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PS 09/2014

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<strong>09</strong><br />

SEPTEMBER<br />

<strong>2014</strong><br />

ERWISCHT:<br />

NEUE BMW S 1000 RR<br />

VERGLEICHSTEST:<br />

DUC MONSTER 821/KAWA Z 800<br />

EBR<br />

1190 RX<br />

DUCATI<br />

1199 PANIGALE<br />

KTM<br />

1190 RC8 R<br />

Packende Superbike-<br />

TWINS<br />

EXTRA: Alles über<br />

BREMSEN<br />

Das können Sie von den Profis lernen!<br />

Limited<br />

Edition<br />

HKR-EVO2<br />

Tuning-<br />

Yamaha<br />

MT-<strong>09</strong><br />

Exklusiv-<br />

Interview<br />

Marc<br />

Márquez<br />

Performance-Test<br />

über 400 <strong>PS</strong>!<br />

SUZUKI<br />

HAYABUSA<br />

TURBO<br />

Deutschland € 3,80<br />

Österreich € 4,30; Schweiz sfr 7,20;<br />

BeNeLux € 4,40; Italien € 5,00;<br />

Slowenien € 5,00; Spanien € 5,00<br />

<strong>PS</strong>-ONLINE.DE


INHALT 9/<strong>2014</strong><br />

32<br />

Mit dem Fliegengewicht Krämer-HKR-EVO2 auf die Renne: Wie viel<br />

Potenzial steckt in dem handgemachten Racer mit KTM 690-Motor?<br />

SZENE<br />

06 NEWS/PRODUKTE<br />

Neue KTM RC 125; Roadracing-DVD;<br />

Kawasaki ZX-10R-IDM-Replika;<br />

Erlkönig BMW S 1000 RR; Yamaha<br />

R6-Cup-Racer; Klamotten-Börse;<br />

European Classics; Gimoto-Lederkombi;<br />

Kurzmeldungen; Editorial<br />

TEST<br />

12 VERGLEICHSTEST<br />

Die neue EBR 1190 RX gegen Ducati<br />

1199 Panigale und KTM RC8 R<br />

24 TRACKTEST<br />

Getunte Yamaha MT-<strong>09</strong> von Klein<br />

und Motorradtke<br />

32 LIMITED EDITION<br />

Krämer-HKR-EVO2<br />

36 PERFORMANCE-TEST<br />

Suzuki Hayabusa-Turbo<br />

44 VERGLEICHSTEST<br />

Ducati Monster 821<br />

gegen Kawasaki Z 800<br />

SPORT<br />

78 HALBZEITBILANZ<br />

Was lief im Triumph-T-Cup und<br />

der Triumph-Daytona-Challenge?<br />

84 MOTOGP<br />

Überflieger Márquez stellt sich den<br />

Fragen von Champs wie Rossi, Rainey,<br />

Spencer, Doohan und Agostini<br />

RUBRIKEN<br />

50 MARKT<br />

60 LESERBRIEFE<br />

82 DSK-NACHRICHTEN<br />

90 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />

<strong>PS</strong>-SPECIAL<br />

ab Seite 61<br />

BREMSEN<br />

78<br />

Bester Clubsport: im Triumph-<br />

T-Cup wird heiß serviert<br />

Fotos: Bilski, Jahn<br />

Titelfotos: 2snap, Archiv, bmh-Images, Bilski (2), fact, Jahn (3)<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 3


RICH<br />

4 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong><br />

BR


TIG<br />

Helden siegen auf der Bremse, und hartes Ankern<br />

ist ein Zeichen von Mut. Die meisten“Race-winningovertakes“<br />

finden auf der Bremse statt. Hintergründe,<br />

Stimmen und Unterhaltsames dazu ab Seite 61<br />

Foto: Jahn<br />

EMSEN<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 5


SZENE<br />

NEWS<br />

ORANGER<br />

AUFSCHLAG<br />

Foto: KTM<br />

Großes Tennis in der kleinen Hubraumklasse:<br />

Nachdem Yamaha mit der MT-<br />

125 auf KTMs erfolgreiche 125 Duke<br />

reagierte, servieren die Mattighofener<br />

die KTM RC 125 als Antwort auf den<br />

blauen Bestseller YZF-R 125. Der RC-<br />

Aufschlag basiert auf der bekannten<br />

125er-Duke, für den noch sportlicheren<br />

Einsatz begrenzten die Entwickler die<br />

USD- Gabel auf 125 Millimeter Federweg,<br />

modifizierten den Heckrahmen<br />

und verpassten der kleinsten RC einen<br />

etwas steileren Lenkkopfwinkel für agileres<br />

Handling. Der Achtelliter-Antrieb<br />

ist dank Wasserkühlung, Vierventiltechnik<br />

und elektronischer Benzineinspritzung<br />

voll im Training, hält sich aber<br />

als echter Sportsmann an die im Reglement<br />

erlaubten 15 <strong>PS</strong>. Immerhin zischt<br />

die RC 125 nach fleißiger Fußarbeit im<br />

geschmeidig schaltbaren Sechsganggetriebe<br />

laut Tacho mit über 130 km/h<br />

über den Asphalt. Die Bremsen der indischen<br />

Brembo-Tochter Bybre (vorne<br />

300 Millimeter Scheibendurchmesser<br />

und Radialsattel) nehmen routiniert<br />

und ausdauernd Tempo aus dem Spiel,<br />

und das, Achtung Alleinstellungsmerkmal,<br />

im Team mit einem Bosch-ABS.<br />

Applaus gibt es auch vom Zuschauerplatz,<br />

der dank großzügiger Polsterung<br />

und moderatem Kniewinkel auch ein<br />

gemischtes Doppel über drei Sätze<br />

möglich macht. Zur Ausstattung zählt<br />

ein digitales Cockpit mit Anzeigen<br />

für Wassertemperatur, Gang, Tank,<br />

Verbrauch und Serviceintervalle.<br />

Auch die Verarbeitung der wie alle<br />

Straßen-KTM unterhalb der 690er in<br />

Indien von Partner Bajaj gefertigten RC<br />

125 kann sich sehen lassen, genau wie<br />

der breite 150er-Hinterreifen ein Podium<br />

an der Eisdiele verspricht. Einziger<br />

Wermutstropfen: die Erstsohlen von<br />

MRF lieben es warm. Sportsfreunde,<br />

die öfters bei niedrigen Temperaturen<br />

oder im Regen trainieren, sollten gegen<br />

allwettertaugliches Material tauschen.<br />

Die KTM RC 125 rollt ab September<br />

zum Preis von 4595 Euro plus Nebenkosten<br />

aufs Spielfeld, dazu gibt es<br />

einen Katalog mit Powerparts. jm<br />

Genial gemacht:<br />

Sieht<br />

aus wie eine<br />

Abdeckung,<br />

ist aber der<br />

Soziussitz.<br />

Clever<br />

gemacht:<br />

einteiliger<br />

Windscreen,<br />

LED-Blinker<br />

am Spiegel<br />

6 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


Foto: Schnock<br />

IDM-Replika<br />

KAWASAKI SCHNOCK, DER IN DER SUPERBIKE*IDM<br />

MIT DEM SCHNOCK SHELL ADVANCE TEAM IN DER<br />

SUPERSTOCK-KLASSE ANTRITT, BIETET DAS MOTOR-<br />

RAD JETZT ALS REPLIKA FÜR KUNDEN AN. MIT IM<br />

PAKET SIND DAS WP-FAHR-<br />

WERK, DIE AKRAPOVIC-<br />

KOMPLETTANLAGE,<br />

KAWA-KIT-ELEKTRONIK,<br />

LSL-ANBAUTEILE, KURZ-<br />

GASGRIFF UND MEHR.<br />

INFOS: WWW.MOTOR-<br />

RAD-SCHNOCK.DE<br />

<strong>PS</strong> PRÄSENTIERT<br />

FILM-PREMIERE UND RACER<br />

Als Medienpartner des neuen Roadracing-Films „Road“ präsentieren<br />

wir die DVD-Ausgabe exklusiv beim Motorrad-Festival „Glemseck<br />

101“ (www.glemseck101.de) am 6. und 7. September. Noch vor<br />

dem offiziellen Verkaufstermin stellen wir den Film am Samstagabend<br />

auf der Live-Bühne mit den Roadracern Guy Martin und<br />

Horst Saiger vor und sprechen über die Faszination, Gefühle und<br />

Gefahren dieses Sports. Wir haben „Road“bereits gesehen. Der<br />

Film rückt den Dunlop-Clan in den Mittelpunkt. Für Roadracing-<br />

Fans ein absolutes Muss, denn keine Familie verkörpert alle Aspekte<br />

dieses Rennsports besser als die Dunlops – von den größten<br />

Triumphen bis zu den furchtbarsten Tragödien. Der Film beleuchtet<br />

alles zwischen diesen Extremen – mit der gebotenen Zurückhaltung,<br />

vielen Interviews mit der zweiten<br />

Generation um William und Michael<br />

Dunlop sowie weiteren Familienangehörigen<br />

und Roadracing-Experten.<br />

Eine sehr gelungene Dokumentation<br />

im Vertrieb der Escot Elite<br />

und Radioviktoria, die schon „Hart<br />

am Limit“ nach Deutschland holten.<br />

EDITORIAL<br />

SEIN UND SCHEIN<br />

Die Jäger haben ihr Jäger-, die Petrijünger<br />

ihr Anglerlatein, Seemansgarn<br />

wird genauso gern gesponnen wie<br />

Räuberpistolen verbreitet. Zum<br />

Motorradfahren gehören solche Geschichten<br />

natürlich auch, in denen die<br />

Kurve noch schneller geht, der Hinterreifen<br />

einen noch längeren Strich<br />

zieht oder unter Aufbietung aller<br />

geistigen, körperlichen und technischen<br />

Möglichkeiten an den wildesten<br />

Stellen außen herum überholt wurde<br />

– ohne vom Gas zu gehen, versteht<br />

sich! Wir sind unter uns: Es macht<br />

einfach verdammt Spaß, hier und<br />

da etwas zu übertreiben. Denn wo<br />

Mut und Können zusammenkommen<br />

müssen, gibt es immer die, die es<br />

besser können und die wir dafür bewundern<br />

und nicht selten beneiden.<br />

Davon wollen wir auch ein Stück, oder<br />

nicht? Wir wissen ja, wie es geht, nur<br />

an der Umsetzung hapert es. Andere<br />

aber fahren in Oschersleben mit<br />

600ern unter 1.30 Minuten, können<br />

vom Motorradfahren leben und schaffen<br />

es bis in den MotoGP, während wir<br />

unseren Kumpels erzählen, was für<br />

harte Hunde wir sind und welch grandiose<br />

Manöver wir draufhaben. Sie<br />

warten auf die Pointe? Es gibt keine.<br />

Nur Demut, nachdem wir mit den<br />

MotoGP-Profis über unser Co-Thema<br />

gesprochen haben und sie uns geduldig<br />

und teilweise haarklein erklärt<br />

haben, wie sie bremsen. Man schüttelt<br />

nur ungläubig den Kopf und tut<br />

beim nächsten Mal auf der Piste eben<br />

sein Bestes. Eine Heldengeschichte<br />

ist das allemal wert – einen Wurm ins<br />

Wasser halten kann schließlich jeder!<br />

Uwe Seitz,<br />

leitender<br />

Redakteur<br />

Untrennbar mit<br />

Roadracing verbunden:<br />

Joey Dunlop<br />

und sein Familienclan<br />

stehen im<br />

Zentrum von „Road“<br />

Fotos: Radioviktoria<br />

Foto: Hertler<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE


SZENE<br />

NEWS<br />

NEUE BMW S 1000 RR ERWISCHT<br />

RUND GEMACHT<br />

Dass sie kommt, war klar. Wann sie kommt,<br />

ist klar, nämlich 2015. Nur wie sie<br />

kommt, darüber durfte bis jetzt<br />

gerätselt werden. Nun ist auch<br />

das klar. Die neue S 1000 RR<br />

wird nicht nur stärker – man<br />

spricht von 199 statt 193 <strong>PS</strong> –, sondern<br />

auch runder. Ob mit der neuen Verkleidungsfront<br />

auch die asymmetrische<br />

Scheinwerferausstattung erledigt<br />

ist? Leider erwischte der Fotograf<br />

nicht die Frontansicht. Doch<br />

auch aus dieser Perspektive erkennt<br />

man die HP4-Gabel, die zeigt, dass<br />

sowohl das aktive Fahrwerk DDC<br />

als wohl auch das jüngst in der HP4<br />

vorgestellte Kurven-ABS optional<br />

zu haben sein werden. Dasselbe<br />

gilt für den neuen Schaltassistenten<br />

Pro, der das Herunterschalten<br />

ohne Kupplungsunterstützung<br />

möglich macht. Dazu überarbeiteten<br />

die Münchner das Ride-by-wire<br />

und spendierten der Neuen einen<br />

voluminöseren Akrapovic-Schalldämpfer<br />

und spürbar mehr Drehmoment<br />

im mittleren Drehzahlbereich.<br />

Auf letzten Abstimmungsfahrten<br />

erwischt:<br />

die BMW S 1000 RR<br />

im neuen Gewand<br />

Foto: bmh-Images<br />

YAMAHA-R6-CUP-RACER<br />

POWER FÜR DIE BÖRDE<br />

Der Schweizer Reto Wiederkehr bewies beim dritten Lauf in<br />

Oschersleben seine ganze Leidenschaft für den Yamaha-R6-<br />

Cup. Nach fast 900 Kilometern Anfahrt war er das ganze<br />

Rennwochenende als Fahrer und Mechaniker in Personalunion<br />

auf sich allein gestellt, trat dann am Sonntag allein die<br />

Heimreise an und stand nach<br />

vier Stunden Schlaf wieder<br />

seinen Mann als Kranmonteur.<br />

Das ist uns die Auszeichnung<br />

„<strong>PS</strong>-Racer of the Week“<br />

wert, mit der wir als Medienpartner<br />

des Cups besondere<br />

Leistungen würdigen.<br />

Foto: Kohler/Beck<br />

Reto bekam seine <strong>PS</strong>-Aluplakette<br />

von Yamaha-Chef<br />

Jörg Breitenfeld (links) und<br />

Cup-Betreuer Norbert Jansen<br />

Haltehilfe<br />

DAMIT DER BEIFAHRER AUCH<br />

AUF DEM BIKE SITZEN BLEIBT,<br />

BIETET GRIP-N-RIDE EINEN<br />

NIERENGURT MIT FESTEN HAL-<br />

TEGRIFFEN. ZUSÄTZLICH ZUM<br />

KLETT SORGT EIN RICHTIGER<br />

AUTOGURT MIT SCHNELLVER-<br />

SCHLUSS FÜR SICHERHEIT. 59,95<br />

EURO, WWW.GRIP-N-RIDE.DE<br />

Foto: grip-n-ride<br />

8 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


SERVICE<br />

KLAMOTTEN-<br />

BÖRSE<br />

<strong>PS</strong> stellt Ausrüstungs-<br />

Neuigkeiten vor.<br />

HJC bringt das Top-<br />

Modell RPHA10 Plus<br />

jetzt im matt lackierten<br />

Ghost Fuera-<br />

Design von MotoGP-<br />

Star Jorge Lorenzo.<br />

Preis: 539,90 Euro<br />

www.hjc-europe.com<br />

ARAI als Helmsponsor<br />

der TT erinnert<br />

mit einer Joey Dunlop-Replika<br />

an den<br />

großen Meister des<br />

Roadracing. Den<br />

RX7-GP Joey Dunlop<br />

1985 Replica gibt es<br />

in kleiner Auflage von<br />

300 Stück exklusiv<br />

unter www.thevisorshop.com<br />

für stolze<br />

885 Euro.<br />

REV’IT spricht mit<br />

der Chronos GTX-<br />

Jacke Pendler an,<br />

die bei (fast) jedem<br />

Wetter das Bike benutzen.<br />

Eine wasserdichte<br />

Softshell-<br />

Goretex-Jacke lässt<br />

sich mit dem reflektierenden<br />

Mesh-<br />

Gewebe verbinden.<br />

Preis: 499 Euro<br />

www.revit.eu<br />

YAMAHA erinnert mit<br />

den Klassik-Shirts<br />

Race, Cross und<br />

Rallye an seine große<br />

Geschichte im Rennsport.<br />

Beim Yamaha-<br />

Händler für 34 Euro<br />

Fotos: Hersteller<br />

LOUIS hat nach langer<br />

Zeit wieder eine<br />

eigene einteilige<br />

Kombi im Programm.<br />

Die Vanucci ART XVI<br />

mit Rind- und Känguruleder<br />

kostet 1199<br />

Euro. www.louis-motorrad.de<br />

LOUIS II Passend zur<br />

Kombi, zumindest für<br />

den Straßeneinsatz,<br />

empfehlen sich die<br />

Competizione II-<br />

Handschuhe, die uns<br />

als Sommervariante<br />

bei heißen Temperaturen<br />

gut gefallen<br />

haben. Verschiedene<br />

Farben und Größen,<br />

Preis: 99,95 Euro


Foto: Aue<br />

SZENE<br />

NEWS<br />

KURZ & KNAPP<br />

++ POLO BOOMT ++<br />

Nach der Schieflage des großen<br />

Motorrad-Zubehör-händlers<br />

2011 schippert das Unternehmen<br />

aus Jüchen jetzt<br />

wieder in ruhigerem Fahrwasser.<br />

Laut Pressemeldung<br />

erwartet Polo nach einem<br />

sehr guten Jahr 2013 ein<br />

noch besseres Ergebnis für<br />

<strong>2014</strong> und wird damit das<br />

Rekordjahr seit der Firmengründung<br />

hinlegen.<br />

++ RAUF AUFS WM-BIKE ++<br />

Das ist nicht ganz wörtlich zu<br />

nehmen, aber Aprilia ermöglicht<br />

Fans, bei den Superbike-<br />

Rennen direkt auf den Motorrädern<br />

von Marco Melandri<br />

und Sylvain Guintoli drauf zu<br />

sein. Unter www. bearacer.<br />

com können Fans ihre Sprüche<br />

zum Thema „Racing“<br />

posten und die Aprilia-Piloten<br />

selbst wählen diejenigen aus,<br />

die dann auf ihrer Verkleidung<br />

ins Rennen gehen werden<br />

– inklusive Bild des Fans.<br />

++ TICKETS FÜR ESSEN ++<br />

Der Ticketverkauf für die<br />

Essen Motor Show vom 29.<br />

November bis 7. Dezember<br />

hat begonnen. Unter www.<br />

essen-motorshow.de gibt<br />

es ganz spezielle Angebote<br />

für die Ausstellung um <strong>PS</strong>strotzende<br />

Vier- und Zweiräder.<br />

<strong>PS</strong> wird als Medienpartner<br />

dafür sorgen, dass<br />

das Thema Zweirad-Racing<br />

gebührend gewürdigt wird.<br />

++ NEUE<br />

FILME ++<br />

Kult-Zeichner<br />

und Racer Holger<br />

Aue hat mit<br />

Filmteam und<br />

Partner Louis<br />

die nächsten<br />

Moto Mania-Clips am Start,<br />

in denen Holgi und Co. es mal<br />

wieder so richtig krachen<br />

lassen. Unter www. louis.de/<br />

motomania gibt es jetzt die<br />

neuen Episoden „Heiliger<br />

Boden“, „Wenn‘s hinten zieht“<br />

und „Das große Kribbeln“.<br />

Foto: Bower<br />

TANKRUCKSACK & CO.<br />

CLASSIC HUCKEPACK<br />

BMW-Zubehörspezialist Wunderlich hat sich den jüngsten Spross der modernen<br />

Boxer-Flotte aus München, die R Nine T, vorgenommen und bietet dafür<br />

haufenweise Zubehör an. Dazu gehören außer dem stilechten Tankrucksack<br />

„Mammut“ (249 Euro) auch Anbauteile wie die Daytona-Verkleidung ab 449<br />

Euro, die mit Aufpreis individuell lackiert werden kann. Am Heck gibt es für<br />

das Serien-Rücklicht zwei Varianten, bei denen das Licht direkt an der Sitzbank<br />

angebracht wird und das Kennzeichen entweder am Kardan oder unter<br />

der Sitzbank Platz findet (ab 189 Euro). Weitere<br />

R Nine T-Teile unter www.wunderlich.de<br />

OLD SCHOOL<br />

NÜRBURGRING-DATE<br />

Vom 5. bis 7. September findet auf dem<br />

Nürburgring die European Classic Series<br />

statt. An den Start gehen bei dem 4-Stunden-Rennen<br />

auch ehemalige Langstrecken-Weltmeister<br />

wie Peter Linden. Team<br />

Bolliger aus der Schweiz, das aktuell mit<br />

der ZX-10R und Horst Saiger in der Langstrecken-WM<br />

auf Rang drei fährt, kommt<br />

mit der Kawasaki GPZ 1100. Im Rahmenprogramm:<br />

Classic Superbikes, Dutch<br />

Ducati Dealers Cup, Continental Superduke<br />

Battle und Suzuki GSX-R 750-Cup.<br />

Info: www.msf-Sauerland.de<br />

Der Klassiker unter den<br />

Tankrucksäcken, der<br />

Mammut, feiert dank Retro-<br />

Welle sein Comeback<br />

325,5<br />

Foto: Wunderlich<br />

QUAD-<br />

RAT-<br />

METER MISST DER <strong>PS</strong>-<br />

STAND AUF DER INTER-<br />

MOT VOM 1. BIS 5.10. IN<br />

KÖLN, AUF DEM WIR IN<br />

HALLE 10.1 DIE BESTEN<br />

TUNERGP-BIKES SOWIE<br />

WEITERE RENNMOTOR-<br />

RÄDER ZEIGEN. AUSSER-<br />

DEM HABEN WIR EINIGE<br />

SPEZIELLE AKTIONEN<br />

FÜR UNSERE LESER VOR.<br />

10 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


Fotos: Hersteller<br />

INTERMOT<br />

www.intermot.de<br />

Internationale Motorrad-,<br />

Roller- und E-Bike-Messe<br />

1.-5. OKTOBER <strong>2014</strong><br />

BELÜFTUNG<br />

ASS IM ÄRMEL<br />

Aus England<br />

kommt dieses<br />

kuriose Produkt,<br />

das bei Sommerhitze<br />

kühlen Fahrtwind<br />

über die Ärmel in jede noch so dicke Lederjacke<br />

verspricht. Die „Ventz“ werden einfach in den<br />

Saum gesteckt. Preis: 14,99 Pfund (ca. 19 Euro)<br />

plus Versand. Kontakt: www.ventz-range.com<br />

FREIHEIT<br />

SPÜREN<br />

NEUE KOMBI<br />

GIMOTO<br />

„R-RACER“<br />

Wir haben uns bei<br />

Renngrib (www.renngrib.de)<br />

als Importeur<br />

der italienischen<br />

Gimoto-<br />

Kombi das Modell<br />

„R-Racer“ (1500<br />

Euro) online „maßschneidern“<br />

lassen.<br />

Die Farb- und<br />

Design auswahl ist dabei<br />

extrem umfangreich und<br />

kann am Rechner bis zu<br />

den Schutzkappen, dem<br />

Leder und der Perforation<br />

genau festgelegt<br />

werden. Das Ergebnis<br />

ist, sauberes Messen zu<br />

Hause vorausgesetzt,<br />

sehr gut, die Kombi sitzt<br />

perfekt. Kragen, Armund<br />

Beinabschlüsse sind mit<br />

Neopren sehr angenehm. Das<br />

Känguruleder ist gut verarbeitet und hochwertig,<br />

die Protektoren sitzen richtig. Am<br />

Knie, das ergonomisch für Racing-Haltung<br />

geschnitten ist, umschließt der Protektor<br />

das Gelenk innen unserer Meinung nach<br />

allerdings nicht genug. Insgesamt ist unser<br />

Eindruck nach den ersten Testfahrten<br />

jedenfalls sehr gut.<br />

Foto: mps-Fotostudio<br />

WWW.INTERMOT.DE/TICKETS<br />

Eintrittskarte gilt als Fahrausweis im VRS- und VRR-Netz.<br />

VRS – Verkehrsverbund Rhein-Sieg • VRR – Verkehrsverbund Rhein-Ruhr<br />

1. OKTOBER: FACHBESUCHERTAG<br />

Limitiertes Kartenkontingent für Privatbesucher<br />

zum erhöhten Preview-Preis<br />

Koelnmesse GmbH · Messeplatz 1 · 5<strong>09</strong>79 Köln<br />

Telefon +49 1806 022 522* · intermot@visitor.koelnmesse.de<br />

* 0,20 EUR/Anruf aus dem dt. Festnetz; max.0,60 EUR/Anruf aus dem Mobilfunknetz<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE


TEST<br />

VERGLEICHSTEST ZWEIZYLINDER<br />

V<br />

WIE<br />

12 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


VEUER<br />

V-Twins heben sich vom Einerlei seelenloser Reihenvierzylinder ab, sind<br />

ausdrucksstark und verleihen Supersportlern den Reiz des Besonderen. Noch<br />

mehr Exotik bietet die brandaktuelle EBR 1190 RX. Der neue Star der Szene?<br />

Text: Volkmar Jacob; Fotos: Markus Jahn<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 13


Wolkenfreier Himmel, herrlicher<br />

Sonnenschein,<br />

Donnergrollen: Drei<br />

mächtige V2-Superbikes<br />

jagen über die Piste von Oschersleben<br />

und schmettern ihren markigen Sound<br />

in die Weite der Magdeburger Börde.<br />

Das kraftvolle Brummen frisst sich<br />

durch die Nervenbahnen direkt ins<br />

Gehirn und raubt Fans großvolumiger,<br />

sportlicher Twins die Sinne. Keine Frage:<br />

In Sachen Emotionalität spielen die<br />

Standardversion der Ducati 1199 Panigale,<br />

die neue EBR 1190 RX und die<br />

KTM RC8 R in der allerhöchsten Liga.<br />

Auch in praktischer Hinsicht haben<br />

sich die Ducati und die KTM in zahlreichen<br />

Tests bewährt und ihre Piloten<br />

mit unterschiedlichsten Qualitäten<br />

überzeugt. Beispiel Panigale: Ihre Ausstattung<br />

lässt keine Wünsche offen.<br />

Vom ABS über verschiedene Fahrmodi,<br />

einer einstellbaren Traktionskontrolle<br />

bis zum Schaltautomaten ist alles an<br />

Bord, was der moderne Motorradbau<br />

hergibt. Und die KTM brillierte unter<br />

anderem mit ihrer unverkrampften Sitzposition,<br />

mit einem im unteren und<br />

mittleren Drehzahlbereich bärenstarken<br />

Antrieb und höllischer Traktion.<br />

Ein äußerst schwieriges Umfeld für die<br />

EBR: Was kann die 1190 RX den etablierten<br />

Superbikes entgegensetzen?<br />

Verlockung durch Exotik<br />

Zunächst einmal ihre unkonventionelle<br />

Bauart: Hauptrahmen als Tank, riesige,<br />

innenumfassende Einscheibenbremse<br />

mit Achtkolben-Festsattel, extreme<br />

Geometrie. Kommt Ihnen bekannt vor?<br />

Richtig, die gleichen Merkmale kennzeichneten<br />

auch schon einige Modelle<br />

von Buell – wie beispielsweise die 1125<br />

CR von 20<strong>09</strong>, auf der die RX basiert.<br />

Buell? EBR? Was verbindet diese Firmen?<br />

Ende 20<strong>09</strong> trennte sich Harley-<br />

Davidson von seinem damaligen Entwicklungschef<br />

Erik Buell, dessen<br />

Kleinbetrieb zuvor von den Amis geschluckt<br />

worden war. Noch im selben<br />

Jahr gründete der umtriebige Ex-Racer<br />

die Firma EBR, was für „Erik Buell Racing“<br />

steht. Seither konstruiert Buell<br />

ausschließlich supersportliche Bikes,<br />

mit denen er seit diesem Jahr sogar in<br />

der Superbike-WM mitmischt. Das Geld<br />

dafür stammt vom indischen Konzern<br />

Hero Moto Corp, der knapp die Hälfte<br />

der Firmenanteile von EBR besitzt. Die<br />

Test-1190 RX ist der zulassungsfähige<br />

Ableger des Racing-Bikes.<br />

Trotz ihrer konzeptionellen Ähnlichkeit<br />

unterscheidet sich die RX deutlich<br />

von ihrer Ahnin. Aus technischer Sicht<br />

besonders auffällig ist der Hinterradantrieb,<br />

den nun eine Sekundärkette<br />

statt eines Zahnriemens übernimmt.<br />

Dafür gestaltete EBR auch die Schwinge<br />

um. Gleich blieb dagegen die direkte<br />

Anlenkung des Federbeins. Außer<br />

einem anderen Sekundärtrieb spendierten<br />

die Amerikaner dem Superbike<br />

auch einen komplett neuen Rahmen<br />

und eine andere Gabel in Big Piston-<br />

01<br />

03<br />

02<br />

04<br />

01 Kontrastreiches, gut<br />

ablesbares Cockpit mit<br />

blauer Balkenanzeige<br />

der Drehzahl (nicht im<br />

Bild). Eine Ganganzeige<br />

fehlt ebenso wenig wie<br />

die Info über die gewählte<br />

Stufe der Traktionskontrolle<br />

02 Direkt angelenktes<br />

Federbein.<br />

Das Teil spricht sauber<br />

an, bietet für die Rennstrecke<br />

aber kaum Reserven<br />

03 Kasus Knaxus<br />

an der EBR: Die Einscheibenbremse<br />

ist trotz<br />

Belüftung auf der Rennstrecke<br />

klar überfordert<br />

04 Hydraulische Kupplung<br />

mit rekordverdächtig<br />

hohen Bedienkräften.<br />

Da müssen die Amerikaner<br />

auf jeden Fall nochmals<br />

ran<br />

14 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


EBR<br />

1190 RX<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 15


Bauweise (Showa). Motorseitig werkeln<br />

eindrucksvolle 140 neue Teile in dem<br />

bewährten Rotax-Twin. Die wichtigsten:<br />

Kurbelwelle mit weniger Schwungmasse,<br />

Kolben, Zylinderköpfe, Einspritzung.<br />

Außerdem vergrößerte Buell bei<br />

gleichem Hub die Bohrung um drei<br />

Milli meter (106 x 67,5 mm statt 103 x<br />

67,5 mm) und erhöhte die Verdichtung<br />

auf 13,4:1. Macht insgesamt 1190 Kubik<br />

und eine Nennleistung von 185 statt<br />

148 <strong>PS</strong>. Auch das Drehmoment wuchs<br />

von 111 auf 138 Nm. Ebenfalls neu:<br />

Den Motor baut nun nicht mehr Rotax,<br />

das erledigt EBR in Amerika selbst.<br />

Insgesamt rückt Erik Buell mit der<br />

1190 RX seinem Traum eines „All American<br />

Sportsbikes“ ein großes Stück<br />

näher. Doch wie konkurrenzfähig ist<br />

der US-Brenner wirklich? Motor anwerfen,<br />

und los! Die Komposition aus<br />

tiefem Ansaugschnorcheln und bollerndem<br />

Auspuff fällt noch etwas<br />

dumpfer aus als bei der Konkurrenz –<br />

Soundcheck bestanden. Eher unauffällig<br />

und wenig spektakulär entfaltet dagegen<br />

der 72-Grad-V2 seine Leistung.<br />

Das gewisse Etwas, der spezielle Kick,<br />

geht dem Triebwerk etwas ab. Für eine<br />

erhöhte Adrenalin- und Endorphin-Produktion<br />

sorgen dafür Italien und Österreich<br />

– aus unterschiedlichen Gründen.<br />

V2: Power und Strahlkraft<br />

An dieser Stelle sei die Drehzahl von<br />

8500/min erwähnt; ein markanter, wiederkehrender<br />

Wert beim Vergleich der<br />

drei Treibsätze. Ab dieser Marke brennt<br />

die Panigale ein fulminantes Leistungsfeuerwerk<br />

ab und schickt in der Spitze<br />

183 hungrige Gäule auf die Weide. Darunter<br />

verharrt die 1199er allerdings in<br />

einer Art Dornröschen-Schlaf, weswegen<br />

die Drehzahlen bei voller Attacke<br />

nicht unterhalb dieses Wertes fallen<br />

sollten. Genau umgekehrt verhält sich<br />

die KTM: tierischer Antritt bereits ab<br />

zirka 4000/min und Wahnsinns-Schub<br />

bis 8500 Umdrehungen. Dazwischen<br />

schenkt sie der Ducati bis zu satten<br />

33 <strong>PS</strong> und 32 Nm ein! Ein Bike, das<br />

untertourig und mit weit geöffneter<br />

Brause aus den Ecken schießt. Das<br />

reduziert Stress und erhöht den Spaßfaktor.<br />

Oberhalb unserer bekannten<br />

Marke powert die RC8 R dagegen mit<br />

leicht gebremstem Schaum, um kurz<br />

KTM<br />

1190 RC8 R<br />

16 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


ducati.de<br />

über 10 000/min ihren maximalen Output<br />

von 173 <strong>PS</strong> zu erreichen.<br />

Mit 174 <strong>PS</strong> generiert der EBR-Twin<br />

sogar noch ein Pony mehr als die KTM.<br />

Auffällig: Zwischen 4000 und 8500/min<br />

verläuft die Kurve der Amerikanerin<br />

meist exakt zwischen jenen der beiden<br />

Europäerinnen. Dass sie sich in diesem<br />

Bereich dennoch nicht gegen die Duc<br />

behaupten kann und beim Ballern<br />

ebenfalls hochtourig gefahren werden<br />

will, liegt an ihrer vergleichsweise<br />

langen Übersetzung in den ersten vier<br />

Gängen. Mehr Aufschluss über die<br />

unterschiedlichen Power-Darbietungen<br />

liefern die Diagramme auf Seite 22.<br />

Jenseits von reinen Zahlen begeistert<br />

die charakteristische Laufkultur<br />

von V-Twins. Cracks tanzen vor Begeisterung<br />

im Kreis, wenn sie dieses typische<br />

Stampfen und Poltern spüren;<br />

wenn die asymmetrischen Verbrennungstakte<br />

die riesigen Kolben auf ihre<br />

Reise schicken. Dank seines günstigen<br />

Zylinderwinkels von 90 Grad gleichen<br />

sich die Massenkräfte des Duc-Triebwerks<br />

am besten aus, was ihm die<br />

höchste Laufkultur des Trios beschert.<br />

Außerdem geht die I talienerin sehr<br />

sanft ans Gas. Ähnlich gering lastwechselt<br />

der 75-Grad-Zwilling von KTM.<br />

Allerdings vibriert er sehr ausgeprägt,<br />

was klar übers Ich-habe-Charakterund-zeige-es-Ziel<br />

hinausschießt.<br />

Außerdem verlangt die Öster reicherin<br />

konzentriertes und kraftvolles Schalten,<br />

da Nachlässigkeiten saubere<br />

Gangwechsel vereiteln.<br />

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01 02<br />

01 Unverwechselbar: leicht trichterförmiges,<br />

orange leuchtendes<br />

Cockpit. Die Infos sind reichhaltig,<br />

doch der Drehzahlmesser ist nach<br />

wie vor schlecht ablesbar<br />

02 Per Exzenter einstellbare Anlenkung<br />

des Federbeins. Selbst<br />

geringe Änderungen wirken sich<br />

spürbar aus, sehr gut funktioniert<br />

die Werkseinstellung<br />

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DUCATI<br />

1199 PANIGALE<br />

Einmal mehr verhält sich der EBR-<br />

Antrieb unauffällig: moderate Vibrationen,<br />

Durchschnittsgetriebe. Zumindest<br />

auf der Renne würden ihr und auch der<br />

KTM ein Schaltautomat hervorragend zu<br />

Gesicht stehen. Auch die Gasannahme<br />

könnte beim US-Bike etwas sanfter ausfallen.<br />

Aufmerksames Gasanlegen am<br />

Kurvenausgang gestaltet sich wegen<br />

des schwergängigen, langhubigen<br />

Gasgriffs schwierig. Außerdem gewöhnungsbedürftig:<br />

Das extrem geringe<br />

Bremsmoment des Motors, worüber<br />

sich nur gelernte Zweitakt-Racer freuen.<br />

Wer die Bremswirkung des Antriebs<br />

beim Ankern gewöhnt ist, muss sich bei<br />

der RX umstellen. Ebenfalls ungewöhnlich<br />

ist das laute Sirren im Schiebebetrieb,<br />

das offenbar von der Spannrolle<br />

der Kette herrührt – ein fieses Geräusch!<br />

Wenn wir gerade beim Mosern<br />

sind: Die hohe Bedienkraft der Kupplung<br />

sprengt alle Rekorde, da müssen<br />

die Amis dringend noch mal ran. Doch<br />

die EBR kann auch anders. Immerhin<br />

besitzt sie eine zwanzigfach einstellbare<br />

Traktionskontrolle, die jedem Treiber<br />

seine Lieblingsstellung erlaubt. Das hat<br />

sie ihrer österreichischen Konkurrentin<br />

voraus, die keinerlei Fahrhilfen bietet.<br />

Vom Ankern und Abwinkeln<br />

Bei den Bremsen verzichtet aber auch<br />

die RX auf elektronische Unterstützung.<br />

Ihr Markenzeichen ist die riesige Einzelscheibe,<br />

deren Durchmesser nahe<br />

an jenen des Vorderrads heranreicht –<br />

im Verbund mit den Lüftungskanälen<br />

und dem Achtkolben-Sattel ein echter<br />

Hingucker. Doch zumindest auf der<br />

Piste stößt das System an seine Grenzen:<br />

zu hoch die Bedienkräfte, zu gering<br />

die Bremswirkung, zu dürftig die<br />

Reserven, zu spärlich die Transparenz.<br />

Das verlagert die Bremspunkte auto-<br />

18 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


V-TWIN REIFEN– DER BESSERE ANTRIEB?<br />

V2 VERSUS REIHENVIERZYLINDER<br />

Aus technischer Sicht spricht nicht sehr<br />

viel für einen V2-Motor. Sein größtes Pfund<br />

ist die schmale Bauform, was aufregend<br />

schlanke Linien beim Bike ermöglicht. Außerdem<br />

benötigt die kürzere Kurbelwelle<br />

weniger Lagerstellen als ein Reihenvierling.<br />

Bei entsprechend großem Winkel zwischen<br />

den Zylindern (nicht unter 60 Grad)<br />

können die Einlasskanäle zudem sehr gerade<br />

gestaltet werden, was die Gemischzufuhr<br />

optimiert. Bei gleichem Hubraum sind<br />

V-Twins nicht zwingend leichter als Reihenvierzylinder.<br />

Grund: Wegen der höheren<br />

Verbrennungsdrücke und größerer<br />

mechanischer Belastung benötigt ein V2<br />

robustere Bauteile. Ebenfalls gewichtstreibend:<br />

Generell brauchen V-Antriebe<br />

viele Teile doppelt wie beispielsweise die<br />

Nockenwellen inklusive Steuerketten.<br />

Beim V-Twin müssen zudem Kupplung<br />

und Getriebe wegen der hohen Drehmomentspitzen<br />

aufwendig gedämpft werden.<br />

Einen V2 zu entwickeln ist aber nicht<br />

nur deshalb kompliziert. Aufgrund der großen<br />

Kolbendurchmesser ist es schwierig,<br />

eine optimale Füllung zu erreichen und<br />

das Gemisch möglichst vollständig zu<br />

verbrennen. Allgemein gilt: je größer<br />

die Bohrung, desto anspruchsvoller<br />

die Konstruktion. Viele Zeitgenossen<br />

glauben, dass Twins prinzipiell mehr<br />

Drehmoment erzeugen als Vierzylinder.<br />

Doch das stimmt nicht! Der<br />

momentan modernste sportliche Zweizylinder<br />

(Ducati Panigale) generiert umgerechnet<br />

maximal 108 Nm/Liter Hubraum.<br />

Zum Vergleich: Die BMW S 1000 RR liefert<br />

bis zu 116 Nm und selbst die betagte<br />

Fireblade schickt noch 111 Nm ans Getriebe.<br />

Der Eindruck von fettem Drehmoment<br />

entsteht, weil Twins wegen ihrer geringeren<br />

Drehfreudigkeit (höhere Masse der bewegten<br />

Bauteile) so abgestimmt sind, dass<br />

sie ihre Power bei geringen Drehzahlen<br />

abliefern. Rennserien berücksichtigen die<br />

konstruktiven Nachteile von Zweizylindern<br />

und machen im Reglement Zugeständnisse<br />

wie beispielsweise beim Hubraum.<br />

Wegen hoher mechanischer<br />

Belastung<br />

benötigen V-Twins<br />

robuste Bauteile<br />

01 Im Race-Modus ändert sich auch<br />

die Cockpitansicht. Nur in dieser Einstellung<br />

zu sehen und sehr dominant:<br />

Anzeige der Rundenzeit. Auch<br />

sonst bietet das Dashboard sehr viele<br />

Informationen<br />

02 Im Testfeld bietet nur die Panigale<br />

einen Schaltautomaten – auf der<br />

Renne ein sagenhaftes Feature. Das<br />

Federbein gerät auf der Rennstrecke<br />

an seine Grenzen<br />

01 02<br />

matisch in Richtung früh, wodurch die<br />

Meute in diesen Zonen gnadenlos über<br />

den wehrlosen EBR-Treiber herfällt.<br />

Da tröstet auch die Tatsache nur wenig,<br />

dass der Druckpunkt stabil bleibt und<br />

sich die Gabel nur leicht verwindet.<br />

Ungleich besser funktionieren die<br />

Stopper der beiden Europäerinnen. Vor<br />

allem die Panigale setzt hier Maßstäbe.<br />

Ihre Fangeisen packen noch einen Tick<br />

kräftiger zu und sind noch einen<br />

Hauch knackiger als die exzellenten<br />

Anker der KTM.<br />

Kann die RX bei den Bremsen nur<br />

wenig überzeugen, liefert sie im Fahrwerkskapitel<br />

eine Vorstellung der<br />

Extraklasse ab. Sie brennt ultrastabil<br />

durch die Bögen, bietet selbst in tiefster<br />

Schräglage ein glasklares Feedback<br />

und vermittelt ihrem Piloten dadurch<br />

extrem viel Vertrauen. Dieses Fahrgefühl,<br />

das eindeutig auf die Handschrift<br />

eines kundigen Racing-Konstrukteurs<br />

hinweist, kannte der Autor bisher nur<br />

von reinen Rennmaschinen. Dazu trifft<br />

das US-Bike am Kurveneingang punktgenau<br />

die Linie und sticht willig in die<br />

Ecken. Eine Folge von Rennpellen? Von<br />

wegen! Als Einheitsgummis zogen wir<br />

die Straßenreifen Pirelli Diablo Supercorsa<br />

SP auf die Bikes. Einzig Korrekturen<br />

in Schräglage verweigert die EBR<br />

hartnäckig und bleibt stur auf dem<br />

eingeschlagenen Kurs. Außerdem neigt<br />

sie am Kurvenausgang etwas zu<br />

Running-wide. Taktik: schon vor dem<br />

Abwinkeln die komplette Linie des<br />

Bogens erfassen und die RX entsprechend<br />

navigieren.<br />

Beim Zirkeln unterstützen die prima<br />

ansprechenden Federelemente den<br />

EBR-Reiter. Gekonnt filtern sie die<br />

Unebenheiten des Börde-Kurses, wie<br />

sie beispielsweise beim Abkürzen der<br />

Schikane lauern. Dazu verfügt zumin-<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 19


DATEN<br />

DUCATI<br />

1199 PANIGALE<br />

ANTRIEB<br />

Zweizylinder-90-Grad-V-Motor, vier Ventile/Zylinder,<br />

143 kW (195 <strong>PS</strong>) bei 10750/<br />

min*, 132 Nm bei 9000/min*, 1198 cm³,<br />

Bohrung/Hub: 112,0/60,8 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />

12,5:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />

67,5-mm-Drosselklappen, hydraulisch<br />

betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-<br />

Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />

G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />

CHASSIS & BREMSEN<br />

Tragender Motor mit Leichtmetall-Hilfsrahmen,<br />

Lenkkopfwinkel: 65,5 Grad, Nachlauf:<br />

100 mm, Radstand: 1437 mm, Upside-down-Gabel,<br />

Ø Gabelinnenrohr: 50<br />

mm, einstellbar in Federbasis, Zug- und<br />

Druckstufe. Seitlich angelenktes Federbein<br />

mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis,<br />

Zug- und Druckstufe. Federweg<br />

vorn/hinten: 120/130 mm, Leichtmetall-<br />

Gussräder, 3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen vorn:<br />

120/70 ZR 17, hinten: 200/55 ZR 17, Erstbereifung:<br />

Pirelli Diablo Supercorsa SP,<br />

330-mm-Doppelscheibenbremse mit radial<br />

angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln<br />

vorn, 245-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-Festsattel<br />

hinten, ABS<br />

PERFORMANCE<br />

MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />

125 kW (170 <strong>PS</strong>) bei 282 km/h<br />

BESCHLEUNIGUNG**<br />

0 –100 km/h: 3,2 s; 0 –150 km/h: 5,0 s;<br />

0 –200 km/h: 7,7 s<br />

DURCHZUG**<br />

50 –100 km/h: 4,9 s; 100 –150 km/h: 4,9 s<br />

HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />

296 km/h<br />

MAßE UND GEWICHT<br />

Länge/Breite/Höhe: 2060/810/1110 mm,<br />

Sitz-/Lenkerhöhe: 845/875 mm, Lenkerbreite:<br />

710 mm, 196,5 kg vollgetankt, v./h.:<br />

52,1/47,9 %<br />

VERBRAUCH<br />

Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />

Durchschnitts testverbrauch: k.A. Tankinhalt<br />

17 Liter, Reichweite: k.A.<br />

SETUP RENNSTRECKE<br />

SETUP GABEL<br />

stat.neg. Federweg: 24 mm,<br />

Druckstufe: 6 K offen, Zugstufe: 2 K offen,<br />

Niveau: Standard<br />

SETUP FEDERBEIN<br />

stat.neg. Federweg: 5 mm, Druckstufe:<br />

1 K offen, Zugstufe: 4 K offen, Niveau:<br />

Standard<br />

GRUNDPREIS<br />

19990 Euro, Test maschine: 19990 Euro<br />

(jeweils zzgl. Neben kosten)<br />

EBR<br />

1190 RX<br />

ANTRIEB<br />

Zweizylinder-72-Grad-V-Motor, vier Ventile/Zylinder,<br />

136 kW (185 <strong>PS</strong>) bei 10 600/<br />

min*, 138 Nm bei 8200/min*, 1191 cm³,<br />

Bohrung/Hub: 106,0,/67,5 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />

13,4:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />

61-mm-Drosselklappen, hydraulisch<br />

betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-<br />

Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />

G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />

CHASSIS & BREMSEN<br />

Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />

67,6 Grad, Nachlauf: 97 mm, Radstand:<br />

14<strong>09</strong> mm, Upside-down-Gabel,<br />

Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, einstellbar in<br />

Federbasis, Zug- und Druckstufe. Direkt<br />

angelenktes Zentralfederbein, einstellbar<br />

in Federbasis, Zug- und Druckstufe. Federweg<br />

vorn/hinten: 120/130 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />

3.50 x 17/6.00 x 17,<br />

Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 190/55<br />

ZR 17, Erstbereifung: Pirelli Diablo Rosso<br />

Corsa, innenumfassende 386-mm-Einscheibenbremse<br />

mit Achtkolben-Festsattel<br />

vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit<br />

Einkolben-Schwimmsattel hinten<br />

PERFORMANCE<br />

MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />

120,6 kW (164 <strong>PS</strong>) bei 271 km/h<br />

BESCHLEUNIGUNG**<br />

0 –100 km/h: 3,2 s; 0 –150 km/h: 5,2 s;<br />

0 –200 km/h: 8,4 s<br />

DURCHZUG**<br />

50 –100 km/h: 5,2 s; 100 –150 km/h: 4,8 s<br />

HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />

300 km/h<br />

MAßE UND GEWICHT<br />

Länge/Breite/Höhe: 2040/737/1110 mm,<br />

Sitz-/Lenkerhöhe: 820/855 mm, Lenkerbreite:<br />

715 mm, 206 kg vollgetankt, v./h.:<br />

53,5/46,5 %<br />

VERBRAUCH<br />

Kraftstoffart: Super Plus. Durchschnittstestverbrauch:<br />

k.A. Tankinhalt 17 Liter,<br />

Reichweite: k.A.<br />

SETUP RENNSTRECKE<br />

SETUP GABEL<br />

stat.neg. Federweg: 33 mm,<br />

Druckstufe: 4,5 U offen, Zugstufe: 2 U<br />

offen, Niveau: Standard<br />

SETUP FEDERBEIN<br />

stat.neg. Federweg: 15 mm, Druckstufe:<br />

0,25 U offen, Zugstufe: 0,5 U offen, Niveau:<br />

Standard<br />

GRUNDPREIS<br />

16990 Euro, Test maschine: 16990 Euro<br />

(jeweils zzgl. Neben kosten)<br />

KTM 1190<br />

RC8 R<br />

ANTRIEB<br />

Zweizylinder-75-Grad-V-Motor, vier Ventile/Zylinder,<br />

129 kW (175 <strong>PS</strong>) bei 10 250/<br />

min*, 127 Nm bei 8000/min*, 1195 cm³,<br />

Bohrung/Hub: 105,0/69,0 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />

13,5:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />

52-mm-Drosselklappen, hydraulisch<br />

betätigte Mehrscheiben-Ölbad-<br />

Kupplung, Sechsganggetriebe, G-Kat,<br />

Kette,<br />

CHASSIS & BREMSEN<br />

Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />

66,7 Grad, Nachlauf: 96 mm, Radstand:<br />

1425 mm, Upside-down-Gabel, Ø Gabelinnenrohr:<br />

43 mm, einstellbar in Federbasis,<br />

Zug- und Druckstufe. Zentralfederbein<br />

mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis,<br />

Zug- und Druckstufe. Federweg<br />

vorn/hinten: 120/120 mm, Leichtmetall-<br />

Gussräder, 3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen vorn:<br />

120/70 ZR 17, hinten: 190/55 ZR 17, Erstbereifung:<br />

Dunlop Sportmax 2, 320-mm-<br />

Doppelscheibenbremse mit radial angeschlagenen<br />

Vierkolben-Festsätteln vorn,<br />

220-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-<br />

Festsattel hinten<br />

PERFORMANCE<br />

MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />

116 kW (158 <strong>PS</strong>) bei 255 km/h<br />

BESCHLEUNIGUNG**<br />

0 –100 km/h: 3,2 s; 0 –150 km/h: 5,2 s;<br />

0 –200 km/h: 8,2 s<br />

DURCHZUG**<br />

50 –100 km/h: 4,7 s; 100 –150 km/h: 4,5 s<br />

HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />

287 km/h<br />

MAßE UND GEWICHT<br />

Länge/Breite/Höhe: 2050/830/1110 mm,<br />

Sitz-/Lenkerhöhe: 835/895 mm, Lenkerbreite:<br />

700 mm, 205 kg vollgetankt, v./h.:<br />

52,8/47,2 %<br />

VERBRAUCH<br />

Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />

Durchschnitts testverbrauch: k.A., Tankinhalt<br />

16,5 Liter, Reichweite: k. A. km<br />

SETUP RENNSTRECKE<br />

SETUP GABEL<br />

stat.neg. Federweg: 27 mm,<br />

Druckstufe: 4 K offen, Zugstufe: 8 K offen,<br />

Niveau: Standard<br />

SETUP FEDERBEIN<br />

stat.neg. Federweg: 15 mm, Druckstufe<br />

low/high: 2 K/1,5 U offen, Zugstufe: 3 K<br />

offen, Niveau: Standard<br />

GRUNDPREIS<br />

16 545 Euro, Test maschine: 16 545 Euro<br />

(jeweils zzgl. Neben kosten)<br />

20 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong><br />

alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt; statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer; U=Umdrehungen; K=Klicks<br />

* Herstellerangabe ** <strong>PS</strong>-Messung


DUCATI 1199 PANIGALE<br />

TYPE-D<br />

TYPE-N<br />

Klassik<br />

EBR 1190 RX<br />

TYPE-GP/S<br />

KTM 1190 RC8 R<br />

TYPE-S TYPE-R TYPE-C<br />

Carbon<br />

summer<br />

bei<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />

www.gillestooling.com


MESSWERTE<br />

200<br />

190<br />

180<br />

170<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Motorleistung<br />

150<br />

200<br />

Ducati 1199 Panigale<br />

140 190 134,6 kW (183 <strong>PS</strong>) bei 10 700/min<br />

125 Nm bei 8900/min<br />

180<br />

130<br />

EBR 1190 RX<br />

170 128,3 kW (174 <strong>PS</strong>) bei 10 500/min<br />

120<br />

160 125 Nm bei 8100/min<br />

110 150<br />

KTM 1190 RC8R<br />

128,1 kW (174 <strong>PS</strong>)<br />

100<br />

140 bei10100/min<br />

130<br />

129 Nm bei 8300/min<br />

90 120<br />

80 110<br />

70<br />

100<br />

90<br />

60 80<br />

50 70<br />

60<br />

40<br />

130<br />

50<br />

120<br />

30 40<br />

110<br />

20<br />

30<br />

100<br />

10<br />

20<br />

90<br />

10<br />

80<br />

kW <strong>PS</strong><br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />

Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />

Drehmoment in Nm<br />

Unterschiedlicher können<br />

sportliche Twins mit annä-Ducathernd gleichem Hubraum 125 Nm bei 8900/min<br />

1199 Panigale<br />

134,6 kW (183 <strong>PS</strong>) bei 10 700/min<br />

kaum abgestimmt sein. Bärenstark<br />

unten und in der EBR 1190 RX<br />

Mitte ist die KTM. Strategie 128,3 kW (174 <strong>PS</strong>) bei 10 500/min<br />

auf der Renne: in den Ecken 125 Nm bei 8100/min<br />

untertourig fahren und das<br />

Seil früh und stark spannen. KTM 1190 RC8R<br />

128,1 kW (174 <strong>PS</strong>) bei 10100/min<br />

Die Ducati-Ingenieure zielten 129 Nm bei 8300/min<br />

auf eine möglichst hohe Spitzenleistung,<br />

was auf Kosten<br />

des Punchs bei unteren und<br />

mittleren Drehzahlen geht.<br />

Bei Renntempo bietet die Panigale<br />

erst ab zirka 8500/min<br />

genügend Schmackes. Die<br />

Kurve der EBR 1190 RX läuft<br />

genau zwischen jenen der<br />

Konkurrenz. Die Spitzenleistung<br />

von 174 <strong>PS</strong> ist beachtlich,<br />

die Leistungsentfaltung<br />

jedoch wenig spektakulär.<br />

Aussagekräftig ist jedoch die<br />

Zugkraft, siehe unten.<br />

Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />

ZUGKRAFT IM 2. GANG<br />

Zugkraft in Newton<br />

3500<br />

Im Gegensatz zum herkömmlichen<br />

Diagramm be-<br />

KTM<br />

3000<br />

rücksichtigt die Zugkraft Ducati<br />

2500<br />

auch die Übersetzung. Das<br />

ist die Kraft, die der Pilot EBR<br />

2000<br />

spürt. Trotz fülligerer Kurven<br />

1500<br />

bei mittleren Umdrehungen<br />

EBR 1190 RX<br />

(siehe oben) powert die EBR<br />

1000<br />

nicht kräftiger als die Ducati.<br />

Ducati 1199 Panigale<br />

500<br />

Grund ist ihre längere Übersetzung<br />

in den ersten vier<br />

KTM 1190 RC8R<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Gängen (hier: zweiter Gang).<br />

Geschwindigkeit in km/h<br />

Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />

dest die Gabel über reichlich Dämpfungsreserven.<br />

Anders das Federbein: Und die Konkurrenz? Bei der Ergonomie<br />

geht die KTM eigene Wege. Bei<br />

Hier mussten wir die Einstellschräubchen<br />

nahezu komplett schließen. Damit üblicher Sitzhöhe von zirka 840 Milli-<br />

0 1000200030004000500060007000800<strong>09</strong>00010000110001200013000<br />

stemmt sich das Teil zwar tapfer gegen<br />

die Motorpower, doch etwas mehr<br />

Reserven sollte es für verschärfte Runden<br />

trotzdem bieten.<br />

Würze hat in gewisser Weise auch<br />

die Sitzposition. Denn der geringe<br />

Abstand zwischen Bank und Lenker<br />

platziert den Piloten sehr kompakt.<br />

Das ist nicht unbequem, allenfalls ungewöhnlich.<br />

Doch weil die EBR ihrem<br />

Jockey genügend Raum fürs Zusammenfalten<br />

lässt, winken wir die Haltung<br />

durch. Weniger Verständnis haben wir<br />

dagegen für den glatten Sitzbezug.<br />

Die Oberfläche sollte Fahrern wirklich<br />

mehr Halt bieten.<br />

Das große Finale<br />

metern prangt der Lenker deutlich<br />

weiter oben als bei den Mitstreiterinnen.<br />

Dadurch thront der Pilot sehr aufrecht,<br />

was zwar superbequem ist, aber<br />

beim Rennstrecken-Glühen das letzte<br />

Quäntchen Feedback vom Vorderrad<br />

vermissen lässt. Sportlicher, aber nicht<br />

unkomfortabel empfängt die Duc ihren<br />

Fahrer. Ihre Sitzposition eignet sich<br />

letztlich für die Pistensause am besten.<br />

Das gilt uneingeschränkt auch für<br />

die eingangs erwähnte Ausstattung.<br />

Schlicht sensationell, was für ein Paket<br />

aus Elektronik und dazugehöriger<br />

Hardware Ducati da geschnürt hat.<br />

Die Fahrassistenzen unterstützen den<br />

Piloten ganz hervorragend und halten<br />

ihm den Kopf frei für jene Dinge, die<br />

schnell machen: spätes Bremsen,<br />

frühes Gasaufziehen, Konzentration auf<br />

die perfekte Linie, mutiges Überholen.<br />

Einzig das Rühren des Lenkers beim<br />

Beschleunigen trübt das Bild ein wenig.<br />

Glücklicherweise artet die Unruhe<br />

aber nie in hinterhältiges Kick-back<br />

aus. Top dagegen: das Handling. Easy<br />

wie keine andere zirkelt sie durch<br />

Bögen aller Art. Auch durch trickreiche<br />

Passagen pflügt die Italienerin dank<br />

ihrer messerscharfen Zielgenauigkeit<br />

fast wie von selbst.<br />

Zwar reichen die Mitbewerberinnen<br />

nicht ganz an diese Darbietung heran.<br />

Doch vor allem die KTM bleibt der Duc<br />

auf den Fersen. Sie brettert mindestens<br />

so exakt in die Ecken wie die EBR und<br />

bleibt dazu auch am Kurvenausgang<br />

auf Kurs. Außerdem winkelt sie noch<br />

etwas leichtfüßiger ab als die Amerikanerin.<br />

Auffällig ist allerdings der erhöhte<br />

Reifenverschleiß der RC8 R.<br />

Unterm Strich reicht es für die EBR<br />

1190 RX nicht ganz zum neuen Star.<br />

Das gilt zumindest für die Rennstrecke,<br />

wo sie den Anschluss an den Wettbewerb<br />

hauptsächlich wegen ihrer<br />

Bremse verliert. Dennoch bereichert<br />

das exotische Anti-Mainstream-Bike<br />

die Szene und wertet sie auf. Und das<br />

ist doch auch etwas, oder?<br />

22 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


BEWERTUNG RENNSTRECKE<br />

max.<br />

Punkte<br />

DUCATI<br />

1199<br />

PANIGALE<br />

EBR<br />

1190 RX<br />

KTM 1190<br />

RC8 R<br />

ANTRIEB<br />

Leistungsentfaltung 10 8 7 8<br />

Ansprechverhalten 10 7 6 9<br />

Lastwechselreaktion 10 9 6 8<br />

Laufkultur 10 8 7 6<br />

Getriebebetätigung 10 9 8 6<br />

Getriebeabstufung 10 8 7 9<br />

Kupplungsfunktion 10 8 6 6<br />

Traktionskontrolle 10 10 8 –<br />

Zwischensumme 80 67 55 52<br />

FAHRWERK<br />

Fahrstabilität 10 7 8 8<br />

Handlichkeit 10 9 7 8<br />

Kurvenstabilität 10 9 10 9<br />

Lenkpräzision 10 9 7 9<br />

Rückmeldung 10 9 8 7<br />

Fahrwerksabstimmung vorne 10 8 9 9<br />

Fahrwerksabstimmung hinten 10 8 8 9<br />

Bremswirkung 10 10 4 9<br />

Bremsdosierung 10 10 5 9<br />

ABS-Funktion 10 9 – –<br />

Sitzposition 10 9 7 7<br />

Schräglagenfreiheit 10 10 10 10<br />

Zwischensumme 120 107 83 94<br />

RUNDENZEIT<br />

Rundenzeit 20 – – –<br />

GESAMTSUMME 220 174 138 146<br />

PLATZIERUNG 1. 3. 2.<br />

FAZIT<br />

DUCATI 1199 PANIGALE Die<br />

1. Italienerin holt sich den Sieg<br />

mit deutlichem Vorsprung. Klar,<br />

ihre Ausstattung bringt viele Punkte.<br />

Doch nicht nur deswegen ist die<br />

Duc der kompletteste Rennstrecken-Brenner<br />

des Trios. Bremsen,<br />

Handling, Spitzenleistung, Sitzposition<br />

– all diese Qualitäten vereint<br />

sie wunderbar und heben sie verdient<br />

auf den obersten Podestplatz.<br />

KTM 1190 RC8 R Kann ein Motorrad<br />

grundehrlich sein? Kla-<br />

2.<br />

res Ja! Die Österreicherin verkörpert<br />

diese sympathische Eigenschaft<br />

wie keine andere. Abgesehen<br />

davon begeistert sie mit ihrem<br />

tollen Punch ab dem Drehzahlkeller.<br />

Auch fahrwerksseitig spielt sie<br />

ganz vorne mit. Entscheidende<br />

Mankos: fehlende Weiterentwicklung,<br />

Stichwort Fahrassistenzen.<br />

EBR 1190 RX Das US-Bike verpasst<br />

auf der Rennstrecke den<br />

3.<br />

Anschluss an die Konkurrenz. Das<br />

liegt hauptsächlich an der Bremse.<br />

Doch die EBR setzt auch Glanzpunkte<br />

wie die atemberaubende<br />

Kurvenstabilität. Wegen ihrer<br />

außer gewöhnlichen Technik ist sie<br />

ein Leckerbissen für Liebhaber.<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 23


TEST<br />

VERGLEICH TUNING-YAMAHA MT-<strong>09</strong><br />

Nachwuchsfreuden<br />

beim <strong>PS</strong>-Bridgestone-<br />

TunerGP: Endlich rollen<br />

Umbauten von Yamahas<br />

beliebtem Dreizylinder<br />

MT-<strong>09</strong> an den Start.<br />

Doch ihre Erbauer interpretieren<br />

das Thema<br />

völlig unterschiedlich.<br />

DRILL<br />

PÄRCHE<br />

Text: Volkmar Jacob<br />

Fotos: fact, Markus Jahn<br />

24 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


INGS-<br />

NWWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 25


140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Ausverkauft! Lange Zeit musste<br />

oder konnte Yamaha diesen<br />

Begriff für seine Modellpalette<br />

nicht bemühen, die<br />

Bikes mit den Stimmgabeln im Logo<br />

standen wie Blei in den Läden. Das änderte<br />

sich Anfang des Jahres mit der<br />

MT-<strong>09</strong> schlagartig, der Dreizylinder war<br />

von Beginn an restlos vergriffen. So<br />

mancher Kunde wartet bis heute auf<br />

sein Gefährt. Trotz seiner Beliebtheit<br />

lässt der Mittelklässler aber einigen<br />

Raum für Verbesserungen – Stichworte<br />

DATEN<br />

GEWICHT <br />

171,1 kg<br />

VORN/HINTEN 52,0/48,0 %<br />

LEISTUNG <br />

143 <strong>PS</strong><br />

UMBAUKOSTEN ca. 15000 Euro<br />

Motorleistung<br />

110<br />

100<br />

140<br />

Klein-Yamaha MT-<strong>09</strong><br />

130 104,9 kW (143 <strong>PS</strong>)<br />

90 120 bei 11500/min<br />

80 110 98 Nm bei<br />

9400/min<br />

100<br />

70<br />

90<br />

60 80<br />

50 70<br />

60<br />

40<br />

100<br />

50<br />

30 40<br />

90<br />

20 30<br />

80<br />

20<br />

10<br />

10<br />

70<br />

kW <strong>PS</strong><br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />

Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />

Drehmoment in Nm<br />

Etwas ungleichmäßige Leistungsentfaltung,<br />

die man aber beim Fahren nicht<br />

spürt. Der maximale Output von 143 <strong>PS</strong><br />

ist aller Ehren wert.<br />

Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />

Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />

Fahrwerk und Sitzposition. Das ruft<br />

Tuner wie Motorrad Klein oder Motorradtke<br />

auf den Plan. Beide kümmerten<br />

sich sehr intensiv um die Yam. Klein<br />

setzt eher auf Alltagstauglichkeit, Motorradtke<br />

auf pures Racing. Mindestens<br />

eine Gemeinsamkeit haben die Umbauten<br />

dennoch: Sie machen beim Ballern<br />

unglaublich viel Laune.<br />

Klein-MT-<strong>09</strong>: Heizen mit Stil<br />

Schon der Blick auf die Klein-Yamaha<br />

elektrisiert: Zweifarben-Lackierung<br />

in knalligem Rot und leuchtendem<br />

Weiß, das gesamte Finish vom anderen<br />

Stern. Perfektion auch dort, wo man es<br />

nicht sieht. „Das Lenkkopflager und die<br />

Lager der Federbeinumlenkung sind<br />

Präzisionsteile“, erklärt Firmenchef<br />

Dominik Klein. „Sie verbessern die<br />

Zielgenauigkeit und verfeinern das Ansprechverhalten<br />

der Federelemente.“<br />

Diese stammen von Öhlins, was einiger<br />

Anpassungsarbeit Yamaha bedurfte. Klein MT-<strong>09</strong>: „Wegen 104,9 kW (143 <strong>PS</strong>) bei 11500/min 98 Nm bei 9400/min<br />

der größeren Durchmesser der Gabelrohre<br />

mussten wir neue Brücken fräsen.<br />

Der Versatz ist aber identisch.“<br />

Weil die Schweden kein Federbein mit<br />

Ausgleichsbehälter für die MT-<strong>09</strong> anbieten,<br />

baute der Techniker ein Teil um,<br />

das ursprünglich für eine Suzuki entwickelt<br />

wurde. Fast von selbst versteht<br />

sich, dass Klein vorn wie hinten Federung<br />

und Dämpfung überarbeitete.<br />

Viel Detailarbeit erforderten auch<br />

die Bremsen. Um feine Brembo-M50-<br />

Zangen montieren zu können, verbaute<br />

man die Gabelfüße einer Ducati 999 R.<br />

Z04-Bremsbeläge (ebenfalls Brembo),<br />

5,5 Millimeter dicke Scheiben und die<br />

brandneue Radialbremspumpe von<br />

01000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 9000 10000 11000 12000 13000<br />

01 Größere Rohrdurchmesser der Zubehörgabel<br />

erforderten andere Gabelbrücken.<br />

Unten mit Sechsfach-Klemmung<br />

02 Breiterer und tieferer Lenker von<br />

Magura. Die einstellbare Handpumpe<br />

aus gleichem Haus simuliert unterschiedliche<br />

Kolbendurchmesser und<br />

funktioniert hervorragend<br />

03 Modifiziertes Federbein, klasse<br />

arbeitender Tellert-Schaltautomat<br />

02<br />

26 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


01<br />

03<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 27


MOTORRADTKE<br />

Jörg Radtke, Jan Bühn,<br />

Lars Sänger (von links)<br />

Hermann-Drechsler-Str. 1<br />

07548 Gera<br />

www.motorradtke.de<br />

MOTORRAD<br />

KLEIN<br />

Dominik Klein<br />

Röntgenstr. 5<br />

66763 Dillingen/Saar<br />

www.motorradklein.de<br />

Magura (HC3) komplettieren den Bremsenmix.<br />

Vom schwäbischen Hersteller<br />

stammt auch der 30 Millimeter tiefer<br />

platzierte und 40 Millimeter breitere<br />

Lenker. Ein besonderer Leckerbissen<br />

sind die Magnesiumräder von PVM.<br />

Schlicht atemberaubend, wie die<br />

MT-<strong>09</strong> um den Hockenheimer Kringel<br />

hämmert! Sehr präzise und mit spielerischem<br />

Handling zieht die Yam ihre<br />

Kreise. Vorn steht sie zirka 5 Millimeter<br />

tiefer, hinten hob Klein sie über das Federbein<br />

etwas an. Die speziell für diesen<br />

Test montierten Bridgestone-Slicks<br />

(V02) generieren Mördergrip, und dank<br />

des größeren Durchmessers der hinteren<br />

Pelle steht das Heck noch etwas<br />

höher. Dennoch wirkt die Dreizylinder-<br />

Yam nicht frontlastig. Ausreichend Stabilität<br />

bringt das per längerer Kette um<br />

zirka 15 Millimeter nach hinten versetzte<br />

Hinterrad. Außerdem hält der pfiffig<br />

angebrachte Lenkungsdämpfer die<br />

Fuhre ruhig. Kritik? Fehlanzeige. Lediglich<br />

für ganz schnelle Runden wünscht<br />

man sich den Lenker etwas tiefer, um<br />

noch mehr Gefühl fürs Vorderrad zu<br />

bekommen.<br />

Ein Wahnsinns-Gefühl vermittelt<br />

dagegen die Bremse! Die Pumpe bietet<br />

drei verschiedene Einstellmöglichkeiten<br />

und simuliert damit unterschiedliche<br />

Kolbendurchmesser. Außer der<br />

28 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


Dosierung gehören auch Wirkung,<br />

Transparenz und Standfestigkeit zum<br />

Besten, was dem Schreiberling je in<br />

die (Brems-) Finger gekommen ist. Dazu<br />

verhindert die superbe, einstellbare<br />

Anti-Hopping-Kupplung beim Brutalo-<br />

Ankern ein stempelndes Hinterrad, und<br />

der Schaltautomat erlaubt butterweiches,<br />

kupplungsfreies Hochschalten.<br />

Dazu passt die hervorragende Motorperformance.<br />

Schärfere Nockenwellen,<br />

eine per Schmiedekolben erhöhte<br />

Verdichtung, stark überarbeitete Ansaugwege<br />

mit Eigenbau-Ram-Air und<br />

kurzen Trichtern, sowie viel Feinarbeit<br />

an den Einlasskanälen, den Ventilsitzen<br />

und dem Kühlkreislauf pushen die<br />

Leistung auf satte 143 <strong>PS</strong>. Dazu ballert<br />

der (nicht zulassungsfähige) Auspuff<br />

einen dumpfen, markigen Sound ins<br />

Freie. Die Yam hängt perfekt am Gas<br />

und brennt gleichmäßig und mit sagenhaftem<br />

Bums durchs Drehzahlband.<br />

An dieser Stelle ein Tipp für jene,<br />

die die zu harte Gasannahme ihrer<br />

Serien-MT-<strong>09</strong> nervt: Yamaha reagiert<br />

nun auf die Kritik und bietet über seine<br />

Händler ein kostenloses Software-Update<br />

an. Darüber hinaus bietet Elektronik-Guru<br />

Stefan Briege (www.motorsport-brix.xobor.de)<br />

weitreichende<br />

Möglichkeiten, die Serien-ECU zu optimieren.<br />

Doch Achtung: Obwohl dieser<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 29


Eingriff kaum nachzuweisen ist,<br />

erlischt die Betriebserlaubnis.<br />

Motorradtke-MT-<strong>09</strong>:<br />

Performance-Queen<br />

Über erlöschende ABEs muss man<br />

sich bei der Motorradtke-Yamaha keine<br />

Gedanken machen. Denn die Firma<br />

konzipierte das Bike von Anfang an<br />

ausschließlich für die Piste. „Im Vordergrund<br />

stand Rennstreckenspaß, ohne<br />

auf ein Reglement Rücksicht nehmen<br />

zu müssen. Außerdem möchten wir mit<br />

dieser Maschine zeigen, was möglich<br />

ist“, sagt Mitgesellschafter Lars Sänger.<br />

Dabei krempelte der ehemalige<br />

IDM-Teamchef – er wurde 2010 Supersportmeister<br />

mit dem Australier<br />

Damian Cudlin – jedes Detail um. Beispiel<br />

Frontverkleidung: Das Teil zierte<br />

ursprünglich eine R6, Sänger passte<br />

es für die MT-<strong>09</strong> an. Das aufreizend<br />

knappe, selbsttragende Rahmenheck<br />

stammt dagegen aus einem ehemaligen<br />

125er-GP-Renner und wurde ebenfalls<br />

modifiziert. Eher wuchtig fällt dagegen<br />

das vordere Polster der Sitzbank aus.<br />

„Es platziert den Fahrer perfekt“, rechtfertigt<br />

der Mann aus Gera dessen<br />

grobe Form. Wie es sich für ein echtes<br />

Racing-Bike gehört, sitzen die Lenkstummel<br />

weit unten – satte 160 Millimeter<br />

tiefer als der Serienlenker. Um<br />

die Stummel bequem mit den Händen<br />

erreichen zu können, mussten die Thüringer<br />

den Serientank umschweißen.<br />

Unten ist er nun schön schmal, oben<br />

breiter – was für eine Heidenarbeit!<br />

Tatsächlich bietet die Motorradtke-<br />

Yam einen erstklassigen Arbeitsplatz.<br />

Der Pilot hat das Bike hervorragend im<br />

Griff und freut sich über ein geniales<br />

Feedback von Front und Heck. Das entsteht<br />

maßgeblich durch die aufwendig<br />

an den MT-Rahmen angepassten<br />

und überarbeiteten Federelemente<br />

(Öhlins). Sie sprechen überirdisch<br />

an und verfügen über riesige Reserven.<br />

Auch das Handling ist allererste<br />

Sahne. Die MT-<strong>09</strong> giert geradezu<br />

nach Kurven und taucht bereitwil-<br />

30 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


01 Kein Scherz: Der Eigenbau-Ram-<br />

Air-Kanal unterhalb der unteren Gabelbrücke<br />

war einmal eine Dachrinne!<br />

02 Wie hier am Rahmenheck war<br />

viel Anpassungsarbeit nötig, um die<br />

Komponenten unterzubringen und<br />

Kabel und Schläuche ordentlich zu<br />

verlegen 03 Der Zubehörkühler ist<br />

überdimensioniert – abkleben selbst<br />

bei 35 Grad Außentemperatur nötig<br />

01<br />

02<br />

03<br />

lig in immer tiefere Schräglagen ab.<br />

Dabei verhält sie sich wunderbar stabil<br />

und neutral, von Nervosität oder Kippeligkeit<br />

keine Spur. Auch fräst sie millimetergenau<br />

um den Kurs und folgt<br />

bereitwillig der anvisierten Linie – genau<br />

so muss ein Racing-Bike fahren!<br />

Motorseitig sticht der riesige Kühler<br />

hervor. „Bei Testfahrten mussten wir<br />

ihn sogar bei 35 Grad Außentemperatur<br />

abkleben. Er ist etwas überdimensi-<br />

1,3596 <strong>PS</strong> = 1 kW<br />

0,7355 kW = 1 <strong>PS</strong><br />

oniert.“ Die 130 <strong>PS</strong> Spitzenleistung kitzelte<br />

der Tuner hauptsächlich über das<br />

205<br />

modifizierte 200 Ansaugsystem inklusive<br />

145<br />

195<br />

140<br />

Eigenbau-Ram-Air-System 190<br />

190 sowie einem<br />

135<br />

Racing-Auspuff 185<br />

180<br />

180aus dem Antrieb. „Obwohl<br />

170der Motor 170schon fetter läuft, ist<br />

130<br />

175<br />

125<br />

120<br />

er immer 165<br />

160 noch 160 etwas zu mager – eine<br />

115<br />

155<br />

110<br />

Folge 150der originalen 150 ECU. Demnächst<br />

145<br />

105<br />

stimmen 140 wir den 140 Motor mit einem Power<br />

Commander 135<br />

100<br />

95<br />

130<br />

130 ab.“ Auch das Tuning<br />

125<br />

90<br />

120<br />

120 110<br />

85<br />

115<br />

80<br />

110 110<br />

140<br />

105<br />

75<br />

100<br />

100<br />

130<br />

70<br />

95<br />

120<br />

65<br />

90<br />

90<br />

85<br />

110<br />

60<br />

80<br />

80<br />

100<br />

55<br />

75<br />

70<br />

70<br />

90<br />

50<br />

65<br />

45<br />

60<br />

60<br />

80<br />

40<br />

55<br />

70<br />

50<br />

50<br />

35<br />

45<br />

60<br />

30<br />

40<br />

40<br />

50<br />

25<br />

35<br />

30<br />

30<br />

40<br />

20<br />

25<br />

20<br />

20<br />

30<br />

15<br />

10<br />

15<br />

20<br />

10<br />

10<br />

5<br />

5<br />

10<br />

0 0<br />

0<br />

0<br />

der Hardware ist offenbar noch nicht<br />

abgeschlossen. „Wir peilen um 145 <strong>PS</strong><br />

an, dazu brauchen wir aber noch andere<br />

Nockenwellen.“ Bereits jetzt läuft<br />

der Motor mit geringen rotierenden<br />

Massen, weil die Lichtmaschine fehlt.<br />

Auch einen Anlasser sucht man vergebens.<br />

Unterm Strich ist die Motorradtke-<br />

MT ein pfeilschneller Renner, der kaum<br />

mehr etwas mit der Serie gemein hat.<br />

Die Rundenzeit von 1.31,4 Minuten in<br />

Oschersleben von Profi-Racer Jan Bühn<br />

unterstreicht: Mission erfüllt!<br />

DATEN<br />

GEWICHT <br />

160,8 kg<br />

VORN/HINTEN 54,4/45,6 %<br />

LEISTUNG <br />

130 <strong>PS</strong><br />

UMBAUKOSTEN ca. 33500 Euro<br />

Motorleistung<br />

110<br />

140 Motorradtke-Yamaha<br />

100<br />

130 MT-<strong>09</strong><br />

90 95,3 kW (130 <strong>PS</strong>)<br />

120 bei 11200/min<br />

80 110 92 Nm bei<br />

100 9100/min<br />

70<br />

90<br />

60 80<br />

50 70<br />

60<br />

40<br />

100<br />

50<br />

30 40<br />

90<br />

20 30<br />

80<br />

20<br />

10<br />

10<br />

70<br />

kW <strong>PS</strong><br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />

Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />

Drehmoment in Nm<br />

Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />

Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />

Momentan schickt die Motorradtke-<br />

Yamaha „nur“ 130 <strong>PS</strong> ans Getriebe.<br />

Bereits geplante Änderungen sollen die<br />

Leistung nochmals deutlich steigern.<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 31


LIMITED EDITION<br />

KRÄMER-HKR-EVO2<br />

DIE LEI<br />

32 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


Unsere Waage lügt nicht! Nicht<br />

bei dicken Eisenhaufen, und<br />

schon gar nicht bei Race-<br />

Bikes, bei denen es um jedes<br />

Gramm geht. Sagenhafte 130,7 Kilo<br />

stehen jedenfalls auf dem Display, als<br />

wir die Krämer-HKR-EVO2 draufrollen –<br />

komplett mit Wasser, Öl und vollem<br />

Spritfass! Wir sind beeindruckt und<br />

dabei noch keinen Meter damit gefahren.<br />

Dem Bike eilt allerdings ein exzellenter<br />

Ruf voraus, denn Lukas Wimmer<br />

fährt damit sehr erfolgreich ganz vorn<br />

im European Supermono Cup mit.<br />

Was das Motorrad deshalb schon<br />

allein vom Chassis her draufhaben<br />

muss, offenbart der Prüfstand, denn<br />

dort leistet der KTM-690-Single nur<br />

knapp zwei <strong>PS</strong> mehr als das von uns<br />

gemessene Serienteil der 690 Duke R,<br />

die zudem über den gesamten mittleren<br />

Drehzahlbereich mächtig mehr<br />

Schub bietet. „Der Motor ist noch gar<br />

nicht mit der Airbox und dem Versuchsauspuff<br />

von Akrapovic abgestimmt“,<br />

winkt Erbauer Markus Krämer<br />

ab. Momentan wird mit Akrapovic ein<br />

Auspuff entwickelt, danach geht’s an<br />

die perfekte Abstimmung. Außerdem<br />

soll die Evo2 bald einen aufgebohrten<br />

Single mit 790 Kubik bekommen, der<br />

dann deutlich über 85 <strong>PS</strong> leisten soll.<br />

Die Teststrecke in Anneau du Rhin<br />

ist noch nass als wir eintreffen, deshalb<br />

können wir uns die HKR noch mal<br />

genauer anschauen und mit Markus<br />

Krämer (www.kraemer-motorcycles.<br />

com) über das Bike sprechen. Alles<br />

entstand nach seinem Ausscheiden als<br />

Entwicklungsingenieur bei KTM und<br />

der ersten HKR, die er für seine eigene<br />

Racing-Leidenschaft aus einer 690er<br />

und vielen RC8-Genen baute. Heute<br />

ist davon nicht mehr viel übrig. „Dieses<br />

Motorrad entstand mit all unserer<br />

gesammelten Erfahrung auf weißem<br />

Papier“, erklärt der 33-jährige Krämer.<br />

Rahmen, Verkleidung, Schwinge, Fußrasten<br />

– alles selbst entwickelt. Die<br />

Federelemente kommen von WP, der<br />

Motor wird von KTM geliefert. Um den<br />

Rest kümmert er sich mit seiner eige-<br />

CHTE<br />

Der stärkste Einzylinder bildet<br />

das Herz, alles andere stammt aus<br />

eigener Fertigung. In Kleinserie<br />

entsteht so ein unglaublich handlicher<br />

und extrem fahrbarer Racer.<br />

Text: Uwe Seitz; Fotos: Bilski, Henco<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 33


DATEN<br />

GEWICHT <br />

130,7 kg<br />

VORN/HINTEN 52,1/47,9 %<br />

LEISTUNG <br />

73,9 <strong>PS</strong><br />

BASISPREIS 14990 Euro<br />

Motorleistung<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

Krämer-HKR-Evo2<br />

54,3 kW (74 <strong>PS</strong>)<br />

bei 8200/min<br />

66 Nm bei 6700/min<br />

KTM Duke 690 R<br />

53,0 kW (72 <strong>PS</strong>)<br />

bei 7600/min<br />

72 Nm bei<br />

5400/min<br />

Drehmoment in Nm<br />

20<br />

30<br />

80<br />

20<br />

70<br />

10<br />

60<br />

10<br />

50<br />

kW <strong>PS</strong><br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />

Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />

Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />

Noch nicht abgestimmt, zeigt der Single<br />

in der Evo2 Schwächen gegenüber der<br />

Serie – das geht noch deutlich besser.<br />

Wir sind gespannt auf die 790er-Variante.<br />

nen Firma und eigenen Zulieferern.<br />

Neben dem Rahmen sticht dabei vor<br />

allem das selbsttragende Rahmenheck,<br />

das gleichzeitig Tank ist, heraus. Drei<br />

Kilogramm wiegt diese Kunststoffkonstruktion,<br />

0 die 1000200030004000500060007000800<strong>09</strong>00010000<br />

Krämer selbst erdacht hat.<br />

„Da der Single so hoch baut, mussten<br />

wir für ein flaches und ordentlich ausbalanciertes<br />

Rennmotorrad mit dem<br />

Tank woanders hin, weil wir für die<br />

nötige Power auch eine entsprechend<br />

größere Airbox bauen mussten.“ Die<br />

Qualität des Bauteils ist überzeugend,<br />

das gilt auch für die Detaillösungen<br />

wie das aufschraubbare Polster und<br />

die integrierten Sturzbügel hinten am<br />

Tank-Rahmenheck.<br />

Trockene Strecke – das Gas<br />

ist rechts!<br />

Endlich kommt im Elsass die Sonne<br />

raus, und ich kann hinaus auf die Piste.<br />

Sofort fällt auf, wie schmal das Motorrad<br />

ist. Die Ergonomie passt, auch wenn die<br />

Rasten für 183 Zentimeter Körperlänge<br />

etwas hoch angebracht sind. Den Benefit<br />

spüre ich aber schon nach wenigen<br />

Runden Eingewöhnung, denn dieser<br />

leichte Rennfloh lässt sich auf irre Linien<br />

ziehen und richtig tief in Schräglage<br />

fahren, ohne dass auch nur die weit<br />

ausgestellten Fußspitzen streifen. Der<br />

180er-Slick-Hinterreifen gript einwandfrei,<br />

und so lasse ich die HKR richtig<br />

fliegen. Der Vollgasanteil ist mit dem<br />

moderaten Single entsprechend hoch,<br />

und um den Vierzylinder-Bikes auf der<br />

Strecke Paroli bieten zu können, muss<br />

man viel Speed durch die Kurve mitnehmen.<br />

Das ist überhaupt der große Spaß<br />

an diesem Motorrad und gleichzeitig die<br />

Herausforderung an den Fahrer, denn<br />

jeder Fehler beim Bremsen, Einlenken,<br />

der gewählten Linie und am Kurvenausgang<br />

wird mit Extra-Zehnteln bestraft.<br />

Keine Mega-Power Krämer-HKR kaschiert EVO2 hier eigenes<br />

Unvermögen. 66 Nm bei 6700/min<br />

54,3 kW (74 <strong>PS</strong>) bei 8200/min<br />

Dafür kann man aber nach der Eingewöhnung<br />

im KTM Kurvengeschlängel Duke 690 R mit<br />

dem leichten Racer 53,0 kW und (72 <strong>PS</strong>) diesem bei 7600/min spielerischen<br />

Handling wie ein junger Hund<br />

72 Nm bei 5400/min<br />

um die 1000er herumtänzeln – herrlich!<br />

Sauber nimmt der Single das Gas<br />

an. Auch wenn man spürt, dass ihm etwas<br />

der Saft fehlt, dreht er noch freudig<br />

oben heraus. Selbst als 790er dürfte er<br />

erheblich stressfreier zu bewegen sein<br />

als die Armada der 1000er. Die müssen<br />

auf der elsässischen Piste bereits den<br />

leichten Rechtsknick der Geraden aufs<br />

Fahrerlager zu heftig anbremsen, während<br />

die HKR mit voll geöffnetem Gas<br />

auf den Bremspunkt der folgenden<br />

engen Rechts zufliegt und dabei schon<br />

ein paar Kollegen aufschnupft.<br />

Ein irres Gefühl – so soll Motorradfahren<br />

sein. Wie Fahrradfahren, easy<br />

eben, nur viel geiler. Dieses Gefühl<br />

möchte Markus gern mehr Leuten zugänglich<br />

machen, weshalb er 25 Stück<br />

der Evo2 fertigen möchte. Basispreis:<br />

14990 Euro. Exklusive OZ-Felgen<br />

oder Akrapovic-Karbon-Anlage,<br />

die gehen extra. Auch als<br />

Bausatz will er die Evo2<br />

anbieten, dann kann<br />

jeder seinen eigenen<br />

Motor reinhängen.<br />

So versteht Markus<br />

Krämer auch<br />

seinen Firmenslogan<br />

„Construct your<br />

Identity“.<br />

Superleichtes Handling, bombiges<br />

Fahrwerk mit tadelloser Transparenz,<br />

eine irre Bremse und mega<br />

Schräglagenfreiheit – die HKR-Evo2<br />

ist Racing-Genuss pur<br />

34 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


01 Am Ende der Rahmenheck-Tankeinheit<br />

befindet sich der Tankdeckel<br />

mit Überlauf<br />

02 Die Fußrasten sind selbst entwickelt<br />

und seitenidentisch, wenn<br />

beim Sturz etwas abbricht ist passender<br />

Ersatz also kein Problem<br />

03 Informell minimalistisch das<br />

Cockpit, geradezu zart wirkt die<br />

obere Gabelbrücke<br />

01<br />

02<br />

03<br />

<strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 35


PERFORMANCE-TEST<br />

TURBO<br />

SUZUKI HAYABUSA-TURBO<br />

SCHOCK<br />

Wahnsinnige 298 Nm Drehmoment und 335 <strong>PS</strong>. Klare<br />

Sache: Das ist ein Bike für Rod! Ob das Geschoss<br />

rockt oder der Turbo nur heiße Luft produziert, klären<br />

wir in einem haarsträubenden Performance-Test.<br />

Text: Rod; Fotos: Knipser<br />

Nach dem etwas unsportlichen<br />

Motorrad des letzten<br />

Performance-Tests (Suzuki<br />

Bandit 1250 S, Heft 8/<strong>2014</strong>)<br />

und meinem Gemaule, mir solche<br />

Eisenhaufen unterzujubeln, dachten<br />

die <strong>PS</strong>-Schlauberger wohl, mir jetzt<br />

richtig in den Hintern treten zu müssen.<br />

Zugegebenermaßen ließen sie sich etwas<br />

Gewaltiges einfallen. Etwas Furchteinflößendes,<br />

ein Urvieh: eine Turbo-<br />

Hayabusa. Nennleistung laut Besitzer:<br />

420 <strong>PS</strong>. Unser unbestechlicher Prüfstand<br />

relativierte diesen Wert allerdings<br />

auf immer noch reichliche 335<br />

<strong>PS</strong> und brutale 298 Nm Drehmoment.<br />

Man wächst mit den Aufgaben.<br />

Wäre doch gelacht, wenn ich so ein<br />

nettes Spielzeug nicht artgerecht bewegen<br />

könnte. Schocken kann es mich<br />

nicht. Einige Monde zurück wurde mir<br />

mal eine Vmax mit Doppelturbo hingehalten.<br />

Krasser Antritt, ja, aber völlig<br />

nutzlos für die Rennstrecke. Da bin ich<br />

mal gespannt, ob sich die Turbobusa<br />

besser schlägt. Als Testfeld haben wir<br />

den großen Kurs von Hockenheim – mit<br />

elend langer Parabolika, damit einem<br />

das Herz auf so einer Kanonenkugel<br />

auch richtig in die Hose rutschen kann.<br />

Kurz noch für jene von euch, denen<br />

die technische Seite am Herzen liegt:<br />

Wer meint, Turbo drauf und gut – so<br />

einfach ist es dann doch nicht. Gut, mit<br />

Feintuning hat es jetzt auch nicht viel<br />

zu tun, eher mit roher Gewalt. Viel Explosives<br />

rein, dann kommt schon viel<br />

Leistung raus. Ganz nach diesem Motto<br />

wurde sicherheitshalber eine gewaltige<br />

Kette samt verstärktem Kettenrad und<br />

Ritzel montiert, die Stehbolzen der<br />

Zylinder verstärkt, die Anti-Hopping-<br />

Kupplung gegen eine normale, aber<br />

verstärkte Kupplung mit superharten<br />

Federn getauscht, die einem beim<br />

Ziehen am Hebel fast die Finger bricht,<br />

und ein Turbolader mit Ladeluftkühler<br />

installiert.<br />

Dass diese Umbauten eher tricky<br />

sind angesichts des Platzmangels<br />

innerhalb der vollverkleideten Hayabusa,<br />

kann man sich lebhaft vorstellen.<br />

36 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 37


Der Besitzer erzählte mir in der Box<br />

einige Horror-Storys, die ihn von Werkstatt<br />

zu Werkstatt trieben. Keiner konnte<br />

bis dato das mit Fehlern behaftete<br />

Bike ordentlich aufbauen. Dieses Desaster<br />

geht nun in das dritte Jahr und<br />

veranschlagte bisher die Kleinigkeit<br />

von 25 000 Euro. Bis sich Karsten Bartschat<br />

vom Bikeshop Lüchow der Sache<br />

annahm. Schnell wurde ein cleverer<br />

Plan geschmiedet. Einiges an Elektronik<br />

wurde außerdem implantiert, wie<br />

die Bazzas-Produktpalette mit Zusatzmodul,<br />

Traktionskontrolle und Schaltautomat.<br />

Durch einen geschickten<br />

Schachzug wurde mir dieses Bike jetzt<br />

zum Testritt untergejubelt, damit die<br />

Fuhre artgerecht an ihre Grenzen gebracht<br />

wird, um so aus den Extremerfahrungen<br />

zu profitieren. Karsten selbst<br />

wurde schon Opfer des katapultartigen<br />

Turbo-Einsatzes der Hayabusa. Sie entledigte<br />

sich kurzerhand bei über 200<br />

km/h des Reiters – Gott sei Dank ist<br />

nicht viel passiert. Und jetzt also ich.<br />

Quintessenz der Dienstfahrt:<br />

Am Leben bleiben ist alles<br />

Mit der Horror-Bereifung für die Rennstrecke,<br />

Michelin Pilot Power vorn und<br />

Bridgestone BT16 hinten, der kaum<br />

Grip aufbaut, wollte man der Fuhre<br />

„Schlupf“ ermöglichen. Was für ein<br />

Quatsch! Auf die Piste mit völlig veralteten<br />

Straßenpneus! Mit mir kann<br />

man das ja machen. Ich lass mich auch<br />

noch darauf ein, bemerke aber noch,<br />

dass wo so sehr gehobelt wird, auch<br />

grobe Späne fallen können.<br />

Dann ist es so weit. Der Mitsubishi<br />

Turbo mit Ladeluftkühlung arbeitet mit<br />

0,6 Bar Ladedruck. Da sollte man genau<br />

wissen, wann man den Hahn voll<br />

spannt, denn der Nachbrenner beziehungsweise<br />

der <strong>PS</strong>- und Drehmomentsprung<br />

liegt damit zwischen 4000 und<br />

4200/min. Und da nützt dann auch die<br />

ohnehin noch nicht korrekt arbeitende<br />

TC nichts. Der Turbo schaltet digital<br />

zu und schiebt plötzlich und kaum<br />

beherrschbar an. Der Trick: Die Busa<br />

muss konsequent über 4500/min gehalten<br />

werden. Einige Runden im Einfahrmodus<br />

und mit Turbo-Wheelies ab<br />

180 km/h später, kristallisierte sich ein<br />

gravierender Mangel heraus: Die Hinterradbremse<br />

fällt durch! Na klar gibt<br />

es noch die 16 Kolben der Vorderradbremse<br />

– genauer zwei Achtkolben-<br />

Bremszangen von Spiegler. Aber das<br />

bringt ja nichts, wenn man 335 wild gewordene<br />

Turbo-<strong>PS</strong> bei über 250 km/h<br />

einfangen muss, während sich das Vorderrad<br />

weiter ins Universum schraubt.<br />

Optisch scheinen die erwähnten<br />

Bremszangen das richtige Mittel gegen<br />

die Turbo-Power zu sein. Aber die<br />

Handkraft ist viel zu hoch. Für gewöhnlich<br />

bremse ich jedes Bike mit einem<br />

einzigen Finger egal aus welcher<br />

Geschwindigkeit herunter. Mit dieser<br />

Bremsanlage klappt das nicht einmal<br />

mit der ganzen Hand. Schon etwas<br />

genervt fahre ich an die Box zurück.<br />

Gut, es ist ein Test. Aber geiler Schub<br />

mal außer Acht, jetzt muss einiges<br />

verändert werden.<br />

Vorn kommt ein Bridgestone R10<br />

und hinten ein S20 in 55er-Querschnitt<br />

drauf. Die Hinterradbremse bekommt<br />

neue Beläge, und die verglasten Vorderrad-Bremsbeläge<br />

zieht unser gewiefter<br />

Mechaniker kurzerhand über<br />

dem Asphalt ein wenig ab – alter Holzfäller-Trick,<br />

aber brauchbar, wenn<br />

gerade keine Flex oder neue Beläge in<br />

greifbarer Nähe sind.<br />

Das Fahrwerk wird in Zug- und<br />

Druckstufe angepasst, denn vor allem<br />

hinten brauche ich mehr Ruhe. Viel ist<br />

leider nicht mehr zu machen, da sollte<br />

man unbedingt nachbessern. Wenigstens<br />

wird der im Querschnitt höhere<br />

Reifen das Handling sicher deutlich<br />

verbessern. Tja, dann muss ich halt<br />

wieder los.<br />

Jeppa! Der Grip ist nun klasse. Endlich<br />

gibt es so etwas wie Gefühl fürs<br />

Vorderrad. Die hintere Bremse benutze<br />

ich auch am Ausgang der Kurve, damit<br />

das Fahrwerk etwas straffer wird und<br />

im Heck Ruhe einkehrt. Schnellfahren<br />

fällt immer noch immens schwer, denn<br />

die TC regelt immer dann, wenn es gerade<br />

Spaß macht. Kurzerhand schalte<br />

ich sie aus. Liegt mir eh besser, das<br />

Ganze mit Popometer zu steuern und<br />

mich auf mein Gefühl zu verlassen.<br />

Nach drei ruhigeren Runden lasse ich<br />

es erstmals richtig fliegen. Nach der<br />

Start-Ziel-Geraden im dritten Gang voll<br />

aufziehen, yeah! Sie geht sauber in<br />

38 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


135<br />

120<br />

105<br />

90<br />

75<br />

60<br />

45<br />

30<br />

15<br />

01<br />

140<br />

125<br />

110<br />

95<br />

80<br />

65<br />

50<br />

35<br />

20<br />

5<br />

145<br />

130<br />

115<br />

100<br />

85<br />

70<br />

55<br />

40<br />

25<br />

10<br />

205<br />

200<br />

200<br />

195<br />

190<br />

190<br />

185<br />

180<br />

180<br />

175<br />

170<br />

165<br />

160<br />

155<br />

150<br />

145<br />

140<br />

135<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110 110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

50<br />

45<br />

40<br />

40<br />

35<br />

30<br />

30<br />

25<br />

20<br />

20<br />

15<br />

10<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0<br />

170<br />

01 Wunderschön<br />

160<br />

„Old School“: Die<br />

150<br />

Ladedruckanzeige als<br />

140<br />

Rundinstrument. Im<br />

130<br />

Test nur 0,6 Bar Ladedruck,<br />

hier geht laut<br />

120<br />

Tuner noch mehr<br />

100<br />

02 Achtkolben-<br />

Bremszange<br />

90<br />

gegen 340<br />

die<br />

80<br />

320<br />

gewaltige Turbo- 300<br />

Power:<br />

70<br />

280<br />

zunächst 260 leider<br />

mehr<br />

60<br />

240<br />

Schein als 220 Sein<br />

0<br />

0<br />

02<br />

140<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

MESSWERTE<br />

GEWICHT <br />

249 kg<br />

VORN/HINTEN 54,3/45,7 %<br />

LEISTUNG <br />

335 <strong>PS</strong><br />

UMBAUKOSTEN<br />

ab 10000 Euro<br />

Motorleistung<br />

260<br />

340<br />

240 320<br />

Bikeshop Lüchow-<br />

220 300 Suzuki Hayabusa<br />

200 280 246,4 kW (335 <strong>PS</strong>)<br />

260 bei 8800/min<br />

180 240 298 Nm bei<br />

160 220<br />

140 200<br />

6500/min<br />

180<br />

120 160<br />

100 140<br />

300<br />

80<br />

120<br />

100<br />

250<br />

60 80<br />

200<br />

40 60<br />

150<br />

20<br />

40<br />

100<br />

kW <strong>PS</strong><br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />

Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />

Drehmoment in Nm<br />

Leistung an der Kurbelwelle,Messungen<br />

auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />

Durch den plötzlichen Leistungssprung zwischen<br />

4000 und 5000/min ist es möglich, einen<br />

neuen Reifen in weniger als 30 Sekunden<br />

hinzurichten. Besonders krass ist der Sprung<br />

zwischen 4000 und 4200/min, dort tritt dir<br />

die Kiste brutal in den Arsch! Darüber ist<br />

das Leistungs- und Drehmoment-<br />

0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 90001000011000<br />

Plateau jedoch top.<br />

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MEHR<br />

HANDLING<br />

BITTE<br />

40 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


fetter Schräglage in den Beschleunigungsdrift.<br />

Das fetzt! Mittels Quickshifter<br />

ohne Kupplung in den vierten<br />

Gang, und der Hinterradpneu wimmert<br />

weiter um Gnade. Da die Suzuki straßenzugelassen<br />

ist und daher Rückspiegel<br />

verbaut sind, kann ich wunderbar<br />

sehen, wie sich Reifengummi in Rauch<br />

verwandelt.<br />

Anfahrt zur Parabolika, jetzt will ich<br />

es wissen: Der Kameramann auf einer<br />

pfeilschnellen Speed Triple versucht zu<br />

folgen. Ich lasse ihn im leichten Rechtsknick<br />

aufschließen, um besser im Bild<br />

zu sein, wenn die Luft brennt. Der<br />

Turbo pfeift hoch und schaufelt Unmengen<br />

an hoch verdichteter Luft in<br />

die vier Brennräume. Wichtig ist nun<br />

Geschwindigkeit, denn die stabilisiert.<br />

Bei 140 km/h drehe ich den Gasgriff<br />

bis zum Anschlag. Arschtritt – bumm!<br />

Der Reifen heult wie ein Stamm Apachen<br />

auf Kriegspfad. Die Turbobusa<br />

steht leicht quer mit unbändigem<br />

Vorwärtsverlangen. So muss sich ein<br />

Stein in der Schleuder fühlen, kurz<br />

bevor das Gummi aus den Fingern<br />

schnalzt. Die Geschwindigkeit nimmt<br />

so rapide zu, dass die um mich herum<br />

ebenfalls beschleunigenden Superbiker<br />

fast wie Fliegen aufgeschnupft<br />

werden – und das alles immer noch<br />

mit fettem Schlupf am Hinterrad.<br />

Eine schwarze Gummispur<br />

brennt sich in den Asphalt<br />

Bei über 240 km/h fängt die Fuhre<br />

plötzlich fürchterlich an zu rütteln.<br />

Egal, weiter Vollgas. Mittels Schaltautomat<br />

steppe ich noch die verbleibenden<br />

Gänge durch. Das Gas wird nicht zurückgenommen.<br />

Wie sich später herausstellt,<br />

kommt das Rütteln vom Pneu,<br />

der sich auf der Felge dreht. Mittlerweile<br />

glüht der Reifen förmlich und<br />

verschmilzt mit dem Asphalt, wodurch<br />

noch mehr Vortrieb für Bike und Fahrer<br />

generiert wird. Die Hayabusa geht<br />

locker über 320 km/h, und das in<br />

voller Schräglage in der Parabolika.<br />

Krass, denn das Rühren und Vibrieren<br />

nimmt kein Ende. Blindes Vertrauen<br />

in die Technik oder ist das schon<br />

falsch verstandener Stolz? Einfach<br />

laufen lassen. Die folgende 180-Grad-<br />

Rechts ist eine 55-km/h-Haarnadelkurve.<br />

Ergo ankern, was das Zeug hält.<br />

Mit voller Kraft greife ich in die Radialpumpe.<br />

Dank des hervorragenden<br />

Bridgestones und der „getunten“ Beläge<br />

verzögert das Bike nun passabel.<br />

Abwinkeln und rum ums Eck. Oh Moment,<br />

mein Kameramann mit dem britischen<br />

Drilling hinter mir fehlt ja noch.<br />

Ich will kurz abbremsen und auf ihn<br />

warten, aber nichts passiert. Nach dem<br />

superharten Ankern fällt der Bremshebel<br />

vorne bis zum Lenker durch. Und<br />

hinten geht auch nix mehr. Absoluter<br />

Horror!<br />

Durch die frisch aufgezogenen<br />

Gummis und dem dadurch entstanden<br />

Grip belastet nun erheblich mehr Reibwärme<br />

und abzubauende Energie die<br />

jetzt völlig überforderte Bremsan lage.<br />

Die wird so heiß, dass die Bremsflüssigkeit<br />

kocht, eine Luftblase entsteht<br />

und die Bremse komplett versagt. Klar,<br />

dass man mit dem alten, schwach grippenden<br />

Michelin Pilot Power nie in diesem<br />

Bereich bremsen konnte.<br />

Aber das ist längst nicht alles:<br />

Obendrein hat sich beim vollen Verzögern<br />

aus etwa 320 km/h das Vorderrad<br />

samt Gabel bis an den Ölkühler nach<br />

hinten gebogen. Dadurch wurde dieser<br />

so stark beschädigt, dass er nun den<br />

wertvollen Motorschmierstoff in Form<br />

von heißem Motoröl auf das Vorderund<br />

Hinterrad verteilt.<br />

Ich bin nur heilfroh, dass ich auf<br />

den Kameramann warten wollte und<br />

nicht volle Kanne Richtung 90-Grad-<br />

Links vor der Mercedes-Tribüne gebal-<br />

Die Hayabusa mit neu<br />

aufgezogenen Reifen<br />

macht auf der Rennstrecke<br />

sogar Spaß.<br />

Unscheinbar und<br />

böse mit Straßenzulassung,<br />

aber<br />

leider schwer und<br />

unhandlich<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 41


HITZEFR<br />

01<br />

02<br />

01 Gut zu sehen: der zusätzlich verbaute<br />

riesige Ladeluftkühler<br />

02 Da ist er versteckt: Turbo mit Flansch<br />

zum Krümmer hinter dem Ölkühler. Das<br />

Bike ist insgesamt sehr leise – vom jaulenden<br />

Hinterreifen mal abgesehen<br />

lert bin. Für gewöhnlich habe ich da<br />

beim Anbremspunkt locker über 190<br />

km/h drauf.<br />

Beschützt durch meinen megaschnellen<br />

Schutzengel verlasse ich heil<br />

die Rennstrecke. Es herrscht bestürztes<br />

Schweigen, als Mechaniker und<br />

Besitzer das Bike entgegennehmen.<br />

No big deal, dazu testen wir Bikes, um<br />

deren Schwachstellen gnadenlos<br />

aufzudecken. Mit den somit gewonnen<br />

Erkenntnissen ermöglichen wir den<br />

Tunern doch, noch geilere Hardcore-<br />

Zweiradwaffen zu bauen.<br />

Mittlerweile hat sich Karsten diesem<br />

unvollkommenen Bike vollständig<br />

angenommen, um es für seinen stolzen<br />

Besitzer zu erziehen. Eine gute und vor<br />

allem lebensverlängernde Idee. Auch<br />

wenn der Bazzas-Chef meint, dass man<br />

dem Motor mit geänderten Kolben,<br />

einem Ladedruck von 1,5 Bar und<br />

einem ordentlichen Mapping auch<br />

gerne 450 <strong>PS</strong> entlocken kann. Mal<br />

sehen, ob ich dann erneut der Auserwählte<br />

bin – ich freu mich fast schon<br />

drauf.<br />

42 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


EI FÜR DIE<br />

BREMSE<br />

FAZIT<br />

„SO EIN SCHRECK IST<br />

AUCH WAS WERT –<br />

EHRLICH!“<br />

Karsten Bartschat hatte den richtigen Riecher:<br />

Performance-Test mit einem unglaublich<br />

potenten Bike, dessen Leistungen noch<br />

im Verborgenen schlummern. Mit den gewonnenen<br />

High-Performance-Daten kann er<br />

nun ein Bike der Sonderklasse aufbauen.<br />

Er hat uns schon verraten, dass ein neuer,<br />

geschwungener Ölkühler bereits angepasst<br />

wurde, „State of the Art“- Bremsen bestellt<br />

sind, das Fahrwerk komplett überarbeitet<br />

wird, weiter optimierte Mappings herausgebremst<br />

werden und richtig viele Stunden<br />

im stillen Kämmerchen folgen. Ich freue mich<br />

auf Turbo-Hayabusa die Zweite. Es kommt bei<br />

so einem Schiff zwar nicht auf Zehntelsekunden<br />

und astreines Handling in schwierigen<br />

Kurvenpassagen an. Aber: Bitte liebe <strong>PS</strong>,<br />

lieber mehr Bikes der „Scary-Klasse“ als<br />

Brot-und-Butter-Schocker. Dann kocht das<br />

Blut beim Testen. Leistung kann schließlich<br />

keine Sünde sein.<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 43


VERGLEICHSTEST<br />

DUCATI MONSTER 821 GEGEN KAWASAKI Z 800<br />

DIE<br />

NGEZÄHM<br />

44 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


Treffen italienische und japanische<br />

Bikes aufeinander, entbrennt<br />

immer auch ein Kampf<br />

der Kulturen. Extravagant,<br />

technisch eigenständig und mit runden<br />

Linien interpretiert Ducati mit der neuen<br />

Monster 821 das Thema Mittelklasse-Naked.<br />

Die Testmaschine lockt mit<br />

knallrot lackiertem Gitterrohrrahmen,<br />

fein gezeichneter Tank-/Sitzbank-Kombination<br />

und außen liegenden Krümmern<br />

mit abgeschrägtem Doppelrohr-<br />

Auspuff. Pragmatisch, technisch konservativ<br />

und mit aggressivem Design<br />

buhlt dagegen Kawasakis Z 800 um<br />

potenzielle Kundschaft. Sie bedeckt<br />

ihren Brückenrahmen mit gezackten<br />

Verkleidungsteilen und stellt den klobigen<br />

Auspufftopf schamlos zur Schau.<br />

Trotz ihrer massigen Erscheinung wirkt<br />

die Zett dank ihrer geduckten, frontlastigen<br />

Haltung sehr angriffslustig.<br />

Auch beim Motor gehen die beiden<br />

Kontrahentinnen sehr unterschiedliche<br />

Wege. Die Monster 821 ist das jüngste<br />

Modell, in das Ducati seinen kleinsten<br />

wassergekühlten Antrieb steckt. In der<br />

Hypermotard und der Hyperstrada verrichtet<br />

der 821 Kubik große V2 schon<br />

seit einiger Zeit seinen Dienst. Mit der<br />

Monster laufen nun sämtliche neuen<br />

Ducati ausschließlich mit Wasserkühlung.<br />

Eine Ausnahme bildet die für<br />

2015 geplante Scrambler. Sie wird den<br />

803 Kubik großen Antrieb der bisherigen<br />

796er-Modelle tragen.<br />

Der ewige Streit der Systeme:<br />

V2 gegen Reihenvierzylinder<br />

Saftige 107 <strong>PS</strong>, und damit exakt die<br />

Nennleistung, spuckt unser Prüfstand<br />

für die Italienerin aus. Klar, das haut<br />

leistungsverwöhnte Throttle-full-open-<br />

Freaks nicht vom Hocker. Dennoch<br />

macht der Antrieb viel Laune und taugt<br />

auch für zünftiges Landstraßen-Bolzen.<br />

Zumal der V2 sehr willig auf Gasbefehle<br />

reagiert. Umso verwunderlicher ist<br />

es, dass der anfängliche Schwung be-<br />

TEN<br />

Sie gehören zur Mittelklasse, pfeifen aufs gesellschaftliche<br />

Diktat und ziehen kon sequent ihr Ding durch.<br />

Sonstige Gemeinsamkeiten? Fehlanzeige. Zwei Konzepte,<br />

doch nur eines stellt den Champion.<br />

Text: Volkmar Jacob; Fotos: Jacek Bilski<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 45


Ducati und Kawasaki interpretieren das<br />

Thema Mittelklasse völlig unterschiedlich.<br />

Eine der wenigen Gemeinsamkeiten:<br />

das Distanzieren von der Masse<br />

DUCATI<br />

MONSTER 821<br />

KAWASAK<br />

Z 800<br />

reits nach wenigen Zehntelsekunden<br />

nachlässt. Vermutlich öffnen die Drosselklappen<br />

viel langsamer, als es der<br />

Pilot übers Ride-by-wire vorgibt. Kurzer<br />

Check: Der Sportmodus ist aktiv,<br />

das passt. Und unter dem Menüpunkt<br />

„Engine“ ist die Stufe „High“ (direktestes<br />

Ansprechverhalten) eingestellt, passt<br />

ebenfalls. Bleibt als Erklärung, dass<br />

Ducati die Drosselklappen offenbar<br />

sehr konservativ ansteuert. Weniger<br />

zurückhaltend donnert dagegen der<br />

Auspuff den Sound ins Freie. „Super!“,<br />

befindet Giovanni, unser italienischer<br />

Praktikant. „Eindeutig zu laut“ und “wie<br />

schafft Ducati nur immer wieder die<br />

Homologation?“, wundert sich hingegen<br />

die teutonische Fraktion. Doch<br />

selbst dieser huscht ein Grinsen übers<br />

Gesicht, wenn die Monster nach kurzen,<br />

knackigen Gasstößen aus ihren<br />

Rohren feuert. Einigkeit herrscht auch<br />

bei der Leistungsentfaltung. Der starke<br />

und ruckelfreie Antritt ab zirka 2000/<br />

min begeistert, das erfrischend freie<br />

Hochdrehen bis 9500/min ebenfalls.<br />

Zwischen 4000 und 6000/min legt<br />

der Zwilling allerdings eine spürbare<br />

Verschnaufpause ein, was den Duc-<br />

Treiber beim Jagen etwas einbremst.<br />

Verwöhnte Schaltfüße stören sich zudem<br />

am knochigen Getriebe. Dennoch<br />

überwiegt der positive Eindruck, denn<br />

der Antrieb geht in jedem seiner drei<br />

Fahrmodi herrlich weich ans Gas, läuft<br />

außerordentlich kultiviert und schickt<br />

exquisites V2-Stampfen zum Piloten.<br />

Deutlich rauer geht der Vierzylinder<br />

der Kawasaki zu Werke. Feinnervige<br />

Vibrationen begleiten über weite<br />

Strecken die Reise durchs Drehzahlband,<br />

besonders um 8000/min sind sie<br />

sehr ausgeprägt. Dazu geht die Zett<br />

leicht verzögert ans Gas – ein leidiges<br />

Thema der 800er. Einmal unter Zug,<br />

setzt sie aber jeden Dreh an der Brause<br />

eins zu eins um und das Triebwerk<br />

gibt seinen Punch bis 10 000/min wunderbar<br />

gleichmäßig ab. Bei dieser<br />

Marke liefert der Vierling mit 110 <strong>PS</strong><br />

46 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


I<br />

seinen höchsten Output. Im Verbund<br />

mit der kurzen Übersetzung schenkt<br />

die Kawa der Duc bei der Durchzugsübung<br />

von 50 bis 150 km/h im letzten<br />

Gang satte 1,2 Sekunden ein. Das hört<br />

sich zwar nach nicht sehr viel an. Die<br />

höhere Zugkraft ist aber deutlich spürbar<br />

und auch in den anderen Gängen<br />

stets präsent – ein fettes Plus der Japanerin!<br />

Ein weiteres ist das Getriebe, das<br />

zwar nicht supersanft arbeitet, aber im<br />

direkten Vergleich die geschmeidigeren<br />

Gangwechsel ermöglicht. Und der<br />

Sound? Grimmig! Dumpfes Ansaugknurren<br />

mischt sich mit heißerem<br />

Vierzylinderbrüllen. Dass sie das Motorenkapitel<br />

letztlich nicht für sich entscheiden<br />

kann, liegt hauptsächlich an<br />

der fehlenden Traktionskontrolle – hier<br />

lässt die Kawa viele Punkte liegen.<br />

Rein ins Geschlängel! Wer<br />

zieht den saubersten Strich?<br />

Brennt die Ducati der Kawasaki auch<br />

beim Fahrwerk eins über? Einiges<br />

spricht dafür. Denn mit 208,5 Kilogramm<br />

wiegt die Italienerin über 22<br />

Kilo weniger als die Kawa, die pralle<br />

DATEN<br />

DUCATI<br />

MONSTER 821<br />

ANTRIEB<br />

Zweizylinder-90-Grad-V-Motor, vier Ventile/Zylinder,<br />

79 kW (107 <strong>PS</strong>) bei 9250/min*,<br />

89 Nm bei 7750/min*, 821 cm³, Bohrung/<br />

Hub: 88,0/67,5 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />

12,8:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />

53-mm-Drosselklappen, mechanisch betätigte<br />

Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung,<br />

Sechsganggetriebe, G-<br />

Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />

CHASSIS & BREMSEN<br />

Stahl-Gitterrohrrahmen, Motor mittragend,<br />

Lenkkopfwinkel: 65,7 Grad, Nachlauf:<br />

93 mm, Radstand: 1480 mm, Upsidedown-Gabel,<br />

Ø Gabelinnenrohr: 43 mm,<br />

nicht einstellbar. Direkt angelenktes Zentralfederbein,<br />

einstellbar in Federbasis und<br />

Zugstufendämpfung. Federweg vorn/hinten:<br />

130/140 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />

3.50 x 17/5.50 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR<br />

17, hinten: 180/60 ZR 17, Erstbereifung:<br />

Pirelli Diablo Rosso 2, vorn in „D“,<br />

320-mm-Doppelscheibenbremse mit radial<br />

angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln<br />

vorn, 245-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-Festsattel<br />

hinten, ABS<br />

PERFORMANCE<br />

MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />

72,8 kW (99 <strong>PS</strong>) bei 195 km/h<br />

BESCHLEUNIGUNG**<br />

0 –100 km/h: 3,3 s; 0 –150 km/h: 6,6 s;<br />

0 –200 km/h: 13,8 s<br />

DURCHZUG**<br />

50 –100 km/h: 5,4 s; 100 –150 km/h: 5,8 s<br />

HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />

225 km/h<br />

MAßE UND GEWICHT<br />

Länge/Breite/Höhe: 2154/867/1061 mm,<br />

Sitz-/Lenkerhöhe: 810 (775)/1025 mm,<br />

Lenkerbreite: 760 mm, 208,5 kg vollgetankt,<br />

v./h.: 48,8/51,2 %<br />

VERBRAUCH<br />

Kraftstoffart: Super bleifrei. Durchschnittstestverbrauch:<br />

6,4 Liter/100 km, Tankinhalt<br />

17,5 Liter, Reichweite: 273 km<br />

KAWASAKI<br />

Z 800<br />

ANTRIEB<br />

Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />

Zylinder, 83 kW (113 <strong>PS</strong>) bei 10 200/min*,<br />

83 Nm bei 8000/min*, 806 cm³, Bohrung/<br />

Hub: 71,0/50,9 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />

11,9:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />

34-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />

betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />

Sechsganggetriebe, G-Kat, Kette,<br />

CHASSIS & BREMSEN<br />

Stahl-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />

66,0 Grad, Nachlauf: 98 mm, Radstand:<br />

1455 mm, Upside-down-Gabel, Ø Gabelinnenrohr:<br />

41 mm, einstellbar in Federbasis<br />

und Zugstufendämpfung. Zentralfederbein<br />

mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis<br />

und Zugstufendämpfung. Federweg<br />

vorn/hinten: 120/137 mm,<br />

Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/5.50 x<br />

17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten:<br />

180/55 ZR 17, Erstbereifung: Dunlop D 214<br />

„J“, 310-mm-Doppelscheibenbremse mit<br />

Vierkolben-Festsätteln vorn, 250-mm-Einzelscheibe<br />

mit Einkolben-Schwimmsattel<br />

hinten, ABS<br />

PERFORMANCE<br />

MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />

75,7 kW (103 <strong>PS</strong>) bei 200 km/h<br />

BESCHLEUNIGUNG**<br />

0 –100 km/h: 3,3 s; 0 –150 km/h: 6,4 s;<br />

0 –200 km/h: 14,0 s<br />

DURCHZUG**<br />

50 –100 km/h: 4,9 s; 100 –150 km/h: 5,1 s<br />

HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />

230 km/h<br />

MAßE UND GEWICHT<br />

Länge/Breite/Höhe: 2113/830/1300 mm,<br />

Sitz-/Lenkerhöhe: 820/1020 mm, Lenkerbreite:<br />

720 mm, 231 kg vollgetankt, v./h.:<br />

50,4/49,6 %<br />

VERBRAUCH<br />

Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />

Durchschnitts testverbrauch: 6,1 Liter/100<br />

km, Tankinhalt 17 Liter, Reichweite: 278 km<br />

SETUP<br />

SETUP GABEL<br />

stat.neg. Federweg: nicht einstellbar,<br />

Druckstufe: nicht einstellbar, Zugstufe:<br />

nicht einstellbar, Niveau: Standard<br />

SETUP FEDERBEIN<br />

stat.neg. Federweg: 10 mm, Druckstufe:<br />

nicht einstellbar, Zugstufe: komplett offen,<br />

Niveau: Standard<br />

GRUNDPREIS<br />

10490 Euro, Test maschine: 10690Euro<br />

(jeweils zzgl. Neben kosten)<br />

SETUP<br />

SETUP GABEL<br />

stat.neg. Federweg: 30 mm,<br />

Druckstufe: nicht einstellbar, Zugstufe: 10<br />

K offen, Niveau: Standard<br />

SETUP FEDERBEIN<br />

stat.neg. Federweg: 15 mm, Druckstufe:<br />

nicht einstellbar, Zugstufe: 0,75 U offen,<br />

Niveau: Standard<br />

GRUNDPREIS<br />

8995 Euro, Test maschine: 8995 Euro<br />

(zzgl. Nebenkosten)<br />

alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt; statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer;<br />

U=Umdrehungen; K=Klicks * Herstellerangabe ** <strong>PS</strong>-Messung<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 47


MESSWERTE<br />

Motorleistung<br />

90<br />

120<br />

80 110<br />

100<br />

70<br />

90<br />

60 80<br />

50<br />

70<br />

60<br />

40<br />

50<br />

Kawasaki Z 800<br />

80,8 kW (110 <strong>PS</strong>) bei 10100/min<br />

84 Nm bei 7900/min<br />

Ducati Monster 821<br />

(Touring/Sport-Modus)<br />

78,9 kW (107 <strong>PS</strong>)<br />

bei 9500/min<br />

86 Nm bei 7800/min<br />

Ducati Monster 821<br />

(Urban-Modus)<br />

57,9 kW (79 <strong>PS</strong>)<br />

bei 8000/min<br />

73 Nm bei 7200/min<br />

30 40<br />

90<br />

80<br />

20<br />

30<br />

70<br />

20<br />

60<br />

10<br />

50<br />

10<br />

40<br />

kW <strong>PS</strong><br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />

Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />

Drehmoment in Nm<br />

Die Z 800 zeichnet eine saubere<br />

Leistungs- und Drehmomentkurve<br />

ins Diagramm<br />

(grün). Sie baut ihren Punch<br />

sehr gleichmäßig auf, die<br />

Mini-Dellen spürt man beim<br />

Fahren nicht. Trotz ihres<br />

Mehrgewichts von über<br />

22 Kilo überflügelt sie die<br />

Monster bei der Durchzugsübung<br />

von 50 auf 150 km/h<br />

im letzten Gang. Das verdankt<br />

sie auch ihrer Übersetzung,<br />

die wegen der hohen<br />

Drehzahlreserven schön kurz<br />

ausfällt. Den Leistungsschwund<br />

der Italienerin zwischen<br />

4000 und 6000/min<br />

merkt der Pilot deutlich.<br />

Anders als bei „Touring“ und<br />

„Sport“ liefert die Monster im<br />

Urban-Modus (hellbraune<br />

Kurve) nicht die volle Power.<br />

Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />

231 Kilo zur Waage schleppt. Außerdem<br />

fallen die Kreiselkräfte der schmaleren<br />

V2-Kurbelwelle geringer aus als<br />

jene des ausladenden Vierzylinder-<br />

Teils. Beides bringt Handling-Vorteile.<br />

Last but not least steckt an der Monster<br />

ein 40 Millimeter breiterer Lenker,<br />

über dessen Hebel sich die Fuhre easy<br />

dirigieren lässt. Dank dieses Pakets<br />

winkelt die Duc schön leichtfüßig ab<br />

und sticht auch auf der Bremse zielgenau<br />

in die Ecken. Dazu zirkelt sie in<br />

Schräglage stabil durchs Geläuf und<br />

bleibt treu auf der anvisierten Linie.<br />

Und die Kawa? Der Zett-Treiber<br />

braucht deutlich mehr Kraft, um seinen<br />

Untersatz durch die Bögen zu lotsen.<br />

Außerdem stellt sich die 800er beim<br />

Einlenken auf der Bremse spürbar auf,<br />

und auch in Schräglage zieht die<br />

Kawasaki nicht ganz den exakten<br />

Strich der Ducati. Die Japanerin verlangt<br />

einen entschlossenen Dompteur,<br />

der den Stier bei den Hörnern packt.<br />

Dazu passt die Vorderrad-orientierte,<br />

aktive Sitzposition. Die Ducati platziert<br />

ihren Piloten dagegen tiefer und weiter<br />

hinten, außerdem sitzt ihr Lenker<br />

höher. Leichte Vorteile verbucht Japan<br />

auch bei den vorderen Federelementen.<br />

Die Gabel ist zumindest in der Zugstufe<br />

einstellbar, spricht besser an und<br />

taucht beim Ankern weniger weit ab<br />

wie das nicht verstellbare, stuckerige<br />

Ducati-Teil. Gleichstand herrscht<br />

da gegen beim Federbein. Der Monoshock<br />

der Monster ist zwar sehr straff<br />

gedämpft, doch mit komplett geöffneter<br />

Zugstufe schluckt sie auch grobe<br />

Asphaltverwerfungen sehr passabel.<br />

Mit entsprechendem Setup (siehe<br />

Datenkasten) gilt selbiges auch für<br />

den Kawasaki-Dämpfer.<br />

Ungewohnt scharf packen die Bremsen<br />

am Bologna-Bike zu. Für sport liche<br />

Einlagen ist das super, doch weniger<br />

Geübte müssen sich erst an die giftigen<br />

Stopper herantasten. Glücklicherweise<br />

ist ein dreifach einstellbares ABS an<br />

Bord, das allerdings nur auf der sanftesten<br />

Stufe (3) das Hinterrad bis auf<br />

gelegentliche Mini-Stoppies sauber am<br />

Boden hält. Für heftige Verzögerungen<br />

muss der Kawasaki-Pilot zwar etwas<br />

kräftiger am Hebel ziehen, doch die<br />

Bremswirkung geht voll in Ordnung.<br />

Auch das nicht justierbare, gefällige<br />

ABS überzeugt. Wie eingangs erwähnt,<br />

trennt die beiden mehr als sie verbindet.<br />

Damit zeigen sie eindrücklich,<br />

dass sehr unterschiedliche Wege<br />

zum Ziel führen können – Champion<br />

hin oder her.<br />

01<br />

02<br />

48 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


BEWERTUNG<br />

01 Das Cockpit der Monster bietet zahlreiche Infos, nur<br />

Gang- und Benzinstand-Anzeige fehlen 02 Auch die Infozentrale<br />

der Z 800 muss ohne Ganganzeige auskommen,<br />

die Restreichweiten-Anzeige ist ziemlich ungenau.03 Gitterrohrrahmen<br />

mit Motor als tragendem Element. Beim<br />

Fahren stößt das rechte Bein bisweilen an die Krümmerblende<br />

des liegenden Zylinders 04 Geschwungene Krümmer<br />

bringen die nötige Rohrlänge. Der Vierzylinder ist<br />

zwar ein rauer Geselle, liefert aber reichlich Schmalz<br />

03<br />

04<br />

max.<br />

Punkte<br />

DUCATI<br />

MONSTER<br />

821<br />

KAWA­<br />

SAKI<br />

Z 800<br />

ANTRIEB<br />

Beschleunigung 10 4 4<br />

Durchzug 10 5 6<br />

Leistungsentfaltung 10 6 9<br />

Ansprechverhalten 10 6 8<br />

Lastwechselreaktion 10 9 7<br />

Laufkultur 10 9 6<br />

Getriebebetätigung 10 6 8<br />

Getriebeabstufung 10 8 9<br />

Kupplungsfunktion 10 8 6<br />

Traktionskontrolle 10 9 –<br />

Zwischensumme 100 70 63<br />

FAHRWERK<br />

Fahrstabilität 10 8 8<br />

Handlichkeit 10 9 7<br />

Kurvenstabilität 10 9 7<br />

Rückmeldung 10 8 9<br />

Fahrwerksabstimmung vorne 10 6 8<br />

Fahrwerksabstimmung hinten 10 7 7<br />

Bremswirkung 10 9 9<br />

Bremsdosierung 10 9 8<br />

Aufstellmoment<br />

beim Bremsen<br />

10 8 5<br />

ABS-Funktion 10 9 8<br />

Zwischensumme 100 82 76<br />

ALLTAG UND FAHRSPASS<br />

Sitzposition 10 7 9<br />

Windschutz 10 1 1<br />

Ausstattung 10 8 6<br />

Verbrauch 10 7 7<br />

Fahrspaß 10 9 8<br />

Zwischensumme 50 32 31<br />

GESAMTSUMME 250 184 170<br />

PLATZIERUNG 1. 2.<br />

FAZIT<br />

DUCATI MONSTER 821 Mit einem klaren Testsieg<br />

1. feiert die Monster 821 einen gelungenen Einstand.<br />

Ihre Schokoladenseite ist das handliche und zielgenaue<br />

Fahrwerk, das selbst die sportliche Gangart verträgt.<br />

Auch das sehr kultivierte Triebwerk gefällt. Das Haar in<br />

der Suppe ist der gebremste Vorwärtsdrang kurz nach<br />

dem Gasanlegen. Dazu ist der Drehmomenteinbruch<br />

bei mittleren Drehzahlen recht ausgeprägt. Dennoch ist<br />

die Monster 821 ein sympathischer Landstraßen-Feger.<br />

KAWASAKI Z 800 Auf der Habenseite der Kawa<br />

2. steht der bärenstarke Motor, der der Zett eine tolle<br />

Dynamik verleiht. Antriebsseitig verschenkt sie<br />

einige Punkte wegen fehlender Traktions ­<br />

kon trolle, rauem Motorlauf und verzögerter<br />

Gasannahme. Doch speziell beim Fahrwerk<br />

lässt sie viele Federn. Handling, Zielgenauigkeit,<br />

Kurvenstabilität: Das macht die<br />

italienische Konkurrenz einfach besser.<br />

<strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 49


LESERPOST<br />

TNT FEHLT<br />

Dreizylinder-Test, <strong>PS</strong> 8/<strong>2014</strong><br />

In dem Test fehlt aus meiner Sicht ein<br />

Moped: eine Benelli TNT. Sicher, selbst<br />

in der Top-Version TNT 160 sind keine<br />

elektronischen Helferlein, aber der Test<br />

sollte sich ja auch auf die Motoren konzentrieren.<br />

Hier ist die TNT immer noch<br />

ein Paradebeispiel für einen Dreizylinder.<br />

Der Motor ist ein Erlebnis. Ganz<br />

abgesehen davon wäre die Benelli ein<br />

schöner Abschluss in Sachen Leistung<br />

und Hubraum nach oben gewesen.<br />

Auch wenn diese Maschine sicher nur<br />

etwas für Liebhaber ist, sollte sie nicht<br />

von Euch ignoriert werden. Ich jedenfalls<br />

bin gerade nach einer 200-Kilometer-Tour<br />

nach Hause gekommen und<br />

würde meinen Italo-Bomber aus Pesaro<br />

gegen nichts eintauschen wollen.<br />

Rüdiger Klöckner per E-Mail<br />

Tarnung ist alles bei Prototypen, deshalb<br />

packten die Yamaha-Entwickler<br />

beim Test die Prototyp-R1 ins R6-Kleid<br />

Euch ist die aktuelle Streety von der<br />

Leistungsentfaltung zu langweilig,<br />

wofür ich Verständnis habe. Das kann<br />

man mit überschaubarem Aufwand<br />

problemlos ändern: K & N-Tauschluftfilter<br />

montieren, Arrow-Endtopf (bzw.<br />

Endtöpfe bei älteren Modellen) montieren,<br />

dazu passendes Mapping (295er<br />

von Triumph) auf Steuergerät installieren.<br />

Nun drückt die Streety deutlich<br />

kräftiger von unten heraus, beißt bei<br />

ca. 7000/min noch mal kräftig zu und<br />

dreht mit Vehemenz bis zum Drehzahlbegrenzer.<br />

Das ist genau der Kick, den<br />

ich vorher etwas vermisst hatte. In dieser<br />

Form brauchen sich die Fahrleistungen<br />

auch nicht mehr hinter einer<br />

Speed Triple, MV Agusta Brutale oder<br />

Yamaha MT-<strong>09</strong> vestecken.<br />

Heribert Henne per E-Mail<br />

Im ansonsten klasse Bericht habt Ihr<br />

bei der Analyse der Motorentechnik<br />

einen Bock geschossen. Ein Dreizylindermotor<br />

mit der üblichen Kurbelwellenkröpfung<br />

von 3 x 120 Grad hat<br />

natürlich eine gleichmäßige Zündfolge<br />

von 3 x 240 Grad und nicht eine<br />

asymmetrische. Im Übrigen dürfte ein<br />

in den physikalischen Grundparametern<br />

(Mitteldruck, mittlere Kolbengeschwindigkeit<br />

und Hub-/Bohrungsverhältnis)<br />

gleicher Dreizylindermotor<br />

satte 693 Kubikzentimeter Hubraum<br />

haben, um auf die gleiche Leistung wie<br />

der 600er-Vierzylinder zu kommen. Der<br />

dazu vergleichbare Zweizylinder sogar<br />

849 cm³. Ohne dieses Hubraumplus<br />

müssen die Motoren mit weniger Zylindern<br />

entsprechend eben mehr ausgequetscht<br />

werden, um auf die gleiche<br />

Leistung zu kommen, was sie dann<br />

wieder entsprechend „spitzer“ macht.<br />

Die restliche Analyse geht also voll in<br />

Ordnung. Bitte mehr solcher Beiträge!<br />

Kai Lunau per E-Mail<br />

SUPER DUKE-PROBLEM<br />

Fehlender Schaltautomat<br />

Viele positive und gerechtfertigte Berichte<br />

über die KTM 1290 bringen nicht<br />

nur Schwung in die Verkaufsstatistik.<br />

KTM selbst ist ja auch nicht gerade<br />

zurückhaltend mit dem Werbespruch<br />

“Ready to Race”. Nun gehört es aber<br />

auch zur Wahrheit, das habt ihr ja<br />

schon richtigerweise festgestellt, so<br />

ein Schaltautomat fehlt der Super Duke.<br />

Nun ist ein offizielles Schreiben von<br />

KTM herausgekommen, das den Einsatz<br />

eines SA verbietet. Es ist mehrfach<br />

vorgekommen, dass Shims sich in Verbindung<br />

mit einem SA verabschieden<br />

und ggf. zu kapitalen Motorschäden<br />

führen. Ein SA gehört mittlerweile fast<br />

bei jedem Hersteller von Sportmotorrädern<br />

zum Standardprogramm. Da frage<br />

ich mich, warum ausgerechnet dieses<br />

Bike davon ausgenommen wurde. Zumindest<br />

sollte dem Käufer eines “Racebikes”<br />

diese Information vor der Unterschrift<br />

vorliegen und nicht hinterher!<br />

Joachim Hupp per E-Mail<br />

Wir sind die Benelli TNT schon öfter<br />

gefahren, und uns hat der Motor<br />

auch jedes Mal extrem angemacht<br />

R1 ODER R6?<br />

Neuheiten, <strong>PS</strong> 8/<strong>2014</strong><br />

Zunächst ein großes Lob an Euch für<br />

den tollen Bericht über nackte Dreizylinder!<br />

Ich fahre selbst eine Triumph<br />

Speed Triple und hätte den Artikel<br />

wohl genau so geschrieben, voll ins<br />

Schwarze. Wenn ich aber nicht total<br />

daneben liege, dann handelt es sich<br />

auf Seite 15 nicht um eine neue R1 auf<br />

den Spy-Shots, sondern um eine R6 mit<br />

anderem Schalldämpfer. Die Maschine<br />

hat den typischen mittigen Lufteinlass<br />

zwischen den Scheinwerfern, samt<br />

mittigem Standlicht und die pfeilartige<br />

Seitenverkleidung.<br />

Holger Röcker per E-Mail<br />

Das Bild stammt aus Australien<br />

und zeigt Yamaha-Testfahrer,<br />

die eine in eine R6-Verkleidung<br />

verpackte andere Yamaha, wohl<br />

die nächste R1 in einem früheren<br />

Stadium zeigt. Der Fotograf sprach<br />

von einem eindeutigen Motorenklang,<br />

wie man ihn von der R1<br />

kennt. Mittlerweile spricht alles<br />

dafür, dass die nächste R1 einen<br />

zentralen Lufteinlass wie ihre<br />

R6-Schwester haben wird und<br />

ähnlich schmal baut. Die Red.<br />

Foto: Australian Motorcycle News, Jörg Künstle<br />

LESERBRIEFE AN DIE REDAKTION: Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, Redaktion <strong>PS</strong>, 70162 Stuttgart,<br />

E-Mail: ps@motorpresse.de Leserbriefe bitte mit vollständigem Namen und Wohnort unterzeichnen


BREMSEN<br />

Fotos: Bilski, 2snap, Brembo<br />

62 DIE PROFIS<br />

MotoGP-Stars beichten<br />

Mat Oxley ihre Geheimnisse<br />

auf der Bremse<br />

68 TECHNIK<br />

Bremspumpen und der richtige<br />

Druckpunkt im Fokus<br />

70 WISSENSWERTES<br />

Was passiert beim Bremsen?<br />

Wie mache ich es<br />

richtig? Tipps und Tricks<br />

74 KOLUMNE<br />

<strong>PS</strong>-Redakteur Robert Glück<br />

zum richtigen Bremspunkt<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 61


BREMSEN WIE DIE PROFIS<br />

SCHRECK<br />

LASS NACH<br />

Kein Moment auf dem<br />

Motorrad ist mit solcher<br />

Regelmäßigkeit angsteinflößender<br />

als harte<br />

Bremsattacken. Die GP-<br />

Stars können ein Lied davon<br />

singen und verraten<br />

uns exklusiv, wie sie es<br />

genau machen. Nachahmung<br />

bedingt möglich!<br />

Text:Mat Oxley, Uwe Seitz; Fotos: 2snap<br />

MotoGP-Bikes werden schneller<br />

und schneller; in Mugello sind<br />

es heute satte 349 km/h, wenn man den<br />

Daten von GP-Promoter Dorna glaubt.<br />

Das Onboard-Datarecording von Andrea<br />

Iannones Ducati spuckte dieses Jahr<br />

dagegen 360,4 km/h aus.<br />

Die Dorna wünscht sich langsamere<br />

Bikes in der Königsklasse, aber das<br />

wird dauern. Deshalb hat sie in der Zwischenzeit<br />

340-Millimeter-Karbonscheiben<br />

an den Vorderradbremsen statt der<br />

üblichen 320er freigegeben.<br />

Wie ist es also, in die brutalsten<br />

Bremsen der Welt zu greifen und welche<br />

Tricks haben die Superstars des MotoGP<br />

drauf, um aus über 300 km/h punktgenau<br />

zu verzögern? Schon die nüchternen<br />

Zahlen sind beeindruckend: Mit 18 bar<br />

Druck wird der Vorderradbremshebel<br />

zusammengedrückt, etwa dreimal so<br />

stark als bei einem normalen Straßenmotorrad.<br />

1,7 g beträgt die MotoGP-Bremsverzögerung<br />

gegenüber 1,4 g in der<br />

Superbike-WM und schlappen 0,7 g bei<br />

ambitionierten Straßenfahrern.<br />

62 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


DANI PEDROSA<br />

Ich benutze zwei Finger. Bei<br />

geraden Bremszonen verzögere<br />

ich mit der Vorderradbremse<br />

und stabilisiere das Motorrad<br />

mit der Hinterradbremse. Sobald<br />

das Bike hinten schwänzelt,<br />

bremse ich stärker mit. In Kurven<br />

hinein bremse ich hinten<br />

immer mit. Auch wenn ich ans<br />

Gas gehe, lege ich die Hinterradbremse<br />

leicht an, um Wheelies<br />

zu verhindern. Die Karbonbremsen<br />

sind jetzt richtig gut. Nach<br />

der ersten Runde sind sie auf<br />

Temperatur. Dann fühlt man keinerlei<br />

Unterschiede zu Stahlbremsen<br />

mehr, außer, dass die<br />

Stahlbremsen bei uns nach zehn<br />

Minuten anfingen einzugehen.<br />

STEFAN BRADL<br />

Was viele nicht wissen: Wir bremsen<br />

nicht wie die Tiere von Anfang<br />

an. Stattdessen ist es wichtig, das<br />

Gas zuzudrehen, um die Gabel<br />

zu belasten. So ist sie besser auf<br />

die Bremsattacke vorbereitet.<br />

Dann steigert man den Bremsdruck<br />

mit Gefühl. Wer gleich voll in die Eisen langt,<br />

drückt den Reifen auf einen Schlag zu fest zusammen.<br />

Der springt dann wieder zurück in seine Form, sodass<br />

die Kontaktfläche zwischen Asphalt und Gummi wieder<br />

kleiner wird – schlecht für maximalen Bremsgrip!<br />

Die ersten 20 Meter soll das Gewicht aufs Vorderrad,<br />

dann bremst man bis zur maximalen Verzögerung.<br />

Springt der Reifen in seine ursprüngliche Form zurück,<br />

wird’s spannend oder man fällt gleich hin.<br />

Ich bremse mit zwei Fingern, außer ich bremse weit in<br />

Kurven hinein, was ich dann mit einem Finger mache.<br />

Fahre ich durch Wechselkurven, lege ich einen Finger<br />

an die Bremse. Die Hinterradbremse nutze ich auf<br />

geraden Bremswegen und manchmal in die Kurve hinein,<br />

um die Linie enger zu fahren oder mehr Gewicht<br />

aufs Hinterrad zu bringen. Etwa in Mugello, wo man<br />

vor Kurve 1 über einen Hügel kommt. Da bremse ich<br />

zunächst hinten, um das Gewicht erst hinten zu haben,<br />

dann erst bremse ich vorn. Zwischen dem Bremseinsatz<br />

im MotoGP und dem auf der Straße sehe ich absolut<br />

keinen Zusammenhang.<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 63


CAL CRUTCHLOW<br />

Der Bremsdruck, den wir mittlerweile<br />

nutzen, ist unglaublich.<br />

Das Schlimmste ist, dass wir<br />

während dem ganzen Bremsvorgang<br />

die Luft anhalten. Bremsen<br />

wir also aus über 340 km/h in<br />

Mugello runter, atmen wir auf<br />

300 Metern überhaupt nicht.<br />

Man kann sich vorstellen, wie oft<br />

wir pro Runde die Luft anhalten,<br />

und das sorgt wirklich für einen<br />

rasenden Puls. Das ist eine normale<br />

Reaktion, denn man macht<br />

sich in die Hosen vor Angst, nicht<br />

anhalten zu können. Alles in<br />

deinem Körper versucht mitzuhelfen,<br />

dass es aufhört. Bis du<br />

dann eingebogen bist, schnappst<br />

du wie ein alter Fisch nach Luft.<br />

Ich bremse hinten kaum mit,<br />

trete aber richtig rein, wenn ich<br />

merke, dass ich zu schnell bin.<br />

Manche Jungs bremsen hinten<br />

beim Gasgeben mit – ich nicht.<br />

In Linkskurven bremse ich schon<br />

hinten mal mit, weil es einfach<br />

ist, in diesen Kurven ans Pedal<br />

zu kommen. Auf der Ducati muss<br />

ich die Hinterradbremse jedenfalls<br />

mehr als auf jedem anderen<br />

Bike einsetzen, denn das unterstützt<br />

das Einlenken – und<br />

das hat die Ducati nötig.<br />

Manche Fahrer haben eine große<br />

Bremsscheibe hinten und nutzen<br />

die permanent. Aber es gibt<br />

auch Typen, die sie fast gar nie<br />

brauchen – wie Lorenzo. Ich<br />

wette, er tippt sie höchstens einmal<br />

pro Runde an. Viele Jungs<br />

machen die unterschiedlichsten<br />

Sachen mit den Bremsen. Ich<br />

habe in all den Jahren so viele<br />

Datarecordings gesehen – irre!<br />

64 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


VALENTINO<br />

ROSSI<br />

Das Bremsen hat sich im<br />

MotoGP in den letzten Jahren<br />

sehr verändert. Früher war<br />

das Abheben des Hinterrads<br />

das größte Problem. Heute<br />

nutzen wir eine andere Gewichtsverteilung und<br />

andere Setups. Das Hinterrad bleibt wesentlich<br />

besser am Boden und das Motor-Bremsmoment<br />

hilft auch noch dabei. Um mit aller Kraft bremsen<br />

zu können, brauchst du eine gute Balance im<br />

Motorrad. Jeder Fahrer hat aber trotzdem seine<br />

eigene Technik: Ich bin am Anfang sehr aggressiv,<br />

Jorge Lorenzo macht das viel smoother.<br />

MARC MÁRQUEZ<br />

Ich bremse erst vorn und kontrolliert die<br />

Sache dann mit dem Hinterrad. Ich benutze<br />

die Hinterradbremse hauptsächlich im letzten<br />

Teil meiner Bremszone, dann schalte ich im<br />

letzten Moment schnell alle Gänge runter,<br />

besonders in langen Bremszonen. Außerdem<br />

slide ich gern mit dem Hinterrad, wie man<br />

im Fernsehen ja sehen kann. Das hilft mir, besser in die Kurve einzulenken<br />

und nimmt Gewicht vom Vorderrad.<br />

COLIN EDWARDS<br />

Ich bremse tief in die Kurven<br />

hinein, um die Scheißkiste endlich<br />

langsam zu machen. Denn<br />

wenn du beim Einlenken zu früh<br />

von der Bremse gehst, geht das<br />

Ding gleich drei Meter weit. Die<br />

Bremse bleibt angelegt, damit<br />

der Reifen fett auf den Asphalt drückt. Beim Lösen<br />

federt der Reifen vorn aus und die Kontaktfläche verkleinert<br />

sich. Also bleib drauf!<br />

Ich bin kein Beinchen-Baumler. Ich hab’s mal versucht<br />

und wäre fast aufs Maul gefallen. Ich wollte wissen,<br />

was es bringt – mir mal gar nichts! Als wir noch<br />

Teamkameraden waren, hat Valentino das nur selten<br />

gemacht. Eigentlich nur, wenn es so ein „Oh Scheiße,<br />

jetzt bin ich aber zu schnell“-Moment war.<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 65


BRADLEY<br />

SMITH<br />

Die Bremstechnik<br />

hängt stark von der<br />

jeweiligen Kurve ab.<br />

Wenn ich hinten gut<br />

an die Bremse komme,<br />

bevor ich das Gas<br />

zudrehe, bremse ich leicht hinten mit. Dann<br />

gebe ich dem Bike eine Millisekunde Zeit,<br />

um sich zu stabilisieren, während ich das Gas<br />

zudrehe. Dann lange ich erst in die Vorderbremse,<br />

nachdem ich vom Gas bin, statt<br />

das gleichzeitig zu machen. Das würde zu<br />

viel Unruhe ins Bike bringen, die voll auf<br />

die Gabel ginge.<br />

Da wir keine Kupplung mehr brauchen, können<br />

wir uns ganz darauf konzentrieren, unser<br />

Körpergewicht so weit wie möglich nach<br />

hinten zu schieben. Ich häng mein Bein nicht<br />

raus. Stattdessen drücke ich mit beiden Ballen<br />

gegen die Fußrasten und klemme mich<br />

gegen den Tank, damit das Bike so gerade<br />

wie möglich bleibt. Dann schaltest du die<br />

Gänge runter.<br />

Jetzt, nachdem du im passenden Gang bist,<br />

versucht du, das Bike ein klein wenig hinten<br />

anzustellen. Mit der Hinterradbremse lässt<br />

du das Bike leicht sliden. Sobald es rutscht,<br />

stehst du mehr auf die Bremse, damit es weiter<br />

rum kommt. Je mehr du die Vorderradbremse<br />

löst, desto stärker verzögerst du mit<br />

der Hinterradbremse, bis du den Punkt erreicht<br />

hast, an dem du die Bremsen löst, deinen<br />

Kurvenspeed fährst und dann die Front<br />

entlastest, indem du wieder Gas anlegst.<br />

Wir experimentieren heftig mit der Motorbremsen-Elektronik.<br />

Dabei versucht man so<br />

viel Gewicht wie möglich auf dem Hinterrad<br />

zu halten, denn dort liegt am meisten Reifen<br />

auf dem Asphalt und das bremst am besten.<br />

Ich hänge mein Bein nicht raus, weil es mein<br />

Motorrad instabil macht. Wenn ich dagegen<br />

auf die Rasten drücke, geht die Energie ins<br />

Bike. Ein rausgestrecktes Bein aber führt die<br />

Energie auf eine Seite. Ich verstehe, warum<br />

einige Jungs das machen, denn mit dem Bein<br />

kann man auch mehr Gewicht aufs Hinterrad<br />

bringen. Dann funktioniert es wie ein Anker<br />

in der Luft und drückt das Hinterrad wieder<br />

auf den Boden. Vielleicht bremst es auch<br />

über den Luftwiderstand etwas mehr, aber<br />

eigentlich stört es die gyroskopischen Kräfte<br />

– das ist die Absicht. So lässt sich das Bike<br />

mit rausgestrecktem Bein leichter einlenken.<br />

Auf der Honda kann man das besser brauchen<br />

als auf der Yamaha, denn die RC 213 V<br />

hoppelt leichter. Die Fahrer strecken das<br />

Bein raus und etwas nach hinten, bringen das<br />

Rad so wieder runter und können höheren<br />

Kurvenspeed fahren. Meine Yamaha ist so gut<br />

ausbalanciert, dass diese Fahrtechnik für<br />

mich keinen Sinn macht.<br />

66 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


LORENZO<br />

BORTOLOZZO VON<br />

BREMBO<br />

Die neuen 340er-Scheiben erlauben<br />

20 Prozent mehr Bremskraft, aber<br />

die größeren Scheiben sind in erster<br />

Linie aus Sicherheitsgründen zugelassen.<br />

Sie drücken die Temperatur<br />

der Scheiben um etwa 100 Grad Celsius gegenüber den<br />

320er-Karbonscheiben. Auf manchen Kursen werden die<br />

800 Grad heiß, aber in Motegi letztes Jahr waren es über<br />

900 Grad und dieses Jahr in Jerez hatten wir auch schon<br />

sehr hohe Temperaturen, speziell bei den größeren Jungs<br />

wie Crutchlow und Petrucci. Wenn die Scheiben so heiß<br />

werden, oxidiert das Karbon und die Reibrate der Scheiben<br />

und Beläge lässt dramatisch nach – dann wird’s gefährlich.<br />

Die großen Scheiben sind nur blöd beim Wechseln<br />

der Räder. Ab 2016 fahren wir 17-Zoll-Reifen anstelle<br />

der jetzigen 16,5-Zöller – damit wird es einfacher.<br />

Gegenwärtig bestehen unsere Bremssättel aus einem<br />

Aluminium-Lithium-Gemisch, das in der Luftfahrt sehr<br />

verbreitet, fantastisch hart und leicht ist. Aber diese<br />

Sättel werden aus Kostengründen bald verboten sein.<br />

Ab 2015 müssen die Zangen aus normalem Aluminium<br />

bestehen. Einige Leute fordern Stahlscheiben im MotoGP.<br />

Wir sind dagegen. Karbonscheiben sind bis zu 800 Grad<br />

absolut sicher, Stahl dagegen ist bei 600 Grad am Ende.<br />

28.11. Preview-Day


<strong>PS</strong>-WISSEN<br />

FÜRS<br />

GEFÜHL<br />

Harte Bremsmanöver<br />

setzen ein gutes Bremsgefühl<br />

voraus. Die<br />

Bremspumpe trägt<br />

maßgeblich dazu bei.<br />

Text: Robert Glück; Fotos: Jahn (2),<br />

M<strong>PS</strong>-Fotostudio (3), R. Glück (1)<br />

Wenn es ums Bremsen am Limit<br />

geht, sind sich alle einig: Mädchen<br />

bremsen weich und früh, Männer<br />

hart und spät. Aber wie geht das mit<br />

dem späten, effizienten Bremsen?<br />

Ausschlaggebend für ein spätes<br />

Bremsmanöver ist die Zuversicht,<br />

dieses auch unbeschadet zu überstehen.<br />

Und dafür muss man zum<br />

einen wissen, was auf der Bremse<br />

überhaupt geht, zum anderen muss<br />

man spüren, was in der aktuell<br />

herrschenden Situation auf der<br />

Bremse noch machbar ist.<br />

Grundsätzlich überträgt ein<br />

Vorderrad kurz vor der Blockiergrenze<br />

die höchste Bremskraft auf<br />

den Asphalt und bietet damit für<br />

die höchstmögliche Verzögerung.<br />

Nur muss ich eben auch spüren, wann<br />

ein Vorderrad am Limit ist. Die Rückmeldung<br />

von Reifen, Gabel und Bremse<br />

ist also entscheidend. Dieses Feedback<br />

ist die „passive“ Signalebene, die beim<br />

Fahrer ankommt und verarbeitet werden<br />

muss. Die zweite Ebene, die „aktive“,<br />

mit der wir die Bremsung steuern<br />

und auf die Rückmeldung reagieren,<br />

Schon seit einiger Zeit auf<br />

dem Markt und auch für<br />

den Straßenbetrieb bestens<br />

geeignet: Brembos RCS 19-<br />

Handpumpe mit variabler<br />

Hebelumlenkung<br />

Brandneu auf dem Markt<br />

und ab sofort beim Händler:<br />

die Magura HC³. Sie bietet<br />

einen exzentrisch gelagerten<br />

Hebelpunkt mit drei<br />

verschiedenen Stellungen<br />

68 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


wird maßgeblich über den Druck im<br />

Bremssystem und damit hauptsächlich<br />

über die Bremspumpe gesteuert. Mit<br />

ihr stehen wir beim Bremsen in permanentem<br />

Kontakt. Ihr Hebel ist der Angriffspunkt<br />

unserer Kraft und damit Bremsdruck<br />

30 bar<br />

das einzige Instrument, mit dem wir<br />

unsere Geschwindigkeit auf die kommende<br />

Fahrsituation anpassen können.<br />

Um so wichtiger ist daher das Gefühl,<br />

das eine Bremse an unsere Sensorik<br />

übermittelt.<br />

An Motorrädern kommen zwei<br />

verschiedene Bauarten von Handbremspumpen<br />

(siehe Kasten rechts)<br />

zum Einsatz – bei Sportlern mittlerweile<br />

fast ausschließlich die radialen<br />

Versionen, denn sie liefern aufgrund<br />

ihrer günstigeren Hebelmechanik eine<br />

bessere Rückmeldung und ein besseres<br />

Bremsgefühl. Da Gefühle der individuellen<br />

Wahrnehmung unterliegen,<br />

bieten Brembo und Magura mit RCS 19<br />

und HC³ Handpumpen an, die sich auf<br />

den persönlichen Geschmack einstellen<br />

lassen. Zum Beispiel, um eine<br />

Bremse auf Regenrennen anzupassen.<br />

Das erreichen beide durch die Änderung<br />

der Hebelübersetzung, die auf<br />

den Bremskolben wirkt.<br />

Brembo geht dazu einen mechanisch<br />

einfachen Weg. Mittels exzentrischer<br />

Lagerung der Schubstange, die<br />

auf den Bremskolben wirkt, verkürzen<br />

oder verlängern sie den Gesamthebelweg<br />

des Bremshebels. Wegen der geänderten<br />

Hebellänge ändert sich für<br />

den Fahrer die Bedienkraft der Bremse,<br />

so wird ein größerer oder kleinerer<br />

Bremskolbendurchmesser simuliert.<br />

Der Nachteil des Systems: Durch die<br />

veränderte Stellung der Schubstange<br />

wirkt diese nicht immer gleich auf den<br />

Bremskolben, sondern besitzt in einer<br />

Position eine leichte Schiefstellung.<br />

Magura umgeht dieses Problem mit<br />

einer aufwendigeren Konstruktion. An<br />

der HC³ wird mit der exzentrischen Lagerung<br />

des Bremshebels dessen Länge,<br />

damit der Hebelweg und somit das<br />

Bremsgefühl verändert. Dank der immer<br />

gleichen, weil exakt mittigen Einleitung<br />

der Bremskraft auf den Bremskolben,<br />

verändert sich hier ausschließlich<br />

der Hebelweg. Es kommt keine Reibung<br />

in der Bremspumpe hinzu, die<br />

durch einen einseitig (schief) beaufschlagten<br />

Bremskoben entsteht.<br />

Weitere, gravierende Unterschiede:<br />

Die Magura simuliert drei Kolbendurchmesser,<br />

besitzt somit den breiteren<br />

Einstellbereich und kostet 799 Euro,<br />

während die RCS 19 nur zwei Kolbendurchmesser<br />

simuliert und mit 3<strong>09</strong><br />

Euro deutlich günstiger ist.<br />

20 mm<br />

150 mm<br />

Handkraft 100 N<br />

Ø 18 mm (2,5 cm 2 )<br />

Ø 16 Konventionelle mm<br />

Handbremspumpe:<br />

(2,0 cm 2 )<br />

Das mechanische Übersetzungsverhältnis<br />

(Hebelarme 150 Handkraft und 25 mm) 100 N<br />

verstärkt die Handkraft um das 6-fache.<br />

Der im Vergleich zur Radialpum-<br />

Bremsdruck<br />

30 bar<br />

pe kleinere 16er-Bremskolben erzeugt<br />

bei Betätigung ebenfalls einen<br />

Bremsdruck von zirka 30 bar<br />

150 mm<br />

25 mm<br />

Bei Brembo wird der Anlenkpunkt<br />

des Bremskolbens am Bremshebel<br />

per Stellschraube verändert und so<br />

ein anderes Bremsgefühl erzeugt<br />

NACHRÜST-RADIALPUMPE<br />

Mittlerweile haben Supersportler radiale<br />

Bremspumpen meist serienmäßig an<br />

Bord. Wessen Bike das nicht hat, kann<br />

nachrüsten. Zum Beispiel mit der Nissin<br />

MCBR 19. Diese Handpumpe wird nahezu<br />

baugleich auch an diversen Suzuki<br />

GSX-R-Modellen (ab Baujahr 2004) oder<br />

aktuellen Honda Fireblades verwendet.<br />

Die Griffweite ist sechsfach verstellbar,<br />

Radiale Bremspumpe: Die größere,<br />

7,5- fache Hebelübersetzung (Hebelarme<br />

150 und 20 mm) erlaubt die Verwendung<br />

eines größeren 18-mm-Bremskolbens, der<br />

Handkraft 100 N<br />

bei weniger Hub den selben hydraulischen<br />

Ø 18 mm (2,5 cm 2 )<br />

Bremsdruck von zirka 30 bar aufbaut. Subjektiv<br />

30 bar ergibt diese Kombination eine feinere<br />

Dosierbarkeit bei gleicher Bremswirkung<br />

Ø 16 mm<br />

(2,0 cm 2 )<br />

Bremsdruck<br />

30 bar<br />

20 mm<br />

150 mm<br />

150 mm<br />

25 mm<br />

Handkraft 100 N<br />

Magura wählt eine aufwendigere Lösung.<br />

Hier wird der Anlenkpunkt des Bremshebels<br />

versetzt, die Ansteuerung des<br />

Bremskolbens bleibt im selben Winkel<br />

der externe Bremsflüssigkeitsbehälter<br />

inklusive Befestigungsmaterial und<br />

Schlauch sind im Lieferumfang enthalten.<br />

Angeboten wird die Nissin-Pumpe<br />

bei www.micronsystems.de für erstaunliche<br />

229 Euro (zzgl. Versandkosten).<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 69


<strong>PS</strong>-WISSEN<br />

AUF DEN<br />

PUNKT<br />

Wie bremse ich richtig? <strong>PS</strong> seziert den Bremsvorgang<br />

und gibt Tipps zu Bremspunkt, Bremsweg,<br />

der korrekten Selbsteinschätzung und zur richtigen<br />

Bedienung der Stopper am Vorderrad.<br />

Text: Robert Glück; Fotos: 2snap (1), Archiv<br />

Heftiges Bremsen ist für viele Straßenfahrer<br />

ein Grauen und sogar<br />

für einige Hobbyracer nicht mehr als<br />

ein notwendiges Übel. Nur ganz wenige<br />

Motorradfahrer haben Spaß am<br />

Bremsen, sehen es gar als die Kür des<br />

sportlichen Fahrens an. Warum nur?<br />

Weil starkes Bremsen auf der Straße<br />

sehr häufig mit Notsituationen verbunden<br />

ist. Und Notsituationen immer was<br />

mit Schreck, Erschrecken und dem Gefühl<br />

des Ausgesetztsein zu tun haben.<br />

70 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


WIE SCHRÄG GEHT ES AUF DER BREMSE?<br />

Seitenkräfte<br />

bei 57°<br />

Schräglage<br />

Rechtskurve<br />

10 %<br />

Beim Motorradfahren müssen die<br />

Reifen starke Kräfte übertragen. Zum<br />

einen die Umfangs- oder Längskräfte,<br />

die beim Bremsen und Beschleunigen<br />

entstehen, zum anderen die Seitenkräfte,<br />

die sich in Schräglage entwickeln.<br />

Das Verhältnis dieser Kräfte<br />

zueinander beschreibt der Kammsche<br />

Kreis (siehe Grafik rechts), benannt<br />

nach dem Stuttgarter Ingenieur<br />

Wunibald Kamm. Ein Motorradfahrer<br />

in Schräglage muss sich immer innerhalb<br />

dieses Kreises befinden, sonst<br />

fällt er auf die Nase.<br />

Der Kammsche Kreis zeigt, dass<br />

man bei moderaten Schräglagen fast<br />

die volle Brems- oder Beschleunigungskraft<br />

nutzen kann. Ab einer gewissen<br />

Schräglage aber verringern sich<br />

die übertragenen Längskräfte überproportional,<br />

und schon eine geringe<br />

Brems- oder Beschleunigungskraft<br />

genügt, um den Kreis zu verlassen.<br />

Der Kammsche Kreis wird umso<br />

kleiner, je weniger Haftung die Reifen<br />

haben. Deshalb reicht bei Nässe oder<br />

verschmutzter Fahrbahn schon ein<br />

kleiner Gasstoß, um das Hinterrad<br />

durchdrehen zu lassen oder eine geringe<br />

Schräglage, um wegzurutschen.<br />

Wo starke Kräfte<br />

sinnvoll walten<br />

Der Kammsche Kreis zeigt, welche<br />

Kräfte beim Beschleunigen, Bremsen<br />

und in Schräglage auf die Reifen einwirken.<br />

Die grünen Linien entsprechen<br />

einer zügigen Landstraßenfahrt. Bei 36<br />

Grad Schräglage sind noch 85 Prozent<br />

der Umfangskräfte möglich, so stark<br />

darf also gebremst oder beschleunigt<br />

werden. Die roten Linien zeigen eine<br />

85 %<br />

Umfangskräfte<br />

bei 36°<br />

Schräglage<br />

Nasskreis<br />

Trockenkreis<br />

Linkskurve<br />

Bremsen<br />

Beschleunigen<br />

Rennrunde mit 57 Grad Schräglage;<br />

jetzt bieten die Reifen nur zehn Prozent<br />

ihrer Umfangskräfte, was eine sehr gefühlvolle<br />

Beschleunigung oder Verzögerung<br />

erfordert, will man nicht aus dem<br />

Kreis und damit von der Piste fliegen.<br />

Auf Rennstrecken lassen sich<br />

extreme Schräglagen fahren.<br />

Wesent lich moderater sind die<br />

Schräglagen, die ein Motorradfahrer<br />

üblicherweise auf der Straße<br />

erreicht. Er sollte immer genug<br />

Reserven haben, um auf eine verschmutzte<br />

Fahrbahn oder Hindernisse<br />

sofort reagieren zu können<br />

Rennstrecke: 57°<br />

Landstraße: 36°<br />

Es ist schlichtweg unangenehm, auf<br />

Unvorhersehbares schnell reagieren<br />

zu müssen. Doch gerade deswegen ist<br />

es wichtig, richtig bremsen und vor<br />

allem seinen Bremsweg exakt einschätzen<br />

zu können. Letzteres ist sogar die<br />

Lebensversicherung schlechthin –<br />

schließlich kann man nur dann eine<br />

sichere Geschwindigkeit wählen, wenn<br />

man weiß, wie schnell man ist (siehe<br />

auch Kasten Seite 72) und wie lang<br />

der Bremsweg bei dem gefahrenen<br />

Tempo ausfällt. Wichtig dabei ist es zu<br />

wissen, dass der reine Bremsweg nicht<br />

dem Anhalteweg entspricht (siehe Grafik<br />

Seite 72/73). Diese Darstellung verdeutlicht<br />

eindrücklich, wie sich selbst<br />

bei perfekten Bedingungen (Bremsverzögerung<br />

von 9,7 m/s²) der reine<br />

Bremsweg aus 100 km/h von 41 Metern<br />

auf einen Gesamtanhalteweg von 71,6<br />

Metern verlängert, wenn diesem noch<br />

die Wegstrecke der Erkennungs-, Reaktions-<br />

und Bremsansprechzeit hinzuaddiert<br />

wird. Bedenkt man, wie kurz<br />

manche Gerade auf der Hausstrecke<br />

ausfällt und wie zügig man dort gerne<br />

unterwegs ist, kann es einem im Falle<br />

von Wildwechsel noch zum Anhalten<br />

reichen – muss es aber nicht!<br />

Richtig Bremsen muss man<br />

üben – wie alles im Leben<br />

Bremsen übt man am besten bei Sicherheits-<br />

oder Rennstreckentrainings,<br />

wie sie <strong>PS</strong> unter www.motorradonline.<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 71


Vollbremsung (Notfall) Bremsweg aus 100 km/h bis Stillstand mit einer Verzögerung von 9,7 m/s 2<br />

0 m 2,8 m<br />

25 m 30,6 m<br />

Erkennen<br />

0,1 s,<br />

2,8 m<br />

Reaktionszeit<br />

0,8 s,<br />

22,2 m<br />

Bremsansprechzeit<br />

0,2 s,<br />

5,6 m<br />

Bremsweg<br />

3,0 s,<br />

41 m<br />

0 m 10 m<br />

20 m 30 m 40 m 50 m<br />

Rennbremsung Bremsweg aus 250 km/h bis 100 km/h mit einer Verzögerung von 9,7 m/s²<br />

0 m 13,9 m<br />

Bremsansprechzeit<br />

0,2 s,<br />

13,9 m<br />

Bremsweg<br />

3,0 s,<br />

208,8 m<br />

0 m 10 m<br />

20 m 30 m 40 m 50 m<br />

Während Notbremsungen immer<br />

noch die Erkennungs- und<br />

Reaktionszeit beinhalten, fällt<br />

diese bei einer gewollten Bremsung<br />

weg. Das spart Strecke.<br />

SO SCHNELL IST<br />

MAN BEI:<br />

GESCHWINDIGKEIT STRECKE<br />

100 km/h 27,8 m/s<br />

150 km/h 41,7 m/s<br />

200 km/h 55,6 m/s<br />

250 km/h 69,4 m/s<br />

300 km/h 83,4 m/s<br />

de/action-team anbietet. Denn ein<br />

erfolgreiches Verzögerungsmanöver<br />

hängt von vielen Faktoren ab. Etwa von<br />

der richtigen Einschätzung der eigenen<br />

Geschwindigkeit, dem passend gesetzten<br />

Bremspunkt und der daraus resultierenden,<br />

korrekten Kurveneingangsgeschwindigkeit.<br />

Ein Bremspunkt muss immer ein<br />

Fixpunkt sein. Sprüche wie „Bremse am<br />

Schatten der Brücke“ sind tödlich, da<br />

sich der Schatten einer Brücke mit der<br />

Tageszeit verschiebt. Im schlimmsten<br />

Fall in Richtung Kurve! Diesen Bremspunkt<br />

sollte man dann zuverlässig treffen.<br />

Was sich leicht anhört, ist schwer<br />

zu realisieren. Nehmen wir zum Beispiel<br />

das deutsche Rennstrecken-<br />

Wohnzimmer Oschersleben. Wer hier<br />

auf der Start-Ziel-Geraden mit 260<br />

km/h (so zum Beispiel bei einer 1.32-<br />

min-Runde) am Bremspunkt ankommt<br />

(unter der Brücke), der bewegt sich mit<br />

mehr als 70 Meter pro Sekunde über<br />

den Asphalt. Verpasst man den gewählten<br />

Bremspunkt aus welchem Grund<br />

auch immer, wird es ganz schön eng,<br />

will man mit 110 km/h in die nächste<br />

Links einbiegen. Vor allem, wenn man<br />

bedenkt, dass die obige Skizze die optimale<br />

Bremsverzögerung von 9,7 m/s²<br />

(wie sie das ABS einer BMW HP4 im<br />

Slick-Modus realisiert) und eine reine<br />

Geradeaus-Bremsung zugrunde legt.<br />

Egal, ob es nun eng wird oder nicht,<br />

hartes Bremsen beginnt immer – und<br />

KENNE DEINEN SPEED<br />

Merkt euch eins: Nur wer weiß, wie<br />

schnell er ist, kann auch richtig bremsen!<br />

Hört sich vielleicht komisch an, ist<br />

aber so. Warum? Weil deine auf der Geraden<br />

gefahrene Geschwindigkeit und<br />

die richtige Kurveneingangsgeschwindigkeit<br />

zusammenhängen. Das Bremsmanöver<br />

Ende der Geraden verknüpft<br />

sie. Nun darfst du aber die Kurveneingangsgeschwindigkeit<br />

nicht mit spätem<br />

Bremsen verwechseln – denn das eine<br />

hat mit dem anderen nichts zu tun. Es<br />

erklärt sich leicht, wenn du darüber<br />

einmal nachdenkst. Wenn du deine Geschwindigkeit<br />

überschätzt und deswegen<br />

zu früh bremst, bist du in und meist<br />

sogar schon vor der Kurve zu langsam.<br />

Dann lenkst du entweder zu früh ein<br />

oder die anderen kassieren dich als<br />

Pausensnack. Unterschätzt du dagegen<br />

deinen Speed, lenkst du im besten Fall<br />

zu spät ein und versaust dir die Linie.<br />

Oder du schaffst es gerade noch in die<br />

Kurve hinein, aber nicht mehr hindurch.<br />

Der korrekte Bremspunkt und die<br />

richtige Intensität der Bremsung sind<br />

also ausschlaggebend für einen passenden<br />

Einlenkpunkt und eine saubere,<br />

schnelle Linie. Das Geheimnis des perfekten<br />

Bremsens besteht darin, den<br />

Bremspunkt präzise zu wählen und an<br />

ihm entsprechend den Anker zu werfen.<br />

Und das ist keine leichte Aufgabe, wenn<br />

man bedenkt, dass man bei 200 km/h<br />

55,6 Meter pro Sekunde zurücklegt und<br />

bei 250 km/h bereits 69,4 Meter. Wenn<br />

du bei 250 km/h also nur um eine Zehntelsekunde<br />

zuckst, bist du bereits knapp<br />

sieben Meter weiter – und dazu noch<br />

schneller. Kenne also deinen Speed!<br />

Andy Ibbot, Chef-Coach der<br />

CSC und langjähriger Trainer<br />

von Grand Prix-Fahrern<br />

72 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


60 m 70 m<br />

71,6 m<br />

UNTER DRUCK<br />

Diese Zeichnung verdeutlicht, wie stark die dynamische Radlast<br />

den Vorderreifen beim Bremsen auf den Asphalt presst.<br />

Das grün umrandete Feld zeigt die Reifenaufstandsfläche bei<br />

Geradeausfahrt mit konstanter Geschwindigkeit. Die rot und<br />

grün markierten Flächen zusam men zeigen die Aufstandsfläche<br />

bei einer Vollbremsung mit maximalem Anpressdruck<br />

des Reifens – er wird bis auf das Dreifache auseinandergequetscht<br />

und liefert so deutlich mehr Haftung.<br />

222,7 m<br />

60 m 70 m 210 m 220 m<br />

230 m<br />

absolut ohne Ausnahme – mit dem weichen<br />

Anlegen der Beläge. Denn blitzartiges<br />

Zuhauen der Vorderradbremse<br />

hat böse Folgen: Das Rad blockiert,<br />

die stabilisierenden Kreiselkräfte fallen<br />

weg und Sturzgefahr droht! Wer in den<br />

ersten Millisekunden des Bremsvorgangs<br />

die Beläge sanft an die Scheiben<br />

anlegt und dann herzhaft den Bremsdruck<br />

steigert, erreicht Folgendes: Die<br />

Gabel taucht langsamer ab, der Vorderreifen<br />

nimmt den durch die steigende<br />

Radlast entstehenden Druck auf und<br />

verbreitert seine Auflagefläche (siehe<br />

Kasten oben rechts) auf dem Asphalt<br />

und kann so größere Bremskräfte übertragen.<br />

Nähert man sich nun mit maximalem<br />

Bremsdruck dem Einlenkpunkt,<br />

gilt es, die Bremse ebenso sanft wieder<br />

zu lösen. Denn erstens kann man mit<br />

modernen Reifen schön tief in die Kurve<br />

hineinbremsen, und zweitens wird<br />

man nicht vom schlagartig wegfallenden<br />

Aufstellmoment (sofern der Reifen<br />

es hat) überrascht.<br />

Heftiges und effizientes Bremsen<br />

ist also keine Hexerei, sondern Übungssache.<br />

Und das Tolle daran ist: Fühlt<br />

man sich einmal auf der Bremse wohl,<br />

macht es sogar richtig fetten Spaß.<br />

NEU!<br />

BrEmsEN UNd KUppElN<br />

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Die brandneue HC 3 von MAGURA verbessert die Brems- und<br />

Kupplungskontrolle in beeindruckender Weise. Mit der patentierten<br />

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KOLUMNE<br />

Foto: photo-2U, Glück, Archiv (4)<br />

Vom Fluch und Segen der elektronischen Helfer einer BMW HP4, der Gleichschaltung von Hobby-<br />

Racern und der teuren Erkenntnis, dass auf der Bremse viel, aber nicht alles geht<br />

WER BREMST,<br />

GEWINNT<br />

Der richtige Bremspunkt macht auf der Rennstrecke<br />

den Matchwinner. Hier spielt der Fahrer mehr noch<br />

als anderswo die entscheidende Rolle.<br />

Der richtige Bremspunkt und das<br />

perfekte Verzögern eines Bikes<br />

auf der Rennstrecke werden für uns<br />

Hobby-Racer immer wichtiger. Warum?<br />

Unsere Mitstreiter und wir selbst<br />

haben uns an funktionierende Traktionskontrollen<br />

gewöhnt und können<br />

plötzlich ohne Angst, früh und heftig<br />

beschleunigen. Früher brauchte man<br />

„cojones“ am Kurvenausgang, um<br />

Konkurrenten, Kollegen oder Kumpels<br />

mit einem beherzten Zug am Gasgriff<br />

zu dis tanzieren. Heute wird das auf<br />

gleichwertigen Bikes immer schwieriger.<br />

Klar kann beim Gasgeben immer<br />

noch was schiefgehen, doch das Risiko<br />

ist dank Elektronik auf einen Bruchteil<br />

reduziert. Selbst wenn wir diese Disziplin<br />

perfekt beherrschen, gewinnen<br />

wir hier gegenüber einem weniger Geübten<br />

maximal Zehntel-, wenn nicht gar<br />

nur Hundertstelsekunden.<br />

Beispiel gefällig? Anfang September<br />

2012 präsentierte BMW die HP4<br />

auf dem GP-Kurs von Jerez. Am Fahrtag<br />

das übliche Prozedere: Die Journalisten<br />

gingen in 10-Sekunden-Abständen auf<br />

die Strecke. Zum einen, damit jeder alleine<br />

an den rund um die Strecke postierten<br />

Fotografen vorbeikommt, zum<br />

anderen, um Überholmanöver zu vermeiden.<br />

Normalerweise sehe ich zu,<br />

dass ich ganz vorne in der Schlange<br />

stehe; das garantiert freie Fahrt. Dies<br />

misslang mir in einem der Turns, und<br />

gut zwei Drittel der Kollegen starteten<br />

vor mir ins Runde – auf identischem<br />

Material mit identisch eingestellten<br />

Traktionskontrollen.<br />

Sogar der bärtige Ulf zog<br />

bärenmäßig am Gas<br />

Was ich dann erlebte, war wie ein Markenpokal-Rennen,<br />

bei dem ich aus der<br />

Boxengasse starten musste. Aus den<br />

Ecken heraus drehten die Kollegen<br />

am Hahn, als gäbe es kein Morgen<br />

mehr. Sogar der bärtige Ulf<br />

aus München – im normalen<br />

Leben als Alpenkreuzer und<br />

Gipfelstürmer unterwegs –<br />

zog am Scheitelpunkt jeder<br />

Kurve bärenmäßig am Kabel.<br />

Furchtlos beschleunigend briet er Runde<br />

um Runde um den Kurs.<br />

Jerez steht hier stellvertretend für<br />

alle Rennstrecken. Dank effektiver TCs<br />

und dem Wissen darum sind mittlerweile<br />

auch Normalos beim Gasaufziehen<br />

auf Zack. Will man an ihnen vorbei,<br />

gelingt das am besten auf der Bremse.<br />

Denn trotz eines unglaublichen Race-<br />

ABS an der BMW setzten die Kollegen<br />

ihre Bremspunkte sehr konservativ.<br />

Spätes Bremsen hat etwas mit dem<br />

Überwinden von Angst zu tun. Und mit<br />

sehr viel Übung. Die Angst wird immer<br />

mitfahren, lässt sich aber mit Übung<br />

auf ein gesundes Maß reduzieren. Dennoch<br />

blockiert uns diese Angst ums<br />

nackte Überleben auf der Bremse.<br />

Sorgt dafür, dass wir viele Meter verschenken,<br />

haufenweise Zeit vor jeder<br />

Kurve liegen lassen. Ein rutschendes<br />

Hinterrad fängt man noch einigermaßen<br />

gut ein, ein rutschendes Vorderrad<br />

nicht. Aber: Wenn man seinen Bremspunkt<br />

richtig setzt, wenn man weiß,<br />

wie lange das Bike zum Abbremsen<br />

braucht, wenn man sich ein Gespür<br />

für Geschwindigkeit, Bremsdruck und<br />

Reifenhaftung antrainiert hat, dann<br />

stehen einem Tür und Tor offen.<br />

Und so wunderten sich manche<br />

Kollegen in Jerez doch, wie spät man<br />

mit einer HP4 wirklich bremsen kann.<br />

Allerdings ist auch auf der Bremse<br />

irgendwann das Ende der Fahnenstange<br />

erreicht, wie ich nur kurz nach dem<br />

HP4-Erlebnis erkennen durfte: Ich startete<br />

in der SuperClassiX-Rennserie auf<br />

einer tollen Honda Fireblade von 1992.<br />

Mit ihr konnte ich meinen deutlich<br />

stärker motorisierten Hauptrivalen in<br />

den trockenen Rennen auf der Bremse<br />

sicher in Schach halten. Im Regen<br />

dann allerdings nicht mehr. Da fehlten<br />

mir dann das Talent, die Übung und/<br />

oder das Race-ABS der BMW HP4.<br />

Robert Glück, <strong>PS</strong>-Redakteur<br />

„Im Zeitalter von Traktionskontrolle<br />

und ABS ist die Bremse das<br />

effektivste Mittel auf der Strecke“


Sonntag auf der Piste.<br />

Montag auf dem iPad.<br />

Dienstag im Briefkasten.<br />

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Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 70162 Stuttgart. Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer: Dr. Volker Breid, Norbert Lehmann. Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso erfolgen<br />

durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Heino Dührkop, Dr. Michael Rathje, Düsternstraße 1, 20355 Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />

Das Angebot gilt derzeit nur in Deutschland.<br />

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LESER-AUFRUF<br />

HER MIT DEN<br />

SCHÄTZEN!<br />

Auf der Essen Motor<br />

Show sollen in diesem<br />

Jahr die Motorräder<br />

eine kräftige<br />

Stimme bekommen.<br />

Deshalb<br />

brauchen<br />

wir Sie und<br />

Ihr bestes<br />

Stück!<br />

Nicht mehr nur <strong>PS</strong>-strotzende Vierräder,<br />

sondern auch sportliche<br />

Bikes sollen auf der Essen Motor Show<br />

vom 29.11 bis 7.12.<strong>2014</strong> echte Fans<br />

von Verbrennungsmotoren in die Ruhrmetropole<br />

locken. Damit dies auch gelingt,<br />

haben wir von <strong>PS</strong> uns als neuem<br />

Partner der Essen Motor Show entschlossen,<br />

die heißesten Motorräder<br />

unserer Leser dort auf der exklusiven<br />

<strong>PS</strong>-Speedbike-Show auszustellen. Wir<br />

suchen deshalb Ihre umgebauten<br />

Sportler, getunten Naked Bikes oder<br />

reinrassigen Rennboliden. Dazu sollten<br />

Sie uns Bilder ihres Motorrades und eine<br />

knappe Beschreibung der Umbauten<br />

und Tuning-Maßnahmen schicken.<br />

Die Jury aus <strong>PS</strong>-Redaktion und Messe<br />

trifft eine Vorauswahl. Sie, liebe Leser,<br />

können dann auf unserer Facebook-<br />

Seite entscheiden, welche zehn Leser-<br />

Motorräder dann neben weiteren<br />

Rennmaschinen und Umbauten auf<br />

dem Stand stehen und die Blicke auf<br />

sich ziehen werden. Unter den Finalisten<br />

verlosen wir wertvolle Sachpreise<br />

vom Satz Reifen bis zur Lederkombi.<br />

Bewerbungsmails bis 1. Oktober <strong>2014</strong><br />

an ps@motorpresse.de. Wir freuen uns<br />

auf Ihre Bewerbung!<br />

Foto: fact<br />

76 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


111 JAHRE MOTORRAD!<br />

DIE EXTRASTARKE<br />

JUBILÄUMSAUSGABE.<br />

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SPORT<br />

TRIUMPH-CUP<br />

UND -CHALLENGE<br />

NIX GEHT ÜBER<br />

DRILLINGE<br />

Des Deutschen liebster Hobbyracing-Antrieb?<br />

Dreizylinder von Triumph. Über 70 Teilnehmer<br />

rocken diese Saison die Challenge und den Cup.<br />

Text: Matthias Schröter; Fotos: A. Glänzel, B. Gramm, M. Jahn<br />

Das gab es in der inzwischen<br />

seit 2008 andauernden Erfolgsgeschichte<br />

der Triumph-<br />

Hobbyrennserien noch nie:<br />

Über 70 Starter trafen sich im Hockenheimer<br />

Motodrom. All time high. Virales<br />

Marketing via daytona-675.de und dem<br />

t5-net.de sowie die tatkräftige, nimmermüde<br />

Werbung von Challenge-Mitinitiator<br />

Thomas Rothmund zeigten<br />

Wirkung. Inklusive Gaststarter nahmen<br />

46 (!) T-Challenger die Herausforderung<br />

Hockenheim an. Wer hätte das<br />

vor sagen wir einmal zehn Jahren<br />

gedacht, dass Triumph mal so eine<br />

sportliche Dominanz entwickeln würde?<br />

Wahrscheinlich der Triumph-Cup-<br />

Mann der ersten Stunde Uli Bonsels, im<br />

Hauptberuf bei Triumph für Presse und<br />

Technik zuständig, der schon 2004 geahnt<br />

haben muss, welcher große Wurf<br />

seinem Arbeitgeber mit der 2005 präsentierten<br />

Daytona 675 und ihrer kleinen<br />

Schwester, der Street Triple gelingen<br />

würde, die 2007 folgte.<br />

Wie erfolgreich diese beiden Baureihen<br />

sind, das zeigt vor allem die<br />

T-Challenge eindrucksvoll. Startberechtigt<br />

sind alle sportlichen Triumph,<br />

dominiert wird die Serie von Daytona<br />

675, wobei auch ganz alte und liebevoll<br />

gepflegte Schätzchen aus dem ersten<br />

Modelljahr 2006 noch Chancen aufs<br />

Podium haben. Thomas Rothmund belegte<br />

das im zweiten Lauf mit einem<br />

zweiten Platz sehr eindrucksvoll mit<br />

seiner in Ehren ergrauten 675. Wenig<br />

überraschend, dass Franky Heidger,<br />

erfolgreichster T-Cup-Starter der Neuzeit,<br />

für <strong>2014</strong> eine neue Herausforderung<br />

in just dieser T-Challenge suchte.<br />

Leistungsmäßig ist er mit seiner nahezu<br />

serienmäßigen Cup-Street Triple<br />

natürlich etwas unterlegen. Was Heidger,<br />

gestählt in über 25 Jahren Profirennsport,<br />

mit Fahrkönnen kompensiert<br />

und sich überraschend die Poleposition<br />

sicherte. Rang zwei im ersten Lauf<br />

war eine Demonstration von Fahrkunst;<br />

1.53er-Rundenzeiten mit einem 105-<strong>PS</strong>-<br />

Motorrad auf dem Highspeed-Kurs in<br />

Hockenheim sind für normale Hobbyfahrer<br />

gleichbedeutend mit dem Reich<br />

der Fabeln. Schade für Heidger, dass<br />

er im zweiten Lauf von einem Kollegen<br />

abgeräumt wurde, der sich beim Anbremsen<br />

dramatisch überschätzt hatte.<br />

Franky war aber beileibe nicht der einzige<br />

Pechvogel. So ist das halt im Rennsport.<br />

Viele Fahrer mit einem beseelten<br />

78 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


Lächeln im Gesicht, einige eher betrübt,<br />

manche sogar zum Check ins<br />

Krankenhaus, glücklicherweise ohne<br />

größere Blessuren. Größter Pechvogel<br />

des Wochenendes: Max Riebe, der es<br />

nach gutem Training gerade mal in die<br />

Startaufstellung von T-Challenge-Rennen<br />

eins schaffte, selbige aber kurz vor<br />

dem Start mangels Vortrieb schiebend<br />

verlassen musste. Null Punkte für einen<br />

der Meisterschafts-Mitfavoriten waren<br />

ganz sicher nicht der Plan, vor allem,<br />

wenn Sportskamerad Michael Kunz<br />

souverän zwei Laufsiege und die volle<br />

Punktzahl herausfährt.<br />

Dieses Kunststück war dem T-Cup-<br />

Kollegen Gabriel Noderer beim Saisonauftakt<br />

der Serie auf dem Sachsenring<br />

Ende Mai gelungen. Alle Vorzeichen<br />

deuteten auf eine Wiederholung dieses<br />

Coups hin, hätte das Hockenheimer<br />

Wetter nicht just vor dem ersten T-Cup-<br />

Lauf für Kapriolen gesorgt. Als Regenrennen<br />

ausgerufen, standen die Fahrer<br />

vor der kniffligen Wahl der richtigen<br />

Reifen. Regen oder Slick?<br />

Kurz vor dem ersten Aufruf zum<br />

Rennen war die Piste weitgehend<br />

trocken, somit setzten viele Fahrer auf<br />

Slicks. Pünktlich nach der ersten<br />

Durchsage begann es zu tröpfeln. Hektische<br />

Betriebsamkeit in den Boxen. Jedenfalls<br />

bei Teilen des T-Cup. Umrüsten<br />

auf Regenreifen. Die Jungs schwitzten<br />

und bekamen teils just in time die Räder<br />

umgebaut. Einige montierten nicht.<br />

Weil sie Regen grundsätzlich ablehnen.<br />

Und nicht in einen zweiten Satz Felgen<br />

investiert haben. Cup-Urgestein Hajo<br />

Ammermann beispielsweise gehört<br />

dieser Fraktion an. Oder eben Titelfavorit<br />

Noderer. Der pokerte. Viele andere<br />

mit ihm. Und verzockten sich grandios.<br />

Ein für T-Cup-Verhältnisse geradezu<br />

minimalistisches Startfeld ging auf die<br />

Reise und dezimierte sich durch Stürze<br />

noch weiter. Lohn der Angst für alle,<br />

die ins Ziel kamen: heißbegehrte Punkte.<br />

Und zum wiederholten Male eine<br />

eindrucksvolle Machtdemonstration<br />

von Ole Bartschat, dem Regengott des<br />

T-Cups. Der sich souverän den Laufsieg<br />

holte, gefolgt von zwei alten Windgesichtern,<br />

denen Regen ganz besonders<br />

zu liegen scheint: Uli Bonsels und<br />

Harald Kaufmann, beide Ü50, zeigten<br />

der jungen Garde mal eben, wie man<br />

im Nassen sicher und schnell Motorrad<br />

fährt. Bonsels wünschte sich denn<br />

auch für den Rest der Saison vor allem<br />

eines: Regen. Eher unwahrscheinlich,<br />

dieser Wunsch.<br />

01<br />

02<br />

Der zweite Lauf des T-Cup bei optimalen,<br />

da trockenen Bedingungen,<br />

rückte das Kräfteverhältnis dann wieder<br />

zurecht. Noderer mit einem Beinahe-Start-Ziel-Sieg<br />

vor dem Eidgenossen<br />

Erich Peter, T-Cup-Sieger 2013, und<br />

Altstar Leo Neels, der nebenbei eindrucksvoll<br />

belegte, dass auch Street<br />

Triple-Modelle aus den Jahren 2008 bis<br />

2010 noch für Podiumsplätze gut sein<br />

können. Ebenfalls Zeichen für die Ausgewogenheit<br />

im T-Cup.<br />

01 Volle Starterfelder<br />

in Hockenheim und beim<br />

T-Cup-Auftakt am Sachsenring<br />

Ende Mai. Hartes,<br />

aber faires Hobbyracing<br />

vom Feinsten<br />

02 New comer Gabriel<br />

Noderer (links) heißt<br />

der aktuelle T-Cup-Chef<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 79


Oschersleben <strong>2014</strong>, die Halbzeit der<br />

Rennsaison, entpuppte sich für einige<br />

Triumph-Hobbyracer dann als gefühlte<br />

Wiederauferstehung, nachdem der Saisonstart<br />

alles andere als geplant verlaufen<br />

war. Tim Holtz ist so ein Beispiel.<br />

Der jüngste T-Cupper ever wurde nach<br />

bärenstarker Saisonvorbereitung<br />

schon als der kommende Meister gehandelt.<br />

Dann folgte ein Sturz infolge<br />

Technikdefekt im ersten Rennen am<br />

Sachsenring und die traurige Abreise<br />

vor dem zweiten Lauf, da der Fehlerteufel<br />

nicht zu finden war. Null Punkte<br />

für Holtz. Der harte Boden der Tatsachen.<br />

In Hockenheim schien das<br />

Pech weiter an den Stiefeln des Blondschopfs<br />

zu kleben, da Holtz im ersten<br />

Lauf zur Slick-Fraktion gehört hatte.<br />

Das Aus noch vor dem Start. Lauf zwei<br />

entschädigte mit Rang vier.<br />

Und nun also Tims Hausstrecke<br />

Oschersleben. Die Rennen fünf und<br />

sechs der Saison stehen an. In seinem<br />

Wohnzimmer. Die Erwartungen wieder<br />

hoch. Der Druck auch. Tim nimmt es<br />

cool. Holt sich die Poleposition – und<br />

zwei blitzsaubere, überlegene Laufsiege,<br />

jeweils mit schnellster Rennrunde.<br />

Demonstration seines Talents.<br />

Die T-Cupper werden wohl nicht mehr<br />

lange Spaß an Tims Darbietungen<br />

haben. In der Form ruft die IDM-Supersport.<br />

Das gilt auch für den T-Cup-<br />

Leader Gabriel Noderer, der Holtz in<br />

Oschersleben nicht Paroli bieten konnte.<br />

Er habe keinen Druck, kenne die<br />

anspruchsvolle Strecke noch nicht so<br />

gut und freue sich über die Punkte für<br />

die Meisterschaft, bilanzierte der<br />

Youngster sein Rennwochenende.<br />

Das Niveau in beiden Triumph-Serien<br />

ist inzwischen mehr als beachtlich.<br />

Auch über Platz zehn freuen sich T-<br />

Cupper wie Bolle. Marcus Walz war im<br />

zweiten Lauf so ein Beispiel. „Endlich<br />

wieder Top Ten“, jubelte der hauptberufliche<br />

Custombike-Bauer, dessen<br />

Saison bislang auch von Höhen und<br />

Tiefen geprägt war, beinahe schon<br />

überschwänglich bei der Siegerehrung.<br />

Das darf er auch, schließlich<br />

braucht es dafür konstante 1.37er-Zeiten.<br />

Die gibt es nicht geschenkt. Im T-<br />

Cup blieben in Oschersleben bis zu 15<br />

Fahrer unter der für Hobbyracer magischen<br />

1.40er-Marke. Mit einem rund<br />

100 <strong>PS</strong> starken Dreizylinder, wohlgemerkt.<br />

Das spricht für hoch motivierte<br />

Fahrer, für optimale Reifen (Bridgestone<br />

Slick V01) und fantastische Fahrwerkspartner<br />

(Öhlins DTC und Lars<br />

Sänger von Motorradkte). Nicht zu vergessen<br />

in diesem Zusammenhang, die<br />

Profi-Coaches: In Oschersleben war<br />

Arne Tode zwei Tage lang im Dauereinsatz,<br />

um T-Cuppern und T-Challengern<br />

zu besseren Rundenzeiten zu verhelfen<br />

inklusive ausführlichem Streckenrundgang<br />

am Freitagabend.<br />

Die Triumph-Crew ließ es sich dann<br />

am Samstagnachmittag trotz der Bruthitze<br />

nicht nehmen, das Gelernte in der<br />

Praxis beim 3-Stunden-Lauf des German<br />

Endurance Cups zu festigen und<br />

für Top-Resultate zu sorgen (T-Challenger<br />

Franky Heidger mit den T-Cuppern<br />

Tim Holtz und Hajo Ammermann mit<br />

Die Boom-Hobbyrennserie Triumph-Challenge: im Schnitt<br />

deutlich über 40 Starter. Gaststarter sind immer willkommen.<br />

Der Suzuki GSX-R-Cup ist ähnlich beliebt, die Konzepte<br />

der Serien sind sich ähnlich. Ein möglichst einfaches<br />

Reglement steht aktuell hoch im Kurs der Fahrer<br />

01 02<br />

01 Held der Arbeit: Christian Furrer fuhr das 3-Stunden-<br />

GEC-Rennen in Oschersleben solo, 98 lange Runden spulte<br />

der Schweizer alleine ab<br />

02 Triumphs T-Challenge- und T-Cup-Racer im viel<br />

bestaunten Castrol-Werkslook<br />

80 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


einem Podestplatz, beispielsweise).<br />

Und natürlich hatten die Rennsportgötter<br />

auch für die Sprintrennen der<br />

T-Challenge wieder so einiges an<br />

Schicksalhaftem parat. Max Riebe folgte<br />

das Pech aus Hockenheim zielstrebig<br />

bis in die Magdeburger Börde, nachdem<br />

zunächst mit einer fein rausgefahrenen<br />

Poleposition alles nach einem<br />

Durchmarsch ausschaute. Doch schon<br />

in der dritten Runde des ersten Rennens<br />

rutschte Riebe auf dem eigenen<br />

Kühlwasser ins Aus. Die Kopfdichtung<br />

hatte sich verabschiedet. Zum zweiten<br />

Lauf konnte er gar nicht mehr antreten.<br />

Besser ging es im Vergleich Michael<br />

Kunz, der 25 Punkte einheimste, da<br />

Doppellaufsieger Dirk Schnieders als<br />

Gaststarter ohne Punkte blieb und Uwe<br />

Geist, der nach einem Hockenheim-<br />

Wochenende zum Vergessen endlich<br />

mit dem dritten Platz belohnt wurde.<br />

In Lauf zwei ließ „Man of the Weekend“<br />

Uwe Geist dann überhaupt nichts anbrennen<br />

und holte sich souverän den<br />

größten Pokal gefolgt von Matthias<br />

Neukirch und Thomas Rothmund.<br />

Dahinter kam sensationell Tom Dick<br />

ins Ziel, der genau wie viele andere<br />

schnelle Old Guns in der T-Challenge<br />

noch überhaupt keine Lust auf Sonntagsspaziergänge<br />

nebst Kaffeekränzchen<br />

hat und seine Zeit lieber mit anderen<br />

Gleichgesinnten auf den Rennstrecken<br />

verbringt. 2015 möchte Dirk<br />

Schnieders die entspannte und kameradschaftliche<br />

Stimmung im Triumph-<br />

Cup übrigens regelmäßig genießen. Die<br />

T-Challenge darf sich auf einen fairen<br />

und schnellen Teilnehmer freuen.<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 81


Die europaweit größte Vereinigung von ak<br />

ESSEN MOTOR SHOW<br />

Die Essen Motor Show ist traditionell der Abschluss und das<br />

letzte Highlight der Rennsport-Saison: Neben zahlreichen Ausstellern<br />

gibt es in jedem Jahr auch eine interessante Sonderschau.<br />

In diesem Jahr ist das Thema ‚Formel 1 made in Germany’.<br />

Hier sollen Fahrzeuge von deutschen Fahrern, Teams und<br />

Herstellern gezeigt werden, und davon gab es ja auch neben<br />

den großen Herstellern Mercedes, BMW und Porsche so einige<br />

– wie beispielsweise Zakspeed, Rial, ATS, Eifelland… Das<br />

dürfte mit Sicherheit spannend werden.<br />

Dazu kommen noch weiteren Highlights zu Themen wie Oldtimer<br />

und Classic Cars, Automobil-Design und Hot Rods und<br />

Bikes. Selbstverständlich ist der DSK auch wieder selbst vor Ort<br />

und die DSKLer dürfen sich über vergünstigte Tickets freuen.<br />

Also am besten im Terminkalender schon mal einen Tag zwischen<br />

dem 29.11. und 07.12. blocken. Wir sehen uns in Essen!<br />

Motorsport im gesellschaftlichen Wandel<br />

Wenn man wie ich den Motorsport<br />

seit vielen Jahrzehnten<br />

erlebt und begleitet, registriert<br />

man den gesellschaftlichen<br />

Wandel. Vor und nach dem<br />

zweiten Weltkrieg dominierte<br />

der adlige oder zumindest elitäre<br />

‚Herrenfahrer‘, der die Kosten<br />

aus eigener Tasche trug.<br />

Mit dem Aufstieg der vor allem<br />

britischen Motorsportindustrie,<br />

dem Aufkommen von Werbung<br />

und der Professionalisierung<br />

DSK-Präsident<br />

Dr. Karl-Friedrich Ziegahn entstand zunehmend die Zwei-<br />

Klassen-Gesellschaft der Profis<br />

und Amateure. Nach der sogenannten Ölkrise wuchs<br />

öffentlicher Druck gegen das als ‚sinnlos‘ angesehene<br />

‚im Kreise Herumfahren‘. Sportfahrer galten als weniger<br />

intelligent, akademische Kreise distanzierten sich.<br />

Erst mit Beginn der Schumacher Ära zeigten sich die<br />

oberen Schichten wieder im Umfeld des Motorsports,<br />

drängten sich Politiker ins Rampenlicht.<br />

Und heute? Motorsport wird als Sinnbild für neue<br />

Technologien, Innovationen und Zukunftsfähigkeit<br />

wahrgenommen. Hersteller und Teams demonstrieren<br />

EDITORIAL<br />

die technischen Errungenschaften in Rallye und Rennen. Riesige<br />

Marketing-Budgets und Kommunikationsanstrengungen<br />

begleiten diesen Prozess.<br />

Hybridantriebe, alternative Kraftstoffe, Leichtbau und Hochleistungselektronik<br />

finden ihren Weg in den Wettbewerb. Heuer<br />

demonstrierten dies besonders die 24 Stunden von Le Mans.<br />

Auch der Breitensport profitiert davon, zum Beispiel in den vielen<br />

Markenserien wie Opel Adam-Rallye-Cup, Volkswagen Scirroco<br />

Cup, Mini Trophy oder Porsche Sports Cup. Dazuhin outen<br />

sich Menschen als Race-Fans, von deren Status man das früher<br />

nicht erwartet hätte. Was mich aber besonders freut ist der<br />

Nachwuchs auch unter den Konstrukteuren und Entwicklern.<br />

Bestes Beispiel gibt der ‚Formula Student‘-Wettbewerb. Wer<br />

hier mitmacht, hat einen Pluspunkt im Lebenslauf. Ein Netzwerk<br />

ehemaliger Studenten erobert die Automobilwirtschaft. Oder<br />

wie es die Personalchefin eines Weltkonzerns ausdrückte: Wir<br />

sehen uns die Bewerber genau an – ein Engagement bei den<br />

studentischen Rennteams ist ein Unterscheidungsmerkmal.<br />

Motorsport ist in der heutigen Gesellschaft nicht nur angekommen<br />

sondern ein Eintritt in die ‚Community‘. In diesem Sinne<br />

wünsche ich allen DSK-lern eine enthusiastische Zukunft im<br />

und rund um den Motorsport!<br />

Herzlichst Euer<br />

ÜBER DEN DSK<br />

Mit fast 13.000 Mitgliedern ist der Deutsche Sportfahrer<br />

Kreis e.V. die europaweit größte Vereinigung<br />

von aktiven Fahrern und Motorsport-Fans – und das<br />

mit langer Tradition. 1958 wurde der DSK mit dem<br />

Ziel gegründet, den Motorsport – und vor allem die<br />

Sicherheit in selbigem – zu fördern und zu verbessern<br />

und als Bindeglied zwischen Fahrern, Organisationen<br />

und Funktionären zu agieren. Zu den prominentesten<br />

Gründungsmitgliedern gehört Wolfgang Graf Berghe<br />

von Trips. Dabei setzt sich der DSK damals wie heute<br />

für die gleichen Ziele ein.<br />

Heute, mehr als 55 Jahre nach der Gründung, bestimmen<br />

die Themengebiete Sicherheit, Fairness und<br />

Zukunftsfähigkeit die Arbeit des DSK. Das elfköpfige<br />

Team rund um Präsident Dr. Karl-Friedrich Ziegahn hat<br />

zusammen einen Erfahrungsschatz aus mehr als 250<br />

Jahren Motorsport – ob als Fahrer bei Rundstreckenoder<br />

Bergrennen, im Rallyesport oder als Funktionär<br />

hinter den Kulissen; die Präsidiumsmitglieder kennen<br />

sich in der Szene aus.<br />

MITGLIED WERDEN<br />

Mitglied werden ist ganz einfach: Besuchen Sie und im Internet<br />

unter www.dskev.de und klicken Sie im rechten Bereich<br />

der Webseite auf den entsprechenden<br />

Menüpunkt – oder scannen Sie mit<br />

Ihrem Mobiltelefon den rechts abgedruckten<br />

Code ein, der Sie automatisch<br />

auf die richtige Seite weiterleitet.<br />

PARTNER<br />

Bikes, die übers Wasser fliegen<br />

®<br />

Am 19. Juli machten die Red Bull X-Fighters –<br />

die prestigeträchtigste FMX-Tour der Welt –<br />

Station im Münchner Olympiapark, um die<br />

Fans mit ihrer spektakulären Show zu begeistern.<br />

Und schon bevor die Biker überhaupt da<br />

waren, sorgten die Veranstalter dafür, dass den<br />

18.000 Besuchern etwas geboten wurde, was<br />

sie noch nie zuvor gesehen hatten: eine FMX-<br />

Strecke auf dem Wasser! Im Olympiasee!<br />

Eine Weltpremiere, für die 260 Pontons mit insgesamt<br />

2000 Tonnen Erde bedeckt wurden.<br />

Was für ein Spektakel! Übers Wasser fliegende<br />

Bikes – so was hatte die FMX-Welt bisher in der<br />

Tat noch nie erlebt. Die Folge. Jeder Fahrer<br />

musste den Nachweis bringen, dass er schwimmen<br />

konnte – und erstmals bei einem FMX-<br />

Event musste die Wasserrettung vor Ort sein.<br />

Und die ungewöhnliche Location trieb ganz offensichtlich<br />

sowohl die Fans als auch die Fahrer<br />

zu Höchstleistungen an. Auf den Tribünen<br />

herrschte eine Stimmung wie selten zuvor, und<br />

die Fahrer flogen gefühlt noch höher, weiter<br />

und spektakulärer als sonst.<br />

Erfreulich aus deutscher Sicht: Der erst 16-jährige<br />

Luc Ackermann – mit einer Wildcard am<br />

Start – holte als Vierter gleich das beste Resultat<br />

eines Deutschen bei den Red Bull X-Fighters.<br />

„Ich hätte nie gedacht, dass ich soweit<br />

komme“, jubelte der Jüngste im Feld anschließend.


DSK NACHRICHTEN<br />

tiven Fahrern und Motorsport-Fans mit über 13.000 Mitgliedern<br />

Alle woll‘n zum Sachsenring<br />

Während die Formel 1 in Deutschland mit enormem<br />

Zuschauerschwund zu leben hat, gilt für den deutschen<br />

MotoGP-Lauf genau das Gegenteil: 2<strong>09</strong>.408<br />

Zuschauer strömten Mitte Juli an den Sachsenring,<br />

um den Zweiradartisten auf der Berg-und-Tal-Bahn<br />

bei Chemnitz zuzujubeln und sorgten damit für eine<br />

weitere Steigerung der Besucherzahlen gegenüber<br />

2012 und 2013. Und das, obwohl am gleichen Wochenende<br />

das für Deutschland so erfolgreiche Finale<br />

um die Fußball-Weltmeisterschaft stattfand.<br />

Die, die gekommen waren, erlebten wie immer am<br />

Sachsenring Stimmung und spektakulären Motorsport<br />

vom Feinsten. Und konnten beim von den Machern<br />

des Rennens organisierten Public Viewing auch<br />

das Spiel um den dritten Platz und das WM-Finale live<br />

miterleben.<br />

Leider wurde die zuvor fröhliche und ausgelassene<br />

Stimmung rund um die Strecke am Samstagabend<br />

durch einen tödlichen Unfall überschattet: im Qualifying<br />

zur Seitenwagen-WM kam das erfahrene Duo<br />

Kurt Hock / Enrico Becker von der Strecke ab und<br />

knallte in die Leitplanken. Das Gespann ging in Flammen<br />

auf, Becker verstarb noch am Unfallort und<br />

Hock wurde schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert,<br />

soll sich aber mittlerweile auf dem Weg der<br />

Besserung befinden. Den Hinterblieben von Enrico<br />

Becker gilt unser ganzes Mitgefühl, Kurt Hock wünschen<br />

wir eine baldige und vollständige Genesung.<br />

Sportlich verpasste Stefan Bradl den Zuschauern im<br />

MotoGP-Lauf ein wahres Wechselbad der Gefühle.<br />

Mit einem taktischen Schachzug, der erst ein wahres<br />

Husarenstück zu sein schien, sich aber letztlich als<br />

Eigentor allererster Güte erwies.<br />

„Kurz vor dem Rennen hatte es zu regnen begonnen“,<br />

berichtete der Deutsche, der als einziger Fahrer<br />

mit Slicks aus den ersten drei Reihen von der Startaufstellung<br />

aus startete, nach dem Rennen, „und<br />

nach zwei Besichtigungsrunden auf Regenreifen haben<br />

wir uns dazu entschieden, in der Startaufstellung<br />

zu Slicks zu wechseln“, erklärte er. „Ich dachte, dass<br />

die Strecke schnell abtrocknen würde. Im ersten Moment<br />

hatten wir scheinbar einen Vorteil, aber in der<br />

Startaufstellung hatten wir Probleme, die Gabel vorn<br />

auf trocken zu wechseln. Die Zeit hat einfach nicht<br />

gereicht. Ich bin mit dem Regen-Setting auf Slicks ins<br />

Rennen gestartet, das war ein wahrer Poker.“<br />

So lag Bradl zwar in den ersten Runden deutlich in<br />

Führung, wurde dann aber von einem Fahrer nach<br />

dem anderen aufgeschnupft und kam letztlich nur<br />

auf dem enttäuschenden 16 Platz ins Ziel.<br />

„Ich hätte ja wie die Anderen aus der Boxengasse<br />

starten können, dann wäre das Motorrad fertig gewesen“,<br />

ärgerte sich Bradl. „Dieser Fehler tut mir<br />

leid. Ich war pro Runde drei Sekunden langsamer,<br />

weil das Setting nicht passte. Ich bin gerade sprachlos,<br />

mein schlechtestes Heimrennen überhaupt. Ich<br />

möchte den Fans aber für die tolle Unterstützung an<br />

diesem Wochenende danken.“<br />

Und wie immer in den vergangenen Jahren sorgten<br />

die Veranstalter erneut dafür, dass den Fans vor Ort<br />

auch abends, wenn die Motoren schwiegen, reichlich<br />

was geboten wurde. In der Karthalle, nicht weit vom<br />

Sachsenring-Haupteingang gelegen und auch<br />

Schauplatz des Public Viewing, stieg an allen drei Tagen<br />

eine Party mit reichlich Live-Musik und den DJs<br />

des Radiosenders MDR JUMP.<br />

Jeder einmal hat die SRM (Sachsenring-Rennstrecken-Management<br />

GmbH) ganze Arbeit geleistet<br />

und eine tolle Veranstaltung auf die Beine gestellt.<br />

Bittet aber dennoch alle Besucher um Kritik und Anregungen,<br />

damit der deutsche Lauf zur MotoGP<br />

2015 noch besser wird.<br />

www.sachs-race-engineering.de<br />

Siebene im<br />

achten Streich?<br />

Am 23. August ist es soweit. Dann werden<br />

die deutschen Langbahn-Fahrer in Finnland<br />

versuchen, den Mannschafts-WM-Titel zum<br />

siebten Mal nach Deutschland zu holen.<br />

Sechs Mal in Folge – von 2007 bis 2012 –<br />

war der Truppe dieses Kunststück gelungen,<br />

doch im vergangenen Jahr musste sie sich<br />

mit Platz vier begnügen. Diese Scharte auf<br />

der ansonsten makellosen deutschen WM-<br />

Weste soll nun ausgewetzt werden, und die<br />

Mannschaft ist überzeugt davon, dass dieses<br />

Ziel auch erreicht wird.<br />

„2013 war ein Fingerzeig, dass auch andere<br />

Nationen sich weiterentwickelt haben“,<br />

sagt Teammanager Josef Hukelmann, „doch<br />

ich denke – bei allem Respekt vor den Gegnern<br />

– wir können es schaffen, erneut Gold<br />

zu holen.“<br />

Und dieser Optimismus ist nicht unbegründet:<br />

Die erfahrenen Enrico Janoschka, Jörg<br />

Tebbe und Stephan Katt werden dieses Jahr<br />

von einem extrem erfolgreichen jungen Wilden<br />

verstärkt: dem erst 18-jährigen Erik Riss,<br />

der in der WM als bester Deutscher auf Platz<br />

zwei liegt – nur fünf Punkte hinter dem<br />

WM-Leader Jannick de Jong.<br />

IMPRESSUM<br />

Geschäftsstelle: Karl-Wirth-Str. 16, 76694 Forst, Tel. 07251-<br />

30284-0, Telefax 07251-30284-19 Internet: http://www.<br />

dskev.de E-Mail: info@dskev.de Präsident: Dr. Karl-Friedrich<br />

Ziegahn Vizepräsidenten: Karl-Heinz Stümpert, Friedhelm Kissel<br />

Schatzmeister: Reinhard Michel Schriftführer: Hans-Walter<br />

Kling Präsidialmitglied zbV.: Armin Schwarz Beisitzer: Altfrid<br />

Heger, Johannes Scheid, Ralf Waldmann, Jutta Beisiegel, Sabine<br />

Fischer Redaktion: Nicolaus C. Koretzky, Patrik Koziolek,<br />

Thorsten Schlottmann Fotografen: Jochen Merkle, Jörg Schanz,<br />

Miguel Villa, Superbike*IDM, Audi AG


SPORT<br />

MOTOGP<br />

84 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


WIE<br />

MACHT<br />

Sieben Weltmeister<br />

fragen den<br />

Wunderknaben des<br />

MotoGP, wie er<br />

es schafft, bei<br />

unmöglichen<br />

Manövern sitzen zu<br />

bleiben und so<br />

souverän seine<br />

Rennen zu gewinnen.<br />

Text: Mat Oxley; Fotos: 2snap<br />

ER DAS?<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 85


Was gibt es Besseres, als sieben hochdekorierte Grand Prix-Legenden den unglaublichen<br />

Marc Márquez interviewen zu lassen, um ihm die ultimative Frage zu stellen? Wir haben<br />

Valentino Rossi, Wayne Rainey, Kenny Roberts, Freddie Spencer, John Surtees, Mick Doohan<br />

und Giacomo Agostini gebeten, uns ihre ultimative Frage an den aktuellen MotoGP-<br />

Weltmeister zu schicken. Márquez hat sich über die Idee sehr gefreut und war von der Liste<br />

der Fragesteller beeindruckt, die zusammen 45 WM-Titel und 395 GP-Rennen gewonnen<br />

haben. „Das Level ist nicht so schlecht“, lachte der Spanier, schenkte uns exklusive<br />

20 Minuten am Sachsenring und kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus.<br />

VALENTINO ROSSI<br />

Der neunfache GP-Weltmeister<br />

(125/250/500/MotoGP) ist der Einzige,<br />

der noch gegen Marc Márquez antritt.<br />

? Ich will unbedingt wissen, wie<br />

er so tief in die Kurven hineinbremsen<br />

kann und das Bike immer noch<br />

unter Kontrolle hat. Letztes Jahr<br />

war er viel aggressiver, richtig brutal<br />

auf den Bremsen, aber jetzt sieht<br />

das sehr souverän aus, er bremst<br />

noch viel tiefer hinein und bringt sich<br />

noch weniger in Schwierigkeiten.<br />

Daran hat er viel gearbeitet und seinen<br />

Stil ganz umgestellt. Marc, bitte<br />

erkläre mir das!<br />

! Letztes Jahr war es für mich<br />

schwierig, das Limit des Vorderreifens<br />

zu finden. Dieses Jahr mit dem<br />

neuen Chassis und dem neuen Setup<br />

können wir sehr spät bremsen und<br />

den Druck auf dem Vorderrad bis zum<br />

letzten Moment hochhalten, bis wir<br />

eingebogen sind. Der Vorderreifen<br />

rutscht dabei über die ganze Phase.<br />

Ich mag das, weil ich so genau das Limit<br />

spüre. Jetzt ist das Motorrad auch<br />

sehr viel besser bei welligem Untergrund,<br />

was zusätzlich Vertrauen gibt.<br />

Dazu gehe ich selbst viel weicher an<br />

die Bremsen. Und ich bin insgesamt<br />

fitter als vor einem Jahr, sodass ich<br />

besser nach hinten sitzen kann.<br />

WAYNE RAINEY<br />

Der dreifache 500er-Weltmeister interessiert<br />

sich für den Drift am Kurveneingang<br />

– kein Wunder, der Kalifornier<br />

kommt vom Dirt Track.<br />

? Mich interessiert, wie du das<br />

Motorrad mit der Hinterhand einlenkst.<br />

Am Einlenkpunkt passt man seine<br />

Geschwindigkeit an und dort verliert<br />

man gern das Vorderrad. Ob es eine<br />

schnelle oder eine langsame Kurve<br />

ist; Marc fährt so viel schneller als die<br />

anderen hinein und kommt damit durch.<br />

Die Leute denken, er macht das per<br />

Slides. Für mich sieht es aber so aus,<br />

als würde er einlenken und genau im<br />

kritischen Moment ein bisschen Druck<br />

vom Vorderreifen nehmen, wenn der<br />

richtig viel Last abbekommt. Er baut<br />

also wohl nicht nur Speed mit dem slidenden<br />

Hinterrad ab, sondern stellt es<br />

so an, dass Druck von vorne weggeführt<br />

wird – sonst würde er dauernd stürzen.<br />

In Barcelona fiel mir Kurve 9 auf – die<br />

Rechts auf die Gegengerade. In der<br />

letzten Runde fuhr er dort extrem<br />

schnell, stellte als einziger das Bike<br />

an, was verdammt schwer ist, denn die<br />

9 ist eine sehr schnelle Kurve – bergauf!<br />

Er wusste, das ist entscheidend,<br />

denn er wollte den anderen beiden<br />

(Rossi und Pedrosa – die Red.) keine<br />

Chance geben, besser aus der Kurve zu<br />

kommen und ihn in der nächsten Links<br />

ausbremsen zu können. Meine Frage<br />

also: Stellst du das Hinterrad an, um<br />

vor allem die Front statt nur das Heck<br />

zu kontrollieren?<br />

! Mein Stil kommt aus der Moto2<br />

Dort hatten wir viele Probleme mit<br />

Chattering. Zudem war der Kurveneingang<br />

mit der Suter kritisch. Fuhr man<br />

mit viel Bremse rein, konnte man leicht<br />

stürzen. Aus dem Grund habe ich mir die<br />

Slides angewöhnt, um die Front besser<br />

in den Griff zu bekommen und Gewicht<br />

vom Vorderrad zu nehmen. Das half mir<br />

in der Moto2, und ich hab das im MotoGP<br />

einfach beibehalten. Allerdings ist das<br />

im MotoGP nicht so einfach, denn mit<br />

den Bridgestone-Reifen ist man damit<br />

nicht automatisch schneller. Deshalb<br />

mache ich solche Manöver nur in ganz<br />

bestimmten Kurven, vor allem wo sehr<br />

hart gebremst wird oder ein paar Kurven<br />

in Brünn, die auch viel Druck am Vorderrad<br />

erzeugen. Da slide ich mit dem<br />

Hinterrad.<br />

An die Szene in Barcelona erinnere ich<br />

mich gut. Das ganze Wochenende hatte<br />

ich dort Probleme mit der Front. Da ist<br />

es sehr wellig und ich spürte viel Bewegung<br />

im Reifen. In der letzten Runde<br />

sagte ich mir: hart bremsen und den<br />

Ausgang perfekt vorbereiten! Also habe<br />

ich sehr spät gebremst, wusste aber,<br />

dass ich es ohne Hinterrad nicht genug<br />

verzögert bekomme, denn da ist es ja so<br />

wellig. Ich hab es hinten mächtig angestellt,<br />

das Motorrad damit punktgenau<br />

angehalten und kam sehr gut aus der<br />

Kurve. Das ist riskant, aber es hat perfekt<br />

funktioniert. Sliding ist in der Moto2<br />

viel einfacher, denn Chassis und Reifen<br />

sind softer. So slidest du, machst die<br />

Bremse auf und bringst das Motorrad in<br />

Position. Im MotoGP geht das nicht so<br />

einfach, denn du musst den Bridgestone-Vorderreifen<br />

richtig rannehmen, um<br />

das Bike auszurichten. Manchmal lässt<br />

du die Bremse los, spürst, wie es über<br />

das Vorderrad schiebt und schon ist das<br />

Bike in der richtigen Position. Ein andermal<br />

lässt du die Bremse los, der Reifen<br />

gript aber noch und du gehst ganz weit.<br />

Außerdem kann man dieses Manöver<br />

nicht in jeder Kurve probieren, sonst<br />

überhitzt dein Hinterreifen. Normal<br />

kriegt der richtig Feuer am Ausgang,<br />

aber wenn er am Eingang, mittendrin<br />

und hinten raus voll mitarbeiten muss,<br />

ist das zu viel Stress für den Reifen.<br />

86 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


KENNY ROBERTS<br />

Roberts revolutionierte in den<br />

1970ern den Fahrstil im GP ähnlich<br />

wie Márquez heute. Etwa auch durch<br />

ein radikales Setup?<br />

? Für mich sieht es so aus, als<br />

stimme Márquez sein Bike ein bisschen<br />

so ab, wie ich das damals gemacht<br />

habe, denn es zappelt hinten<br />

ganz schön herum, bevor er es in den<br />

Drift zwingt, es wieder aufrichtet und<br />

davondüst. Zu meiner Zeit konnten die<br />

japanischen Testfahrer mein Bike gar<br />

nicht fahren, weil mein Lenkkopfwinkel<br />

so steil war, dass das Bike sofort<br />

reagierte und sich unter ihnen herausschlug.<br />

Ich konnte keinen Standard-Lenkungsdämpfer<br />

dranmachen<br />

– mein Motorrad ließ sich im Fahrerlager<br />

nicht rangieren, so steif war<br />

mein Dämpfer.<br />

Ich habe das Bike immer vorn ganz<br />

leicht gemacht, sodass es in langsamen<br />

Kurven über- und in schnellen<br />

Kurven untersteuerte. So konnte ich<br />

das Bike in langsamen Bögen abbremsen,<br />

richtete es aus und weiter<br />

ging‘s mit Vollgas. Er scheint das auch<br />

zu machen: Mit Gewicht auf dem Vorderrad<br />

in die Kurve, wenn das Bike<br />

dann zu tanzen beginnt, nimmt er es<br />

eben fester in die Hand.<br />

Als ich fuhr, war mein Vorderbau in<br />

den schnellen Kurven immer leicht.<br />

Das Bike untersteuerte und begann<br />

über die Front zu rutschen. In dem<br />

Moment gab ich dann Gas. Dann<br />

kommt die Maschine nämlich hinten<br />

rum und der Slide nimmt Gewicht vom<br />

Vorderrad. Das lernt man im Dreck.<br />

Wenn es hinten rutscht, kannst du sie<br />

vorn richtig rannehmen. Meine Frage<br />

also: Spielt das die große Rolle, wenn<br />

du dein Bike abstimmst? Dein Bike<br />

tanzt und bockt zwar, aber es macht<br />

dich offensichtlich schneller.<br />

! Eigentlich mag ich es nicht, wenn<br />

mein Bike vorn zu steil steht. Ich kann<br />

das nicht erklären, aber so habe ich<br />

kein großes Vertrauen in die Front. Das<br />

Bike ließe sich so schon leichter einlenken,<br />

aber normalerweise mag ich<br />

keinen allzu steilen Lenkkopfwinkel.<br />

Das hängt natürlich auch von der Strecke<br />

ab. Mugello ist speziell, denn das<br />

Bike muss in allen Kurven optimal<br />

funktionieren. Da nehmen wir das<br />

Heck über den Schwingendrehpunkt<br />

hoch und senken vorn ab. Für so ein<br />

gut einlenkendes Bike opfert man dann<br />

Stabilität, weshalb es auf den Geraden<br />

viel anstrengender zu fahren ist, aber<br />

man trotzdem keine Zeit liegen lässt.<br />

Damit muss ich als Fahrer umgehen<br />

können, es härter anzufassen, aber<br />

trotzdem schnell damit zu sein.<br />

Wenn die Lenkerenden zappeln, stemme<br />

ich mich in die Rasten. Wenn du<br />

das machst, bewegt es sich zwar vorn<br />

immer noch, aber wenigstens bleibt<br />

hinten alles stabil. In schnellen Kurven<br />

lenke ich das Bike gern mit dem Hinterrad,<br />

aber davor muss man die Front<br />

belasten. Das ist der kritischste Moment.<br />

Diesen Moment will ich so<br />

schnell als möglich hinter mich bringen<br />

und den Rest dann mit hinten erledigen.<br />

Dazu lässt du es vorn kurz rutschen<br />

und machst dann das Gas auf.<br />

FREDDIE SPENCER<br />

„Fast Freddie“ besaß irres Talent und<br />

war bis Márquez der jüngste Champ<br />

der Königsklasse. Er will mehr über<br />

Vorderrad-Tricks wissen.<br />

? Ich wüsste gern, was du für deine<br />

absolute Stärke hältst. Besonders<br />

beim Kurveneingang interessiert mich,<br />

wie ihm das ausgerichtete Bike hilft,<br />

gleich Gas geben zu können. Dazu<br />

braucht es mehr als Können. Es ist sein<br />

Fokus, wie er das genau methodisch<br />

vorbereitet und jede Kurve neu denkt.<br />

Es geht darum, wie er das Motorrad<br />

ums Vorderrad dreht und wie schnell<br />

er das bewerkstelligen kann. Es sieht<br />

so aus, als würde er es übertreiben,<br />

über jedes Grip-Level am Vorderreifen<br />

hinausgehen, mit Speed und Rutschern<br />

spielen. Das habe ich in meiner Jugend<br />

auch täglich im Hinterhof geübt: Genau<br />

zu wissen, wann der Reifen rutscht, um<br />

in dem Moment sofort mit Bremse, Gas<br />

und Schräglage das Motorrad richtig zu<br />

drehen.<br />

! Meistens möchte ich das Rutschen<br />

des Vorderreifens spüren, die Slides,<br />

denn so spüre ich das absolute Limit.<br />

Mit dem extrem steifen Bridgestone ist<br />

das wie gesagt nicht so einfach. Du lässt<br />

die Bremse los und – nichts, es rutscht<br />

einfach nicht. Ist es holprig, kann es aber<br />

ganz plötzlich und aggressiv kommen.<br />

Das alles in ganz kurzer Zeit zu fühlen,<br />

ist wahnsinnig schwierig.<br />

Manchmal ist es auch so, dass es vorn<br />

rutscht und es sich besser lenken lässt,<br />

aber das Motorrad will nicht anhalten.<br />

Dann musst du die Bremse aufmachen<br />

und gehst einen weiten Bogen. In solchen<br />

Momenten die Bremse wieder anzulegen<br />

ist riskant, und man muss sehr<br />

vorsichtig sein, denn dann kommt das<br />

Hinterrad etwas hoch und der Highsider<br />

in die Kurve hinein droht.<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong> 87


JOHN SURTEES<br />

Der siebenfache Weltmeister<br />

(350/500) fuhr noch mit Kontaktunterbrecher-Zündung,<br />

weshalb die<br />

heutige Elektronik für ihn völlig unerklärlich<br />

ist.<br />

? Heute sind die Dinge so viel anders<br />

als damals zu meiner Zeit. Was<br />

mich interessiert ist, wie Marc der<br />

Elektronik so vertraut, als würde sie<br />

immer das tun, was er sich wünscht –<br />

egal ob in voller Schräglage oder<br />

beim Gasaufziehen. Ich weiß, dass sie<br />

das nicht immer tut.<br />

! Ich glaube, der Einsatz der Elektronik<br />

macht nicht wirklich schnell. Sie<br />

hilft bei der Sicherheit, aber ich nutze<br />

sie nicht, um schneller zu werden. Du<br />

weißt, die Helfer sind da, aber mit einem<br />

neuen Hinterreifen zum Beispiel<br />

ist es schwierig, die Traktionskontrolle<br />

auszulösen. Du spürst, wie dich die<br />

Traktionskontrolle einbremst, wenn<br />

der Reifen gegen Ende des Rennens<br />

verbraucht ist oder im Nassen. Du<br />

spürst das auch eher in langen Kurven,<br />

wie Montmelo in Barcelona, dann können<br />

die Cuts durch die Elektronik auch<br />

zu viel Unruhe in das ganze Bike leiten.<br />

Deshalb ist es meist besser, solche<br />

Momente über den Gasgriff zu lösen,<br />

sodass die Traktionskontrolle gar nicht<br />

nötig ist. Viele sagen, ich würde die<br />

Elektronik viel weniger benützen als<br />

andere, aber da bin ich mir ehrlich gesagt<br />

nicht so sicher, denn die Einstellungen<br />

von meinem Teamkollegen Dani<br />

Pedrosa sind ganz ähnlich.<br />

MICK DOOHAN<br />

„Quick Mick“ gewann fünf 500er-Titel<br />

in Folge und nahm auch schon den Fuß<br />

von der Raste. Das lag aber an seinem<br />

steifen Fuß, was soll das also heute?<br />

? Immer mehr Jungs strecken auf<br />

der Bremse ihr Bein raus. Manchmal<br />

sieht es so aus, als täten sie das einfach<br />

nur so. Ist es also nötig, das Bike mit<br />

dem Bein unten zu halten?<br />

! Für mich fühlt sich das Bike etwas<br />

stabiler an, wenn ich das Bein rausstrecke.<br />

Ich mach das nur mit dem linken<br />

Bein, obwohl ich mein rechtes Bein fürs<br />

Bremsen auf einer geraden Linie nicht<br />

immer brauche. Die Hinterradbremse<br />

nutze ich ja hauptsächlich beim Einbiegen.<br />

Ich halte also das linke Bein raus<br />

und es fühlt sich alles stabiler an, so, als<br />

würde es besser bremsen. Ich weiß nicht<br />

warum, vielleicht ist es das Extra an<br />

Luftwiderstand, das abbremst, und dieser<br />

Wind drückt dich fester ins Motorrad.<br />

Aber ich habe auch das Gefühl, dass sich<br />

das Bike leichter einlenken lässt.<br />

88 <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong>


Name:<br />

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GIACOMO AGOSTINI<br />

Der Rekord-Weltmeister mit 15 Titeln (350/500) wurde<br />

über Jahre von Rossi gejagt. Jetzt sieht es aber so aus,<br />

als hätte Rossi keine Chance mehr auf weitere Titel.<br />

Doch Márquez ist jung und hungrig. Ist also Giacomos<br />

Rekord in Gefahr?<br />

? Ich glaube, dass jeder große Champion etwas<br />

Besonderes in sich trägt. Es ist schwierig zu erklären,<br />

warum einige Jungs so schnell sind. Ich sage Marc, dass<br />

er die Gabe von Gott oder seiner Mutter bekommen<br />

hat. Ich konnte den Leuten auch nichts anderes sagen,<br />

warum ich schnell war. Wenn du ihn fragst, warum er<br />

so schnell ist, wird er auch keine Antwort wissen. Sein<br />

Limit steckt tief in ihm drin. Deshalb habe ich nur eine<br />

Frage – oder vielmehr Sorge: Wirst du meinen Rekord<br />

von 122 GP-Siegen brechen?<br />

! Ha, das glaube ich nicht. Damals war das etwas<br />

anderes, denn die Jungs fuhren gleichzeitig in mehreren<br />

Klassen. Deshalb ist Giacomos Rekord so weit weg. Die<br />

Leute fragen mich auch, ob ich eines Tages auf Autos<br />

umsteigen werde. Also einen Test würde ich schon gern<br />

einmal machen. Aber eine ganze Saison? Nein, nein,<br />

meine Welt sind die Motorräder.<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />

Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 70162 Stuttgart. Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer: Dr. Volker Breid, Norbert Lehmann.<br />

Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Heino Dührkop,<br />

Dr. Michael Rathje, Düsternstraße 1, 20355 Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />

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• 3 Ausgaben <strong>PS</strong> pünktlich frei Haus<br />

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<strong>2014</strong><br />

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• 6 % Preisvorteil bei Bankeinzug • Mitglied im MOTORRAD-HELDEN-Club<br />

Ja, ich möchte <strong>PS</strong> frei Haus im Probeabo testen Bestell-Nr. 1161865<br />

Senden Sie mir die nächsten 3 Ausgaben von <strong>PS</strong> frei Haus zusammen mit dem ABUS Kabelschloss für nur<br />

19,90 € (A: 21,90 €; CH: 39,– SFr.) zu. Außerdem werde ich für den Zeitraum von 3 Monaten automatisch Mitglied<br />

bei den MOTORRAD-HELDEN. Falls ich nach dem Test keine weiteren Hefte wünsche, kann ich nach Erhalt der<br />

2. Ausgabe beim <strong>PS</strong> Aboservice, 70138 Stuttgart kündigen. Die Clubmitgliedschaft endet dann automatisch.<br />

Ansonsten erhalte ich <strong>PS</strong> weiterhin frei Haus zum Jahrespreis von zzt. nur 45,60 € (A: 48,90 €; CH: 84,– SFr.;<br />

weitere Auslandspreise auf Anfrage) für 12 Ausgaben mit jeder zeitiger Kündigungsmöglichkeit. Bei Bankeinzug<br />

in Deutschland spare ich 10 % und zahle pro Jahr nur 42,90 €.<br />

Meine persönlichen Angaben: (bitte unbedingt ausfüllen)<br />

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Ja, ich bin damit einverstanden, dass <strong>PS</strong> und die Motor Presse Stuttgart<br />

mich künftig per Telefon oder E-Mail über interessante Angebote informieren.<br />

Ich bezahle per Bankeinzug und erhalte zusätzlich eine GRATIS-Ausgabe.<br />

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SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Düsternstr. 1-3, 20355 Hamburg, Gläubiger-Identifikationsnummer<br />

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mein Kreditinstitut an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz<br />

wird mir separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungs datum, die Erstattung<br />

des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />

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Tag, an dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art.<br />

246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die<br />

Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten<br />

an: <strong>PS</strong> Aboservice, Postfach, 70138 Stuttgart, Telefon: + 49 (0)711 3206-8899, Telefax: +49 (0)711 182-2550, E-Mail: ps@dpv.de<br />

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IN EIGENER SACHE<br />

ROD SITZT FEST, ZONKO KOMMT!<br />

BYE-BYE ROD: Es musste ja so kommen!<br />

Rods außerordentliche Fahrkünste<br />

begeisterten die Obrigkeit eines ungenannten<br />

Alpenlandes so sehr, dass sie<br />

ihn gleich bei sich behielt. Was tun?<br />

Kultschreiber Zonko hilft <strong>PS</strong> in Zukunft.<br />

Zum einen kennt er sich wirklich aus,<br />

da er schon gut 25 Jahre lang sämtliche<br />

Eisen dieser Erde verkostete. Zum zweiten<br />

ist ihm sehr bewusst, wie man mit<br />

alpenländischen Obrigkeiten zurechtkommen<br />

kann. <strong>PS</strong> ist stolz darauf, Zonko<br />

direkt zum 40-jährigen Jubiläum begrüßen<br />

zu dürfen. Sein erster <strong>PS</strong>-Job?<br />

Die Boxer-Preziose BMW R NineT<br />

richtig herzubügeln. Dem<br />

Rod wünscht die<br />

Redaktion Ruhe und Besinnung auf der<br />

Alm. Möge er seine gerechte Strafe<br />

zügig verbüßen...


IMPRESSUM<br />

DAS JUBILÄUMSHEFT<br />

10/<strong>2014</strong> ERSCHEINT AM MITTWOCH,<br />

17. SEPTEMBER <strong>2014</strong><br />

<strong>PS</strong> KAUFEN,<br />

JETZT!<br />

MOTOR PRESSE STUTTGART GMBH & CO. KG<br />

Leuschnerstraße 1, 70174 Stuttgart<br />

Postfachanschrift: 70162 Stuttgart<br />

Telefon 07 11/182-13 74 (Redaktion)<br />

Telefax 07 11/182-17 81 (Redaktion)<br />

E-Mail: ps@motorpresse.de<br />

HERAUSGEBER Paul Pietsch †<br />

REDAKTIONELLE GESAMTLEITUNG<br />

UND CHEFREDAKTEUR<br />

Dipl.-Ing. (FH) Michael Pfeiffer<br />

CHEF VOM DIENST Matthias Ackermann<br />

LEITENDER REDAKTEUR Uwe Seitz M. A.<br />

REDAKTION Robert Glück, Volkmar Jacob<br />

SCHLUSSREDAKTION Lothar Kutschera<br />

FOTOSTUNTS Volkmar Jacob, Jo Bauer<br />

GRAFIK UND PRODUKTION<br />

Jörg Rettenmayr (Ltg.), Andrea Lehre,<br />

Thomas Waldhauer<br />

ENDSEITEN-PRODUKTION<br />

Stefan Widmann (Ltg.), Iris Heer,<br />

Sabine Heilig-Schweikert, Yvonne Hertler<br />

(verantwortl. Bild redaktion), Catherine<br />

Pröschild, Katrin Sdun (Bildredaktion),<br />

Ralph Söhner (Archiv/Dokumen tation)<br />

SEKRETARIAT Gaby Dussler<br />

FOTOS Jacek Bilski, fact, Rossen Gargolov,<br />

Markus Jahn, Friedemann Kirn, Jörg Künstle<br />

STÄNDIGE MITARBEITER Alan Cathcart, Friedemann<br />

Kirn, Mat Oxley, Jo Bauer, Pascal Eckhardt<br />

LEITUNG GESCHÄFTSBEREICH MOTORRAD<br />

Peter-Paul Pietsch<br />

STELLVERTRETENDE VERLAGSLEITUNG<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Eva-Maria Gerst<br />

BRANDMANAGER<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Natalie Lehn<br />

ANZEIGENLEITER<br />

Marcus Schardt, verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Iris Eifrig. Anzeigenpreisliste Nummer 56.<br />

Bei Anzeigen aus dem Ausland Vorkasse.<br />

Gerichtsstand Stuttgart.<br />

VERTRIEB EINZELVERKAUF<br />

Vertriebsleiter: Dirk Geschke,<br />

DPV Deutscher Pressevertrieb,<br />

22773 Hamburg<br />

HERSTELLUNG Rainer Jüttner (verantwortlich)<br />

DRUCK Vogel Druck und Medienservice GmbH,<br />

97204 Höchberg<br />

<strong>PS</strong> erscheint monatlich mittwochs. Lieferung durch<br />

den Verlag, Post, Buch- und Zeitschriftenhandel.<br />

Höhere Gewalt entbindet den Verlag von der<br />

Lieferungspflicht. Ersatzansprüche können in einem<br />

solchen Fall nicht anerkannt werden. Alle Rechte<br />

vorbehalten © by Motor Presse Stuttgart GmbH &<br />

Co. KG. Für unverlangt eingesandte Manuskripte,<br />

Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr<br />

übernommen.<br />

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Motor-Presse International, Telefon 07 11/182-01<br />

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12 Aus gaben frei Haus: 45,60 im Inland, bei Bankeinzug<br />

42,90 Euro (A: 48,90 Euro; CH: 84,00 sfr).<br />

Übriges Ausland auf Anfrage.<br />

Studenten erhalten gegen Vorlage einer<br />

Immatrikula tionsbescheinigung das Abo mit einem<br />

Preisvorteil von 40% gegenüber dem Kioskkauf zum<br />

Preis von 27,36 Euro (A: 30,96 Euro; CH: 51,84 sfr);<br />

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