br />
eigentlich abgemeldet hat. So eine kleine Tour<br />
durch die Umgebung, das wär doch was!<br />
Warum also das Bike nicht angemeldet lassen?<br />
Sollten Sie auch mit dem Gedanken spielen, sich<br />
aber zum ersten Mal auf dieses Abenteuer einlassen,<br />
hier einige Tipps, wie Sie gut durch den Winter<br />
kommen.<br />
Das allerwichtigste ist der Schutz vor der Kälte,<br />
denn ein frierender Biker ist nicht enstpannt und<br />
geht dementsprechend verkrampft mit seiner Maschine<br />
um, was gerade bei nicht optimalen Straßenbedingungen<br />
kontraproduktiv ist. Vor allem die Extremitäten<br />
beginnen schnell zu frieren, darum sind<br />
Lenkerstulpen, Griffheizung und gute Handschuhe<br />
(nicht zu dick, damit die Griffheizung ihre Wirkung<br />
tun kann) ein Muss. Ebenfalls wichtig: die Füße.<br />
Winterstiefel sollten es auf jeden Fall sein, bewährt<br />
haben sich hier die Stiefel der kanadischen Armee<br />
– die weiß, was man bei Kälte tragen muss. Achten<br />
Sie darauf, dass sie die Stiefel zwei bis drei Nummern<br />
zu groß kaufen, damit ein paar dicke Socken<br />
und am besten auch noch beheizte Einlagen hineinpassen.<br />
Auch Kopf und Hals müssen besonders geschützt<br />
werden, denn hier verliert der Körper ebenfalls<br />
schnell Wärme. Ein dicker Schal aus Wolle und eine<br />
Sturmhaube – am besten aus Neopren – die auch<br />
noch Hals und den oberen Brustbereich schützt sind<br />
perfekt. Die Sturmhaube sollte auf keinen Fall eine<br />
Mittelnaht haben, denn die fängt unter dem Helm<br />
schnell an zu drücken und der Spaß ist vorbei.<br />
Bei der Kleidung sind zwei Sachen zu beachten:<br />
nicht zu eng und Zwiebelprinzip. So kann sich zwischen<br />
den einzelnen Schichten ein wärmendes Luftpolster<br />
bilden. Am besten fängt man mit ein bis<br />
zwei Schichten Thermo- oder Funktionsunterwäsche<br />
an (gibt’s inzwischen auch schon beheizt) darüber<br />
noch ein T-Shirt, einen Pullover und dann erst<br />
die Kombi – am besten nicht aus Leder sondern eine<br />
Thermokombi. Ebenfalls extrem wichtig, weil das<br />
Visier irgendwann zufriert: ein Heizvisier. Ist leicht<br />
selbst herzustellen und viele Anleitungen gibt’s bei<br />
Google & co.<br />
Und nun zur Technik. Empfehlenswert sind – zumindest,<br />
wenn Sie auch mal bei nicht ganz so perfekten<br />
Bedingungen los wollen – leichte Maschinen, am<br />
besten eine Enduro bis 350 ccm und ca. 180 Kilo.<br />
Genauso wichtig sind die Reifen. Ein Stollenreifen ist<br />
von Vorteil, weil sich das Profil herkömmlicher Reifen<br />
bei Schnee sofort zusetzt – und dann hat man<br />
nicht mehr viel Freude. Inzwischen gibt es sogar<br />
schon M&S-Reifen, die auch noch bei verschneiter<br />
Fahrbahn Grip aufbauen. Bei geschlossener Schneedecke<br />
empfiehlt sich auch, den Reifendruck etwas<br />
zu senken, um die Aufstandsfläche zu erhöhen.<br />
Und natürlich sollten Sie ihr Bike nach jeder Ausfahrt<br />
reinigen und pflegen. Idealer Weise zu Beginn<br />
des Winters ordentlich mit Lederfett behandeln,<br />
dann reicht eine Wäsche mit Schwamm und kaltem<br />
Wasser. Wer kein Fett verwendet hat, sollte dem Bike<br />
einmal die Woche mit dem Hochdruckreiniger<br />
der nächsten Waschanlage zu Leibe rücken.<br />
Jetzt noch die angeschlagenen Teile austauschen,<br />
weil die bei Kälte auch gern den Geist aufgeben –<br />
und Ihrem ersten Zweirad-Winter steht nichts mehr<br />
im Wege. Außer es fragt Sie vielleicht die Gemahlin<br />
oder der Gemahl, ob Sie eigentlich noch alle Tassen<br />
im Schrank haben. Aber daran sind wir Biker ja eh<br />
gewöhnt.<br />
www.sachs-race-engineering.de<br />
Das sind die neuen<br />
IDM-Titelträger<br />
Nachdem sich Markus Reiterberger schon am<br />
vorletzten Rennwochenende den Titel in der<br />
IDM*Superbike gesichert hatte, sind nach dem<br />
Finale auch die anderen Titel vergeben.<br />
Richtig spannend wurde es noch mal bei den<br />
Superstock 1000. Bastien Mackels rollte im ersten<br />
Lauf in Führung liegend plötzlich aus und<br />
nun schien Daniel Sutter, der hinter Laufsieger<br />
DSKler Dominik Vincon Zweiter wurde und 20<br />
Punkte kassierte, wieder die besseren Karten zu<br />
haben. Doch Mackels’ ging auf seinem blitzschnell<br />
reparierten Bike wieder ins Rennen und<br />
sicherte sich noch elf Punkte. Im zweiten Lauf<br />
war klar: Wer als Erster ins Ziel kommt, ist Meister.<br />
Hin und her wogte der Kampf, und am<br />
Schluss hatte Mackels die Nase vorn – mit 0,54<br />
Sekunden Vorsprung. Vincon beendete die Saison<br />
als Dritter.<br />
André Kretzer / Jens Lehnertz sind die neuen Sidecar-Champions.<br />
Mit fünf Punkten Rückstand<br />
auf Roscher / Neubert angereist, gewannen sie<br />
das Finale, während Roscher / Neubert nur Dritte<br />
und so auf Platz zwei verdrängt wurden.<br />
Der neue Deutsche Supersport Meister heißt Kevin<br />
Wahr. Auch in der Lausitz zeigte Wahr der<br />
Konkurrenz den Auspuff und sicherte sich mit<br />
seinem neunten Saisonsieg überlegen den Titel.<br />
IMPRESSUM<br />
Geschäftsstelle: Karl-Wirth-Str. 16, 76694 Forst, Tel. 07251-<br />
30284-0, Telefax 07251-30284-19 Internet: http://www.<br />
dskev.de E-Mail: info@dskev.de Präsident: Dr. Karl-Friedrich<br />
Ziegahn Vizepräsidenten: Karl-Heinz Stümpert, Friedhelm Kissel<br />
Schatzmeister: Reinhard Michel Schriftführer: Hans-Walter<br />
Kling Präsidialmitglied zbV.: Smudo Beisitzer: Altfrid Heger,<br />
Johannes Scheid, Ralf Waldmann Redaktion: Nicolaus C. Koretzky,<br />
Patrik Koziolek, Thorsten Schlottmann Fotografen: Jochen<br />
Merkle, Jörg Schanz, Miguel Villa, Karen Hüttig, Markus<br />
Niegtsch, SUPERBIKE*IDM/Schneider, © Vincent - Fotolia.com
RACEBIKE ZIETECH-DUCATI DIAVEL<br />
58 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
Übermut, Mut oder<br />
Dummheit? Warum tritt<br />
Markus Ziegler ausgerechnet<br />
mit einer Ducati<br />
Diavel beim <strong>PS</strong>-TunerGP<br />
MONSTER<br />
an? Wir hämmerten mit<br />
dem fetten Speed-Cruiser<br />
um den Kurs und<br />
fanden die Antwort.<br />
MASCHINE<br />
www.ps-online.de
Zietech<br />
Markus Ziegler<br />
Kreuzfeldring 8c<br />
63820 Elsenfeld<br />
Telefon: 0 60 22/26 311919 33<br />
www.zietech.de<br />
Text Jo Bauer<br />
Fotos fact, M. Jahn, jkuenstle.de<br />
Es gibt schon verwegene Ideen.<br />
Aber eine Ducati Diavel mit zum<br />
<strong>PS</strong>-TunerGP nach Hockenheim zu<br />
bringen ist schon verdammt gewagt!<br />
Markus Ziegler, der Mann, der das Wagnis<br />
eingeht, kennt Situationen wie diese<br />
bestens – gründete er doch vor zehn<br />
Jahren seinen Motorradteile-Online-Versand<br />
aus dem Nichts. Bei der Diavel ging<br />
es Markus um das Verbessern der Fahreigenschaften<br />
und das optische Aufmotzen.<br />
Letzteres mit Teilen aus seinem Zubehörbestand.<br />
Seine Lager müssen enorm sein,<br />
denn kein anderes Bike beim TunerGP<br />
trägt mehr Karbon und Titan mit sich<br />
herum. Ob so viel Zierrat aber hilft Gewicht<br />
zu sparen? Markus blieb gelassen, denn<br />
ohne unsere Waage zu manipulieren ist es<br />
ihm gelungen, den Italo-Cruiser um feiste<br />
15 Kilo abzumagern. Der Hüftspeck ist also<br />
60 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong><br />
zu einem Teil weg, doch wie geht es dem<br />
Desmo-Herz?<br />
Darum kümmerte sich die Firma Micron<br />
aus Fürth. Ein kombinierter Arrows-/Akrapovic-Auspuff<br />
samt K&N-Luftfilter und<br />
Dynojet-Powercommander 5 wurden in<br />
stundenlanger Prüfstandsarbeit aufeinander<br />
abgestimmt – selbstredend mit Quickshifter.<br />
Das Fahrwerk besteht aus Wilbers-<br />
Komponenten: Vorne stecken progressive<br />
Federn in den Standrohren, das Heck<br />
stützt sich auf einen voll einstellbaren<br />
Racing-Dämpfer. Die bekanntlich hervorragenden<br />
Bremsen der Diavel blieben bis<br />
auf Zubehörhebel von Synto unverändert.<br />
Optisch gelungen ist der seitliche Kennzeichenhalter,<br />
der einen freien Blick auf<br />
den fetten 240er-Hinterreifen erlaubt.<br />
Mut, Übermut, oder was? Um die Frage<br />
beantworten zu können, hilft nur eins –<br />
rauf auf den Bock und raus auf die Strecke.<br />
Also her mit dem Eisen und Attacke!<br />
Ungläubige Blicke folgen uns, Zeigefinger<br />
tippen gegen die Schläfen einiger<br />
Köpfe, sogar tiefenentspannte Mechaniker<br />
springen aus ihren Stühlen. Plötzlich ist die<br />
Boxenmauer voller Schaulustiger.<br />
Ein ungleicher Kampf beginnt. Aufrecht<br />
sitzend und heftiger Fahrtwind gehen ja<br />
noch, aber diese unnatürliche Handgelenkshaltung<br />
beim Hanging-Off, die<br />
schlaucht gewaltig. Und die Zietech-Diavel<br />
verlangt alles von einem ab. Der brutale<br />
Antritt aus Kurven fordert viel Kraft und<br />
Konzentration, das Abbremsen der immer<br />
noch 228 Kilo schweren Fuhre ebenso.<br />
Will man auf dem Ring nicht die rote<br />
Laterne angehängt bekommen, bleibt<br />
keine ruhige Sekunde. Will man die Duc<br />
mit dem mächtigen Hinterreifen ordentlich<br />
abwinkeln, muss gewuchtet werden.<br />
Nach ein paar Eingewöhnungsrunden<br />
allerdings kommt alles in einen Fluss, hat<br />
man den Trick raus. Der Power-Crusier will<br />
mit Druck am Lenker bei gleichzeitiger<br />
Gewichtsverlagerung in Richtung Kurveninneres<br />
bewegt werden. Hat man dies<br />
mal verstanden, macht es richtig Spaß.<br />
So kann man, sozusagen als „Überholschutz“,<br />
die Duc auf der Bremse quer-
Motorleistung<br />
-DATEN<br />
Gewicht<br />
228 kg<br />
vorn/hinten<br />
51,8/48,2 %<br />
Leistung<br />
157 <strong>PS</strong><br />
Preis<br />
ca. 23 000 Euro<br />
<strong>12</strong>0<br />
160<br />
110<br />
150<br />
Ducati Diavel Zietech<br />
115,5 kW (157 <strong>PS</strong>)<br />
100<br />
140<br />
bei 9900/min<br />
130<br />
90<br />
<strong>12</strong>4 Nm<br />
<strong>12</strong>0<br />
bei 7800/min<br />
80<br />
110<br />
70<br />
100<br />
90<br />
60<br />
80<br />
50<br />
70<br />
60<br />
40<br />
130<br />
50<br />
<strong>12</strong>0<br />
30<br />
40<br />
110<br />
20<br />
30<br />
100<br />
10<br />
20<br />
10<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 <strong>12</strong><br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Drehmoment in Nm<br />
Schub, Schub, Schub. Die<br />
Zietech-Diavel drückt stramm<br />
an und lässt bis zum<br />
Begrenzer nicht nach.<br />
So animiert sie zum<br />
schaltfaulen Fahren.<br />
Leistung an Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
Edle Teile überall: Die Cockpit-<br />
Halterung ist aus Karbon, der<br />
Alu-Tankdeckel gefräst<br />
Nützlich sind sowohl der<br />
Quickshifter als auch die verstellbaren<br />
Gilles-Fußrasten<br />
stellen. Macht man das, sticht keiner mehr<br />
vor dem Scheitelpunkt an einem vorbei.<br />
Denn erstens braucht die Fuhre sehr viel<br />
Platz und zweitens will keiner der Mitstreiter<br />
– wenn‘s doch mal schiefgehen<br />
sollte – unter ihr liegen.<br />
Am geilsten ist in Hockenheim jedoch<br />
die Parabolika zu fahren. Anfangs war bei<br />
254 km/h auf dem Tacho Schluss. Wenn<br />
man jedoch am Kurveneingang eine<br />
andere Linie wählt und ordentlich<br />
Schwung mitnimmt, dann schiebt die<br />
teuflische Diavel bis auf 272 km/h an.<br />
Und die Antwort auf die Frage?<br />
Mut oder Übermut? Ganz klar, Mut!<br />
Der Power-Cruiser ist ein gelungenes<br />
Bike, ausgewogen abgestimmt,<br />
mit mächtig Druck und endlos<br />
viel Accessoires. Obwohl die<br />
Zietech-Diavel auf der Renne<br />
Spaß macht, gehört sie dort<br />
nicht hin. Sie sehnt sich nach<br />
den weiten Straßen außerhalb<br />
des Rings. Mal kernig mit<br />
niedriger Drehzahl an einem<br />
www.ps-online.de<br />
Auto vorbei oder mit mächtig Dampf von<br />
der Ampel weg – das ist ihre Welt. Alles<br />
ohne die Hektik der Rennstrecke. So<br />
entschleunigt kann man den herrlich<br />
brabbelnden Sound deutlich besser<br />
genießen. Aber schön zu wissen, dass<br />
man könnte, wenn man nur wollte.<br />
Very well done, Markus.<br />
Vielfach verstellbar sind der<br />
Kupplungshebel von Synto und<br />
der Rückspiegel von Highsider
Limited edition Fight-Machines-Kawasaki ZRX 1100<br />
Zeit für Ca<br />
62 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
fé<br />
Entschleunigen<br />
ist in der<br />
heutigen Zeit ganz wichtig.<br />
Die von Fight-Machines umgebaute<br />
Kawasaki ZRX 1100<br />
ist eine perfekte Basis, um<br />
zum Ruhepuls zurückzukehren.<br />
www.ps-online.de <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 63
64 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong><br />
Oben links: minimalistisches Rundinstrument an schwarzer,<br />
vom Rohrlenker befreiter Gabelbrücke. Oben: Klasse, der<br />
gülden gehaltene Rundscheinwerfer. Links: perfekte Lackierarbeit<br />
als Highlight der Café-Kawa von Fight-Machines
Text Robert Glück Fotos racepixx<br />
Schon 1998, als die Kawasaki<br />
ZRX 1100 in den Schaufenstern<br />
der Händler stand, verströmte<br />
sie die Souveränität und den Herrschaftsanspruch<br />
eines ausgewachsenen Elefantenbullen.<br />
Groß, mächtig, in sich ruhend,<br />
aber auch kraftstrotzend und kampfbereit<br />
– sollte es denn Not tun.<br />
Diese Eigenschaften passen bestens<br />
zu einem Café Racer. Stark im Antritt für<br />
den Ampelsprint, massige Optik für eine<br />
gelassene Ausstrahlung und agil genug,<br />
um im Ernstfall die Verfolgung aufzunehmen<br />
oder sich von einem Verfolger<br />
abzusetzen.<br />
Die Jungs von Fight-Machines erkannten<br />
dieses Potenzial in dem mittlerweile<br />
ergrauten Naked Bike und rückten einer<br />
ZRX 1100 mit bienengleichem Fleiß zu<br />
Leibe. Die Kawa wurde komplett zerlegt<br />
und der Heckrahmen gekürzt, um später<br />
nicht zu lang für das flache Eigenbau-Heck<br />
zu sein. Dann wurden Rahmen, Schwinge<br />
und Gabelbrücken gereinigt, gestrahlt und<br />
pulverbeschichtet. Es folgte der Einbau<br />
neuer Lenkkopf- und Schwingenlager, der<br />
ausgebaute Motor wurde durchgesehen<br />
und ebenfalls frisch lackiert. Den 1052-<br />
Kubik-Vierzylinder ziert jetzt ein spezieller<br />
Harley-Lack, der eine verworfene, runzelige<br />
Oberfläche besitzt. Neu gestylt,<br />
erfolgte die Hochzeit mit dem schwarz<br />
gepulverten Rahmen, der sich über die<br />
originalen, mit frischem Service versehenen<br />
Federelemente auf die nun gold<br />
lackierten Originalfelgen abstützt.<br />
Nun folgte das zeitintensive „Cleanen“<br />
der Kawa. Um ein freies Rahmendreieck<br />
zu erhalten, das neben dem schlanken<br />
Heck der Kawa einen Großteil zur Café<br />
Racer-Optik beiträgt, mussten Luftfilterkasten,<br />
Batterie und Ausgleichsbehälter<br />
versetzt werden. So wanderten die<br />
Elektrik-Komponenten und der Ausgleichsbehälter<br />
in den Sitzbankhöcker, der<br />
sperrige, schwarze Kunststoff-Luftfilterkasten<br />
wurde durch vier einzelne K&N-<br />
Luftfilter ersetzt. Während die K&Ns das<br />
Frischgas filtern, sorgen am anderen Ende<br />
des Kawa-Big Blocks umgeschweißte<br />
Shark-Endtöpfe für eigenständige Optik<br />
und männerhaften Sound. Die Jungs von<br />
Fight-Machines arbeiteten die zu einer<br />
Triumph passenden Edelstahl-Endschalldämpfer<br />
zu einer Vier-in-zwei-Auspuffanlage<br />
um, die nun an der rechten Seite<br />
der ZRX 1100 klebt.<br />
Abschließend der Gang zum Lackierer.<br />
Marko Moschner von Spektacolor musste<br />
ran und gab alles. Er setzte einen dunkelroten<br />
Flake-Lack mit goldenen Zierstreifen<br />
sowie auflackierter Startnummer und<br />
verpasste der Kawasaki damit ihren<br />
einzigartigen Auftritt. Einerseits edel<br />
zurückhaltend, andererseits flashy und<br />
poppig kommt die Café-Kawa nun daher,<br />
zieht die Blicke magnetartig auf sich.<br />
Abgerundet wird der Lack-Job durch<br />
die vielen kleinen Accessoires, wie zum<br />
Beispiel das Mini-Cockpit von Motogadget<br />
oder die Griffe und Lenkerend-Spiegel von<br />
Rizoma. Am Heck dann ein Kennzeichenhalter<br />
aus gleichem Hause, über dem sich<br />
ein minikleines LED-Rücklicht befindet.<br />
Und fährt die Kawa auch so schön, wie<br />
sie aussieht? Sicherlich, denn weder an<br />
ihrer Geometrie noch am Motor wurde<br />
etwas geändert. Der Vierer tritt satt aus<br />
dem Drehzahlkeller an, zieht kräftig durch<br />
und hält immer genügend Leistung parat,<br />
um den Sorgen des Alltags zu entkommen.<br />
Am besten in Richtung eines Lokals,<br />
in dem der Cappuccino nochmals besser<br />
schmeckt, wenn die ZRX im Sichtfeld<br />
parkt. Wohl bekomm‘s.<br />
Vom Biedermann zur augenweide –<br />
die Metamorphose der Kawasaki<br />
ZRX 1100 ist wahrlich gelungen<br />
-DATEN<br />
Kawasaki ZRX 1100<br />
antrieb Vierzylinder-Reihenmotor, vier<br />
Ventile/Zylinder, 72 kW (98 <strong>PS</strong>) bei 8500/<br />
min*, 95 Nm bei 6000/min*, 1052 cm 3 ,<br />
Bohrung/Hub: 76,0/58,0 mm, Verdichtung:<br />
10,1:1, 36-mm-Gleichdruckvergaser,<br />
mechanisch betätigte Mehrscheiben-<br />
Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe, Kette<br />
Fahrwerk Stahl-Doppelschleifenrahmen,<br />
Lenkkopfwinkel: 65,0 Grad, Nachlauf: 104<br />
mm, Radstand: 1450 mm, Ø Gabel innenrohr:<br />
43 mm, Federweg v./h.: <strong>12</strong>5/87,5 mm<br />
Räder und Bremsen Leichtmetall-<br />
Gussräder, 3.50 x 17/5.00 x 17, Reifen<br />
vorn: <strong>12</strong>0/70 ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17,<br />
310-mm-Doppelscheibenbremse mit<br />
Sechskolben-Festsätteln vorn, 250-mm-<br />
Einzelscheibe mit Zweikolben-Festsattel<br />
hinten<br />
gewicht ca. 240 kg*, Tankinhalt: 20 Liter<br />
Preis 13 900 Euro<br />
Kontakt www.fight-machines.de<br />
* Herstellerangabe<br />
<strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 65
PARTS & PRODUCTS<br />
ASP-X<br />
RIPPER<br />
Foto<br />
mps-Fotostudio<br />
An sich ist es ja eine gute Idee: Kombi im<br />
Internet aussuchen, Farbe, Ausstattung und<br />
Größe wählen, bestellen, fertig. So gesehen<br />
macht die vergleichsweise noch junge Firma<br />
Airspline mit ihrem Produkt-Konfigurator<br />
alles richtig. Doch unsere anfängliche<br />
Euphorie wich schnell Ernüchterung, als<br />
der bestellte Einteiler (Modell Ripper)<br />
in der Redaktion eintraf. Das Muster ist<br />
lediglich aufgedruckt, worunter in der<br />
Regel die Dauerhaltbarkeit desselben<br />
leidet. Außerdem weist die Kombi ein<br />
paar Mini-Farbfehler auf. Dazu ist der<br />
Rückenprotektor viel zu kurz und das<br />
(raue) Innenfutter lässt sich trotz eines<br />
Reißverschlusses am Rumpf nicht<br />
herausnehmen, da es an Ärmeln<br />
und Hosenbeinen fest vernäht ist.<br />
Zudem verlaufen die Beinnähte<br />
gegen die Sturzrichtung, sodass<br />
sie sich im Fall des Falles leichter<br />
auftrennen können. Auch bei der<br />
Passform kann die Airspline nicht<br />
voll überzeugen. Trotz Maßanfertigung<br />
sind die Ärmel einige Zentimeter<br />
zu lang und reichen übers<br />
Handgelenk hinaus. An den Waden<br />
geriet die Kombi dagegen zu eng.<br />
Außerdem verhindert die viel zu<br />
kleine Stretch-Einlage an Schritt<br />
und Oberschenkeln das Abspreizen<br />
der Beine beim Hanging-off. Der<br />
Preis der Ripper beginnt bei 900 Euro,<br />
unser sehr gut ausgestattetes Testexemplar<br />
kostet 1360 Euro.<br />
Preis ab 900 Euro Farben zahl-<br />
reiche Farbkombinationen<br />
Ausstattung frei wählbar<br />
Kontakt www.airspline.de<br />
Sledg 77<br />
ABUS ist in Sachen Diebstahlschutz eine<br />
renommierte Marke. Die Firma aus Wetter hat<br />
sich schon lange auf Motorradschlösser aller<br />
Art ausgerichtet und sogar eine eigene „Sicherheits-Einstufung“<br />
ihrer Produkte eingeführt.<br />
Mit Sicherheits-Level 20 steht das Bremsscheibenschloss<br />
„Sledg 77“ auf der obersten Stufe.<br />
Das 768 Gramm schwere Schloss stellt Bike-<br />
Diebe, sofern sie nicht mit einem Gabelstapler<br />
anrücken, also vor eine harte Prüfung und<br />
bietet so besten Schutz für das geliebte Eisen.<br />
Preis 119,95 Euro Abmessungen (L/B/H)<br />
110/50/35 mm Gewicht 768 Gramm<br />
Vertrieb Fachhandel, www.abus.com<br />
Wegweiser<br />
Das neue Tomtom Rider ist ein auf Motorradfahrer<br />
zugeschnittenes Navigationssystem,<br />
das als einziges auf dem Markt die Routing-<br />
Funktion „kurvenreiche Strecke“ anbietet.<br />
Gute Ablesbarkeit, ordentliche Bedienbarkeit<br />
des Displays auch mit Handschuhen und eine<br />
solide Verarbeitung sind bei Tomtom serienmäßig<br />
an Bord. Detlev Louis offeriert<br />
mehrere Paket-Optionen zum Navi und eine<br />
praktische Steckdose zur Stromversorgung.<br />
Preis (Navi/Steckdose) ab 399/14,99 Euro<br />
Artikelnummer (Navi/Steckdose)<br />
10001686/10032955 Kontakt www.louis.de;<br />
www.tomtom.com<br />
Foto Louis<br />
Foto mps-Fotostudio<br />
Race-Cockpit<br />
GMS-Motorsport bietet eine Plug & Play-<br />
Cockpit-Lösung für die Yamaha YZF-R1 (02-03)<br />
und YZF-R6 (02-04) an. Das Race-Dashboard<br />
zeigt nicht nur Speed, Drehzahl etc. an,<br />
sondern ist auch eine Data-Recording-Einheit<br />
mit G<strong>PS</strong>-Sensor, USB-Schnittstelle und<br />
2g-Beschleunigungssensor.<br />
Preis 1499 Euro<br />
Artikelnummer RTDASH2-PRO-R1<br />
Kontakt www.gms-motorsport.de<br />
Foto GMS Motorsport<br />
66 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong><br />
Foto mps-Fotostudio
Flutschi<br />
Der französische Schmierstoff-<br />
Hersteller Motul hat seine Zweirad-<br />
Produktpalette neu aufgestellt.<br />
Das P4 E.Z.-Lube genannte Öl ist<br />
ein kriechfähiges Multifunktionsöl,<br />
das verrostete oder schwergängige<br />
Schraubverbindungen löst oder<br />
einfach nur schmiert. Es verhindert<br />
Quietschgeräusche und konserviert<br />
Metallteile, indem es einen wasserverdrängenden<br />
Schutzfilm auf der<br />
Oberfläche des behandelten Teils<br />
bildet. Es ist besonders für Ganzjahres-Fahrer<br />
interessant, die damit<br />
ihr Bike für den Wintereinsatz fit<br />
machen können. Auch Planengaragen-Parker<br />
können ihr Bike so<br />
gut geschützt überwintern lassen.<br />
Preis 7,35 Euro<br />
Füllmenge 400 ml Kontakt<br />
Fachhandel, www.motul.com<br />
Foto mps-Fotostudio<br />
Shark Raw<br />
Es muss nicht immer ein Vollvisier-Helm sein. Wer Lust<br />
auf fiese Streetfighter-Optik hat, sollte sich den Shark<br />
Raw ansehen. Diese Halbschale ist mit einer abnehmbaren,<br />
beschlagfreien Brille sowie einer ebenfalls<br />
demontier baren Gesichtsmaske ausgestattet und in<br />
zehn Farb- und Dekorvarianten erhältlich. Sein aus<br />
Bambusfasern her gestelltes Polster fühlt sich gut an,<br />
der recht schwere Helm sitzt<br />
komfortabel. Dank Brillenkanal<br />
ist der Raw für<br />
Brillenträger geeignet.<br />
Preise<br />
(einfarbig/Dekor)<br />
219,95/239,95 Euro<br />
Größen XS-XL<br />
Gewicht (Größe M,<br />
mit Maske)<br />
<strong>12</strong>10 Gramm<br />
Vertrieb<br />
Fachhandel, www.<br />
shark-helme.com<br />
Mobile Garage<br />
Foto mps-Fotostudio<br />
Nicht jeder ist im Besitz einer Garage, um das Motorrad gut<br />
geschützt über den Winter zu bringen. Wem dieser Luxus<br />
abgeht, muss sein Zweirad nicht zwangsweise im Regen<br />
stehen lassen. Autostyling Seehase bietet fünf verschieden<br />
große Abdeckplanen für Motorräder an. Die atmungsaktiven<br />
Planengaragen passen in Größe L gut über Supersport-<br />
Motorräder. Allerdings ist der Schnitt sehr luftig und der<br />
Kordelzug zum Fixieren nicht ausreichend.<br />
Preise ca. 29 Euro (Größe L) Artikelnummer 505874-L Abmessungen<br />
(L/B/H) 237/98/<strong>12</strong>6 cm Vertrieb www.seehase.de<br />
www.ps-online.de
HAUSSTRECKE <strong>PS</strong> UNTERWEGS MIT LESERN<br />
MAX<br />
VON<br />
UND<br />
68 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
Leser-Treff<br />
Hausstrecke<br />
HELDEN<br />
Die letzte Etappe im Rahmen der <strong>PS</strong>-<br />
Hausstrecken-Serie in diesem Jahr<br />
war etwas ganz Besonderes. Zwei<br />
Helden-Club-Mitglieder fuhren mit WM-<br />
Pilot Max Neukirchner durch dessen<br />
Revier im Erzgebirge.<br />
www.ps-online.de <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 69
Text Uwe Seitz Fotos Markus Jahn<br />
Aileen und Christian ist die<br />
Auf regung beim ersten Hallo<br />
am Vorabend der Tour anzumerken.<br />
Mit einem Rennfahrer über öffentliche<br />
Straßen düsen, noch dazu, wenn der sich<br />
genau auskennt – hoffentlich geht das gut!<br />
Dass die 32-Jährige in ihrem harten Alltag<br />
als Rettungssanitäterin schon etliche<br />
verunfallte Motorradfahrer eingesammelt<br />
hat, macht es nicht besser.<br />
Während des Abendessens in Max<br />
Neukirchners Stammkneipe in Stollberg<br />
weicht die Aufregung der beiden Gewinner<br />
aber merklich. Die Freude, aus zahlreichen<br />
Bewerbungen der <strong>PS</strong>-Abonnenten für<br />
diese außergewöhnliche Hausstrecken-<br />
Episode ausgelost worden zu sein, ist dem<br />
Pärchen besonders anzumerken, als Max<br />
Neukirchner locker über die bevorstehenden<br />
zwei Tage im Erzgebirge und das<br />
Leben als Profi-Rennfahrer plaudert.<br />
Frühmorgens schwingt sich die Truppe<br />
dann unter dem etwas tristen Herbsthimmel<br />
in die Sättel. Aileens leicht betagte<br />
Kawasaki ZX-6 mit dem martialisch<br />
aussehenden Doppelauspuff entpuppt<br />
sich gleich als die Krawall-Möhre im Feld,<br />
während Freund Christian eine neuere<br />
Hayabusa sein Eigen nennt. Max, vom<br />
Sturz beim WM-Lauf in der Türkei noch<br />
am Handgelenk lädiert, zieht die entspannte<br />
Sitzposition der Ducati Diavel einer<br />
Panigale vor, und nachdem der Autor die<br />
Hausstrecken-GSX-R 1000 abgeladen hat,<br />
geht es los.<br />
Im morgendlichen Berufsverkehr<br />
wedeln wir durch die Außenbezirke von<br />
Chemnitz Richtung Schloss Augustusburg<br />
und erfreuen uns dann an den ersten<br />
Kurven im ländlichen Sachsen. Die Ausläufer<br />
des Mittelgebirges mit unzähligen<br />
runden Kuppen begrüßen uns. Sie bereiten<br />
für Motorradfahrer ein wunderschönes<br />
Terrain, denn sowohl die Aussichten<br />
als auch das stetige Up-and-down der<br />
Straßen sind schlicht zum Genießen –<br />
wenn auch einige Herbst-Baustellen mit<br />
Umleitungen und wilde Holperstrecken<br />
den Spaß hin und wieder schmälern.<br />
Aber Max hat die Route im Griff, und bei<br />
der Auffahrt zur Burg lassen wir die Kisten<br />
Der Herbst taucht die märchenhafte<br />
Landschaft des Erzgebirges<br />
in wunderschöne Farben<br />
70 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
Ein Highlight der<br />
Sammlung auf<br />
Augustusburg ist<br />
die Firmengeschichte<br />
von MZ.<br />
Ihr trauriges Ende<br />
wollten wir uns<br />
nicht antun und<br />
ließen Zschopau<br />
auf der Tour aus<br />
<strong>PS</strong>-Leser Aileen Saath und Christian Wabnitz (l.) mit<br />
Max Neukirchner und <strong>PS</strong>ler Uwe Seitz im Erzgebirge<br />
Aileen liefert sich mit Max ein wildes Rennen über<br />
den TT-Mountain Course der Isle of Man<br />
dann richtig fliegen. Links, rechts geht es<br />
flott durch den Wald zur riesigen Anlage<br />
hinauf, die neben Jagd-, Kutschen- und<br />
Tiermuseum eine der imposantesten<br />
Sammlungen speziell deutscher Motorräder<br />
beheimatet. „Hier war ich schon als<br />
Kind ganz oft“, erzählt Neukirchner und<br />
gibt zu, dass ihn als kleinen Jungen die<br />
ausgestopften Tiere mehr beeindruckt<br />
haben als die Motor räder.<br />
Vorbei an MZs, DKWs, BMWs und<br />
heute kaum noch bekannten Marken aus<br />
über 100 Jahren Motorrad-Geschichte<br />
landen wir bei den MZ-Rennmaschinen,<br />
die im nicht weit entfernten Zschopau<br />
gebaut wurden und mit feinster Zweitakttechnik<br />
den Grand Prix besonders in den<br />
kleineren Klassen geprägt haben. Ehrfürchtig<br />
bestaunen wir die Maschinen, mit<br />
denen auch Papa Neukirchner mehrfacher<br />
DDR-Meister wurde. Zum Abschluss liefert<br />
sich <strong>PS</strong>-Leserin Aileen auf einem Simulator<br />
noch ein Rennen mit Max, dann geht es<br />
weiter nach Seiffen, dem Herz der Schnitzkunst<br />
aus dem Erzgebirge.<br />
Je näher man der Heimat von Räuchermännchen<br />
und handbemalten Engelchen<br />
kommt, desto spektakulärer werden die<br />
Plastiken in den Kreisverkehren oder auf<br />
den Vorplätzen der dörflichen Rathäuser.<br />
Gigantische Schnitzfiguren und haushohe<br />
Weihnachstpyramiden lassen keinen<br />
Zweifel, wir sind im Mekka der sächsischen<br />
Volkskunst. Man kommt sich vor wie<br />
mitten in der Geschichte vom Nussknacker.<br />
Jenseits der Dorfgrenzen liegt dagegen<br />
das Paradies für Kurvenwütige. Mal geht<br />
es auf feinem Asphaltband schwungvoll<br />
durch abgemähte Wiesen, mal durch<br />
Alleen bergauf oder Laubwälder in tiefe<br />
Täler hinab. Da der Herbst noch nicht brutal<br />
zugeschlagen hat und das bunte Laub noch<br />
hauptsächlich an den Bäumen hängt und<br />
nicht wie Schmierseife auf der Straße liegt,<br />
lässt Max die Diavel fliegen – und die<br />
Meute hetzt hinterher.<br />
Schließlich erreichen wir in Seiffen die<br />
Firma Zeidler, die neben den bekannten<br />
www.ps-online.de <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 71
André Zeidler (links) zeigt dem Besuch in Seiffen, wie neben Engeln und<br />
Frauenkirchlein die WM-erprobten Knieschleifer hergestellt werden<br />
Aileen entscheidet sich für<br />
Kawa-grüne Knieschleifer<br />
Erzgebirgsschnitzereien bereits seit 2002<br />
Holzknieschleifer aus heimischer Buche<br />
herstellt, die Max seit geraumer Zeit in der<br />
WM einsetzt. Firmenchef André Zeidler<br />
zeigt uns die komplette Produktion und<br />
erklärt die Entwicklungsarbeit. Im Lager<br />
dürfen die <strong>PS</strong>-Leser dann zugreifen und<br />
sich ein paar Schleifer aussuchen.<br />
Nach dem Mittagessen geht‘s zurück<br />
auf die Landstraßen, die ehemalige Bergrennstrecke<br />
zum Schwartenberg hinauf,<br />
weiter zum Wintersport-Mekka Klingenthal<br />
und auf den Fichtelberg hoch. Entlang der<br />
tschechischen Grenze führt die Route<br />
durch ganz dünn besiedeltes Gebiet mit<br />
märchenhafter Landschaft, die teilweise an<br />
Kanada erinnert, zum Zielort Eibenstock.<br />
Dort hat Max eine Überraschung parat:<br />
Wir sind Exklusiv-Gäste in den Badegärten<br />
Eibenstock, einer der größten deutschen<br />
Bade- und Saunaeinrichtungen und<br />
ein echter Erlebnis-Tipp. Nach einer<br />
ausgiebigen finnischen Rauchsauna<br />
mit Birkenzweig-Ritual,<br />
einem zünftigen Abendessen mit frischen<br />
Räucherforellen und russischem Bier und<br />
anschließendem Lagerfeuer unter freiem<br />
Himmel geht spät ein spektakulärer und<br />
an Eindrücken reicher Tag zu Ende.<br />
Die Rückfahrt nach Stollberg am<br />
nächsten Morgen wird durch einsetzen –<br />
den Regen zwar etwas getrübt, aber<br />
Max Neukirchner verabschiedet in seinem<br />
Heimatort zwei glückliche <strong>PS</strong>-Helden-Club-<br />
Mitglieder, die wirklich etwas ganz<br />
Besonderes erleben durften.<br />
ERZGEBIRGE<br />
Die von Max Neukirchner ausgesuchte<br />
Hausstrecke bietet alles, was das Motorradfahrer-Herz<br />
begehrt. Nach dem Umschiffen<br />
von Chemnitz bewegt man sich in allerfeinstem<br />
ländlichen Gebiet in teilweise<br />
extrem verkehrsarmen Gegenden. Die<br />
Straßen sind wunderbar mit Kurven gespickt<br />
und überwiegend gut asphaltiert. Zahlreiche<br />
Burgen, Ruinen, malerische Dörfer und<br />
andere Sehenswürdigkeiten laden genauso<br />
zu Pausen ein wie viele Gasthöfe mit<br />
regionalen Spezialitäten zu meist sensationellen<br />
Preisen. Unser Übernachtungs-Tipp:<br />
die Badegärten in Eibenstock (www.<br />
badegaerten.de). Ab Sommer 2014 locken<br />
dort zusätzlich umgebaute Holzwagen für<br />
Motorradfahrer rund um einen riesigen<br />
Naturpool und Saunabecken unter freiem<br />
Himmel. Inhaber Hendrik Pötter ist selbst<br />
begeisterter Motorradfahrer und hat etliche<br />
Routen-Tipps parat. Die Knieschleifer aus<br />
Seiffen gibt es übrigens bei Louis.<br />
Berlin<br />
Chemnitz<br />
Stuttgart<br />
Steinhübel<br />
Freilicht-<br />
Lößnitz<br />
museum<br />
Kühnhaide<br />
Geyer<br />
Niederseiffenbach<br />
Morgenleithe<br />
Stößerfelsen<br />
274 Aue<br />
Reitzenhain<br />
Talsperre<br />
Satzung<br />
Eibenstock<br />
Breitenbrunn<br />
Jöhstadt<br />
Eibenstock<br />
Fichtel-<br />
Barenstein<br />
berg<br />
Auersberg<br />
95 TSCHECHIEN<br />
Rittersgrün<br />
25 km<br />
Oberwiesenthal<br />
Chemnitz<br />
Augustusburg<br />
DEUTSCHLAND<br />
Schloss<br />
Eppendorf<br />
Neukirchen<br />
207<br />
Erdmannsdorf<br />
Mittelsaida<br />
Waltersdorfer<br />
Sayda<br />
Zwickau<br />
Höhe<br />
Cämmers-<br />
Stollberg<br />
walde<br />
Olbernhau<br />
Zwönitz<br />
214<br />
Neuhausen<br />
Schwartenberg<br />
ERZGEBIRGE<br />
Saunameister Silvio Spraske (r.)<br />
beweist großes Comedy-Talent<br />
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Vertrieb: DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Heino Dührkop, Dr. Michael Rathje, Düsternstraße 1, 20355 Hamburg. Handelsregister AG Hamburg, HRB 95752.<br />
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74 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
Ein Jahr lang plauderte<br />
Ex-IDM-Supersport-<br />
Pilot Pascal Eckhardt<br />
aus dem Nähkästchen,<br />
gab wertvolle Tipps<br />
an Rennstreckenfahrer<br />
weiter. Hier<br />
nun der letzte Teil der<br />
Fahrtipps-Serie in <strong>PS</strong>.<br />
Der Coach<br />
Pascal Eckhardt fährt seit seiner Kindheit Motorrad,<br />
kam aber erst spät zum Rennsport. 2003 stieg er in<br />
den Yamaha-R6-Cup ein, war im Jahr darauf schon<br />
Vizemeister und gewann den Cup schließlich 2006.<br />
Danach fuhr der Allgäuer Supersport in der IDM,<br />
konnte einige Laufsiege feiern und stand unzählige<br />
Male auf dem Podest.<br />
Text Pascal Eckhardt Fotos racepixx<br />
Wie schnell doch so ein Jahr<br />
vergeht. Ich kann mich noch<br />
gut daran erinnern, wie<br />
aufgeregt ich vor dem ersten Teil meiner<br />
„Fahrtipps mit Ecke“-Serie war. Ich war<br />
mir nicht sicher, ob ich mein Wissen an<br />
euch, die <strong>PS</strong>-Leser, weitergeben kann.<br />
Sollte ich meine Tipps doch unterhaltsam<br />
und nicht schulbuchmäßig nüchtern an<br />
euch herantragen. Eure Reaktionen zeigen<br />
aber, dass dies anscheinend ganz gut<br />
gelungen ist – und da bin ich schon ein<br />
wenig stolz drauf.<br />
Was die reine Fahrtechnik betrifft, habe<br />
ich meines Erachtens alles Wichtige angesprochen.<br />
Klar kann man jedes Thema<br />
noch bis ins kleinste Detail zerlegen und<br />
wissenschaftlich belegen, aber darum ging<br />
es hier ja nicht. Ich wollte euch einfach<br />
mal einige Tipps mit auf den Weg geben,<br />
die nicht unbedingt in diesen ausgelutschten<br />
Fahrtechnik-Bibeln stehen. Ich selbst<br />
habe in meiner Lernphase mehr mit den<br />
Tipps erfahrener Piloten anfangen können<br />
als mit Büchern. Das Problem dabei war<br />
und ist, dass ausgebuffte Rennfahrer ihre<br />
Tipps nicht gerne zum Besten geben, da<br />
sind eben alle Rennsportler ein biss chen<br />
egoistisch. Und das war ich in meiner<br />
aktiven Phase ehrlich gesagt auch. Doch<br />
jetzt im Ruhestand hat es mir wirklich<br />
Spaß gemacht, euch ein wenig zur Seite<br />
zu stehen.<br />
Mich haben kürzlich noch zwei Fragen<br />
erreicht, auf die ich zum Abschluss der<br />
Serie gerne eingehen möchte. Eine davon<br />
lautete: „Wie viel Training brauche ich<br />
eigentlich, um auf der Rennstrecke schnell<br />
zu sein beziehungsweise schnell zu<br />
bleiben?“ Dies lässt sich, wie so vieles,<br />
pauschal nicht beantworten, denn jeder<br />
Mensch ist anders. Das beste Beispiel<br />
ist immer noch der Vergleich zwischen<br />
meinem ehemaligen Teamkollegen<br />
Christian Kellner und mir. Ich denke,<br />
„Kelle“ ist ein sehr großes Fahrtalent.<br />
Egal, wie lange er nicht mehr auf dem<br />
Motorrad gesessen hat, er kommt, steigt<br />
auf und ist von der ersten Runde an richtig<br />
schnell. Das hat mich manchmal echt<br />
zur Verzweiflung gebracht. Ich dagegen<br />
war Ich fing meistens relativ langsam an,<br />
verbesserte dann meine Rundenzeiten<br />
sprunghaft. Am Ende des Tages waren<br />
wir meistens gleich schnell.<br />
Und was sagt uns das jetzt? Dass jeder<br />
für sich sein persönliches Trainingspensum<br />
finden muss. Der eine braucht weniger<br />
Training, der andere mehr. Unumstößlicher<br />
Fakt ist aber, dass viele Trainingskilometer<br />
einfach schneller und sicherer machen!<br />
Und dabei geht es noch nicht einmal um<br />
die absolute Rundenzeit während des<br />
Trainings. Wer mehr fährt steht einfach<br />
besser im Saft, ist reaktionsschneller<br />
und das Popometer ist besser geeicht.<br />
Die zweite Frage ging in die Richtung<br />
„Verletzung im Rennsport“. Jemand<br />
wollte wissen, wie mit Blessuren bei der<br />
Rennerei umzugehen ist. Ich weiß nicht,<br />
ob die Frage auf den Vorfällen der diesjährigen<br />
MotoGP-Saison fußt, in der Jorge<br />
Lorenzo bei der schnellen Rückkehr aufs<br />
Bike die Messlatte sehr hoch gelegt hat.<br />
Meine Meinung dazu: Denkt einmal<br />
darüber nach, was wir hier machen. Keiner<br />
von uns verdient seine Brötchen mit dem<br />
Rennfahren. Es sieht bei uns doch so aus,<br />
dass wir am Abend des Rennsonntags<br />
alle wieder in unsere Transporter steigen,<br />
einen langen Weg nach Hause fahren,<br />
um montags wieder beim Arbeitgeber auf<br />
der Matte zu stehen. So war es auch bei<br />
mir, als ich noch aktiv IDM gefahren bin.<br />
Na klar bin auch ich schon neun Tage nach<br />
einem doppelten Schlüsselbeinbruch<br />
wieder auf dem Rennmoped gesessen,<br />
doch da ging es für mich noch um die<br />
deutsche Meisterschaft. Um was geht<br />
es bei euch?<br />
Spätestens jetzt sollte uns klar sein,<br />
worauf es ankommt. Denkt in Ruhe<br />
darüber nach, was ihr noch erreichen<br />
wollt – und realistisch erreichen könnt.<br />
Und dann wägt das Risiko ab. Logisch,<br />
dass bei unserem liebsten Sport ganz<br />
viel unkalkulierbar bleibt, aber mit ein<br />
bisschen Vernunft macht er genauso viel<br />
Spaß und ihr könnt am Montag wieder<br />
arbeiten gehen.<br />
Jetzt ist also ein guter Zeitpunkt, den<br />
Hut zu nehmen, sozusagen Feierabend zu<br />
machen. Lasst uns mit Respekt und den<br />
nötigen fünf Prozent Luft nach oben auf<br />
der Rennstrecke ballern gehen und Spaß<br />
haben. Vielleicht sehen wir uns dabei mal<br />
auf irgendeiner Strecke. Es würde mich<br />
freuen! Bleibt sitzen und viel Erfolg<br />
www.ps-online.de <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 75
MOTOGP-TECHNIK SeamleSS-GeTRIeBe DeR HOnDa Rc 213 V<br />
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76 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
Honda-Piloten ziehen schwarze Striche, die Konkurrenz hat nix zu lachen. Auch<br />
wenn das geheimnisvolle Seamless-Getriebe nur wenige hundertstel Sekunden<br />
pro Runde bringt, sind es genau die Sekundenbruchteile, die den Sieger vom<br />
Zweiten trennen. <strong>PS</strong> lüftet das Geheimnis der pfiffigen Honda-Konstruktion.<br />
S<br />
Text Werner Koch Fotos 2snap, Werner Koch, Honda<br />
Sobald an einer MotoGP-Werks-<br />
Honda das Getriebe demontiert<br />
wird, herrscht Aufbruchstimmung.<br />
Rennmechaniker, Reifentechniker und<br />
Fahrwerksexperten müssen ausnahmslos<br />
die Box verlassen. Nur einem ausgewählten<br />
Kreis von HRC-Ingenieuren ist der Blick in<br />
die Schaltbox der RC 213V gestattet. Und<br />
das, obwohl Honda bereits am 3. Februar<br />
2011 die Patentschrift mitsamt Zeichnungen<br />
für das Seamless-Getriebe veröffentlichte.<br />
Man darf aber sicher sein, dass HRC<br />
nur die rein mechanischen Grundlagen zur<br />
Einsicht freigab. Die Feinheiten und die<br />
dazugehörige elektronische Motorsteuerung<br />
aber werden besser gehütet als die Goldschätze<br />
in Fort Knox. Dabei sind schon<br />
allein die mechanischen Abläufe der neuen<br />
Schaltbox so komplex, dass wir diese nur<br />
durch die Zeichnungen und Funktions-<br />
Skizzen auf den Seiten 78/79 verständlich<br />
aufbereiten konnten. Auch wenn viele<br />
Rennsport-Experten bei der Honda-Konstruktion<br />
schmunzelnd auf die alten Zieh -<br />
keil getriebe von Zündapp, Sachs und Maico<br />
in den 60er- und 70er- Jahren verweisen<br />
(siehe Fotos Seite 80), sind genau betrachtet<br />
nur wenig Gemeinsamkeiten zwischen<br />
den grobschlächtigen Moped-Getrieben und<br />
dem feinmechanischen Honda-Kunstwerk<br />
zu entdecken.<br />
Um zu verstehen, warum sich Honda<br />
– und unter Zugzwang auch Yamaha und<br />
Ducati – vom konventionellen Klauen-<br />
www.ps-online.de <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 77
SeAMLeSSGetRieBe: SCHALtVORGÄNGe iM DetAiL<br />
1.Gang<br />
1.Gang<br />
KlInKen-mecHanIK Die Getrieberäder<br />
(grau) werden über je zwei Lastklinken<br />
(grün = Motordrehmoment) und Gegenlastklinken<br />
(rot = Motorbremsmoment) mit der<br />
Welle verbunden. Federn (blau) aktivieren sie,<br />
die Stößel (gelb) entsperren die Verzahnung<br />
ScHRITT 1.<br />
Alle vier Sperrklinken<br />
sind in eingriffsposition<br />
und können Motordrehmoment<br />
(grün) als auch<br />
Motorbremsmoment (rot)<br />
übertragen. Wir nennen<br />
diese zur Vereinfachung<br />
Last und Gegenlastklinken<br />
ScHRITT 2<br />
Die Schaltmechanik in<br />
der Getriebewelle löst<br />
zuerst die beiden Gegenlastklinken<br />
(rot). Das<br />
Motorrad kann also über<br />
die von der Feder beaufschlagten<br />
Lastklinken<br />
(grün) noch voll beschleunigen<br />
ScHalTunG in der hohlgebohrten Getriebewelle (hellblau)<br />
sitzt eine kulissenführung (rosa) für die Stößel (gelb). Ausgefahren<br />
entriegeln sie fünf der sechs zahnräder (grau) gegen den Druck<br />
der Federn (blau), eingefahren (siehe 1. Gang) stellen sie über die<br />
klinken (rot) die formschlüssige Verbindung zur Getriebewelle her<br />
1. Gang im eingriff<br />
DIe ZIeRlIcHen KlInKen<br />
übertragen 260 <strong>PS</strong>. in jedem<br />
zahnrad werden je zwei Lastklinken<br />
(grün) und Gegenlastklinken<br />
(rot), zwei Stößel (gelb), Schraubenfedern<br />
(blau) und vier Wellen<br />
(grau) verbaut – ein Meisterwerk<br />
getriebe verabschiedet haben, muss man<br />
die heiklen Schaltphasen auf einer<br />
anspruchsvollen GP-Strecke sehr genau<br />
und in Zeitlupe analysieren. Nach dem<br />
brutalen Anbremsen, auch dieser Vorgang<br />
wird bereits mit viel Elektronik-Zauberei<br />
besänftigt, Stichwort Standgasanhebung<br />
zur Anpassung des Motorschleppmoments,<br />
klatschen die Draufgänger ihre<br />
Biester in Schräglagen von bis zu 65 Grad.<br />
Die Ellbogen schraddeln über den Asphalt<br />
und man hat das Gefühl, dass die Jungs in<br />
dieser Phase einfach kontrolliert stürzen,<br />
um Sekunden später das Motorrad abrupt<br />
aufzurichten, um dem Hinterreifen auf der<br />
größt möglichen Kontaktfläche so viel Grip<br />
wie möglich zu entlocken. Jetzt ist die<br />
Phase erreicht, in der man richtig viel Zeit<br />
gewinnt – oder liegen lässt. Dabei kommt<br />
dem Seamless-Getriebe, kurz<br />
SG genannt, eine entscheidende Rolle<br />
zu, weil bereits am Kurvenausgang in<br />
Schräglagen ab 40 Grad eine maximale<br />
Beschleunigung möglich ist, ohne dass<br />
das Motorrad seitlich ausbricht. Wird dabei<br />
ein Schaltvorgang fällig, kommt das<br />
78 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
2.Gang 1.Gang 2.Gang<br />
ScHRITT 3<br />
Fast zeitgleich rasten am<br />
2. Gang die Lastklinken<br />
(grün) in die nächstbeste<br />
Verzahnung ein und übernehmen<br />
nahtlos den<br />
kraftfluss des Motors.<br />
in diesem Moment sind<br />
tatsächlich zwei Gänge<br />
zeitgleich im eingriff<br />
ScHRITT 4<br />
Weil jedoch die Gegenlastklinken<br />
(rot) im 1. Gangrad<br />
geöffnet sind, kann<br />
dieses mit weniger Drehzahl<br />
weiterlaufen (gelbe<br />
Pfeile). Dabei wirken die<br />
beiden Lastklinken (grün)<br />
jetzt wie ein Hinterrad<br />
Freilauf am Fahrrad<br />
ScHRITT 5<br />
Nach etwa 10 Millisekunden<br />
sind am 2. Gangrad<br />
alle Sperrklinken (grün<br />
und rot) in eingriffsposition.<br />
Das Getrieberad<br />
kann sowohl das Motordrehmoment<br />
als auch<br />
das Motorbremsmoment<br />
übertragen.<br />
Sperrklinken<br />
Kurvenabschnitt Darstellung „Datarecording“<br />
Geschwindigkeit<br />
Schlupf<br />
Federweg hinten<br />
Gasgriffstellung<br />
Zugkraft am Hinterrad<br />
Schaltung<br />
Seamless<br />
Getriebe<br />
Schaltung<br />
Serien<br />
Getriebe<br />
Schaltphase<br />
Fahrstrecke in Meter<br />
Schaltphase<br />
auSGanGSWelle Auf<br />
dieser Welle sitzen die Sperrklinken<br />
in den Aussparungen.<br />
Durch den relativ großen Durchmesser<br />
wird das auf die klinken<br />
wirksame Drehmoment reduziert<br />
und die Haltbarkeit erhöht<br />
BeScHleunIGunGSPHaSe Beim Hochschalten in<br />
Schräglage zacken beim Seriengetriebe Federwege (dunkelblau)<br />
und der Schlupf am Hinterrad (grün) aus der Spur, da der Lastwechsel<br />
durch Gas schließen/kupplung betätigen die zugkraft<br />
(rot) unterbricht, um danach mit Drehmomentüberschuss einen<br />
leichten Rutscher (grün) zu erzeugen. Beim HondaSG bleiben<br />
Fahrwerk und Schlupf stabil, die Beschleunigung ist perfekt<br />
Motorrad mit konventionellem Getriebe<br />
und entsprechend langer Unterbrechung<br />
der Zugkraft am Hinterrad aus dem Tritt,<br />
denn selbst mit Schaltautomat sind das<br />
rund 0,1 Sekunden. Beim konventionellen<br />
Gangwechsel mit gezogener Kupplung<br />
vergehen rund 0,3 Sekunden, bis die volle<br />
Motorleistung wieder am Hinterrad zerrt.<br />
Dieser Lastwechselruck kann das Motorrad<br />
aufschaukeln, die Linie verhageln oder<br />
durch eine zu brutal einsetzende Drehmomentspitze<br />
die Fuhre querstellen.<br />
Zudem federt die Schwinge bei Unterbrechung<br />
der Zugkraft ein paar Zentimeter<br />
ein und nach dem Schaltvorgang abrupt<br />
wieder aus. Warum? Weil die MotoGP-<br />
Maschinen, wie alle guten Supersportmaschinen,<br />
so konstruiert sind, dass das<br />
Heck beim Beschleunigen mehr oder<br />
weniger stark ausfedert. Dieser sogenannte<br />
Anti-Squad-Effekt wird durch eine sehr<br />
steil stehende Schwinge und eine dazu<br />
passende Antriebsgeometrie (Position<br />
und Durchmesser von Kettenritzel und<br />
Kettenrad) erreicht (siehe Seite 46/47<br />
Technik). Dieser Effekt beeinflusst die<br />
Rahmen- und Lenkgeometrie der Maschine<br />
am Kurvenausgang positiv.<br />
Der Lastwechselruck beim konventionellen<br />
Schaltvorgang bewirkt natürlich<br />
auch eine kurzzeitige Reduzierung des<br />
Anpressdrucks des Hinterradreifens –<br />
Stichwort dynamische Radlastverlagerungund<br />
lässt dadurch auch die Gabel leicht<br />
durchfedern. Die Summe dieser Bewegungen<br />
und Geometrieänderungen<br />
versetzt das Motorrad in Unruhe und stört<br />
eine gleichmäßige, optimale Beschleunigung.<br />
Um die Unterschiede zwischen<br />
www.ps-online.de <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 79
klassisches ziehkeilgetriebe<br />
Im Aufbau gleicht das alte Maico RS<br />
<strong>12</strong>5-Getriebe aus den 70er-Jahren dem der<br />
Honda RC 213 V. Auch hier sind alle sechs<br />
Losräder (1) und<br />
die innen liegende<br />
Schaltbetätigung<br />
(2) auf der Ausgangswelle<br />
(3)<br />
untergebracht<br />
3<br />
1<br />
2<br />
Der Vergleich zu den alten Moped-Getrieben<br />
gilt nur für das grobe Bauprinzip, bei dem die<br />
Schaltmechanik in der hohlen Ausgangswelle<br />
untergebracht ist. Bei der Maico<br />
wurden die Losräder über einen kreuzförmigen<br />
Ziehkeil mit der Welle verbunden<br />
(kleines Foto oben). Andere Hersteller<br />
drückten über einen konischen Ziehkeil<br />
Kugeln durch die gebohrte Welle, die sich in<br />
die inneren Aussparungen der Getrieberäder<br />
schieben. Im Gegensatz zum Klauengetriebe,<br />
bei dem die Zahnräder auf der Welle verschoben<br />
werden (siehe <strong>PS</strong> 11/13), baut das<br />
Honda-Getriebe ähnlich schmal wie das<br />
abgebildete Maico-Bauteil. Auch dort sitzen<br />
die sechs Gangräder sehr eng beieinander.<br />
Mit dem Vorteil, dass die kurze, hohlgebohrte<br />
Welle weniger Durchbiegung aushalten<br />
muss. Ähnlich einem Ziehkeil, werden die<br />
Schaltklinken der Honda von innen betätigt.<br />
Dieser Vorgang darf jedoch laut Reglement<br />
nicht elektronisch, hydraulisch oder<br />
pneumatisch gesteuert, sondern muss vom<br />
Fahrer über eine Mechanik betätigt werden.<br />
einem konventionellen Schaltvorgang und<br />
dem Seamless-Getriebe verständlich zu<br />
machen, haben wir ein fiktives, aber auf<br />
einer echten 2D-Datenaufzeichnung<br />
basierendes Diagramm erstellt, das die<br />
sich überlagernden Bewegungen und<br />
Änderungen veranschaulicht. Diese<br />
Unruhen kosten nicht nur Zeit, sondern<br />
zerreiben unnötigerweise die Reifen<br />
mitsamt dem Nervenkostüm des Piloten.<br />
An solchen Kapriolen fanden die Honda-<br />
Konstrukteure keinen Gefallen mehr und<br />
erdachten sich den nahtlosen Schaltvorgang,<br />
bei dem tatsächlich zwei Gänge<br />
zeitgleich im Eingriff sind.<br />
Die aufwendige HRC-Feinmechanik<br />
erfreut die Honda-Piloten mit einem ganzen<br />
Bündel an Vorteilen. Zum einen können sie<br />
auch in verzwickten Kurvenkombinationen<br />
lässig ein oder gar zwei Gänge hochschalten,<br />
was den Spritverbrauch senkt und das<br />
Motorrad durch die weniger aggressive<br />
Motorleistung fahrbarer macht. Beim vollen<br />
Beschleunigen in Schräglage bleibt der<br />
Schlupf und damit der leichte Driftwinkel<br />
konstant und berechenbar. Durch diese<br />
positiven Eigenschaften können die<br />
Honda-Werksfahrer am Kurvenausgang<br />
lenken, auch wenn das Vorderrad beim<br />
Power-Wheelie den Bodenkontakt verliert.<br />
Balance auf<br />
einem Rad. Obwohl<br />
das Vorderrad<br />
keinen Bodenkontakt<br />
mehr hat<br />
(Pfeil), hält Marc<br />
Marquez die Honda<br />
über den tief und<br />
weit nach innen<br />
gebeugten Oberkörper<br />
auf der<br />
gewünschten Linie<br />
und kann so dem<br />
Hinterreifen mit<br />
vollem Druck das<br />
Maximum an Grip<br />
abverlangen<br />
Das Motorrad hält jedoch nur mit einem<br />
perfekten Driftwinkel die Spur, wenn der<br />
Pilot durch akrobatisches Hanging-Off und<br />
der daraus resultierenden, asymmetrischen<br />
Verlagerung des Schwerpunkts dem Bike<br />
einen Drall zur Kurveninnenseite verpasst.<br />
Außerdem wirken die MotoGP-Piloten mit<br />
einem möglichst tief platzierten Oberkörper<br />
– allen voran Marc Marquez – auch der<br />
Wheelie-Neigung bei voller Beschleunigung<br />
aus Schräglage entgegen (siehe Foto links).<br />
Denn dadurch sinkt der Schwerpunkt, das<br />
Vorderrad bleibt am Boden. Für die Fahrwerkstechniker<br />
ergeben sich mit dem<br />
Seamless-Getriebe mehr Abstimmungsmöglichkeiten,<br />
da das Problem einer sich<br />
wild aufschaukelnden Heckpartie durch die<br />
geschmeidige, gleichmäßige Kraftabgabe so<br />
gut wie eliminiert ist.<br />
Natürlich helfen die HRC-Techniker auch<br />
mit dem elektronischen Gasgriff nach. Bei<br />
dem nur noch rund 10 Millisekunden (also<br />
0,01 Sekunden) dauernden Schaltvorgang<br />
wird die Motorleistung so justiert, dass dem<br />
Fahrer nach dem Gangwechsel und der<br />
dadurch verringerten Motordrehzahl dieselbe<br />
Zugkraft am Hinterrad zur Verfügung<br />
steht wie davor. Diese Anpassung erfolgt<br />
über ein hinterlegtes Programm in der<br />
Motorsteuerung, das die Drossel klappen<br />
in die entsprechende Position bringt, damit<br />
Zugkraft und Schlupf nahezu identisch<br />
bleiben und das Motorrad nahtlos weiterbeschleunigt<br />
werden kann. Ein Vorteil, der die<br />
Konkurrenz massiv in Bedrängnis gebracht<br />
und zum Handeln gezwungen hat.<br />
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Meistertitel<br />
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Supersport-Klasse geht <strong>2013</strong> an<br />
Kevin Wahr aus Nagold auf der<br />
Yamaha-R6. Mit 336 Punkten setzte<br />
sich der Schwarzwälder am Ende<br />
deutlich gegen seinen härtesten<br />
Rivalen, IDM-Urgestein Roman<br />
Stamm aus der Schweiz auf Kawasaki,<br />
durch. Vor allem zum Saisonende<br />
war Wahr nicht zu stoppen und<br />
gewann ab dem neunten Saisonrennen<br />
alles, während Stamm in der<br />
ersten Hälfte die Meisterschaft<br />
anführte, aber zum Ende hin neben<br />
zweiten Plätzen vor allem einen<br />
Nuller im ersten Lauf in Hockenheim<br />
hinnehmen musste.<br />
Super Duke Battle auch für <strong>12</strong>90 R<br />
Schon <strong>12</strong> dabei<br />
Die Super Duke Battle geht auch<br />
2014 wieder an den Start. Der<br />
einst von KTM Deutschland<br />
lancierte und dann unter der<br />
Regie von KTM-Händler Konrad<br />
Schittko (www.schittko-motorradsport.de)<br />
betriebene Cup<br />
erlaubt 2014 auch den Start von<br />
<strong>12</strong>90er-Super Dukes. Bereits <strong>12</strong><br />
Nennungen für die neuen Bikes<br />
liegen laut Schittko vor. Gewertet<br />
wird in 990er- und <strong>12</strong>90er-<br />
Kategorie, wobei es am Saisonende<br />
nur einen Gesamt-Meister<br />
geben wird. Für 2290 Euro kann<br />
sich jeder Super Duke-Treiber<br />
für die 14 Rennen plus Auftakttraining<br />
einschreiben: www.<br />
conti-battle.de.<br />
Fotos Wießmann<br />
82 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
Fotos Uwe Beck<br />
17 Jahre,<br />
Schüler und<br />
ein echtes<br />
Talent: Dominik<br />
Engelen<br />
ist Meister im<br />
Yamaha-R6-<br />
Dunlop-Cup<br />
Dominik Engelen heißt der Sieger<br />
des Yamaha-R6-Dunlop-Cups <strong>2013</strong>. Der<br />
erst 17-jährige Schüler aus Leverkusen<br />
fuhr sein zweites Jahr im Cup und<br />
zeigte über die ganze Saison extrem<br />
gute Leistungen. Vor allem in Oschersleben<br />
und Zolder stellte Engelen seine<br />
große Klasse unter Beweis, als er mit<br />
dem relativ seriennahen Motorrad<br />
zweimal sensationelle Rundenzeiten<br />
markierte. Im belgischen Zolder, das<br />
erstmals im IDM-Programm stand,<br />
blieb der Mann mit der Startnummer<br />
96 als Einziger unter 1.40 min pro<br />
Runde (1.39,2 min), auch wenn er das<br />
Rennen nicht gewinnen konnte. Im<br />
dritten Lauf in Oschersleben legte<br />
Engelen noch einmal nach und gewann<br />
schließlich souverän. Dabei unterbot er<br />
auf der R6 nicht nur den Cup-Rekord<br />
aus dem Vorjahr (1.32 min) um über<br />
eine Sekunde (beste Runde 1.30,9 min),<br />
sondern blieb in diesem Rennen gleich<br />
13-mal unter der alten Bestmarke.<br />
Engelens schärfster Widersacher<br />
war der deutlich erfahrenere Finne Ville<br />
IDM Superstock<br />
Enge Kiste für<br />
Mackels<br />
Für den Belgier Bastien Mackels ging<br />
die Sache gut aus: Der BMW-Pilot holte<br />
sich im letzten Saisonrennen mit<br />
einem Sieg die nötigen Punkte und<br />
Valtonen, der die beiden ersten Rennen<br />
gewinnen konnte. Aber ab Oschersleben<br />
drehte Engelen auf, gewann<br />
zweimal in Folge, musste zweimal nur<br />
knapp Max Fritzsch und Julian Puffe<br />
vor sich lassen, bevor er in Hockenheim<br />
wieder ganz oben stand, wenn<br />
auch mit 17 Tausendstel nur haarscharf<br />
vor Toni Riedel.<br />
Spannend machte das Saisonfinale<br />
dann der Regen in der Lausitz. Denn<br />
Engelen hatte schon in Zolder bei<br />
schwierigen Bedingungen Nerven<br />
gezeigt, als er am Ende mit Platz zehn<br />
sein schlechtestes Saisonergebnis<br />
erzielte. Zwar hätte Engelen beim<br />
Endlauf ein siebter Rang zur Meisterschaft<br />
gereicht, aber es goss wie aus<br />
Kübeln. Dazu kam ein Highsider im<br />
freien Training, bei dem sich der<br />
Leverkusener allerdings nicht verletzte.<br />
„Als der Regen Samstagnacht dann<br />
langsam aufhörte, war ich schon<br />
erleichtert“, gab Engelen zu, der nur<br />
von Startplatz zwölf ins Rennen gehen<br />
konnte. Die teilweise nur auf der<br />
Ideallinie trockene Strecke machte die<br />
Aufgabe besonders schwierig, bis auf<br />
Platz sieben vorfahren zu müssen.<br />
Am Ende hatte es Engelen als Sechster<br />
aber geschafft und wurde verdient<br />
Meister. Die Zukunft ist für den Cup-<br />
Sieger jedoch noch ungewiss und<br />
letztlich eine Geldfrage, wie Vater<br />
Rainer <strong>PS</strong> verriet. Einen IDM-Einsatz<br />
kann er allein nicht finanzieren.<br />
wurde Meister in der neuen Superstock-Serie.<br />
Am Ende waren es zwei<br />
mickrige Punkte, die Mackels vor<br />
seinem Widersacher, dem Schweizer<br />
Daniel Sutter lag, der die Sache bis zur<br />
Zieldurchfahrt spannend hielt und<br />
Zweiter wurde. Schon von Beginn der<br />
Saison an lieferten sich die beiden<br />
Kontrahenten unter den<br />
Superbikes ein erbittertes<br />
Duell um die Meisterkrone<br />
– Kawasaki gegen BMW –<br />
mit dem besseren Ende für<br />
das VanZon-Team um<br />
Werner Daemen.<br />
Fotos IDM<br />
Der Belgier Bastien<br />
Mackels fuhr mit BMW<br />
zum IDM-Meistertitel<br />
Reglementänderung im Yamaha-R6-Cup<br />
Vier Angebote<br />
Foto Uwe Beck<br />
In der bald 37-jährigen Geschichte<br />
des Yamaha-R6-Dunlop-Cups gibt es<br />
ein echtes Novum zu vermelden. Ab<br />
der Saison 2014 können die Motorräder<br />
der Vorsaison wieder eingesetzt<br />
werden. Damit will Yamaha die<br />
Kosten für die Teilnehmer geringer<br />
halten, die bisher immer das aktuelle<br />
Modell fahren mussten und deshalb<br />
für treue Cup-Fahrer jedes Jahr das<br />
große Paket fällig wurde. Ab kommender<br />
Saison gibt es vier Angebote:<br />
Paket 1 schließt wie in den Jahren<br />
zuvor für 16 890 Euro neben dem<br />
Motorrad mit Racing-Kitteilen auch<br />
alle Startgelder, Teambekleidung und<br />
Fahrerausrüstung mit ein. Paket 2<br />
richtet sich an Fahrer der Saison<br />
<strong>2013</strong>. Sie zahlen 3490 Euro für<br />
Startgelder und Teamkleidung,<br />
während sie das Vorjahresmotorrad<br />
und die Fahrerausrüstung mitbringen<br />
können. Paket 3 ist für neue<br />
Cup-Fahrer, die ein Motorrad aus<br />
dem Cup-Jahr <strong>2013</strong> kaufen. Sie<br />
bekommen für 6490 Euro die<br />
Teamklamotten und die komplette<br />
Fahrerausrüstung, die Nenn- und<br />
Einschreibegebühren sind ebenfalls<br />
enthalten. Wer eine aktuelle Yamaha-<br />
R6 beim Händler gekauft hat und<br />
nun im Cup starten will, bekommt<br />
mit Paket 4 für 8990 Euro die Rennkitteile,<br />
die Bekleidung und die<br />
Fahrerausrüstung, auch hier sind alle<br />
Gebühren mit dabei. Weitere Infos<br />
unter www.yamaha-cup.de. „Wir<br />
wollen den sehr erfolgreichen Cup<br />
für weitere Talente attraktiv machen<br />
und die Fahrer, die bereits im Cup<br />
gestartet sind, gern weiter bei uns<br />
betreuen“, sagt Cup-Koordinator<br />
Thomas Kohler gegenüber <strong>PS</strong>. „Da<br />
die Chancengleichheit bei uns aber<br />
das Allerwichtigste ist, müssen wir<br />
einen Überblick bei den Motorrädern<br />
behalten, vor allem was den technischen<br />
Zustand angeht. Deshalb<br />
können wir ältere Motorräder, von<br />
denen wir nicht wissen, woher sie<br />
kommen und was daran eventuell<br />
gemacht wurde, nicht zulassen.“<br />
www.ps-online.de <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 83
SPORT NEWS<br />
KILLER-FINALE<br />
Valencia (ES) Wer dieses MotoGP-<br />
Finale gesehen hat, wird es nie mehr<br />
vergessen. Ein zu allem entschlossener<br />
Jorge Lorenzo wollte seinen WM-Titel<br />
mit allen erdenklichen Mitteln verteidigen.<br />
Dani Pedrosa, schon längst<br />
aus dem WM-Rennen herausgepurzelt,<br />
wollte nichts mehr, als dieses letzte<br />
Rennen gewinnen. Und der Rookie<br />
des Jahres und WM-Titelkandidat Marc<br />
Marquez, mit immerhin 13 Punkten<br />
Vorsprung in der WM-Tabelle nach<br />
Valencia gereist, wollte nichts anderes<br />
als aufs Podest – aber auch das unter<br />
allen Umständen und am liebsten<br />
aufs mittlere Treppchen. Die Ampel<br />
ging aus, und die MotoGP-Stars fielen<br />
übereinander her wie ausgehungerte<br />
Piranhas über ein verletztes Beutetier.<br />
Es kochte förmlich auf dem Asphalt,<br />
alleine Lorenzo und Pedrosa überholten<br />
sich in den ersten Runden fast ein<br />
Dutzend Mal und klebten aneinander<br />
wie Kletten.<br />
Doch was zu Beginn aussah wie ein<br />
Defekt an Lorenzos Yamaha – schließlich<br />
konnte sich der Mallorquiner nicht<br />
wie so oft dieses Jahr gezeigt in den<br />
ersten Runden von der Konkurrenz<br />
absetzen – war eiskalte Renntaktik.<br />
Lorenzo hielt das Tempo in der Anfangsphase<br />
bewusst niedrig, in der Hoffnung,<br />
das Marquez einen Fehler macht,<br />
oder gar langsamere Fahrer wie Rossi,<br />
Bradl oder Bautista sich an dem<br />
Titelanwärter vorbeipressen würden.<br />
Doch die drei Außerirdischen waren<br />
auch im Schleichgang zu schnell<br />
für den Rest der Welt. Als nach einem<br />
Fahrfehler plötzlich Marquez vor<br />
Lorenzo auftauchte, änderte Jorge<br />
seine Taktik, attackierte den Youngster<br />
sofort und raste auf und davon.<br />
Ein letzter Sieg versüßte Jorge Lorenzo<br />
die Saison, Pedrosa wurde Zweiter<br />
und der 20-jährige Marc Marquez mit<br />
einem sicheren dritten Rang der<br />
jüngste Weltmeister der Königsklasse<br />
aller Zeiten. Wer die drei Spanier im<br />
Parc Fermé anschließend feiern sah,<br />
konnte kaum glauben, dass es sich hier<br />
TOP FIVE IN ALLEN KLASSEN<br />
MotoGP Moto2 Moto3<br />
1.<br />
Marc Marquez,<br />
334 P.<br />
Pol Espargaro,<br />
265 P.<br />
Maverick Vinales,<br />
323 P.<br />
2.<br />
Jorge Lorenzo,<br />
330 P.<br />
Scott Redding,<br />
225 P.<br />
Alex Rins,<br />
311 P.<br />
3.<br />
Dani Pedrosa,<br />
300 P.<br />
Esteve Rabat,<br />
215 P.<br />
Luis Salom,<br />
302 P.<br />
4.<br />
Valentino Rossi,<br />
237 P.<br />
Mika Kallio,<br />
187 P.<br />
Alex Marquez,<br />
213 P.<br />
5.<br />
Cal Crutchlow,<br />
188 P.<br />
Dominique Aegerter,<br />
157 P.<br />
Jonas Folger,<br />
183 P.<br />
Die <strong>2013</strong>er-Champs auf einen Blick (v.l.n.r.): Pol Espargaro<br />
(Moto2), Marc Marquez (MotoGP) und Maverick Vinales (Moto3)<br />
84 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
Fotos 2snap<br />
MotoGP<br />
Bradl im Ziel<br />
Wenn man über viele Jahre<br />
hinweg auf ein und derselben<br />
Rennstrecke nicht ins Ziel<br />
kommt, kann man schon von<br />
einem Fluch sprechen. Stefan<br />
Bradl und Valencia, das endete<br />
für den Zahlinger seit fünf<br />
Jahren immer im Kies. Dieses<br />
Jahr durchbrach er endlich den<br />
bösen Bann und erkämpfte mit<br />
seiner Honda RCV 213 trotz<br />
eines schlechten Setups den<br />
sechsten Rang im Rennen.<br />
Trotz Schwierigkeiten mit dem<br />
Setup in allen Trainings brach<br />
Bradl seinen „Valencia-Fluch“<br />
Foto 2snap<br />
Jüngster Champ der Königsklasse:<br />
Marc Marquez überwältigte <strong>2013</strong> alle<br />
um Erzfeinde handelte. Man hatte eher<br />
den Eindruck, dass sich hier Kumpels<br />
zu einer Party trafen.<br />
Trotz des sensationellen Meistertitels<br />
von Marquez presste sich auch Valentino<br />
Rossi in den medialen Mittelpunkt.<br />
Er sägte auf absolut inakzeptable Weise<br />
seinen Crew-Chief Jeremy Burgess ab.<br />
Nach 14 Jahren Partnerschaft, sieben<br />
WM-Titeln und 80 GP-Siegen schickt<br />
Rossi seinen Chefmechaniker in die<br />
Wüste. Burgess selbst kommentierte<br />
die Entlassung höchst professionell<br />
und bestätigte, dass ihn diese Entscheidung<br />
wie der Blitz getroffen hätte. Sein<br />
Nachfolger im Yamaha-Werksteam wird<br />
Silvano Galbusera.<br />
rob<br />
Moto3<br />
Geniale Abschiedsvorstellung<br />
Foto 2snap<br />
Nur fünf Punkte trennten<br />
Maverick Vinales, Luis<br />
Salom und Alex Rins vor<br />
dem Rennen – jeder hatte<br />
Chancen auf den Moto3-<br />
Titel. Im Rennen dann<br />
mischte Jonas Folger<br />
(Foto) die Spanier heftig<br />
auf und erkämpfte Rang<br />
zwei. Damit verabschiedete<br />
er sich gebührend in Richtung<br />
der Moto2-Klasse.<br />
WorldSBK/MotoGP<br />
Hochverrat?<br />
Die Sensation zum Ende der Superbike-WM-<br />
Saison war nicht der Titelgewinn von Tom<br />
Sykes auf Kawasaki, sondern der Wechsel des<br />
lang jährigen Aprilia-Racing Masterminds Gigi<br />
Dall’Igna (Foto) zu Ducati. Ab sofort beerbt er<br />
Bernhard Gobmeier und soll Ducati sowohl in<br />
der Superbike- wie auch in der MotoGP-WM<br />
zurück auf die Siegerstraße führen. Wir werden<br />
sehen, ob er aus den momentan flügellahmen<br />
roten Eisen wieder Siegerbikes machen kann.<br />
Ende einer Ehe: Nach 14 erfolgreichen<br />
Jahren trennt sich Rossi von Burgess<br />
Foto 2snap<br />
Honda RCV 1000 R<br />
Feuertaufe<br />
Der Honda-Production-Racer für<br />
2014 erlebte am Montag nach<br />
dem MotoGP-Finale in Valencia<br />
den ersten Einsatz. Scott<br />
Redding pilotierte die RCV 1000<br />
R im MotoGP-Test auf die elfte<br />
Position und bewies damit das<br />
Potenzial des Bikes. Honda gibt<br />
knapp 240 <strong>PS</strong> bei 16 000/min an<br />
und sagt, dass die RCV 1000 R<br />
nur 0,3 Sekunden langsamer sei<br />
als der Prototyp RCV 213.<br />
Foto Honda<br />
www.ps-online.de <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 85
TRACKTEST WORLD SBK-KAWASAKI ZX-10R VON TOM SYKES<br />
MEIN<br />
ERSTES<br />
Schweizer Kollege David<br />
Basler von Töff fährt zum ersten<br />
Mal in seiner Karriere das Superbike<br />
eines Weltmeisters. Eidgenössische<br />
Gelassenheit trifft auf Tom Sykes‘<br />
MALUnser<br />
aggressive Kawasaki ZX-10R.
Text David Basler Fotos Kawasaki<br />
Kürzlich am Telefon: „Hättest<br />
du Lust und Zeit, im Anschluss<br />
an das WM-Finale in Jerez das<br />
Superbike von Tom Sykes Probe zu<br />
fahren?“ Habe ich mich gerade verhört?<br />
Falsch verbunden? Eigentlich habe ich<br />
keine Zeit, ich muss den Rasen mähen.<br />
Spaß beiseite, für diesen Event würde ich<br />
www.ps-online.de <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 87
Tom und „die Grüne“ waren 20<strong>12</strong> schon Titelkandidaten,<br />
<strong>2013</strong> hat es dann endlich geklappt. Herzlichen Glückwunsch<br />
meine eigene Hochzeit verschieben!<br />
Jerez, ich komme.<br />
Da steht sie vor mir. Ehrfürchtig<br />
bestaunen die weltweit zwölf auserkorenen<br />
Journalisten alle aufwendigen und<br />
teuren Details des exklusiven Renners.<br />
Es folgt eine kurze Einführung durch die<br />
KRT- Mechaniker, die das Rennmotorrad<br />
perfekt vorbereitet haben.<br />
Tom Sykes setzt auf eine Daumen-<br />
Hinterradbremse, weswegen man den<br />
Fußbremshebel vergeblich sucht. Außerdem<br />
werden die Gänge mittels Umkehrschaltung<br />
und einem Schaltautomat, der<br />
in beide Richtungen arbeitet, eingelegt.<br />
Will heißen, dass sich auch auf der<br />
Bremse der Griff zum Kupplungshebel<br />
erübrigt. Ein Antippen des Schalthebels<br />
reicht aus, um den nächsttieferen Gang<br />
mit Hilfe von elektronisch gesteuertem<br />
Zwischengas, Motorbremskontrolle und<br />
der Anti-Hopping-Kupplung sanft einzulegen.<br />
Das ist eigentlich alles, was man<br />
vor dem Aufsitzen wissen muss. Ach ja,<br />
und dass dieses Geschoss um die 240 <strong>PS</strong><br />
abdrückt – und dies bei einem Kampfgewicht<br />
von zirka 170 Kilogramm. Holla,<br />
das kann ja heiter werden.<br />
Die verlorene U nschuld<br />
Der große Moment ist gekommen. Die<br />
Mechaniker erwecken den Reihenvierer<br />
zum Leben und schieben die Ninja raus in<br />
die Boxengasse. Weil der erste Gang sehr<br />
lang übersetzt ist, schiebt ein Helfer das<br />
Motorrad an, bevor die Kupplung die Arbeit<br />
aufnimmt. Los! Klack und Toten stille...<br />
Der Rennmotor verlangt nach mehr Drehzahl.<br />
Ich habe ihn sogleich abgewürgt.<br />
Ups, sorry. Also, mehr Gas. Dieses Mal<br />
klappt alles. Unterlegt von einem rauen und<br />
ohrenbetäubenden Vierzylindersound schiebt<br />
die Grüne vorwärts. Auf der Bremse und in<br />
den Kurven gehe ich das Ganze gemächlich<br />
an. Konzentrieren wir uns deshalb zunächst<br />
auf den Motor. Anfangs traue ich mich nicht<br />
so recht, in engen Kehren den ersten Gang zu<br />
wählen. Fällt im Zweiten die Drehzahl zu weit<br />
ab, beginnt der Vierzylinder etwas zu stottern.<br />
Was dann beim Beschleunigen folgt, ist<br />
allerdings der reine Wahnsinn. Fast übers<br />
gesamte Drehzahlband schiebt die Kawa<br />
dermaßen brachial an, dass das Vorderrad<br />
nicht auf dem Boden gehalten werden kann.<br />
Bis in den vierten Gang streckt die Grüne<br />
immer wieder die Nase in den Himmel. Die<br />
Wheelie-Neigung wird durch meine tiefe<br />
Drehzahl am Kurvenausgang weiter<br />
begünstigt, wie mir die Boxencrew erklärt.<br />
Dennoch muss auch ein Tom Sykes gegen<br />
das steigende Vorderrad arbeiten. Um<br />
diese geballte Kraft auf den Boden zu<br />
bringen, bedient sich der Weltmeister der<br />
Daumenbremse. Denn eine elektronische<br />
Wheelie-Kontrolle kostet Vortrieb und<br />
somit Zeit. Sykes öffnet die Drosselklappen<br />
voll und hält mittels Daumenbremse<br />
das Vorderrad im Zaum. Im Zusammenspiel<br />
mit seiner Sitzposition und Gewichtsverlagerung<br />
resultiert daraus die höchstmögliche<br />
Beschleunigung. Die hohe Kunst<br />
88 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong>
Tom Sykes‘ Arbeitsplatz (unten) ist komplex.<br />
Viele bunte Knöpfe für viele Funk tionen wie<br />
Boxen-Limiter und so weiter<br />
Nein, das hier ist der<br />
Autor, nicht der World<br />
SBK-Weltmeister <strong>2013</strong><br />
des maximalen Vorschubs zu erlernen, ist<br />
allerdings schwierig, weshalb den Nicht-<br />
WM-Piloten das dauernd steigende Vorderrad<br />
mitunter am meisten fordert.<br />
Die Kunst des<br />
Rausbeschleunigens<br />
Auch das Chassis der ZX-10R ist weltmeisterlich.<br />
So spielerisch und präzise<br />
lenkt kein Serienbike ein. Richtungswechsel<br />
gehen auch in Schräglage locker von<br />
der Hand, und dennoch bleibt die Kawa<br />
stets beruhigend stabil. Mir fällt auf, wie<br />
straff die Gabel abgestimmt ist. Sykes<br />
ist ein extremer Spätbremser, weshalb er<br />
vorne sehr harte Federn fährt. Auf der<br />
Bremse unterstützt ihn zusätzlich der eingangs<br />
erwähnte Schaltautomat. Zwischengasstöße<br />
während harten Bremsmanövern<br />
sind im Rennsport zwar alltäglich.<br />
Dennoch hat der Dreh am Gasgriff einen<br />
kleinen Einfluss auf den Bremsdruck.<br />
Können die Gänge dank Elektronik ohne<br />
Kupplung und Zwischengas runtergeschaltet<br />
werden, kann sich der Pilot voll auf<br />
das reine Bremsmanöver konzentrieren.<br />
Das System funktioniert tadellos und<br />
ausgesprochen sanft. Schaltet man aus<br />
Gewohnheit dennoch konven tionell, ist<br />
sofort spürbar, wie der menschliche Eingriff<br />
die Performance des Gesamtsystems<br />
verschlechtert.<br />
Anfangs hätte kein Journalist gedacht,<br />
dass wir Nasenbohrer die Traktionskontrolle<br />
so deutlich zum Regeln bringen<br />
würden. Die Mechaniker behaupten aber<br />
steif und fest, Sykes sei mit genau diesen<br />
Einstellungen tags zuvor Weltmeister<br />
geworden. Die Traktion scheinen die Profis<br />
über ihren perfektionierten Fahrstil und<br />
durch das schnelle Aufrichten des Motorrads<br />
zu erreichen. Diese Unterschiede<br />
unserer Fahrstile sind überdies in den<br />
Telemetrie-Daten in der Box klar ersichtlich.<br />
Interessant: Ich bin am Scheitelpunkt<br />
schneller als Sykes. Er bremst in die Kurve<br />
hinein, schmeißt das Motorrad kurz ums<br />
Eck und öffnet sogleich wieder volle Pulle<br />
das Gas. Während Sykes die Drosselklappen<br />
bereits voll geöffnet hat, gurke ich mit<br />
nur zu 30 Prozent aufgedrehtem Gashahn<br />
in Schräglage langsam aus der Kehre und<br />
suche verzweifelt nach Haftung.<br />
In Demutshaltung<br />
Der direkte Vergleich mit dem Weltmeister<br />
ist spannend und erschreckend zugleich.<br />
Was die Jungs da in der WM leisten, ist<br />
schlichtweg grandios. Ein solches Motorrad<br />
bewegen zu dürfen, ist ein prägendes<br />
Erlebnis. Denn auf keinem käuflichen Bike<br />
lässt sich nur ansatzweise erleben, was so<br />
ein Superbike-Geschoss emotional auslöst.<br />
Man ist jederzeit Herr der Lage, und<br />
die Reserven sind fast unerschöpflich.<br />
Und weil alles perfekt passt, ist das Bike<br />
dennoch leicht zu fahren. Ich muss das<br />
Erlebte noch weiter verarbeiten, denn<br />
diese Runden in Jerez waren ein atemberaubendes<br />
Feuerwerk der Sinne.<br />
www.ps-online.de <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2013</strong> 89
VORSCHAU<br />
<strong>PS</strong> 1/2014 erscheint am Mittwoch, 18. Dezember <strong>2013</strong><br />
Der erste Schlagabtausch!<br />
Die<br />
KTM <strong>12</strong>90 Super<br />
Duke R tritt<br />
gegen die renovierte<br />
Aprilia<br />
Tuono V4 R APRC<br />
ABS an. Godzilla<br />
versus King Kong<br />
Nackte Tatsachen<br />
Premiere der<br />
nackten BMW-<br />
Rakete. <strong>PS</strong><br />
fährt die neue<br />
S 1000 R<br />
Weitere Themen<br />
Test:<br />
Eine exklusive Betrachtung<br />
der neuen High-End-<br />
Ducati 1199 Panigale<br />
Superleggera.<br />
Racebike: Wir fahren<br />
die Hertrampf-Ducati<br />
1199 Panigale.<br />
Technik-Serie:<br />
Alles über die Kraftstoffversorgung<br />
an modernen<br />
Motorrädern.<br />
Zett, Zett, hurra!<br />
<strong>PS</strong> rockt die<br />
Welt mit der<br />
neuen Kawasaki<br />
Z 1000<br />
Sport:<br />
Track-Test: <strong>PS</strong> probiert<br />
das PR <strong>12</strong>-Superbike.<br />
Reportage: Live aus<br />
Macau – Impressionen<br />
vom wahnsinnigen<br />
Stadtrennen in Fernost.<br />
Die Redaktion behält sich Themenänderungen aus aktuellem Anlass vor.<br />
3 x <strong>PS</strong> mit fast 35 % Ersparnis für nur 7,25 Euro frei Haus. Einfach<br />
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Fotos KTM, Aprilia, BMW, Kawasaki<br />
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Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 70162 Stuttgart. Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer:<br />
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GEBRAUCHTKAUF SPEZIAL <strong>2013</strong><br />
Mit 143 Gebrauchtbikes, Kaufberatung,<br />
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großen Reinigungspezial.<br />
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BMW SPEZIAL 1/<strong>2013</strong><br />
Mit den Meilensteinen aus 90 Jahren BMW-<br />
Motorrad-Historie, dem großen Doppel-Top-<br />
Test zur BMW R <strong>12</strong>00 GS und vielem mehr.<br />
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UNTERWEGS SPEZIAL <strong>2013</strong><br />
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Härtetest. Extra: Hotel-Tipps für Biker.<br />
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ROLLER SPEZIAL <strong>2013</strong><br />
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BMW SPEZIAL 2/<strong>2013</strong><br />
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Ninety-Studie mit Hans A. Muth, einer<br />
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MOTORRAD COACH <strong>2013</strong><br />
Mit einer Vielzahl an Fahrtipps,<br />
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TRIUMPH SPEZIAL <strong>2013</strong><br />
Mit einer Fülle von Test-, Serviceund<br />
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Die aktuellen Motorräder und<br />
Roller in Deutschland. Bilder und<br />
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Bitte senden Sie mir mein/e MOTORRAD-Sonderheft/e wie angekreuzt<br />
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BMW SPEZIAL 2/<strong>2013</strong> nur 5,90 € * Best.-Nr. 1077745<br />
GEBRAUCHTKAUF SPEZIAL <strong>2013</strong> nur 5,90 € * Best.-Nr. 1056<strong>12</strong>6<br />
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BMW SPEZIAL 1/<strong>2013</strong> nur 5,90 € * Best.-Nr. 1056106<br />
ROLLER SPEZIAL <strong>2013</strong> nur 4,90 € * Best.-Nr. 1056110<br />
COACH BESSER FAHREN <strong>2013</strong> nur 5,90 € * Best.-Nr. 1056105<br />
TRIUMPH SPEZIAL <strong>2013</strong> nur 5,90 € * Best.-Nr. 1056111<br />
MOTORRAD KATALOG <strong>2013</strong> nur 8,50 € * Best.-Nr. 1056<strong>12</strong>5<br />
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