Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>09</strong><br />
SEPTEMBER<br />
<strong>2014</strong><br />
ERWISCHT:<br />
NEUE BMW S 1000 RR<br />
VERGLEICHSTEST:<br />
DUC MONSTER 821/KAWA Z 800<br />
EBR<br />
1190 RX<br />
DUCATI<br />
1199 PANIGALE<br />
KTM<br />
1190 RC8 R<br />
Packende Superbike-<br />
TWINS<br />
EXTRA: Alles über<br />
BREMSEN<br />
Das können Sie von den Profis lernen!<br />
Limited<br />
Edition<br />
HKR-EVO2<br />
Tuning-<br />
Yamaha<br />
MT-<strong>09</strong><br />
Exklusiv-<br />
Interview<br />
Marc<br />
Márquez<br />
Performance-Test<br />
über 400 <strong>PS</strong>!<br />
SUZUKI<br />
HAYABUSA<br />
TURBO<br />
Deutschland € 3,80<br />
Österreich € 4,30; Schweiz sfr 7,20;<br />
BeNeLux € 4,40; Italien € 5,00;<br />
Slowenien € 5,00; Spanien € 5,00<br />
<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
INHALT 9/<strong>2014</strong><br />
32<br />
Mit dem Fliegengewicht Krämer-HKR-EVO2 auf die Renne: Wie viel<br />
Potenzial steckt in dem handgemachten Racer mit KTM 690-Motor?<br />
SZENE<br />
06 NEWS/PRODUKTE<br />
Neue KTM RC 125; Roadracing-DVD;<br />
Kawasaki ZX-10R-IDM-Replika;<br />
Erlkönig BMW S 1000 RR; Yamaha<br />
R6-Cup-Racer; Klamotten-Börse;<br />
European Classics; Gimoto-Lederkombi;<br />
Kurzmeldungen; Editorial<br />
TEST<br />
12 VERGLEICHSTEST<br />
Die neue EBR 1190 RX gegen Ducati<br />
1199 Panigale und KTM RC8 R<br />
24 TRACKTEST<br />
Getunte Yamaha MT-<strong>09</strong> von Klein<br />
und Motorradtke<br />
32 LIMITED EDITION<br />
Krämer-HKR-EVO2<br />
36 PERFORMANCE-TEST<br />
Suzuki Hayabusa-Turbo<br />
44 VERGLEICHSTEST<br />
Ducati Monster 821<br />
gegen Kawasaki Z 800<br />
SPORT<br />
78 HALBZEITBILANZ<br />
Was lief im Triumph-T-Cup und<br />
der Triumph-Daytona-Challenge?<br />
84 MOTOGP<br />
Überflieger Márquez stellt sich den<br />
Fragen von Champs wie Rossi, Rainey,<br />
Spencer, Doohan und Agostini<br />
RUBRIKEN<br />
50 MARKT<br />
60 LESERBRIEFE<br />
82 DSK-NACHRICHTEN<br />
90 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />
<strong>PS</strong>-SPECIAL<br />
ab Seite 61<br />
BREMSEN<br />
78<br />
Bester Clubsport: im Triumph-<br />
T-Cup wird heiß serviert<br />
Fotos: Bilski, Jahn<br />
Titelfotos: 2snap, Archiv, bmh-Images, Bilski (2), fact, Jahn (3)<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 3
RICH<br />
4 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong><br />
BR
TIG<br />
Helden siegen auf der Bremse, und hartes Ankern<br />
ist ein Zeichen von Mut. Die meisten“Race-winningovertakes“<br />
finden auf der Bremse statt. Hintergründe,<br />
Stimmen und Unterhaltsames dazu ab Seite 61<br />
Foto: Jahn<br />
EMSEN<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 5
SZENE<br />
NEWS<br />
ORANGER<br />
AUFSCHLAG<br />
Foto: KTM<br />
Großes Tennis in der kleinen Hubraumklasse:<br />
Nachdem Yamaha mit der MT-<br />
125 auf KTMs erfolgreiche 125 Duke<br />
reagierte, servieren die Mattighofener<br />
die KTM RC 125 als Antwort auf den<br />
blauen Bestseller YZF-R 125. Der RC-<br />
Aufschlag basiert auf der bekannten<br />
125er-Duke, für den noch sportlicheren<br />
Einsatz begrenzten die Entwickler die<br />
USD- Gabel auf 125 Millimeter Federweg,<br />
modifizierten den Heckrahmen<br />
und verpassten der kleinsten RC einen<br />
etwas steileren Lenkkopfwinkel für agileres<br />
Handling. Der Achtelliter-Antrieb<br />
ist dank Wasserkühlung, Vierventiltechnik<br />
und elektronischer Benzineinspritzung<br />
voll im Training, hält sich aber<br />
als echter Sportsmann an die im Reglement<br />
erlaubten 15 <strong>PS</strong>. Immerhin zischt<br />
die RC 125 nach fleißiger Fußarbeit im<br />
geschmeidig schaltbaren Sechsganggetriebe<br />
laut Tacho mit über 130 km/h<br />
über den Asphalt. Die Bremsen der indischen<br />
Brembo-Tochter Bybre (vorne<br />
300 Millimeter Scheibendurchmesser<br />
und Radialsattel) nehmen routiniert<br />
und ausdauernd Tempo aus dem Spiel,<br />
und das, Achtung Alleinstellungsmerkmal,<br />
im Team mit einem Bosch-ABS.<br />
Applaus gibt es auch vom Zuschauerplatz,<br />
der dank großzügiger Polsterung<br />
und moderatem Kniewinkel auch ein<br />
gemischtes Doppel über drei Sätze<br />
möglich macht. Zur Ausstattung zählt<br />
ein digitales Cockpit mit Anzeigen<br />
für Wassertemperatur, Gang, Tank,<br />
Verbrauch und Serviceintervalle.<br />
Auch die Verarbeitung der wie alle<br />
Straßen-KTM unterhalb der 690er in<br />
Indien von Partner Bajaj gefertigten RC<br />
125 kann sich sehen lassen, genau wie<br />
der breite 150er-Hinterreifen ein Podium<br />
an der Eisdiele verspricht. Einziger<br />
Wermutstropfen: die Erstsohlen von<br />
MRF lieben es warm. Sportsfreunde,<br />
die öfters bei niedrigen Temperaturen<br />
oder im Regen trainieren, sollten gegen<br />
allwettertaugliches Material tauschen.<br />
Die KTM RC 125 rollt ab September<br />
zum Preis von 4595 Euro plus Nebenkosten<br />
aufs Spielfeld, dazu gibt es<br />
einen Katalog mit Powerparts. jm<br />
Genial gemacht:<br />
Sieht<br />
aus wie eine<br />
Abdeckung,<br />
ist aber der<br />
Soziussitz.<br />
Clever<br />
gemacht:<br />
einteiliger<br />
Windscreen,<br />
LED-Blinker<br />
am Spiegel<br />
6 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
Foto: Schnock<br />
IDM-Replika<br />
KAWASAKI SCHNOCK, DER IN DER SUPERBIKE*IDM<br />
MIT DEM SCHNOCK SHELL ADVANCE TEAM IN DER<br />
SUPERSTOCK-KLASSE ANTRITT, BIETET DAS MOTOR-<br />
RAD JETZT ALS REPLIKA FÜR KUNDEN AN. MIT IM<br />
PAKET SIND DAS WP-FAHR-<br />
WERK, DIE AKRAPOVIC-<br />
KOMPLETTANLAGE,<br />
KAWA-KIT-ELEKTRONIK,<br />
LSL-ANBAUTEILE, KURZ-<br />
GASGRIFF UND MEHR.<br />
INFOS: WWW.MOTOR-<br />
RAD-SCHNOCK.DE<br />
<strong>PS</strong> PRÄSENTIERT<br />
FILM-PREMIERE UND RACER<br />
Als Medienpartner des neuen Roadracing-Films „Road“ präsentieren<br />
wir die DVD-Ausgabe exklusiv beim Motorrad-Festival „Glemseck<br />
101“ (www.glemseck101.de) am 6. und 7. September. Noch vor<br />
dem offiziellen Verkaufstermin stellen wir den Film am Samstagabend<br />
auf der Live-Bühne mit den Roadracern Guy Martin und<br />
Horst Saiger vor und sprechen über die Faszination, Gefühle und<br />
Gefahren dieses Sports. Wir haben „Road“bereits gesehen. Der<br />
Film rückt den Dunlop-Clan in den Mittelpunkt. Für Roadracing-<br />
Fans ein absolutes Muss, denn keine Familie verkörpert alle Aspekte<br />
dieses Rennsports besser als die Dunlops – von den größten<br />
Triumphen bis zu den furchtbarsten Tragödien. Der Film beleuchtet<br />
alles zwischen diesen Extremen – mit der gebotenen Zurückhaltung,<br />
vielen Interviews mit der zweiten<br />
Generation um William und Michael<br />
Dunlop sowie weiteren Familienangehörigen<br />
und Roadracing-Experten.<br />
Eine sehr gelungene Dokumentation<br />
im Vertrieb der Escot Elite<br />
und Radioviktoria, die schon „Hart<br />
am Limit“ nach Deutschland holten.<br />
EDITORIAL<br />
SEIN UND SCHEIN<br />
Die Jäger haben ihr Jäger-, die Petrijünger<br />
ihr Anglerlatein, Seemansgarn<br />
wird genauso gern gesponnen wie<br />
Räuberpistolen verbreitet. Zum<br />
Motorradfahren gehören solche Geschichten<br />
natürlich auch, in denen die<br />
Kurve noch schneller geht, der Hinterreifen<br />
einen noch längeren Strich<br />
zieht oder unter Aufbietung aller<br />
geistigen, körperlichen und technischen<br />
Möglichkeiten an den wildesten<br />
Stellen außen herum überholt wurde<br />
– ohne vom Gas zu gehen, versteht<br />
sich! Wir sind unter uns: Es macht<br />
einfach verdammt Spaß, hier und<br />
da etwas zu übertreiben. Denn wo<br />
Mut und Können zusammenkommen<br />
müssen, gibt es immer die, die es<br />
besser können und die wir dafür bewundern<br />
und nicht selten beneiden.<br />
Davon wollen wir auch ein Stück, oder<br />
nicht? Wir wissen ja, wie es geht, nur<br />
an der Umsetzung hapert es. Andere<br />
aber fahren in Oschersleben mit<br />
600ern unter 1.30 Minuten, können<br />
vom Motorradfahren leben und schaffen<br />
es bis in den MotoGP, während wir<br />
unseren Kumpels erzählen, was für<br />
harte Hunde wir sind und welch grandiose<br />
Manöver wir draufhaben. Sie<br />
warten auf die Pointe? Es gibt keine.<br />
Nur Demut, nachdem wir mit den<br />
MotoGP-Profis über unser Co-Thema<br />
gesprochen haben und sie uns geduldig<br />
und teilweise haarklein erklärt<br />
haben, wie sie bremsen. Man schüttelt<br />
nur ungläubig den Kopf und tut<br />
beim nächsten Mal auf der Piste eben<br />
sein Bestes. Eine Heldengeschichte<br />
ist das allemal wert – einen Wurm ins<br />
Wasser halten kann schließlich jeder!<br />
Uwe Seitz,<br />
leitender<br />
Redakteur<br />
Untrennbar mit<br />
Roadracing verbunden:<br />
Joey Dunlop<br />
und sein Familienclan<br />
stehen im<br />
Zentrum von „Road“<br />
Fotos: Radioviktoria<br />
Foto: Hertler<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
SZENE<br />
NEWS<br />
NEUE BMW S 1000 RR ERWISCHT<br />
RUND GEMACHT<br />
Dass sie kommt, war klar. Wann sie kommt,<br />
ist klar, nämlich 2015. Nur wie sie<br />
kommt, darüber durfte bis jetzt<br />
gerätselt werden. Nun ist auch<br />
das klar. Die neue S 1000 RR<br />
wird nicht nur stärker – man<br />
spricht von 199 statt 193 <strong>PS</strong> –, sondern<br />
auch runder. Ob mit der neuen Verkleidungsfront<br />
auch die asymmetrische<br />
Scheinwerferausstattung erledigt<br />
ist? Leider erwischte der Fotograf<br />
nicht die Frontansicht. Doch<br />
auch aus dieser Perspektive erkennt<br />
man die HP4-Gabel, die zeigt, dass<br />
sowohl das aktive Fahrwerk DDC<br />
als wohl auch das jüngst in der HP4<br />
vorgestellte Kurven-ABS optional<br />
zu haben sein werden. Dasselbe<br />
gilt für den neuen Schaltassistenten<br />
Pro, der das Herunterschalten<br />
ohne Kupplungsunterstützung<br />
möglich macht. Dazu überarbeiteten<br />
die Münchner das Ride-by-wire<br />
und spendierten der Neuen einen<br />
voluminöseren Akrapovic-Schalldämpfer<br />
und spürbar mehr Drehmoment<br />
im mittleren Drehzahlbereich.<br />
Auf letzten Abstimmungsfahrten<br />
erwischt:<br />
die BMW S 1000 RR<br />
im neuen Gewand<br />
Foto: bmh-Images<br />
YAMAHA-R6-CUP-RACER<br />
POWER FÜR DIE BÖRDE<br />
Der Schweizer Reto Wiederkehr bewies beim dritten Lauf in<br />
Oschersleben seine ganze Leidenschaft für den Yamaha-R6-<br />
Cup. Nach fast 900 Kilometern Anfahrt war er das ganze<br />
Rennwochenende als Fahrer und Mechaniker in Personalunion<br />
auf sich allein gestellt, trat dann am Sonntag allein die<br />
Heimreise an und stand nach<br />
vier Stunden Schlaf wieder<br />
seinen Mann als Kranmonteur.<br />
Das ist uns die Auszeichnung<br />
„<strong>PS</strong>-Racer of the Week“<br />
wert, mit der wir als Medienpartner<br />
des Cups besondere<br />
Leistungen würdigen.<br />
Foto: Kohler/Beck<br />
Reto bekam seine <strong>PS</strong>-Aluplakette<br />
von Yamaha-Chef<br />
Jörg Breitenfeld (links) und<br />
Cup-Betreuer Norbert Jansen<br />
Haltehilfe<br />
DAMIT DER BEIFAHRER AUCH<br />
AUF DEM BIKE SITZEN BLEIBT,<br />
BIETET GRIP-N-RIDE EINEN<br />
NIERENGURT MIT FESTEN HAL-<br />
TEGRIFFEN. ZUSÄTZLICH ZUM<br />
KLETT SORGT EIN RICHTIGER<br />
AUTOGURT MIT SCHNELLVER-<br />
SCHLUSS FÜR SICHERHEIT. 59,95<br />
EURO, WWW.GRIP-N-RIDE.DE<br />
Foto: grip-n-ride<br />
8 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
SERVICE<br />
KLAMOTTEN-<br />
BÖRSE<br />
<strong>PS</strong> stellt Ausrüstungs-<br />
Neuigkeiten vor.<br />
HJC bringt das Top-<br />
Modell RPHA10 Plus<br />
jetzt im matt lackierten<br />
Ghost Fuera-<br />
Design von MotoGP-<br />
Star Jorge Lorenzo.<br />
Preis: 539,90 Euro<br />
www.hjc-europe.com<br />
ARAI als Helmsponsor<br />
der TT erinnert<br />
mit einer Joey Dunlop-Replika<br />
an den<br />
großen Meister des<br />
Roadracing. Den<br />
RX7-GP Joey Dunlop<br />
1985 Replica gibt es<br />
in kleiner Auflage von<br />
300 Stück exklusiv<br />
unter www.thevisorshop.com<br />
für stolze<br />
885 Euro.<br />
REV’IT spricht mit<br />
der Chronos GTX-<br />
Jacke Pendler an,<br />
die bei (fast) jedem<br />
Wetter das Bike benutzen.<br />
Eine wasserdichte<br />
Softshell-<br />
Goretex-Jacke lässt<br />
sich mit dem reflektierenden<br />
Mesh-<br />
Gewebe verbinden.<br />
Preis: 499 Euro<br />
www.revit.eu<br />
YAMAHA erinnert mit<br />
den Klassik-Shirts<br />
Race, Cross und<br />
Rallye an seine große<br />
Geschichte im Rennsport.<br />
Beim Yamaha-<br />
Händler für 34 Euro<br />
Fotos: Hersteller<br />
LOUIS hat nach langer<br />
Zeit wieder eine<br />
eigene einteilige<br />
Kombi im Programm.<br />
Die Vanucci ART XVI<br />
mit Rind- und Känguruleder<br />
kostet 1199<br />
Euro. www.louis-motorrad.de<br />
LOUIS II Passend zur<br />
Kombi, zumindest für<br />
den Straßeneinsatz,<br />
empfehlen sich die<br />
Competizione II-<br />
Handschuhe, die uns<br />
als Sommervariante<br />
bei heißen Temperaturen<br />
gut gefallen<br />
haben. Verschiedene<br />
Farben und Größen,<br />
Preis: 99,95 Euro
Foto: Aue<br />
SZENE<br />
NEWS<br />
KURZ & KNAPP<br />
++ POLO BOOMT ++<br />
Nach der Schieflage des großen<br />
Motorrad-Zubehör-händlers<br />
2011 schippert das Unternehmen<br />
aus Jüchen jetzt<br />
wieder in ruhigerem Fahrwasser.<br />
Laut Pressemeldung<br />
erwartet Polo nach einem<br />
sehr guten Jahr 2013 ein<br />
noch besseres Ergebnis für<br />
<strong>2014</strong> und wird damit das<br />
Rekordjahr seit der Firmengründung<br />
hinlegen.<br />
++ RAUF AUFS WM-BIKE ++<br />
Das ist nicht ganz wörtlich zu<br />
nehmen, aber Aprilia ermöglicht<br />
Fans, bei den Superbike-<br />
Rennen direkt auf den Motorrädern<br />
von Marco Melandri<br />
und Sylvain Guintoli drauf zu<br />
sein. Unter www. bearacer.<br />
com können Fans ihre Sprüche<br />
zum Thema „Racing“<br />
posten und die Aprilia-Piloten<br />
selbst wählen diejenigen aus,<br />
die dann auf ihrer Verkleidung<br />
ins Rennen gehen werden<br />
– inklusive Bild des Fans.<br />
++ TICKETS FÜR ESSEN ++<br />
Der Ticketverkauf für die<br />
Essen Motor Show vom 29.<br />
November bis 7. Dezember<br />
hat begonnen. Unter www.<br />
essen-motorshow.de gibt<br />
es ganz spezielle Angebote<br />
für die Ausstellung um <strong>PS</strong>strotzende<br />
Vier- und Zweiräder.<br />
<strong>PS</strong> wird als Medienpartner<br />
dafür sorgen, dass<br />
das Thema Zweirad-Racing<br />
gebührend gewürdigt wird.<br />
++ NEUE<br />
FILME ++<br />
Kult-Zeichner<br />
und Racer Holger<br />
Aue hat mit<br />
Filmteam und<br />
Partner Louis<br />
die nächsten<br />
Moto Mania-Clips am Start,<br />
in denen Holgi und Co. es mal<br />
wieder so richtig krachen<br />
lassen. Unter www. louis.de/<br />
motomania gibt es jetzt die<br />
neuen Episoden „Heiliger<br />
Boden“, „Wenn‘s hinten zieht“<br />
und „Das große Kribbeln“.<br />
Foto: Bower<br />
TANKRUCKSACK & CO.<br />
CLASSIC HUCKEPACK<br />
BMW-Zubehörspezialist Wunderlich hat sich den jüngsten Spross der modernen<br />
Boxer-Flotte aus München, die R Nine T, vorgenommen und bietet dafür<br />
haufenweise Zubehör an. Dazu gehören außer dem stilechten Tankrucksack<br />
„Mammut“ (249 Euro) auch Anbauteile wie die Daytona-Verkleidung ab 449<br />
Euro, die mit Aufpreis individuell lackiert werden kann. Am Heck gibt es für<br />
das Serien-Rücklicht zwei Varianten, bei denen das Licht direkt an der Sitzbank<br />
angebracht wird und das Kennzeichen entweder am Kardan oder unter<br />
der Sitzbank Platz findet (ab 189 Euro). Weitere<br />
R Nine T-Teile unter www.wunderlich.de<br />
OLD SCHOOL<br />
NÜRBURGRING-DATE<br />
Vom 5. bis 7. September findet auf dem<br />
Nürburgring die European Classic Series<br />
statt. An den Start gehen bei dem 4-Stunden-Rennen<br />
auch ehemalige Langstrecken-Weltmeister<br />
wie Peter Linden. Team<br />
Bolliger aus der Schweiz, das aktuell mit<br />
der ZX-10R und Horst Saiger in der Langstrecken-WM<br />
auf Rang drei fährt, kommt<br />
mit der Kawasaki GPZ 1100. Im Rahmenprogramm:<br />
Classic Superbikes, Dutch<br />
Ducati Dealers Cup, Continental Superduke<br />
Battle und Suzuki GSX-R 750-Cup.<br />
Info: www.msf-Sauerland.de<br />
Der Klassiker unter den<br />
Tankrucksäcken, der<br />
Mammut, feiert dank Retro-<br />
Welle sein Comeback<br />
325,5<br />
Foto: Wunderlich<br />
QUAD-<br />
RAT-<br />
METER MISST DER <strong>PS</strong>-<br />
STAND AUF DER INTER-<br />
MOT VOM 1. BIS 5.10. IN<br />
KÖLN, AUF DEM WIR IN<br />
HALLE 10.1 DIE BESTEN<br />
TUNERGP-BIKES SOWIE<br />
WEITERE RENNMOTOR-<br />
RÄDER ZEIGEN. AUSSER-<br />
DEM HABEN WIR EINIGE<br />
SPEZIELLE AKTIONEN<br />
FÜR UNSERE LESER VOR.<br />
10 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
Fotos: Hersteller<br />
INTERMOT<br />
www.intermot.de<br />
Internationale Motorrad-,<br />
Roller- und E-Bike-Messe<br />
1.-5. OKTOBER <strong>2014</strong><br />
BELÜFTUNG<br />
ASS IM ÄRMEL<br />
Aus England<br />
kommt dieses<br />
kuriose Produkt,<br />
das bei Sommerhitze<br />
kühlen Fahrtwind<br />
über die Ärmel in jede noch so dicke Lederjacke<br />
verspricht. Die „Ventz“ werden einfach in den<br />
Saum gesteckt. Preis: 14,99 Pfund (ca. 19 Euro)<br />
plus Versand. Kontakt: www.ventz-range.com<br />
FREIHEIT<br />
SPÜREN<br />
NEUE KOMBI<br />
GIMOTO<br />
„R-RACER“<br />
Wir haben uns bei<br />
Renngrib (www.renngrib.de)<br />
als Importeur<br />
der italienischen<br />
Gimoto-<br />
Kombi das Modell<br />
„R-Racer“ (1500<br />
Euro) online „maßschneidern“<br />
lassen.<br />
Die Farb- und<br />
Design auswahl ist dabei<br />
extrem umfangreich und<br />
kann am Rechner bis zu<br />
den Schutzkappen, dem<br />
Leder und der Perforation<br />
genau festgelegt<br />
werden. Das Ergebnis<br />
ist, sauberes Messen zu<br />
Hause vorausgesetzt,<br />
sehr gut, die Kombi sitzt<br />
perfekt. Kragen, Armund<br />
Beinabschlüsse sind mit<br />
Neopren sehr angenehm. Das<br />
Känguruleder ist gut verarbeitet und hochwertig,<br />
die Protektoren sitzen richtig. Am<br />
Knie, das ergonomisch für Racing-Haltung<br />
geschnitten ist, umschließt der Protektor<br />
das Gelenk innen unserer Meinung nach<br />
allerdings nicht genug. Insgesamt ist unser<br />
Eindruck nach den ersten Testfahrten<br />
jedenfalls sehr gut.<br />
Foto: mps-Fotostudio<br />
WWW.INTERMOT.DE/TICKETS<br />
Eintrittskarte gilt als Fahrausweis im VRS- und VRR-Netz.<br />
VRS – Verkehrsverbund Rhein-Sieg • VRR – Verkehrsverbund Rhein-Ruhr<br />
1. OKTOBER: FACHBESUCHERTAG<br />
Limitiertes Kartenkontingent für Privatbesucher<br />
zum erhöhten Preview-Preis<br />
Koelnmesse GmbH · Messeplatz 1 · 5<strong>09</strong>79 Köln<br />
Telefon +49 1806 022 522* · intermot@visitor.koelnmesse.de<br />
* 0,20 EUR/Anruf aus dem dt. Festnetz; max.0,60 EUR/Anruf aus dem Mobilfunknetz<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
TEST<br />
VERGLEICHSTEST ZWEIZYLINDER<br />
V<br />
WIE<br />
12 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
VEUER<br />
V-Twins heben sich vom Einerlei seelenloser Reihenvierzylinder ab, sind<br />
ausdrucksstark und verleihen Supersportlern den Reiz des Besonderen. Noch<br />
mehr Exotik bietet die brandaktuelle EBR 1190 RX. Der neue Star der Szene?<br />
Text: Volkmar Jacob; Fotos: Markus Jahn<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 13
Wolkenfreier Himmel, herrlicher<br />
Sonnenschein,<br />
Donnergrollen: Drei<br />
mächtige V2-Superbikes<br />
jagen über die Piste von Oschersleben<br />
und schmettern ihren markigen Sound<br />
in die Weite der Magdeburger Börde.<br />
Das kraftvolle Brummen frisst sich<br />
durch die Nervenbahnen direkt ins<br />
Gehirn und raubt Fans großvolumiger,<br />
sportlicher Twins die Sinne. Keine Frage:<br />
In Sachen Emotionalität spielen die<br />
Standardversion der Ducati 1199 Panigale,<br />
die neue EBR 1190 RX und die<br />
KTM RC8 R in der allerhöchsten Liga.<br />
Auch in praktischer Hinsicht haben<br />
sich die Ducati und die KTM in zahlreichen<br />
Tests bewährt und ihre Piloten<br />
mit unterschiedlichsten Qualitäten<br />
überzeugt. Beispiel Panigale: Ihre Ausstattung<br />
lässt keine Wünsche offen.<br />
Vom ABS über verschiedene Fahrmodi,<br />
einer einstellbaren Traktionskontrolle<br />
bis zum Schaltautomaten ist alles an<br />
Bord, was der moderne Motorradbau<br />
hergibt. Und die KTM brillierte unter<br />
anderem mit ihrer unverkrampften Sitzposition,<br />
mit einem im unteren und<br />
mittleren Drehzahlbereich bärenstarken<br />
Antrieb und höllischer Traktion.<br />
Ein äußerst schwieriges Umfeld für die<br />
EBR: Was kann die 1190 RX den etablierten<br />
Superbikes entgegensetzen?<br />
Verlockung durch Exotik<br />
Zunächst einmal ihre unkonventionelle<br />
Bauart: Hauptrahmen als Tank, riesige,<br />
innenumfassende Einscheibenbremse<br />
mit Achtkolben-Festsattel, extreme<br />
Geometrie. Kommt Ihnen bekannt vor?<br />
Richtig, die gleichen Merkmale kennzeichneten<br />
auch schon einige Modelle<br />
von Buell – wie beispielsweise die 1125<br />
CR von 20<strong>09</strong>, auf der die RX basiert.<br />
Buell? EBR? Was verbindet diese Firmen?<br />
Ende 20<strong>09</strong> trennte sich Harley-<br />
Davidson von seinem damaligen Entwicklungschef<br />
Erik Buell, dessen<br />
Kleinbetrieb zuvor von den Amis geschluckt<br />
worden war. Noch im selben<br />
Jahr gründete der umtriebige Ex-Racer<br />
die Firma EBR, was für „Erik Buell Racing“<br />
steht. Seither konstruiert Buell<br />
ausschließlich supersportliche Bikes,<br />
mit denen er seit diesem Jahr sogar in<br />
der Superbike-WM mitmischt. Das Geld<br />
dafür stammt vom indischen Konzern<br />
Hero Moto Corp, der knapp die Hälfte<br />
der Firmenanteile von EBR besitzt. Die<br />
Test-1190 RX ist der zulassungsfähige<br />
Ableger des Racing-Bikes.<br />
Trotz ihrer konzeptionellen Ähnlichkeit<br />
unterscheidet sich die RX deutlich<br />
von ihrer Ahnin. Aus technischer Sicht<br />
besonders auffällig ist der Hinterradantrieb,<br />
den nun eine Sekundärkette<br />
statt eines Zahnriemens übernimmt.<br />
Dafür gestaltete EBR auch die Schwinge<br />
um. Gleich blieb dagegen die direkte<br />
Anlenkung des Federbeins. Außer<br />
einem anderen Sekundärtrieb spendierten<br />
die Amerikaner dem Superbike<br />
auch einen komplett neuen Rahmen<br />
und eine andere Gabel in Big Piston-<br />
01<br />
03<br />
02<br />
04<br />
01 Kontrastreiches, gut<br />
ablesbares Cockpit mit<br />
blauer Balkenanzeige<br />
der Drehzahl (nicht im<br />
Bild). Eine Ganganzeige<br />
fehlt ebenso wenig wie<br />
die Info über die gewählte<br />
Stufe der Traktionskontrolle<br />
02 Direkt angelenktes<br />
Federbein.<br />
Das Teil spricht sauber<br />
an, bietet für die Rennstrecke<br />
aber kaum Reserven<br />
03 Kasus Knaxus<br />
an der EBR: Die Einscheibenbremse<br />
ist trotz<br />
Belüftung auf der Rennstrecke<br />
klar überfordert<br />
04 Hydraulische Kupplung<br />
mit rekordverdächtig<br />
hohen Bedienkräften.<br />
Da müssen die Amerikaner<br />
auf jeden Fall nochmals<br />
ran<br />
14 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
EBR<br />
1190 RX<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 15
Bauweise (Showa). Motorseitig werkeln<br />
eindrucksvolle 140 neue Teile in dem<br />
bewährten Rotax-Twin. Die wichtigsten:<br />
Kurbelwelle mit weniger Schwungmasse,<br />
Kolben, Zylinderköpfe, Einspritzung.<br />
Außerdem vergrößerte Buell bei<br />
gleichem Hub die Bohrung um drei<br />
Milli meter (106 x 67,5 mm statt 103 x<br />
67,5 mm) und erhöhte die Verdichtung<br />
auf 13,4:1. Macht insgesamt 1190 Kubik<br />
und eine Nennleistung von 185 statt<br />
148 <strong>PS</strong>. Auch das Drehmoment wuchs<br />
von 111 auf 138 Nm. Ebenfalls neu:<br />
Den Motor baut nun nicht mehr Rotax,<br />
das erledigt EBR in Amerika selbst.<br />
Insgesamt rückt Erik Buell mit der<br />
1190 RX seinem Traum eines „All American<br />
Sportsbikes“ ein großes Stück<br />
näher. Doch wie konkurrenzfähig ist<br />
der US-Brenner wirklich? Motor anwerfen,<br />
und los! Die Komposition aus<br />
tiefem Ansaugschnorcheln und bollerndem<br />
Auspuff fällt noch etwas<br />
dumpfer aus als bei der Konkurrenz –<br />
Soundcheck bestanden. Eher unauffällig<br />
und wenig spektakulär entfaltet dagegen<br />
der 72-Grad-V2 seine Leistung.<br />
Das gewisse Etwas, der spezielle Kick,<br />
geht dem Triebwerk etwas ab. Für eine<br />
erhöhte Adrenalin- und Endorphin-Produktion<br />
sorgen dafür Italien und Österreich<br />
– aus unterschiedlichen Gründen.<br />
V2: Power und Strahlkraft<br />
An dieser Stelle sei die Drehzahl von<br />
8500/min erwähnt; ein markanter, wiederkehrender<br />
Wert beim Vergleich der<br />
drei Treibsätze. Ab dieser Marke brennt<br />
die Panigale ein fulminantes Leistungsfeuerwerk<br />
ab und schickt in der Spitze<br />
183 hungrige Gäule auf die Weide. Darunter<br />
verharrt die 1199er allerdings in<br />
einer Art Dornröschen-Schlaf, weswegen<br />
die Drehzahlen bei voller Attacke<br />
nicht unterhalb dieses Wertes fallen<br />
sollten. Genau umgekehrt verhält sich<br />
die KTM: tierischer Antritt bereits ab<br />
zirka 4000/min und Wahnsinns-Schub<br />
bis 8500 Umdrehungen. Dazwischen<br />
schenkt sie der Ducati bis zu satten<br />
33 <strong>PS</strong> und 32 Nm ein! Ein Bike, das<br />
untertourig und mit weit geöffneter<br />
Brause aus den Ecken schießt. Das<br />
reduziert Stress und erhöht den Spaßfaktor.<br />
Oberhalb unserer bekannten<br />
Marke powert die RC8 R dagegen mit<br />
leicht gebremstem Schaum, um kurz<br />
KTM<br />
1190 RC8 R<br />
16 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
ducati.de<br />
über 10 000/min ihren maximalen Output<br />
von 173 <strong>PS</strong> zu erreichen.<br />
Mit 174 <strong>PS</strong> generiert der EBR-Twin<br />
sogar noch ein Pony mehr als die KTM.<br />
Auffällig: Zwischen 4000 und 8500/min<br />
verläuft die Kurve der Amerikanerin<br />
meist exakt zwischen jenen der beiden<br />
Europäerinnen. Dass sie sich in diesem<br />
Bereich dennoch nicht gegen die Duc<br />
behaupten kann und beim Ballern<br />
ebenfalls hochtourig gefahren werden<br />
will, liegt an ihrer vergleichsweise<br />
langen Übersetzung in den ersten vier<br />
Gängen. Mehr Aufschluss über die<br />
unterschiedlichen Power-Darbietungen<br />
liefern die Diagramme auf Seite 22.<br />
Jenseits von reinen Zahlen begeistert<br />
die charakteristische Laufkultur<br />
von V-Twins. Cracks tanzen vor Begeisterung<br />
im Kreis, wenn sie dieses typische<br />
Stampfen und Poltern spüren;<br />
wenn die asymmetrischen Verbrennungstakte<br />
die riesigen Kolben auf ihre<br />
Reise schicken. Dank seines günstigen<br />
Zylinderwinkels von 90 Grad gleichen<br />
sich die Massenkräfte des Duc-Triebwerks<br />
am besten aus, was ihm die<br />
höchste Laufkultur des Trios beschert.<br />
Außerdem geht die I talienerin sehr<br />
sanft ans Gas. Ähnlich gering lastwechselt<br />
der 75-Grad-Zwilling von KTM.<br />
Allerdings vibriert er sehr ausgeprägt,<br />
was klar übers Ich-habe-Charakterund-zeige-es-Ziel<br />
hinausschießt.<br />
Außerdem verlangt die Öster reicherin<br />
konzentriertes und kraftvolles Schalten,<br />
da Nachlässigkeiten saubere<br />
Gangwechsel vereiteln.<br />
Powered by<br />
Official Sponsor Developed with<br />
01 02<br />
01 Unverwechselbar: leicht trichterförmiges,<br />
orange leuchtendes<br />
Cockpit. Die Infos sind reichhaltig,<br />
doch der Drehzahlmesser ist nach<br />
wie vor schlecht ablesbar<br />
02 Per Exzenter einstellbare Anlenkung<br />
des Federbeins. Selbst<br />
geringe Änderungen wirken sich<br />
spürbar aus, sehr gut funktioniert<br />
die Werkseinstellung<br />
Die neue Ducati Monster 821<br />
Feiern Sie mit<br />
uns das Monster<br />
Sommerfest!<br />
Teilnehmende Händler finden<br />
Sie unter: www.ducati.de
DUCATI<br />
1199 PANIGALE<br />
Einmal mehr verhält sich der EBR-<br />
Antrieb unauffällig: moderate Vibrationen,<br />
Durchschnittsgetriebe. Zumindest<br />
auf der Renne würden ihr und auch der<br />
KTM ein Schaltautomat hervorragend zu<br />
Gesicht stehen. Auch die Gasannahme<br />
könnte beim US-Bike etwas sanfter ausfallen.<br />
Aufmerksames Gasanlegen am<br />
Kurvenausgang gestaltet sich wegen<br />
des schwergängigen, langhubigen<br />
Gasgriffs schwierig. Außerdem gewöhnungsbedürftig:<br />
Das extrem geringe<br />
Bremsmoment des Motors, worüber<br />
sich nur gelernte Zweitakt-Racer freuen.<br />
Wer die Bremswirkung des Antriebs<br />
beim Ankern gewöhnt ist, muss sich bei<br />
der RX umstellen. Ebenfalls ungewöhnlich<br />
ist das laute Sirren im Schiebebetrieb,<br />
das offenbar von der Spannrolle<br />
der Kette herrührt – ein fieses Geräusch!<br />
Wenn wir gerade beim Mosern<br />
sind: Die hohe Bedienkraft der Kupplung<br />
sprengt alle Rekorde, da müssen<br />
die Amis dringend noch mal ran. Doch<br />
die EBR kann auch anders. Immerhin<br />
besitzt sie eine zwanzigfach einstellbare<br />
Traktionskontrolle, die jedem Treiber<br />
seine Lieblingsstellung erlaubt. Das hat<br />
sie ihrer österreichischen Konkurrentin<br />
voraus, die keinerlei Fahrhilfen bietet.<br />
Vom Ankern und Abwinkeln<br />
Bei den Bremsen verzichtet aber auch<br />
die RX auf elektronische Unterstützung.<br />
Ihr Markenzeichen ist die riesige Einzelscheibe,<br />
deren Durchmesser nahe<br />
an jenen des Vorderrads heranreicht –<br />
im Verbund mit den Lüftungskanälen<br />
und dem Achtkolben-Sattel ein echter<br />
Hingucker. Doch zumindest auf der<br />
Piste stößt das System an seine Grenzen:<br />
zu hoch die Bedienkräfte, zu gering<br />
die Bremswirkung, zu dürftig die<br />
Reserven, zu spärlich die Transparenz.<br />
Das verlagert die Bremspunkte auto-<br />
18 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
V-TWIN REIFEN– DER BESSERE ANTRIEB?<br />
V2 VERSUS REIHENVIERZYLINDER<br />
Aus technischer Sicht spricht nicht sehr<br />
viel für einen V2-Motor. Sein größtes Pfund<br />
ist die schmale Bauform, was aufregend<br />
schlanke Linien beim Bike ermöglicht. Außerdem<br />
benötigt die kürzere Kurbelwelle<br />
weniger Lagerstellen als ein Reihenvierling.<br />
Bei entsprechend großem Winkel zwischen<br />
den Zylindern (nicht unter 60 Grad)<br />
können die Einlasskanäle zudem sehr gerade<br />
gestaltet werden, was die Gemischzufuhr<br />
optimiert. Bei gleichem Hubraum sind<br />
V-Twins nicht zwingend leichter als Reihenvierzylinder.<br />
Grund: Wegen der höheren<br />
Verbrennungsdrücke und größerer<br />
mechanischer Belastung benötigt ein V2<br />
robustere Bauteile. Ebenfalls gewichtstreibend:<br />
Generell brauchen V-Antriebe<br />
viele Teile doppelt wie beispielsweise die<br />
Nockenwellen inklusive Steuerketten.<br />
Beim V-Twin müssen zudem Kupplung<br />
und Getriebe wegen der hohen Drehmomentspitzen<br />
aufwendig gedämpft werden.<br />
Einen V2 zu entwickeln ist aber nicht<br />
nur deshalb kompliziert. Aufgrund der großen<br />
Kolbendurchmesser ist es schwierig,<br />
eine optimale Füllung zu erreichen und<br />
das Gemisch möglichst vollständig zu<br />
verbrennen. Allgemein gilt: je größer<br />
die Bohrung, desto anspruchsvoller<br />
die Konstruktion. Viele Zeitgenossen<br />
glauben, dass Twins prinzipiell mehr<br />
Drehmoment erzeugen als Vierzylinder.<br />
Doch das stimmt nicht! Der<br />
momentan modernste sportliche Zweizylinder<br />
(Ducati Panigale) generiert umgerechnet<br />
maximal 108 Nm/Liter Hubraum.<br />
Zum Vergleich: Die BMW S 1000 RR liefert<br />
bis zu 116 Nm und selbst die betagte<br />
Fireblade schickt noch 111 Nm ans Getriebe.<br />
Der Eindruck von fettem Drehmoment<br />
entsteht, weil Twins wegen ihrer geringeren<br />
Drehfreudigkeit (höhere Masse der bewegten<br />
Bauteile) so abgestimmt sind, dass<br />
sie ihre Power bei geringen Drehzahlen<br />
abliefern. Rennserien berücksichtigen die<br />
konstruktiven Nachteile von Zweizylindern<br />
und machen im Reglement Zugeständnisse<br />
wie beispielsweise beim Hubraum.<br />
Wegen hoher mechanischer<br />
Belastung<br />
benötigen V-Twins<br />
robuste Bauteile<br />
01 Im Race-Modus ändert sich auch<br />
die Cockpitansicht. Nur in dieser Einstellung<br />
zu sehen und sehr dominant:<br />
Anzeige der Rundenzeit. Auch<br />
sonst bietet das Dashboard sehr viele<br />
Informationen<br />
02 Im Testfeld bietet nur die Panigale<br />
einen Schaltautomaten – auf der<br />
Renne ein sagenhaftes Feature. Das<br />
Federbein gerät auf der Rennstrecke<br />
an seine Grenzen<br />
01 02<br />
matisch in Richtung früh, wodurch die<br />
Meute in diesen Zonen gnadenlos über<br />
den wehrlosen EBR-Treiber herfällt.<br />
Da tröstet auch die Tatsache nur wenig,<br />
dass der Druckpunkt stabil bleibt und<br />
sich die Gabel nur leicht verwindet.<br />
Ungleich besser funktionieren die<br />
Stopper der beiden Europäerinnen. Vor<br />
allem die Panigale setzt hier Maßstäbe.<br />
Ihre Fangeisen packen noch einen Tick<br />
kräftiger zu und sind noch einen<br />
Hauch knackiger als die exzellenten<br />
Anker der KTM.<br />
Kann die RX bei den Bremsen nur<br />
wenig überzeugen, liefert sie im Fahrwerkskapitel<br />
eine Vorstellung der<br />
Extraklasse ab. Sie brennt ultrastabil<br />
durch die Bögen, bietet selbst in tiefster<br />
Schräglage ein glasklares Feedback<br />
und vermittelt ihrem Piloten dadurch<br />
extrem viel Vertrauen. Dieses Fahrgefühl,<br />
das eindeutig auf die Handschrift<br />
eines kundigen Racing-Konstrukteurs<br />
hinweist, kannte der Autor bisher nur<br />
von reinen Rennmaschinen. Dazu trifft<br />
das US-Bike am Kurveneingang punktgenau<br />
die Linie und sticht willig in die<br />
Ecken. Eine Folge von Rennpellen? Von<br />
wegen! Als Einheitsgummis zogen wir<br />
die Straßenreifen Pirelli Diablo Supercorsa<br />
SP auf die Bikes. Einzig Korrekturen<br />
in Schräglage verweigert die EBR<br />
hartnäckig und bleibt stur auf dem<br />
eingeschlagenen Kurs. Außerdem neigt<br />
sie am Kurvenausgang etwas zu<br />
Running-wide. Taktik: schon vor dem<br />
Abwinkeln die komplette Linie des<br />
Bogens erfassen und die RX entsprechend<br />
navigieren.<br />
Beim Zirkeln unterstützen die prima<br />
ansprechenden Federelemente den<br />
EBR-Reiter. Gekonnt filtern sie die<br />
Unebenheiten des Börde-Kurses, wie<br />
sie beispielsweise beim Abkürzen der<br />
Schikane lauern. Dazu verfügt zumin-<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 19
DATEN<br />
DUCATI<br />
1199 PANIGALE<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-90-Grad-V-Motor, vier Ventile/Zylinder,<br />
143 kW (195 <strong>PS</strong>) bei 10750/<br />
min*, 132 Nm bei 9000/min*, 1198 cm³,<br />
Bohrung/Hub: 112,0/60,8 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
12,5:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
67,5-mm-Drosselklappen, hydraulisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-<br />
Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Tragender Motor mit Leichtmetall-Hilfsrahmen,<br />
Lenkkopfwinkel: 65,5 Grad, Nachlauf:<br />
100 mm, Radstand: 1437 mm, Upside-down-Gabel,<br />
Ø Gabelinnenrohr: 50<br />
mm, einstellbar in Federbasis, Zug- und<br />
Druckstufe. Seitlich angelenktes Federbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis,<br />
Zug- und Druckstufe. Federweg<br />
vorn/hinten: 120/130 mm, Leichtmetall-<br />
Gussräder, 3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen vorn:<br />
120/70 ZR 17, hinten: 200/55 ZR 17, Erstbereifung:<br />
Pirelli Diablo Supercorsa SP,<br />
330-mm-Doppelscheibenbremse mit radial<br />
angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln<br />
vorn, 245-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-Festsattel<br />
hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
125 kW (170 <strong>PS</strong>) bei 282 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,2 s; 0 –150 km/h: 5,0 s;<br />
0 –200 km/h: 7,7 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 4,9 s; 100 –150 km/h: 4,9 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
296 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2060/810/1110 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 845/875 mm, Lenkerbreite:<br />
710 mm, 196,5 kg vollgetankt, v./h.:<br />
52,1/47,9 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: k.A. Tankinhalt<br />
17 Liter, Reichweite: k.A.<br />
SETUP RENNSTRECKE<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: 24 mm,<br />
Druckstufe: 6 K offen, Zugstufe: 2 K offen,<br />
Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: 5 mm, Druckstufe:<br />
1 K offen, Zugstufe: 4 K offen, Niveau:<br />
Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
19990 Euro, Test maschine: 19990 Euro<br />
(jeweils zzgl. Neben kosten)<br />
EBR<br />
1190 RX<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-72-Grad-V-Motor, vier Ventile/Zylinder,<br />
136 kW (185 <strong>PS</strong>) bei 10 600/<br />
min*, 138 Nm bei 8200/min*, 1191 cm³,<br />
Bohrung/Hub: 106,0,/67,5 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
13,4:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
61-mm-Drosselklappen, hydraulisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-<br />
Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
67,6 Grad, Nachlauf: 97 mm, Radstand:<br />
14<strong>09</strong> mm, Upside-down-Gabel,<br />
Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, einstellbar in<br />
Federbasis, Zug- und Druckstufe. Direkt<br />
angelenktes Zentralfederbein, einstellbar<br />
in Federbasis, Zug- und Druckstufe. Federweg<br />
vorn/hinten: 120/130 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/6.00 x 17,<br />
Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 190/55<br />
ZR 17, Erstbereifung: Pirelli Diablo Rosso<br />
Corsa, innenumfassende 386-mm-Einscheibenbremse<br />
mit Achtkolben-Festsattel<br />
vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit<br />
Einkolben-Schwimmsattel hinten<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
120,6 kW (164 <strong>PS</strong>) bei 271 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,2 s; 0 –150 km/h: 5,2 s;<br />
0 –200 km/h: 8,4 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 5,2 s; 100 –150 km/h: 4,8 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
300 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2040/737/1110 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 820/855 mm, Lenkerbreite:<br />
715 mm, 206 kg vollgetankt, v./h.:<br />
53,5/46,5 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super Plus. Durchschnittstestverbrauch:<br />
k.A. Tankinhalt 17 Liter,<br />
Reichweite: k.A.<br />
SETUP RENNSTRECKE<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: 33 mm,<br />
Druckstufe: 4,5 U offen, Zugstufe: 2 U<br />
offen, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: 15 mm, Druckstufe:<br />
0,25 U offen, Zugstufe: 0,5 U offen, Niveau:<br />
Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
16990 Euro, Test maschine: 16990 Euro<br />
(jeweils zzgl. Neben kosten)<br />
KTM 1190<br />
RC8 R<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-75-Grad-V-Motor, vier Ventile/Zylinder,<br />
129 kW (175 <strong>PS</strong>) bei 10 250/<br />
min*, 127 Nm bei 8000/min*, 1195 cm³,<br />
Bohrung/Hub: 105,0/69,0 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
13,5:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
52-mm-Drosselklappen, hydraulisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-<br />
Kupplung, Sechsganggetriebe, G-Kat,<br />
Kette,<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
66,7 Grad, Nachlauf: 96 mm, Radstand:<br />
1425 mm, Upside-down-Gabel, Ø Gabelinnenrohr:<br />
43 mm, einstellbar in Federbasis,<br />
Zug- und Druckstufe. Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis,<br />
Zug- und Druckstufe. Federweg<br />
vorn/hinten: 120/120 mm, Leichtmetall-<br />
Gussräder, 3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen vorn:<br />
120/70 ZR 17, hinten: 190/55 ZR 17, Erstbereifung:<br />
Dunlop Sportmax 2, 320-mm-<br />
Doppelscheibenbremse mit radial angeschlagenen<br />
Vierkolben-Festsätteln vorn,<br />
220-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-<br />
Festsattel hinten<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
116 kW (158 <strong>PS</strong>) bei 255 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,2 s; 0 –150 km/h: 5,2 s;<br />
0 –200 km/h: 8,2 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 4,7 s; 100 –150 km/h: 4,5 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
287 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2050/830/1110 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 835/895 mm, Lenkerbreite:<br />
700 mm, 205 kg vollgetankt, v./h.:<br />
52,8/47,2 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: k.A., Tankinhalt<br />
16,5 Liter, Reichweite: k. A. km<br />
SETUP RENNSTRECKE<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: 27 mm,<br />
Druckstufe: 4 K offen, Zugstufe: 8 K offen,<br />
Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: 15 mm, Druckstufe<br />
low/high: 2 K/1,5 U offen, Zugstufe: 3 K<br />
offen, Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
16 545 Euro, Test maschine: 16 545 Euro<br />
(jeweils zzgl. Neben kosten)<br />
20 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong><br />
alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt; statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer; U=Umdrehungen; K=Klicks<br />
* Herstellerangabe ** <strong>PS</strong>-Messung
DUCATI 1199 PANIGALE<br />
TYPE-D<br />
TYPE-N<br />
Klassik<br />
EBR 1190 RX<br />
TYPE-GP/S<br />
KTM 1190 RC8 R<br />
TYPE-S TYPE-R TYPE-C<br />
Carbon<br />
summer<br />
bei<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
www.gillestooling.com
MESSWERTE<br />
200<br />
190<br />
180<br />
170<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Motorleistung<br />
150<br />
200<br />
Ducati 1199 Panigale<br />
140 190 134,6 kW (183 <strong>PS</strong>) bei 10 700/min<br />
125 Nm bei 8900/min<br />
180<br />
130<br />
EBR 1190 RX<br />
170 128,3 kW (174 <strong>PS</strong>) bei 10 500/min<br />
120<br />
160 125 Nm bei 8100/min<br />
110 150<br />
KTM 1190 RC8R<br />
128,1 kW (174 <strong>PS</strong>)<br />
100<br />
140 bei10100/min<br />
130<br />
129 Nm bei 8300/min<br />
90 120<br />
80 110<br />
70<br />
100<br />
90<br />
60 80<br />
50 70<br />
60<br />
40<br />
130<br />
50<br />
120<br />
30 40<br />
110<br />
20<br />
30<br />
100<br />
10<br />
20<br />
90<br />
10<br />
80<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Drehmoment in Nm<br />
Unterschiedlicher können<br />
sportliche Twins mit annä-Ducathernd gleichem Hubraum 125 Nm bei 8900/min<br />
1199 Panigale<br />
134,6 kW (183 <strong>PS</strong>) bei 10 700/min<br />
kaum abgestimmt sein. Bärenstark<br />
unten und in der EBR 1190 RX<br />
Mitte ist die KTM. Strategie 128,3 kW (174 <strong>PS</strong>) bei 10 500/min<br />
auf der Renne: in den Ecken 125 Nm bei 8100/min<br />
untertourig fahren und das<br />
Seil früh und stark spannen. KTM 1190 RC8R<br />
128,1 kW (174 <strong>PS</strong>) bei 10100/min<br />
Die Ducati-Ingenieure zielten 129 Nm bei 8300/min<br />
auf eine möglichst hohe Spitzenleistung,<br />
was auf Kosten<br />
des Punchs bei unteren und<br />
mittleren Drehzahlen geht.<br />
Bei Renntempo bietet die Panigale<br />
erst ab zirka 8500/min<br />
genügend Schmackes. Die<br />
Kurve der EBR 1190 RX läuft<br />
genau zwischen jenen der<br />
Konkurrenz. Die Spitzenleistung<br />
von 174 <strong>PS</strong> ist beachtlich,<br />
die Leistungsentfaltung<br />
jedoch wenig spektakulär.<br />
Aussagekräftig ist jedoch die<br />
Zugkraft, siehe unten.<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
ZUGKRAFT IM 2. GANG<br />
Zugkraft in Newton<br />
3500<br />
Im Gegensatz zum herkömmlichen<br />
Diagramm be-<br />
KTM<br />
3000<br />
rücksichtigt die Zugkraft Ducati<br />
2500<br />
auch die Übersetzung. Das<br />
ist die Kraft, die der Pilot EBR<br />
2000<br />
spürt. Trotz fülligerer Kurven<br />
1500<br />
bei mittleren Umdrehungen<br />
EBR 1190 RX<br />
(siehe oben) powert die EBR<br />
1000<br />
nicht kräftiger als die Ducati.<br />
Ducati 1199 Panigale<br />
500<br />
Grund ist ihre längere Übersetzung<br />
in den ersten vier<br />
KTM 1190 RC8R<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Gängen (hier: zweiter Gang).<br />
Geschwindigkeit in km/h<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
dest die Gabel über reichlich Dämpfungsreserven.<br />
Anders das Federbein: Und die Konkurrenz? Bei der Ergonomie<br />
geht die KTM eigene Wege. Bei<br />
Hier mussten wir die Einstellschräubchen<br />
nahezu komplett schließen. Damit üblicher Sitzhöhe von zirka 840 Milli-<br />
0 1000200030004000500060007000800<strong>09</strong>00010000110001200013000<br />
stemmt sich das Teil zwar tapfer gegen<br />
die Motorpower, doch etwas mehr<br />
Reserven sollte es für verschärfte Runden<br />
trotzdem bieten.<br />
Würze hat in gewisser Weise auch<br />
die Sitzposition. Denn der geringe<br />
Abstand zwischen Bank und Lenker<br />
platziert den Piloten sehr kompakt.<br />
Das ist nicht unbequem, allenfalls ungewöhnlich.<br />
Doch weil die EBR ihrem<br />
Jockey genügend Raum fürs Zusammenfalten<br />
lässt, winken wir die Haltung<br />
durch. Weniger Verständnis haben wir<br />
dagegen für den glatten Sitzbezug.<br />
Die Oberfläche sollte Fahrern wirklich<br />
mehr Halt bieten.<br />
Das große Finale<br />
metern prangt der Lenker deutlich<br />
weiter oben als bei den Mitstreiterinnen.<br />
Dadurch thront der Pilot sehr aufrecht,<br />
was zwar superbequem ist, aber<br />
beim Rennstrecken-Glühen das letzte<br />
Quäntchen Feedback vom Vorderrad<br />
vermissen lässt. Sportlicher, aber nicht<br />
unkomfortabel empfängt die Duc ihren<br />
Fahrer. Ihre Sitzposition eignet sich<br />
letztlich für die Pistensause am besten.<br />
Das gilt uneingeschränkt auch für<br />
die eingangs erwähnte Ausstattung.<br />
Schlicht sensationell, was für ein Paket<br />
aus Elektronik und dazugehöriger<br />
Hardware Ducati da geschnürt hat.<br />
Die Fahrassistenzen unterstützen den<br />
Piloten ganz hervorragend und halten<br />
ihm den Kopf frei für jene Dinge, die<br />
schnell machen: spätes Bremsen,<br />
frühes Gasaufziehen, Konzentration auf<br />
die perfekte Linie, mutiges Überholen.<br />
Einzig das Rühren des Lenkers beim<br />
Beschleunigen trübt das Bild ein wenig.<br />
Glücklicherweise artet die Unruhe<br />
aber nie in hinterhältiges Kick-back<br />
aus. Top dagegen: das Handling. Easy<br />
wie keine andere zirkelt sie durch<br />
Bögen aller Art. Auch durch trickreiche<br />
Passagen pflügt die Italienerin dank<br />
ihrer messerscharfen Zielgenauigkeit<br />
fast wie von selbst.<br />
Zwar reichen die Mitbewerberinnen<br />
nicht ganz an diese Darbietung heran.<br />
Doch vor allem die KTM bleibt der Duc<br />
auf den Fersen. Sie brettert mindestens<br />
so exakt in die Ecken wie die EBR und<br />
bleibt dazu auch am Kurvenausgang<br />
auf Kurs. Außerdem winkelt sie noch<br />
etwas leichtfüßiger ab als die Amerikanerin.<br />
Auffällig ist allerdings der erhöhte<br />
Reifenverschleiß der RC8 R.<br />
Unterm Strich reicht es für die EBR<br />
1190 RX nicht ganz zum neuen Star.<br />
Das gilt zumindest für die Rennstrecke,<br />
wo sie den Anschluss an den Wettbewerb<br />
hauptsächlich wegen ihrer<br />
Bremse verliert. Dennoch bereichert<br />
das exotische Anti-Mainstream-Bike<br />
die Szene und wertet sie auf. Und das<br />
ist doch auch etwas, oder?<br />
22 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
BEWERTUNG RENNSTRECKE<br />
max.<br />
Punkte<br />
DUCATI<br />
1199<br />
PANIGALE<br />
EBR<br />
1190 RX<br />
KTM 1190<br />
RC8 R<br />
ANTRIEB<br />
Leistungsentfaltung 10 8 7 8<br />
Ansprechverhalten 10 7 6 9<br />
Lastwechselreaktion 10 9 6 8<br />
Laufkultur 10 8 7 6<br />
Getriebebetätigung 10 9 8 6<br />
Getriebeabstufung 10 8 7 9<br />
Kupplungsfunktion 10 8 6 6<br />
Traktionskontrolle 10 10 8 –<br />
Zwischensumme 80 67 55 52<br />
FAHRWERK<br />
Fahrstabilität 10 7 8 8<br />
Handlichkeit 10 9 7 8<br />
Kurvenstabilität 10 9 10 9<br />
Lenkpräzision 10 9 7 9<br />
Rückmeldung 10 9 8 7<br />
Fahrwerksabstimmung vorne 10 8 9 9<br />
Fahrwerksabstimmung hinten 10 8 8 9<br />
Bremswirkung 10 10 4 9<br />
Bremsdosierung 10 10 5 9<br />
ABS-Funktion 10 9 – –<br />
Sitzposition 10 9 7 7<br />
Schräglagenfreiheit 10 10 10 10<br />
Zwischensumme 120 107 83 94<br />
RUNDENZEIT<br />
Rundenzeit 20 – – –<br />
GESAMTSUMME 220 174 138 146<br />
PLATZIERUNG 1. 3. 2.<br />
FAZIT<br />
DUCATI 1199 PANIGALE Die<br />
1. Italienerin holt sich den Sieg<br />
mit deutlichem Vorsprung. Klar,<br />
ihre Ausstattung bringt viele Punkte.<br />
Doch nicht nur deswegen ist die<br />
Duc der kompletteste Rennstrecken-Brenner<br />
des Trios. Bremsen,<br />
Handling, Spitzenleistung, Sitzposition<br />
– all diese Qualitäten vereint<br />
sie wunderbar und heben sie verdient<br />
auf den obersten Podestplatz.<br />
KTM 1190 RC8 R Kann ein Motorrad<br />
grundehrlich sein? Kla-<br />
2.<br />
res Ja! Die Österreicherin verkörpert<br />
diese sympathische Eigenschaft<br />
wie keine andere. Abgesehen<br />
davon begeistert sie mit ihrem<br />
tollen Punch ab dem Drehzahlkeller.<br />
Auch fahrwerksseitig spielt sie<br />
ganz vorne mit. Entscheidende<br />
Mankos: fehlende Weiterentwicklung,<br />
Stichwort Fahrassistenzen.<br />
EBR 1190 RX Das US-Bike verpasst<br />
auf der Rennstrecke den<br />
3.<br />
Anschluss an die Konkurrenz. Das<br />
liegt hauptsächlich an der Bremse.<br />
Doch die EBR setzt auch Glanzpunkte<br />
wie die atemberaubende<br />
Kurvenstabilität. Wegen ihrer<br />
außer gewöhnlichen Technik ist sie<br />
ein Leckerbissen für Liebhaber.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 23
TEST<br />
VERGLEICH TUNING-YAMAHA MT-<strong>09</strong><br />
Nachwuchsfreuden<br />
beim <strong>PS</strong>-Bridgestone-<br />
TunerGP: Endlich rollen<br />
Umbauten von Yamahas<br />
beliebtem Dreizylinder<br />
MT-<strong>09</strong> an den Start.<br />
Doch ihre Erbauer interpretieren<br />
das Thema<br />
völlig unterschiedlich.<br />
DRILL<br />
PÄRCHE<br />
Text: Volkmar Jacob<br />
Fotos: fact, Markus Jahn<br />
24 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
INGS-<br />
NWWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 25
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
Ausverkauft! Lange Zeit musste<br />
oder konnte Yamaha diesen<br />
Begriff für seine Modellpalette<br />
nicht bemühen, die<br />
Bikes mit den Stimmgabeln im Logo<br />
standen wie Blei in den Läden. Das änderte<br />
sich Anfang des Jahres mit der<br />
MT-<strong>09</strong> schlagartig, der Dreizylinder war<br />
von Beginn an restlos vergriffen. So<br />
mancher Kunde wartet bis heute auf<br />
sein Gefährt. Trotz seiner Beliebtheit<br />
lässt der Mittelklässler aber einigen<br />
Raum für Verbesserungen – Stichworte<br />
DATEN<br />
GEWICHT <br />
171,1 kg<br />
VORN/HINTEN 52,0/48,0 %<br />
LEISTUNG <br />
143 <strong>PS</strong><br />
UMBAUKOSTEN ca. 15000 Euro<br />
Motorleistung<br />
110<br />
100<br />
140<br />
Klein-Yamaha MT-<strong>09</strong><br />
130 104,9 kW (143 <strong>PS</strong>)<br />
90 120 bei 11500/min<br />
80 110 98 Nm bei<br />
9400/min<br />
100<br />
70<br />
90<br />
60 80<br />
50 70<br />
60<br />
40<br />
100<br />
50<br />
30 40<br />
90<br />
20 30<br />
80<br />
20<br />
10<br />
10<br />
70<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Drehmoment in Nm<br />
Etwas ungleichmäßige Leistungsentfaltung,<br />
die man aber beim Fahren nicht<br />
spürt. Der maximale Output von 143 <strong>PS</strong><br />
ist aller Ehren wert.<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />
Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
Fahrwerk und Sitzposition. Das ruft<br />
Tuner wie Motorrad Klein oder Motorradtke<br />
auf den Plan. Beide kümmerten<br />
sich sehr intensiv um die Yam. Klein<br />
setzt eher auf Alltagstauglichkeit, Motorradtke<br />
auf pures Racing. Mindestens<br />
eine Gemeinsamkeit haben die Umbauten<br />
dennoch: Sie machen beim Ballern<br />
unglaublich viel Laune.<br />
Klein-MT-<strong>09</strong>: Heizen mit Stil<br />
Schon der Blick auf die Klein-Yamaha<br />
elektrisiert: Zweifarben-Lackierung<br />
in knalligem Rot und leuchtendem<br />
Weiß, das gesamte Finish vom anderen<br />
Stern. Perfektion auch dort, wo man es<br />
nicht sieht. „Das Lenkkopflager und die<br />
Lager der Federbeinumlenkung sind<br />
Präzisionsteile“, erklärt Firmenchef<br />
Dominik Klein. „Sie verbessern die<br />
Zielgenauigkeit und verfeinern das Ansprechverhalten<br />
der Federelemente.“<br />
Diese stammen von Öhlins, was einiger<br />
Anpassungsarbeit Yamaha bedurfte. Klein MT-<strong>09</strong>: „Wegen 104,9 kW (143 <strong>PS</strong>) bei 11500/min 98 Nm bei 9400/min<br />
der größeren Durchmesser der Gabelrohre<br />
mussten wir neue Brücken fräsen.<br />
Der Versatz ist aber identisch.“<br />
Weil die Schweden kein Federbein mit<br />
Ausgleichsbehälter für die MT-<strong>09</strong> anbieten,<br />
baute der Techniker ein Teil um,<br />
das ursprünglich für eine Suzuki entwickelt<br />
wurde. Fast von selbst versteht<br />
sich, dass Klein vorn wie hinten Federung<br />
und Dämpfung überarbeitete.<br />
Viel Detailarbeit erforderten auch<br />
die Bremsen. Um feine Brembo-M50-<br />
Zangen montieren zu können, verbaute<br />
man die Gabelfüße einer Ducati 999 R.<br />
Z04-Bremsbeläge (ebenfalls Brembo),<br />
5,5 Millimeter dicke Scheiben und die<br />
brandneue Radialbremspumpe von<br />
01000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 9000 10000 11000 12000 13000<br />
01 Größere Rohrdurchmesser der Zubehörgabel<br />
erforderten andere Gabelbrücken.<br />
Unten mit Sechsfach-Klemmung<br />
02 Breiterer und tieferer Lenker von<br />
Magura. Die einstellbare Handpumpe<br />
aus gleichem Haus simuliert unterschiedliche<br />
Kolbendurchmesser und<br />
funktioniert hervorragend<br />
03 Modifiziertes Federbein, klasse<br />
arbeitender Tellert-Schaltautomat<br />
02<br />
26 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
01<br />
03<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 27
MOTORRADTKE<br />
Jörg Radtke, Jan Bühn,<br />
Lars Sänger (von links)<br />
Hermann-Drechsler-Str. 1<br />
07548 Gera<br />
www.motorradtke.de<br />
MOTORRAD<br />
KLEIN<br />
Dominik Klein<br />
Röntgenstr. 5<br />
66763 Dillingen/Saar<br />
www.motorradklein.de<br />
Magura (HC3) komplettieren den Bremsenmix.<br />
Vom schwäbischen Hersteller<br />
stammt auch der 30 Millimeter tiefer<br />
platzierte und 40 Millimeter breitere<br />
Lenker. Ein besonderer Leckerbissen<br />
sind die Magnesiumräder von PVM.<br />
Schlicht atemberaubend, wie die<br />
MT-<strong>09</strong> um den Hockenheimer Kringel<br />
hämmert! Sehr präzise und mit spielerischem<br />
Handling zieht die Yam ihre<br />
Kreise. Vorn steht sie zirka 5 Millimeter<br />
tiefer, hinten hob Klein sie über das Federbein<br />
etwas an. Die speziell für diesen<br />
Test montierten Bridgestone-Slicks<br />
(V02) generieren Mördergrip, und dank<br />
des größeren Durchmessers der hinteren<br />
Pelle steht das Heck noch etwas<br />
höher. Dennoch wirkt die Dreizylinder-<br />
Yam nicht frontlastig. Ausreichend Stabilität<br />
bringt das per längerer Kette um<br />
zirka 15 Millimeter nach hinten versetzte<br />
Hinterrad. Außerdem hält der pfiffig<br />
angebrachte Lenkungsdämpfer die<br />
Fuhre ruhig. Kritik? Fehlanzeige. Lediglich<br />
für ganz schnelle Runden wünscht<br />
man sich den Lenker etwas tiefer, um<br />
noch mehr Gefühl fürs Vorderrad zu<br />
bekommen.<br />
Ein Wahnsinns-Gefühl vermittelt<br />
dagegen die Bremse! Die Pumpe bietet<br />
drei verschiedene Einstellmöglichkeiten<br />
und simuliert damit unterschiedliche<br />
Kolbendurchmesser. Außer der<br />
28 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
Dosierung gehören auch Wirkung,<br />
Transparenz und Standfestigkeit zum<br />
Besten, was dem Schreiberling je in<br />
die (Brems-) Finger gekommen ist. Dazu<br />
verhindert die superbe, einstellbare<br />
Anti-Hopping-Kupplung beim Brutalo-<br />
Ankern ein stempelndes Hinterrad, und<br />
der Schaltautomat erlaubt butterweiches,<br />
kupplungsfreies Hochschalten.<br />
Dazu passt die hervorragende Motorperformance.<br />
Schärfere Nockenwellen,<br />
eine per Schmiedekolben erhöhte<br />
Verdichtung, stark überarbeitete Ansaugwege<br />
mit Eigenbau-Ram-Air und<br />
kurzen Trichtern, sowie viel Feinarbeit<br />
an den Einlasskanälen, den Ventilsitzen<br />
und dem Kühlkreislauf pushen die<br />
Leistung auf satte 143 <strong>PS</strong>. Dazu ballert<br />
der (nicht zulassungsfähige) Auspuff<br />
einen dumpfen, markigen Sound ins<br />
Freie. Die Yam hängt perfekt am Gas<br />
und brennt gleichmäßig und mit sagenhaftem<br />
Bums durchs Drehzahlband.<br />
An dieser Stelle ein Tipp für jene,<br />
die die zu harte Gasannahme ihrer<br />
Serien-MT-<strong>09</strong> nervt: Yamaha reagiert<br />
nun auf die Kritik und bietet über seine<br />
Händler ein kostenloses Software-Update<br />
an. Darüber hinaus bietet Elektronik-Guru<br />
Stefan Briege (www.motorsport-brix.xobor.de)<br />
weitreichende<br />
Möglichkeiten, die Serien-ECU zu optimieren.<br />
Doch Achtung: Obwohl dieser<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 29
Eingriff kaum nachzuweisen ist,<br />
erlischt die Betriebserlaubnis.<br />
Motorradtke-MT-<strong>09</strong>:<br />
Performance-Queen<br />
Über erlöschende ABEs muss man<br />
sich bei der Motorradtke-Yamaha keine<br />
Gedanken machen. Denn die Firma<br />
konzipierte das Bike von Anfang an<br />
ausschließlich für die Piste. „Im Vordergrund<br />
stand Rennstreckenspaß, ohne<br />
auf ein Reglement Rücksicht nehmen<br />
zu müssen. Außerdem möchten wir mit<br />
dieser Maschine zeigen, was möglich<br />
ist“, sagt Mitgesellschafter Lars Sänger.<br />
Dabei krempelte der ehemalige<br />
IDM-Teamchef – er wurde 2010 Supersportmeister<br />
mit dem Australier<br />
Damian Cudlin – jedes Detail um. Beispiel<br />
Frontverkleidung: Das Teil zierte<br />
ursprünglich eine R6, Sänger passte<br />
es für die MT-<strong>09</strong> an. Das aufreizend<br />
knappe, selbsttragende Rahmenheck<br />
stammt dagegen aus einem ehemaligen<br />
125er-GP-Renner und wurde ebenfalls<br />
modifiziert. Eher wuchtig fällt dagegen<br />
das vordere Polster der Sitzbank aus.<br />
„Es platziert den Fahrer perfekt“, rechtfertigt<br />
der Mann aus Gera dessen<br />
grobe Form. Wie es sich für ein echtes<br />
Racing-Bike gehört, sitzen die Lenkstummel<br />
weit unten – satte 160 Millimeter<br />
tiefer als der Serienlenker. Um<br />
die Stummel bequem mit den Händen<br />
erreichen zu können, mussten die Thüringer<br />
den Serientank umschweißen.<br />
Unten ist er nun schön schmal, oben<br />
breiter – was für eine Heidenarbeit!<br />
Tatsächlich bietet die Motorradtke-<br />
Yam einen erstklassigen Arbeitsplatz.<br />
Der Pilot hat das Bike hervorragend im<br />
Griff und freut sich über ein geniales<br />
Feedback von Front und Heck. Das entsteht<br />
maßgeblich durch die aufwendig<br />
an den MT-Rahmen angepassten<br />
und überarbeiteten Federelemente<br />
(Öhlins). Sie sprechen überirdisch<br />
an und verfügen über riesige Reserven.<br />
Auch das Handling ist allererste<br />
Sahne. Die MT-<strong>09</strong> giert geradezu<br />
nach Kurven und taucht bereitwil-<br />
30 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
01 Kein Scherz: Der Eigenbau-Ram-<br />
Air-Kanal unterhalb der unteren Gabelbrücke<br />
war einmal eine Dachrinne!<br />
02 Wie hier am Rahmenheck war<br />
viel Anpassungsarbeit nötig, um die<br />
Komponenten unterzubringen und<br />
Kabel und Schläuche ordentlich zu<br />
verlegen 03 Der Zubehörkühler ist<br />
überdimensioniert – abkleben selbst<br />
bei 35 Grad Außentemperatur nötig<br />
01<br />
02<br />
03<br />
lig in immer tiefere Schräglagen ab.<br />
Dabei verhält sie sich wunderbar stabil<br />
und neutral, von Nervosität oder Kippeligkeit<br />
keine Spur. Auch fräst sie millimetergenau<br />
um den Kurs und folgt<br />
bereitwillig der anvisierten Linie – genau<br />
so muss ein Racing-Bike fahren!<br />
Motorseitig sticht der riesige Kühler<br />
hervor. „Bei Testfahrten mussten wir<br />
ihn sogar bei 35 Grad Außentemperatur<br />
abkleben. Er ist etwas überdimensi-<br />
1,3596 <strong>PS</strong> = 1 kW<br />
0,7355 kW = 1 <strong>PS</strong><br />
oniert.“ Die 130 <strong>PS</strong> Spitzenleistung kitzelte<br />
der Tuner hauptsächlich über das<br />
205<br />
modifizierte 200 Ansaugsystem inklusive<br />
145<br />
195<br />
140<br />
Eigenbau-Ram-Air-System 190<br />
190 sowie einem<br />
135<br />
Racing-Auspuff 185<br />
180<br />
180aus dem Antrieb. „Obwohl<br />
170der Motor 170schon fetter läuft, ist<br />
130<br />
175<br />
125<br />
120<br />
er immer 165<br />
160 noch 160 etwas zu mager – eine<br />
115<br />
155<br />
110<br />
Folge 150der originalen 150 ECU. Demnächst<br />
145<br />
105<br />
stimmen 140 wir den 140 Motor mit einem Power<br />
Commander 135<br />
100<br />
95<br />
130<br />
130 ab.“ Auch das Tuning<br />
125<br />
90<br />
120<br />
120 110<br />
85<br />
115<br />
80<br />
110 110<br />
140<br />
105<br />
75<br />
100<br />
100<br />
130<br />
70<br />
95<br />
120<br />
65<br />
90<br />
90<br />
85<br />
110<br />
60<br />
80<br />
80<br />
100<br />
55<br />
75<br />
70<br />
70<br />
90<br />
50<br />
65<br />
45<br />
60<br />
60<br />
80<br />
40<br />
55<br />
70<br />
50<br />
50<br />
35<br />
45<br />
60<br />
30<br />
40<br />
40<br />
50<br />
25<br />
35<br />
30<br />
30<br />
40<br />
20<br />
25<br />
20<br />
20<br />
30<br />
15<br />
10<br />
15<br />
20<br />
10<br />
10<br />
5<br />
5<br />
10<br />
0 0<br />
0<br />
0<br />
der Hardware ist offenbar noch nicht<br />
abgeschlossen. „Wir peilen um 145 <strong>PS</strong><br />
an, dazu brauchen wir aber noch andere<br />
Nockenwellen.“ Bereits jetzt läuft<br />
der Motor mit geringen rotierenden<br />
Massen, weil die Lichtmaschine fehlt.<br />
Auch einen Anlasser sucht man vergebens.<br />
Unterm Strich ist die Motorradtke-<br />
MT ein pfeilschneller Renner, der kaum<br />
mehr etwas mit der Serie gemein hat.<br />
Die Rundenzeit von 1.31,4 Minuten in<br />
Oschersleben von Profi-Racer Jan Bühn<br />
unterstreicht: Mission erfüllt!<br />
DATEN<br />
GEWICHT <br />
160,8 kg<br />
VORN/HINTEN 54,4/45,6 %<br />
LEISTUNG <br />
130 <strong>PS</strong><br />
UMBAUKOSTEN ca. 33500 Euro<br />
Motorleistung<br />
110<br />
140 Motorradtke-Yamaha<br />
100<br />
130 MT-<strong>09</strong><br />
90 95,3 kW (130 <strong>PS</strong>)<br />
120 bei 11200/min<br />
80 110 92 Nm bei<br />
100 9100/min<br />
70<br />
90<br />
60 80<br />
50 70<br />
60<br />
40<br />
100<br />
50<br />
30 40<br />
90<br />
20 30<br />
80<br />
20<br />
10<br />
10<br />
70<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Drehmoment in Nm<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />
Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
Momentan schickt die Motorradtke-<br />
Yamaha „nur“ 130 <strong>PS</strong> ans Getriebe.<br />
Bereits geplante Änderungen sollen die<br />
Leistung nochmals deutlich steigern.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 31
LIMITED EDITION<br />
KRÄMER-HKR-EVO2<br />
DIE LEI<br />
32 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
Unsere Waage lügt nicht! Nicht<br />
bei dicken Eisenhaufen, und<br />
schon gar nicht bei Race-<br />
Bikes, bei denen es um jedes<br />
Gramm geht. Sagenhafte 130,7 Kilo<br />
stehen jedenfalls auf dem Display, als<br />
wir die Krämer-HKR-EVO2 draufrollen –<br />
komplett mit Wasser, Öl und vollem<br />
Spritfass! Wir sind beeindruckt und<br />
dabei noch keinen Meter damit gefahren.<br />
Dem Bike eilt allerdings ein exzellenter<br />
Ruf voraus, denn Lukas Wimmer<br />
fährt damit sehr erfolgreich ganz vorn<br />
im European Supermono Cup mit.<br />
Was das Motorrad deshalb schon<br />
allein vom Chassis her draufhaben<br />
muss, offenbart der Prüfstand, denn<br />
dort leistet der KTM-690-Single nur<br />
knapp zwei <strong>PS</strong> mehr als das von uns<br />
gemessene Serienteil der 690 Duke R,<br />
die zudem über den gesamten mittleren<br />
Drehzahlbereich mächtig mehr<br />
Schub bietet. „Der Motor ist noch gar<br />
nicht mit der Airbox und dem Versuchsauspuff<br />
von Akrapovic abgestimmt“,<br />
winkt Erbauer Markus Krämer<br />
ab. Momentan wird mit Akrapovic ein<br />
Auspuff entwickelt, danach geht’s an<br />
die perfekte Abstimmung. Außerdem<br />
soll die Evo2 bald einen aufgebohrten<br />
Single mit 790 Kubik bekommen, der<br />
dann deutlich über 85 <strong>PS</strong> leisten soll.<br />
Die Teststrecke in Anneau du Rhin<br />
ist noch nass als wir eintreffen, deshalb<br />
können wir uns die HKR noch mal<br />
genauer anschauen und mit Markus<br />
Krämer (www.kraemer-motorcycles.<br />
com) über das Bike sprechen. Alles<br />
entstand nach seinem Ausscheiden als<br />
Entwicklungsingenieur bei KTM und<br />
der ersten HKR, die er für seine eigene<br />
Racing-Leidenschaft aus einer 690er<br />
und vielen RC8-Genen baute. Heute<br />
ist davon nicht mehr viel übrig. „Dieses<br />
Motorrad entstand mit all unserer<br />
gesammelten Erfahrung auf weißem<br />
Papier“, erklärt der 33-jährige Krämer.<br />
Rahmen, Verkleidung, Schwinge, Fußrasten<br />
– alles selbst entwickelt. Die<br />
Federelemente kommen von WP, der<br />
Motor wird von KTM geliefert. Um den<br />
Rest kümmert er sich mit seiner eige-<br />
CHTE<br />
Der stärkste Einzylinder bildet<br />
das Herz, alles andere stammt aus<br />
eigener Fertigung. In Kleinserie<br />
entsteht so ein unglaublich handlicher<br />
und extrem fahrbarer Racer.<br />
Text: Uwe Seitz; Fotos: Bilski, Henco<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 33
DATEN<br />
GEWICHT <br />
130,7 kg<br />
VORN/HINTEN 52,1/47,9 %<br />
LEISTUNG <br />
73,9 <strong>PS</strong><br />
BASISPREIS 14990 Euro<br />
Motorleistung<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
Krämer-HKR-Evo2<br />
54,3 kW (74 <strong>PS</strong>)<br />
bei 8200/min<br />
66 Nm bei 6700/min<br />
KTM Duke 690 R<br />
53,0 kW (72 <strong>PS</strong>)<br />
bei 7600/min<br />
72 Nm bei<br />
5400/min<br />
Drehmoment in Nm<br />
20<br />
30<br />
80<br />
20<br />
70<br />
10<br />
60<br />
10<br />
50<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />
Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
Noch nicht abgestimmt, zeigt der Single<br />
in der Evo2 Schwächen gegenüber der<br />
Serie – das geht noch deutlich besser.<br />
Wir sind gespannt auf die 790er-Variante.<br />
nen Firma und eigenen Zulieferern.<br />
Neben dem Rahmen sticht dabei vor<br />
allem das selbsttragende Rahmenheck,<br />
das gleichzeitig Tank ist, heraus. Drei<br />
Kilogramm wiegt diese Kunststoffkonstruktion,<br />
0 die 1000200030004000500060007000800<strong>09</strong>00010000<br />
Krämer selbst erdacht hat.<br />
„Da der Single so hoch baut, mussten<br />
wir für ein flaches und ordentlich ausbalanciertes<br />
Rennmotorrad mit dem<br />
Tank woanders hin, weil wir für die<br />
nötige Power auch eine entsprechend<br />
größere Airbox bauen mussten.“ Die<br />
Qualität des Bauteils ist überzeugend,<br />
das gilt auch für die Detaillösungen<br />
wie das aufschraubbare Polster und<br />
die integrierten Sturzbügel hinten am<br />
Tank-Rahmenheck.<br />
Trockene Strecke – das Gas<br />
ist rechts!<br />
Endlich kommt im Elsass die Sonne<br />
raus, und ich kann hinaus auf die Piste.<br />
Sofort fällt auf, wie schmal das Motorrad<br />
ist. Die Ergonomie passt, auch wenn die<br />
Rasten für 183 Zentimeter Körperlänge<br />
etwas hoch angebracht sind. Den Benefit<br />
spüre ich aber schon nach wenigen<br />
Runden Eingewöhnung, denn dieser<br />
leichte Rennfloh lässt sich auf irre Linien<br />
ziehen und richtig tief in Schräglage<br />
fahren, ohne dass auch nur die weit<br />
ausgestellten Fußspitzen streifen. Der<br />
180er-Slick-Hinterreifen gript einwandfrei,<br />
und so lasse ich die HKR richtig<br />
fliegen. Der Vollgasanteil ist mit dem<br />
moderaten Single entsprechend hoch,<br />
und um den Vierzylinder-Bikes auf der<br />
Strecke Paroli bieten zu können, muss<br />
man viel Speed durch die Kurve mitnehmen.<br />
Das ist überhaupt der große Spaß<br />
an diesem Motorrad und gleichzeitig die<br />
Herausforderung an den Fahrer, denn<br />
jeder Fehler beim Bremsen, Einlenken,<br />
der gewählten Linie und am Kurvenausgang<br />
wird mit Extra-Zehnteln bestraft.<br />
Keine Mega-Power Krämer-HKR kaschiert EVO2 hier eigenes<br />
Unvermögen. 66 Nm bei 6700/min<br />
54,3 kW (74 <strong>PS</strong>) bei 8200/min<br />
Dafür kann man aber nach der Eingewöhnung<br />
im KTM Kurvengeschlängel Duke 690 R mit<br />
dem leichten Racer 53,0 kW und (72 <strong>PS</strong>) diesem bei 7600/min spielerischen<br />
Handling wie ein junger Hund<br />
72 Nm bei 5400/min<br />
um die 1000er herumtänzeln – herrlich!<br />
Sauber nimmt der Single das Gas<br />
an. Auch wenn man spürt, dass ihm etwas<br />
der Saft fehlt, dreht er noch freudig<br />
oben heraus. Selbst als 790er dürfte er<br />
erheblich stressfreier zu bewegen sein<br />
als die Armada der 1000er. Die müssen<br />
auf der elsässischen Piste bereits den<br />
leichten Rechtsknick der Geraden aufs<br />
Fahrerlager zu heftig anbremsen, während<br />
die HKR mit voll geöffnetem Gas<br />
auf den Bremspunkt der folgenden<br />
engen Rechts zufliegt und dabei schon<br />
ein paar Kollegen aufschnupft.<br />
Ein irres Gefühl – so soll Motorradfahren<br />
sein. Wie Fahrradfahren, easy<br />
eben, nur viel geiler. Dieses Gefühl<br />
möchte Markus gern mehr Leuten zugänglich<br />
machen, weshalb er 25 Stück<br />
der Evo2 fertigen möchte. Basispreis:<br />
14990 Euro. Exklusive OZ-Felgen<br />
oder Akrapovic-Karbon-Anlage,<br />
die gehen extra. Auch als<br />
Bausatz will er die Evo2<br />
anbieten, dann kann<br />
jeder seinen eigenen<br />
Motor reinhängen.<br />
So versteht Markus<br />
Krämer auch<br />
seinen Firmenslogan<br />
„Construct your<br />
Identity“.<br />
Superleichtes Handling, bombiges<br />
Fahrwerk mit tadelloser Transparenz,<br />
eine irre Bremse und mega<br />
Schräglagenfreiheit – die HKR-Evo2<br />
ist Racing-Genuss pur<br />
34 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
01 Am Ende der Rahmenheck-Tankeinheit<br />
befindet sich der Tankdeckel<br />
mit Überlauf<br />
02 Die Fußrasten sind selbst entwickelt<br />
und seitenidentisch, wenn<br />
beim Sturz etwas abbricht ist passender<br />
Ersatz also kein Problem<br />
03 Informell minimalistisch das<br />
Cockpit, geradezu zart wirkt die<br />
obere Gabelbrücke<br />
01<br />
02<br />
03<br />
<strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 35
PERFORMANCE-TEST<br />
TURBO<br />
SUZUKI HAYABUSA-TURBO<br />
SCHOCK<br />
Wahnsinnige 298 Nm Drehmoment und 335 <strong>PS</strong>. Klare<br />
Sache: Das ist ein Bike für Rod! Ob das Geschoss<br />
rockt oder der Turbo nur heiße Luft produziert, klären<br />
wir in einem haarsträubenden Performance-Test.<br />
Text: Rod; Fotos: Knipser<br />
Nach dem etwas unsportlichen<br />
Motorrad des letzten<br />
Performance-Tests (Suzuki<br />
Bandit 1250 S, Heft 8/<strong>2014</strong>)<br />
und meinem Gemaule, mir solche<br />
Eisenhaufen unterzujubeln, dachten<br />
die <strong>PS</strong>-Schlauberger wohl, mir jetzt<br />
richtig in den Hintern treten zu müssen.<br />
Zugegebenermaßen ließen sie sich etwas<br />
Gewaltiges einfallen. Etwas Furchteinflößendes,<br />
ein Urvieh: eine Turbo-<br />
Hayabusa. Nennleistung laut Besitzer:<br />
420 <strong>PS</strong>. Unser unbestechlicher Prüfstand<br />
relativierte diesen Wert allerdings<br />
auf immer noch reichliche 335<br />
<strong>PS</strong> und brutale 298 Nm Drehmoment.<br />
Man wächst mit den Aufgaben.<br />
Wäre doch gelacht, wenn ich so ein<br />
nettes Spielzeug nicht artgerecht bewegen<br />
könnte. Schocken kann es mich<br />
nicht. Einige Monde zurück wurde mir<br />
mal eine Vmax mit Doppelturbo hingehalten.<br />
Krasser Antritt, ja, aber völlig<br />
nutzlos für die Rennstrecke. Da bin ich<br />
mal gespannt, ob sich die Turbobusa<br />
besser schlägt. Als Testfeld haben wir<br />
den großen Kurs von Hockenheim – mit<br />
elend langer Parabolika, damit einem<br />
das Herz auf so einer Kanonenkugel<br />
auch richtig in die Hose rutschen kann.<br />
Kurz noch für jene von euch, denen<br />
die technische Seite am Herzen liegt:<br />
Wer meint, Turbo drauf und gut – so<br />
einfach ist es dann doch nicht. Gut, mit<br />
Feintuning hat es jetzt auch nicht viel<br />
zu tun, eher mit roher Gewalt. Viel Explosives<br />
rein, dann kommt schon viel<br />
Leistung raus. Ganz nach diesem Motto<br />
wurde sicherheitshalber eine gewaltige<br />
Kette samt verstärktem Kettenrad und<br />
Ritzel montiert, die Stehbolzen der<br />
Zylinder verstärkt, die Anti-Hopping-<br />
Kupplung gegen eine normale, aber<br />
verstärkte Kupplung mit superharten<br />
Federn getauscht, die einem beim<br />
Ziehen am Hebel fast die Finger bricht,<br />
und ein Turbolader mit Ladeluftkühler<br />
installiert.<br />
Dass diese Umbauten eher tricky<br />
sind angesichts des Platzmangels<br />
innerhalb der vollverkleideten Hayabusa,<br />
kann man sich lebhaft vorstellen.<br />
36 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 37
Der Besitzer erzählte mir in der Box<br />
einige Horror-Storys, die ihn von Werkstatt<br />
zu Werkstatt trieben. Keiner konnte<br />
bis dato das mit Fehlern behaftete<br />
Bike ordentlich aufbauen. Dieses Desaster<br />
geht nun in das dritte Jahr und<br />
veranschlagte bisher die Kleinigkeit<br />
von 25 000 Euro. Bis sich Karsten Bartschat<br />
vom Bikeshop Lüchow der Sache<br />
annahm. Schnell wurde ein cleverer<br />
Plan geschmiedet. Einiges an Elektronik<br />
wurde außerdem implantiert, wie<br />
die Bazzas-Produktpalette mit Zusatzmodul,<br />
Traktionskontrolle und Schaltautomat.<br />
Durch einen geschickten<br />
Schachzug wurde mir dieses Bike jetzt<br />
zum Testritt untergejubelt, damit die<br />
Fuhre artgerecht an ihre Grenzen gebracht<br />
wird, um so aus den Extremerfahrungen<br />
zu profitieren. Karsten selbst<br />
wurde schon Opfer des katapultartigen<br />
Turbo-Einsatzes der Hayabusa. Sie entledigte<br />
sich kurzerhand bei über 200<br />
km/h des Reiters – Gott sei Dank ist<br />
nicht viel passiert. Und jetzt also ich.<br />
Quintessenz der Dienstfahrt:<br />
Am Leben bleiben ist alles<br />
Mit der Horror-Bereifung für die Rennstrecke,<br />
Michelin Pilot Power vorn und<br />
Bridgestone BT16 hinten, der kaum<br />
Grip aufbaut, wollte man der Fuhre<br />
„Schlupf“ ermöglichen. Was für ein<br />
Quatsch! Auf die Piste mit völlig veralteten<br />
Straßenpneus! Mit mir kann<br />
man das ja machen. Ich lass mich auch<br />
noch darauf ein, bemerke aber noch,<br />
dass wo so sehr gehobelt wird, auch<br />
grobe Späne fallen können.<br />
Dann ist es so weit. Der Mitsubishi<br />
Turbo mit Ladeluftkühlung arbeitet mit<br />
0,6 Bar Ladedruck. Da sollte man genau<br />
wissen, wann man den Hahn voll<br />
spannt, denn der Nachbrenner beziehungsweise<br />
der <strong>PS</strong>- und Drehmomentsprung<br />
liegt damit zwischen 4000 und<br />
4200/min. Und da nützt dann auch die<br />
ohnehin noch nicht korrekt arbeitende<br />
TC nichts. Der Turbo schaltet digital<br />
zu und schiebt plötzlich und kaum<br />
beherrschbar an. Der Trick: Die Busa<br />
muss konsequent über 4500/min gehalten<br />
werden. Einige Runden im Einfahrmodus<br />
und mit Turbo-Wheelies ab<br />
180 km/h später, kristallisierte sich ein<br />
gravierender Mangel heraus: Die Hinterradbremse<br />
fällt durch! Na klar gibt<br />
es noch die 16 Kolben der Vorderradbremse<br />
– genauer zwei Achtkolben-<br />
Bremszangen von Spiegler. Aber das<br />
bringt ja nichts, wenn man 335 wild gewordene<br />
Turbo-<strong>PS</strong> bei über 250 km/h<br />
einfangen muss, während sich das Vorderrad<br />
weiter ins Universum schraubt.<br />
Optisch scheinen die erwähnten<br />
Bremszangen das richtige Mittel gegen<br />
die Turbo-Power zu sein. Aber die<br />
Handkraft ist viel zu hoch. Für gewöhnlich<br />
bremse ich jedes Bike mit einem<br />
einzigen Finger egal aus welcher<br />
Geschwindigkeit herunter. Mit dieser<br />
Bremsanlage klappt das nicht einmal<br />
mit der ganzen Hand. Schon etwas<br />
genervt fahre ich an die Box zurück.<br />
Gut, es ist ein Test. Aber geiler Schub<br />
mal außer Acht, jetzt muss einiges<br />
verändert werden.<br />
Vorn kommt ein Bridgestone R10<br />
und hinten ein S20 in 55er-Querschnitt<br />
drauf. Die Hinterradbremse bekommt<br />
neue Beläge, und die verglasten Vorderrad-Bremsbeläge<br />
zieht unser gewiefter<br />
Mechaniker kurzerhand über<br />
dem Asphalt ein wenig ab – alter Holzfäller-Trick,<br />
aber brauchbar, wenn<br />
gerade keine Flex oder neue Beläge in<br />
greifbarer Nähe sind.<br />
Das Fahrwerk wird in Zug- und<br />
Druckstufe angepasst, denn vor allem<br />
hinten brauche ich mehr Ruhe. Viel ist<br />
leider nicht mehr zu machen, da sollte<br />
man unbedingt nachbessern. Wenigstens<br />
wird der im Querschnitt höhere<br />
Reifen das Handling sicher deutlich<br />
verbessern. Tja, dann muss ich halt<br />
wieder los.<br />
Jeppa! Der Grip ist nun klasse. Endlich<br />
gibt es so etwas wie Gefühl fürs<br />
Vorderrad. Die hintere Bremse benutze<br />
ich auch am Ausgang der Kurve, damit<br />
das Fahrwerk etwas straffer wird und<br />
im Heck Ruhe einkehrt. Schnellfahren<br />
fällt immer noch immens schwer, denn<br />
die TC regelt immer dann, wenn es gerade<br />
Spaß macht. Kurzerhand schalte<br />
ich sie aus. Liegt mir eh besser, das<br />
Ganze mit Popometer zu steuern und<br />
mich auf mein Gefühl zu verlassen.<br />
Nach drei ruhigeren Runden lasse ich<br />
es erstmals richtig fliegen. Nach der<br />
Start-Ziel-Geraden im dritten Gang voll<br />
aufziehen, yeah! Sie geht sauber in<br />
38 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
135<br />
120<br />
105<br />
90<br />
75<br />
60<br />
45<br />
30<br />
15<br />
01<br />
140<br />
125<br />
110<br />
95<br />
80<br />
65<br />
50<br />
35<br />
20<br />
5<br />
145<br />
130<br />
115<br />
100<br />
85<br />
70<br />
55<br />
40<br />
25<br />
10<br />
205<br />
200<br />
200<br />
195<br />
190<br />
190<br />
185<br />
180<br />
180<br />
175<br />
170<br />
165<br />
160<br />
155<br />
150<br />
145<br />
140<br />
135<br />
130<br />
125<br />
120<br />
115<br />
110 110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
50<br />
45<br />
40<br />
40<br />
35<br />
30<br />
30<br />
25<br />
20<br />
20<br />
15<br />
10<br />
10<br />
5<br />
0<br />
0<br />
170<br />
01 Wunderschön<br />
160<br />
„Old School“: Die<br />
150<br />
Ladedruckanzeige als<br />
140<br />
Rundinstrument. Im<br />
130<br />
Test nur 0,6 Bar Ladedruck,<br />
hier geht laut<br />
120<br />
Tuner noch mehr<br />
100<br />
02 Achtkolben-<br />
Bremszange<br />
90<br />
gegen 340<br />
die<br />
80<br />
320<br />
gewaltige Turbo- 300<br />
Power:<br />
70<br />
280<br />
zunächst 260 leider<br />
mehr<br />
60<br />
240<br />
Schein als 220 Sein<br />
0<br />
0<br />
02<br />
140<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
MESSWERTE<br />
GEWICHT <br />
249 kg<br />
VORN/HINTEN 54,3/45,7 %<br />
LEISTUNG <br />
335 <strong>PS</strong><br />
UMBAUKOSTEN<br />
ab 10000 Euro<br />
Motorleistung<br />
260<br />
340<br />
240 320<br />
Bikeshop Lüchow-<br />
220 300 Suzuki Hayabusa<br />
200 280 246,4 kW (335 <strong>PS</strong>)<br />
260 bei 8800/min<br />
180 240 298 Nm bei<br />
160 220<br />
140 200<br />
6500/min<br />
180<br />
120 160<br />
100 140<br />
300<br />
80<br />
120<br />
100<br />
250<br />
60 80<br />
200<br />
40 60<br />
150<br />
20<br />
40<br />
100<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Drehmoment in Nm<br />
Leistung an der Kurbelwelle,Messungen<br />
auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
Durch den plötzlichen Leistungssprung zwischen<br />
4000 und 5000/min ist es möglich, einen<br />
neuen Reifen in weniger als 30 Sekunden<br />
hinzurichten. Besonders krass ist der Sprung<br />
zwischen 4000 und 4200/min, dort tritt dir<br />
die Kiste brutal in den Arsch! Darüber ist<br />
das Leistungs- und Drehmoment-<br />
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 90001000011000<br />
Plateau jedoch top.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
MEHR<br />
HANDLING<br />
BITTE<br />
40 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
fetter Schräglage in den Beschleunigungsdrift.<br />
Das fetzt! Mittels Quickshifter<br />
ohne Kupplung in den vierten<br />
Gang, und der Hinterradpneu wimmert<br />
weiter um Gnade. Da die Suzuki straßenzugelassen<br />
ist und daher Rückspiegel<br />
verbaut sind, kann ich wunderbar<br />
sehen, wie sich Reifengummi in Rauch<br />
verwandelt.<br />
Anfahrt zur Parabolika, jetzt will ich<br />
es wissen: Der Kameramann auf einer<br />
pfeilschnellen Speed Triple versucht zu<br />
folgen. Ich lasse ihn im leichten Rechtsknick<br />
aufschließen, um besser im Bild<br />
zu sein, wenn die Luft brennt. Der<br />
Turbo pfeift hoch und schaufelt Unmengen<br />
an hoch verdichteter Luft in<br />
die vier Brennräume. Wichtig ist nun<br />
Geschwindigkeit, denn die stabilisiert.<br />
Bei 140 km/h drehe ich den Gasgriff<br />
bis zum Anschlag. Arschtritt – bumm!<br />
Der Reifen heult wie ein Stamm Apachen<br />
auf Kriegspfad. Die Turbobusa<br />
steht leicht quer mit unbändigem<br />
Vorwärtsverlangen. So muss sich ein<br />
Stein in der Schleuder fühlen, kurz<br />
bevor das Gummi aus den Fingern<br />
schnalzt. Die Geschwindigkeit nimmt<br />
so rapide zu, dass die um mich herum<br />
ebenfalls beschleunigenden Superbiker<br />
fast wie Fliegen aufgeschnupft<br />
werden – und das alles immer noch<br />
mit fettem Schlupf am Hinterrad.<br />
Eine schwarze Gummispur<br />
brennt sich in den Asphalt<br />
Bei über 240 km/h fängt die Fuhre<br />
plötzlich fürchterlich an zu rütteln.<br />
Egal, weiter Vollgas. Mittels Schaltautomat<br />
steppe ich noch die verbleibenden<br />
Gänge durch. Das Gas wird nicht zurückgenommen.<br />
Wie sich später herausstellt,<br />
kommt das Rütteln vom Pneu,<br />
der sich auf der Felge dreht. Mittlerweile<br />
glüht der Reifen förmlich und<br />
verschmilzt mit dem Asphalt, wodurch<br />
noch mehr Vortrieb für Bike und Fahrer<br />
generiert wird. Die Hayabusa geht<br />
locker über 320 km/h, und das in<br />
voller Schräglage in der Parabolika.<br />
Krass, denn das Rühren und Vibrieren<br />
nimmt kein Ende. Blindes Vertrauen<br />
in die Technik oder ist das schon<br />
falsch verstandener Stolz? Einfach<br />
laufen lassen. Die folgende 180-Grad-<br />
Rechts ist eine 55-km/h-Haarnadelkurve.<br />
Ergo ankern, was das Zeug hält.<br />
Mit voller Kraft greife ich in die Radialpumpe.<br />
Dank des hervorragenden<br />
Bridgestones und der „getunten“ Beläge<br />
verzögert das Bike nun passabel.<br />
Abwinkeln und rum ums Eck. Oh Moment,<br />
mein Kameramann mit dem britischen<br />
Drilling hinter mir fehlt ja noch.<br />
Ich will kurz abbremsen und auf ihn<br />
warten, aber nichts passiert. Nach dem<br />
superharten Ankern fällt der Bremshebel<br />
vorne bis zum Lenker durch. Und<br />
hinten geht auch nix mehr. Absoluter<br />
Horror!<br />
Durch die frisch aufgezogenen<br />
Gummis und dem dadurch entstanden<br />
Grip belastet nun erheblich mehr Reibwärme<br />
und abzubauende Energie die<br />
jetzt völlig überforderte Bremsan lage.<br />
Die wird so heiß, dass die Bremsflüssigkeit<br />
kocht, eine Luftblase entsteht<br />
und die Bremse komplett versagt. Klar,<br />
dass man mit dem alten, schwach grippenden<br />
Michelin Pilot Power nie in diesem<br />
Bereich bremsen konnte.<br />
Aber das ist längst nicht alles:<br />
Obendrein hat sich beim vollen Verzögern<br />
aus etwa 320 km/h das Vorderrad<br />
samt Gabel bis an den Ölkühler nach<br />
hinten gebogen. Dadurch wurde dieser<br />
so stark beschädigt, dass er nun den<br />
wertvollen Motorschmierstoff in Form<br />
von heißem Motoröl auf das Vorderund<br />
Hinterrad verteilt.<br />
Ich bin nur heilfroh, dass ich auf<br />
den Kameramann warten wollte und<br />
nicht volle Kanne Richtung 90-Grad-<br />
Links vor der Mercedes-Tribüne gebal-<br />
Die Hayabusa mit neu<br />
aufgezogenen Reifen<br />
macht auf der Rennstrecke<br />
sogar Spaß.<br />
Unscheinbar und<br />
böse mit Straßenzulassung,<br />
aber<br />
leider schwer und<br />
unhandlich<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 41
HITZEFR<br />
01<br />
02<br />
01 Gut zu sehen: der zusätzlich verbaute<br />
riesige Ladeluftkühler<br />
02 Da ist er versteckt: Turbo mit Flansch<br />
zum Krümmer hinter dem Ölkühler. Das<br />
Bike ist insgesamt sehr leise – vom jaulenden<br />
Hinterreifen mal abgesehen<br />
lert bin. Für gewöhnlich habe ich da<br />
beim Anbremspunkt locker über 190<br />
km/h drauf.<br />
Beschützt durch meinen megaschnellen<br />
Schutzengel verlasse ich heil<br />
die Rennstrecke. Es herrscht bestürztes<br />
Schweigen, als Mechaniker und<br />
Besitzer das Bike entgegennehmen.<br />
No big deal, dazu testen wir Bikes, um<br />
deren Schwachstellen gnadenlos<br />
aufzudecken. Mit den somit gewonnen<br />
Erkenntnissen ermöglichen wir den<br />
Tunern doch, noch geilere Hardcore-<br />
Zweiradwaffen zu bauen.<br />
Mittlerweile hat sich Karsten diesem<br />
unvollkommenen Bike vollständig<br />
angenommen, um es für seinen stolzen<br />
Besitzer zu erziehen. Eine gute und vor<br />
allem lebensverlängernde Idee. Auch<br />
wenn der Bazzas-Chef meint, dass man<br />
dem Motor mit geänderten Kolben,<br />
einem Ladedruck von 1,5 Bar und<br />
einem ordentlichen Mapping auch<br />
gerne 450 <strong>PS</strong> entlocken kann. Mal<br />
sehen, ob ich dann erneut der Auserwählte<br />
bin – ich freu mich fast schon<br />
drauf.<br />
42 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
EI FÜR DIE<br />
BREMSE<br />
FAZIT<br />
„SO EIN SCHRECK IST<br />
AUCH WAS WERT –<br />
EHRLICH!“<br />
Karsten Bartschat hatte den richtigen Riecher:<br />
Performance-Test mit einem unglaublich<br />
potenten Bike, dessen Leistungen noch<br />
im Verborgenen schlummern. Mit den gewonnenen<br />
High-Performance-Daten kann er<br />
nun ein Bike der Sonderklasse aufbauen.<br />
Er hat uns schon verraten, dass ein neuer,<br />
geschwungener Ölkühler bereits angepasst<br />
wurde, „State of the Art“- Bremsen bestellt<br />
sind, das Fahrwerk komplett überarbeitet<br />
wird, weiter optimierte Mappings herausgebremst<br />
werden und richtig viele Stunden<br />
im stillen Kämmerchen folgen. Ich freue mich<br />
auf Turbo-Hayabusa die Zweite. Es kommt bei<br />
so einem Schiff zwar nicht auf Zehntelsekunden<br />
und astreines Handling in schwierigen<br />
Kurvenpassagen an. Aber: Bitte liebe <strong>PS</strong>,<br />
lieber mehr Bikes der „Scary-Klasse“ als<br />
Brot-und-Butter-Schocker. Dann kocht das<br />
Blut beim Testen. Leistung kann schließlich<br />
keine Sünde sein.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 43
VERGLEICHSTEST<br />
DUCATI MONSTER 821 GEGEN KAWASAKI Z 800<br />
DIE<br />
NGEZÄHM<br />
44 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
Treffen italienische und japanische<br />
Bikes aufeinander, entbrennt<br />
immer auch ein Kampf<br />
der Kulturen. Extravagant,<br />
technisch eigenständig und mit runden<br />
Linien interpretiert Ducati mit der neuen<br />
Monster 821 das Thema Mittelklasse-Naked.<br />
Die Testmaschine lockt mit<br />
knallrot lackiertem Gitterrohrrahmen,<br />
fein gezeichneter Tank-/Sitzbank-Kombination<br />
und außen liegenden Krümmern<br />
mit abgeschrägtem Doppelrohr-<br />
Auspuff. Pragmatisch, technisch konservativ<br />
und mit aggressivem Design<br />
buhlt dagegen Kawasakis Z 800 um<br />
potenzielle Kundschaft. Sie bedeckt<br />
ihren Brückenrahmen mit gezackten<br />
Verkleidungsteilen und stellt den klobigen<br />
Auspufftopf schamlos zur Schau.<br />
Trotz ihrer massigen Erscheinung wirkt<br />
die Zett dank ihrer geduckten, frontlastigen<br />
Haltung sehr angriffslustig.<br />
Auch beim Motor gehen die beiden<br />
Kontrahentinnen sehr unterschiedliche<br />
Wege. Die Monster 821 ist das jüngste<br />
Modell, in das Ducati seinen kleinsten<br />
wassergekühlten Antrieb steckt. In der<br />
Hypermotard und der Hyperstrada verrichtet<br />
der 821 Kubik große V2 schon<br />
seit einiger Zeit seinen Dienst. Mit der<br />
Monster laufen nun sämtliche neuen<br />
Ducati ausschließlich mit Wasserkühlung.<br />
Eine Ausnahme bildet die für<br />
2015 geplante Scrambler. Sie wird den<br />
803 Kubik großen Antrieb der bisherigen<br />
796er-Modelle tragen.<br />
Der ewige Streit der Systeme:<br />
V2 gegen Reihenvierzylinder<br />
Saftige 107 <strong>PS</strong>, und damit exakt die<br />
Nennleistung, spuckt unser Prüfstand<br />
für die Italienerin aus. Klar, das haut<br />
leistungsverwöhnte Throttle-full-open-<br />
Freaks nicht vom Hocker. Dennoch<br />
macht der Antrieb viel Laune und taugt<br />
auch für zünftiges Landstraßen-Bolzen.<br />
Zumal der V2 sehr willig auf Gasbefehle<br />
reagiert. Umso verwunderlicher ist<br />
es, dass der anfängliche Schwung be-<br />
TEN<br />
Sie gehören zur Mittelklasse, pfeifen aufs gesellschaftliche<br />
Diktat und ziehen kon sequent ihr Ding durch.<br />
Sonstige Gemeinsamkeiten? Fehlanzeige. Zwei Konzepte,<br />
doch nur eines stellt den Champion.<br />
Text: Volkmar Jacob; Fotos: Jacek Bilski<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 45
Ducati und Kawasaki interpretieren das<br />
Thema Mittelklasse völlig unterschiedlich.<br />
Eine der wenigen Gemeinsamkeiten:<br />
das Distanzieren von der Masse<br />
DUCATI<br />
MONSTER 821<br />
KAWASAK<br />
Z 800<br />
reits nach wenigen Zehntelsekunden<br />
nachlässt. Vermutlich öffnen die Drosselklappen<br />
viel langsamer, als es der<br />
Pilot übers Ride-by-wire vorgibt. Kurzer<br />
Check: Der Sportmodus ist aktiv,<br />
das passt. Und unter dem Menüpunkt<br />
„Engine“ ist die Stufe „High“ (direktestes<br />
Ansprechverhalten) eingestellt, passt<br />
ebenfalls. Bleibt als Erklärung, dass<br />
Ducati die Drosselklappen offenbar<br />
sehr konservativ ansteuert. Weniger<br />
zurückhaltend donnert dagegen der<br />
Auspuff den Sound ins Freie. „Super!“,<br />
befindet Giovanni, unser italienischer<br />
Praktikant. „Eindeutig zu laut“ und “wie<br />
schafft Ducati nur immer wieder die<br />
Homologation?“, wundert sich hingegen<br />
die teutonische Fraktion. Doch<br />
selbst dieser huscht ein Grinsen übers<br />
Gesicht, wenn die Monster nach kurzen,<br />
knackigen Gasstößen aus ihren<br />
Rohren feuert. Einigkeit herrscht auch<br />
bei der Leistungsentfaltung. Der starke<br />
und ruckelfreie Antritt ab zirka 2000/<br />
min begeistert, das erfrischend freie<br />
Hochdrehen bis 9500/min ebenfalls.<br />
Zwischen 4000 und 6000/min legt<br />
der Zwilling allerdings eine spürbare<br />
Verschnaufpause ein, was den Duc-<br />
Treiber beim Jagen etwas einbremst.<br />
Verwöhnte Schaltfüße stören sich zudem<br />
am knochigen Getriebe. Dennoch<br />
überwiegt der positive Eindruck, denn<br />
der Antrieb geht in jedem seiner drei<br />
Fahrmodi herrlich weich ans Gas, läuft<br />
außerordentlich kultiviert und schickt<br />
exquisites V2-Stampfen zum Piloten.<br />
Deutlich rauer geht der Vierzylinder<br />
der Kawasaki zu Werke. Feinnervige<br />
Vibrationen begleiten über weite<br />
Strecken die Reise durchs Drehzahlband,<br />
besonders um 8000/min sind sie<br />
sehr ausgeprägt. Dazu geht die Zett<br />
leicht verzögert ans Gas – ein leidiges<br />
Thema der 800er. Einmal unter Zug,<br />
setzt sie aber jeden Dreh an der Brause<br />
eins zu eins um und das Triebwerk<br />
gibt seinen Punch bis 10 000/min wunderbar<br />
gleichmäßig ab. Bei dieser<br />
Marke liefert der Vierling mit 110 <strong>PS</strong><br />
46 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
I<br />
seinen höchsten Output. Im Verbund<br />
mit der kurzen Übersetzung schenkt<br />
die Kawa der Duc bei der Durchzugsübung<br />
von 50 bis 150 km/h im letzten<br />
Gang satte 1,2 Sekunden ein. Das hört<br />
sich zwar nach nicht sehr viel an. Die<br />
höhere Zugkraft ist aber deutlich spürbar<br />
und auch in den anderen Gängen<br />
stets präsent – ein fettes Plus der Japanerin!<br />
Ein weiteres ist das Getriebe, das<br />
zwar nicht supersanft arbeitet, aber im<br />
direkten Vergleich die geschmeidigeren<br />
Gangwechsel ermöglicht. Und der<br />
Sound? Grimmig! Dumpfes Ansaugknurren<br />
mischt sich mit heißerem<br />
Vierzylinderbrüllen. Dass sie das Motorenkapitel<br />
letztlich nicht für sich entscheiden<br />
kann, liegt hauptsächlich an<br />
der fehlenden Traktionskontrolle – hier<br />
lässt die Kawa viele Punkte liegen.<br />
Rein ins Geschlängel! Wer<br />
zieht den saubersten Strich?<br />
Brennt die Ducati der Kawasaki auch<br />
beim Fahrwerk eins über? Einiges<br />
spricht dafür. Denn mit 208,5 Kilogramm<br />
wiegt die Italienerin über 22<br />
Kilo weniger als die Kawa, die pralle<br />
DATEN<br />
DUCATI<br />
MONSTER 821<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-90-Grad-V-Motor, vier Ventile/Zylinder,<br />
79 kW (107 <strong>PS</strong>) bei 9250/min*,<br />
89 Nm bei 7750/min*, 821 cm³, Bohrung/<br />
Hub: 88,0/67,5 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
12,8:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
53-mm-Drosselklappen, mechanisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung,<br />
Sechsganggetriebe, G-<br />
Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Motor mittragend,<br />
Lenkkopfwinkel: 65,7 Grad, Nachlauf:<br />
93 mm, Radstand: 1480 mm, Upsidedown-Gabel,<br />
Ø Gabelinnenrohr: 43 mm,<br />
nicht einstellbar. Direkt angelenktes Zentralfederbein,<br />
einstellbar in Federbasis und<br />
Zugstufendämpfung. Federweg vorn/hinten:<br />
130/140 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/5.50 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR<br />
17, hinten: 180/60 ZR 17, Erstbereifung:<br />
Pirelli Diablo Rosso 2, vorn in „D“,<br />
320-mm-Doppelscheibenbremse mit radial<br />
angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln<br />
vorn, 245-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-Festsattel<br />
hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
72,8 kW (99 <strong>PS</strong>) bei 195 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,3 s; 0 –150 km/h: 6,6 s;<br />
0 –200 km/h: 13,8 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 5,4 s; 100 –150 km/h: 5,8 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
225 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2154/867/1061 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 810 (775)/1025 mm,<br />
Lenkerbreite: 760 mm, 208,5 kg vollgetankt,<br />
v./h.: 48,8/51,2 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei. Durchschnittstestverbrauch:<br />
6,4 Liter/100 km, Tankinhalt<br />
17,5 Liter, Reichweite: 273 km<br />
KAWASAKI<br />
Z 800<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 83 kW (113 <strong>PS</strong>) bei 10 200/min*,<br />
83 Nm bei 8000/min*, 806 cm³, Bohrung/<br />
Hub: 71,0/50,9 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
11,9:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
34-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Sechsganggetriebe, G-Kat, Kette,<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Stahl-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
66,0 Grad, Nachlauf: 98 mm, Radstand:<br />
1455 mm, Upside-down-Gabel, Ø Gabelinnenrohr:<br />
41 mm, einstellbar in Federbasis<br />
und Zugstufendämpfung. Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis<br />
und Zugstufendämpfung. Federweg<br />
vorn/hinten: 120/137 mm,<br />
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/5.50 x<br />
17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten:<br />
180/55 ZR 17, Erstbereifung: Dunlop D 214<br />
„J“, 310-mm-Doppelscheibenbremse mit<br />
Vierkolben-Festsätteln vorn, 250-mm-Einzelscheibe<br />
mit Einkolben-Schwimmsattel<br />
hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
75,7 kW (103 <strong>PS</strong>) bei 200 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,3 s; 0 –150 km/h: 6,4 s;<br />
0 –200 km/h: 14,0 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 4,9 s; 100 –150 km/h: 5,1 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
230 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2113/830/1300 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 820/1020 mm, Lenkerbreite:<br />
720 mm, 231 kg vollgetankt, v./h.:<br />
50,4/49,6 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 6,1 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 17 Liter, Reichweite: 278 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: nicht einstellbar,<br />
Druckstufe: nicht einstellbar, Zugstufe:<br />
nicht einstellbar, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: 10 mm, Druckstufe:<br />
nicht einstellbar, Zugstufe: komplett offen,<br />
Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
10490 Euro, Test maschine: 10690Euro<br />
(jeweils zzgl. Neben kosten)<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: 30 mm,<br />
Druckstufe: nicht einstellbar, Zugstufe: 10<br />
K offen, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: 15 mm, Druckstufe:<br />
nicht einstellbar, Zugstufe: 0,75 U offen,<br />
Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
8995 Euro, Test maschine: 8995 Euro<br />
(zzgl. Nebenkosten)<br />
alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt; statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer;<br />
U=Umdrehungen; K=Klicks * Herstellerangabe ** <strong>PS</strong>-Messung<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 47
MESSWERTE<br />
Motorleistung<br />
90<br />
120<br />
80 110<br />
100<br />
70<br />
90<br />
60 80<br />
50<br />
70<br />
60<br />
40<br />
50<br />
Kawasaki Z 800<br />
80,8 kW (110 <strong>PS</strong>) bei 10100/min<br />
84 Nm bei 7900/min<br />
Ducati Monster 821<br />
(Touring/Sport-Modus)<br />
78,9 kW (107 <strong>PS</strong>)<br />
bei 9500/min<br />
86 Nm bei 7800/min<br />
Ducati Monster 821<br />
(Urban-Modus)<br />
57,9 kW (79 <strong>PS</strong>)<br />
bei 8000/min<br />
73 Nm bei 7200/min<br />
30 40<br />
90<br />
80<br />
20<br />
30<br />
70<br />
20<br />
60<br />
10<br />
50<br />
10<br />
40<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Drehmoment in Nm<br />
Die Z 800 zeichnet eine saubere<br />
Leistungs- und Drehmomentkurve<br />
ins Diagramm<br />
(grün). Sie baut ihren Punch<br />
sehr gleichmäßig auf, die<br />
Mini-Dellen spürt man beim<br />
Fahren nicht. Trotz ihres<br />
Mehrgewichts von über<br />
22 Kilo überflügelt sie die<br />
Monster bei der Durchzugsübung<br />
von 50 auf 150 km/h<br />
im letzten Gang. Das verdankt<br />
sie auch ihrer Übersetzung,<br />
die wegen der hohen<br />
Drehzahlreserven schön kurz<br />
ausfällt. Den Leistungsschwund<br />
der Italienerin zwischen<br />
4000 und 6000/min<br />
merkt der Pilot deutlich.<br />
Anders als bei „Touring“ und<br />
„Sport“ liefert die Monster im<br />
Urban-Modus (hellbraune<br />
Kurve) nicht die volle Power.<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
231 Kilo zur Waage schleppt. Außerdem<br />
fallen die Kreiselkräfte der schmaleren<br />
V2-Kurbelwelle geringer aus als<br />
jene des ausladenden Vierzylinder-<br />
Teils. Beides bringt Handling-Vorteile.<br />
Last but not least steckt an der Monster<br />
ein 40 Millimeter breiterer Lenker,<br />
über dessen Hebel sich die Fuhre easy<br />
dirigieren lässt. Dank dieses Pakets<br />
winkelt die Duc schön leichtfüßig ab<br />
und sticht auch auf der Bremse zielgenau<br />
in die Ecken. Dazu zirkelt sie in<br />
Schräglage stabil durchs Geläuf und<br />
bleibt treu auf der anvisierten Linie.<br />
Und die Kawa? Der Zett-Treiber<br />
braucht deutlich mehr Kraft, um seinen<br />
Untersatz durch die Bögen zu lotsen.<br />
Außerdem stellt sich die 800er beim<br />
Einlenken auf der Bremse spürbar auf,<br />
und auch in Schräglage zieht die<br />
Kawasaki nicht ganz den exakten<br />
Strich der Ducati. Die Japanerin verlangt<br />
einen entschlossenen Dompteur,<br />
der den Stier bei den Hörnern packt.<br />
Dazu passt die Vorderrad-orientierte,<br />
aktive Sitzposition. Die Ducati platziert<br />
ihren Piloten dagegen tiefer und weiter<br />
hinten, außerdem sitzt ihr Lenker<br />
höher. Leichte Vorteile verbucht Japan<br />
auch bei den vorderen Federelementen.<br />
Die Gabel ist zumindest in der Zugstufe<br />
einstellbar, spricht besser an und<br />
taucht beim Ankern weniger weit ab<br />
wie das nicht verstellbare, stuckerige<br />
Ducati-Teil. Gleichstand herrscht<br />
da gegen beim Federbein. Der Monoshock<br />
der Monster ist zwar sehr straff<br />
gedämpft, doch mit komplett geöffneter<br />
Zugstufe schluckt sie auch grobe<br />
Asphaltverwerfungen sehr passabel.<br />
Mit entsprechendem Setup (siehe<br />
Datenkasten) gilt selbiges auch für<br />
den Kawasaki-Dämpfer.<br />
Ungewohnt scharf packen die Bremsen<br />
am Bologna-Bike zu. Für sport liche<br />
Einlagen ist das super, doch weniger<br />
Geübte müssen sich erst an die giftigen<br />
Stopper herantasten. Glücklicherweise<br />
ist ein dreifach einstellbares ABS an<br />
Bord, das allerdings nur auf der sanftesten<br />
Stufe (3) das Hinterrad bis auf<br />
gelegentliche Mini-Stoppies sauber am<br />
Boden hält. Für heftige Verzögerungen<br />
muss der Kawasaki-Pilot zwar etwas<br />
kräftiger am Hebel ziehen, doch die<br />
Bremswirkung geht voll in Ordnung.<br />
Auch das nicht justierbare, gefällige<br />
ABS überzeugt. Wie eingangs erwähnt,<br />
trennt die beiden mehr als sie verbindet.<br />
Damit zeigen sie eindrücklich,<br />
dass sehr unterschiedliche Wege<br />
zum Ziel führen können – Champion<br />
hin oder her.<br />
01<br />
02<br />
48 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
BEWERTUNG<br />
01 Das Cockpit der Monster bietet zahlreiche Infos, nur<br />
Gang- und Benzinstand-Anzeige fehlen 02 Auch die Infozentrale<br />
der Z 800 muss ohne Ganganzeige auskommen,<br />
die Restreichweiten-Anzeige ist ziemlich ungenau.03 Gitterrohrrahmen<br />
mit Motor als tragendem Element. Beim<br />
Fahren stößt das rechte Bein bisweilen an die Krümmerblende<br />
des liegenden Zylinders 04 Geschwungene Krümmer<br />
bringen die nötige Rohrlänge. Der Vierzylinder ist<br />
zwar ein rauer Geselle, liefert aber reichlich Schmalz<br />
03<br />
04<br />
max.<br />
Punkte<br />
DUCATI<br />
MONSTER<br />
821<br />
KAWA<br />
SAKI<br />
Z 800<br />
ANTRIEB<br />
Beschleunigung 10 4 4<br />
Durchzug 10 5 6<br />
Leistungsentfaltung 10 6 9<br />
Ansprechverhalten 10 6 8<br />
Lastwechselreaktion 10 9 7<br />
Laufkultur 10 9 6<br />
Getriebebetätigung 10 6 8<br />
Getriebeabstufung 10 8 9<br />
Kupplungsfunktion 10 8 6<br />
Traktionskontrolle 10 9 –<br />
Zwischensumme 100 70 63<br />
FAHRWERK<br />
Fahrstabilität 10 8 8<br />
Handlichkeit 10 9 7<br />
Kurvenstabilität 10 9 7<br />
Rückmeldung 10 8 9<br />
Fahrwerksabstimmung vorne 10 6 8<br />
Fahrwerksabstimmung hinten 10 7 7<br />
Bremswirkung 10 9 9<br />
Bremsdosierung 10 9 8<br />
Aufstellmoment<br />
beim Bremsen<br />
10 8 5<br />
ABS-Funktion 10 9 8<br />
Zwischensumme 100 82 76<br />
ALLTAG UND FAHRSPASS<br />
Sitzposition 10 7 9<br />
Windschutz 10 1 1<br />
Ausstattung 10 8 6<br />
Verbrauch 10 7 7<br />
Fahrspaß 10 9 8<br />
Zwischensumme 50 32 31<br />
GESAMTSUMME 250 184 170<br />
PLATZIERUNG 1. 2.<br />
FAZIT<br />
DUCATI MONSTER 821 Mit einem klaren Testsieg<br />
1. feiert die Monster 821 einen gelungenen Einstand.<br />
Ihre Schokoladenseite ist das handliche und zielgenaue<br />
Fahrwerk, das selbst die sportliche Gangart verträgt.<br />
Auch das sehr kultivierte Triebwerk gefällt. Das Haar in<br />
der Suppe ist der gebremste Vorwärtsdrang kurz nach<br />
dem Gasanlegen. Dazu ist der Drehmomenteinbruch<br />
bei mittleren Drehzahlen recht ausgeprägt. Dennoch ist<br />
die Monster 821 ein sympathischer Landstraßen-Feger.<br />
KAWASAKI Z 800 Auf der Habenseite der Kawa<br />
2. steht der bärenstarke Motor, der der Zett eine tolle<br />
Dynamik verleiht. Antriebsseitig verschenkt sie<br />
einige Punkte wegen fehlender Traktions <br />
kon trolle, rauem Motorlauf und verzögerter<br />
Gasannahme. Doch speziell beim Fahrwerk<br />
lässt sie viele Federn. Handling, Zielgenauigkeit,<br />
Kurvenstabilität: Das macht die<br />
italienische Konkurrenz einfach besser.<br />
<strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 49
LESERPOST<br />
TNT FEHLT<br />
Dreizylinder-Test, <strong>PS</strong> 8/<strong>2014</strong><br />
In dem Test fehlt aus meiner Sicht ein<br />
Moped: eine Benelli TNT. Sicher, selbst<br />
in der Top-Version TNT 160 sind keine<br />
elektronischen Helferlein, aber der Test<br />
sollte sich ja auch auf die Motoren konzentrieren.<br />
Hier ist die TNT immer noch<br />
ein Paradebeispiel für einen Dreizylinder.<br />
Der Motor ist ein Erlebnis. Ganz<br />
abgesehen davon wäre die Benelli ein<br />
schöner Abschluss in Sachen Leistung<br />
und Hubraum nach oben gewesen.<br />
Auch wenn diese Maschine sicher nur<br />
etwas für Liebhaber ist, sollte sie nicht<br />
von Euch ignoriert werden. Ich jedenfalls<br />
bin gerade nach einer 200-Kilometer-Tour<br />
nach Hause gekommen und<br />
würde meinen Italo-Bomber aus Pesaro<br />
gegen nichts eintauschen wollen.<br />
Rüdiger Klöckner per E-Mail<br />
Tarnung ist alles bei Prototypen, deshalb<br />
packten die Yamaha-Entwickler<br />
beim Test die Prototyp-R1 ins R6-Kleid<br />
Euch ist die aktuelle Streety von der<br />
Leistungsentfaltung zu langweilig,<br />
wofür ich Verständnis habe. Das kann<br />
man mit überschaubarem Aufwand<br />
problemlos ändern: K & N-Tauschluftfilter<br />
montieren, Arrow-Endtopf (bzw.<br />
Endtöpfe bei älteren Modellen) montieren,<br />
dazu passendes Mapping (295er<br />
von Triumph) auf Steuergerät installieren.<br />
Nun drückt die Streety deutlich<br />
kräftiger von unten heraus, beißt bei<br />
ca. 7000/min noch mal kräftig zu und<br />
dreht mit Vehemenz bis zum Drehzahlbegrenzer.<br />
Das ist genau der Kick, den<br />
ich vorher etwas vermisst hatte. In dieser<br />
Form brauchen sich die Fahrleistungen<br />
auch nicht mehr hinter einer<br />
Speed Triple, MV Agusta Brutale oder<br />
Yamaha MT-<strong>09</strong> vestecken.<br />
Heribert Henne per E-Mail<br />
Im ansonsten klasse Bericht habt Ihr<br />
bei der Analyse der Motorentechnik<br />
einen Bock geschossen. Ein Dreizylindermotor<br />
mit der üblichen Kurbelwellenkröpfung<br />
von 3 x 120 Grad hat<br />
natürlich eine gleichmäßige Zündfolge<br />
von 3 x 240 Grad und nicht eine<br />
asymmetrische. Im Übrigen dürfte ein<br />
in den physikalischen Grundparametern<br />
(Mitteldruck, mittlere Kolbengeschwindigkeit<br />
und Hub-/Bohrungsverhältnis)<br />
gleicher Dreizylindermotor<br />
satte 693 Kubikzentimeter Hubraum<br />
haben, um auf die gleiche Leistung wie<br />
der 600er-Vierzylinder zu kommen. Der<br />
dazu vergleichbare Zweizylinder sogar<br />
849 cm³. Ohne dieses Hubraumplus<br />
müssen die Motoren mit weniger Zylindern<br />
entsprechend eben mehr ausgequetscht<br />
werden, um auf die gleiche<br />
Leistung zu kommen, was sie dann<br />
wieder entsprechend „spitzer“ macht.<br />
Die restliche Analyse geht also voll in<br />
Ordnung. Bitte mehr solcher Beiträge!<br />
Kai Lunau per E-Mail<br />
SUPER DUKE-PROBLEM<br />
Fehlender Schaltautomat<br />
Viele positive und gerechtfertigte Berichte<br />
über die KTM 1290 bringen nicht<br />
nur Schwung in die Verkaufsstatistik.<br />
KTM selbst ist ja auch nicht gerade<br />
zurückhaltend mit dem Werbespruch<br />
“Ready to Race”. Nun gehört es aber<br />
auch zur Wahrheit, das habt ihr ja<br />
schon richtigerweise festgestellt, so<br />
ein Schaltautomat fehlt der Super Duke.<br />
Nun ist ein offizielles Schreiben von<br />
KTM herausgekommen, das den Einsatz<br />
eines SA verbietet. Es ist mehrfach<br />
vorgekommen, dass Shims sich in Verbindung<br />
mit einem SA verabschieden<br />
und ggf. zu kapitalen Motorschäden<br />
führen. Ein SA gehört mittlerweile fast<br />
bei jedem Hersteller von Sportmotorrädern<br />
zum Standardprogramm. Da frage<br />
ich mich, warum ausgerechnet dieses<br />
Bike davon ausgenommen wurde. Zumindest<br />
sollte dem Käufer eines “Racebikes”<br />
diese Information vor der Unterschrift<br />
vorliegen und nicht hinterher!<br />
Joachim Hupp per E-Mail<br />
Wir sind die Benelli TNT schon öfter<br />
gefahren, und uns hat der Motor<br />
auch jedes Mal extrem angemacht<br />
R1 ODER R6?<br />
Neuheiten, <strong>PS</strong> 8/<strong>2014</strong><br />
Zunächst ein großes Lob an Euch für<br />
den tollen Bericht über nackte Dreizylinder!<br />
Ich fahre selbst eine Triumph<br />
Speed Triple und hätte den Artikel<br />
wohl genau so geschrieben, voll ins<br />
Schwarze. Wenn ich aber nicht total<br />
daneben liege, dann handelt es sich<br />
auf Seite 15 nicht um eine neue R1 auf<br />
den Spy-Shots, sondern um eine R6 mit<br />
anderem Schalldämpfer. Die Maschine<br />
hat den typischen mittigen Lufteinlass<br />
zwischen den Scheinwerfern, samt<br />
mittigem Standlicht und die pfeilartige<br />
Seitenverkleidung.<br />
Holger Röcker per E-Mail<br />
Das Bild stammt aus Australien<br />
und zeigt Yamaha-Testfahrer,<br />
die eine in eine R6-Verkleidung<br />
verpackte andere Yamaha, wohl<br />
die nächste R1 in einem früheren<br />
Stadium zeigt. Der Fotograf sprach<br />
von einem eindeutigen Motorenklang,<br />
wie man ihn von der R1<br />
kennt. Mittlerweile spricht alles<br />
dafür, dass die nächste R1 einen<br />
zentralen Lufteinlass wie ihre<br />
R6-Schwester haben wird und<br />
ähnlich schmal baut. Die Red.<br />
Foto: Australian Motorcycle News, Jörg Künstle<br />
LESERBRIEFE AN DIE REDAKTION: Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, Redaktion <strong>PS</strong>, 70162 Stuttgart,<br />
E-Mail: ps@motorpresse.de Leserbriefe bitte mit vollständigem Namen und Wohnort unterzeichnen
BREMSEN<br />
Fotos: Bilski, 2snap, Brembo<br />
62 DIE PROFIS<br />
MotoGP-Stars beichten<br />
Mat Oxley ihre Geheimnisse<br />
auf der Bremse<br />
68 TECHNIK<br />
Bremspumpen und der richtige<br />
Druckpunkt im Fokus<br />
70 WISSENSWERTES<br />
Was passiert beim Bremsen?<br />
Wie mache ich es<br />
richtig? Tipps und Tricks<br />
74 KOLUMNE<br />
<strong>PS</strong>-Redakteur Robert Glück<br />
zum richtigen Bremspunkt<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 61
BREMSEN WIE DIE PROFIS<br />
SCHRECK<br />
LASS NACH<br />
Kein Moment auf dem<br />
Motorrad ist mit solcher<br />
Regelmäßigkeit angsteinflößender<br />
als harte<br />
Bremsattacken. Die GP-<br />
Stars können ein Lied davon<br />
singen und verraten<br />
uns exklusiv, wie sie es<br />
genau machen. Nachahmung<br />
bedingt möglich!<br />
Text:Mat Oxley, Uwe Seitz; Fotos: 2snap<br />
MotoGP-Bikes werden schneller<br />
und schneller; in Mugello sind<br />
es heute satte 349 km/h, wenn man den<br />
Daten von GP-Promoter Dorna glaubt.<br />
Das Onboard-Datarecording von Andrea<br />
Iannones Ducati spuckte dieses Jahr<br />
dagegen 360,4 km/h aus.<br />
Die Dorna wünscht sich langsamere<br />
Bikes in der Königsklasse, aber das<br />
wird dauern. Deshalb hat sie in der Zwischenzeit<br />
340-Millimeter-Karbonscheiben<br />
an den Vorderradbremsen statt der<br />
üblichen 320er freigegeben.<br />
Wie ist es also, in die brutalsten<br />
Bremsen der Welt zu greifen und welche<br />
Tricks haben die Superstars des MotoGP<br />
drauf, um aus über 300 km/h punktgenau<br />
zu verzögern? Schon die nüchternen<br />
Zahlen sind beeindruckend: Mit 18 bar<br />
Druck wird der Vorderradbremshebel<br />
zusammengedrückt, etwa dreimal so<br />
stark als bei einem normalen Straßenmotorrad.<br />
1,7 g beträgt die MotoGP-Bremsverzögerung<br />
gegenüber 1,4 g in der<br />
Superbike-WM und schlappen 0,7 g bei<br />
ambitionierten Straßenfahrern.<br />
62 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
DANI PEDROSA<br />
Ich benutze zwei Finger. Bei<br />
geraden Bremszonen verzögere<br />
ich mit der Vorderradbremse<br />
und stabilisiere das Motorrad<br />
mit der Hinterradbremse. Sobald<br />
das Bike hinten schwänzelt,<br />
bremse ich stärker mit. In Kurven<br />
hinein bremse ich hinten<br />
immer mit. Auch wenn ich ans<br />
Gas gehe, lege ich die Hinterradbremse<br />
leicht an, um Wheelies<br />
zu verhindern. Die Karbonbremsen<br />
sind jetzt richtig gut. Nach<br />
der ersten Runde sind sie auf<br />
Temperatur. Dann fühlt man keinerlei<br />
Unterschiede zu Stahlbremsen<br />
mehr, außer, dass die<br />
Stahlbremsen bei uns nach zehn<br />
Minuten anfingen einzugehen.<br />
STEFAN BRADL<br />
Was viele nicht wissen: Wir bremsen<br />
nicht wie die Tiere von Anfang<br />
an. Stattdessen ist es wichtig, das<br />
Gas zuzudrehen, um die Gabel<br />
zu belasten. So ist sie besser auf<br />
die Bremsattacke vorbereitet.<br />
Dann steigert man den Bremsdruck<br />
mit Gefühl. Wer gleich voll in die Eisen langt,<br />
drückt den Reifen auf einen Schlag zu fest zusammen.<br />
Der springt dann wieder zurück in seine Form, sodass<br />
die Kontaktfläche zwischen Asphalt und Gummi wieder<br />
kleiner wird – schlecht für maximalen Bremsgrip!<br />
Die ersten 20 Meter soll das Gewicht aufs Vorderrad,<br />
dann bremst man bis zur maximalen Verzögerung.<br />
Springt der Reifen in seine ursprüngliche Form zurück,<br />
wird’s spannend oder man fällt gleich hin.<br />
Ich bremse mit zwei Fingern, außer ich bremse weit in<br />
Kurven hinein, was ich dann mit einem Finger mache.<br />
Fahre ich durch Wechselkurven, lege ich einen Finger<br />
an die Bremse. Die Hinterradbremse nutze ich auf<br />
geraden Bremswegen und manchmal in die Kurve hinein,<br />
um die Linie enger zu fahren oder mehr Gewicht<br />
aufs Hinterrad zu bringen. Etwa in Mugello, wo man<br />
vor Kurve 1 über einen Hügel kommt. Da bremse ich<br />
zunächst hinten, um das Gewicht erst hinten zu haben,<br />
dann erst bremse ich vorn. Zwischen dem Bremseinsatz<br />
im MotoGP und dem auf der Straße sehe ich absolut<br />
keinen Zusammenhang.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 63
CAL CRUTCHLOW<br />
Der Bremsdruck, den wir mittlerweile<br />
nutzen, ist unglaublich.<br />
Das Schlimmste ist, dass wir<br />
während dem ganzen Bremsvorgang<br />
die Luft anhalten. Bremsen<br />
wir also aus über 340 km/h in<br />
Mugello runter, atmen wir auf<br />
300 Metern überhaupt nicht.<br />
Man kann sich vorstellen, wie oft<br />
wir pro Runde die Luft anhalten,<br />
und das sorgt wirklich für einen<br />
rasenden Puls. Das ist eine normale<br />
Reaktion, denn man macht<br />
sich in die Hosen vor Angst, nicht<br />
anhalten zu können. Alles in<br />
deinem Körper versucht mitzuhelfen,<br />
dass es aufhört. Bis du<br />
dann eingebogen bist, schnappst<br />
du wie ein alter Fisch nach Luft.<br />
Ich bremse hinten kaum mit,<br />
trete aber richtig rein, wenn ich<br />
merke, dass ich zu schnell bin.<br />
Manche Jungs bremsen hinten<br />
beim Gasgeben mit – ich nicht.<br />
In Linkskurven bremse ich schon<br />
hinten mal mit, weil es einfach<br />
ist, in diesen Kurven ans Pedal<br />
zu kommen. Auf der Ducati muss<br />
ich die Hinterradbremse jedenfalls<br />
mehr als auf jedem anderen<br />
Bike einsetzen, denn das unterstützt<br />
das Einlenken – und<br />
das hat die Ducati nötig.<br />
Manche Fahrer haben eine große<br />
Bremsscheibe hinten und nutzen<br />
die permanent. Aber es gibt<br />
auch Typen, die sie fast gar nie<br />
brauchen – wie Lorenzo. Ich<br />
wette, er tippt sie höchstens einmal<br />
pro Runde an. Viele Jungs<br />
machen die unterschiedlichsten<br />
Sachen mit den Bremsen. Ich<br />
habe in all den Jahren so viele<br />
Datarecordings gesehen – irre!<br />
64 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
VALENTINO<br />
ROSSI<br />
Das Bremsen hat sich im<br />
MotoGP in den letzten Jahren<br />
sehr verändert. Früher war<br />
das Abheben des Hinterrads<br />
das größte Problem. Heute<br />
nutzen wir eine andere Gewichtsverteilung und<br />
andere Setups. Das Hinterrad bleibt wesentlich<br />
besser am Boden und das Motor-Bremsmoment<br />
hilft auch noch dabei. Um mit aller Kraft bremsen<br />
zu können, brauchst du eine gute Balance im<br />
Motorrad. Jeder Fahrer hat aber trotzdem seine<br />
eigene Technik: Ich bin am Anfang sehr aggressiv,<br />
Jorge Lorenzo macht das viel smoother.<br />
MARC MÁRQUEZ<br />
Ich bremse erst vorn und kontrolliert die<br />
Sache dann mit dem Hinterrad. Ich benutze<br />
die Hinterradbremse hauptsächlich im letzten<br />
Teil meiner Bremszone, dann schalte ich im<br />
letzten Moment schnell alle Gänge runter,<br />
besonders in langen Bremszonen. Außerdem<br />
slide ich gern mit dem Hinterrad, wie man<br />
im Fernsehen ja sehen kann. Das hilft mir, besser in die Kurve einzulenken<br />
und nimmt Gewicht vom Vorderrad.<br />
COLIN EDWARDS<br />
Ich bremse tief in die Kurven<br />
hinein, um die Scheißkiste endlich<br />
langsam zu machen. Denn<br />
wenn du beim Einlenken zu früh<br />
von der Bremse gehst, geht das<br />
Ding gleich drei Meter weit. Die<br />
Bremse bleibt angelegt, damit<br />
der Reifen fett auf den Asphalt drückt. Beim Lösen<br />
federt der Reifen vorn aus und die Kontaktfläche verkleinert<br />
sich. Also bleib drauf!<br />
Ich bin kein Beinchen-Baumler. Ich hab’s mal versucht<br />
und wäre fast aufs Maul gefallen. Ich wollte wissen,<br />
was es bringt – mir mal gar nichts! Als wir noch<br />
Teamkameraden waren, hat Valentino das nur selten<br />
gemacht. Eigentlich nur, wenn es so ein „Oh Scheiße,<br />
jetzt bin ich aber zu schnell“-Moment war.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 65
BRADLEY<br />
SMITH<br />
Die Bremstechnik<br />
hängt stark von der<br />
jeweiligen Kurve ab.<br />
Wenn ich hinten gut<br />
an die Bremse komme,<br />
bevor ich das Gas<br />
zudrehe, bremse ich leicht hinten mit. Dann<br />
gebe ich dem Bike eine Millisekunde Zeit,<br />
um sich zu stabilisieren, während ich das Gas<br />
zudrehe. Dann lange ich erst in die Vorderbremse,<br />
nachdem ich vom Gas bin, statt<br />
das gleichzeitig zu machen. Das würde zu<br />
viel Unruhe ins Bike bringen, die voll auf<br />
die Gabel ginge.<br />
Da wir keine Kupplung mehr brauchen, können<br />
wir uns ganz darauf konzentrieren, unser<br />
Körpergewicht so weit wie möglich nach<br />
hinten zu schieben. Ich häng mein Bein nicht<br />
raus. Stattdessen drücke ich mit beiden Ballen<br />
gegen die Fußrasten und klemme mich<br />
gegen den Tank, damit das Bike so gerade<br />
wie möglich bleibt. Dann schaltest du die<br />
Gänge runter.<br />
Jetzt, nachdem du im passenden Gang bist,<br />
versucht du, das Bike ein klein wenig hinten<br />
anzustellen. Mit der Hinterradbremse lässt<br />
du das Bike leicht sliden. Sobald es rutscht,<br />
stehst du mehr auf die Bremse, damit es weiter<br />
rum kommt. Je mehr du die Vorderradbremse<br />
löst, desto stärker verzögerst du mit<br />
der Hinterradbremse, bis du den Punkt erreicht<br />
hast, an dem du die Bremsen löst, deinen<br />
Kurvenspeed fährst und dann die Front<br />
entlastest, indem du wieder Gas anlegst.<br />
Wir experimentieren heftig mit der Motorbremsen-Elektronik.<br />
Dabei versucht man so<br />
viel Gewicht wie möglich auf dem Hinterrad<br />
zu halten, denn dort liegt am meisten Reifen<br />
auf dem Asphalt und das bremst am besten.<br />
Ich hänge mein Bein nicht raus, weil es mein<br />
Motorrad instabil macht. Wenn ich dagegen<br />
auf die Rasten drücke, geht die Energie ins<br />
Bike. Ein rausgestrecktes Bein aber führt die<br />
Energie auf eine Seite. Ich verstehe, warum<br />
einige Jungs das machen, denn mit dem Bein<br />
kann man auch mehr Gewicht aufs Hinterrad<br />
bringen. Dann funktioniert es wie ein Anker<br />
in der Luft und drückt das Hinterrad wieder<br />
auf den Boden. Vielleicht bremst es auch<br />
über den Luftwiderstand etwas mehr, aber<br />
eigentlich stört es die gyroskopischen Kräfte<br />
– das ist die Absicht. So lässt sich das Bike<br />
mit rausgestrecktem Bein leichter einlenken.<br />
Auf der Honda kann man das besser brauchen<br />
als auf der Yamaha, denn die RC 213 V<br />
hoppelt leichter. Die Fahrer strecken das<br />
Bein raus und etwas nach hinten, bringen das<br />
Rad so wieder runter und können höheren<br />
Kurvenspeed fahren. Meine Yamaha ist so gut<br />
ausbalanciert, dass diese Fahrtechnik für<br />
mich keinen Sinn macht.<br />
66 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
LORENZO<br />
BORTOLOZZO VON<br />
BREMBO<br />
Die neuen 340er-Scheiben erlauben<br />
20 Prozent mehr Bremskraft, aber<br />
die größeren Scheiben sind in erster<br />
Linie aus Sicherheitsgründen zugelassen.<br />
Sie drücken die Temperatur<br />
der Scheiben um etwa 100 Grad Celsius gegenüber den<br />
320er-Karbonscheiben. Auf manchen Kursen werden die<br />
800 Grad heiß, aber in Motegi letztes Jahr waren es über<br />
900 Grad und dieses Jahr in Jerez hatten wir auch schon<br />
sehr hohe Temperaturen, speziell bei den größeren Jungs<br />
wie Crutchlow und Petrucci. Wenn die Scheiben so heiß<br />
werden, oxidiert das Karbon und die Reibrate der Scheiben<br />
und Beläge lässt dramatisch nach – dann wird’s gefährlich.<br />
Die großen Scheiben sind nur blöd beim Wechseln<br />
der Räder. Ab 2016 fahren wir 17-Zoll-Reifen anstelle<br />
der jetzigen 16,5-Zöller – damit wird es einfacher.<br />
Gegenwärtig bestehen unsere Bremssättel aus einem<br />
Aluminium-Lithium-Gemisch, das in der Luftfahrt sehr<br />
verbreitet, fantastisch hart und leicht ist. Aber diese<br />
Sättel werden aus Kostengründen bald verboten sein.<br />
Ab 2015 müssen die Zangen aus normalem Aluminium<br />
bestehen. Einige Leute fordern Stahlscheiben im MotoGP.<br />
Wir sind dagegen. Karbonscheiben sind bis zu 800 Grad<br />
absolut sicher, Stahl dagegen ist bei 600 Grad am Ende.<br />
28.11. Preview-Day
<strong>PS</strong>-WISSEN<br />
FÜRS<br />
GEFÜHL<br />
Harte Bremsmanöver<br />
setzen ein gutes Bremsgefühl<br />
voraus. Die<br />
Bremspumpe trägt<br />
maßgeblich dazu bei.<br />
Text: Robert Glück; Fotos: Jahn (2),<br />
M<strong>PS</strong>-Fotostudio (3), R. Glück (1)<br />
Wenn es ums Bremsen am Limit<br />
geht, sind sich alle einig: Mädchen<br />
bremsen weich und früh, Männer<br />
hart und spät. Aber wie geht das mit<br />
dem späten, effizienten Bremsen?<br />
Ausschlaggebend für ein spätes<br />
Bremsmanöver ist die Zuversicht,<br />
dieses auch unbeschadet zu überstehen.<br />
Und dafür muss man zum<br />
einen wissen, was auf der Bremse<br />
überhaupt geht, zum anderen muss<br />
man spüren, was in der aktuell<br />
herrschenden Situation auf der<br />
Bremse noch machbar ist.<br />
Grundsätzlich überträgt ein<br />
Vorderrad kurz vor der Blockiergrenze<br />
die höchste Bremskraft auf<br />
den Asphalt und bietet damit für<br />
die höchstmögliche Verzögerung.<br />
Nur muss ich eben auch spüren, wann<br />
ein Vorderrad am Limit ist. Die Rückmeldung<br />
von Reifen, Gabel und Bremse<br />
ist also entscheidend. Dieses Feedback<br />
ist die „passive“ Signalebene, die beim<br />
Fahrer ankommt und verarbeitet werden<br />
muss. Die zweite Ebene, die „aktive“,<br />
mit der wir die Bremsung steuern<br />
und auf die Rückmeldung reagieren,<br />
Schon seit einiger Zeit auf<br />
dem Markt und auch für<br />
den Straßenbetrieb bestens<br />
geeignet: Brembos RCS 19-<br />
Handpumpe mit variabler<br />
Hebelumlenkung<br />
Brandneu auf dem Markt<br />
und ab sofort beim Händler:<br />
die Magura HC³. Sie bietet<br />
einen exzentrisch gelagerten<br />
Hebelpunkt mit drei<br />
verschiedenen Stellungen<br />
68 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
wird maßgeblich über den Druck im<br />
Bremssystem und damit hauptsächlich<br />
über die Bremspumpe gesteuert. Mit<br />
ihr stehen wir beim Bremsen in permanentem<br />
Kontakt. Ihr Hebel ist der Angriffspunkt<br />
unserer Kraft und damit Bremsdruck<br />
30 bar<br />
das einzige Instrument, mit dem wir<br />
unsere Geschwindigkeit auf die kommende<br />
Fahrsituation anpassen können.<br />
Um so wichtiger ist daher das Gefühl,<br />
das eine Bremse an unsere Sensorik<br />
übermittelt.<br />
An Motorrädern kommen zwei<br />
verschiedene Bauarten von Handbremspumpen<br />
(siehe Kasten rechts)<br />
zum Einsatz – bei Sportlern mittlerweile<br />
fast ausschließlich die radialen<br />
Versionen, denn sie liefern aufgrund<br />
ihrer günstigeren Hebelmechanik eine<br />
bessere Rückmeldung und ein besseres<br />
Bremsgefühl. Da Gefühle der individuellen<br />
Wahrnehmung unterliegen,<br />
bieten Brembo und Magura mit RCS 19<br />
und HC³ Handpumpen an, die sich auf<br />
den persönlichen Geschmack einstellen<br />
lassen. Zum Beispiel, um eine<br />
Bremse auf Regenrennen anzupassen.<br />
Das erreichen beide durch die Änderung<br />
der Hebelübersetzung, die auf<br />
den Bremskolben wirkt.<br />
Brembo geht dazu einen mechanisch<br />
einfachen Weg. Mittels exzentrischer<br />
Lagerung der Schubstange, die<br />
auf den Bremskolben wirkt, verkürzen<br />
oder verlängern sie den Gesamthebelweg<br />
des Bremshebels. Wegen der geänderten<br />
Hebellänge ändert sich für<br />
den Fahrer die Bedienkraft der Bremse,<br />
so wird ein größerer oder kleinerer<br />
Bremskolbendurchmesser simuliert.<br />
Der Nachteil des Systems: Durch die<br />
veränderte Stellung der Schubstange<br />
wirkt diese nicht immer gleich auf den<br />
Bremskolben, sondern besitzt in einer<br />
Position eine leichte Schiefstellung.<br />
Magura umgeht dieses Problem mit<br />
einer aufwendigeren Konstruktion. An<br />
der HC³ wird mit der exzentrischen Lagerung<br />
des Bremshebels dessen Länge,<br />
damit der Hebelweg und somit das<br />
Bremsgefühl verändert. Dank der immer<br />
gleichen, weil exakt mittigen Einleitung<br />
der Bremskraft auf den Bremskolben,<br />
verändert sich hier ausschließlich<br />
der Hebelweg. Es kommt keine Reibung<br />
in der Bremspumpe hinzu, die<br />
durch einen einseitig (schief) beaufschlagten<br />
Bremskoben entsteht.<br />
Weitere, gravierende Unterschiede:<br />
Die Magura simuliert drei Kolbendurchmesser,<br />
besitzt somit den breiteren<br />
Einstellbereich und kostet 799 Euro,<br />
während die RCS 19 nur zwei Kolbendurchmesser<br />
simuliert und mit 3<strong>09</strong><br />
Euro deutlich günstiger ist.<br />
20 mm<br />
150 mm<br />
Handkraft 100 N<br />
Ø 18 mm (2,5 cm 2 )<br />
Ø 16 Konventionelle mm<br />
Handbremspumpe:<br />
(2,0 cm 2 )<br />
Das mechanische Übersetzungsverhältnis<br />
(Hebelarme 150 Handkraft und 25 mm) 100 N<br />
verstärkt die Handkraft um das 6-fache.<br />
Der im Vergleich zur Radialpum-<br />
Bremsdruck<br />
30 bar<br />
pe kleinere 16er-Bremskolben erzeugt<br />
bei Betätigung ebenfalls einen<br />
Bremsdruck von zirka 30 bar<br />
150 mm<br />
25 mm<br />
Bei Brembo wird der Anlenkpunkt<br />
des Bremskolbens am Bremshebel<br />
per Stellschraube verändert und so<br />
ein anderes Bremsgefühl erzeugt<br />
NACHRÜST-RADIALPUMPE<br />
Mittlerweile haben Supersportler radiale<br />
Bremspumpen meist serienmäßig an<br />
Bord. Wessen Bike das nicht hat, kann<br />
nachrüsten. Zum Beispiel mit der Nissin<br />
MCBR 19. Diese Handpumpe wird nahezu<br />
baugleich auch an diversen Suzuki<br />
GSX-R-Modellen (ab Baujahr 2004) oder<br />
aktuellen Honda Fireblades verwendet.<br />
Die Griffweite ist sechsfach verstellbar,<br />
Radiale Bremspumpe: Die größere,<br />
7,5- fache Hebelübersetzung (Hebelarme<br />
150 und 20 mm) erlaubt die Verwendung<br />
eines größeren 18-mm-Bremskolbens, der<br />
Handkraft 100 N<br />
bei weniger Hub den selben hydraulischen<br />
Ø 18 mm (2,5 cm 2 )<br />
Bremsdruck von zirka 30 bar aufbaut. Subjektiv<br />
30 bar ergibt diese Kombination eine feinere<br />
Dosierbarkeit bei gleicher Bremswirkung<br />
Ø 16 mm<br />
(2,0 cm 2 )<br />
Bremsdruck<br />
30 bar<br />
20 mm<br />
150 mm<br />
150 mm<br />
25 mm<br />
Handkraft 100 N<br />
Magura wählt eine aufwendigere Lösung.<br />
Hier wird der Anlenkpunkt des Bremshebels<br />
versetzt, die Ansteuerung des<br />
Bremskolbens bleibt im selben Winkel<br />
der externe Bremsflüssigkeitsbehälter<br />
inklusive Befestigungsmaterial und<br />
Schlauch sind im Lieferumfang enthalten.<br />
Angeboten wird die Nissin-Pumpe<br />
bei www.micronsystems.de für erstaunliche<br />
229 Euro (zzgl. Versandkosten).<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 69
<strong>PS</strong>-WISSEN<br />
AUF DEN<br />
PUNKT<br />
Wie bremse ich richtig? <strong>PS</strong> seziert den Bremsvorgang<br />
und gibt Tipps zu Bremspunkt, Bremsweg,<br />
der korrekten Selbsteinschätzung und zur richtigen<br />
Bedienung der Stopper am Vorderrad.<br />
Text: Robert Glück; Fotos: 2snap (1), Archiv<br />
Heftiges Bremsen ist für viele Straßenfahrer<br />
ein Grauen und sogar<br />
für einige Hobbyracer nicht mehr als<br />
ein notwendiges Übel. Nur ganz wenige<br />
Motorradfahrer haben Spaß am<br />
Bremsen, sehen es gar als die Kür des<br />
sportlichen Fahrens an. Warum nur?<br />
Weil starkes Bremsen auf der Straße<br />
sehr häufig mit Notsituationen verbunden<br />
ist. Und Notsituationen immer was<br />
mit Schreck, Erschrecken und dem Gefühl<br />
des Ausgesetztsein zu tun haben.<br />
70 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
WIE SCHRÄG GEHT ES AUF DER BREMSE?<br />
Seitenkräfte<br />
bei 57°<br />
Schräglage<br />
Rechtskurve<br />
10 %<br />
Beim Motorradfahren müssen die<br />
Reifen starke Kräfte übertragen. Zum<br />
einen die Umfangs- oder Längskräfte,<br />
die beim Bremsen und Beschleunigen<br />
entstehen, zum anderen die Seitenkräfte,<br />
die sich in Schräglage entwickeln.<br />
Das Verhältnis dieser Kräfte<br />
zueinander beschreibt der Kammsche<br />
Kreis (siehe Grafik rechts), benannt<br />
nach dem Stuttgarter Ingenieur<br />
Wunibald Kamm. Ein Motorradfahrer<br />
in Schräglage muss sich immer innerhalb<br />
dieses Kreises befinden, sonst<br />
fällt er auf die Nase.<br />
Der Kammsche Kreis zeigt, dass<br />
man bei moderaten Schräglagen fast<br />
die volle Brems- oder Beschleunigungskraft<br />
nutzen kann. Ab einer gewissen<br />
Schräglage aber verringern sich<br />
die übertragenen Längskräfte überproportional,<br />
und schon eine geringe<br />
Brems- oder Beschleunigungskraft<br />
genügt, um den Kreis zu verlassen.<br />
Der Kammsche Kreis wird umso<br />
kleiner, je weniger Haftung die Reifen<br />
haben. Deshalb reicht bei Nässe oder<br />
verschmutzter Fahrbahn schon ein<br />
kleiner Gasstoß, um das Hinterrad<br />
durchdrehen zu lassen oder eine geringe<br />
Schräglage, um wegzurutschen.<br />
Wo starke Kräfte<br />
sinnvoll walten<br />
Der Kammsche Kreis zeigt, welche<br />
Kräfte beim Beschleunigen, Bremsen<br />
und in Schräglage auf die Reifen einwirken.<br />
Die grünen Linien entsprechen<br />
einer zügigen Landstraßenfahrt. Bei 36<br />
Grad Schräglage sind noch 85 Prozent<br />
der Umfangskräfte möglich, so stark<br />
darf also gebremst oder beschleunigt<br />
werden. Die roten Linien zeigen eine<br />
85 %<br />
Umfangskräfte<br />
bei 36°<br />
Schräglage<br />
Nasskreis<br />
Trockenkreis<br />
Linkskurve<br />
Bremsen<br />
Beschleunigen<br />
Rennrunde mit 57 Grad Schräglage;<br />
jetzt bieten die Reifen nur zehn Prozent<br />
ihrer Umfangskräfte, was eine sehr gefühlvolle<br />
Beschleunigung oder Verzögerung<br />
erfordert, will man nicht aus dem<br />
Kreis und damit von der Piste fliegen.<br />
Auf Rennstrecken lassen sich<br />
extreme Schräglagen fahren.<br />
Wesent lich moderater sind die<br />
Schräglagen, die ein Motorradfahrer<br />
üblicherweise auf der Straße<br />
erreicht. Er sollte immer genug<br />
Reserven haben, um auf eine verschmutzte<br />
Fahrbahn oder Hindernisse<br />
sofort reagieren zu können<br />
Rennstrecke: 57°<br />
Landstraße: 36°<br />
Es ist schlichtweg unangenehm, auf<br />
Unvorhersehbares schnell reagieren<br />
zu müssen. Doch gerade deswegen ist<br />
es wichtig, richtig bremsen und vor<br />
allem seinen Bremsweg exakt einschätzen<br />
zu können. Letzteres ist sogar die<br />
Lebensversicherung schlechthin –<br />
schließlich kann man nur dann eine<br />
sichere Geschwindigkeit wählen, wenn<br />
man weiß, wie schnell man ist (siehe<br />
auch Kasten Seite 72) und wie lang<br />
der Bremsweg bei dem gefahrenen<br />
Tempo ausfällt. Wichtig dabei ist es zu<br />
wissen, dass der reine Bremsweg nicht<br />
dem Anhalteweg entspricht (siehe Grafik<br />
Seite 72/73). Diese Darstellung verdeutlicht<br />
eindrücklich, wie sich selbst<br />
bei perfekten Bedingungen (Bremsverzögerung<br />
von 9,7 m/s²) der reine<br />
Bremsweg aus 100 km/h von 41 Metern<br />
auf einen Gesamtanhalteweg von 71,6<br />
Metern verlängert, wenn diesem noch<br />
die Wegstrecke der Erkennungs-, Reaktions-<br />
und Bremsansprechzeit hinzuaddiert<br />
wird. Bedenkt man, wie kurz<br />
manche Gerade auf der Hausstrecke<br />
ausfällt und wie zügig man dort gerne<br />
unterwegs ist, kann es einem im Falle<br />
von Wildwechsel noch zum Anhalten<br />
reichen – muss es aber nicht!<br />
Richtig Bremsen muss man<br />
üben – wie alles im Leben<br />
Bremsen übt man am besten bei Sicherheits-<br />
oder Rennstreckentrainings,<br />
wie sie <strong>PS</strong> unter www.motorradonline.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 71
Vollbremsung (Notfall) Bremsweg aus 100 km/h bis Stillstand mit einer Verzögerung von 9,7 m/s 2<br />
0 m 2,8 m<br />
25 m 30,6 m<br />
Erkennen<br />
0,1 s,<br />
2,8 m<br />
Reaktionszeit<br />
0,8 s,<br />
22,2 m<br />
Bremsansprechzeit<br />
0,2 s,<br />
5,6 m<br />
Bremsweg<br />
3,0 s,<br />
41 m<br />
0 m 10 m<br />
20 m 30 m 40 m 50 m<br />
Rennbremsung Bremsweg aus 250 km/h bis 100 km/h mit einer Verzögerung von 9,7 m/s²<br />
0 m 13,9 m<br />
Bremsansprechzeit<br />
0,2 s,<br />
13,9 m<br />
Bremsweg<br />
3,0 s,<br />
208,8 m<br />
0 m 10 m<br />
20 m 30 m 40 m 50 m<br />
Während Notbremsungen immer<br />
noch die Erkennungs- und<br />
Reaktionszeit beinhalten, fällt<br />
diese bei einer gewollten Bremsung<br />
weg. Das spart Strecke.<br />
SO SCHNELL IST<br />
MAN BEI:<br />
GESCHWINDIGKEIT STRECKE<br />
100 km/h 27,8 m/s<br />
150 km/h 41,7 m/s<br />
200 km/h 55,6 m/s<br />
250 km/h 69,4 m/s<br />
300 km/h 83,4 m/s<br />
de/action-team anbietet. Denn ein<br />
erfolgreiches Verzögerungsmanöver<br />
hängt von vielen Faktoren ab. Etwa von<br />
der richtigen Einschätzung der eigenen<br />
Geschwindigkeit, dem passend gesetzten<br />
Bremspunkt und der daraus resultierenden,<br />
korrekten Kurveneingangsgeschwindigkeit.<br />
Ein Bremspunkt muss immer ein<br />
Fixpunkt sein. Sprüche wie „Bremse am<br />
Schatten der Brücke“ sind tödlich, da<br />
sich der Schatten einer Brücke mit der<br />
Tageszeit verschiebt. Im schlimmsten<br />
Fall in Richtung Kurve! Diesen Bremspunkt<br />
sollte man dann zuverlässig treffen.<br />
Was sich leicht anhört, ist schwer<br />
zu realisieren. Nehmen wir zum Beispiel<br />
das deutsche Rennstrecken-<br />
Wohnzimmer Oschersleben. Wer hier<br />
auf der Start-Ziel-Geraden mit 260<br />
km/h (so zum Beispiel bei einer 1.32-<br />
min-Runde) am Bremspunkt ankommt<br />
(unter der Brücke), der bewegt sich mit<br />
mehr als 70 Meter pro Sekunde über<br />
den Asphalt. Verpasst man den gewählten<br />
Bremspunkt aus welchem Grund<br />
auch immer, wird es ganz schön eng,<br />
will man mit 110 km/h in die nächste<br />
Links einbiegen. Vor allem, wenn man<br />
bedenkt, dass die obige Skizze die optimale<br />
Bremsverzögerung von 9,7 m/s²<br />
(wie sie das ABS einer BMW HP4 im<br />
Slick-Modus realisiert) und eine reine<br />
Geradeaus-Bremsung zugrunde legt.<br />
Egal, ob es nun eng wird oder nicht,<br />
hartes Bremsen beginnt immer – und<br />
KENNE DEINEN SPEED<br />
Merkt euch eins: Nur wer weiß, wie<br />
schnell er ist, kann auch richtig bremsen!<br />
Hört sich vielleicht komisch an, ist<br />
aber so. Warum? Weil deine auf der Geraden<br />
gefahrene Geschwindigkeit und<br />
die richtige Kurveneingangsgeschwindigkeit<br />
zusammenhängen. Das Bremsmanöver<br />
Ende der Geraden verknüpft<br />
sie. Nun darfst du aber die Kurveneingangsgeschwindigkeit<br />
nicht mit spätem<br />
Bremsen verwechseln – denn das eine<br />
hat mit dem anderen nichts zu tun. Es<br />
erklärt sich leicht, wenn du darüber<br />
einmal nachdenkst. Wenn du deine Geschwindigkeit<br />
überschätzt und deswegen<br />
zu früh bremst, bist du in und meist<br />
sogar schon vor der Kurve zu langsam.<br />
Dann lenkst du entweder zu früh ein<br />
oder die anderen kassieren dich als<br />
Pausensnack. Unterschätzt du dagegen<br />
deinen Speed, lenkst du im besten Fall<br />
zu spät ein und versaust dir die Linie.<br />
Oder du schaffst es gerade noch in die<br />
Kurve hinein, aber nicht mehr hindurch.<br />
Der korrekte Bremspunkt und die<br />
richtige Intensität der Bremsung sind<br />
also ausschlaggebend für einen passenden<br />
Einlenkpunkt und eine saubere,<br />
schnelle Linie. Das Geheimnis des perfekten<br />
Bremsens besteht darin, den<br />
Bremspunkt präzise zu wählen und an<br />
ihm entsprechend den Anker zu werfen.<br />
Und das ist keine leichte Aufgabe, wenn<br />
man bedenkt, dass man bei 200 km/h<br />
55,6 Meter pro Sekunde zurücklegt und<br />
bei 250 km/h bereits 69,4 Meter. Wenn<br />
du bei 250 km/h also nur um eine Zehntelsekunde<br />
zuckst, bist du bereits knapp<br />
sieben Meter weiter – und dazu noch<br />
schneller. Kenne also deinen Speed!<br />
Andy Ibbot, Chef-Coach der<br />
CSC und langjähriger Trainer<br />
von Grand Prix-Fahrern<br />
72 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
60 m 70 m<br />
71,6 m<br />
UNTER DRUCK<br />
Diese Zeichnung verdeutlicht, wie stark die dynamische Radlast<br />
den Vorderreifen beim Bremsen auf den Asphalt presst.<br />
Das grün umrandete Feld zeigt die Reifenaufstandsfläche bei<br />
Geradeausfahrt mit konstanter Geschwindigkeit. Die rot und<br />
grün markierten Flächen zusam men zeigen die Aufstandsfläche<br />
bei einer Vollbremsung mit maximalem Anpressdruck<br />
des Reifens – er wird bis auf das Dreifache auseinandergequetscht<br />
und liefert so deutlich mehr Haftung.<br />
222,7 m<br />
60 m 70 m 210 m 220 m<br />
230 m<br />
absolut ohne Ausnahme – mit dem weichen<br />
Anlegen der Beläge. Denn blitzartiges<br />
Zuhauen der Vorderradbremse<br />
hat böse Folgen: Das Rad blockiert,<br />
die stabilisierenden Kreiselkräfte fallen<br />
weg und Sturzgefahr droht! Wer in den<br />
ersten Millisekunden des Bremsvorgangs<br />
die Beläge sanft an die Scheiben<br />
anlegt und dann herzhaft den Bremsdruck<br />
steigert, erreicht Folgendes: Die<br />
Gabel taucht langsamer ab, der Vorderreifen<br />
nimmt den durch die steigende<br />
Radlast entstehenden Druck auf und<br />
verbreitert seine Auflagefläche (siehe<br />
Kasten oben rechts) auf dem Asphalt<br />
und kann so größere Bremskräfte übertragen.<br />
Nähert man sich nun mit maximalem<br />
Bremsdruck dem Einlenkpunkt,<br />
gilt es, die Bremse ebenso sanft wieder<br />
zu lösen. Denn erstens kann man mit<br />
modernen Reifen schön tief in die Kurve<br />
hineinbremsen, und zweitens wird<br />
man nicht vom schlagartig wegfallenden<br />
Aufstellmoment (sofern der Reifen<br />
es hat) überrascht.<br />
Heftiges und effizientes Bremsen<br />
ist also keine Hexerei, sondern Übungssache.<br />
Und das Tolle daran ist: Fühlt<br />
man sich einmal auf der Bremse wohl,<br />
macht es sogar richtig fetten Spaß.<br />
NEU!<br />
BrEmsEN UNd KUppElN<br />
wiE diE profis !<br />
Die brandneue HC 3 von MAGURA verbessert die Brems- und<br />
Kupplungskontrolle in beeindruckender Weise. Mit der patentierten<br />
innovativen Hard Core Technology überzeugt die HC 3 Motorrad-Profis<br />
wie auch komfort- und sicherheitsbewusste Freizeitfahrer.<br />
Weitere Infos und Händlerverzeichnis unter hc3.magura.com<br />
hc3.magura.com
KOLUMNE<br />
Foto: photo-2U, Glück, Archiv (4)<br />
Vom Fluch und Segen der elektronischen Helfer einer BMW HP4, der Gleichschaltung von Hobby-<br />
Racern und der teuren Erkenntnis, dass auf der Bremse viel, aber nicht alles geht<br />
WER BREMST,<br />
GEWINNT<br />
Der richtige Bremspunkt macht auf der Rennstrecke<br />
den Matchwinner. Hier spielt der Fahrer mehr noch<br />
als anderswo die entscheidende Rolle.<br />
Der richtige Bremspunkt und das<br />
perfekte Verzögern eines Bikes<br />
auf der Rennstrecke werden für uns<br />
Hobby-Racer immer wichtiger. Warum?<br />
Unsere Mitstreiter und wir selbst<br />
haben uns an funktionierende Traktionskontrollen<br />
gewöhnt und können<br />
plötzlich ohne Angst, früh und heftig<br />
beschleunigen. Früher brauchte man<br />
„cojones“ am Kurvenausgang, um<br />
Konkurrenten, Kollegen oder Kumpels<br />
mit einem beherzten Zug am Gasgriff<br />
zu dis tanzieren. Heute wird das auf<br />
gleichwertigen Bikes immer schwieriger.<br />
Klar kann beim Gasgeben immer<br />
noch was schiefgehen, doch das Risiko<br />
ist dank Elektronik auf einen Bruchteil<br />
reduziert. Selbst wenn wir diese Disziplin<br />
perfekt beherrschen, gewinnen<br />
wir hier gegenüber einem weniger Geübten<br />
maximal Zehntel-, wenn nicht gar<br />
nur Hundertstelsekunden.<br />
Beispiel gefällig? Anfang September<br />
2012 präsentierte BMW die HP4<br />
auf dem GP-Kurs von Jerez. Am Fahrtag<br />
das übliche Prozedere: Die Journalisten<br />
gingen in 10-Sekunden-Abständen auf<br />
die Strecke. Zum einen, damit jeder alleine<br />
an den rund um die Strecke postierten<br />
Fotografen vorbeikommt, zum<br />
anderen, um Überholmanöver zu vermeiden.<br />
Normalerweise sehe ich zu,<br />
dass ich ganz vorne in der Schlange<br />
stehe; das garantiert freie Fahrt. Dies<br />
misslang mir in einem der Turns, und<br />
gut zwei Drittel der Kollegen starteten<br />
vor mir ins Runde – auf identischem<br />
Material mit identisch eingestellten<br />
Traktionskontrollen.<br />
Sogar der bärtige Ulf zog<br />
bärenmäßig am Gas<br />
Was ich dann erlebte, war wie ein Markenpokal-Rennen,<br />
bei dem ich aus der<br />
Boxengasse starten musste. Aus den<br />
Ecken heraus drehten die Kollegen<br />
am Hahn, als gäbe es kein Morgen<br />
mehr. Sogar der bärtige Ulf<br />
aus München – im normalen<br />
Leben als Alpenkreuzer und<br />
Gipfelstürmer unterwegs –<br />
zog am Scheitelpunkt jeder<br />
Kurve bärenmäßig am Kabel.<br />
Furchtlos beschleunigend briet er Runde<br />
um Runde um den Kurs.<br />
Jerez steht hier stellvertretend für<br />
alle Rennstrecken. Dank effektiver TCs<br />
und dem Wissen darum sind mittlerweile<br />
auch Normalos beim Gasaufziehen<br />
auf Zack. Will man an ihnen vorbei,<br />
gelingt das am besten auf der Bremse.<br />
Denn trotz eines unglaublichen Race-<br />
ABS an der BMW setzten die Kollegen<br />
ihre Bremspunkte sehr konservativ.<br />
Spätes Bremsen hat etwas mit dem<br />
Überwinden von Angst zu tun. Und mit<br />
sehr viel Übung. Die Angst wird immer<br />
mitfahren, lässt sich aber mit Übung<br />
auf ein gesundes Maß reduzieren. Dennoch<br />
blockiert uns diese Angst ums<br />
nackte Überleben auf der Bremse.<br />
Sorgt dafür, dass wir viele Meter verschenken,<br />
haufenweise Zeit vor jeder<br />
Kurve liegen lassen. Ein rutschendes<br />
Hinterrad fängt man noch einigermaßen<br />
gut ein, ein rutschendes Vorderrad<br />
nicht. Aber: Wenn man seinen Bremspunkt<br />
richtig setzt, wenn man weiß,<br />
wie lange das Bike zum Abbremsen<br />
braucht, wenn man sich ein Gespür<br />
für Geschwindigkeit, Bremsdruck und<br />
Reifenhaftung antrainiert hat, dann<br />
stehen einem Tür und Tor offen.<br />
Und so wunderten sich manche<br />
Kollegen in Jerez doch, wie spät man<br />
mit einer HP4 wirklich bremsen kann.<br />
Allerdings ist auch auf der Bremse<br />
irgendwann das Ende der Fahnenstange<br />
erreicht, wie ich nur kurz nach dem<br />
HP4-Erlebnis erkennen durfte: Ich startete<br />
in der SuperClassiX-Rennserie auf<br />
einer tollen Honda Fireblade von 1992.<br />
Mit ihr konnte ich meinen deutlich<br />
stärker motorisierten Hauptrivalen in<br />
den trockenen Rennen auf der Bremse<br />
sicher in Schach halten. Im Regen<br />
dann allerdings nicht mehr. Da fehlten<br />
mir dann das Talent, die Übung und/<br />
oder das Race-ABS der BMW HP4.<br />
Robert Glück, <strong>PS</strong>-Redakteur<br />
„Im Zeitalter von Traktionskontrolle<br />
und ABS ist die Bremse das<br />
effektivste Mittel auf der Strecke“
Sonntag auf der Piste.<br />
Montag auf dem iPad.<br />
Dienstag im Briefkasten.<br />
MOTORSPORT aktuell im Abo gibt es jetzt als Heft-plus-ePaper-Kombi zu einem Preis:<br />
Als digitale ePaper-Ausgabe montags auf dem iPad, als Zeitschrift am Dienstag im Briefkasten<br />
Mit dem MOTORSPORT aktuell-Abo in der Pole-Position<br />
Ihre Vorteile:<br />
p Schon am Montag ab 14.00 Uhr im „Newsstand/Zeitungskiosk“ auf Ihrem iPad<br />
p Jeden Dienstag pünktlich und druckfrisch als Zeitschrift in Ihrem Briefkasten<br />
p 50x im Jahr MOTORSPORT aktuell für 86,– €<br />
p 14 % Preisvorteil gegenüber Kauf am Kiosk<br />
p Kundenservice schnell und einfach online<br />
Holen Sie sich jetzt<br />
MOTORSPORT aktuell<br />
im Doppel-Pack:<br />
digital und gedruckt.<br />
Bestellen Sie einfach online<br />
und lesen Sie ab der nächst<br />
erreichbaren Ausgabe<br />
MOTORSPORT aktuell<br />
bequem im Abonnement.<br />
Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 70162 Stuttgart. Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer: Dr. Volker Breid, Norbert Lehmann. Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso erfolgen<br />
durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Heino Dührkop, Dr. Michael Rathje, Düsternstraße 1, 20355 Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />
Das Angebot gilt derzeit nur in Deutschland.<br />
www.motorsport-aktuell.com/doppelabo
LESER-AUFRUF<br />
HER MIT DEN<br />
SCHÄTZEN!<br />
Auf der Essen Motor<br />
Show sollen in diesem<br />
Jahr die Motorräder<br />
eine kräftige<br />
Stimme bekommen.<br />
Deshalb<br />
brauchen<br />
wir Sie und<br />
Ihr bestes<br />
Stück!<br />
Nicht mehr nur <strong>PS</strong>-strotzende Vierräder,<br />
sondern auch sportliche<br />
Bikes sollen auf der Essen Motor Show<br />
vom 29.11 bis 7.12.<strong>2014</strong> echte Fans<br />
von Verbrennungsmotoren in die Ruhrmetropole<br />
locken. Damit dies auch gelingt,<br />
haben wir von <strong>PS</strong> uns als neuem<br />
Partner der Essen Motor Show entschlossen,<br />
die heißesten Motorräder<br />
unserer Leser dort auf der exklusiven<br />
<strong>PS</strong>-Speedbike-Show auszustellen. Wir<br />
suchen deshalb Ihre umgebauten<br />
Sportler, getunten Naked Bikes oder<br />
reinrassigen Rennboliden. Dazu sollten<br />
Sie uns Bilder ihres Motorrades und eine<br />
knappe Beschreibung der Umbauten<br />
und Tuning-Maßnahmen schicken.<br />
Die Jury aus <strong>PS</strong>-Redaktion und Messe<br />
trifft eine Vorauswahl. Sie, liebe Leser,<br />
können dann auf unserer Facebook-<br />
Seite entscheiden, welche zehn Leser-<br />
Motorräder dann neben weiteren<br />
Rennmaschinen und Umbauten auf<br />
dem Stand stehen und die Blicke auf<br />
sich ziehen werden. Unter den Finalisten<br />
verlosen wir wertvolle Sachpreise<br />
vom Satz Reifen bis zur Lederkombi.<br />
Bewerbungsmails bis 1. Oktober <strong>2014</strong><br />
an ps@motorpresse.de. Wir freuen uns<br />
auf Ihre Bewerbung!<br />
Foto: fact<br />
76 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
111 JAHRE MOTORRAD!<br />
DIE EXTRASTARKE<br />
JUBILÄUMSAUSGABE.<br />
Jetzt am<br />
Kiosk!<br />
www.motorradonline.de/111jahre
SPORT<br />
TRIUMPH-CUP<br />
UND -CHALLENGE<br />
NIX GEHT ÜBER<br />
DRILLINGE<br />
Des Deutschen liebster Hobbyracing-Antrieb?<br />
Dreizylinder von Triumph. Über 70 Teilnehmer<br />
rocken diese Saison die Challenge und den Cup.<br />
Text: Matthias Schröter; Fotos: A. Glänzel, B. Gramm, M. Jahn<br />
Das gab es in der inzwischen<br />
seit 2008 andauernden Erfolgsgeschichte<br />
der Triumph-<br />
Hobbyrennserien noch nie:<br />
Über 70 Starter trafen sich im Hockenheimer<br />
Motodrom. All time high. Virales<br />
Marketing via daytona-675.de und dem<br />
t5-net.de sowie die tatkräftige, nimmermüde<br />
Werbung von Challenge-Mitinitiator<br />
Thomas Rothmund zeigten<br />
Wirkung. Inklusive Gaststarter nahmen<br />
46 (!) T-Challenger die Herausforderung<br />
Hockenheim an. Wer hätte das<br />
vor sagen wir einmal zehn Jahren<br />
gedacht, dass Triumph mal so eine<br />
sportliche Dominanz entwickeln würde?<br />
Wahrscheinlich der Triumph-Cup-<br />
Mann der ersten Stunde Uli Bonsels, im<br />
Hauptberuf bei Triumph für Presse und<br />
Technik zuständig, der schon 2004 geahnt<br />
haben muss, welcher große Wurf<br />
seinem Arbeitgeber mit der 2005 präsentierten<br />
Daytona 675 und ihrer kleinen<br />
Schwester, der Street Triple gelingen<br />
würde, die 2007 folgte.<br />
Wie erfolgreich diese beiden Baureihen<br />
sind, das zeigt vor allem die<br />
T-Challenge eindrucksvoll. Startberechtigt<br />
sind alle sportlichen Triumph,<br />
dominiert wird die Serie von Daytona<br />
675, wobei auch ganz alte und liebevoll<br />
gepflegte Schätzchen aus dem ersten<br />
Modelljahr 2006 noch Chancen aufs<br />
Podium haben. Thomas Rothmund belegte<br />
das im zweiten Lauf mit einem<br />
zweiten Platz sehr eindrucksvoll mit<br />
seiner in Ehren ergrauten 675. Wenig<br />
überraschend, dass Franky Heidger,<br />
erfolgreichster T-Cup-Starter der Neuzeit,<br />
für <strong>2014</strong> eine neue Herausforderung<br />
in just dieser T-Challenge suchte.<br />
Leistungsmäßig ist er mit seiner nahezu<br />
serienmäßigen Cup-Street Triple<br />
natürlich etwas unterlegen. Was Heidger,<br />
gestählt in über 25 Jahren Profirennsport,<br />
mit Fahrkönnen kompensiert<br />
und sich überraschend die Poleposition<br />
sicherte. Rang zwei im ersten Lauf<br />
war eine Demonstration von Fahrkunst;<br />
1.53er-Rundenzeiten mit einem 105-<strong>PS</strong>-<br />
Motorrad auf dem Highspeed-Kurs in<br />
Hockenheim sind für normale Hobbyfahrer<br />
gleichbedeutend mit dem Reich<br />
der Fabeln. Schade für Heidger, dass<br />
er im zweiten Lauf von einem Kollegen<br />
abgeräumt wurde, der sich beim Anbremsen<br />
dramatisch überschätzt hatte.<br />
Franky war aber beileibe nicht der einzige<br />
Pechvogel. So ist das halt im Rennsport.<br />
Viele Fahrer mit einem beseelten<br />
78 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
Lächeln im Gesicht, einige eher betrübt,<br />
manche sogar zum Check ins<br />
Krankenhaus, glücklicherweise ohne<br />
größere Blessuren. Größter Pechvogel<br />
des Wochenendes: Max Riebe, der es<br />
nach gutem Training gerade mal in die<br />
Startaufstellung von T-Challenge-Rennen<br />
eins schaffte, selbige aber kurz vor<br />
dem Start mangels Vortrieb schiebend<br />
verlassen musste. Null Punkte für einen<br />
der Meisterschafts-Mitfavoriten waren<br />
ganz sicher nicht der Plan, vor allem,<br />
wenn Sportskamerad Michael Kunz<br />
souverän zwei Laufsiege und die volle<br />
Punktzahl herausfährt.<br />
Dieses Kunststück war dem T-Cup-<br />
Kollegen Gabriel Noderer beim Saisonauftakt<br />
der Serie auf dem Sachsenring<br />
Ende Mai gelungen. Alle Vorzeichen<br />
deuteten auf eine Wiederholung dieses<br />
Coups hin, hätte das Hockenheimer<br />
Wetter nicht just vor dem ersten T-Cup-<br />
Lauf für Kapriolen gesorgt. Als Regenrennen<br />
ausgerufen, standen die Fahrer<br />
vor der kniffligen Wahl der richtigen<br />
Reifen. Regen oder Slick?<br />
Kurz vor dem ersten Aufruf zum<br />
Rennen war die Piste weitgehend<br />
trocken, somit setzten viele Fahrer auf<br />
Slicks. Pünktlich nach der ersten<br />
Durchsage begann es zu tröpfeln. Hektische<br />
Betriebsamkeit in den Boxen. Jedenfalls<br />
bei Teilen des T-Cup. Umrüsten<br />
auf Regenreifen. Die Jungs schwitzten<br />
und bekamen teils just in time die Räder<br />
umgebaut. Einige montierten nicht.<br />
Weil sie Regen grundsätzlich ablehnen.<br />
Und nicht in einen zweiten Satz Felgen<br />
investiert haben. Cup-Urgestein Hajo<br />
Ammermann beispielsweise gehört<br />
dieser Fraktion an. Oder eben Titelfavorit<br />
Noderer. Der pokerte. Viele andere<br />
mit ihm. Und verzockten sich grandios.<br />
Ein für T-Cup-Verhältnisse geradezu<br />
minimalistisches Startfeld ging auf die<br />
Reise und dezimierte sich durch Stürze<br />
noch weiter. Lohn der Angst für alle,<br />
die ins Ziel kamen: heißbegehrte Punkte.<br />
Und zum wiederholten Male eine<br />
eindrucksvolle Machtdemonstration<br />
von Ole Bartschat, dem Regengott des<br />
T-Cups. Der sich souverän den Laufsieg<br />
holte, gefolgt von zwei alten Windgesichtern,<br />
denen Regen ganz besonders<br />
zu liegen scheint: Uli Bonsels und<br />
Harald Kaufmann, beide Ü50, zeigten<br />
der jungen Garde mal eben, wie man<br />
im Nassen sicher und schnell Motorrad<br />
fährt. Bonsels wünschte sich denn<br />
auch für den Rest der Saison vor allem<br />
eines: Regen. Eher unwahrscheinlich,<br />
dieser Wunsch.<br />
01<br />
02<br />
Der zweite Lauf des T-Cup bei optimalen,<br />
da trockenen Bedingungen,<br />
rückte das Kräfteverhältnis dann wieder<br />
zurecht. Noderer mit einem Beinahe-Start-Ziel-Sieg<br />
vor dem Eidgenossen<br />
Erich Peter, T-Cup-Sieger 2013, und<br />
Altstar Leo Neels, der nebenbei eindrucksvoll<br />
belegte, dass auch Street<br />
Triple-Modelle aus den Jahren 2008 bis<br />
2010 noch für Podiumsplätze gut sein<br />
können. Ebenfalls Zeichen für die Ausgewogenheit<br />
im T-Cup.<br />
01 Volle Starterfelder<br />
in Hockenheim und beim<br />
T-Cup-Auftakt am Sachsenring<br />
Ende Mai. Hartes,<br />
aber faires Hobbyracing<br />
vom Feinsten<br />
02 New comer Gabriel<br />
Noderer (links) heißt<br />
der aktuelle T-Cup-Chef<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 79
Oschersleben <strong>2014</strong>, die Halbzeit der<br />
Rennsaison, entpuppte sich für einige<br />
Triumph-Hobbyracer dann als gefühlte<br />
Wiederauferstehung, nachdem der Saisonstart<br />
alles andere als geplant verlaufen<br />
war. Tim Holtz ist so ein Beispiel.<br />
Der jüngste T-Cupper ever wurde nach<br />
bärenstarker Saisonvorbereitung<br />
schon als der kommende Meister gehandelt.<br />
Dann folgte ein Sturz infolge<br />
Technikdefekt im ersten Rennen am<br />
Sachsenring und die traurige Abreise<br />
vor dem zweiten Lauf, da der Fehlerteufel<br />
nicht zu finden war. Null Punkte<br />
für Holtz. Der harte Boden der Tatsachen.<br />
In Hockenheim schien das<br />
Pech weiter an den Stiefeln des Blondschopfs<br />
zu kleben, da Holtz im ersten<br />
Lauf zur Slick-Fraktion gehört hatte.<br />
Das Aus noch vor dem Start. Lauf zwei<br />
entschädigte mit Rang vier.<br />
Und nun also Tims Hausstrecke<br />
Oschersleben. Die Rennen fünf und<br />
sechs der Saison stehen an. In seinem<br />
Wohnzimmer. Die Erwartungen wieder<br />
hoch. Der Druck auch. Tim nimmt es<br />
cool. Holt sich die Poleposition – und<br />
zwei blitzsaubere, überlegene Laufsiege,<br />
jeweils mit schnellster Rennrunde.<br />
Demonstration seines Talents.<br />
Die T-Cupper werden wohl nicht mehr<br />
lange Spaß an Tims Darbietungen<br />
haben. In der Form ruft die IDM-Supersport.<br />
Das gilt auch für den T-Cup-<br />
Leader Gabriel Noderer, der Holtz in<br />
Oschersleben nicht Paroli bieten konnte.<br />
Er habe keinen Druck, kenne die<br />
anspruchsvolle Strecke noch nicht so<br />
gut und freue sich über die Punkte für<br />
die Meisterschaft, bilanzierte der<br />
Youngster sein Rennwochenende.<br />
Das Niveau in beiden Triumph-Serien<br />
ist inzwischen mehr als beachtlich.<br />
Auch über Platz zehn freuen sich T-<br />
Cupper wie Bolle. Marcus Walz war im<br />
zweiten Lauf so ein Beispiel. „Endlich<br />
wieder Top Ten“, jubelte der hauptberufliche<br />
Custombike-Bauer, dessen<br />
Saison bislang auch von Höhen und<br />
Tiefen geprägt war, beinahe schon<br />
überschwänglich bei der Siegerehrung.<br />
Das darf er auch, schließlich<br />
braucht es dafür konstante 1.37er-Zeiten.<br />
Die gibt es nicht geschenkt. Im T-<br />
Cup blieben in Oschersleben bis zu 15<br />
Fahrer unter der für Hobbyracer magischen<br />
1.40er-Marke. Mit einem rund<br />
100 <strong>PS</strong> starken Dreizylinder, wohlgemerkt.<br />
Das spricht für hoch motivierte<br />
Fahrer, für optimale Reifen (Bridgestone<br />
Slick V01) und fantastische Fahrwerkspartner<br />
(Öhlins DTC und Lars<br />
Sänger von Motorradkte). Nicht zu vergessen<br />
in diesem Zusammenhang, die<br />
Profi-Coaches: In Oschersleben war<br />
Arne Tode zwei Tage lang im Dauereinsatz,<br />
um T-Cuppern und T-Challengern<br />
zu besseren Rundenzeiten zu verhelfen<br />
inklusive ausführlichem Streckenrundgang<br />
am Freitagabend.<br />
Die Triumph-Crew ließ es sich dann<br />
am Samstagnachmittag trotz der Bruthitze<br />
nicht nehmen, das Gelernte in der<br />
Praxis beim 3-Stunden-Lauf des German<br />
Endurance Cups zu festigen und<br />
für Top-Resultate zu sorgen (T-Challenger<br />
Franky Heidger mit den T-Cuppern<br />
Tim Holtz und Hajo Ammermann mit<br />
Die Boom-Hobbyrennserie Triumph-Challenge: im Schnitt<br />
deutlich über 40 Starter. Gaststarter sind immer willkommen.<br />
Der Suzuki GSX-R-Cup ist ähnlich beliebt, die Konzepte<br />
der Serien sind sich ähnlich. Ein möglichst einfaches<br />
Reglement steht aktuell hoch im Kurs der Fahrer<br />
01 02<br />
01 Held der Arbeit: Christian Furrer fuhr das 3-Stunden-<br />
GEC-Rennen in Oschersleben solo, 98 lange Runden spulte<br />
der Schweizer alleine ab<br />
02 Triumphs T-Challenge- und T-Cup-Racer im viel<br />
bestaunten Castrol-Werkslook<br />
80 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
einem Podestplatz, beispielsweise).<br />
Und natürlich hatten die Rennsportgötter<br />
auch für die Sprintrennen der<br />
T-Challenge wieder so einiges an<br />
Schicksalhaftem parat. Max Riebe folgte<br />
das Pech aus Hockenheim zielstrebig<br />
bis in die Magdeburger Börde, nachdem<br />
zunächst mit einer fein rausgefahrenen<br />
Poleposition alles nach einem<br />
Durchmarsch ausschaute. Doch schon<br />
in der dritten Runde des ersten Rennens<br />
rutschte Riebe auf dem eigenen<br />
Kühlwasser ins Aus. Die Kopfdichtung<br />
hatte sich verabschiedet. Zum zweiten<br />
Lauf konnte er gar nicht mehr antreten.<br />
Besser ging es im Vergleich Michael<br />
Kunz, der 25 Punkte einheimste, da<br />
Doppellaufsieger Dirk Schnieders als<br />
Gaststarter ohne Punkte blieb und Uwe<br />
Geist, der nach einem Hockenheim-<br />
Wochenende zum Vergessen endlich<br />
mit dem dritten Platz belohnt wurde.<br />
In Lauf zwei ließ „Man of the Weekend“<br />
Uwe Geist dann überhaupt nichts anbrennen<br />
und holte sich souverän den<br />
größten Pokal gefolgt von Matthias<br />
Neukirch und Thomas Rothmund.<br />
Dahinter kam sensationell Tom Dick<br />
ins Ziel, der genau wie viele andere<br />
schnelle Old Guns in der T-Challenge<br />
noch überhaupt keine Lust auf Sonntagsspaziergänge<br />
nebst Kaffeekränzchen<br />
hat und seine Zeit lieber mit anderen<br />
Gleichgesinnten auf den Rennstrecken<br />
verbringt. 2015 möchte Dirk<br />
Schnieders die entspannte und kameradschaftliche<br />
Stimmung im Triumph-<br />
Cup übrigens regelmäßig genießen. Die<br />
T-Challenge darf sich auf einen fairen<br />
und schnellen Teilnehmer freuen.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 81
Die europaweit größte Vereinigung von ak<br />
ESSEN MOTOR SHOW<br />
Die Essen Motor Show ist traditionell der Abschluss und das<br />
letzte Highlight der Rennsport-Saison: Neben zahlreichen Ausstellern<br />
gibt es in jedem Jahr auch eine interessante Sonderschau.<br />
In diesem Jahr ist das Thema ‚Formel 1 made in Germany’.<br />
Hier sollen Fahrzeuge von deutschen Fahrern, Teams und<br />
Herstellern gezeigt werden, und davon gab es ja auch neben<br />
den großen Herstellern Mercedes, BMW und Porsche so einige<br />
– wie beispielsweise Zakspeed, Rial, ATS, Eifelland… Das<br />
dürfte mit Sicherheit spannend werden.<br />
Dazu kommen noch weiteren Highlights zu Themen wie Oldtimer<br />
und Classic Cars, Automobil-Design und Hot Rods und<br />
Bikes. Selbstverständlich ist der DSK auch wieder selbst vor Ort<br />
und die DSKLer dürfen sich über vergünstigte Tickets freuen.<br />
Also am besten im Terminkalender schon mal einen Tag zwischen<br />
dem 29.11. und 07.12. blocken. Wir sehen uns in Essen!<br />
Motorsport im gesellschaftlichen Wandel<br />
Wenn man wie ich den Motorsport<br />
seit vielen Jahrzehnten<br />
erlebt und begleitet, registriert<br />
man den gesellschaftlichen<br />
Wandel. Vor und nach dem<br />
zweiten Weltkrieg dominierte<br />
der adlige oder zumindest elitäre<br />
‚Herrenfahrer‘, der die Kosten<br />
aus eigener Tasche trug.<br />
Mit dem Aufstieg der vor allem<br />
britischen Motorsportindustrie,<br />
dem Aufkommen von Werbung<br />
und der Professionalisierung<br />
DSK-Präsident<br />
Dr. Karl-Friedrich Ziegahn entstand zunehmend die Zwei-<br />
Klassen-Gesellschaft der Profis<br />
und Amateure. Nach der sogenannten Ölkrise wuchs<br />
öffentlicher Druck gegen das als ‚sinnlos‘ angesehene<br />
‚im Kreise Herumfahren‘. Sportfahrer galten als weniger<br />
intelligent, akademische Kreise distanzierten sich.<br />
Erst mit Beginn der Schumacher Ära zeigten sich die<br />
oberen Schichten wieder im Umfeld des Motorsports,<br />
drängten sich Politiker ins Rampenlicht.<br />
Und heute? Motorsport wird als Sinnbild für neue<br />
Technologien, Innovationen und Zukunftsfähigkeit<br />
wahrgenommen. Hersteller und Teams demonstrieren<br />
EDITORIAL<br />
die technischen Errungenschaften in Rallye und Rennen. Riesige<br />
Marketing-Budgets und Kommunikationsanstrengungen<br />
begleiten diesen Prozess.<br />
Hybridantriebe, alternative Kraftstoffe, Leichtbau und Hochleistungselektronik<br />
finden ihren Weg in den Wettbewerb. Heuer<br />
demonstrierten dies besonders die 24 Stunden von Le Mans.<br />
Auch der Breitensport profitiert davon, zum Beispiel in den vielen<br />
Markenserien wie Opel Adam-Rallye-Cup, Volkswagen Scirroco<br />
Cup, Mini Trophy oder Porsche Sports Cup. Dazuhin outen<br />
sich Menschen als Race-Fans, von deren Status man das früher<br />
nicht erwartet hätte. Was mich aber besonders freut ist der<br />
Nachwuchs auch unter den Konstrukteuren und Entwicklern.<br />
Bestes Beispiel gibt der ‚Formula Student‘-Wettbewerb. Wer<br />
hier mitmacht, hat einen Pluspunkt im Lebenslauf. Ein Netzwerk<br />
ehemaliger Studenten erobert die Automobilwirtschaft. Oder<br />
wie es die Personalchefin eines Weltkonzerns ausdrückte: Wir<br />
sehen uns die Bewerber genau an – ein Engagement bei den<br />
studentischen Rennteams ist ein Unterscheidungsmerkmal.<br />
Motorsport ist in der heutigen Gesellschaft nicht nur angekommen<br />
sondern ein Eintritt in die ‚Community‘. In diesem Sinne<br />
wünsche ich allen DSK-lern eine enthusiastische Zukunft im<br />
und rund um den Motorsport!<br />
Herzlichst Euer<br />
ÜBER DEN DSK<br />
Mit fast 13.000 Mitgliedern ist der Deutsche Sportfahrer<br />
Kreis e.V. die europaweit größte Vereinigung<br />
von aktiven Fahrern und Motorsport-Fans – und das<br />
mit langer Tradition. 1958 wurde der DSK mit dem<br />
Ziel gegründet, den Motorsport – und vor allem die<br />
Sicherheit in selbigem – zu fördern und zu verbessern<br />
und als Bindeglied zwischen Fahrern, Organisationen<br />
und Funktionären zu agieren. Zu den prominentesten<br />
Gründungsmitgliedern gehört Wolfgang Graf Berghe<br />
von Trips. Dabei setzt sich der DSK damals wie heute<br />
für die gleichen Ziele ein.<br />
Heute, mehr als 55 Jahre nach der Gründung, bestimmen<br />
die Themengebiete Sicherheit, Fairness und<br />
Zukunftsfähigkeit die Arbeit des DSK. Das elfköpfige<br />
Team rund um Präsident Dr. Karl-Friedrich Ziegahn hat<br />
zusammen einen Erfahrungsschatz aus mehr als 250<br />
Jahren Motorsport – ob als Fahrer bei Rundstreckenoder<br />
Bergrennen, im Rallyesport oder als Funktionär<br />
hinter den Kulissen; die Präsidiumsmitglieder kennen<br />
sich in der Szene aus.<br />
MITGLIED WERDEN<br />
Mitglied werden ist ganz einfach: Besuchen Sie und im Internet<br />
unter www.dskev.de und klicken Sie im rechten Bereich<br />
der Webseite auf den entsprechenden<br />
Menüpunkt – oder scannen Sie mit<br />
Ihrem Mobiltelefon den rechts abgedruckten<br />
Code ein, der Sie automatisch<br />
auf die richtige Seite weiterleitet.<br />
PARTNER<br />
Bikes, die übers Wasser fliegen<br />
®<br />
Am 19. Juli machten die Red Bull X-Fighters –<br />
die prestigeträchtigste FMX-Tour der Welt –<br />
Station im Münchner Olympiapark, um die<br />
Fans mit ihrer spektakulären Show zu begeistern.<br />
Und schon bevor die Biker überhaupt da<br />
waren, sorgten die Veranstalter dafür, dass den<br />
18.000 Besuchern etwas geboten wurde, was<br />
sie noch nie zuvor gesehen hatten: eine FMX-<br />
Strecke auf dem Wasser! Im Olympiasee!<br />
Eine Weltpremiere, für die 260 Pontons mit insgesamt<br />
2000 Tonnen Erde bedeckt wurden.<br />
Was für ein Spektakel! Übers Wasser fliegende<br />
Bikes – so was hatte die FMX-Welt bisher in der<br />
Tat noch nie erlebt. Die Folge. Jeder Fahrer<br />
musste den Nachweis bringen, dass er schwimmen<br />
konnte – und erstmals bei einem FMX-<br />
Event musste die Wasserrettung vor Ort sein.<br />
Und die ungewöhnliche Location trieb ganz offensichtlich<br />
sowohl die Fans als auch die Fahrer<br />
zu Höchstleistungen an. Auf den Tribünen<br />
herrschte eine Stimmung wie selten zuvor, und<br />
die Fahrer flogen gefühlt noch höher, weiter<br />
und spektakulärer als sonst.<br />
Erfreulich aus deutscher Sicht: Der erst 16-jährige<br />
Luc Ackermann – mit einer Wildcard am<br />
Start – holte als Vierter gleich das beste Resultat<br />
eines Deutschen bei den Red Bull X-Fighters.<br />
„Ich hätte nie gedacht, dass ich soweit<br />
komme“, jubelte der Jüngste im Feld anschließend.
DSK NACHRICHTEN<br />
tiven Fahrern und Motorsport-Fans mit über 13.000 Mitgliedern<br />
Alle woll‘n zum Sachsenring<br />
Während die Formel 1 in Deutschland mit enormem<br />
Zuschauerschwund zu leben hat, gilt für den deutschen<br />
MotoGP-Lauf genau das Gegenteil: 2<strong>09</strong>.408<br />
Zuschauer strömten Mitte Juli an den Sachsenring,<br />
um den Zweiradartisten auf der Berg-und-Tal-Bahn<br />
bei Chemnitz zuzujubeln und sorgten damit für eine<br />
weitere Steigerung der Besucherzahlen gegenüber<br />
2012 und 2013. Und das, obwohl am gleichen Wochenende<br />
das für Deutschland so erfolgreiche Finale<br />
um die Fußball-Weltmeisterschaft stattfand.<br />
Die, die gekommen waren, erlebten wie immer am<br />
Sachsenring Stimmung und spektakulären Motorsport<br />
vom Feinsten. Und konnten beim von den Machern<br />
des Rennens organisierten Public Viewing auch<br />
das Spiel um den dritten Platz und das WM-Finale live<br />
miterleben.<br />
Leider wurde die zuvor fröhliche und ausgelassene<br />
Stimmung rund um die Strecke am Samstagabend<br />
durch einen tödlichen Unfall überschattet: im Qualifying<br />
zur Seitenwagen-WM kam das erfahrene Duo<br />
Kurt Hock / Enrico Becker von der Strecke ab und<br />
knallte in die Leitplanken. Das Gespann ging in Flammen<br />
auf, Becker verstarb noch am Unfallort und<br />
Hock wurde schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert,<br />
soll sich aber mittlerweile auf dem Weg der<br />
Besserung befinden. Den Hinterblieben von Enrico<br />
Becker gilt unser ganzes Mitgefühl, Kurt Hock wünschen<br />
wir eine baldige und vollständige Genesung.<br />
Sportlich verpasste Stefan Bradl den Zuschauern im<br />
MotoGP-Lauf ein wahres Wechselbad der Gefühle.<br />
Mit einem taktischen Schachzug, der erst ein wahres<br />
Husarenstück zu sein schien, sich aber letztlich als<br />
Eigentor allererster Güte erwies.<br />
„Kurz vor dem Rennen hatte es zu regnen begonnen“,<br />
berichtete der Deutsche, der als einziger Fahrer<br />
mit Slicks aus den ersten drei Reihen von der Startaufstellung<br />
aus startete, nach dem Rennen, „und<br />
nach zwei Besichtigungsrunden auf Regenreifen haben<br />
wir uns dazu entschieden, in der Startaufstellung<br />
zu Slicks zu wechseln“, erklärte er. „Ich dachte, dass<br />
die Strecke schnell abtrocknen würde. Im ersten Moment<br />
hatten wir scheinbar einen Vorteil, aber in der<br />
Startaufstellung hatten wir Probleme, die Gabel vorn<br />
auf trocken zu wechseln. Die Zeit hat einfach nicht<br />
gereicht. Ich bin mit dem Regen-Setting auf Slicks ins<br />
Rennen gestartet, das war ein wahrer Poker.“<br />
So lag Bradl zwar in den ersten Runden deutlich in<br />
Führung, wurde dann aber von einem Fahrer nach<br />
dem anderen aufgeschnupft und kam letztlich nur<br />
auf dem enttäuschenden 16 Platz ins Ziel.<br />
„Ich hätte ja wie die Anderen aus der Boxengasse<br />
starten können, dann wäre das Motorrad fertig gewesen“,<br />
ärgerte sich Bradl. „Dieser Fehler tut mir<br />
leid. Ich war pro Runde drei Sekunden langsamer,<br />
weil das Setting nicht passte. Ich bin gerade sprachlos,<br />
mein schlechtestes Heimrennen überhaupt. Ich<br />
möchte den Fans aber für die tolle Unterstützung an<br />
diesem Wochenende danken.“<br />
Und wie immer in den vergangenen Jahren sorgten<br />
die Veranstalter erneut dafür, dass den Fans vor Ort<br />
auch abends, wenn die Motoren schwiegen, reichlich<br />
was geboten wurde. In der Karthalle, nicht weit vom<br />
Sachsenring-Haupteingang gelegen und auch<br />
Schauplatz des Public Viewing, stieg an allen drei Tagen<br />
eine Party mit reichlich Live-Musik und den DJs<br />
des Radiosenders MDR JUMP.<br />
Jeder einmal hat die SRM (Sachsenring-Rennstrecken-Management<br />
GmbH) ganze Arbeit geleistet<br />
und eine tolle Veranstaltung auf die Beine gestellt.<br />
Bittet aber dennoch alle Besucher um Kritik und Anregungen,<br />
damit der deutsche Lauf zur MotoGP<br />
2015 noch besser wird.<br />
www.sachs-race-engineering.de<br />
Siebene im<br />
achten Streich?<br />
Am 23. August ist es soweit. Dann werden<br />
die deutschen Langbahn-Fahrer in Finnland<br />
versuchen, den Mannschafts-WM-Titel zum<br />
siebten Mal nach Deutschland zu holen.<br />
Sechs Mal in Folge – von 2007 bis 2012 –<br />
war der Truppe dieses Kunststück gelungen,<br />
doch im vergangenen Jahr musste sie sich<br />
mit Platz vier begnügen. Diese Scharte auf<br />
der ansonsten makellosen deutschen WM-<br />
Weste soll nun ausgewetzt werden, und die<br />
Mannschaft ist überzeugt davon, dass dieses<br />
Ziel auch erreicht wird.<br />
„2013 war ein Fingerzeig, dass auch andere<br />
Nationen sich weiterentwickelt haben“,<br />
sagt Teammanager Josef Hukelmann, „doch<br />
ich denke – bei allem Respekt vor den Gegnern<br />
– wir können es schaffen, erneut Gold<br />
zu holen.“<br />
Und dieser Optimismus ist nicht unbegründet:<br />
Die erfahrenen Enrico Janoschka, Jörg<br />
Tebbe und Stephan Katt werden dieses Jahr<br />
von einem extrem erfolgreichen jungen Wilden<br />
verstärkt: dem erst 18-jährigen Erik Riss,<br />
der in der WM als bester Deutscher auf Platz<br />
zwei liegt – nur fünf Punkte hinter dem<br />
WM-Leader Jannick de Jong.<br />
IMPRESSUM<br />
Geschäftsstelle: Karl-Wirth-Str. 16, 76694 Forst, Tel. 07251-<br />
30284-0, Telefax 07251-30284-19 Internet: http://www.<br />
dskev.de E-Mail: info@dskev.de Präsident: Dr. Karl-Friedrich<br />
Ziegahn Vizepräsidenten: Karl-Heinz Stümpert, Friedhelm Kissel<br />
Schatzmeister: Reinhard Michel Schriftführer: Hans-Walter<br />
Kling Präsidialmitglied zbV.: Armin Schwarz Beisitzer: Altfrid<br />
Heger, Johannes Scheid, Ralf Waldmann, Jutta Beisiegel, Sabine<br />
Fischer Redaktion: Nicolaus C. Koretzky, Patrik Koziolek,<br />
Thorsten Schlottmann Fotografen: Jochen Merkle, Jörg Schanz,<br />
Miguel Villa, Superbike*IDM, Audi AG
SPORT<br />
MOTOGP<br />
84 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
WIE<br />
MACHT<br />
Sieben Weltmeister<br />
fragen den<br />
Wunderknaben des<br />
MotoGP, wie er<br />
es schafft, bei<br />
unmöglichen<br />
Manövern sitzen zu<br />
bleiben und so<br />
souverän seine<br />
Rennen zu gewinnen.<br />
Text: Mat Oxley; Fotos: 2snap<br />
ER DAS?<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 85
Was gibt es Besseres, als sieben hochdekorierte Grand Prix-Legenden den unglaublichen<br />
Marc Márquez interviewen zu lassen, um ihm die ultimative Frage zu stellen? Wir haben<br />
Valentino Rossi, Wayne Rainey, Kenny Roberts, Freddie Spencer, John Surtees, Mick Doohan<br />
und Giacomo Agostini gebeten, uns ihre ultimative Frage an den aktuellen MotoGP-<br />
Weltmeister zu schicken. Márquez hat sich über die Idee sehr gefreut und war von der Liste<br />
der Fragesteller beeindruckt, die zusammen 45 WM-Titel und 395 GP-Rennen gewonnen<br />
haben. „Das Level ist nicht so schlecht“, lachte der Spanier, schenkte uns exklusive<br />
20 Minuten am Sachsenring und kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus.<br />
VALENTINO ROSSI<br />
Der neunfache GP-Weltmeister<br />
(125/250/500/MotoGP) ist der Einzige,<br />
der noch gegen Marc Márquez antritt.<br />
? Ich will unbedingt wissen, wie<br />
er so tief in die Kurven hineinbremsen<br />
kann und das Bike immer noch<br />
unter Kontrolle hat. Letztes Jahr<br />
war er viel aggressiver, richtig brutal<br />
auf den Bremsen, aber jetzt sieht<br />
das sehr souverän aus, er bremst<br />
noch viel tiefer hinein und bringt sich<br />
noch weniger in Schwierigkeiten.<br />
Daran hat er viel gearbeitet und seinen<br />
Stil ganz umgestellt. Marc, bitte<br />
erkläre mir das!<br />
! Letztes Jahr war es für mich<br />
schwierig, das Limit des Vorderreifens<br />
zu finden. Dieses Jahr mit dem<br />
neuen Chassis und dem neuen Setup<br />
können wir sehr spät bremsen und<br />
den Druck auf dem Vorderrad bis zum<br />
letzten Moment hochhalten, bis wir<br />
eingebogen sind. Der Vorderreifen<br />
rutscht dabei über die ganze Phase.<br />
Ich mag das, weil ich so genau das Limit<br />
spüre. Jetzt ist das Motorrad auch<br />
sehr viel besser bei welligem Untergrund,<br />
was zusätzlich Vertrauen gibt.<br />
Dazu gehe ich selbst viel weicher an<br />
die Bremsen. Und ich bin insgesamt<br />
fitter als vor einem Jahr, sodass ich<br />
besser nach hinten sitzen kann.<br />
WAYNE RAINEY<br />
Der dreifache 500er-Weltmeister interessiert<br />
sich für den Drift am Kurveneingang<br />
– kein Wunder, der Kalifornier<br />
kommt vom Dirt Track.<br />
? Mich interessiert, wie du das<br />
Motorrad mit der Hinterhand einlenkst.<br />
Am Einlenkpunkt passt man seine<br />
Geschwindigkeit an und dort verliert<br />
man gern das Vorderrad. Ob es eine<br />
schnelle oder eine langsame Kurve<br />
ist; Marc fährt so viel schneller als die<br />
anderen hinein und kommt damit durch.<br />
Die Leute denken, er macht das per<br />
Slides. Für mich sieht es aber so aus,<br />
als würde er einlenken und genau im<br />
kritischen Moment ein bisschen Druck<br />
vom Vorderreifen nehmen, wenn der<br />
richtig viel Last abbekommt. Er baut<br />
also wohl nicht nur Speed mit dem slidenden<br />
Hinterrad ab, sondern stellt es<br />
so an, dass Druck von vorne weggeführt<br />
wird – sonst würde er dauernd stürzen.<br />
In Barcelona fiel mir Kurve 9 auf – die<br />
Rechts auf die Gegengerade. In der<br />
letzten Runde fuhr er dort extrem<br />
schnell, stellte als einziger das Bike<br />
an, was verdammt schwer ist, denn die<br />
9 ist eine sehr schnelle Kurve – bergauf!<br />
Er wusste, das ist entscheidend,<br />
denn er wollte den anderen beiden<br />
(Rossi und Pedrosa – die Red.) keine<br />
Chance geben, besser aus der Kurve zu<br />
kommen und ihn in der nächsten Links<br />
ausbremsen zu können. Meine Frage<br />
also: Stellst du das Hinterrad an, um<br />
vor allem die Front statt nur das Heck<br />
zu kontrollieren?<br />
! Mein Stil kommt aus der Moto2<br />
Dort hatten wir viele Probleme mit<br />
Chattering. Zudem war der Kurveneingang<br />
mit der Suter kritisch. Fuhr man<br />
mit viel Bremse rein, konnte man leicht<br />
stürzen. Aus dem Grund habe ich mir die<br />
Slides angewöhnt, um die Front besser<br />
in den Griff zu bekommen und Gewicht<br />
vom Vorderrad zu nehmen. Das half mir<br />
in der Moto2, und ich hab das im MotoGP<br />
einfach beibehalten. Allerdings ist das<br />
im MotoGP nicht so einfach, denn mit<br />
den Bridgestone-Reifen ist man damit<br />
nicht automatisch schneller. Deshalb<br />
mache ich solche Manöver nur in ganz<br />
bestimmten Kurven, vor allem wo sehr<br />
hart gebremst wird oder ein paar Kurven<br />
in Brünn, die auch viel Druck am Vorderrad<br />
erzeugen. Da slide ich mit dem<br />
Hinterrad.<br />
An die Szene in Barcelona erinnere ich<br />
mich gut. Das ganze Wochenende hatte<br />
ich dort Probleme mit der Front. Da ist<br />
es sehr wellig und ich spürte viel Bewegung<br />
im Reifen. In der letzten Runde<br />
sagte ich mir: hart bremsen und den<br />
Ausgang perfekt vorbereiten! Also habe<br />
ich sehr spät gebremst, wusste aber,<br />
dass ich es ohne Hinterrad nicht genug<br />
verzögert bekomme, denn da ist es ja so<br />
wellig. Ich hab es hinten mächtig angestellt,<br />
das Motorrad damit punktgenau<br />
angehalten und kam sehr gut aus der<br />
Kurve. Das ist riskant, aber es hat perfekt<br />
funktioniert. Sliding ist in der Moto2<br />
viel einfacher, denn Chassis und Reifen<br />
sind softer. So slidest du, machst die<br />
Bremse auf und bringst das Motorrad in<br />
Position. Im MotoGP geht das nicht so<br />
einfach, denn du musst den Bridgestone-Vorderreifen<br />
richtig rannehmen, um<br />
das Bike auszurichten. Manchmal lässt<br />
du die Bremse los, spürst, wie es über<br />
das Vorderrad schiebt und schon ist das<br />
Bike in der richtigen Position. Ein andermal<br />
lässt du die Bremse los, der Reifen<br />
gript aber noch und du gehst ganz weit.<br />
Außerdem kann man dieses Manöver<br />
nicht in jeder Kurve probieren, sonst<br />
überhitzt dein Hinterreifen. Normal<br />
kriegt der richtig Feuer am Ausgang,<br />
aber wenn er am Eingang, mittendrin<br />
und hinten raus voll mitarbeiten muss,<br />
ist das zu viel Stress für den Reifen.<br />
86 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
KENNY ROBERTS<br />
Roberts revolutionierte in den<br />
1970ern den Fahrstil im GP ähnlich<br />
wie Márquez heute. Etwa auch durch<br />
ein radikales Setup?<br />
? Für mich sieht es so aus, als<br />
stimme Márquez sein Bike ein bisschen<br />
so ab, wie ich das damals gemacht<br />
habe, denn es zappelt hinten<br />
ganz schön herum, bevor er es in den<br />
Drift zwingt, es wieder aufrichtet und<br />
davondüst. Zu meiner Zeit konnten die<br />
japanischen Testfahrer mein Bike gar<br />
nicht fahren, weil mein Lenkkopfwinkel<br />
so steil war, dass das Bike sofort<br />
reagierte und sich unter ihnen herausschlug.<br />
Ich konnte keinen Standard-Lenkungsdämpfer<br />
dranmachen<br />
– mein Motorrad ließ sich im Fahrerlager<br />
nicht rangieren, so steif war<br />
mein Dämpfer.<br />
Ich habe das Bike immer vorn ganz<br />
leicht gemacht, sodass es in langsamen<br />
Kurven über- und in schnellen<br />
Kurven untersteuerte. So konnte ich<br />
das Bike in langsamen Bögen abbremsen,<br />
richtete es aus und weiter<br />
ging‘s mit Vollgas. Er scheint das auch<br />
zu machen: Mit Gewicht auf dem Vorderrad<br />
in die Kurve, wenn das Bike<br />
dann zu tanzen beginnt, nimmt er es<br />
eben fester in die Hand.<br />
Als ich fuhr, war mein Vorderbau in<br />
den schnellen Kurven immer leicht.<br />
Das Bike untersteuerte und begann<br />
über die Front zu rutschen. In dem<br />
Moment gab ich dann Gas. Dann<br />
kommt die Maschine nämlich hinten<br />
rum und der Slide nimmt Gewicht vom<br />
Vorderrad. Das lernt man im Dreck.<br />
Wenn es hinten rutscht, kannst du sie<br />
vorn richtig rannehmen. Meine Frage<br />
also: Spielt das die große Rolle, wenn<br />
du dein Bike abstimmst? Dein Bike<br />
tanzt und bockt zwar, aber es macht<br />
dich offensichtlich schneller.<br />
! Eigentlich mag ich es nicht, wenn<br />
mein Bike vorn zu steil steht. Ich kann<br />
das nicht erklären, aber so habe ich<br />
kein großes Vertrauen in die Front. Das<br />
Bike ließe sich so schon leichter einlenken,<br />
aber normalerweise mag ich<br />
keinen allzu steilen Lenkkopfwinkel.<br />
Das hängt natürlich auch von der Strecke<br />
ab. Mugello ist speziell, denn das<br />
Bike muss in allen Kurven optimal<br />
funktionieren. Da nehmen wir das<br />
Heck über den Schwingendrehpunkt<br />
hoch und senken vorn ab. Für so ein<br />
gut einlenkendes Bike opfert man dann<br />
Stabilität, weshalb es auf den Geraden<br />
viel anstrengender zu fahren ist, aber<br />
man trotzdem keine Zeit liegen lässt.<br />
Damit muss ich als Fahrer umgehen<br />
können, es härter anzufassen, aber<br />
trotzdem schnell damit zu sein.<br />
Wenn die Lenkerenden zappeln, stemme<br />
ich mich in die Rasten. Wenn du<br />
das machst, bewegt es sich zwar vorn<br />
immer noch, aber wenigstens bleibt<br />
hinten alles stabil. In schnellen Kurven<br />
lenke ich das Bike gern mit dem Hinterrad,<br />
aber davor muss man die Front<br />
belasten. Das ist der kritischste Moment.<br />
Diesen Moment will ich so<br />
schnell als möglich hinter mich bringen<br />
und den Rest dann mit hinten erledigen.<br />
Dazu lässt du es vorn kurz rutschen<br />
und machst dann das Gas auf.<br />
FREDDIE SPENCER<br />
„Fast Freddie“ besaß irres Talent und<br />
war bis Márquez der jüngste Champ<br />
der Königsklasse. Er will mehr über<br />
Vorderrad-Tricks wissen.<br />
? Ich wüsste gern, was du für deine<br />
absolute Stärke hältst. Besonders<br />
beim Kurveneingang interessiert mich,<br />
wie ihm das ausgerichtete Bike hilft,<br />
gleich Gas geben zu können. Dazu<br />
braucht es mehr als Können. Es ist sein<br />
Fokus, wie er das genau methodisch<br />
vorbereitet und jede Kurve neu denkt.<br />
Es geht darum, wie er das Motorrad<br />
ums Vorderrad dreht und wie schnell<br />
er das bewerkstelligen kann. Es sieht<br />
so aus, als würde er es übertreiben,<br />
über jedes Grip-Level am Vorderreifen<br />
hinausgehen, mit Speed und Rutschern<br />
spielen. Das habe ich in meiner Jugend<br />
auch täglich im Hinterhof geübt: Genau<br />
zu wissen, wann der Reifen rutscht, um<br />
in dem Moment sofort mit Bremse, Gas<br />
und Schräglage das Motorrad richtig zu<br />
drehen.<br />
! Meistens möchte ich das Rutschen<br />
des Vorderreifens spüren, die Slides,<br />
denn so spüre ich das absolute Limit.<br />
Mit dem extrem steifen Bridgestone ist<br />
das wie gesagt nicht so einfach. Du lässt<br />
die Bremse los und – nichts, es rutscht<br />
einfach nicht. Ist es holprig, kann es aber<br />
ganz plötzlich und aggressiv kommen.<br />
Das alles in ganz kurzer Zeit zu fühlen,<br />
ist wahnsinnig schwierig.<br />
Manchmal ist es auch so, dass es vorn<br />
rutscht und es sich besser lenken lässt,<br />
aber das Motorrad will nicht anhalten.<br />
Dann musst du die Bremse aufmachen<br />
und gehst einen weiten Bogen. In solchen<br />
Momenten die Bremse wieder anzulegen<br />
ist riskant, und man muss sehr<br />
vorsichtig sein, denn dann kommt das<br />
Hinterrad etwas hoch und der Highsider<br />
in die Kurve hinein droht.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 87
JOHN SURTEES<br />
Der siebenfache Weltmeister<br />
(350/500) fuhr noch mit Kontaktunterbrecher-Zündung,<br />
weshalb die<br />
heutige Elektronik für ihn völlig unerklärlich<br />
ist.<br />
? Heute sind die Dinge so viel anders<br />
als damals zu meiner Zeit. Was<br />
mich interessiert ist, wie Marc der<br />
Elektronik so vertraut, als würde sie<br />
immer das tun, was er sich wünscht –<br />
egal ob in voller Schräglage oder<br />
beim Gasaufziehen. Ich weiß, dass sie<br />
das nicht immer tut.<br />
! Ich glaube, der Einsatz der Elektronik<br />
macht nicht wirklich schnell. Sie<br />
hilft bei der Sicherheit, aber ich nutze<br />
sie nicht, um schneller zu werden. Du<br />
weißt, die Helfer sind da, aber mit einem<br />
neuen Hinterreifen zum Beispiel<br />
ist es schwierig, die Traktionskontrolle<br />
auszulösen. Du spürst, wie dich die<br />
Traktionskontrolle einbremst, wenn<br />
der Reifen gegen Ende des Rennens<br />
verbraucht ist oder im Nassen. Du<br />
spürst das auch eher in langen Kurven,<br />
wie Montmelo in Barcelona, dann können<br />
die Cuts durch die Elektronik auch<br />
zu viel Unruhe in das ganze Bike leiten.<br />
Deshalb ist es meist besser, solche<br />
Momente über den Gasgriff zu lösen,<br />
sodass die Traktionskontrolle gar nicht<br />
nötig ist. Viele sagen, ich würde die<br />
Elektronik viel weniger benützen als<br />
andere, aber da bin ich mir ehrlich gesagt<br />
nicht so sicher, denn die Einstellungen<br />
von meinem Teamkollegen Dani<br />
Pedrosa sind ganz ähnlich.<br />
MICK DOOHAN<br />
„Quick Mick“ gewann fünf 500er-Titel<br />
in Folge und nahm auch schon den Fuß<br />
von der Raste. Das lag aber an seinem<br />
steifen Fuß, was soll das also heute?<br />
? Immer mehr Jungs strecken auf<br />
der Bremse ihr Bein raus. Manchmal<br />
sieht es so aus, als täten sie das einfach<br />
nur so. Ist es also nötig, das Bike mit<br />
dem Bein unten zu halten?<br />
! Für mich fühlt sich das Bike etwas<br />
stabiler an, wenn ich das Bein rausstrecke.<br />
Ich mach das nur mit dem linken<br />
Bein, obwohl ich mein rechtes Bein fürs<br />
Bremsen auf einer geraden Linie nicht<br />
immer brauche. Die Hinterradbremse<br />
nutze ich ja hauptsächlich beim Einbiegen.<br />
Ich halte also das linke Bein raus<br />
und es fühlt sich alles stabiler an, so, als<br />
würde es besser bremsen. Ich weiß nicht<br />
warum, vielleicht ist es das Extra an<br />
Luftwiderstand, das abbremst, und dieser<br />
Wind drückt dich fester ins Motorrad.<br />
Aber ich habe auch das Gefühl, dass sich<br />
das Bike leichter einlenken lässt.<br />
88 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>
Name:<br />
NEU! CLUBMITGLIED<br />
BEREITS IM PROBEABO<br />
3x <strong>PS</strong><br />
+ KABELSCHLOSS<br />
FÜR NUR<br />
19,90 €<br />
ABUS Combiloop<br />
Ideal zum Anschließen von Freizeitund<br />
Sportgeräten sowie zur Absicherung<br />
mehrerer Gegenstände.<br />
• 5 mm starkes Stahlkabel<br />
• mit PVC-Ummantelung<br />
• automatische Verriegelung<br />
• mit Zusatzsicherungskabel<br />
GIACOMO AGOSTINI<br />
Der Rekord-Weltmeister mit 15 Titeln (350/500) wurde<br />
über Jahre von Rossi gejagt. Jetzt sieht es aber so aus,<br />
als hätte Rossi keine Chance mehr auf weitere Titel.<br />
Doch Márquez ist jung und hungrig. Ist also Giacomos<br />
Rekord in Gefahr?<br />
? Ich glaube, dass jeder große Champion etwas<br />
Besonderes in sich trägt. Es ist schwierig zu erklären,<br />
warum einige Jungs so schnell sind. Ich sage Marc, dass<br />
er die Gabe von Gott oder seiner Mutter bekommen<br />
hat. Ich konnte den Leuten auch nichts anderes sagen,<br />
warum ich schnell war. Wenn du ihn fragst, warum er<br />
so schnell ist, wird er auch keine Antwort wissen. Sein<br />
Limit steckt tief in ihm drin. Deshalb habe ich nur eine<br />
Frage – oder vielmehr Sorge: Wirst du meinen Rekord<br />
von 122 GP-Siegen brechen?<br />
! Ha, das glaube ich nicht. Damals war das etwas<br />
anderes, denn die Jungs fuhren gleichzeitig in mehreren<br />
Klassen. Deshalb ist Giacomos Rekord so weit weg. Die<br />
Leute fragen mich auch, ob ich eines Tages auf Autos<br />
umsteigen werde. Also einen Test würde ich schon gern<br />
einmal machen. Aber eine ganze Saison? Nein, nein,<br />
meine Welt sind die Motorräder.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 70162 Stuttgart. Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer: Dr. Volker Breid, Norbert Lehmann.<br />
Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Heino Dührkop,<br />
Dr. Michael Rathje, Düsternstraße 1, 20355 Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />
IHRE VORTEILE:<br />
• 3 Ausgaben <strong>PS</strong> pünktlich frei Haus<br />
Club-Partner:<br />
<strong>2014</strong><br />
Mitgliedsnummer:<br />
Max Mustermann<br />
1234 5678 9012<br />
• 6 % Preisvorteil bei Bankeinzug • Mitglied im MOTORRAD-HELDEN-Club<br />
Ja, ich möchte <strong>PS</strong> frei Haus im Probeabo testen Bestell-Nr. 1161865<br />
Senden Sie mir die nächsten 3 Ausgaben von <strong>PS</strong> frei Haus zusammen mit dem ABUS Kabelschloss für nur<br />
19,90 € (A: 21,90 €; CH: 39,– SFr.) zu. Außerdem werde ich für den Zeitraum von 3 Monaten automatisch Mitglied<br />
bei den MOTORRAD-HELDEN. Falls ich nach dem Test keine weiteren Hefte wünsche, kann ich nach Erhalt der<br />
2. Ausgabe beim <strong>PS</strong> Aboservice, 70138 Stuttgart kündigen. Die Clubmitgliedschaft endet dann automatisch.<br />
Ansonsten erhalte ich <strong>PS</strong> weiterhin frei Haus zum Jahrespreis von zzt. nur 45,60 € (A: 48,90 €; CH: 84,– SFr.;<br />
weitere Auslandspreise auf Anfrage) für 12 Ausgaben mit jeder zeitiger Kündigungsmöglichkeit. Bei Bankeinzug<br />
in Deutschland spare ich 10 % und zahle pro Jahr nur 42,90 €.<br />
Meine persönlichen Angaben: (bitte unbedingt ausfüllen)<br />
Name, Vorname Geburtsdatum<br />
Straße, Nr.<br />
PLZ Wohnort<br />
Telefon<br />
Ja, ich bin damit einverstanden, dass <strong>PS</strong> und die Motor Presse Stuttgart<br />
mich künftig per Telefon oder E-Mail über interessante Angebote informieren.<br />
Ich bezahle per Bankeinzug und erhalte zusätzlich eine GRATIS-Ausgabe.<br />
IBAN<br />
BIC<br />
Geldinstitut<br />
SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Düsternstr. 1-3, 20355 Hamburg, Gläubiger-Identifikationsnummer<br />
DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich<br />
mein Kreditinstitut an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz<br />
wird mir separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungs datum, die Erstattung<br />
des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
Ich bezahle per Rechnung<br />
Verlagsgarantie: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem<br />
Tag, an dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art.<br />
246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die<br />
Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten<br />
an: <strong>PS</strong> Aboservice, Postfach, 70138 Stuttgart, Telefon: + 49 (0)711 3206-8899, Telefax: +49 (0)711 182-2550, E-Mail: ps@dpv.de<br />
Datum Unterschrift für Ihren Auftrag<br />
GLEICH ANGEBOT BESTELLEN:<br />
WWW.MOTORRAD-HELDEN.DE/TEST<strong>PS</strong><br />
+49 (0)711 3206-8899 +49 (0)711 182-2550 ps@dpv.de<br />
<strong>PS</strong> Aboservice, 70138 Stuttgart<br />
Bitte Bestell-Nr. angeben<br />
E-Mail<br />
Lieferung der Zugabe nach Zahlungseingang solange Vorrat reicht, Ersatzlieferung vorbehalten.
IN EIGENER SACHE<br />
ROD SITZT FEST, ZONKO KOMMT!<br />
BYE-BYE ROD: Es musste ja so kommen!<br />
Rods außerordentliche Fahrkünste<br />
begeisterten die Obrigkeit eines ungenannten<br />
Alpenlandes so sehr, dass sie<br />
ihn gleich bei sich behielt. Was tun?<br />
Kultschreiber Zonko hilft <strong>PS</strong> in Zukunft.<br />
Zum einen kennt er sich wirklich aus,<br />
da er schon gut 25 Jahre lang sämtliche<br />
Eisen dieser Erde verkostete. Zum zweiten<br />
ist ihm sehr bewusst, wie man mit<br />
alpenländischen Obrigkeiten zurechtkommen<br />
kann. <strong>PS</strong> ist stolz darauf, Zonko<br />
direkt zum 40-jährigen Jubiläum begrüßen<br />
zu dürfen. Sein erster <strong>PS</strong>-Job?<br />
Die Boxer-Preziose BMW R NineT<br />
richtig herzubügeln. Dem<br />
Rod wünscht die<br />
Redaktion Ruhe und Besinnung auf der<br />
Alm. Möge er seine gerechte Strafe<br />
zügig verbüßen...
IMPRESSUM<br />
DAS JUBILÄUMSHEFT<br />
10/<strong>2014</strong> ERSCHEINT AM MITTWOCH,<br />
17. SEPTEMBER <strong>2014</strong><br />
<strong>PS</strong> KAUFEN,<br />
JETZT!<br />
MOTOR PRESSE STUTTGART GMBH & CO. KG<br />
Leuschnerstraße 1, 70174 Stuttgart<br />
Postfachanschrift: 70162 Stuttgart<br />
Telefon 07 11/182-13 74 (Redaktion)<br />
Telefax 07 11/182-17 81 (Redaktion)<br />
E-Mail: ps@motorpresse.de<br />
HERAUSGEBER Paul Pietsch †<br />
REDAKTIONELLE GESAMTLEITUNG<br />
UND CHEFREDAKTEUR<br />
Dipl.-Ing. (FH) Michael Pfeiffer<br />
CHEF VOM DIENST Matthias Ackermann<br />
LEITENDER REDAKTEUR Uwe Seitz M. A.<br />
REDAKTION Robert Glück, Volkmar Jacob<br />
SCHLUSSREDAKTION Lothar Kutschera<br />
FOTOSTUNTS Volkmar Jacob, Jo Bauer<br />
GRAFIK UND PRODUKTION<br />
Jörg Rettenmayr (Ltg.), Andrea Lehre,<br />
Thomas Waldhauer<br />
ENDSEITEN-PRODUKTION<br />
Stefan Widmann (Ltg.), Iris Heer,<br />
Sabine Heilig-Schweikert, Yvonne Hertler<br />
(verantwortl. Bild redaktion), Catherine<br />
Pröschild, Katrin Sdun (Bildredaktion),<br />
Ralph Söhner (Archiv/Dokumen tation)<br />
SEKRETARIAT Gaby Dussler<br />
FOTOS Jacek Bilski, fact, Rossen Gargolov,<br />
Markus Jahn, Friedemann Kirn, Jörg Künstle<br />
STÄNDIGE MITARBEITER Alan Cathcart, Friedemann<br />
Kirn, Mat Oxley, Jo Bauer, Pascal Eckhardt<br />
LEITUNG GESCHÄFTSBEREICH MOTORRAD<br />
Peter-Paul Pietsch<br />
STELLVERTRETENDE VERLAGSLEITUNG<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Eva-Maria Gerst<br />
BRANDMANAGER<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Natalie Lehn<br />
ANZEIGENLEITER<br />
Marcus Schardt, verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />
Iris Eifrig. Anzeigenpreisliste Nummer 56.<br />
Bei Anzeigen aus dem Ausland Vorkasse.<br />
Gerichtsstand Stuttgart.<br />
VERTRIEB EINZELVERKAUF<br />
Vertriebsleiter: Dirk Geschke,<br />
DPV Deutscher Pressevertrieb,<br />
22773 Hamburg<br />
HERSTELLUNG Rainer Jüttner (verantwortlich)<br />
DRUCK Vogel Druck und Medienservice GmbH,<br />
97204 Höchberg<br />
<strong>PS</strong> erscheint monatlich mittwochs. Lieferung durch<br />
den Verlag, Post, Buch- und Zeitschriftenhandel.<br />
Höhere Gewalt entbindet den Verlag von der<br />
Lieferungspflicht. Ersatzansprüche können in einem<br />
solchen Fall nicht anerkannt werden. Alle Rechte<br />
vorbehalten © by Motor Presse Stuttgart GmbH &<br />
Co. KG. Für unverlangt eingesandte Manuskripte,<br />
Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr<br />
übernommen.<br />
FOTOSERVICE/SYNDICATION/LIZENZEN<br />
Motor-Presse International, Telefon 07 11/182-01<br />
ABONNEMENT-SERVICE<br />
<strong>PS</strong> Abo-Service, 70138 Stuttgart,<br />
Telefon07 11/32 06 88 99, Telefax 07 11/182-25 50,<br />
E-Mail: ps@dpv.de<br />
Einzelpreis 3,80 Euro; Jahresabonnement über<br />
12 Aus gaben frei Haus: 45,60 im Inland, bei Bankeinzug<br />
42,90 Euro (A: 48,90 Euro; CH: 84,00 sfr).<br />
Übriges Ausland auf Anfrage.<br />
Studenten erhalten gegen Vorlage einer<br />
Immatrikula tionsbescheinigung das Abo mit einem<br />
Preisvorteil von 40% gegenüber dem Kioskkauf zum<br />
Preis von 27,36 Euro (A: 30,96 Euro; CH: 51,84 sfr);<br />
weitere Auslandspreise auf Anfrage. ps-online.de/<br />
student<br />
Einzelheftbestellung<br />
Telefon 07 11/32 06 88 99,<br />
Telefax 07 11/182-25 50<br />
ps@dpv.de<br />
Einzelheft 3,80 Euro<br />
Mitglieder des Deutschen Sportfahrer Kreis e. V. erhalten <strong>PS</strong><br />
im Rahmen ihrer Mitgliedschaft im Abonnement.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 91