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PS 10/2014

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<strong>10</strong><br />

OKTOBER<br />

<strong>2014</strong><br />

JUBILÄUMSHEFT MIT 116 STARKEN SEITEN<br />

Großer Sonderteil<br />

zum <strong>PS</strong>-Jubiläum<br />

Performance-Test:<br />

Zonko auf RnineT<br />

Intermot- und Eicma-<br />

Neuheiten für 2015<br />

Vier Supersportler<br />

im Generationen-<br />

Vergleich<br />

2x Tuning-Kawasaki<br />

ZX-<strong>10</strong>R im Test<br />

Die besten Superbikes<br />

aller Zeiten<br />

Was können Billig-<br />

Reifen wirklich?<br />

Gutschein im Heft:<br />

Kostenlose CTEK-<br />

Batterie-Ampel<br />

JAHRE<br />

TEST. ACTION. SPORT<br />

Deutschland € 3,80<br />

Österreich € 4,30; Schweiz sfr 7,20;<br />

BeNeLux € 4,40; Italien € 5,00;<br />

Slowenien € 5,00; Spanien € 5,00<br />

<strong>PS</strong>-ONLINE.DE


INHALT <strong>10</strong>/<strong>2014</strong><br />

<strong>10</strong>6<br />

Ein Hoch aufs Road Racing! Über zwei Dutzend verschiedene Veranstaltungen<br />

gibt es allein in Europa. <strong>PS</strong> beleuchtet die lebhafte Szene<br />

Fotos: Stephen Bower, sportpicture.de<br />

SZENE<br />

06 NEWS/PRODUKTE<br />

<strong>PS</strong> präsentiert den Film „Road“;<br />

Horex stellt Insolvenzantrag;<br />

Schmiederäder von Galespeed; <strong>PS</strong><br />

auf der Intermot; Editorial; Aus für<br />

Bimota-Importeur; <strong>PS</strong>-Trinkflaschen<br />

zu verlosen; Zonko schreibt für <strong>PS</strong>;<br />

Batterie-Wächter für lau<br />

TEST/TECHNIK<br />

12 NEUHEITEN 2015<br />

Die Knaller: neue Kawasaki mit<br />

Turbo, BMW S <strong>10</strong>00 XR und weitere<br />

Frischware<br />

18 SPEZIALTEST<br />

Die vier heißesten Sportler aus vier<br />

Dekaden treffen aufeinander<br />

30 PREMIERE<br />

KTM RC 390<br />

34 TRACKTEST<br />

Die zwei schärfsten Tuning-Kawasaki<br />

ZX-<strong>10</strong> R im Rennstrecken-Duell<br />

42 PERFORMANCE-TEST<br />

Jetzt schon Kult: BMW R nine T<br />

50 LIMITED EDITION<br />

Stingl-Yamaha YZF-R6<br />

54 REIFENTEST<br />

Low-Budget-Gummis im <strong>PS</strong>-Check<br />

62 TECHNIK<br />

Hochspannung garantiert: Alles<br />

über den Strom im Bike<br />

SPORT<br />

<strong>10</strong>6ROAD RACING-REPORTAGE<br />

Man muss nicht verrückt sein, um<br />

bei Road Races zu starten. Doch es<br />

hilft ungemein<br />

RUBRIKEN<br />

70 MARKT<br />

68 LESERBRIEFE<br />

<strong>10</strong>4DSK-NACHRICHTEN<br />

114VORSCHAU/IMPRESSUM<br />

ab Seite 79<br />

Astreine Rennfeile:<br />

50<br />

Stingl-Yamaha YZF-R6<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 3


40. Geburtstag! Ein schöner Anlass für den Blick in<br />

den Rückspiegel – nicht nur bei <strong>PS</strong> hat sich viel getan<br />

seither. Außerdem lassen wir unsere Leser mal über<br />

die Test-Schultern schauen. ab Seite 79<br />

Fotos: Hersteller, Markus Jahn, fact, Jörg Künstle, Rossen Gargolov<br />

4 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 5


SZENE<br />

NEWS<br />

Road Racer Horst<br />

Saiger war der<br />

perfekte Gesprächspartner<br />

für <strong>PS</strong>-Chef Seitz<br />

bei der „Road“-<br />

Premiere<br />

DEUTSCHLAND<br />

PREMIERE<br />

Auch TT-Racer und<br />

Kult-Typ Guy Martin<br />

kam zur Deutschland-Premiere<br />

des<br />

Films „Road“. DVD<br />

(17,99 Euro) oder<br />

BluRay (18,99 Euro)<br />

gibt es ab sofort im<br />

<strong>PS</strong>-Shop unter www.<br />

<strong>PS</strong>-online.de/dunlop<br />

GLEMSECK. Kurz vor der Deutschland-<br />

Premiere des neuesten Road Racing-<br />

Films „Road“ präsentierte <strong>PS</strong> den Film<br />

am 6. September bereits dem Publikum<br />

des Motorrad-Festivals Glemseck <strong>10</strong>1<br />

vor den Toren Stuttgarts und hatte dazu<br />

prominente Gesprächspartner in die<br />

schwäbische Metropole geholt. Horst<br />

Saiger, Road Racer und Rundenrekord-<br />

Inhaber in der Superstock-Klasse bei<br />

der diesjährigen NorthWest 200, sprach<br />

mit <strong>PS</strong>-Chef Uwe Seitz am Samstagabend<br />

zur Primetime auf der großen<br />

Bühne über Road Racing und den Film.<br />

Im Mittelpunkt des Streifens steht die<br />

Familie Dunlop, deren Name wie kein<br />

zweiter mit Road Racing verbunden<br />

wird. In „Road“ geht es um die größten<br />

Triumphe und die furchtbarsten Verluste,<br />

die mit dieser Form des Motorradsports<br />

verbunden sind und die zwei<br />

Dunlop-Generationen durchlebt haben.<br />

„Das ist eine Geschichte, wie man sie<br />

nicht erfinden kann“, urteilte Saiger<br />

über den Film. „Das sind richtige Menschen,<br />

das ist wirklich so passiert und<br />

zeigt, was es bedeutet, sich auf so ein<br />

Leben einzulassen. Wer uns ein bisschen<br />

verstehen will, sollte sich den<br />

Film ansehen“, so der Rennfahrer weiter,<br />

der in diesem Jahr mit viel Glück<br />

einen Sturz bei der Isle of Man-TT überlebt<br />

hat. Und die Parallelen zum Film<br />

wurden im Gespräch offensichtlich,<br />

denn weder die Dunlops noch Horst<br />

Saiger lassen sich von Stürzen und dem<br />

Wissen um die Gefahr abhalten – für sie<br />

geht es immer weiter über gesperrte<br />

Straßen. Mit auf der Bühne stand auch<br />

Guy Martin. Der schrullige Brite war<br />

Mittelpunkt des letzten TT-Films „Hart<br />

am Limit“ und brachte Road Racing am<br />

Glemseck auf eine ganz einfache Formel:<br />

„Es ist nur ein mentales Ding.<br />

Sonst ist es wie immer, wenn man auf<br />

Motorräder steigt. Ich fahr im Dreck, in<br />

Brands Hatch, auf Gras und bin zuletzt<br />

auch beim Pikes Peak mitgefahren. Es<br />

geht immer um zwei Räder und ums<br />

Schnellfahren. Es gibt eigentlich nur<br />

einen kleinen Unterschied: Wenn du<br />

einen Fehler machst, bist du tot.“<br />

Fotos: Yvonne Hertler (3), Hersteller<br />

6 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


Foto: Horex<br />

INSOLVENZANTRAG<br />

TRAUM GEPLATZT?<br />

Zuversichtlich und selbstbewusst<br />

präsentierte Clemens<br />

Neese (Bild) als Geschäftsführer<br />

und Gründer der neuen Horex-<br />

Manufaktur den VR6-Zylinder-Prototyp 20<strong>10</strong> in<br />

München, 2012 wurden die ersten Serienbikes in<br />

Augsburg gebaut. Am 28. August stellte die Horex<br />

GmbH jetzt den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens.<br />

Der Betrieb soll für die 30 Mitarbeiter<br />

ungehindert weitergehen, die Gehälter seien<br />

gesichert, heißt es in der Presseerklärung von<br />

Horex. Mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter<br />

wird jetzt nach Investoren gesucht.<br />

Neue Galespeed-Felge<br />

AUF DER INTERMOT STELLT GALESPEED-IMPOR-<br />

TEUR GILLES DIE ALU-SCHMIEDEFELGE „SPEED<br />

TYPE-GP1S“ VOR. KOS-<br />

TENPUNKT: 2499 EU-<br />

RO. WWW.GILLES<br />

TOOLING.COM<br />

<strong>PS</strong> AUF DER INTERMOT<br />

JUBEL, TRUBEL, HEITERKEIT<br />

Der <strong>PS</strong>-Messestand auf der Intermot in Köln (vom<br />

1. bis 5. Oktober <strong>2014</strong>) steht ganz im Zeichen unseres<br />

40. Geburtstages. Wir möchten uns bei Ihnen<br />

für die Treue bedanken. Deshalb bekommen<br />

die ersten 40 Besucher unseres Standes an jedem<br />

offiziellen Messetag ein Überraschungsgeschenk.<br />

So geht‘s: einfach am Stand zum <strong>PS</strong>-Geburtstag<br />

gratulieren! Zu sehen gibt es in HALLE <strong>10</strong>.1 tolle<br />

TunerGP-Bikes, Cup-Maschinen und das TT-Motorrad<br />

von Horst Saiger, der am Wochenende persönlich<br />

da sein wird. Mit der <strong>PS</strong>-Eintrittskarten-<br />

Aktion wird‘s billiger: Mit der Biker-Card kostet die<br />

reguläre Tageskarte für <strong>PS</strong>-Leser im Vorverkauf<br />

bis einschließlich 30. September<br />

nur zehn statt 14 Euro.<br />

INTERMOT<br />

Foto: Hersteller<br />

Dazu einfach unter WWW.INTER-<br />

MOT-KOELN.DE die Eintrittskarten<br />

im Internet bestellen. Nach der Registrierung<br />

muss lediglich der Gutschein-Code<br />

„<strong>PS</strong><strong>2014</strong>“ eingegeben<br />

werden. Nach der Bezahlung erhält<br />

man die Intermot-Tickets zum Ausdrucken.<br />

Dabei bitte unbedingt beachten:<br />

Die vergünstigten Tageskarten<br />

sind personalisiert und haben<br />

nur in Verbindung mit einem Ausweis<br />

Gültigkeit.<br />

EDITORIAL<br />

STOLZE ZEITEN<br />

Als <strong>PS</strong> 1974 aus der Taufe gehoben<br />

wurde, hatten sich die Macher eines<br />

ganz dick auf die Fahnen geschrieben:<br />

Hart zu testen, um der Industrie<br />

nicht mehr alles glauben und nach<br />

dem Mund reden zu müssen. 40 Jahre<br />

später hat sich an diesem <strong>PS</strong>-<br />

Grundsatz nichts geändert. Wir werden<br />

von der Industrie und unseren<br />

Lesern respektiert und geschätzt,<br />

weil wir uns nicht anbiedern, sondern<br />

transparente, aufwendige und vor allem<br />

objektive Tests durchführen und<br />

dabei unsere große Erfahrung und<br />

unser ganzes Herzblut in die Waagschale<br />

werfen. Ein Beleg: Von außen<br />

wurden wir lange als parteiische Bayernhasser<br />

tituliert, weil BMW-Boxer<br />

und die schweren -Vierzylinder gegen<br />

die powergeladenen und deutlich agileren<br />

Bikes aus Fernost und gelegentlich<br />

auch aus Italien kein Land<br />

sahen. Dann kam die S <strong>10</strong>00 RR und<br />

glänzte in den Tests. Über Nacht galten<br />

wir plötzlich als von BMW gekauft<br />

(obwohl das Superbike weltweit in<br />

der Fachpresse für Furore sorgte).<br />

BMW hatte sich bewegt, die Bayern<br />

ihr Dogma überwunden. <strong>PS</strong> dagegen<br />

testete die 40 Jahre über immer nach<br />

dem selben Grundsatz der Neutralität<br />

und hat keinem Hersteller je nach<br />

dem Mund geredet. Darauf sind wir<br />

stolz und können Ihnen, liebe Leser,<br />

versprechen: Manche Dinge ändern<br />

sich nie. Auf die nächsten 40 Jahre<br />

<strong>PS</strong>, wie sie immer war und weiter<br />

sein wird. Hintergründiges zum 40.<br />

Geburtstag finden Sie ab Seite 79.<br />

Viel Vergnügen!<br />

Uwe Seitz, leitender Redakteur<br />

BIKER-CARD<br />

Internationale Motorrad-, Roller- und E-Bike-Messe<br />

Köln, 2.-5. Oktober <strong>2014</strong> www.intermot.de<br />

Mit der Biker-Card<br />

können <strong>PS</strong>-Leser vier Euro<br />

pro Tageskarte sparen<br />

Foto: Yvonne Hertler<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE


KURZ & KNAPP<br />

BIMOTA-TURBULENZEN<br />

WM-AUS UND WILBERS-ENDE<br />

++ ES WIRD ENG ++<br />

Das Bundesverkehrsministerium<br />

hat die Verkehrsprognose<br />

für <strong>2014</strong> und 2015 herausgegeben.<br />

Demnach<br />

nimmt der Lkw-Verkehr bis<br />

Ende 2015 mit 6,7 Prozent<br />

insgesamt noch einmal massiv<br />

zu. Bei den Pkw sollen es<br />

2,4 Prozent sein. Motorräder<br />

werden nicht aufgeführt.<br />

++ ABVERKAUF BEI SUZI ++<br />

Bei den meisten Suzuki-<br />

Händlern läuft momentan eine<br />

Abverkaufaktion von Vorführern<br />

und Mietbikes. Zusätzlich<br />

haben die Japaner<br />

das Angebot an sogenannten<br />

Best-Price-Bikes ausgeweitet.<br />

Aktuelle Modelle sind damit<br />

mit großem Preisvorteil<br />

zu haben. Die Palette reicht<br />

von der Gladius bis zur GSX-<br />

R <strong>10</strong>00. Händlersuche unter:<br />

www.suzuki.de<br />

++ EINST SPORTLIMIT ++<br />

Kaum war der Begriff Superbike<br />

in den 1970ern geboren<br />

und legten vor allem die japanischen<br />

Maschinen mächtig<br />

an Leistung zu, ging ein<br />

Aufschrei durch die Öffentlichkeit.<br />

Massiven<br />

Gesetzesbeschlüssen<br />

zuvorkommend<br />

einigte<br />

sich die Industrie<br />

auf ein <strong>10</strong>0-<strong>PS</strong>-<br />

Limit, das satte<br />

20 Jahre hielt.<br />

Ulrich Schwab<br />

hat all diese<br />

Bikes in einem<br />

Buch zusammengefasst und<br />

die technische Entwicklung<br />

beleuchtet. ISBN 978-3-613-<br />

03702-1, für 29,90 Euro,<br />

www.motorbuch.de<br />

++ SZENE-TREFF ++<br />

Das Glemseck <strong>10</strong>1 ist nach<br />

wie vor eines der wichtigsten<br />

Motorrad-Festivals in<br />

Deutschland. In diesem Jahr<br />

meldeten die Veranstalter<br />

40 000 Besucher. das sind<br />

zwar knapp <strong>10</strong> 000 weniger<br />

als 2013, aber der Samstag<br />

war extrem gut besucht.<br />

Foto: andreasriedmann.at<br />

Foto: Hersteller<br />

Foto: 2SNAP<br />

Vor nicht einmal einem Jahr gab Bimota die Firma Wilbers in Nordhorn als<br />

Vertrieb für Deutschland und Benelux bekannt, kurz darauf präsentierten<br />

die neuen Bimota-Eigner die BB3. Im August bekam Wilbers nun überraschend<br />

die Kündigung von Bimota. Offenbar<br />

haben die neuen Eigner andere Vorstellungen.<br />

Diese wiederum flogen jetzt aus der<br />

Superbike-WM. Bimota konnte die Homologationsauflage,<br />

bis 13. August 125 Serienbikes<br />

mit dem BMW-Motor zu bauen,<br />

nicht erfüllen. Innerhalb zwei Jahren<br />

wären <strong>10</strong>00 Stück der BB3 fällig gewesen.<br />

ZU GEWINNEN<br />

<strong>PS</strong> GEGEN DURST<br />

Anlässlich unseres Jubiläums verlosen wir unter allen Clubmitgliedern<br />

40 <strong>PS</strong>-Trinkflaschen. <strong>PS</strong>-Abonnenten, die sich<br />

bis zum 14.<strong>10</strong>.<strong>2014</strong> auf www.motorrad-helden.de einloggen,<br />

können an der Verlosung teilnehmen und schon bald mit der<br />

nicht im Handel erhältlichen Flasche in der Startaufstellung<br />

stehen. Wir wünschen viel Glück!<br />

<strong>10</strong>000<br />

Aus in der Superbike-WM.<br />

Promoter Dorna kündigt Bimota<br />

nach Homologationsverstoß<br />

TESTBIKES GINGEN<br />

LOCKER SCHON<br />

DURCH SEINE HÄNDE. WEGEN DIESER<br />

GROSSEN ERFAHRUNG, ABER VOR ALLEM<br />

WEGEN SEINER GANZ EIGENEN SCHREI-<br />

BE, STIEG DER WAHL-WIENER<br />

FRITZ TRIENDL, BESSER BE-<br />

KANNT ALS „ZONKO“, ZUM<br />

KULT-TESTAUTOR AUF. AB SO-<br />

FORT SCHREIBT UND TESTET<br />

DER STUDIERTE PHILOSOPH<br />

UND THEATERWISSENSCHAFT-<br />

LER FÜR <strong>PS</strong>. WILLKOMMEN AN<br />

BORD, ZONKO!<br />

8 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


NEU IM HANDEL<br />

SHIRT & CO.<br />

Kurz vor den Herbstmessen tut<br />

sich noch wenig auf dem Klamotten-<br />

und Zubehör-Markt.<br />

Ab nächstem Monat wird sich<br />

das schlagartig ändern.<br />

Hier Neuheiten für<br />

September/Oktober.<br />

TRIUMPH Eine ganze<br />

Kollektion mit<br />

Shirt, Hoody etc.<br />

zur Erinnerung an<br />

den Speedrekord<br />

von Triumph in<br />

Bonneville 1956 wird<br />

es demnächst bei den<br />

Triumph-Händlern<br />

geben. www.trium<br />

phmotorcycles.de<br />

POLO Für die letzten<br />

warmen Tage des Jahres<br />

bringt Polo die<br />

Cordura-verstärkte<br />

Softshell-Jacke „FLM<br />

Grip“ mit Schulterund<br />

Ellbogen-Protektoren<br />

(130 Euro). www.<br />

polo-motorrad.de<br />

Fotos: Hersteller<br />

SCHON WIEDER<br />

NEIGT SICH DAS<br />

MOTORRAD-JAHR<br />

SEINEM ENDE ZU.<br />

DAMIT DAS NEUE<br />

GLEICH MOTOR-<br />

RADMÄSSIG STAR-<br />

TEN KANN, HABEN<br />

WIR DIE PASSEN-<br />

DEN KALENDER<br />

FÜR 2015 IM SHOP<br />

(WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.<br />

DE UNTER<br />

SHOP). DER<br />

GP KOSTET<br />

14,95 EURO,<br />

DER MOTO-<br />

MANIA<br />

16,95 EURO<br />

RUKKA Der sportliche<br />

Handschuh „Imatra“<br />

passt perfekt in<br />

den Herbst, denn er<br />

taugt mit seiner Ausstattung<br />

auch für die<br />

bald kälteren Tage<br />

(199 Euro, Gr. 6-14).<br />

www.rukka.com<br />

DAINESE Die Italiener<br />

haben ihren geschuppten<br />

Rückenprotektor „Manis“<br />

weiter verbessert, sodass<br />

er noch elastischer ist<br />

und in jeder Situation die<br />

Wirbelsäule schützen soll.<br />

Diverse Größen, 169 Euro.<br />

www.dainese.com<br />

Fotos: MOTO Mania, Motorbuch Verlag


BATTERIE-WÄCHTER GRATIS<br />

SAFT<br />

CHECKER<br />

Es ist ja meist so, dass die Zeit<br />

fehlt. Selbst wenn wir wollten,<br />

machen Alltag und Terminschwierigkeiten<br />

einen Strich<br />

durch die Rechnung und dann<br />

bleibt das Motorrad eben noch<br />

mal eine Woche in der Garage.<br />

Ehe man das Schätzchen endlich<br />

wieder starten kann, sind<br />

locker sechs Wochen daraus<br />

geworden, bei manchen ist sogar<br />

schon der nächste Winter<br />

durchs Land gezogen. Jedes<br />

Mal, wenn man in der Zwischenzeit<br />

an der geliebten Maschine<br />

vorbeikommt, brennt<br />

sich diese eine Frage ganz tief<br />

ins Gewissen: „Wie geht‘s wohl<br />

meiner Batterie?“ Oft verbunden<br />

mit dem Vorwurf, dass<br />

man sie doch längst ausgebaut<br />

und an einen Lader angeschlossen<br />

haben sollte. Hat die<br />

Batterie überhaupt noch genug<br />

Saft, dass die Holde anspringt?<br />

Das lässt sich ganz leicht ändern.<br />

Zwar können wir Ihnen<br />

nicht mehr Zeit fürs Motorradfahren<br />

schenken, aber mit der<br />

Batterie-Ampel von CTEK haben<br />

sich die bohrenden Fragen<br />

im Nu erledigt – und das völlig<br />

kostenlos. Denn mit dem Gutschein<br />

unten auf dieser Seite<br />

können Sie sich einfach im<br />

nächsten Polo-Store den<br />

Batterie-Wächter (Wert: 8,95<br />

Euro) gratis abholen.<br />

Der Einbau ist genauso einfach:<br />

Die beiden Kabel mit den Pol-<br />

Schrauben der Batterie verbinden<br />

– fertig. Drei Leuchtdioden<br />

zeigen Ihnen genau an, wie es<br />

um den Ladezustand Ihres Akkus<br />

steht. Grün für „alles okay“,<br />

Gelb für „Ladung ist bald dahin“<br />

und Rot für „besser gleich<br />

aufladen“. Nachladen funktioniert<br />

übrigens mit allen CTEK-<br />

Ladegeräten wie dem MXS 5.0<br />

(<strong>PS</strong>-Test Ladegeräte Heft<br />

1/2012, Note: sehr gut, bei<br />

Polo: 79,95 Euro) ganz simpel.<br />

Dazu wird an der Ampel die<br />

Gummikappe abgezogen und<br />

das Ladegerät einfach eingesteckt.<br />

Wetten, ab jetzt quält<br />

Sie bis zum nächsten Ausritt<br />

höchstens der Ärger über die<br />

viel zu knappe Zeit?<br />

Der Anschluss der<br />

Batterie-Ampel ist<br />

kinderleicht: einfach<br />

die beiden Kabel mit<br />

den Pol-Anschlüssen<br />

verbinden<br />

Die Ampel ist die zuverlässige Kontrolle.<br />

Die gibt‘s gratis. Das Ladegerät ist zwar kein<br />

Muss, aber zu empfehlen, und geht extra<br />

GUTSCHEIN<br />

FÜR <strong>PS</strong>-LESER BEI POLO GRATIS:<br />

DER BATTERIE-WÄCHTER VON CTEK<br />

So geht‘s: Schneiden Sie diesen Originalgutschein aus und geben<br />

Sie ihn in einem Polo-Store in Ihrer Nähe ab. Dafür erhalten Sie<br />

das Gerät gratis.<br />

Aktion läuft bis 17.<strong>10</strong>.<strong>2014</strong>, solange Vorrat reicht<br />

Barauszahlung ist nicht möglich<br />

Alle Polo-Filialen nehmen an der Gratis-Aktion<br />

teil. Damit sollte jeder <strong>PS</strong>-Leser den<br />

Gutschein in seiner Nähe einlösen können<br />

Fotos: Yvonne Hertler, Hersteller


Wenn nicht jetzt –<br />

wann dann?<br />

% *<br />

0Finanzierung<br />

Yamaha empfiehlt<br />

YZF-R1 fahren! 0% Finanzierung<br />

Kostenlose Akrapovic Slip-on-Anlage<br />

Kundenvorteil von bis zu 2.670,- € **<br />

Für alle YZF-R1 Modelle des Jahrgangs 2013 und <strong>2014</strong> gibt es jetzt ein paar besondere Goodies:<br />

Ab sofort gehört eine Akrapovic Slip-On-Anlage zum Lieferumfang und man kann sogar zwischen Carbon- und Titan-<br />

Schalldämpfern wählen. Außerdem gibt es für die R1 eine 0% Finanzierung.<br />

Titan-Schalldämpfer<br />

www.yamaha-motor.de<br />

Carbon-Schalldämpfer<br />

Kostenlos:<br />

Akrapovic Slip-On-Anlage<br />

Ein 50 Jahre-Jubiläumsangebot<br />

*Modell: YZF-R1 Modelljahr 2013, Kaufpreis 14.795,- €***, Nettodarlehensbetrag 11.096,25 €, Anzahlung 3.698,75 €, erste monatliche Rate 281,25 €, 35 Raten a 309,- €, Gesamtbetrag 11.096,25 €, Laufzeit gesamt 36 Monate, Effektiver<br />

Jahreszins 0,00%, gebundener Sollzinssatz 0,00%. Repräsentatives Beispiel: Vorstehende Angaben stellen zugleich das 2/3 Beispiel gem. §6a Abs.3 PAngV dar. RatenSchutzVersicherung RSV gegen Aufpreis möglich. Finanzierungsangebot<br />

der Yamaha Motor Financial Services, ein Service Center der Santander Consumer Bank AG, Santander-Platz 1, 4<strong>10</strong>61 Mönchengladbach (Bonität vorausgesetzt), bei allen teilnehmenden Yamaha Vertragshändlern.<br />

**Kundenvorteil: Im Vergleich zur UVP (15.995,- € zzgl. Nebenkosten), abzüglich Preisnachlass von bis zu 1.200,- € (beim Modell 2013) und dem Wert der Akrapovic-Schalldämpfer (UVP 1.470,- €)<br />

***Unverbindlich empfohlener Aktionspreis des Herstellers inklusive der gesetzlichen Mehrwertsteuer. Den verbindlichen Endpreis – einschließlich anfallender Nebenkosten – erfahren Sie bei Ihrem Yamaha-Vertragshändler.<br />

Angebot gilt ab sofort bis zum 31.<strong>10</strong>.<strong>2014</strong>. Lieferbar solange Vorrat reicht bei allen teilnehmenden Händlern.


NEUHEITEN 2015<br />

VOR DEM<br />

STURM<br />

Unmittelbar<br />

vor den<br />

Herbstmessen ist es<br />

verdächtig ruhig, was<br />

konkrete Neuheiten-<br />

Infos angeht. Das, was<br />

durchsickert, macht<br />

aber Appetit.<br />

Text: Uwe Seitz<br />

Es ist die sprichwörtliche Ruhe<br />

vor dem Sturm, wenn man die<br />

momentane Situation vor den<br />

wichtigen Messen in diesem<br />

Herbst betrachtet. Während in den letzten<br />

Jahren Häppchen-Strategie oder<br />

schlicht Lücken in der Geheimhaltung<br />

neuer Motorräder die Wochen und Monate<br />

vor Intermot und Eicma bestimmten,<br />

ist es <strong>2014</strong> zum gleichen Zeitpunkt<br />

erstaunlich ruhig. Allerdings nur, was<br />

konkrete Bilder, Vorabinfos oder Details<br />

zu einzelnen Bikes angeht. Dass<br />

etwa bei den Superbikes zwei dicke<br />

Fische kommen, ist längst bekannt.<br />

Yamahas R1 wird definitiv für 2015<br />

vorgestellt, und BMW hat die S <strong>10</strong>00<br />

RR kräftig überarbeitet. Den ersten<br />

erwischten Erlkönig haben wir in <strong>PS</strong><br />

9/<strong>2014</strong> ja schon vorgestellt. Bei der<br />

Yamaha dagegen hält die Geheimhaltung<br />

erstaunlich gut. Weder im weltweiten<br />

Netz noch unter der Hand in<br />

der Branche dringen Ansichten durch.<br />

Nur die Top-Leistung ist in aller Munde.<br />

So dringt aus Rennfahrer-Kreisen die<br />

Kunde, dass eine der neuen Yamaha R1<br />

bereits in Serie 2<strong>10</strong> <strong>PS</strong> auf einem Prüfstand<br />

gedrückt haben soll. Außerdem<br />

wurden aus selber Ecke unsere Spekulationen<br />

auf ein deutlich schlankeres<br />

Motorrad bestätigt. Mehr war allerdings<br />

nicht zu erfahren.<br />

Ninja H2 spricht für Sportler<br />

mit aufgeladener Power<br />

Hineingestoßen in das große Schweigen<br />

der Hersteller hat jetzt Kawasaki<br />

mit einer echten Bombe. Die Strategen<br />

01<br />

Fotos: Kawasaki, BMH Images<br />

12 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


03<br />

02 04<br />

03 BMW bläst mit der S <strong>10</strong>00<br />

XR zum Angriff auf die Ducati<br />

Multistrada. Wer mit Twins<br />

seine Probleme hat, kann mit<br />

dem Vierzylinder und langen<br />

Federwegen peitschen oder<br />

bummmeln 04 160 <strong>PS</strong> wie im<br />

Naked Bike S <strong>10</strong>00 R dürften<br />

für die XR gesetzt sein<br />

01 Die Silhouette der Ninja H2<br />

spricht eine deutliche Sprache. Alles<br />

andere als ein supersportliches Motorrad<br />

wäre jetzt eine Überraschung<br />

02 Diesen aufgeladenen Motor gab<br />

es bereits in Tokio zu sehen. Ob er<br />

die H2 aber in der Form befeuert,<br />

ist noch fraglich<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 13


02<br />

03<br />

01 Die neue Suzuki mit dem <strong>10</strong>00er-Motor des GSX-R-<br />

Superbikes K5 kennzeichnet eine bullige Front und ein<br />

schmales, supersportliches Heck. Ungeachtet der R-Form<br />

der blauen seitlichen Schürze lautet ihr Name GSX-S <strong>10</strong>00<br />

02 + 03 Plan und Wirklichkeit liegen bei der Fat Mile-Studie<br />

sehr nah beieinander, lediglich das Rahmenheck und die<br />

Federbein-Konstruktion machen den großen Unterschied.<br />

Die Mischung aus Zeitgeist, Retro und möglicherweise der<br />

neuen Klasse von Extrem-Roadstern macht an. Der Bandit-<br />

Vierzylinder ist zwar kein Supersport-Triebwerk, verspricht<br />

aber satte Power aus dem Drehzahlkeller<br />

04 + 05 Als Vergleich zur Suzuki Fat Mile passt der jüngste<br />

BMW-Roadster bestens. Auch hier hat sich viel vom Ur-Design<br />

in die Realität gerettet. Der Beginn einer neuen Klasse?<br />

04<br />

14 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


01<br />

Fotos: Bernhard M. Höhne, Suzuki, BMW<br />

in Grün haben ein erstes Video mit der<br />

Silhouette und gleich danach mit dem<br />

Motorensound einer sehr sportlichen<br />

Maschine lanciert, hinter der das neue<br />

Projekt Ninja H2 steht.<br />

<strong>PS</strong> hatte bereits in Ausgabe 7 als<br />

einziges deutschsprachiges Magazin<br />

darüber berichtet, dass sich Kawasaki<br />

bereits die Namesrechte für „Ninja H2“<br />

und „Ninja R2“ gesichert habe. Unsere<br />

Mutmaßung, dass damit an das Brutalo-Image<br />

der zweitaktigen H2 von 1972<br />

angeknüpft und das heute mit einem<br />

Viertakter mit Turbo oder Kompressor<br />

gemacht werde, wurde von vielen Seiten<br />

belächelt. Nach den Vorab-Videos<br />

ist es aber ziemlich amtlich, dass<br />

Kawasaki genau das tun wird. Ein<br />

Sportler mit aufgeladenem Motor<br />

kündigt sich an und würde damit eine<br />

Vorgehensweise im Motorradbau anstoßen,<br />

die sich im Autobereich längst<br />

durchgesetzt hat. Für einen Sportler<br />

spricht zunächst der Ninja-Zusatz, den<br />

Kawasaki immer nur für sehr sportliche<br />

Motorräder benutzt. Und schließlich<br />

findet sich ganz am Ende des<br />

ersten Videos ein „Still“, das unzweifelhaft<br />

die Silhouette eines Sportlers zeigt<br />

(siehe Bild auf Seite 12).<br />

Diskutiert wird über die Konfiguration<br />

des Motors. Viel spricht für einen<br />

langhubigen <strong>10</strong>00er, der viel Druck<br />

von unten haben würde und dem ein<br />

Kompressor dann oben herum Beine<br />

machen soll. Das deckt sich mit dem<br />

Motor, den Kawasaki bei der letzten<br />

Tokio Motor Show gezeigt hat. Da dieser<br />

Motor aber entsprechende Ausmaße<br />

hat, bietet sich ein Bike in der<br />

Tradition etwa der GPZ 900 R bis heute<br />

zur ZZR 1400 an. Also sehr sportliche<br />

Big Bikes, die lange Strecken genauso<br />

meistern wie flotte Ausritte in die Umgebung.<br />

Auch die Stabilität bei hohen<br />

Geschwindigkeiten etwa auf Autobahnen<br />

ist mit Aufladung dabei ein Thema<br />

und spricht für ein solches Motorrad.<br />

05<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE


Andere spekulieren dagegen auf einen<br />

750er-Vierzylinder, der mit moderatem<br />

Turbo bei höheren Drehzahlen<br />

leicht die brutalen Spitzenwerte von<br />

<strong>10</strong>00ern erreichen kann. Diese Tendenz<br />

legt nahe, dass die Maschinen<br />

kleiner, leichter und damit handlicher<br />

werden sollen, aber ohne Aufladung<br />

in der Spitze an Leistung verlieren<br />

würden. Auch Suzuki stellte in Tokio<br />

mit der „Recursion“ eine ähnliche<br />

Studie mit noch kleinerem Antrieb vor.<br />

Eventuell geht es bei diesem kleineren<br />

Motor schon um die ganz große<br />

Zukunft sportlicher Motorräder und<br />

Überlegungen zu härteren Umweltauflagen,<br />

die supersportliche Leistungsausbeuten<br />

ohne Aufladung nicht mehr<br />

möglich machen würden. Kawasakis<br />

Namensrecht für Ninja R2 könnte das<br />

andeuten. Vielleicht bringt die Zukunft<br />

tatsächlich einen feinen, kleinen,<br />

wendigen Supersportler mit Turbo.<br />

BMW greift Ducati in der<br />

Funbike-Sparte an<br />

Mit der Multistrada bot Ducati ziemlich<br />

einsam einen echten Sportler mit langen<br />

Beinen an. Suzukis neue V-Strom<br />

und selbst KTMs Adventure sind mehr<br />

auf GS-Konkurrenz gebürstet. Jetzt<br />

allerdings kommt BMW mit der S <strong>10</strong>00<br />

XR. Ähnlich wie beim Naked Bike S<br />

<strong>10</strong>00 R darf man mit 160 <strong>PS</strong> aus dem<br />

01 Alles, was es braucht,<br />

nichts, was unnötig Geld<br />

kostet. Das Cockpit der CBR<br />

300 strahlt den Grundgedanken<br />

des Bikes aus<br />

02 Der Einzylinder der 300er<br />

soll es auf unter vier Liter<br />

pro <strong>10</strong>0 Kilometer bringen.<br />

Bei entsprechend günstigem<br />

Preis ein echter Hit für<br />

Einsteiger<br />

03 Nicht wirklich neu,<br />

sondern nur aufgewertet<br />

kommt Hondas Crossrunner<br />

01<br />

03<br />

04<br />

Vierzylinder rechnen. Der große offene<br />

Kühler und die scharf geschnittene<br />

Verkleidung, die diesmal sehr symmetrisch<br />

ist, deuten an, dass Schotterpisten<br />

weiter GS-Terrain bleiben, die XR<br />

dafür von sehr flott bis entspannt über<br />

die Straße fegen soll. Gern auch mit<br />

Gepäck, denn das passende System<br />

gibt‘s als Extra dazu. Ebenso das bewährte<br />

Elektronikpaket von der Traktionskontrolle<br />

über das neue Kurven-<br />

ABS bis zum elektronischen Fahrwerk.<br />

Zu sehen sein könnte die XR bereits in<br />

Köln, wo auch die neue S <strong>10</strong>00 RR vorgestellt<br />

wird. Spätestens aber auf der<br />

Eicma fällt dann die Hülle über der XR,<br />

sollte BMW in Köln lieber auf den<br />

dicken Reisedampfer K 1600 setzen.<br />

Fotos: Motociclismo Italia, Honda<br />

04 Künftig wird der kleine luftgekühlte Ducati<br />

Monster-Motor aus der 696 und der 796 mit<br />

80 bzw. 87 <strong>PS</strong> im Scrambler auftauchen. Möglicherweise<br />

kommt sogar eine 400er-Version.<br />

Außerdem überlegt Ducati, in zwei bis drei Jahren<br />

ein größeres Modell mit dem luftgekühlten<br />

1<strong>10</strong>0er aus der alten Hypermotard zu bringen<br />

16 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


02<br />

Suzuki kommt mit deutlicher<br />

Sportlichkeit<br />

Längst überfällig, aber jetzt endlich da<br />

sein wird die „GSR <strong>10</strong>00“. Lange schon<br />

wird so eine nackte <strong>10</strong>00er gefordert,<br />

aber da sie deutlich bulliger sein wird<br />

als die GSR 750, heißt das Derivat des<br />

GSX-R-Superbikes künftig GSX-S <strong>10</strong>00.<br />

Ein neues Superbike wird es in diesem<br />

Jahr noch nicht geben, aber das Naked<br />

Bike besitzt nun dieses hohe Maß an<br />

Sportlichkeit, für das Suzuki viel zu<br />

lange schon die Impulse fehlten.<br />

Der Motor dürfte aus der legendären<br />

K5-Baureihe stammen, die für formidablen<br />

Druck aus der Mitte bekannt<br />

ist. Wie sehr sich diese Charakteristik<br />

zugunsten einer aufrechten Sitzposition<br />

ändern musste, bleibt abzuwarten –<br />

hoffentlich nicht allzu sehr, denn etwas<br />

Unvernunft würde Suzuki in diesem<br />

Zusammenhang sehr gut stehen.<br />

Diesen Spirit strahlt das Projekt<br />

„Fat Mile“ der Designer Hans A. Muth<br />

(Schöpfer der Suzuki Katana) und Daniel<br />

Händler aus, das Suzuki Deutschland<br />

förderte und das auf dem formidablen<br />

und „fetten“ Bandit-Motor basiert.<br />

Die „Fat Mile“ zitiert sowohl klassische<br />

Linien als auch moderne, eigenständige<br />

Ideen. Ein Vergleich mit dem zuletzt<br />

gezeigten BMW-Roadster offenbart so<br />

eine neue Art von Motorrad: Ein bisschen<br />

Café Racer mit entsprechend auffallendem<br />

Auftritt und doch sehr sportlichen<br />

Genen, dazu mit der nötigen<br />

modernen, aber nicht überbordenden<br />

Technik ausgestattet – Suzuki wäre<br />

beim neuen Trend diesmal gleich von<br />

Anfang an dabei. Das wäre mal was,<br />

und „Bandit“ im Namen würde super<br />

dazu passen!<br />

Retro geht auch Ducati mit<br />

dem Scrambler<br />

Nachdem die Monster-Reihe auf Wasserkühlung<br />

umgestellt wurde und die<br />

kleinen luftgekühlten Motoren damit<br />

verwaist im Regal stehen, lag es für<br />

Ducati nahe, den lange schon diskutierten<br />

Scrambler in Anlehnung an die<br />

früheren 350er als Einsteiger- und<br />

Liebhaber-Modelle mit diesen kleinen<br />

Twins auszustatten. Somit kommt auch<br />

aus Bologna im Herbst ein Retro-Modell<br />

mit moderner Technik wie ABS. Da<br />

Ducati gern die heimische Messe mit<br />

Neuheiten bedient und ansonsten nicht<br />

viel aus Bologna zu erwarten sein<br />

dürfte, stehen alle Anzeichen auf der<br />

Mailänder Eicma als Präsentationsort.<br />

Honda setzt auf Kleinvieh und<br />

Komfort-Cruisen<br />

Nach wie vor kommen vom weltgrößten<br />

Zweiradbauer keine Anzeichen, die<br />

großen Sportler und sportlichen Modelle<br />

zu renovieren oder komplett neu<br />

zu bringen. Stattdessen präsentiert<br />

Honda die CBR 300, die aus der CBR<br />

250 entstand und nun mit verlängertem<br />

Hub knapp 31 <strong>PS</strong> besitzt. Innovativ ist<br />

das nicht, denn Kawasaki ging schon<br />

vor zwei Jahren mit der kleinen Ninja<br />

diesen Schritt.<br />

Auch der Crossrunner wird nur moderat<br />

überarbeitet, bekommt den Motor<br />

aus der neuen VFR 800 und besitzt nun<br />

<strong>10</strong>6 <strong>PS</strong>. Die Federwege sind angewachsen,<br />

Heizgriffe und ein paar kleinere<br />

optische Retuschen runden das Lifting<br />

ab. Damit werden treue Fireblade-Fans<br />

und auch CB <strong>10</strong>00-Anhänger weiter auf<br />

morgen oder übermorgen vertröstet.<br />

Mut oder Lust auf Europa scheint bei<br />

Honda in Japan gerade nicht Konjunktur<br />

zu haben.<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 17


TEST<br />

MEILENSTEINE DER <strong>PS</strong>-GESCHICHTE<br />

DER<br />

UR<br />

18 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


Die Schöpfungsgeschichte des Sportmotorrads ist<br />

auch die Geschichte von <strong>PS</strong>. Wir sind untrennbar<br />

mit leistungsstarken Zweirad-Raketen verbunden.<br />

Zum Jubiläum fuhren wir die Highlights aus vier<br />

Dekaden.<br />

Text: Robert Glück; Fotos: jkuenstle.de<br />

KNALL<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 19


900 KUBIK UND<br />

ÜBER 80 <strong>PS</strong>!<br />

DAS WAR DER<br />

ÜBERFLIE-<br />

GER IN <strong>PS</strong><br />

<strong>10</strong>/1976<br />

cher (www.limbaecher.de) zur Verfügung<br />

gestellt. Dann die Suzuki GSX-R<br />

750 der ersten Baureihe von 1985,<br />

freundlicherweise von <strong>PS</strong>-Fan Horst M.<br />

Pasulke bereitgestellt. Dritte im Bund<br />

ist die von Motorland in Mannheim<br />

(www.motorland-zweirad.de) beigesteuerte<br />

Yamaha YZF-R1 der zweiten<br />

Generation. Und last but not least fährt<br />

eine fabrikneue BMW HP4 als Vertreterin<br />

der Neuzeit mit.<br />

1. Tag: Gott erschuf die<br />

Leistung<br />

“Nutzt man die mögliche Drehzahl in<br />

den Gängen voll aus, hat man das Gefühl<br />

eine Rennmaschine zu bewegen.<br />

Es macht aber mit der Z 900 genauso<br />

Biologen und Theologen streiten<br />

seit Jahrhunderten über<br />

den Ursprung und die Entstehung<br />

der Erde. Wir, die<br />

Testologen von <strong>PS</strong>, sind da bereits zwei<br />

Schritte weiter. Wir wissen, dass die<br />

Schöpfung unserer Welt vier Tage gedauert<br />

hat und wir haben sogar ein<br />

exaktes Datum ihrer Entstehung. Unsere<br />

Welt wurde mit der ersten <strong>PS</strong>-Ausgabe<br />

pünktlich zur IFMA im Oktober 1974<br />

erschaffen. Was für ein Aufschlag!<br />

Begeben wir uns nun auf Zeitreise<br />

und erforschen die herausragendsten<br />

Motorräder unseres Universums. Da<br />

wäre zum einen die Kawasaki 900 Z1.<br />

Hier in Form eines 76er-Modells, dankenswerterweise<br />

von Motorrad Limbäviel<br />

Spaß, mit mäßiger Geschwindigkeit<br />

dahinzurollen, wobei man den<br />

Motor sogar im 5. Gang bis zu 2000/<br />

min herunterkommen lassen kann“,<br />

stand in <strong>PS</strong>-Heft 4/1976.<br />

Wie kein anderes Motorrad baute<br />

die erste Z1 Anfang der Siebziger<br />

ihren Ruf auf überbordender<br />

Leistung auf. Leistung,<br />

der das Fahrwerk<br />

allerdings nicht gewachsen<br />

war. Und die durch<br />

ihr bisweilen heimtückisches<br />

Fahrverhalten<br />

zum Witwenmacher<br />

avancierte. Sie wurde<br />

das Bike der Wilden, wie<br />

sie 1978 sogar Udo Linden-<br />

20 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


01<br />

02<br />

03<br />

04<br />

01 Der schmale, lange Heck-<br />

(Enten-) bürzel prägte die Kawa-<br />

Nakeds über eine Generation lang<br />

02 Zwei obenliegende Nockenwellen<br />

waren eine Ansage an die versammelte<br />

Konkurrenz<br />

03 Der dicke Reihenmotor mit der legendären<br />

Vier-in-vier-Auspuffanlage<br />

prägte das Kawa-Image nachhaltig<br />

04 Trotz seines brachialen Rufs gibt<br />

sich der Vierzylinder praxisorientiert.<br />

Batterie kaputt? Kicken hilft<br />

DATEN<br />

KAWASAKI<br />

900 Z1<br />

ANTRIEB<br />

Vierzylinder-Reihenmotor, zwei Ventile/<br />

Zylinder, 60 kW (82 <strong>PS</strong>) bei 8500/min*, 74<br />

Nm bei 8000/min*, 903 cm³, Bohrung/<br />

Hub: 66,0/66,0 mm, Verdichtung: 8,5:1,<br />

vier Rundschiebervergaser, 26-mm-<br />

Drosselklappen, mechanisch betätigte<br />

Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe,<br />

Kette<br />

FAHRWERK<br />

Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />

64 Grad, Nachlauf: 90 mm,<br />

Radstand: 1505 mm, Ø Gabel innenrohr:<br />

36 mm, Federweg v./h.: 140/80 mm<br />

RÄDER UND BREMSEN<br />

Speichenräder mit Stahlfelgen, 1.85 x<br />

19/2.15 x 18, Reifen vorn: 3.25 V 19, hinten:<br />

4.00 V 18, 254-mm-Doppelscheibenbremse<br />

mit Einkolben-Schwimmsattel<br />

vorn, 200-mm-Simplex-Trommelbremse<br />

hinten<br />

GEWICHT<br />

(vollgetankt) 250 kg<br />

Tankinhalt: 16,5 Liter Super<br />

GRUNDPREIS<br />

8500 D-Mark (zzgl. NK)*<br />

* Herstellerangabe<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 21


DATEN<br />

SUZUKI<br />

GSX-R 750<br />

ANTRIEB<br />

Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />

Zylinder, 74 kW (<strong>10</strong>0 <strong>PS</strong>) bei 1<strong>10</strong>00/min*,<br />

67 Nm bei <strong>10</strong>000/min*, 749 cm³, Bohrung/Hub:<br />

70,0/48,7 mm, Verdichtung:<br />

9,8:1, vier Flachschiebervergaser,<br />

29-mm-Drosselklappen, hydraulisch betätigte<br />

Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />

Sechsganggetriebe, Kette<br />

FAHRWERK<br />

Leichtmetall-Doppelschleifenrahmen,<br />

Lenkkopfwinkel: 64,0 Grad, Nachlauf: <strong>10</strong>7<br />

mm, Radstand: 1436 mm, Ø Gabelinnenrohr:<br />

41 mm, Federweg v./h.:<br />

130/126 mm<br />

RÄDER UND BREMSEN<br />

Leichtmetall-Gussräder, 2.50 x 18/3.50 x<br />

18, Reifen vorn: 1<strong>10</strong>/80 V18, hinten:<br />

140/80 V 18, 300-mm-Doppelscheiben-<br />

Festsattelbremse vorn, 225-mm-Einzelscheibe<br />

mit Zweikolben-Schwimmsattel<br />

hinten<br />

GEWICHT<br />

(vollgetankt) 201 kg<br />

Tankinhalt: 19 Liter Super<br />

GRUNDPREIS<br />

12799 D-Mark (zzgl. NK)*<br />

* Herstellerangabe<br />

berg in „Der Boss von der Gang“ besang.<br />

Unsere Z 900 ist Baujahr 1976<br />

und gehört somit der zweiten, modellgepflegten<br />

Generation an. Sie profitiert<br />

schon von 0,5 Millimeter stärkeren<br />

Rahmenrohren, die die gebotenen 82<br />

<strong>PS</strong> nun auch bei hohen Geschwindigkeiten<br />

besser im Griff hatten, während<br />

die auf Doppelscheiben aufgerüstete<br />

Vorderradbremse – damals eine der<br />

besten am Markt – die 250 Kilogramm<br />

der Kawa jederzeit bändigte.<br />

Besteigt man eine 900 Z1 heute, sollte<br />

man sich Zeit lassen. Drückt man sie<br />

vom Seitenständer in die Waagerechte,<br />

signalisiert sie, dass sie zum „Heavy<br />

Metal“ gehört. Willig springt der Reihenvierer<br />

an und macht im Leerlauf<br />

kaum durch mechanische Geräusche<br />

auf sich aufmerksam. Der erste Gang<br />

sitzt, langsam reiten wir den Einbaum<br />

unter uns warm. Herrlich, wie schnell<br />

einen die Kawa für sich gewinnt, wie<br />

sie Besitz von einem ergreift und die<br />

Gedanken in die Vergangenheit gleiten.<br />

Wie in einer Diashow klacken die Gänge<br />

durchs Getriebe, jede Fahrstufe erzeugt<br />

ein anderes Bild. Am größten ist<br />

der Genuss zwischen 3000 und 6000<br />

Touren, wenn der Vierzylinder nachhaltig,<br />

aber alles andere als übermächtig<br />

anreißt. Vom entspannten Dahinrollen<br />

bis zum zügigen Cruisen reicht das<br />

Portfolio der Z in diesem Drehzahlbereich.<br />

Betreibt man aktive Ahnenforschung<br />

und gibt ihr mal die Sporen –<br />

sprich, dreht man die Gänge einmal bis<br />

an den roten Bereich heran –, wird es<br />

nicht etwa furchteinflößend, sondern<br />

spaßig-dynamisch. Zumindest so lange,<br />

wie keine Wechselkurven mit schlechtem<br />

Straßenbelag daherkommen. Dann<br />

nämlich zeigt die Zett schon ein wenig<br />

von dem, was sie zu diesem gefürchteten<br />

Motorrad gemacht hat. Wir drehen<br />

den Hahn also wieder etwas zu und<br />

werden uns bewusst, dass die Dame<br />

unter uns fast 40 Jahre alt ist. Und dass<br />

uns die Fahrer von damals um die heutigen,<br />

viel besseren Reifen tierisch beneidet<br />

hätten.<br />

2. Tag: Gott erschuf das<br />

Fahrwerk<br />

“Handlingqualitäten<br />

muss<br />

das GSX-R-<br />

Fahrwerk<br />

01 Damals ein Highlight: die serienmäßigen<br />

Flachschiebervergaser<br />

02 Suzuki war mit dem Doppelschleifen-Alurahmen<br />

der GSX-R<br />

Vorreiter und damit Wegbereiter<br />

des Leichtmetall-Brückenrahmens<br />

03 Karges Cockpit. Der Drehzahlmesser<br />

beginnt bei 3000/min<br />

04 Was wäre aus Suzuki ohne die<br />

legendäre GSX-R-Baureihe geworden?<br />

Kein anderes Kürzel in der<br />

Motorradwelt ist sportlicher belegt<br />

01<br />

02<br />

03<br />

22 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


<strong>PS</strong> <strong>10</strong>/1984: ERSTAUF-<br />

SCHLAG DER SUZUKI GSX-<br />

R 750. ALLE WAREN HEISS<br />

AUF DEN RENNER MIT<br />

STRASSENZULASSUNG<br />

04<br />

in einer Folge mittelschneller Rechts-<br />

Linkskurven zeigen: Kein Problem, das<br />

Motorrad lässt sich ohne Kraftaufwand<br />

präzise dirigieren“, vermerkte<br />

<strong>PS</strong> in Heft 3/1985.<br />

Aufbruch in eine neue Ära! Die Suzuki<br />

GSX-R 750 war die erste Sportlerin,<br />

die sich an die ambitionierten Eckpfeiler<br />

„<strong>10</strong>0 <strong>PS</strong>, 200 Kilogramm“ heranwagte.<br />

Ein Leistungsgewicht von 0,5 <strong>PS</strong><br />

pro Kilo war bis dahin maximal echten<br />

Rennmotorrädern vorbehalten. 1985<br />

baute Suzuki mit der GSX-R 750 ein<br />

Bike mit diesen Eckdaten und stellte<br />

es zulassungsfähig in die Schaufenster<br />

der Händler. Kein Wunder verkaufte<br />

sich die Gixxer damals wie geschnitten<br />

Brot, beglückte reihenweise Oberlippenbart<br />

tragende Vokuhilas und prägte<br />

den Begriff „Joghurtbecher“ für vollverkleidete<br />

Supersportler entscheidend<br />

mit. Und sie passte wunderbar in die<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 23


von der Fernsehserie „Miami Vice“ geprägte<br />

Zeit. Sie war geschaffen für heiße<br />

Verfolgungsjagden oder den Einsatz<br />

auf der Rennstrecke. Wer heute auf<br />

einer 85er-GSX-R Platz nimmt, erschrickt<br />

zunächst. Tief sitzt man in der<br />

Suzuki drin, die riesige Kuppel der Verkleidung<br />

ist stets im Blickfeld. Soll es<br />

dann losgehen,<br />

sollte man die Gelenkigkeit<br />

eines Zirkusakrobaten oder<br />

die Mechanik eines Schweizer Taschenmessers<br />

besitzen – „Zusammenfalting<br />

Extreme“ ist angesagt. Starten<br />

wir nun den überraschend kultiviert<br />

laufenden Dreiviertelliter. Schon der<br />

Drehzahlmesser macht klar, wo der<br />

Barthel den Most holt – er zeigt unter<br />

3000/min einfach nichts an. Nach sanftem<br />

Warmfahren bekommt die Suzi nun<br />

AB <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/1997 DOMINIERT<br />

DIE YAMAHA YZF-R1 DIE TITEL<br />

DER <strong>PS</strong> WIE KEIN ZWEITES<br />

BIKE NACH IHR<br />

auf die Nüsse. Ab 6000 Touren setzt<br />

auch nach heutigen Maßstäben<br />

launiger Schub ein, die 80er-Ikone<br />

schwimmt forsch im Verkehr mit. Endlich<br />

freie Fahrt: Wir verschanzen uns<br />

hinter der enormen Verkleidung, drehen<br />

jeden Gang bis an den Begrenzer.<br />

Die Gixxer fliegt über die Landstraße,<br />

biegt zwar willig, aber nicht gerade<br />

hyperaktiv ab und fühlt sich<br />

kopflastig an. Einmal in Schräglage<br />

gebracht, zieht sie einen<br />

sauberen Strich. Hanging-off<br />

oder ähnliche Turnerei im<br />

Sattel ist kontraproduktiv, dank<br />

schmaler Pellen muss die GSX-R<br />

01<br />

24 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


NEU: RPHA <strong>10</strong>+ Lorenzo Replica<br />

Ghost Fuera MC5 SF<br />

N°1 IN THE WORLD<br />

02<br />

03<br />

04<br />

01 Die Titanhülle des Endschalldämpfers<br />

kam mit dem ersten<br />

Modellwechsel zur Saison 2000<br />

02 Damals ein Hingucker: die durch<br />

den Rahmen geführte Schaltstange<br />

03 Das mächtige Brückenrahmenprofil<br />

sieht sehr beeindruckend aus<br />

04 Die mächtige YZF-R1 prägte den<br />

Beginn des neuen Milleniums wie<br />

kein zweites Bike. Hondas Fireblade<br />

verblasste neben ihr zum Mofa<br />

DATEN<br />

YAMAHA<br />

YZF-R1<br />

ANTRIEB<br />

Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />

Zylinder, 1<strong>10</strong> kW (150 <strong>PS</strong>) bei <strong>10</strong>000/min*,<br />

<strong>10</strong>8 Nm bei 8500/min*, 998 cm³, Bohrung/<br />

Hub: 74,0/58,0 mm, Verdichtung: 11,8:1,<br />

vier Gleichdruckvergaser, 40-mm-Drosselklappen,<br />

mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />

Sechsganggetriebe,<br />

Kette<br />

FAHRWERK<br />

Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />

66,0 Grad, Nachlauf: 92 mm, Radstand:<br />

1395 mm, Ø Gabel innenrohr: 41<br />

mm, Federweg v./h.: 135/130 mm<br />

RÄDER UND BREMSEN<br />

Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/6.00 x<br />

17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten:<br />

190/50 ZR 17, 298-mm-Doppelscheibenbremse<br />

mit Vierkolben-Festsätteln<br />

vorn, 245-mm-Einzelscheibe mit Zweikolben-Festsattel<br />

hinten<br />

GEWICHT<br />

(vollgetankt) 203 kg*<br />

Tankinhalt: 18 Liter Super<br />

GRUNDPREIS<br />

21490 D-Mark (zzgl. NK)*<br />

* Herstellerangabe<br />

Köln, 1.- 5. Oktober<br />

Halle 8.1/C-40<br />

The Jorge Lorenzo<br />

GP Racer<br />

experience<br />

<strong>10</strong> PLUS<br />

379 ,90 € › 549 ,90 €<br />

Testsieger<br />

02/2012<br />

09/20<strong>10</strong><br />

14/20<strong>10</strong><br />

S Size<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />

hjc-europe.com


JEREZ ALS BÜHNE DER<br />

BMW HP4-PREMIERE. WIR<br />

FEIERTEN SIE ERSTMALS<br />

IN <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/2012<br />

01<br />

02<br />

03<br />

04<br />

01 Individuelle Nummerierung an<br />

der HP4 schürt Besitzerstolz<br />

02 Die einen hassen sie, die anderen<br />

lieben sie: die Kiemen-Optik der<br />

rechten Verkleidungsseite<br />

03 Ab September <strong>2014</strong> wird die HP4<br />

mit ABS Pro, einem sogenannten<br />

Kurven-ABS ausgeliefert<br />

04 Die Elektronik hat sich an Sportlern<br />

durchgesetzt. Wer keine Assistenzsysteme<br />

anbietet, fährt hinterher


gar nicht so wild abgewinkelt werden,<br />

um ums Eck zu brettern. Der Old-<br />

School-Sportler entwickelt schnell<br />

seinen Reiz, zwickt den Piloten aber<br />

genauso flott in den Knien, da die Ergonomie<br />

aus heutiger Sicht mehr als bescheiden<br />

ist. Der große Wurf von<br />

damals kann also auch heute noch begeistern.<br />

Angesichts der Bremsleistung<br />

allerdings immer vorausgesetzt, man<br />

hält genügend Sicherheitsabstand. Auf<br />

welligen Strecken sollte man besser<br />

vom Gas gehen.<br />

3. Tag: Gott erschuf die<br />

Fahrbarkeit<br />

„Schließlich war der Weg zu 150 <strong>PS</strong><br />

und 200 Kilogramm durch Motorräder<br />

wie die YZF <strong>10</strong>00 R mit nominell 145<br />

<strong>PS</strong> und die Honda CBR 900 RR mit<br />

204 Kilogramm schon vorgezeichnet.<br />

Nein, das Überraschende an der R1<br />

ist, dass sie so einfach zu fahren ist“,<br />

schrieb <strong>PS</strong> in Heft 12/1997.<br />

Willkommen in der Neuzeit! Wer auf<br />

einer Ur-R1 (auch als RN 01 oder mit<br />

wenigen Änderungen als RN 04 bekannt)<br />

Platz nimmt, ist trotz ihrer fast<br />

16 Jahre im Hier und Jetzt der Sportmotorräder<br />

angekommen. Logisch haben<br />

die Vergaser-bestückten Einsen noch<br />

einen Choke, ansonsten hat sich seither<br />

zumindest ergonomisch oder mechanisch<br />

kaum etwas verändert. Der<br />

Aufschlag der R1 war so groß wie der<br />

„Firestarter“ der legendären Techno-<br />

Kombo Prodigy. Heftiger Krach, der<br />

auch heute noch rockt! Eine weitere<br />

Parallele zwischen Prodigy und R1: Die<br />

einen waren als Hardcore-Drogisten<br />

verschrien und laufen heute nüchtern<br />

durch MotoGP-Fahrerlager, die R1 galt<br />

als brutales Highsider-Bike<br />

und<br />

fährt heute<br />

mit modernen Straßensport-Pellen<br />

lammfromm durch die Gegend. Und<br />

wer meint, auf der Yam mit nur 150 <strong>PS</strong><br />

untermotorisiert zu sein, der täuscht<br />

sich gewaltig und sollte den Fünfventiler<br />

auf der Landstraße einmal permanent<br />

über 7000/min bewegen. Da wird<br />

der Nörgler die Ohren anlegen! Lässt<br />

man es gemächlicher angehen, kann in<br />

der letzten Gangstufe schon ab 2000<br />

Touren durchs Land gepöttelt werden.<br />

Stressfrei, glücklich und entspannt.<br />

Das Verlangen nach mehr Power kommt<br />

DATEN<br />

BMW HP4<br />

ANTRIEB<br />

Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />

Zylinder, 142 kW (193 <strong>PS</strong>) bei 13000/min*,<br />

112 Nm bei 9750/min*, 999 cm³, Bohrung/<br />

Hub: 80,0/49,7 mm, Verdichtung: 13,0:1,<br />

Zünd-/Einspritzanlage, 48-mm-Drosselklappen,<br />

mechanisch betätigte Mehrscheiben-Anti-Hopping-Ölbadkupplung,<br />

Sechsganggetriebe, Kette, TC<br />

FAHRWERK<br />

Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />

66,0 Grad, Nachlauf: 99 mm, Radstand:<br />

1423 mm, Ø Gabel innenrohr: 46<br />

mm, Federweg v./h.: 120/130 mm<br />

RÄDER UND BREMSEN<br />

Leichtmetall-Schmiederäder, 3.50 x<br />

17/6.00 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17,<br />

hinten: 200/55 ZR 17, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />

mit Vierkolben-Festsätteln<br />

vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit<br />

Einkolben-Schwimmsattel hinten,<br />

C-ABS<br />

GEWICHT<br />

(vollgetankt) 202 kg<br />

Tankinhalt: 17,5 Liter Super<br />

GRUNDPREIS<br />

20500 Euro (zzgl. NK)*<br />

* Herstellerangabe<br />

TYPE-N<br />

Klassik<br />

TYPE-D<br />

TYPE-S TYPE-R TYPE-C TYPE-GP/S<br />

Carbon<br />

summer<br />

bei<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />

www.gillestooling.com


nur auf dem Drag-Strip auf, und<br />

schwindelerregende Kurvenpartys gehören<br />

mit einem 190/55er-Hinterreifen<br />

zum leichtfüßigen Alltag. Lediglich die<br />

Bremsen der Yamaha könnten bissiger<br />

sein, sie wirken in kaltem Zustand doch<br />

etwas stumpf und unzeitgemäß.<br />

4. Tag: Gott erschuf die<br />

Elektronik<br />

„Die HP4 besitzt kein spezielles ‚Kiesbett-Mapping‘!<br />

Ein Skandal, denn so<br />

muss bei einem Ausritt von der Strecke<br />

erst manuell die Traktionskontrolle<br />

abgeschaltet werden, bevor man<br />

sich aus dem Kies wühlen kann“,<br />

stellte <strong>PS</strong> in Heft 12/2012 fest.<br />

Mit der HP4 setzte BMW erst neulich<br />

noch das Tüpfelchen auf das als „i“<br />

bekannte S <strong>10</strong>00 RR-Superbike. „Volle<br />

Hütte“ bei der Elektronik lautete der<br />

Befehl von der Münchner Chefetage,<br />

und die Ingenieure programmierten<br />

wie die Teufel. Betrachtet man die HP4<br />

in diesem historischen Umfeld, wird<br />

klar, was für ein Wurf sie ist. Knapp<br />

200 <strong>PS</strong> stark, nur minimal über 200 Kilo<br />

schwer und einfach zu bewegen wie<br />

ein Fahrrad. Selbst grobmotorische<br />

Fahrer, ein Minimum an Intelligenz vorausgesetzt,<br />

müssen die HP4 schon arg<br />

zwingen, um zu stürzen. Was an der<br />

Aktuellen aber nochmals schwieriger<br />

wird, da sie über das neue ABS Pro<br />

verfügt, welches selbst in Schräglage<br />

sicher funktionieren soll (ABS-Test in<br />

der kommenden <strong>PS</strong>-Ausgabe).<br />

Vor derlei Ingenieurskunst verneigen<br />

wir uns und tun das, was der liebe<br />

Gott von <strong>PS</strong> erwartet. Wir genießen<br />

diese herrliche Welt, die er uns da<br />

erschaffen hat!<br />

FAZIT<br />

Die letzten 40 Jahre Sportmotorrad-Geschichte<br />

waren rasant. Vor<br />

allem die Suzuki GSX-R 750 war<br />

eine Revolution, sie legte das<br />

Fundament, auf dem aktuelle Bikes<br />

noch heute basieren. Seither dominiert<br />

die Evolution, die Verbesserung<br />

in mehr oder minder großen<br />

Schritten, unsere Welt. Ob YZF-R1,<br />

HP4 oder all die anderen Sportler,<br />

sie tragen ein Stück GSX-R in sich.<br />

Bleibt nach der Elektronik-Welle<br />

nun abzuwarten, wann der nächste<br />

große Schritt erfolgt. Wir warten<br />

gespannt auf den nächsten Urknall.<br />

28 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


PREMIERE<br />

KTM RC 390<br />

SCHIFF<br />

30 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


Bescheidene 373 Kubikzentimeter<br />

Hubraum, mäßige 44<br />

<strong>PS</strong> Spitzenleistung, magere<br />

35 Nm Drehmoment: Als<br />

Sportfahrer lächelt man gerne über<br />

solche Werte. KTM sieht das natürlich<br />

ganz anders. „Nach den riesigen Erfolgen<br />

der kleinen Duke-Modelle und der<br />

Präsentation der RC 125 vor wenigen<br />

Monaten, ist die RC 390 ein weiterer<br />

Schritt auf unserem Expansionskurs“,<br />

frohlockt ein Sprecher. Doch wo bitte<br />

will man mit solchen Hüpfern expandieren?<br />

„In Südamerika oder Südostasien<br />

sind Maschinen wie die RC 390<br />

extrem beliebt“, weiß der KTM-Mann.<br />

„Dort genießen sie so viel Prestige wie<br />

ein Superbike bei uns. Global gesehen<br />

ist sie also durchaus ein Flaggschiff.<br />

Doch auch in Europa erwarten wir eine<br />

hohe Nachfrage, denn die 390er ist<br />

maßgeschneidert für Inhaber des A2-<br />

Führerscheins. Außerdem macht sie<br />

auch erfahrenen Piloten Spaß.“ Das ist<br />

ein perfektes Stichwort, also nichts wie<br />

rauf auf den kleinen Renner!<br />

Die erste Etappe führt durch die<br />

Bergwelt nahe des italienischen Modena.<br />

Doch kühle Temperaturen, Nebel<br />

und Regen mahnen zur Vorsicht – auch<br />

wegen der nicht sehr transparenten<br />

Erstbereifung Metzeler Sportec M5 Interact.<br />

Immerhin hat der Pilot die RC<br />

390 dank der sportlichen, aber bequemen<br />

Sitzposition gut im Griff. Auch der<br />

quirlige, wunderbar elastische Einzylinder<br />

gefällt. Ab 6500/min bekommt er<br />

einen zweiten Schub und dreht munter<br />

bis in den fünfstelligen Bereich. Dadurch<br />

angespornt, zieht der Pilot gerne<br />

und kräftig am Kabel. Die Brause voll<br />

aufzuziehen, gestaltet sich allerdings<br />

wegen des langen Hubs am Gasgriff<br />

etwas schwierig. Außerdem mag der<br />

FLAGG-<br />

CHEN<br />

Erstaunlich: KTM bezeichnet<br />

die neue RC 390 als<br />

Flaggschiff seiner Modellpalette.<br />

Ein Bike der<br />

unteren Mittelklasse als<br />

Top-Performer? Wie<br />

zum Henker kommen die<br />

Österreicher denn darauf?<br />

Text: Volkmar Jacob; Fotos: KTM<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 31


04<br />

03<br />

01 Feder mit progressiver Wicklung am Federbein.<br />

Das komplette Setup geriet sehr weich<br />

02 Herrlich in die Verkleidung integrierter Auspuff<br />

mit typischem Einzylinder-Blubber-Sound<br />

03 In Europa ist das ABS serienmäßig, es funktioniert<br />

sehr ordentlich. Die Bremse könnte allerdings<br />

etwas mehr Reserven bieten<br />

04 Das Cockpit sieht aus wie ein kleiner Ableger<br />

des Superbike-Pendants. Die Zahlen des Drehzahlmessers<br />

gerieten aber sehr klein<br />

01<br />

02<br />

DATEN<br />

KTM<br />

RC 390<br />

ANTRIEB<br />

Einzylindermotor, vier Ventile/<br />

Zylinder, 32 kW (44 <strong>PS</strong>) bei 9500/min*, 35<br />

Nm bei 7250/min*, 373 cm³, Bohrung/<br />

Hub: 89,0/60,0 mm, Verdichtung: 12,9:1,<br />

Zünd-/Einspritzanlage, 46-mm-Drosselklappe,<br />

mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />

Sechsganggetriebe,<br />

Kette<br />

FAHRWERK<br />

Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />

66,5 Grad, Nachlauf: 88 mm, Radstand:<br />

1340 mm, Ø Gabel innenrohr: 43 mm, Federweg<br />

v./h.: 125/150 mm<br />

RÄDER UND BREMSEN<br />

Leichtmetall-Gussräder, 3.00 x 17/4.00 x<br />

17, Reifen vorn: 1<strong>10</strong>/70 ZR 17, hinten:<br />

150/60 ZR 17, 300-mm-Einscheibenbremse<br />

mit Vierkolben-Festsattel vorn,<br />

230-mm-Einzelscheibe mit<br />

Einkolben-Schwimmsattel hinten, ABS<br />

GEWICHT<br />

(trocken) 147 kg*<br />

Tankinhalt: <strong>10</strong>,0 Liter Super<br />

GRUNDPREIS<br />

5595 Euro (zzgl. NK)*<br />

32 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong><br />

* Herstellerangabe<br />

Antrieb Drehzahlen unterhalb von<br />

3000/min nicht und wirkt dort mürrisch.<br />

Doch der sympathische Blubber-<br />

Sound, die weiche Gasannahme und<br />

der lebendige Einzylinder-Schlag machen<br />

diese Eigenschaften mehr als<br />

wett. Den spritzigen Eintopf übernahm<br />

KTM eins zu eins von der im letzten<br />

Jahr vorgestellten 390 Duke.<br />

Bögen aller Art nimmt der<br />

kleine Feger im Sturm<br />

Auf der anderen Seite des Passes warten<br />

trockene Straßen, Attacke! Herzerfrischend,<br />

wie easy die KTM durchs<br />

Kurvenwirrwarr zischt. Sofort werden<br />

Erinnerungen an die Sturm- und<br />

Drangzeit der eigenen Jugend wach.<br />

Doch es liegt nicht an den mittlerweile<br />

gestiegenen Pfunden des Testers, dass<br />

das Federbein bei tiefen Wellen mit<br />

harten Kanten gnadenlos durchschlägt<br />

und die Wirbelsäule als dämpfendes<br />

Element missbraucht. Trotz progressiver<br />

Bauart geriet die Feder offenbar zu<br />

weich, und auch die Dämpfung setzt<br />

dem Auf und Ab nur wenig entgegen.<br />

Immerhin funktioniert der direkt angelenkte<br />

Monoshock auf weniger zerfurchtem<br />

Untergrund recht passabel.<br />

Dort kann auch die angenehm straffe<br />

Gabel mit genügend Durchschlagreserven<br />

überzeugen. Einzig über gröbere<br />

Unebenheiten holpert das nur mittelmäßig<br />

ansprechende Teil etwas unsensibel<br />

hinweg.<br />

Auf der winkeligen Rennstrecke<br />

„Autodromo di Modena“ muss der kleine<br />

Schleifer zeigen, was er abseits öffentlicher<br />

Straßen kann. Schließlich<br />

brennen die Jungs und Mädels im<br />

ADAC Junior Cup mit aufgemotzten RC<br />

390 um die Wette. Wie gehabt nimmt<br />

die KTM die Bögen im Sturm und sticht<br />

zielgenau in die Ecken. Allerdings<br />

könnte sie im Angriffsmodus etwas<br />

mehr Feedback von der Front liefern,<br />

da ist das Limit nur schwer zu ertasten.<br />

Außerdem rattert das Hinterrad in<br />

Schräglage bisweilen plötzlich seitlich<br />

weg, was sicher an der zu laschen Abstimmung<br />

des Federbeins liegt. Beim<br />

harten Ankern könnte die RC außerdem<br />

etwas mehr Reserven bieten, was<br />

ein Experiment verdeutlicht. Bei Vollbremsungen<br />

aus zirka 125 km/h (Tacho)<br />

überhitzt die 300 Millimeter große<br />

Bremsscheibe mitsamt der organischen<br />

Beläge auf den letzten <strong>10</strong> bis<br />

15 Metern, was sich durch Fading<br />

bemerkbar macht. „Leider kann man<br />

nicht ohne Weiteres die 320er-Scheibe<br />

und die Sintermetall-Beläge der Cupversion<br />

auf die Straßenmaschine mon-


tieren“, weiß ein KTM-Ingenieur. „Auf<br />

die höhere Bremsleistung ist das ABS<br />

nicht abgestimmt.“ Mit Serienkomponenten<br />

funktioniert das System hingegen<br />

super, es regelt schön spät, zuverlässig<br />

und mit kurzen Intervallen.<br />

Prinzipiell basiert die RC 390 auch<br />

beim Fahrwerk auf der 390er-Duke.<br />

Nur eine geänderte Geometrie mit steilerem<br />

Lenkkopfwinkel, kürzerem Radstand<br />

und weniger Nachlauf sowie ein<br />

anderes Rahmenheck unterscheiden<br />

sie von ihrer nackten Verwandten.<br />

Auch die Federelemente sind anders<br />

abgestimmt. Wie alle Straßenmodelle<br />

mit kleinem Hubraum fertigt der indische<br />

Teilhaber Bajaj (sprich: Badschadsch)<br />

auch die RC 390. Für mitteleuropäische<br />

Maßstäbe könnte das<br />

Finish freilich etwas feiner ausfallen.<br />

Billig wirkende Schrauben, offene Bohrungen<br />

ohne Blindstopfen an der Oberseite<br />

der Schwingen-Enden und teils<br />

lieblos zusammengebrutzelte Rohre<br />

vor allem am Rahmenheck überraschen<br />

bei einem 5595 Euro teuren Bike.<br />

Dennoch wird der flotte Feger zahlreiche<br />

Fans nicht nur in Übersee finden,<br />

sondern auch bei uns – Flaggschiff<br />

hin oder her.<br />

URTEIL<br />

KTM goes global. Auf diesem Weg<br />

ist die RC 390 sicher ein wichtiger<br />

Schritt. Dass das Konzept kleiner<br />

Hubräume in fetzig verpackten<br />

Bikes auch hierzulande Erfolg<br />

haben kann, beweist die 390 Duke<br />

eindrücklich. Trotz ihrer<br />

Schwächen ist die RC im Alltag ein<br />

sympathischer Feger, der selbst<br />

leistungsverwöhnten Treibern nach<br />

etwas Eingewöhnung viel Spaß<br />

bereitet – alles Einstellungssache!<br />

»<br />

30 Jahre Innovation<br />

Ausrüster der Marken-Cup‘s<br />

• Triumph Street Triple Cup<br />

• Suzuki GSX-R 750 Cup<br />

• Continental Superduke Battle<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 33<br />

LSL-Motorradtechnik GmbH · D-47809 Krefeld · Tel. +49 2151 55590 · info@lsl.eu · www.lsl.eu


POW<br />

TEST<br />

VERGLEICH TUNING-KAWASAKI ZX-<strong>10</strong>R<br />

34 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


NINJA<br />

ER<br />

Seit exakt 30 Jahren beglückt<br />

uns Kawasaki mit Ninjas,<br />

den reinrassigen Supersportlern<br />

der Japaner. Zum TunerGP<br />

kamen gleich zwei Ninja-<br />

Superbikes und zeigten, wie<br />

viel mit der ZX-<strong>10</strong>R geht.<br />

Text: Uwe Seitz, René Raub, Pascal Eckhardt<br />

Fotos: fact, M. Jahn<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 35


DATEN<br />

GEWICHT <br />

185,8 kg<br />

VORN/HINTEN 53,2/46,8 %<br />

LEISTUNG <br />

199 <strong>PS</strong><br />

PREIS<br />

ca. 25000 Euro<br />

Motorleistung<br />

160<br />

2<strong>10</strong><br />

150<br />

200 BikeShop<br />

140 190 Lüchow-Kawasaki<br />

130 180 ZX-<strong>10</strong>R<br />

170 146,4 kW (199 <strong>PS</strong>)<br />

120 160 bei 13 300/min<br />

1<strong>10</strong> 150 113 Nm<br />

<strong>10</strong>0 140 bei 11300/min<br />

130<br />

90 120<br />

80 1<strong>10</strong><br />

<strong>10</strong>0<br />

70<br />

90<br />

60 80<br />

120<br />

50 70<br />

40<br />

60<br />

50<br />

<strong>10</strong>0<br />

30 40<br />

80<br />

20 30<br />

20<br />

<strong>10</strong> <strong>10</strong><br />

60<br />

kW <strong>PS</strong><br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 <strong>10</strong> 11 12 13 14 15 16<br />

Motordrehzahl in 1/min x <strong>10</strong>00<br />

Sieben <strong>PS</strong> mehr zur Serie klingen nicht<br />

nach viel, aber das Ansprechverhalten, die<br />

Leistung ab mittleren Drehzahlen sowie<br />

die Beschleunigung sind deutlich besser.<br />

Eine BMW S <strong>10</strong>00 RR meldete<br />

niemand mehr zum TunerGP,<br />

was uns zunächst wunderte.<br />

Dann kamen gleich zwei Anmeldungen<br />

für die Kawasaki ZX-<strong>10</strong>R.<br />

Dieses Bike, das muss einmal gesagt<br />

werden, war die erste Antwort der Japaner<br />

auf die unangekündigte Superbike-Macht<br />

der BMW – und ist bis heute<br />

die einzig ernstzunehmende aus<br />

Fernost. Aber irgendwie ging das bei<br />

den Superbike-Fans unter, sprach alles<br />

von den Bayern und jeder wollte eine<br />

Weiß-Blaue. Doch so langsam setzt sich<br />

die ZX-<strong>10</strong>R durch. Ihre Beliebtheit<br />

steigt, was nicht zuletzt auch daran<br />

liegt, dass Tom Sykes seit zwei Jahren<br />

in der Superbike-Weltmeisterschaft<br />

zeigt, was die Grüne draufhat und<br />

welch famose Basis sie für eine echte<br />

Rennpistenwaffe abgibt.<br />

Insofern haben wir uns deshalb<br />

schon sehr auf die <strong>10</strong>er von BDS und<br />

BikeShop Lüchow gefreut, und sogar<br />

noch mehr, weil beide Schmieden uns<br />

auf ihre jeweils eigene Art zeigen wollten,<br />

dass die Kawasaki eine grüne<br />

Macht ist – ohne immer grün sein zu<br />

müssen. Karsten Bartschat aus Lüchow<br />

setzt bei seinen Bikes immer auf solides<br />

Tuning mit hoher Standfestigkeit<br />

für ambitionierte Hobby-Racer bei absolut<br />

nachvollziehbarem Preis. Der<br />

langjährige TunerGP-Teilnehmer hat<br />

deshalb immer wieder den Motor unangetastet<br />

gelassen und sich vorwie-<br />

Drehmoment in Nm<br />

Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />

Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />

gend um Fahrwerk und ein wenig Power-Zuwachs<br />

durch ausgewählte Teile<br />

an der Peripherie gekümmert. Das tat<br />

er im Prinzip auch diesmal, etwa mit<br />

dem WM-Modell der LeoVince-Auspuffanlage,<br />

einem Racing-Ölfilter von BMC,<br />

dem größeren Rennkühler und ein<br />

paar weiteren Kleinigkeiten wie den<br />

Samco-Schläuchen für noch bessere<br />

Wärmeableitung. Mehr allerdings nicht,<br />

der Motor blieb komplett Standard.<br />

Der große Trick kommt vom<br />

Seriensteuergerät<br />

Dafür griff Bartschat diesmal beherzt<br />

in die Elektronik der ZX-<strong>10</strong>R ein, denn<br />

der Bazzaz-Experte beschäftigt sich intensiv<br />

mit dem Thema Seriensteuergeräte<br />

und Umprogrammierung, arbeitet<br />

hier auch mit dem Experten Stefan<br />

Briege (siehe <strong>PS</strong> 6/<strong>2014</strong>) zusammen<br />

und stellte so einiges an seiner Kawasaki-ECU<br />

auf den Kopf. Beispielsweise<br />

ist das ABS einfach abschaltbar, was<br />

die Serie nicht kann, und wenn das<br />

ABS arbeitet, regelt es deutlich später,<br />

so dass es auch auf der Rennstrecke<br />

Sinn macht.<br />

Das Wichtigste für die Performance<br />

der Lüchow-<strong>10</strong>er ist natürlich die<br />

werksseitig programmierte Drosselung.<br />

Die wurde „rausgeworfen“. Der Fuelcut,<br />

also das elektronische Abwürgen der<br />

Spritzufuhr, um Landstraßenfahrern<br />

beim Gasgeben etwas den Schaum<br />

vom Mund zu nehmen, macht bei einem<br />

heißgemachten Rennmotorrad<br />

aber keinen Sinn und wurde eliminiert.<br />

Das zusätzlich installierte Bazzaz-System<br />

mit Breitbandsonde „stimmt“ das<br />

Motorrad grob gesagt ständig auf die<br />

36 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


01 Abschaltbares ABS und diverse<br />

Mappings lassen sich per Knopfdruck<br />

aktivieren. Für die Gabel wurde<br />

die Serienbrücke aufgespindelt<br />

02 Den Motor beließ Bartschat im<br />

Original. Die Sporen bekam die <strong>10</strong>er<br />

durch Eingriff in die ECU<br />

03 Die geschmiedeten OZ-Felgen<br />

tragen zum feinen Handling der ZX1<br />

„Factory“ bei<br />

01<br />

02<br />

03<br />

<strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 37


Anforderungen durch den Fahrer ab<br />

und schlägt elektronische Änderungen<br />

vor, die per Knopfdruck dann freigegeben<br />

werden können. All das sorgte gepaart<br />

mit einer knackigeren Übersetzung<br />

für gewaltigen Schub über das<br />

gesamte Drehzahlband. Das Motorrad<br />

nimmt das Gas astrein an und legt mit<br />

jedem Millimeter am Gasgriff eins zu<br />

eins an Power zu – und zwar so forsch,<br />

wie es sich für ein Superbike gehört.<br />

Die zweite große Änderung betraf<br />

das Fahrwerk, was dem Bike schließlich<br />

die hauseigene Bezeichnung ZX1<br />

Factory einbrachte, denn die Lüchow-<br />

Gabel ist identisch mit der Aprilia<br />

RSV4-Factory-Gabel. Lediglich das Setup<br />

passte Bartschat dem Motorrad an.<br />

Hinten dämpft das elektronische EEC-<br />

Federbein, ebenfalls von Öhlins, mit<br />

speziellem Setup. Gemeinsam mit der<br />

geänderten Geometrie spendierte diese<br />

Kombination der Kawa einen sehr<br />

guten Kompromiss zwischen hoher<br />

Agilität für saubere Linienwahl und<br />

spielerisches Einlenken sowie sehr guter<br />

Bremsstabilität. Vielleicht geriet das<br />

Setup etwas zu hart, aber in Sachen<br />

Feedback war das Bike in Hockenheim<br />

über jeden Zweifel erhaben und die<br />

Beherrschbarkeit trotz oder mit dieser<br />

Power ein absoluter Genuss.<br />

Abschließend lässt sich festhalten,<br />

dass Bartschats Plan wieder voll aufging:<br />

Dicke Hose hebt er sich für die<br />

Fahrbarkeit auf, Standfestigkeit und<br />

Preis sind eng miteinander verbunden.<br />

„Damit hat der Hobby-Racer ein richtiges<br />

Racebike und der Profi einfach ir-<br />

38 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


en Spaß“, bringt Pascal Eckhardt die<br />

ZX1 Factory auf den Punkt.<br />

Die BDS-Kawasaki steht für<br />

volles Programm<br />

Deutlich mehr Aufwand steckt in der<br />

ZX-<strong>10</strong>R von BDS. Der Bikeparts-Hersteller<br />

montierte nicht nur die ganze Palette<br />

seiner Kawasaki-Teile bis hin zu Aluund<br />

Titanfrästeilen am Motor, sondern<br />

ließ an diesem Motorrad keinen Stein<br />

auf dem anderen. Alles, was zum Einsatz<br />

kam, steht für Rennsport erster<br />

Güte und ist entsprechend kostspielig,<br />

was allein schon die Suter-Rennkupplung<br />

(ca. 2000 Euro) unterstreicht.<br />

Der Motor ist nach allen Regeln der<br />

Kunst gemacht. Vom verstärkten und<br />

ausbalancierten Pleuel bis zur feingewuchteten<br />

Kurbelwelle ist nichts mehr<br />

Serie, selbst die Lagerstellen sind poliert.<br />

Die Nockenwellen kommen von<br />

Kawasaki-Racing, die Einspritzung erledigt<br />

eine Kawa-ECU aus der Superstock-EM.<br />

Die Jungs haben sich so ins<br />

Zeug gelegt, dass ihnen etwas die Zeit<br />

davonlief und Lothar Kraus (www.<br />

kraus-racing.de), der Kevin Wahr in der<br />

Supersport-WM betreut und am BDS-<br />

Projekt beteiligt war, das Motorrad<br />

nicht mehr final abgestimmt bekam. So<br />

erklärt sich das Leistungsdefizit der<br />

BDS. Mittlerweile schiebt der Brenner<br />

aber deutlich über 200 <strong>PS</strong>.<br />

Dass uns diese Kawasaki trotzdem<br />

begeistert hat, zeigt, was für ein großartiges<br />

Motorrad entstanden ist. TunerGP-Tester<br />

René Raub, der mit der<br />

<strong>PS</strong>-Langstrecken-Kawasaki 2011 in Le<br />

BIKESHOP LÜCHOW<br />

Karsten Bartschat<br />

Bergstraße 3<br />

29439 Lüchow<br />

www.bikeshop-luechow.de<br />

BDS-BIKEPARTS<br />

Bernd Kolakowski (r.)<br />

Robert-Bosch-Straße 3<br />

75031 Eppingen<br />

www.bds-bikeparts.com<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 39


DATEN<br />

GEWICHT <br />

171 kg<br />

VORN/HINTEN 54,3/45,7 %<br />

LEISTUNG <br />

193 <strong>PS</strong><br />

PREIS<br />

ca. 70000 Euro<br />

Motorleistung<br />

160<br />

2<strong>10</strong><br />

150 bds-Kawasaki<br />

200 ZX-<strong>10</strong>R<br />

140 190<br />

130 180<br />

141,9 kW (193 <strong>PS</strong>)<br />

170 bei 13500/min<br />

120 160 <strong>10</strong>7 Nm bei<br />

1<strong>10</strong> 150 11400/min<br />

<strong>10</strong>0<br />

140<br />

130<br />

90 120<br />

80 1<strong>10</strong><br />

70<br />

<strong>10</strong>0<br />

90<br />

60 80<br />

50 70<br />

120<br />

60<br />

40<br />

50<br />

<strong>10</strong>0<br />

30 40<br />

20 30<br />

80<br />

20<br />

<strong>10</strong> <strong>10</strong><br />

60<br />

kW <strong>PS</strong><br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 <strong>10</strong> 11 12 13 14 15 16<br />

Motordrehzahl in 1/min x <strong>10</strong>00<br />

Drehmoment in Nm<br />

Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />

Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />

Der Motor lief seidenweich und kannte<br />

eigentlich keine Vibrationen. Noch nicht<br />

fertig abgestimmt, ließ er zwar die Topleistung<br />

vermissen, deutete sein Potenzial<br />

aber mehr als an.<br />

Mans die schnellsten Zeiten im Team<br />

gefahren ist, schwärmte sofort vom seidigen<br />

und vibrationsarmen Lauf des<br />

Vierzylinders. Ein Quantensprung zur<br />

Langstrecken-Maschine damals. Ohne<br />

jegliche Lastwechsel hing der Motor<br />

sehr direkt, aber fein dosierbar am<br />

Gas. Auch hier ließ sich jeder kleine<br />

Dreh spürbar in Leistung verwandeln.<br />

Man mag sich gar nicht vorstellen, wie


01<br />

02<br />

03<br />

01 Funktionale Kettenspanner für<br />

die modifizierte Radaufnahme an der<br />

Schwinge. Die Felgen sind von PVM<br />

02 Sauber durchgefärbt und vom<br />

Feinsten: die Akrapovic Full Race<br />

Evo2 aus Titan<br />

03 Die Öhlins-Gasdruck-Gabel und<br />

die brachialen Brembo GP4RR-Rennzangen<br />

tragen ihren Teil zur Performance,<br />

aber auch zum Preis bei<br />

brutal dieses Aggregat jetzt mit voller<br />

Leistung anreißt.<br />

Per Knopfdruck lassen sich zudem<br />

unterschiedliche Mappings abrufen<br />

und ebenfalls das ABS abschalten.<br />

Auch die Dosierung der Traktionskontrolle<br />

funktioniert über die bunten<br />

Knöpfchen, die wir aus GP und SBK-<br />

WM kennen.<br />

Über jeden Zweifel erhaben war<br />

das Getriebe. Die Gangwechsel mit<br />

dem Schaltautomaten flutschten wie<br />

das berühmte heiße Messer durch die<br />

Butter. Der Kraftschluss war kaum unterbrochen,<br />

die Schaltvorgänge mit<br />

leichtem Tippen erledigt.<br />

Ein weiteres Sahnestück ist das<br />

Fahrwerk der BDS. Lothar Kraus ist darin<br />

Experte und mit dem amtierenden<br />

IDM-Supersport-Meister Wahr hatten<br />

die Jungs einen gewieften Abstimmungsfahrer<br />

dabei. Nicht bretthart,<br />

sondern sensibel sprechen das modifizierte<br />

TTX36-Federbein und die Gasdruck-Renngabel<br />

FGR 800 TTX20 von<br />

Öhlins an. Da pumpte trotzdem nichts<br />

in der Parabolika, und der Pilot konnte<br />

die Kawa skrupel- und furchtlos bis<br />

zum Äußersten ausquetschen.<br />

Auch auf der formidablen Bremse<br />

glänzte das ebenfalls deutlich in der<br />

Geometrie geänderte Fahrwerk. Maximal<br />

zusammengestaucht, ließ sich die<br />

BDS-Kawa am Ende der Parabolika mühelos<br />

auf der Bremse einlenken und<br />

um die fiese Spitzkehre manövrieren.<br />

„Wie ein feinsehniger Sprinter“, charakterisierte<br />

Tester René Raub das Bike<br />

schließlich und äußerte mehr als einmal<br />

den Wunsch, mit dieser Maschine<br />

die 24 Stunden von Le Mans abgespult<br />

zu haben.<br />

Die beiden Kawasakis haben sich<br />

gelohnt und waren die supersportliche<br />

Krönung des TunerGP. Und sie haben<br />

unterstrichen, warum die ZX-<strong>10</strong>R immer<br />

mehr Freunde findet – es muss wahrlich<br />

nicht immer bayrisch zugehen.<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 41


PERFORMANCE-TEST<br />

BMW R NINE T<br />

AM<br />

PULS<br />

42 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


DER ZEIT<br />

Retro muss nicht Restmüll sein. Mit der R nine T<br />

geben die Bayern die Richtung vor. Zonko telefoniert<br />

mit Rod und berichtet über den „Kärcher“-Effekt.<br />

Text: Zonko; Fotos: andreasriedmann.at<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE


Rod klang irgendwie aufgeregt.<br />

Möglicherweise lag es<br />

an der schlechten Verbindung,<br />

dass ich nicht alles<br />

verstehen konnte, möglicherweise aber<br />

auch einfach an Rods Sprechgeschwindigkeit.<br />

Man kennt das Phänomen<br />

ja vom Fahren: Bis zu einem gewissen<br />

Speed kann das Hirn die gesammelten<br />

Eindrücke sauber verarbeiten,<br />

fährt man noch schneller, bleibt<br />

vieles auf der Strecke und dringt nicht<br />

mehr bis zur Zentrale durch. So ging es<br />

mir jetzt mit Rods wasserfallartigem<br />

Redefluss. Ja Himmel, was genau wollte<br />

er mir denn sagen? Ich begriff, dass er<br />

irgendwo in den Alpen festsaß, dass er<br />

mit der R nine T viel zu schnell unterwegs<br />

gewesen war, dass er … Und<br />

dann kam der Satz, der alles andere in<br />

den Schatten stellte und Licht ins Dunkel<br />

brachte: „Ich nannte ihn spaßhalber<br />

Schluchtenscheißer, aber er hatte keinen<br />

Humor.“ Alles klar. Bravo, Rod.<br />

Gendarmerie hat nichts mit<br />

Gendern zu tun<br />

Nun, ich kenne mich mit alpinen Ordnungshütern<br />

aus. Mein Vater blies die<br />

Tuba bei der Tiroler Landesmusikkapelle<br />

der Gendarmerie (das hat nichts<br />

mit dem heutzutage omnipräsenten<br />

Gendern oder mit Armut zu tun, sondern<br />

ist ein Relikt aus der Zeit, in der<br />

Französisch hoch im Kurs stand und<br />

bedeutet sinngemäß „Die Bewaffneten<br />

– gens d‘armes“). Und er hat auch einmal<br />

im Zuge eines dringenden Einsatzes<br />

am Brenner seine Dienstbayrische<br />

bis zur Unkenntlichkeit verformt. Als er<br />

mit dem zerschundenen Leder und<br />

dem ramponierten Helm nach Hause<br />

kam, war ich richtig stolz. Oh, mein Papa!<br />

Er war ein großartiger Bursch und<br />

lachte gerne, aber die Anrede<br />

„Schluchtenscheißer“ hätte man gar<br />

nicht so lustig aussprechen können,<br />

dass der an sich sehr milde Inspektor<br />

Triendl nicht grimmig geworden wäre.<br />

Dabei hätte Rod gar keine schlechten<br />

Karten gehabt. Er hatte ja den<br />

Meisterbonus. Ordnungshüter in Österreich,<br />

sofern sie selber Motorrad fahren,<br />

drücken leicht – wie man so sagt –<br />

ein Auge zu, wenn die Fahrkünste des<br />

Gesetzesübertreters beeindruckend<br />

sind. Also wer mit einem schrägen<br />

Wheelie voll kontrolliert aus der Kehre<br />

feuert, der hat durchaus Chancen mit<br />

einer Ermahnung davonzukommen,<br />

wenn er hundert Meter weiter mit 140<br />

Sachen von der Radarpistole erfasst<br />

wird. Einer, der die Maschine unsicher<br />

ums Eck trägt und dann auf der Geraden<br />

einschenkt wie ein Superhero,<br />

hat wenig Aussicht auf<br />

die Milde der Obrigkeit. Wenn Geschwindigkeit<br />

und Fahrkönnen nicht<br />

zusammenpassen, ist man sozusagen<br />

schon im Malus. So gesehen hätte Rod<br />

ungeschoren davonkommen können.<br />

„Vergiss es“, stellte er jetzt klar, „sie haben<br />

mich nicht in Tirol kassiert, sondern<br />

in der Schweiz. Habe offensichtlich<br />

eine Beschränkung übersehen.<br />

160 statt 50.“ Na bumm – das bei<br />

den Eidgenossen. Und dann<br />

noch das Scherzchen mit<br />

der Schlucht. Hmm, das<br />

kann dauern. Die<br />

Schweiz ist ein wun-<br />

44 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


01 Seit 90 Jahren am<br />

Start, aber immer mit<br />

deutlich Zeitgeist aufgepeppt:<br />

Der Boxer ist eigenwillig,<br />

aber charakterstark<br />

02 Auf Zonkoisch<br />

heißt die hintere<br />

Radaufhängung mit Antriebsstrang<br />

„Spaghetti-<br />

Wutzler“, gemeint ist der<br />

Kardan mit Paralever<br />

01<br />

02<br />

derschönes Land, Lebensqualität und<br />

-standard sind sehr hoch, die Strafen<br />

für Verkehrsdelikte aber leider auch.<br />

Gibt man Feuer, tritt der<br />

„Kärcher-Effekt“ auf<br />

Apropos: Das kann dauern. Dem geneigten<br />

Leser, der jetzt schon die Katze<br />

würgt oder den Wellensittich schimpft,<br />

weil er die Länge dieser Einleitung<br />

nicht packt und endlich wissen will,<br />

wie sich denn die BMW R nine T fährt,<br />

darf ich noch schnell in aller Kürze mitteilen:<br />

Ich konnte Rod, dem sinnbildlich<br />

nicht nur der Kerkeraufseher ungut im<br />

Genick saß, sondern auch die auf den<br />

Artikel wartende Chefredaktion, die<br />

Bitte nicht abschlagen und holte die<br />

bayrische Retrowumme. Das Bild des<br />

Performance-Testers samt Leder und<br />

Helm hinter den Gitterstäben (er behielt<br />

seine Tarnung auch in der Zelle<br />

bei) ließ mich an Bruno, den unglücklich<br />

verliebten Gorilla im Schönbrunner<br />

Zoo denken. Bedauernswerter Rod.<br />

DATEN<br />

ANTRIEB<br />

Zweizylinder-Boxermotor, vier Ventile/Zylinder,<br />

81,0 kW (1<strong>10</strong> <strong>PS</strong>) bei 7750/min*, 119 Nm<br />

bei 6000/min*, 1170 cm³, Bohrung/Hub:<br />

<strong>10</strong>1,0/73,0 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />

12,0:1, Zünd-/Einspritzanlage, 50-mm-<br />

Drosselklappen, hydraulisch betätigte<br />

Einscheiben-Trockenkupplung, Sechsganggetriebe,<br />

G-Kat, Kardan<br />

FAHRWERK<br />

Tragender Motor-Getriebe-Verbund aus<br />

Stahl, Lenkkopfwinkel: 64,5 Grad, Nachlauf:<br />

<strong>10</strong>3 mm, Radstand: 1476 mm, Upside-down-<br />

Gabel, Ø Gabelinnenrohr: 46 mm, Zentralfederbein<br />

ohne Umlenkung, einstellbar in Federbasis<br />

und Zugstufe. Federweg vorn/hinten:<br />

120/120 mm, Leichtmetall-Speichenräder,<br />

3.50 x 17/5.50 x 17, Reifen vorn: 120/70<br />

ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17, Erstbereifung:<br />

Continental Road Attack 2C, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />

mit radial angeschlagenen<br />

Vierkolben-Festsätteln vorn, 265-mm-Einzelscheibe<br />

mit Einkolben- Schwimmsattel<br />

hinten, ABS<br />

MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />

76,5 kW (<strong>10</strong>4 <strong>PS</strong>) bei 195 km/h<br />

BESCHLEUNIGUNG**<br />

0 –<strong>10</strong>0 km/h: 3,3 s; 0 –150 km/h: 6,3 s;<br />

0 –200 km/h: 13,3 s<br />

DURCHZUG**<br />

50 –<strong>10</strong>0 km/h: 4,2 s; <strong>10</strong>0 –150 km/h: 4,4 s<br />

HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />

217 km/h<br />

GEWICHT<br />

222 kg vollgetankt, v./h.: 50,7/49,3 %,<br />

Tankinhalt: 18,0 Liter<br />

SETUP GABEL<br />

Keine Einstellmöglichkeiten<br />

SETUP FEDERBEIN<br />

K.A.<br />

GRUNDPREIS<br />

14500 Euro, Test maschine: 14500 Euro<br />

MESSWERTE<br />

Motorleistung<br />

90<br />

120<br />

80 1<strong>10</strong> BMW RnineT<br />

70 <strong>10</strong>0 81,1 kW (1<strong>10</strong> <strong>PS</strong>)<br />

90 bei 7500/min<br />

60<br />

80 115 Nm bei<br />

50 70 6200/min<br />

40 60<br />

50<br />

120<br />

30<br />

40<br />

1<strong>10</strong><br />

20 30<br />

20<br />

<strong>10</strong>0<br />

<strong>10</strong><br />

<strong>10</strong><br />

kW <strong>PS</strong><br />

90<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 <strong>10</strong><br />

Motordrehzahl in 1/min x <strong>10</strong>00<br />

Smoother Boxer mit schönem Antritt. Die<br />

Wellen und Dellen sind im Fahrbetrieb kaum<br />

spürbar – zum Supersport taugt‘s nicht.<br />

alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt;<br />

statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer;<br />

U=Umdrehungen; K=Klicks * Herstellerangabe ** <strong>PS</strong>-Messung<br />

Drehmoment in Nm<br />

Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />

Dynojet-Rollenprüfstand 250


Allerdings – das will ich nicht beschönigen<br />

– verblasste meine Traurigkeit<br />

augenblicklich, als ich den 1200er-Boxer<br />

dann an der Stadtgrenze zum ersten<br />

Mal richtig abfeuerte. Man möge es<br />

mir nicht übel nehmen, aber wenn ich<br />

auf einem scharfen Eisen sitze, bläst es<br />

mir die Sorgen und die Unannehmlichkeiten<br />

des Alltags einfach aus dem<br />

Hirn. In der Psychologie heißt das „Kärcher-Effekt“.<br />

Glaube ich.<br />

Ursprünglich: slowakischer<br />

Fanclub von Lou Reed?<br />

WIESO<br />

RETROS<br />

OHNE<br />

FAHRWERK?<br />

01<br />

02<br />

01 Selbst das<br />

Typenschild vorn<br />

am Rahmen strahlt<br />

Retro-Spirit aus<br />

02 Man mag noch<br />

so rückwärtsorientiert<br />

sein, aber dass<br />

die bayrische Retro-<br />

Kuh eine gescheite<br />

Gabel auf Höhe der<br />

Zeit bekommen hat,<br />

darf niemanden<br />

betrüben<br />

Ursprünglich nannten die Bayern die<br />

R nine T – zumindest den ersten Prototypen<br />

davon – „LoRider“. Die vor etlichen<br />

Jahren auf der Intermot präsentierte<br />

Maschine hat nicht nur mir voll<br />

getaugt, sondern auch vielen anderen.<br />

Der Name war allerdings irgendwie eigenartig.<br />

Für mich klang das in Ex-Ostblock-Intonation<br />

wie der slowakische<br />

Fanclub von Lou Reed. Harley-Davidson<br />

aber erkannte in „LoRider“ ganz<br />

klar ihren „Low Rider“ und setzte die<br />

entsprechenden Rechte durch. Kein<br />

Schaden, denke ich. Mir geht zwar<br />

auch R nine T nicht leicht von der Zunge,<br />

aber es passt irgendwie besser als<br />

LoRider. Vor allem, weil ja an der bayrischen<br />

Retrowumme nichts „low“ ist. Im<br />

Gegenteil. BMW legt den anderen Herstellern<br />

von klassischen, auf das Wesentliche<br />

reduzierten Maschinen die<br />

Latte sehr hoch. Die Kawasaki W800<br />

und die Moto Guzzi V7 lösen mit ihren<br />

48 <strong>PS</strong> sowieso einen fürchterlichen Depri-Schub<br />

aus, wenn sie mit dem 1<strong>10</strong>-<br />

<strong>PS</strong>-Boxer der R nine T konfrontiert wer-<br />

46 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


den, und auch die immerhin rund 70<br />

<strong>PS</strong> starke Bonneville-Baureihe von Triumph<br />

macht überhaupt keine Meter.<br />

Nicht nur wegen der fehlenden Leistung<br />

und des fehlenden Drehmoments,<br />

sondern auch – möglicherweise sogar<br />

vor allem – wegen des Fahrwerks.<br />

46-mm-USD statt Telelever.<br />

Man freut sich sehr<br />

Der Telelever ist sicher eine tolle Erfindung<br />

und hat sich in der Praxis beim<br />

lockeren bis forschen Straßenfahren<br />

sehr bewährt, aber bei rennorientierter<br />

Anraucherei ist mir eine herkömmliche<br />

Gabel einfach lieber (natürlich darf es<br />

keine aus der Zahnstocher-Abteilung<br />

sein!). Im Gegensatz zum Telelever<br />

taucht die Maschine beim Ankerwurf<br />

vorne deutlich ein. Dadurch wird nicht<br />

nur die Geometrie zugunsten eines<br />

besseren Einlenkverhaltens verändert,<br />

sondern man spürt den Vorderreifen<br />

auch klarer. Blindes Vertrauen ist<br />

schon gut, aber klares Feedback ist<br />

mir lieber. Da traut man sich einfach<br />

mehr. So gesehen freut es mich ungemein,<br />

dass sie der R nine T eine 46er-<br />

USD spendiert haben. Mit sportlichem<br />

Setting. Möglicherweise gibt es Menschen,<br />

die damit hadern, dass jegliche<br />

Einstellmöglichkeit fehlt, ich aber nicht.<br />

Ich bin froh darüber. Die Ingenieure<br />

haben eine wirklich gute Gabelabstimmung<br />

gefunden – und ich kann sie<br />

nicht durch Klicks in die falsche Richtung<br />

verwässern. Dafür habe ich ja ein<br />

besonderes Talent.<br />

Erhaben ist der Paralever. Diese optisch<br />

sehr spektakuläre Art der Hinterradführung<br />

ist mittlerweile technisch<br />

dermaßen ausgereift, dass ein verständnisloser<br />

Freak wie ich nichts anderes<br />

als Bewunderung aussprechen<br />

kann und salopp formuliert Folgendes<br />

beobachtet: Der Spaghetti-Wutzler (also<br />

der Kardan) arbeitet tatsächlich unauffällig,<br />

die Stabilität des Hecks ist absolut<br />

ausreichend für kontrollierte, kleine<br />

Slides zum Testen der Asphaltgüte,<br />

die Transparenz ist in erfreulich hohem<br />

Ausmaß gegeben. Lediglich die Zugstufe<br />

des zentralen Federbeins ist mir<br />

einen Hauch zu gering. Mir persönlich<br />

federt das eine Nuance zu forsch aus.<br />

Aber darauf stellt man sich rasch ein.<br />

Und weil auch die Bremserei – radial<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 47


SCHURLI,<br />

ES WAR<br />

HERRLICH!<br />

montierte Monoblocks beißen in 320er-<br />

Scheiben – großartig funktioniert, kann<br />

man die R nine T mit gutem Gewissen<br />

entfesselt durch das freie Land feuern.<br />

W800, V7, Bonneville, Thruxton und Co.<br />

sind dagegen echte Schlapfen – die genannten<br />

Maschinen, deren Charisma<br />

ich sehr schätze, mögen es mir nicht<br />

übel nehmen. Aber auch der Dauerbrenner<br />

XJR 1300 und die geheime<br />

Schönheitskönigin CB 1<strong>10</strong>0 F können<br />

der Bayrischen in Bezug auf das Fahrwerk<br />

nicht ganz folgen. Warum die<br />

meisten Hersteller glauben, dass Nakeds<br />

mit Retro-Flair kein ordentliches<br />

Fahrwerk brauchen, weiß ich wirklich<br />

nicht. Je geringer die Motorleistung,<br />

desto wichtiger ist das Fahrwerk, weil<br />

man ja mit viel Schwung durch die Radien<br />

muss. Es sei denn, man wird gerne<br />

den ganzen Tag hergebrannt. Möglicherweise<br />

gibt es tatsächlich Menschen,<br />

die sich gut fühlen, wenn sie<br />

abends zu Hause ihrem Wellensittich<br />

erzählen: „Schurli, es war herrlich!<br />

Heute haben mich sicher vierhundert<br />

andere Motorräder überholt! Es ist so<br />

wunderbar, wenn man den ganzen Tag<br />

in den Boden gestampft wird. Ein<br />

Traum!“ Aber so richtig viele werden<br />

das nicht sein. Denke ich.<br />

Elektronik: Mir taugt es, wenn<br />

viel fehlt<br />

Echte Racer werden die spektakulären<br />

Entwicklungen im Elektronik-Sektor<br />

großartig finden. Für mich aber sind<br />

Traction-, Wheelie- und Launch-Control<br />

zwar auch Meisterwerke der Technik,<br />

aber ich will sie beim Motorradlfahren<br />

nicht unbedingt haben. In meinen Augen<br />

gewinnt die R nine T sehr viel, weil<br />

ihr der elektronische Überbau fehlt. Sie<br />

ist eine auf das Wesentliche reduzierte<br />

Maschine, die auch ohne Fahrhilfen<br />

sehr gut zu kontrollieren ist. Der brachiale<br />

Boxer schwemmt schon im unteren<br />

Bereich dammbruchartig Drehmoment<br />

auf die 180er-Walze und lässt<br />

dann über das gesamte Drehzahlband<br />

nicht mehr nach. Keine Frage, dort wo<br />

orgiastische Vierzylinder erst zum<br />

wirklichen Leben erwachen, hängt der<br />

Boxer bereits verzweifelt im Begrenzer,<br />

aber das nutzbare Band ist trotzdem<br />

breit. Von 3000 bis 8000/min spielt es<br />

Granada. Begleitet von einem heiser<br />

röhrenden Klang fasst man einen<br />

Schub aus, der einen an den Statisten<br />

auf der Straße vorbeireißt, als ob sie im<br />

48 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


Asphalt verschraubt wären. Zweifellos<br />

gibt es Eisen, die für den harten Angriff<br />

am Pass der guten Hoffnung noch besser<br />

geeignet sind als die 222 Kilo<br />

schwere Retrowumme, doch man kann<br />

mit ihr auch in einer sehr resch agierenden<br />

Partie mitfahren und hat durchaus<br />

die Chance, als Erster beim Gipfelwirt<br />

den Pfefferminztee zu bestellen.<br />

Verirrt man sich aber auf eine Rennstrecke,<br />

darf man nur mit Achtungserfolgen<br />

in der Touristenklasse rechnen.<br />

Fährt man bei den Supersportlern mit,<br />

braucht man zweierlei: Erstens eine<br />

wirklich stabile Psyche und zweitens<br />

die Einsicht, dass eine Kuh nur so lange<br />

glücklich sein kann, so lange sie<br />

sich nicht in den Kopf gesetzt hat, ein<br />

Pferd zu werden.<br />

Sobald man sich daran gewöhnt<br />

hat, dass man aufgrund des langen<br />

Tanks doch eine Spur weiter vom Lenker<br />

entfernt sitzt als auf Supersportlern<br />

oder sportlichen Nakeds und die relativ<br />

lange Maschine mit dem relativ flachen<br />

Lenkkopfwinkel nicht gedankengesteuert<br />

abbiegt, sondern durchaus<br />

den manuellen Input des Fahrers fordert,<br />

kann man mit der R nine T wirklich<br />

forsch wüten. Rücksicht nehmen<br />

muss man im entsicherten Modus eigentlich<br />

nur auf den Boxer. Durch die<br />

längsliegende Kurbelwelle gibt es halt<br />

bei jedem Schaltvorgang ein gewisses<br />

Nickmoment. Je höher die Drehzahl<br />

und je ambitionierter der Gangwechsel,<br />

desto stärker das Moment – klar.<br />

Als ich das erste Mal den Motor voll<br />

brüllen ließ und die R nine T von null<br />

auf 240 km/h am Tacho beschleunigte<br />

(herrlicher Anriss!), wusste ich, warum<br />

die an sich wunderbar ausbalancierte<br />

und gutmütig ausgelegte Maschine einen<br />

Lenkungsdämpfer hatte. Zur Hölle,<br />

bei Vollgas ging vom Einser in den<br />

Zweier ein echter Ruck durch die Maschine,<br />

der sich deutlich in den Lenker<br />

fortsetzte, vom Zweier in den Dreier<br />

auch noch. Dann wurde es ruhiger. Das<br />

dürfte an den stabilisierenden Kräften<br />

der sich immer schneller drehenden<br />

Räder liegen.<br />

Um hier keine Missverständnisse<br />

aufkommen zu lassen: Diese Nickmomente<br />

sind keineswegs erschreckend<br />

oder besorgniserregend, sondern typische<br />

Erscheinungen des charismatischen<br />

Boxers, den ich persönlich für<br />

ein mörder Triebwerk halte. Es wundert<br />

mich nicht, dass die Bayern seit<br />

90 Jahren darauf vertrauen – und ihn<br />

seit 90 Jahren immer weiterentwickeln.<br />

Die R nine T weist den Weg in<br />

die Zukunft<br />

Das derzeit sehr große Interesse an<br />

Café Racern und Retro-Maschinen ist<br />

sicher mit ein Grund, dass die R nine T<br />

weggeht wie die warmen Semmeln.<br />

Überspitzt formuliert hat BMW gezeigt,<br />

dass Retro nicht Restmüll sein muss.<br />

Und ich bin sicher, dass die Bayern<br />

damit einen Trend einläuten werden.<br />

Neue Retro-Eisen von anderen Herstellern<br />

werden kommen, und wir dürfen<br />

uns auf rund <strong>10</strong>0 <strong>PS</strong> und ernstzunehmende<br />

Fahrwerke freuen. Genau das,<br />

was ich mir seit langer Zeit wünsche.<br />

Warum das niemand außer den Bayern<br />

bisher gebaut hat, wird für mich ein<br />

ewiges Rätsel bleiben.<br />

Naja, und das andere Rätsel dürfte<br />

zum Glück bald wieder freikommen.<br />

Es sei denn, Rod setzt seinen Plan, von<br />

dem ich ihm dringend abgeraten habe,<br />

in die Tat um und brät tatsächlich die<br />

Tochter des Postenkommandanten an.<br />

FAZIT<br />

„BAYRISCHE PIRATEN ENTERN<br />

DAS SCHIFF MIT GROSSER MACHT“<br />

Es hat lange gedauert, bis sich die Bayern getraut haben, ein „altes“ Eisen<br />

auf den Markt zu bringen, aber jetzt entern sie mit großer Macht das Schiff,<br />

das im Zeichen der Retro-Maschinen und Café Racer im Ozean der Leidenschaft<br />

unterwegs ist. Mich erinnert das an das Erscheinen der S <strong>10</strong>00 RR.<br />

Auch damals haben die Bayern, als sie sich nach jahrzehntelanger Herumdümpelei<br />

in seichten Gewässern entschlossen, eine Supersport-Kanone zu<br />

bauen, keine Zweifel aufkommen lassen und einfach 20 <strong>PS</strong> mehr in den Reihenvierer<br />

gefüllt als die fassungslose Konkurrenz. Die R nine T ist derzeit<br />

das beste Retro-Eisen und wird weltweit den Ehrgeiz von Ingenieuren und<br />

Entwicklern wecken. Kein Schaden, denke ich. Im Gegenteil.<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 49


LIMITED EDITION<br />

STINGL-YAMAHA YZF-R6<br />

DIE GRAN<br />

50 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


Dafür ist er bekannt, der<br />

600er-Brenner von Yamaha:<br />

Quirlig, drehfreudig und agil,<br />

aber unter <strong>10</strong> 000/min geht<br />

einfach nichts. Doch das stimmt nur<br />

bedingt. In der Serie ist das sicher so<br />

und bestimmt auch bei den IDM-Bikes,<br />

bei denen einem Stocksport-Reglement<br />

folgend kaum Eingriffe am Motor erlaubt<br />

sind. Was jedoch geht, wenn das<br />

Motorrad keinem regulativen Limit unterliegt,<br />

durften wir am Sachsenring<br />

herausfinden. Die Stingl-Brüder Thomas<br />

und Tino (www.stinglmotorsport.<br />

de) überließen dort nämlich <strong>PS</strong> ihre<br />

Version der R6. Als Tester Pascal Eckhardt,<br />

der nicht nur einst den Yamaha-<br />

R6-Cup gewann, sondern mit der R6<br />

auch IDM-Supersport-Siege einfuhr,<br />

von der Stingl-Yamaha stieg, war es um<br />

ihn geschehen. „Die geht, Wahnsinn,<br />

wie die geht!“, freute sich Ecke. Die<br />

1.29-min-Runden im Trainingsverkehr<br />

unterstrichen seine Begeisterung.<br />

„Unsere IDM-R6 bei SKM hatte<br />

schon auch 135 <strong>PS</strong>“, so Pascal, „aber<br />

147 <strong>PS</strong> am Rad mit so viel Druck schon<br />

unterhalb der <strong>10</strong> 000er-Marke – das ist<br />

irre.“ Dafür haben sich die beiden<br />

Jungs aus Chemnitz aber auch ganz<br />

schön ins Zeug gelegt und investiert.<br />

CP-Schmiedekolben, YEC-Kit-Nockenwellen,<br />

dazu den Zylinderkopf und die<br />

Ventilsitze optimiert, die feingewuchtete<br />

Kurbelwelle, speziell angefertigte<br />

Karbonansaugtrichter und eine sehr<br />

schöne SC Project-Komplettanlage aus<br />

Titan im Moto2-Stil (die wir leider im<br />

Fahrbetrieb auf dem Sachsenring nicht<br />

genießen durften), dazu die Verdichtung<br />

rauf auf 14,2:1 – so kommen die<br />

Leistung und die blitzsaubere Laufkultur<br />

des Vierzylinders zustande.<br />

Selbstverständlich fährt man damit<br />

nicht automatisch so schnelle Runden.<br />

Das Gesamtgewicht von 146 Kilo erfordert<br />

weiteres Tuning. Zumal der große<br />

Febur-Racingkühler nicht gerade beim<br />

Gewichtsparen hilft. Das tut zum Beispiel<br />

die YEC-Kit-Lichtmaschine, Anlasser<br />

samt Batterie wanderten in die Altteile-Kiste.<br />

Der Kit-Kabelbaum spart<br />

auch ein paar Gramm. Richtig Gewicht<br />

DIOSE<br />

Yamahas<br />

Supersport-Waffe<br />

bietet eine grandiose Basis<br />

für geradezu perfekte Rennmotorräder.<br />

Die ultimative<br />

YZF-R6 kommt aus Sachsen.<br />

Text: Uwe Seitz; Fotos: Andy Glänzl<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 51


DATEN<br />

GEWICHT <br />

146 kg<br />

LEISTUNG <br />

147 <strong>PS</strong><br />

PREIS ca. 4<strong>10</strong>00 Euro<br />

Leistung am Hinterrad<br />

160<br />

150 Yamaha Stingl R6<br />

140 147 <strong>PS</strong><br />

130 bei 14000/min<br />

120 74 Nm<br />

1<strong>10</strong> bei 13 600/min<br />

<strong>10</strong>0<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

80<br />

40<br />

60<br />

30<br />

20<br />

40<br />

<strong>10</strong><br />

<strong>PS</strong><br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 <strong>10</strong> 11 12 13 14 15 16 17 18<br />

Motordrehzahl in 1/min x <strong>10</strong>00<br />

Dreht, dreht, dreht und drückt – die klasse<br />

Performance der Stingl-Yamaha wird<br />

im Diagramm ersichtlich, ausnahmsweise<br />

nur anhand der Hinterradleistung.<br />

purzelt selbstverständlich mit den Marchesini-Magnesium-Rädern<br />

und dem<br />

selbst gebauten, sehr kompakten Rahmenheck,<br />

über dem ein selbst entworfener<br />

Höcker sitzt, den sich die Stingls<br />

bei der letzten 250er-GP-Honda abgeschaut<br />

haben.<br />

Auch der Rest der Rennverkleidung<br />

an dieser Yamaha entstammt den Ideen<br />

von Thomas und Tino, denen das übliche<br />

R6-Plastik zu schmal geschnitten<br />

war. Und tatsächlich: Mit der etwas<br />

breiteren, aber immer noch sehr<br />

schlüpfrigen Frontverkleidung wird<br />

der R6-Reiter hervorragend aus dem<br />

Wind genommen, kann wunderbar tief<br />

dahinter abtauchen.<br />

Perfektion, wohin das Auge<br />

auch blickt<br />

Bis hierher ist das schon ein großartiges<br />

Motorrad! Aber es kommt noch<br />

besser, denn selbstverständlich machten<br />

sich die Jungs mit Akribie, großem<br />

Sachverstand und mit ihrer ganzen Racing-Erfahrung<br />

ans Fahrwerk. Am Hinterrad<br />

arbeitet ein 46er-Öhlins-Federbein,<br />

das Thomas Stingl ebenso passend<br />

auf die Berg-und-Talbahn am<br />

Sachsenring abstimmte wie die überarbeitete<br />

Öhlins-Gabel. Damit konnte man<br />

es beispielsweise wunderbar in die<br />

Senke laufen lassen und vor der Sachsenkurve<br />

spät den Anker werfen.<br />

Apropos: Die Bremsanlage war<br />

ein Genuss. Die Dosierbarkeit der<br />

Brembo-P4-Monoblocks mit Titankolben<br />

und -pumpe war atemberaubend,<br />

Drehmoment in Nm<br />

Leistung am Hinterrad, Messungen auf<br />

Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />

was einem das schwierigste Stück der<br />

Piste, das Omega, richtiggehend leicht<br />

von der Hand gehen ließ. Besonders in<br />

Verbindung mit diesem irre leichten<br />

Handling. Da passte nach dem kurzen<br />

Bergabstück der Ausgang rechts wieder<br />

hinauf zur ersten blinden Kuppe<br />

Runde um Runde.<br />

Die Konzentration auf den Bremspunkt<br />

wurde auf der Stingl-Yamaha<br />

durch absolut nichts getrübt, denn das<br />

Runterschalten geriet mit dem Schaltautomaten<br />

mit Blipper-Funktion zur<br />

völligen Nebensache. Weil die Elektronik<br />

das kupplungsfreie Einlegen des<br />

nächstkleineren Ganges ermöglicht<br />

und selbstständig Zwischengas gibt,<br />

fällt das späte Bremsen längst nicht<br />

mehr so schwer. Hilfe kommt hier zusätzlich<br />

vom Fahrwerk, denn auch in<br />

der Bremszone verhielt sich die R6<br />

sauber, unterstrich das gute Setup an<br />

Gabel und Federbein. Lediglich vor der<br />

fiesen, weil hängenden Rechts nach<br />

Start/Ziel ließ sie ein etwas instabiles<br />

Heck spüren.<br />

Dort flogen wir aber auch mit irrer<br />

Power heran, denn wie dieses Motorrad<br />

das Gas am tiefsten Punkt der einzig<br />

echten Geraden annahm und dann<br />

blitzsauber und mit dieser typischen<br />

Vierzylinder-R6-Gier bis über 14000/<br />

min drehte, das war einfach grandios.<br />

Ecke war etwas von den Dunlop-<br />

16,5-Zoll-Slicks enttäuscht, die ihm<br />

nicht genug Grip boten, aber wir waren<br />

uns beim Feierabend-Bier in zwei<br />

Punkten absolut einig: So ein Tag geht<br />

leider viel zu schnell vorbei, und<br />

so ein Motorrad unterstreicht<br />

dick und<br />

fett, warum das<br />

Heizen auf Rennstrecken<br />

so irre<br />

Spaß macht.<br />

„Die ging Uwe,<br />

Wahnsinn, wie<br />

die ging!“ Absolut<br />

Ecke!<br />

Bei diesem Motorrad passt alles:<br />

spielerisches Handling, satte Power,<br />

grandiose Bremsen, durchdachte<br />

Technik und blitzsauberer Aufbau. Enthusiasmus<br />

und Können in Reinkultur<br />

52 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


01 Am Lagerspiel optimierte, deutlich<br />

leichtere Umlenkung an Federbein<br />

und Schwinge<br />

02 Geniale Konstruktion: Schnellverschlüsse<br />

von Stäubli an den<br />

Stahlflex-Bremsleitungen vorn<br />

03 Selbst entwickelte und CNCgefräste<br />

Gabelbrücken mit dreifacher<br />

Klemmung, dahinter ein AIM<br />

MXL Pista-Dashboard<br />

01<br />

02<br />

03<br />

<strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 53


TEST<br />

GÜNSTIGE REIFEN<br />

GÜNSTI<br />

Reifen sind an Sportmotorrädern<br />

das am häufigsten<br />

getauschte Verschleißteil.<br />

Da kann man schon<br />

auf die Idee kommen,<br />

dort zu sparen. <strong>PS</strong> testet<br />

Budget-Reifen und Pellen<br />

exotischer Hersteller.<br />

Text: Robert Glück; Fotos: M. Pighini,<br />

Jahn (1), mps-Fotostudio (8)<br />

GUM<br />

54 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


GE<br />

Wer ein sportliches Motorrad<br />

fährt und moderne<br />

Straßensportreifen auf<br />

den Felgen hat, wird<br />

heutzutage fast jeden Meter auf den<br />

Gummis genießen können. Wie zum<br />

Beispiel der letzte Reifentest von <strong>PS</strong> in<br />

Ausgabe 5/<strong>2014</strong> zeigt, bewegen sich<br />

die aktuellen Gummis aller Premium-<br />

Hersteller auf einem nahezu überirdischen<br />

Niveau. Sie unterscheiden sich<br />

im Trockenen wenig, bei Nässe allerdings<br />

deutlich stärker.<br />

Natürlich haben diese Reifen ihren<br />

Preis, schließlich entwickeln die Hersteller<br />

ihre Produkte mit enormem Aufwand.<br />

Dazu kommt noch, dass die<br />

Gummis auf sportlichen, drehmomentstarken<br />

Naked Bikes oder Supersportlern<br />

heftig rangenommen werden und<br />

entsprechend stark verschleißen –<br />

trotz der Bemühungen der Firmen,<br />

Haftung und Haltbarkeit mit jeder Reifengeneration<br />

zu verbessern.<br />

Da kann ein Motorradfahrer mit gestresstem<br />

Geldbeutel schon mal auf die<br />

Idee kommen, sich nach günstigeren<br />

Alternativen zu den aktuellen Premium-Gummis<br />

umzuschauen. Und wird<br />

bei den selben Herstellern fündig, die<br />

auch die Top-Pellen im Angebot haben.<br />

Diese vermarkten die Vorgänger der<br />

aktuellen, heißen Sohlen als sogenannte<br />

„zweite“ oder „dritte“ Produktschiene<br />

parallel zu den aktuellen Reifen. Im Fall<br />

von Bridgestone wird neben dem S20<br />

MIS<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 55


EVO der BT 16 PRO angeboten, der erst<br />

2011 vom ersten S20 abgelöst wurde,<br />

und Michelin stellt dem aktuellen Pilot<br />

Power 3 die erste Generation des Pilot<br />

Power an die Seite. Doch wie sieht es<br />

mit der Performance der älteren Herrschaften<br />

aus?<br />

Lohnt es sich 50 Euro zu sparen,<br />

wenn das zu Lasten der<br />

Performance geht?<br />

Der direkte Vergleich der Generationen<br />

beginnt nicht auf der Teststrecke, sondern<br />

beim Einkauf der Gummis. <strong>PS</strong> recherchierte<br />

die Preise der getesteten<br />

Reifen in der Größe 120/70 ZR 17 und<br />

190/55 ZR 17 in vier verschiedenen<br />

Online-Portalen (motorradreifendirekt.<br />

de, mopedreifen.de, tirendo.de und reifen2go.de).<br />

Beim Bridgestone-Pärchen<br />

S20 EVO und BT 16 PRO ermittelten wir<br />

einen Preisvorteil von knapp 53 Euro<br />

für den BT 16 PRO (Satz S20 EVO<br />

durchschnittlich 246,35 Euro, BT 16<br />

PRO 193,49 Euro), bei Michelin einen<br />

Vorteil von etwas über 52 Euro für den<br />

alten Pilot Power (Satz Pilot Power 3<br />

238,23 Euro zu 185,96 Euro). Wer rein<br />

auf die Performance eines Reifens<br />

schaut, dem wird klar, dass sich die<br />

günstigen Gummis nicht rechnen. Bei<br />

einer angenommenen durchschnittlichen<br />

Laufleistung von 4000 Kilometern<br />

beläuft sich die Ersparnis gerade mal<br />

auf 0,125 Cent pro Kilometer! Und das<br />

bei einer deutlich schlechteren Nasshaftung<br />

und spürbaren Einbußen in<br />

den Trockenfahreigenschaften. Selbst<br />

wer seine Pellen bereits in 2500 Kilo-<br />

BRIDGESTONE<br />

S20 EVO<br />

BRIDGESTONE<br />

BT 16 PRO<br />

MICHELIN<br />

PILOT POWER 3<br />

TROCKENTEST<br />

max.<br />

Punkte<br />

Punkte<br />

TROCKENTEST<br />

max.<br />

Punkte<br />

Punkte<br />

TROCKENTEST<br />

max.<br />

Punkte<br />

Punkte<br />

Kaltlaufverhalten <strong>10</strong> 9<br />

Handling 30 26<br />

Zielgenauigkeit 30 26<br />

Stabilität 30 26<br />

Grip 40 35<br />

Verh. im Grenzbereich 20 18<br />

Aufstellmoment<br />

beim Bremsen<br />

<strong>10</strong> 9<br />

Feedback 30 27<br />

Ergebnis Trockentest 200 176<br />

NÄSSETEST<br />

Rundenzeit nass: 1.14,3 min<br />

Handling <strong>10</strong> 9<br />

Zielgenauigkeit <strong>10</strong> 9<br />

Grip 30 29<br />

Verh. im Grenzbereich 20 18<br />

Feedback 20 18<br />

Bremsweg*: 42,9 m <strong>10</strong> 9<br />

Ergebnis Nässetest <strong>10</strong>0 92<br />

GESAMTSUMME 300 268<br />

FAZIT Der Primus des letzten Reifentests<br />

zeigt wieder, dass er die Referenz in Sachen<br />

Premium-Reifen ist. Ohne große<br />

Schwächen im Trockenen sammelt er eifrig<br />

Punkte und fühlt sich auch im Nassen<br />

pudelwohl. Dort ist zwar der Michelin etwas<br />

schneller, doch die Qualitäten des<br />

S20 EVO auf Landstraße und Rennstrecke<br />

machen ihn zu einem sehr ausgewogenen<br />

Allroundreifen.<br />

PLATZIERUNG 1.<br />

56 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong><br />

* aus <strong>10</strong>0 km/h<br />

Kaltlaufverhalten <strong>10</strong> 9<br />

Handling 30 24<br />

Zielgenauigkeit 30 23<br />

Stabilität 30 24<br />

Grip 40 33<br />

Verh. im Grenzbereich 20 16<br />

Aufstellmoment<br />

beim Bremsen<br />

<strong>10</strong> 8<br />

Feedback 30 23<br />

Ergebnis Trockentest 200 160<br />

NÄSSETEST<br />

Rundenzeit nass: 1.16,8 min<br />

Handling <strong>10</strong> 7<br />

Zielgenauigkeit <strong>10</strong> 7<br />

Grip 30 26<br />

Verh. im Grenzbereich 20 16<br />

Feedback 20 17<br />

Bremsweg*: 45,8 m <strong>10</strong> 8<br />

Ergebnis Nässetest <strong>10</strong>0 81<br />

GESAMTSUMME 300 241<br />

FAZIT Ende 2011 wurde der BT 16 PRO<br />

von der ersten S20-Version abgelöst. Der<br />

nun als Budget-Reifen vermarktete Gummi<br />

ist nach wie vor ein starkes Produkt,<br />

das vor allem durch seine Ausgewogenheit<br />

gefällt. Er ist ein treuer Wegbegleiter<br />

unter allen Witterungsbedingungen, kann<br />

aber natürlich nicht ganz mit den modernen<br />

Sportreifen mithalten. Wer keine Top-<br />

Performance braucht, fährt gut mit ihm.<br />

PLATZIERUNG 3.<br />

* aus <strong>10</strong>0 km/h<br />

Kaltlaufverhalten <strong>10</strong> 9<br />

Handling 30 28<br />

Zielgenauigkeit 30 26<br />

Stabilität 30 24<br />

Grip 40 35<br />

Verh. im Grenzbereich 20 16<br />

Aufstellmoment<br />

beim Bremsen<br />

<strong>10</strong> 9<br />

Feedback 30 26<br />

Ergebnis Trockentest 200 173<br />

NÄSSETEST<br />

Rundenzeit nass: 1.13,5 min<br />

Handling <strong>10</strong> 9<br />

Zielgenauigkeit <strong>10</strong> 9<br />

Grip 30 30<br />

Verh. im Grenzbereich 20 18<br />

Feedback 20 18<br />

Bremsweg*: 43,3 m <strong>10</strong> 9<br />

Ergebnis Nässetest <strong>10</strong>0 93<br />

GESAMTSUMME 300 266<br />

FAZIT Ist der Pilot Power 3 montiert, fiebert<br />

man Regen förmlich entgegen. Kühle<br />

und nasse Bedingungen sind sein Spezialgebiet,<br />

dann gript kein Zweiter besser<br />

als er. Doch an heißen Tagen auf hart gefahrenen<br />

Superbikes kommt der Michelin<br />

an seine Grenzen, er wird ein wenig<br />

knautschig und seine Zielgenauigkeit verschlechtert<br />

sich etwas. Auf der Landstraße<br />

ist er dennoch eine Macht.<br />

PLATZIERUNG 2.<br />

* aus <strong>10</strong>0 km/h


metern schlachtet, der legt mit den modernen<br />

Gummis nur 0,02 Cent/km<br />

drauf. Sparfüchse sollten zudem bedenken:<br />

Es ist davon auszugehen, dass<br />

S20 EVO und Pilot Power 3 mindestens<br />

genauso lange, wenn nicht gar länger<br />

halten. Denn ihre Dual-Compound-Mischungen<br />

sind schlichtweg die moderneren.<br />

Kostenseitig ist es also nur dann<br />

ratsam die älteren Gummis aufzuziehen,<br />

wenn absolute Ebbe in der Kasse<br />

herrscht. Seitens der Fahreigenschaften<br />

sind S20 EVO und Pilot Power 3 ih-<br />

MICHELIN<br />

PILOT POWER<br />

TROCKENTEST<br />

max.<br />

Punkte<br />

Punkte<br />

Kaltlaufverhalten <strong>10</strong> 8<br />

Handling 30 25<br />

Zielgenauigkeit 30 24<br />

Stabilität 30 22<br />

Grip 40 31<br />

Verh. im Grenzbereich 20 16<br />

Aufstellmoment<br />

beim Bremsen<br />

<strong>10</strong> 7<br />

Feedback 30 21<br />

Ergebnis Trockentest 200 154<br />

NÄSSETEST<br />

Rundenzeit nass: 1.17,3 min<br />

Handling <strong>10</strong> 7<br />

Zielgenauigkeit <strong>10</strong> 7<br />

Grip 30 24<br />

Verh. im Grenzbereich 20 17<br />

Feedback 20 15<br />

Bremsweg*: 46,4 m <strong>10</strong> 8<br />

Ergebnis Nässetest <strong>10</strong>0 78<br />

GESAMTSUMME 300 232<br />

FAZIT Vor gefühlten <strong>10</strong>0 Jahren eroberte<br />

der erste Pilot Power die Sportreifenwelt<br />

und hatte sie über Jahre hinweg fest im<br />

Griff. Selbst heute verkauft sich der Klassiker<br />

unter den Sportpellen als Budget-<br />

Reifen noch wie geschnitten Brot, da seine<br />

Performance vielen Sportfahrern noch<br />

ausreicht. Dennoch ist ihm vor allem in<br />

der Stabilität auf heutigen, bärenstarken<br />

Superbikes sein Alter anzumerken.<br />

PLATZIERUNG 4.<br />

* aus <strong>10</strong>0 km/h<br />

SO<br />

REIFEN<br />

TESTET <strong>PS</strong><br />

Wir haben die Budget-Reifen von Michelin<br />

und Bridgestone auf einer BMW S<br />

<strong>10</strong>00 RR in den Größen 120/70 ZR 17 und<br />

190/55 ZR 17 mit dem vom Hersteller<br />

empfohlenen Luftdruck gefahren (v.<br />

2,5/h. 2,9 bar, kalt gemessen). Die Billig-<br />

Reifen mussten auf einer Honda CB <strong>10</strong>00<br />

R in den Größen 120/70 ZR 17 und 180/55<br />

ZR 17 ebenfalls mit vom Hersteller empfohlenen<br />

Luftdruck (v. 2,5/h. 2,9 bar, kalt<br />

gemessen) ran. Teststrecken waren die<br />

dauerbewässerte Nassstrecke von<br />

Bridgestone in Nettuno (I) sowie der dortige<br />

Trockenhandling-Kurs. Außerdem<br />

wurden die Gummis auf der Autobahn<br />

und der Landstraße rangenommen.<br />

Gefahren wurde in sportlich-ambitioniertem<br />

Tempo. Beurteilt wurde Folgendes:<br />

KALTLAUF Wie lange benötigt ein Reifen,<br />

bis er auf Betriebstemperatur ist,<br />

wie fühlt er sich dabei an?<br />

HANDLING Welche Lenkkraft wird benötigt,<br />

um das Bike in Schräglage zu bringen<br />

oder es in langsamen/schnellen<br />

Kurven auf Linie zu halten?<br />

ZIELGENAUIGKEIT* Sie wird in unterschiedlich<br />

schnellen Passagen mit verschiedenen<br />

Kurvenradien ermittelt und<br />

gibt darüber Auskunft, wie das Motorrad<br />

dem gewünschten Kurs folgt, der über<br />

die Lenkkräfte vorgegeben wird, oder ob<br />

deutliche Linienkorrekturen erforderlich<br />

sind.<br />

Stefano Marrucci ist passionierter<br />

Surfer und pfeilschneller Rad- und<br />

Reifenmonteur. Er war schon beim<br />

großen Sportreifentest (<strong>PS</strong> 5/<strong>2014</strong>)<br />

ein verlässlicher Helfer – danke!<br />

STABILITÄT Wie stabil fährt das Motorrad<br />

in (Wechsel-)Kurven, über Bodenwellen<br />

und beim Beschleunigen in<br />

Schräglage? Liegt das Motorrad bei<br />

hoher Geschwindigkeit satt oder neigt<br />

es zum Pendeln? Die Stabilität wird in<br />

unterschiedlichen Geschwindigkeitsbereichen<br />

in großer Schräglage beim Beschleunigen<br />

und bei hoher Geschwindigkeit<br />

getestet, also in Situationen, in<br />

denen sich Reifen aufschaukeln können.<br />

GRIP* Ist die Summe der Gesamthaftung<br />

eines Reifens. Beinhaltet die Seitenhaftung,<br />

also die Seitenführung in maximaler<br />

Schräglage auf nassem und trockenem<br />

Untergrund und die Haftung beim<br />

Geradeaus-Beschleunigen.<br />

VERHALTEN IM GRENZBEREICH*<br />

Beherrschbarkeit des Reifens im Grenzbereich<br />

der Haftung. Der Test wird im<br />

Nassen und Trockenen durchgeführt.<br />

AUFSTELLMOMENT Beim Bremsen<br />

in Schräglage richtet sich ein Motorrad<br />

je nach Verzögerung und Reifenkontur<br />

unterschiedlich auf. Diese Reaktionen<br />

muss der Fahrer mit einer Gegenkraft<br />

(Drücken) am kurveninneren Lenkerende<br />

korrigieren.<br />

FEEDBACK Welche Rückmeldung liefert<br />

ein Reifen an den Piloten? Je klarer diese<br />

ist, desto einfacher und risikoloser kann<br />

im Grenzbereich gefahren werden.<br />

*Die mit Stern gekennzeichneten Kapitel sind auf Motorräder übertragbar,<br />

die eine ähnliche Geometrie wie die BMW S <strong>10</strong>00 RR besitzen<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE


BILLIG –<br />

ren Vorgängern (siehe Bewertungskästen<br />

S.56/57) haushoch überlegen.<br />

Bleibt nur noch die psychologische<br />

„Den Reifen kenne ich, den fahre ich<br />

schon immer“-Ebene. Da gilt ganz klar:<br />

Leute, wir sind mit Reifen nicht verheiratet!<br />

Neues auszuprobieren ist nicht<br />

verboten und führt nicht in die Hölle –<br />

im Gegenteil, manchmal erleuchtet es<br />

regelrecht. Also traut euch!<br />

Bevor ihr Exoten kauft, greift<br />

zu Bewährtem oder lauft<br />

Wer des Öfteren durchs Netz surft und<br />

nach Reifen Ausschau hält, ist sicherlich<br />

schon das eine oder andere Mal<br />

über exotische Motorradreifen-Hersteller<br />

gestolpert. Da poppen Namen hoch<br />

wie Full Bore USA, Nankang, Maxxis<br />

oder Mitas. Während Maxxis und Mitas<br />

noch halbwegs vertraut klingen, läuten<br />

bei Full Bore und Nankang innerlich<br />

die Alarmglocken, macht sich unterbewusst<br />

Misstrauen breit.<br />

Doch <strong>PS</strong> hält sich an seine Ansage,<br />

mal Neues zu probieren, und hat alle<br />

vier Marken einem regulären Vergleichstest<br />

unterzogen. Im Frühjahr<br />

<strong>2014</strong> rückten wir mit den Kollegen von<br />

MOTORRAD zum großen Reifentest aus<br />

und testeten unter anderem auch die<br />

vier folgenden Exotengummis: Full<br />

Bore USA M-1 Street Sport, Maxxis Supermaxx<br />

Radial, Mitas Sport Force und<br />

Nankang WF-1. Allesamt wurden bei<br />

www.motorradreifendirekt.de von Privatpersonen<br />

gekauft und dem Testfeld<br />

zugeführt. Gefahren wurden die Reifen<br />

ebenso wie alle anderen auf dem Trocken-<br />

und Nasstestgelände von<br />

Bridgestone in Nettuno (Italien), auf<br />

der Landstraße und auf der Autobahn.<br />

Während wir die Budget-Reifen auf einer<br />

BMW S <strong>10</strong>00 RR testeten, wurden<br />

die exotischen Gummis auf einer Honda<br />

CB <strong>10</strong>00 R in den Dimensionen<br />

120/70 ZR 17 und 180/55 ZR 17 gefahren.<br />

Die Bewertungen der Budget-Reifen<br />

Bridgestone BT 16 PRO und Michelin<br />

Pilot Power sind deshalb nicht eins<br />

zu eins auf die Billig-Reifen übertragbar.<br />

Tendenziell können die Eigenschaften<br />

nur verglichen werden, was<br />

aber Anhaltspunkte zu den Produkteigenschaften<br />

ergibt.<br />

Doch nun zu den Exoten. Warum<br />

sollte ich den Reifen eines in Europa<br />

unbekannten Herstellers kaufen?<br />

Genau, der Kohle wegen. So kostete<br />

ein Satz Nankang in 120/70-17 und<br />

180/55-17 im Netz knapp unter 130<br />

Euro, der Full Bore unter 150 Euro und<br />

der Maxxis unter 190 Euro. Schnäppchen<br />

also? Nicht ganz, denn die bewährten,<br />

hier aber nicht zeitgleich mitgetesteten<br />

Produkte, der Bridgestone<br />

ABER<br />

GUT?<br />

Bei Internet-Reifenhändlern<br />

tummeln sich uns unbekannte<br />

Reifentypen.<br />

<strong>PS</strong> testet einige der Pellen<br />

BT 16 PRO und Michelins Pilot Power,<br />

gibt es im Satz bereits für rund 180<br />

Euro auf dem Markt. Wer immer noch<br />

zu den Exoten-Reifen schielt, bitte<br />

schön. <strong>PS</strong> hat alle vier gefahren und<br />

war dabei des Öfteren am und überm<br />

Limit. Vor allem bei Nässe kommen die<br />

No-Names auf keinen grünen Zweig.<br />

Was nahelegt, dass die verwendeten<br />

Gummimischungen technologisch nicht<br />

auf der Höhe der Zeit sind. Im Trockenen<br />

offenbaren die Billig-Pellen dann<br />

teils massive konstruktive Nachteile.<br />

Beherrschen sie das Geradeausfahren<br />

noch, wird es, einmal aus der Mittellage<br />

gebracht, spannend. Allen gleich ist,<br />

dass es an Handling und Zielgenauigkeit<br />

fehlt, auch die Kurvenstabilität lässt<br />

58 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


zu wünschen übrig. Weiteres heftiges<br />

Manko ist die schlechte Rückmeldung,<br />

die alle (nicht) liefern – bis auf einen.<br />

Mitas ruft die <strong>2014</strong> hergestellten<br />

Sport Force zurück<br />

Der Mitas Sport Force ist konstruktiv<br />

der modernste Reifen unter den Exoten,<br />

wurde erst Ende 2013 auf den<br />

Markt gebracht. Er hinterließ bei der<br />

Präsentation und im Frühjahr beim<br />

Test einen sehr guten Eindruck. Handling,<br />

Stabilität, Grip und Lenkpräzision<br />

sind auf hohem Niveau, der Mitas kann<br />

bei Trockenheit aus dem Stand mit<br />

aktuellen Tourensportreifen mithalten.<br />

Nur bei Nässe offenbart er leichte<br />

Schwächen in der Haftung. Doch der<br />

aktuelle, präventive Rückruf aller Mitas<br />

Sport Force-Reifen Baujahr <strong>2014</strong> zeigt<br />

deutlich, wie schwer es ist, einen guten<br />

Motorradreifen zu bauen. Und das legt<br />

folgenden Schluss nahe: Kaufen Sie<br />

bewährte und bekannte Marken und<br />

geizen Sie gerade bei Reifen nicht an<br />

ein paar Euro.<br />

FAZIT<br />

Wer beim Reifenkauf spart, spart<br />

falsch. Selbst wer die Performance<br />

moderner Sportreifen nicht abruft<br />

und zu den älteren, günstigeren<br />

Produkten tendiert, sollte überlegen,<br />

ob sich das lohnt. Es könnte<br />

ja auch sein, dass der modernere<br />

Reifen länger hält. Vorsprung<br />

durch Technik eben.<br />

FULL BORE USA<br />

M-1 STREET SPORT<br />

MAXXIS<br />

SUPERMAXX RADIAL<br />

MITAS<br />

SPORT FORCE<br />

TROCKENTEST<br />

max.<br />

Punkte<br />

Punkte<br />

TROCKENTEST<br />

max.<br />

Punkte<br />

Punkte<br />

TROCKENTEST<br />

max.<br />

Punkte<br />

Punkte<br />

Kaltlaufverhalten <strong>10</strong> 7<br />

Handling 30 22<br />

Zielgenauigkeit 30 22<br />

Stabilität 30 21<br />

Grip 40 28<br />

Verh. im Grenzbereich 20 12<br />

Aufstellmoment<br />

beim Bremsen<br />

<strong>10</strong> 7<br />

Feedback 30 13<br />

Ergebnis Trockentest 200 132<br />

NÄSSETEST<br />

Rundenzeit nass: 1.29,9 min<br />

Handling <strong>10</strong> 7<br />

Zielgenauigkeit <strong>10</strong> 6<br />

Grip 30 14<br />

Verh. im Grenzbereich 20 9<br />

Feedback 20 7<br />

Bremsweg*: 49,5 m <strong>10</strong> 7<br />

Ergebnis Nässetest <strong>10</strong>0 50<br />

GESAMTSUMME 300 182<br />

FAZIT Der Full Bore ist ein nicht gerade<br />

handlicher Reifen, der bei Trockenheit einigermaßen<br />

akzeptabel fährt. Allerdings<br />

macht das Fahren mit ihm wenig Spaß,<br />

da Rückmeldung, Stabilität und Grip nicht<br />

gerade auf hohem Niveau sind. Wird es<br />

nass, geht man besser gleich zu Fuß –<br />

oder baut Stützräder an. Der Billig-Gummi<br />

rutscht sowohl in Schräglage als auch<br />

beim Beschleunigen sehr früh.<br />

PLATZIERUNG 4.<br />

60 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong><br />

* aus <strong>10</strong>0 km/h<br />

Kaltlaufverhalten <strong>10</strong> 7<br />

Handling 30 25<br />

Zielgenauigkeit 30 23<br />

Stabilität 30 24<br />

Grip 40 32<br />

Verh. im Grenzbereich 20 16<br />

Aufstellmoment<br />

beim Bremsen<br />

<strong>10</strong> 8<br />

Feedback 30 15<br />

Ergebnis Trockentest 200 150<br />

NÄSSETEST<br />

Rundenzeit nass: 1.24,5 min<br />

Handling <strong>10</strong> 7<br />

Zielgenauigkeit <strong>10</strong> 7<br />

Grip 30 20<br />

Verh. im Grenzbereich 20 15<br />

Feedback 20 9<br />

Bremsweg*: 47,3 m <strong>10</strong> 8<br />

Ergebnis Nässetest <strong>10</strong>0 66<br />

GESAMTSUMME 300 216<br />

FAZIT Maxxis bietet mit dem Supermaxx<br />

einen bei Trockenheit und Nässe mäßig<br />

funktionierenden Reifen an. Trotz seines<br />

zweiten Rangs in diesem Testfeld sollte<br />

er nur dann aufgezogen werden, wenn es<br />

gar keine andere Alternative mehr gibt.<br />

Im Regen bietet er zumindest einen breiten<br />

Grenzbereich und ausreichend Haftung.<br />

Die Rückmeldung allerdings ist<br />

stark verbesserungswürdig.<br />

PLATZIERUNG 2.<br />

* aus <strong>10</strong>0 km/h<br />

Kaltlaufverhalten <strong>10</strong> 8<br />

Handling 30 27<br />

Zielgenauigkeit 30 26<br />

Stabilität 30 26<br />

Grip 40 35<br />

Verh. im Grenzbereich 20 16<br />

Aufstellmoment<br />

beim Bremsen<br />

<strong>10</strong> 8<br />

Feedback 30 17<br />

Ergebnis Trockentest 200 163<br />

NÄSSETEST<br />

Rundenzeit nass: 1.20,9 min<br />

Handling <strong>10</strong> 9<br />

Zielgenauigkeit <strong>10</strong> 8<br />

Grip 30 21<br />

Verh. im Grenzbereich 20 14<br />

Feedback 20 12<br />

Bremsweg*: 42,9 m <strong>10</strong> 8<br />

Ergebnis Nässetest <strong>10</strong>0 72<br />

GESAMTSUMME 300 235<br />

FAZIT Die Slowenen haben mit dem Sport<br />

Force einen wirklich harmonischen, modernen<br />

Reifen gebaut, der sich im Trockenen<br />

richtig schön fährt. Er lenkt leichtfüßig<br />

ein, ist stabil und zielgenau – so wie<br />

man sich einen Reifen wünscht. Bei Nässe<br />

gelangt er recht schnell ans Haftungslimit,<br />

und der Grenzbereich könnte etwas<br />

breiter sein. Seine Fähigkeiten liegen auf<br />

dem Niveau aktueller Tourensportreifen.<br />

PLATZIERUNG 1.<br />

* aus <strong>10</strong>0 km/h


BEZUGSQUELLEN<br />

DIE REIFEN von Bridgestone und Michelin<br />

wurden bei den Importeuren bestellt<br />

und bei einem Reifenhändler unseres<br />

Vertrauens umgetauscht.<br />

Die BILLIG-REIFEN besorgten die Kollegen<br />

von MOTORRAD im Frühjahr allesamt<br />

bei dem Online-Portal www.motorradreifendirekt.de.<br />

Sie wurden getestet, wie sie<br />

geliefert wurden, ein Umtausch bei freien<br />

Händlern war nicht möglich.<br />

NANKANG<br />

ROADIAC WF-1<br />

TROCKENTEST<br />

max.<br />

Punkte<br />

Punkte<br />

Kaltlaufverhalten <strong>10</strong> 7<br />

Handling 30 23<br />

Zielgenauigkeit 30 22<br />

Stabilität 30 23<br />

Grip 40 34<br />

Verh. im Grenzbereich 20 14<br />

Aufstellmoment<br />

beim Bremsen<br />

<strong>10</strong> 7<br />

Feedback 30 13<br />

Ergebnis Trockentest 200 143<br />

NÄSSETEST<br />

Rundenzeit nass: 1.25,1 min<br />

Handling <strong>10</strong> 6<br />

Zielgenauigkeit <strong>10</strong> 6<br />

Grip 30 16<br />

Verh. im Grenzbereich 20 12<br />

Feedback 20 8<br />

Bremsweg*: 42,9 m <strong>10</strong> 8<br />

Ergebnis Nässetest <strong>10</strong>0 56<br />

GESAMTSUMME 300 199<br />

FAZIT Nankangs Roadiac tritt als Einziger<br />

der Billig-Reifen mit einer Bi-Compound-<br />

Lauffläche an. Allerdings kann er sich mit<br />

dieser Technologie keinen Vorteil herausfahren,<br />

da er im Trockenen wie Nassen<br />

zäh einlenkt und mit viel Gegenlenkkraft<br />

auf Kurs gehalten werden muss. Der Grip<br />

beim Beschleunigen und in Schräglage<br />

geht in Ordnung, das Feedback ist jedoch<br />

nicht gut genug.<br />

PLATZIERUNG 3.<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />

* aus <strong>10</strong>0 km/h<br />

Trailer und mehr<br />

www.road-derfilm.de<br />

www.ascot-elite.de


<strong>PS</strong>-WISSEN<br />

MOTORRAD-ELEKTRIK<br />

VOLT,<br />

WATT, OH<br />

62 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


Nur wenn die Wegfahrsperre durch<br />

den Sender im Knauf des Zündschlüssels<br />

deaktiviert ist, gibt die<br />

Elektronik alle Signale für die Motorsteuerung<br />

frei, der Motor kann dann<br />

gestartet werden<br />

M… steht‘s.<br />

Von Werner Koch; Fotos und Zeichnungen: Koch, Archiv<br />

…ohne uns gibt‘s keinen<br />

Strom. Wie und woher<br />

die elektrischen Ströme<br />

fließen, ohne die sich gar<br />

nichts drehen<br />

würde – hier<br />

Schlüssel rein, umdrehen,<br />

Knöpfchen drücken und los<br />

geht‘s. Was heute eine Sache<br />

von Sekunden und auch ohne<br />

technischen Sachverstand ein Klacks<br />

ist, trieb noch in den 70er-Jahren als<br />

echte Prozedur so manchen Motorradfahrer<br />

zur Verzweiflung. Mussten damals<br />

mit Kickstarter, Choke-Hebelchen<br />

und dem richtigen Dreh am Gasgriff<br />

Sprit und Luft sorgfältig dosiert werden,<br />

arrangieren heute unzählige Sensoren<br />

und blitzschnelle Rechner das<br />

perfekte Startverhalten und einen makellosen<br />

Rundlauf ab der ersten Umdrehung.<br />

Noch bevor der Schlüssel im<br />

Schloss verschwindet, gibt ein Signal<br />

im Knauf des Schlüssels der elektronischen<br />

Wegfahrsperre das Okay. Erst<br />

dann schaltet die Zündbox alle Signale<br />

für den Start frei. Fehlt dieses Signal,<br />

blinkt im Display meist eine als Schlüssel<br />

symbolisierte Warnleuchte. Zwar<br />

dreht der Motor durch, doch weder<br />

Einspritzung noch Zündung sind aktiviert,<br />

der Motor springt nicht an. Erst<br />

wenn der Sender erkannt wird, stellt<br />

die elektronische Zündbox anhand unzähliger<br />

Informationen der Motorsensorik<br />

ein Setup bereit, mit dem der Motor<br />

unter allen Wetter- und Temperaturbedingungen<br />

beim ersten Zündfunken<br />

seine Arbeit aufnimmt.<br />

Um sicherzustellen, dass sämtliche<br />

Aggregate im Umfeld des Motors mit<br />

ausreichender Spannung versorgt<br />

sind, kappt ein Relais das permanent<br />

geschaltete Abblendlicht und andere<br />

Verbraucher, sobald der Startermotor<br />

mit Strom versorgt wird. Schließlich<br />

frisst der elektrische Antrieb ordent-<br />

<strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 63


01<br />

02 03<br />

01 Wartungsfreier Lichtmaschinenstator<br />

mit sternförmigen Wicklungen<br />

(l.) und der Rotor mit eingelassenen<br />

Nord- und Südpol-Magneten<br />

02 Huckepack-Lichtmaschine, die<br />

sturzgeschützt hinter dem Zylinderblock<br />

sitzt und über eine Zwischenwelle<br />

angetrieben wird<br />

lich Strom und könnte bei einer schwächelnden<br />

Grundspannung der Batterie<br />

für Startschwierigkeiten sorgen. Denn<br />

zeitgleich zum Starter müssen Einspritzdüsen,<br />

Zündspulen, die Stellmotoren<br />

an den Drosselklappen und alle anderen<br />

„lebensnotwendigen“ Verbraucher<br />

mit Strom versorgt werden. Und<br />

den kann im Moment des Startens nur<br />

die Batterie liefern, da die Lichtmaschine<br />

bei der geringen Motordrehzahl<br />

noch keine verwertbare elektrische<br />

Leistung erzeugt. Erst ab zirka <strong>10</strong>00<br />

Umdrehungen, also wenn der Motor<br />

selbstständig arbeitet, bauen die Magnetfelder<br />

um die Spulen eine so hohe<br />

03 Feldgeregelte Lichtmaschine,<br />

bei der ein Erregerstrom von der<br />

Batterie den Elektromagneten<br />

beaufschlagt. Zwei „Kohlen“ übertragen<br />

den Strom auf die Messinglaufflächen<br />

des Rotors, diese müssen<br />

als Verschleißteil regelmäßig<br />

ausgetauscht werden<br />

Spannung auf, dass die Ladekontrolle,<br />

wenn vorhanden, erlischt und die<br />

überschüssige Energie als Ladestrom<br />

zur Batterie fließen kann.<br />

Die Lichtmaschinenleistung ist bei<br />

modernen, vollausgestatteten Maschinen<br />

auf rund 600 Watt ausgelegt. Meist<br />

sitzt das Stromaggregat direkt auf dem<br />

Kurbelwellenstumpf am Motor und läuft<br />

im kühlenden Ölnebel der Motorschmierung.<br />

Weniger verbreitet ist die<br />

sogenannte Huckepack-Anordnung, bei<br />

der die Lichtmaschine sturzgeschützt<br />

hinter der Zylinderbank untergebracht<br />

ist. Weitere Vorteile: Der Motor baut<br />

schmäler und der meist gegenläufig<br />

zur Kurbelwelle rotierende Anker wirkt<br />

den rotierenden Massen entgegen, was<br />

das Handling der Maschine verbessert.<br />

Die Nachteile: Höheres Gewicht und<br />

ein zusätzlicher Zahnradantrieb, der<br />

etwas Leistung kostet.<br />

Lichtmaschinen mit sogenannten<br />

Permanent-Magnetgeneratoren, bei<br />

denen im Rotor wechselweise Nordund<br />

Südpol-Magnete angebracht sind,<br />

kommen im Motorradbau am häufigsten<br />

vor. Diese drehen sich um den<br />

sternförmig aufgebauten Stator, in<br />

dessen mit Kupferdraht umwickelten<br />

Stahlkernen der Strom erzeugt wird.<br />

Eine weitere, aber nur noch selten<br />

verwendete Bauart ist die feldgeregelte<br />

Lichtmaschine. Der grundlegende Unterschied:<br />

Anstatt der permanenten<br />

Magneten wird der Strom von einem<br />

Elektromagnet erzeugt, der den sogenannten<br />

Erregerstrom von der Batterie<br />

bezieht. Dieses System arbeitet mit sogenannten<br />

Kohlen oder auch Bürsten,<br />

die den elektrischen Kontakt zum<br />

Rotor herstellen. Auch hier wird der<br />

Strom über einen Gleichrichter/Regler<br />

an die Batterie abgeführt.<br />

Die Regler-Einheit wandelt zum<br />

einen den von der Lichtmaschine erzeugten<br />

Wechselstrom in Gleichstrom<br />

um und reduziert zum anderen den<br />

Ladestrom von über 14 Volt auf die<br />

korrekte Bordnetzspannung von etwa<br />

12,8 Volt. Um diese überschüssige<br />

elektrische Energie abzubauen, wird<br />

der Stromkreislauf regelrecht kurzgeschlossen.<br />

Ein Vorgang, der eine er-<br />

64 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


hebliche Wärme erzeugt, die die elektronischen<br />

Bauteile aufheizt.<br />

Mit der Pufferfunktion der Batterie<br />

lassen sich für einen mehr oder weniger<br />

langen Zeitraum sämtliche Aggregate<br />

zuverlässig am Leben halten. Zu<br />

diesen zählen neben der Motorelektronik<br />

auch die hydraulische Pumpe des<br />

ABS und dessen Steuerelemente. Bedingt<br />

durch den hohen Strombedarf<br />

moderner Motorräder ist die Kapazität<br />

der Akkus enorm gestiegen. Abgesehen<br />

von den Schwunglichtmaschinen<br />

der Moped-Generation, die ohne jegliche<br />

Batterie auskam, genügte bei einem<br />

Motorrad der 70er-Jahre mit E-<br />

Starter eine 12-Volt-Batterie mit 8 Ah<br />

Leistung, heute muss die vollumfassende<br />

Elektronik mit unzähligen Stellmotoren<br />

und Sensoren mit der gut dreifachen<br />

Batterie-Power ausgerüstet sein.<br />

Ein Hauptstromkabel führt von der<br />

Batterie zum Starterrelais. Von dort<br />

werden die restlichen Verbraucher<br />

über das Zündschloss angesteuert.<br />

An diesem Verteiler sitzen die ersten<br />

Hauptsicherungen, die dafür sorgen,<br />

dass bei einem Kurzschluss der Stromfluss<br />

unterbrochen wird, bevor ein<br />

Kabelbrand die Bordelektrik zerstören<br />

04 Starterrelais, an dem die Pluskabel<br />

der Batterie (B) und des Startermotors<br />

(M) zusammenlaufen<br />

und das Bordnetz mit Strom versorgt<br />

wird 05 Spannungsregler<br />

und Gleichrichter sitzen in einem<br />

Alu-Gehäuse mit Kühlrippen<br />

04<br />

06<br />

06 Sicherungskasten mit aufgedruckter<br />

Zuordnung der jeweiligen<br />

Verbraucher und der Amperestärke<br />

der Sicherungen...<br />

07 ...die auch durch die Farbe klar<br />

gekennzeichnet sind und immer<br />

als Ersatz vorhanden sein sollten<br />

05<br />

07<br />

28.11. Preview-Day


kann. Die Versorgung der restlichen<br />

Verbraucher mit Strom übernimmt der<br />

Kabelbaum. In früheren Jahren ein fingerdicker,<br />

übersichtlicher Strang mit<br />

einem Dutzend Steckkontakten – fertig.<br />

Heute sind die unterarmdicken Kabelbäume<br />

selbst für versierte Mechaniker<br />

kaum noch zu durchschauen. Zumal<br />

der beim Motorrad systembedingt geringe<br />

Bauraum extrem vollgestopft ist,<br />

wie das Foto rechts auf Seite 67 zeigt.<br />

Einzig der Schaltplan, ein auf die Führung<br />

und Verknüpfung der Kabelstränge<br />

heruntergebrochener Übersichtsplan,<br />

lässt erkennen, welches Bauteil<br />

mit welchem Steckkontakt oder Kombistecker<br />

verbunden ist. Unterschiedliche<br />

Farbkombinationen und Steckkontakte<br />

der Isolierung unterstützen die<br />

Orientierung im Kabel-Wirrwarr.<br />

Dazwischen werden die Sicherungskästen<br />

geschaltet. Aufgeteilt in<br />

die unterschiedlichsten Funktionen,<br />

sind hier zum Beispiel die einzelnen<br />

Stromkreisläufe für Licht, Hupe und<br />

Blinker abgesichert. Übersichtlich<br />

aufgeteilt, lässt sich ein möglicher<br />

Kurzschluss im System bei der Fehlersuche<br />

sehr gezielt den einzelnen<br />

Bauteilen zuordnen.<br />

KURZSCHLUSS-HANDLUNG<br />

WAS TUN, WENN ES NICHT MEHR BRUMMT, BLINKT ODER HUPT? DAS EINMALEINS DER FEHLERSUCHE.<br />

01<br />

Der erste Blick bei einem elektrischen Ausfall<br />

geht zu den Sicherungen. Die Hauptsicherungen<br />

findet man meist am Starterrelais.<br />

Sind diese durchgebrannt, wird<br />

der Strom bereits vor dem Zündschloss<br />

gekappt, mit der Folge, dass weder das Instrumenten-Display<br />

noch der E-Starter<br />

funktionieren.<br />

Sind nur einzelne Verbraucher ausgefallen,<br />

deutet dies auf eine defekte Sicherung der<br />

jeweiligen Zuleitung hin. Also wird die dafür<br />

vorgesehene Schmelzdraht-Sicherung aus<br />

ihrer Fassung gezogen und kontrolliert. Ersatzsicherungen<br />

sind meist, aber leider<br />

nicht immer, unter der Rubrik „Spare“ eingesteckt.<br />

Tipp: Bei der nächsten Inspektion<br />

oder dem Händlerbesuch einfach alle Sicherungsstärken<br />

in doppelter Ausführung<br />

kaufen und in den freien Steckkontakten als<br />

Ersatz mitführen, denn der Trick mit der<br />

zurechtgebogenen Büroklammer oder dem<br />

dünnen Bindedraht vom Weidezaun ist mit<br />

Vorsicht zu genießen. Und wenn, dann wird<br />

der provisorische Sicherungsdraht nicht in<br />

dem vermeintlich defekten Kabelstrang<br />

montiert, sondern im „gesunden“, bei dem<br />

kein Verdacht auf Kurzschluss besteht. Zudem<br />

sollte der Drahtdurchmesser von rund<br />

einem Millimeter im oberen Bogen mit Seidenschneider<br />

oder Kneifzange auf die halbe<br />

Drahtstärke eingekerbt werden (Foto<br />

05), damit an dieser Stelle der Schmelzpunkt<br />

rechtzeitig einsetzt, bevor es zum<br />

Kabelbrand kommt. Diese Lösung ist ein<br />

absolutes Provisorium und muss bei erstbester<br />

Gelegenheit durch eine reguläre, in<br />

der Amperezahl korrekte Sicherung ersetzt<br />

werden.<br />

Wenn der Motor abrupt aussetzt oder<br />

schlagartig stehenbleibt, liegt bei Einspritzmotoren<br />

meist ein Fehler der Elektronik<br />

vor. Ist eine Selbstdiagnose vorgesehen,<br />

02<br />

04<br />

sind im Werkstatt- oder Fahrerhandbuch<br />

die Codes vermerkt, die den Fehler lokalisieren.<br />

In unserem Beispiel ist der Steckkontakt<br />

des Drosselklappen-Sensors abgerutscht,<br />

da der Sicherungsclip abgerissen<br />

war (Foto 04). Der Motor nimmt verzögert<br />

Gas an, ruckelt und ist sehr schlecht fahrbar.<br />

Gleichzeitig blinken im Cockpit die rote<br />

Warnlampe und das FI-Signal (Foto 02).<br />

Durch langes Drücken der Reset-Taste<br />

leuchtet dann anstatt des Kilometerzählers<br />

die Nummer, die dem fehlerhaften Bauteil<br />

zugeordnet ist, in unserem Fall die 32 (Foto<br />

03). Mit dieser Methode ist der Fehler<br />

schnell ausgemacht. Ob er sich auch<br />

schnell beheben lässt, hängt davon ab, ob<br />

der Sensor defekt oder nur der Steckkontakt<br />

mangelhaft verbunden ist.<br />

Bei anderen Elektrik-Fehlern ist ein Voltmeter-Prüfgerät<br />

unerlässlich (Foto 01). Mit<br />

der Prüflampe lässt sich nur feststellen, ob<br />

das Kabel unter Strom steht, es wird aber<br />

keine Spannung angezeigt. Einzelne Bauteile<br />

wie Lichtmaschine, Relais oder Regler<br />

lassen sich nur durch gezielte Widerstands-Messungen<br />

überprüfen. Die Werte<br />

dafür finden sich meist nur in den Werkstatt-Handbüchern<br />

und nicht im Fahrerhandbuch<br />

.Wichtig ist dabei, dass die Bauteile<br />

im betriebswarmen Zustand gecheckt<br />

werden, da sich manche Kontaktprobleme<br />

erst bei aufgeheiztem Motor/Elektrik und<br />

unter Ausdehnung klar analysieren lassen.<br />

03<br />

05<br />

66 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


7<br />

6<br />

Concordia Motorrad-Versicherung<br />

2 3<br />

5<br />

4<br />

Leistung spüren,<br />

Sicherheit genießen.<br />

1<br />

Blick unter den Tank einer Kawasaki Z <strong>10</strong>00:<br />

1. Stellmotor der Sekundär-Drosselklappen<br />

2. Unterdruck-Sensoren für die Saugrohre<br />

3. Zündsignal für die Kerzenstecker/Zündspulen<br />

4. Steuerventil für die Sekundärluftzufuhr<br />

5. Sekundärluftzufuhr in die Auslasskanäle<br />

6. Steckkontakt zum Verstärker der Wegfahrsperre<br />

7. Haupt-Kabelbaum zu den Verbrauchern<br />

IM NÄCHSTEN HEFT<br />

Motor/Antrieb<br />

Teil 1 Ansaugtrakt/Saugrohre<br />

Teil 2 Ventilsteuerung/Gaswechsel<br />

Teil 3 Zylinder/Kolben/Pleuel<br />

Teil 4 Kurbeltrieb/Kurbelwelle<br />

Teil 5 Motorschmierung/Ölversorgung<br />

Teil 6 Primärtrieb/Kupplung<br />

Teil 7 Getriebe/Schaltung<br />

Teil 8 Sekundärantrieb Kette/Kardan<br />

Teil 9 Kraftstoffversorgung/Einspritzung<br />

Rahmen/Chassis<br />

Teil <strong>10</strong> Rahmenbauarten<br />

Teil 11 Vorderradaufhängungen<br />

Teil 12 Hinterradaufhängungen<br />

Teil 13 Bremsanlage/Bremsscheiben<br />

Teil 14 Räder/Felgen<br />

Teil 15 Lagerstellen am Rahmen<br />

Seit Jahren gilt die Concordia bei Bikern als Garant<br />

für optimale Sicherheit. Wir haben uns durch starke<br />

Leistungen und preiswerten Versicherungs schutz<br />

ganz vorn positioniert. Das bestätigen auch unsere<br />

Spitzenplätze in unabhängigen Tests.<br />

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40 Jahre <strong>PS</strong><br />

Happy Birthday<br />

Ausstattung/Elektrik<br />

Teil 16 Bord-Elektrik/Schaltplan<br />

[ Teil 17 Elektronische Zündung/Einspritzung ]<br />

CONCORDIA.<br />

EIN GUTER GRUND.<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE


LESERPOST<br />

PRACHTBURSCHEN<br />

Zu <strong>PS</strong>-Fahrfotos allgemein<br />

Da „MOTORRAD“ und „<strong>PS</strong>“ die am häufigsten<br />

verfügbaren Motorradzeitschriften<br />

an den Kiosken sind, lese ich sie<br />

auch vornehmlich. Mich stören allerdings<br />

sehr die Präsentationen von z. B.<br />

Motorradbekleidung: Die „Models“ sind<br />

nahezu ausnahmslos dickbäuchige,<br />

glatzköpfige, männliche Brillenträger,<br />

die weder athletisch noch sonst irgendwie<br />

attraktiv aussehen. Das animiert<br />

mich als trainierte Frau (Kraftsport,<br />

Ausdauer, Downhill) überhaupt<br />

nicht! Weder, dass ich mir die Kleidung<br />

näher ansehe, noch dass ich länger lesend<br />

an den „Tests“ und Bewertungen<br />

verweile. Im Gegenteil: Es bringt mich<br />

in eine schlechte, unbehagliche Stimmung<br />

und ich ärgere mich letztendlich,<br />

dass das Motorsport-Zubehör so<br />

furchtbar und lieblos präsentiert wird.<br />

Weiterhin sind auch oft die Fahrer<br />

dickbäuchig und sitzen ohne Körperspannung,<br />

gealtert, steif und krumm<br />

auf den Maschinen. Soll dieser Sport<br />

nur was für Silver Ager sein? Ich denke<br />

nicht! Die besseren Fahrer sind die<br />

durchtrainierten mit den schnelleren<br />

Reaktionen! Und diese Eigenschaften<br />

kann man nicht erlangen, wenn man<br />

seine „Belohnungsbiere“ und das Schnitzel<br />

auf der Rast in sich hineinschaufelt.<br />

Dem Bild, das Eure Redaktion vom<br />

„allgemeinen“ Motorradfahrer zeichnet,<br />

möchte ich ehrlich nie in Wirklichkeit<br />

begegnen bzw. mit diesen Menschen<br />

nicht gern etwas zu tun haben.<br />

Mountainbike- oder anderen Sportzeitschriften<br />

würde es nie einfallen,<br />

auch nur einen einzigen unsportlichen<br />

Menschen oder unattraktive Personen<br />

zu veröffentlichen, da diese weder<br />

glaubwürdig noch animierend die<br />

Ausübung des Sports repräsentieren!<br />

Zumal die „Models“ auch ein gewisses<br />

Ideal darstellen sollen und dürfen!<br />

Ich will ja auch dem Ziel, einem, der<br />

besser als ich ist, nacheifern und nicht<br />

denken müssen „Oh Gott, der Typ fällt<br />

bei der nächsten Kurve um wie ein<br />

nasser Sack“. Vielleicht motiviert Euch<br />

meine kritische Anmerkung zur Selbstreflexion<br />

der Produktpräsentationen<br />

in Euren Motorradzeitschriften.<br />

Iris Schwimme per E-Mail<br />

Wir haben Ihren Imperativ im<br />

Namen ernst genommen und gehen<br />

jetzt statt in die Kantine jede<br />

Mittagspause ins Schwimmbad.<br />

Außerdem nehmen wir wieder<br />

Fahrstunden bei jungen, durchtrainierten<br />

Motorrad-Amazonen, damit<br />

wir nicht durch mangelnde Körperspannung<br />

demnächst tatsächlich<br />

vom Motorrad fallen. Den Tes-<br />

ter auf dem Bild haben wir sofort<br />

nach Hause geschickt – eine<br />

Schande für die Menschheit, so auf<br />

dem Motorrad zu sitzen, ehrlich.<br />

Die Red.<br />

IM KREIS GEDACHT<br />

<strong>PS</strong>-Spezial Bremsen, <strong>PS</strong> 9/<strong>2014</strong><br />

Ich bin normalerweise stiller Genießer<br />

Eures Magazins. In Ausgabe 9/<strong>2014</strong><br />

habt Ihr im Kammschen Kreis auf Seite<br />

71 aber einen Schnitzer eingebaut,<br />

dass ich mal den Finger heben muss.<br />

Selbst ein Laie erkennt, dass die rote<br />

Linie keine 57° darstellt und demnach<br />

die Seitenkräfte auch nicht nur <strong>10</strong>% betragen.<br />

Korrekt wären bei 57° immerhin<br />

noch 54% Umfangskräfte, dafür sind es<br />

bei 36° nur 81%. Wie sagt Uwe Seitz im<br />

Editorial so schön? „Es macht einfach<br />

Spaß hier und da zu übertreiben.“ Bei<br />

sicherheitsrelevanten Themen aber<br />

lieber nicht.<br />

Es wäre übrigens klasse, wenn Ihr<br />

das Zugkraft-Diagramm auf Seite 22<br />

für alle Motorrad-Tests etabliert. Der 3-<br />

Zylinder-Vergleich in Ausgabe 8/<strong>2014</strong><br />

war top, die Benelli TNT hätte noch gut<br />

gepasst. Als Entscheidungshilfe pro<br />

Street Triple R war er trotzdem geil.<br />

Tobias Büchner per E-Mail<br />

Foto: fact<br />

Unser Top-Racer Konny Brenneisen hat die Kritik von Frau Schwimme beruflich<br />

nicht überlebt. Wie konnte der sich nur über Jahre als <strong>PS</strong>-Fotofahrer halten?<br />

Sie haben recht. Es ist auch noch<br />

so, dass schon die Schräglagenbilder<br />

die tatsächliche Schräglage<br />

der Maschine zeigen und dazu die<br />

Winkelwerte genommen wurden.<br />

Besser wäre es gewesen, die „neutrale<br />

Schräglage“ zu verwenden.<br />

Die ergibt sich ohne Berücksichtigung<br />

von Reifenbreite und<br />

Schwerpunkthöhe und stellt im<br />

Prinzip die G-Kraft dar, die auf das<br />

Motorrad wirkt. Der Kammsche<br />

Kreis geht eigentlich von maximal<br />

45 Grad Schräglage aus, das entspricht<br />

einer G-Kraft, also 0,98 m/<br />

s² Querbeschleunigung. Mehr hat<br />

Wunibald Kamm damals nicht zugelassen,<br />

weil es physikalisch ohne<br />

mechanische Verzahnung nicht<br />

möglich ist, schräger zu fahren.<br />

Das hat sich aber durch die fortgeschrittene<br />

Reifentechnik zu unserem<br />

Vergnügen gewaltig geändert.<br />

Die Red.<br />

LESERBRIEFE AN DIE REDAKTION: Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, Redaktion <strong>PS</strong>, 70162 Stuttgart,<br />

E-Mail: ps@motorpresse.de Leserbriefe bitte mit vollständigem Namen und Wohnort unterzeichnen


Sonntag auf der Piste.<br />

Montag auf dem iPad.<br />

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Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 70162 Stuttgart. Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer: Dr. Volker Breid, Norbert Lehmann. Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso erfolgen<br />

durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Heino Dührkop, Dr. Michael Rathje, Düsternstraße 1, 20355 Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />

Das Angebot gilt derzeit nur in Deutschland.<br />

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40 JAHRE<br />

<strong>PS</strong><br />

Fotos: KTM, Jörg Lohse, 2snap<br />

80 <strong>PS</strong> IM RÜCKSPIEGEL<br />

40 Jahre bedeutet Wandel – lassen Sie die<br />

Zeit Revue passieren und entdecken Sie<br />

wichtige Hefte wieder<br />

88 40 JAHRE SUPERBIKES<br />

Vor knapp 40 Jahren kam der Begriff<br />

Superbike auf und bescherte den Fans<br />

leistungsstarker Bikes viele Highlights<br />

92 <strong>PS</strong> INTERN<br />

Schauen Sie uns bei den<br />

Tests über die Schultern und<br />

lesen Sie, wie die Storys<br />

schließlich ins Heft kommen<br />

98 40 JAHRE RACING – UNSERE<br />

HIGHLIGHTS<br />

Triumphe und Tragödien, Barry Sheene<br />

wurde Weltmeister, Amis und Australier<br />

beherrschten die Szene,<br />

dann kam Valentino Rossi,<br />

heute dominiert Marc Márquez<br />

und dazwischen gab<br />

es auch deutsche Helden<br />

40<br />

JAHRE<br />

RACING<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 79


40 JAHRE <strong>PS</strong> – DIE STORY<br />

BA<br />

FLIP<br />

1974<br />

11/1974 Heute undenkbar, doch so sahen Hefte der Siebziger<br />

aus: sehr Text-lastiges Layout („Bleiwüste“) mit winziger<br />

Schrift und kleinen Fotos, oft in Schwarz-Weiß<br />

<strong>10</strong>/1974 Die Erstausgabe mit<br />

riesiger Fahrtenschreiber-<br />

Scheibe als Logo. In den ersten<br />

Jahren standen Sportberichterstattung,<br />

Technik und<br />

Reise im Vordergrund<br />

<strong>10</strong>/1974 Echt witzig, für<br />

welche außergewöhnlichen<br />

Eigenschaften man<br />

damals warb: BMW verkündete<br />

in einer Anzeige<br />

stolz, dass ihre Fahrwerke<br />

<strong>10</strong>0 km/h verkraften.<br />

Tatsächlich haben viele<br />

Kisten damals ordentlich<br />

geschaukelt<br />

80 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


Text: Volkmar Jacob<br />

Fotos: Archiv<br />

CK<br />

Wir schreiben das Jahr 1974. Eine Handvoll Motorrad-Journalisten<br />

gründet eine neue Zeitschrift<br />

namens <strong>PS</strong>. 40 Jahre später blicken wir zurück auf<br />

lebhafte Zeiten und eine erstaunliche Entwicklung.<br />

Damals, als der Großvater die Großmutter<br />

nahm.“ Mit dieser bildgewaltigen<br />

Sprache erinnerte der erste<br />

<strong>PS</strong>-Chefredakteur, Ernst „Klacks“ Leverkus,<br />

im Jahr 1974 in einem Leitartikel<br />

an die guten alten Zeiten. Damals, als<br />

Rennsport für die Hersteller noch alles<br />

bedeutete und der Serienbau davon<br />

profitierte. Über „Raketen-Zigarren“, die<br />

Hochgeschwindigkeits-Rekorde einfuhren,<br />

solle man erst wieder nachdenken,<br />

wenn „die Zuverlässigkeit moderner<br />

Motorräder endlich einmal bis zu einer<br />

einigermaßen akzeptablen Zufriedenheit<br />

abgehandelt werden kann“. Weise<br />

Worte eines klugen Kopfs. Seitdem hat<br />

sich nicht nur im Rennsport und bei<br />

der Zuverlässigkeit von Serienmaschinen<br />

viel getan. Auch <strong>PS</strong> hat sich stark<br />

verändert – vom Generalisten anno<br />

1980<br />

7/1975 Echte<br />

Wahrheiten vergehen<br />

eben nie,<br />

siehe Werbebanner...<br />

Bei dieser<br />

Veranstaltung<br />

rollten Bikes an<br />

den Start, die sogar<br />

für damalige<br />

Verhältnisse<br />

schon uralt waren<br />

2/1979 Das erste<br />

Titelbild mit<br />

Wheelie, yes! Der<br />

Kollege stellte eine<br />

zweitaktende,<br />

einzylindrige Maico<br />

MD 250 WK mit<br />

27 <strong>PS</strong> tapfer aufs<br />

Hinterrad - Respekt!<br />

Schnee und<br />

Kälte bildeten kein<br />

Hindernis<br />

2/1980 Das erste<br />

Titelbild mit<br />

Sprung. Ob das<br />

Fahrwerk der<br />

Gummikuh diesen<br />

Stunt unbeschadet<br />

überstanden hat,<br />

ist nicht bekannt.<br />

Schon damals<br />

blitzten gelegentlich<br />

sportliche<br />

Ambitionen auf<br />

4/1982 Noch eine Premiere: Erstmals diente<br />

ein Formations-Wheelie als Aufmacher eines<br />

Tests – mit durchaus überzeugenden B-Noten!<br />

Zu dieser Zeit standen Enduros noch hoch im<br />

Kurs, weshalb sich die <strong>PS</strong>-Macher verstärkt<br />

darum kümmerten<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 81


1974 zum Spezialisten für sportliches<br />

Motorradfahren heute.<br />

Stöbern in alten Heften offenbarte<br />

viele Kuriositäten<br />

Die Recherche im Archiv für diese Story<br />

hat sich gelohnt, denn der eine oder<br />

andere Kalauer meißelte uns ein breites<br />

Grinsen ins Gesicht. Wie beispielsweise<br />

die BMW-Anzeige vor 40 Jahren,<br />

die stolz verkündet, dass die Fahrwerke<br />

der bayerischen Motorräder problemlos<br />

<strong>10</strong>0 km/h verkraften – Kinder,<br />

was für Zeiten! Auch das <strong>PS</strong>-Logo änderte<br />

sich seither deutlich. Bereits im<br />

zweiten Jahr verzichteten die Macher<br />

auf die Fahrtenschreiber-Optik und beließen<br />

nur den knackig-gelben Punkt<br />

mit den markanten zwei Buchstaben<br />

auf dem Titel. In abgewandelter Form<br />

ziert der „<strong>PS</strong>-Kuckuck“ das Blatt bis<br />

heute. Inhaltlich beackerte „<strong>PS</strong> die neue<br />

Motorradzeitung“ das ganze Themenfeld.<br />

Dabei nahm die Sportberichterstattung<br />

– On- wie Offroad – übermäßig<br />

viel Platz der im ersten Jahr höchstens<br />

66 Seiten starken Zeitschrift ein. Auch<br />

die Sparten Technik und Reise waren<br />

stark vertreten. Den vergleichsweise<br />

überschaubaren Test teilten sich Straßen-<br />

und Geländemaschinen, selbst<br />

Gespanne fanden den Weg ins Heft.<br />

Witzig: Leserbriefe nannten die Blattmacher<br />

damals „Überdruckventil“.<br />

Layouts damals und heute: Unterschied<br />

wie Tag und Nacht<br />

Für heutige Maßstäbe ungewöhnlich<br />

war das sehr Text-lastige Layout (Fachjargon:<br />

„Bleiwüste“) mit winziger Schrift<br />

und oft nur wenigen, kleinen Schwarz-<br />

Weiß-Fotos. Schwelgten die <strong>PS</strong>ler beim<br />

Schreiben damals etwa in der eigenen<br />

Herrlichkeit? Nein, denn der Blick in<br />

andere Gazetten verrät: Die Ausrichtung<br />

entsprach dem Zeitgeist. Was die<br />

Farbgestaltung angeht, wandelte sich<br />

dieser glücklicherweise schon bald.<br />

Zwar bestimmten nach wie vor Grautöne<br />

die Aufmachung, doch insgesamt<br />

wurde das Blatt ab dem zweiten Jahr<br />

merklich bunter. Außerdem strichen<br />

die Verantwortlichen das Wort „neue“<br />

im Logo und nannten das Heft schlicht<br />

„<strong>PS</strong> die Motorrad Zeitung“.<br />

Weniger bescheiden gab man sich<br />

dagegen beim Heftumfang. Der erhöhte<br />

sich 1976 im Schnitt auf stolze 88 Seiten.<br />

Beim Inhalt fuhr man aber weiter<br />

die bewährte Schiene und gab sich als<br />

7/1985 Erster Superbike-Vergleichstest<br />

mit Rennmaschinen<br />

aus der noch jungen deutschen<br />

Meisterschaft. „Der Leistungseinsatz<br />

ist rau und brutal“, wunderte<br />

sich der damalige Tester<br />

9/1987 Noch Ende<br />

der Achtziger zierten<br />

Chopper den Titel.<br />

Schon damals war<br />

das Format eines<br />

Generalisten als Monatsmagazin<br />

überholt,<br />

ein kriselnder<br />

Zweiradmarkt und<br />

wachsende Konkurrenz<br />

ließen die Auflage<br />

schwinden<br />

12/1989 Der heutige Chefredakteur der<br />

Motorradgruppe stieß 1988 zu <strong>PS</strong> und verlieh<br />

dem Blatt eine sportlichere Note. Zum<br />

ersten Mal auf dem Titel: Action mit Knie<br />

am Boden – und das mit einer BMW K <strong>10</strong>0!<br />

82 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


Generalist. Ständig steigende Auflagen<br />

und wachsende Heftumfänge gaben<br />

dem Konzept recht – vorerst. Im Frühjahr<br />

1976 verkaufte der Verleger Karl<br />

Stiller die Zeitschrift an den Motor<br />

Presse Verlag (heutige Motor Presse<br />

Stuttgart). Obwohl <strong>PS</strong> schon damals<br />

vereinzelt sportliche Einlagen wie<br />

Sprünge oder Wheelies auf dem Titel<br />

zeigte, blieb die eher konservative Ausrichtung<br />

bestehen. Bestes Indiz dafür<br />

ist die Leserschaft, die 1981 bei der<br />

Wahl zum „Motorrad der Vernunft“ die<br />

Alleskönnerin BMW R 80 G/S zum Sieger<br />

kürte – heute undenkbar!<br />

Ereignisreiche Zeiten in den<br />

achtziger Jahren<br />

Im Laufe der Achtziger dann die Wende:<br />

Wegen eines kriselnden Zweirad-<br />

1974<br />

1990<br />

1975<br />

<strong>2014</strong><br />

<strong>PS</strong>-LOGO IM WANDEL<br />

ZEITSPRUNG<br />

Das erste Logo zeigte noch<br />

eine gelb unterlegte Fahrtenschreiber-Scheibe.<br />

Sie<br />

sollte hohe Testkompetenz<br />

vermitteln. Nach einem Jahr<br />

verschwand die Grafik, bis<br />

heute geblieben ist dagegen<br />

der gelbe Punkt. 1990 kam<br />

der Schnitt, fortan hieß das<br />

Blatt „<strong>PS</strong> Das Sport-Motorrad<br />

Magazin“. Nach 24 Jahren<br />

die jüngste Änderung,<br />

seit März <strong>2014</strong> nennen wir<br />

uns „<strong>PS</strong> sportlich schnell<br />

motorradfahren“<br />

1990<br />

4/1990 Die deutsche Wiedervereinigung<br />

ging auch an <strong>PS</strong> nicht spurlos vorbei. Ein<br />

echtes Unikum: der erste und einzige Titel<br />

mit zwei Währungen. Das Blatt kostete zu<br />

dieser Zeit 4,50 D-Mark und 13,50 DDR-Mark<br />

<strong>10</strong>/1990 1990<br />

erfolgte der harte<br />

Schnitt vom Generalisten<br />

zum<br />

Spezialisten für<br />

supersportliche<br />

Motorräder. Auch<br />

optisch wurde<br />

das neue Konzept<br />

umgesetzt, wie<br />

dieser Titel mit<br />

Superbikes im<br />

Formations-Flug<br />

eindrücklich zeigt<br />

7/1993 Die 1990 geschaffene<br />

Rubrik „Edelbike“ war für<br />

viele Jahre fester Bestandteil<br />

von <strong>PS</strong>. Diese Triumph 900<br />

Lightweight schuf <strong>PS</strong> mit Unterstützung<br />

von Partnern aus<br />

der Industrie selbst<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 83


MARKTSITUATION<br />

Neuzulassungen<br />

160000<br />

140000<br />

120000<br />

<strong>10</strong>0000<br />

80000<br />

60000<br />

40000<br />

20000<br />

140133<br />

26580<br />

Gesamtmotorradmarkt<br />

Sportler/Supersportler<br />

75249<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 20<strong>10</strong> 2011 2012 2013 <strong>2014</strong>*<br />

SPORTLER IM SINKFLUG: 2003 betrug der Anteil von Sportlern/Supersportlern<br />

rund 19 Prozent des Gesamtmarktes. Im ersten Halbjahr <strong>2014</strong> waren es noch 7,4%<br />

5603<br />

*Januar bis Juli <strong>2014</strong><br />

markts und der wachsenden Konkurrenz<br />

gingen die Auflagenzahlen immer<br />

weiter in den Keller. Was tun? Dass die<br />

Stimmung in dieser Periode mitunter<br />

gereizt war, verdeutlicht ein Leitartikel<br />

des damaligen <strong>PS</strong>-Chefredakteurs<br />

Wolfgang Bernhardt. Er weigerte sich,<br />

den Erscheinungstermin von <strong>PS</strong> nach<br />

hinten zu verlegen, um die Neuheit<br />

BMW K 75 erst nach der großen<br />

Schwester MOTORRAD zu präsentieren:<br />

„Wir sind zwar nicht so groß (quantitativ)<br />

wie ‘MOTORRAD‘, aber auch nicht<br />

so klein, um uns verarschen zu lassen.“<br />

Der Rauswurf folgte postwendend.<br />

1990 folgte schließlich der radikale<br />

Schnitt. Ab diesem Zeitpunkt nannte<br />

sich das Blatt „<strong>PS</strong> das Sport-Motorrad<br />

Magazin“, beschäftigte sich ausschließlich<br />

mit sportlichen und supersportli-<br />

Gesamtmotorradmarkt<br />

Sportler/Supersportler<br />

9/1999 Brisanz bot auch dieser<br />

Test: 5000 Kilogramm, zwölf Liter<br />

Hubraum, 1400 <strong>PS</strong> und über 4500<br />

Nm eines Mercedes-Renntrucks<br />

trafen auf das Hochgeschwindigkeits-Geschoss<br />

Suzuki Hayabusa<br />

9/1996 Ein Tag, zwei<br />

Renntrainings, drei<br />

Supertourer und eine<br />

Menge Spaß: Dieser<br />

Test war eines der<br />

Highlights der Kategorie<br />

„totally crazy“<br />

12/1995 Action<br />

pur auch beim<br />

Vergleich zwischen<br />

der Ducati<br />

916 und einer<br />

Dodge Viper. Das<br />

Rennstrecken-<br />

Duell entschied<br />

die Duc klar für<br />

sich und brannte<br />

der Viper satte<br />

fünf Sekunden auf<br />

84 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


chen Maschinen und präsentierte diese<br />

auf Action-geladenen Fotos. Bestes<br />

Beispiel ist der erste Titel nach der<br />

Umstellung (Oktober 1990) mit drei Superbikes<br />

im Formations-Wheelie. Ihm<br />

sollten noch viele weitere folgen. Auch<br />

die Rubrik „Edelbike“, die einzigartige<br />

Umbauten von Lesern und Tunern<br />

zeigte, kam neu hinzu und prägte das<br />

Heft über viele Jahre. Ebenso wie die<br />

Sparte „Tune-Up“. Bei diesen Spezialtests<br />

schraubte <strong>PS</strong> unterschiedlichstes<br />

Zubehör (Fahrwerk, Reifen, Bremsen,<br />

Auspuff, etc.) an Sportbikes und optimierte<br />

deren Performance sehr effektiv.<br />

Auch das Sponsoring der attraktivsten<br />

Rennserie „Superbike-DM“ fiel in diese<br />

Zeit. Ab dieser Neuausrichtung stieg<br />

die Auflage rasant, Ende offen. Mit dem<br />

wirtschaftlichen Erfolg verschwanden<br />

ab Mitte 1996 endgültig die letzten<br />

Schwarz-Weiß-Fotos aus dem Heft.<br />

Außer „normalen“ Tests lieferte die<br />

<strong>PS</strong>-Mannschaft auch immer wieder<br />

Vergleiche der Kategorie „totally<br />

crazy“, die bis heute Kultstatus genießen.<br />

So bretterte die Crew beispielsweise<br />

mit drei Supertourern an einem<br />

Montag in aller Herrgottsfrüh von Stuttgart<br />

zum Nürburgring, um an einem<br />

Renntraining teilzunehmen. Danach<br />

ging’s mit Vollgas zum Rundkurs nach<br />

Hockenheim, um dort beim abendlichen<br />

Montagstraining zu starten. So<br />

mancher Gegner staunte nicht<br />

schlecht, als die Dickschiffe auf der<br />

Piste an ihm vorbeizogen. Diese und<br />

weitere Spezial-Storys (siehe unten)<br />

können Sie auf unserer Homepage<br />

(www.ps-online.de) herunterladen.<br />

Und heute? Massive Einbrüche bei<br />

den Verkäufen von Sportlern und Supersportlern<br />

in den letzten Jahren erforderten<br />

eine weitere Neuausrichtung.<br />

So ballern wir seit der März-Ausgabe<br />

dieses Jahres mit allem, was sich auf<br />

Asphalt sportlich bewegen lässt – inklusive<br />

Mittelklasse-Bikes, Allroundern<br />

und Nakeds. Sie alle vertragen die<br />

sportive Gangart immer besser, was eine<br />

breitere Basis für unsere Lieblingsbeschäftigung<br />

bietet: Motorräder flott<br />

bewegen. Das zeigt sich auch im neuen<br />

Logo, mit dem wir uns klar dazu bekennen:<br />

„<strong>PS</strong> sportlich schnell motorradfahren“.<br />

In den letzten vier Jahrzehnten hat<br />

sich also einiges verändert und bietet<br />

kaum mehr Parallelen zu früher. Besonders<br />

zu damals, als der Großvater die<br />

Großmutter nahm – hurra!<br />

2000<br />

<strong>10</strong>/2000 Viel Aufsehen erregte der<br />

Vergleich, bei dem unterschiedliche<br />

Bikes mit einem Porsche 911 Turbo um<br />

die Wette ankerten. Vor allem das Aufmacherbild<br />

entfachte heftige Diskussionen.<br />

Ist es wirklich möglich, mit dem<br />

Sportwagen einen Stoppie zu ziehen?<br />

Auflösung: Nein, das Bild war eine<br />

(astreine) Fotomontage<br />

<strong>10</strong>/2006 Der prickelndste Coup<br />

aus der Reihe Spezialtests in jüngerer<br />

Vergangenheit lief Ende 2006.<br />

Vier unterschiedliche Maschinen<br />

ballerten nonstop 1350 Kilometer<br />

von Stuttgart nach Hamburg und<br />

zurück. Sieger ist, wer am wenigsten<br />

Zeit benötigt. Die Kawa ZZR<br />

1400 gewann in 9 Std. 35 Minuten<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 85


ZUM JUBILÄUM:<br />

2. PROS Sport-Chronograph<br />

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erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Heino Dührkop, Dr. Michael Rathje, Düsternstraße 1, 20355 Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />

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DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein<br />

Kreditinstitut an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz<br />

wird mir separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des<br />

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Verlagsgarantie: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem Tag, an<br />

dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art. 246a § 1 Abs.<br />

2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen.<br />

Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: <strong>PS</strong> Aboservice, Postfach,<br />

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DIE BESTEN SPORTBIKES AUS 40 JAHREN<br />

Honda CB 750 Four<br />

Die Honda CB 750 Four ist die Mutter aller<br />

Reihenvierzylinder und sorgte beim Erstaufschlag<br />

1969 mit satten 67 <strong>PS</strong> und gierigem<br />

Sound gehörig für Aufsehen. Die Szene<br />

nannte sie schlicht „Honda Four“, das Bike<br />

löste einen wahren Motorradboom aus.<br />

Ab 1969, 736 cm³, 67 <strong>PS</strong>, 200 km/h<br />

Sie erzeugten hektoliterweise Adrenalin und bildeten teilweise sogar<br />

Legenden. Bühne frei für die besten Sportler der letzten 40 Jahre.<br />

SCHATZKISTEN<br />

Text: Volkmar Jacob; Fotos: Archiv<br />

Noch immer erzählen Zeitzeugen<br />

wahre Horrorgeschichten über<br />

unzähmbare Monster der siebziger<br />

Jahre, von wild schlingernden Fahrwerken<br />

gepaart mit leistungsstarken<br />

Motoren. Tatsächlich hatten die<br />

Fahrwerke dieser Epoche den immer<br />

kräftigeren Antrieben nur wenig<br />

entgegenzusetzen. Legendär ist<br />

Kawasakis 79 <strong>PS</strong> starke 900 Z1, die<br />

ein Tester damals ehrfürchtig „Frankensteins<br />

Tochter“ taufte. Trotz ihrer<br />

Fahrwerksschwächen verdrängten<br />

japanische Motorräder immer stärker<br />

europäische Marken wie beispielsweise<br />

BMW, Norton oder Tri-<br />

Benelli 750 Sei<br />

Die Italienerin ist das erste Serienmotorrad<br />

mit sechs Zylindern. Die<br />

verchromte Sechs-in sechs-Auspuffanlage<br />

ist eine echte Augenweide.<br />

Ungefähr 500 Käufer erwärmten sich<br />

in Deutschland für die Sei, insgesamt<br />

wurden zirka 3500 Stück gebaut.<br />

Ab 1974, 748 cm³, 76 <strong>PS</strong>, 200 km/h<br />

Kawasaki 900 Z1<br />

Kaum eine andere Maschine hatte einen<br />

solch furchteinflößenden Ruf wie<br />

„Frankensteins Tochter“. Brutale 79<br />

<strong>PS</strong> stießen auf ein unterdimensioniertes<br />

Fahrwerk, das Fahrverhalten<br />

war entsprechend instabil. Trotz oder<br />

gerade wegen ihres Rufs war die<br />

„Super Four“ ein grandioser Erfolg.<br />

Ab 1973 , 79 <strong>PS</strong>, 903 cm³, 230 km/h<br />

88 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


Kawasaki Z <strong>10</strong>00<br />

1977 spendierte Kawasaki der „Zett“<br />

den vollen Liter Hubraum, den die<br />

Marke bis heute bei seinem Top-<br />

Naked beibehalten hat. Mit der<br />

Umstellung steckte Kawa statt des<br />

prächtigen Vier-in-vier-Auspuffs eine<br />

Vier-in-zwei-Anlage ans Big Bike.<br />

Ab 1977, 85 <strong>PS</strong>, <strong>10</strong>16 cm³, über 2<strong>10</strong><br />

km/h<br />

Kawasaki Z <strong>10</strong>00 FI<br />

Erstes Serienbike mit Einspritzung.<br />

Mit dieser Art der Gemischaufbereitung<br />

war die Z <strong>10</strong>00 FI (FI = Fuel Injection)<br />

der Konkurrenz weit voraus<br />

und spielte den Wegbereiter für diese<br />

Technik. Messungen bestätigten<br />

niedrigere Schadstoffwerte, der<br />

Verbrauch sank aber nur minimal.<br />

Ab 1980 ,97 <strong>PS</strong>, <strong>10</strong>16 cm³, 218 km/h<br />

Suzuki RG 500<br />

Gamma<br />

Als waschechte Renn-Replika reichte<br />

Suzukis RG 500 Gamma so nah an<br />

eine Rennmaschine wie kein anderes<br />

Serienbike zuvor. Bis heute genießt<br />

der Halbliter-Zweitakter mit vier Zylindern<br />

in „Square Four“-Anordnung<br />

Kultstatus in der Szene.<br />

Ab 1985, 95 <strong>PS</strong>, 495 cm³, 228 km/h<br />

Honda CB 900 F Bol<br />

d’Or<br />

Bol d‘Or – was für ein klangvoller<br />

Name! Als Hommage an die drei<br />

Honda-Siege in Folge beim gleichnamigen<br />

Langstreckenrennen zwischen<br />

1976 und 1978 brachten die Japaner<br />

1979 die CB 900 F unters Volk. Der<br />

Motor galt als sehr durchzugsstark.<br />

Ab 1979, 902 cm³, 95 <strong>PS</strong>, 213 km/h<br />

Honda CBX<br />

Vier Jahre nach dem Benelli-Sechszylinder<br />

rollte endlich auch Honda<br />

einen Reihensechser an den Start.<br />

Die CBX durchschlug mit ihren <strong>10</strong>5<br />

<strong>PS</strong> als erstes Serienbike der Welt<br />

die Schallmauer von <strong>10</strong>0 <strong>PS</strong>.<br />

Ab 1978, <strong>10</strong>47 cm³, <strong>10</strong>5 <strong>PS</strong>, 220 km/h<br />

Kawasaki GPZ 900 R<br />

Der erste supersportliche Hammer<br />

schlechthin! Erstmals spendierte<br />

Kawasaki einem japanischen Reihenvierzylinder<br />

Wasserkühlung. Auch<br />

fahrdynamisch setzte die GPZ 900 R<br />

Maßstäbe und knackte als erstes<br />

Serienbike die 240-km/h-Marke.<br />

Ab 1984, 908 cm³, 115 <strong>PS</strong>, 248 km/h<br />

Suzuki GSX-R 750<br />

Gemeinsam mit der RG 500 Gamma<br />

brachten die Japaner die GSX-R 750<br />

auf den Markt. Einen Verbund aus<br />

<strong>10</strong>0 <strong>PS</strong> Leistung und 201 Kilogramm<br />

Gewicht hatte die Welt bis dato nicht<br />

gesehen. Die GSX-R beeinflusste<br />

nachfolgende Motorrad-Generationen<br />

wie kaum ein anderes Bike zuvor.<br />

Ab 1985, 750 cm³, <strong>10</strong>0 <strong>PS</strong>, 231 km/h<br />

Kawasaki GPZ 600 R<br />

Die GPZ 600 R ist die Urmutter aller<br />

600er-Supersportler. Was sich bereits<br />

1984 bei der vollverkleideten GPZ 900 R<br />

abzeichnete, setzte die 600er konsequent<br />

fort: den Trend zu immer<br />

stärker verhüllten Sportlern.<br />

Ab 1985, 592 cm³, 75 <strong>PS</strong>, 214 km/h<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 89


Ducati 851<br />

Jahrelang war es ruhig um italienische<br />

Supersportler gewesen.<br />

Es schien, als hätte ihnen Japan vollends<br />

den Rang abgelaufen. Doch<br />

1989 meldete sich Ducati mit der<br />

851er zurück. Sie bildete die Basis<br />

für den Superbike-Renner, der die<br />

WM Anfang der 90er dominierte.<br />

Ab 1989, 851 cm³, <strong>10</strong>2 <strong>PS</strong>, 212 km/h<br />

Honda NR 750<br />

V4-Motor, 32 Ventile, Ovalkolben mit<br />

zwei Pleueln je Zylinder: Die NR 750<br />

verschob 1992 die Grenzen. Der auf<br />

300 Stück limitierte und <strong>10</strong>0 000 Mark<br />

(rund 51 000 Euro) teure Technologie-<br />

Träger war und ist noch immer ein<br />

Bike für solvente Liebhaber.<br />

Ab 1992, 747 cm³, 125 <strong>PS</strong>, 241 km/h<br />

Honda CBR 900 RR<br />

Mit dem ehrgeizigen Ziel, einen<br />

Supersportler mit dem Gewicht einer<br />

600er und dem Punch einer Tausender<br />

zu schaffen, entwickelte Honda<br />

die CBR 900 RR. Mit 125 <strong>PS</strong> bei vollgetankt<br />

207 Kilo entzauberte sie<br />

tatsächlich die schwergewichtige<br />

japanische Superbike-Konkurrenz.<br />

Ab 1992, 893 cm³, 125 <strong>PS</strong>, 251 km/h<br />

Honda VFR 750 R<br />

Besser bekannt ist diese Honda unter<br />

ihrem Werkscode RC 30. Der damals<br />

rund 25 000 Mark (knapp12 800 Euro)<br />

teure Edelrenner wurde von einem<br />

speziell geschulten, kleinen Team mit<br />

viel Handarbeit aufgebaut. Die RC 30<br />

gewann auf Anhieb die frisch ins<br />

Leben gerufene Superbike-WM.<br />

Ab 1988, 112 <strong>PS</strong>, 748 cm³, 245 km/h<br />

Kawasaki ZZR 1<strong>10</strong>0<br />

Das Speedbike ist der erste Sportler<br />

mit Ram-Air-Einlässen. Dank der direkten<br />

Luftzuführung entsteht in der<br />

Airbox ein Überdruck, was bei hohen<br />

Tempi leistungsfördernd wirkt. Die<br />

Kawa lief laut Tacho um 300 km/h,<br />

keine war zu dieser Zeit schneller.<br />

Ab 1990, 147 <strong>PS</strong>, <strong>10</strong>52 cm³, 270 km/h<br />

Bimota Tesi 1D 906<br />

Als einziger Supersportler seiner Zeit<br />

verfügte die Tesi über eine Radnabenlenkung.<br />

Die spezielle Vorderradführung<br />

trennt Lenkung und Federung,<br />

was das Abtauchen der Front<br />

beim Bremsen verhindert. Bimota<br />

führt die mehrmals überarbeitete<br />

Tesi noch heute im Programm.<br />

Ab 1992, 904 cm³, 113 <strong>PS</strong>, 235 km/h<br />

Yamaha YZF-R1<br />

Yamahas R1 schlug bei ihrem Erscheinen<br />

1998 ein wie eine Bombe: <strong>10</strong>00 Kubik, 150 <strong>PS</strong>,<br />

vollgetankt 202 Kilo. Solche Wahnsinns-<br />

Werte hoben die Fahrdynamik in<br />

unbekannte Sphären.<br />

Ab 1998, 998 cm³,<br />

150 <strong>PS</strong>, 270 km/h<br />

Ducati 916<br />

Die Sportwelt lag ihr sofort zu Füßen,<br />

als Ducati anno 1994 die rassige 916<br />

vorstellte. Bis heute gilt sie als Stilikone.<br />

Das traumhafte Design mit der<br />

aufregend schmalen Silhouette und<br />

spektakuläre technische Lösungen<br />

wie der Underseat-Auspuff prägten<br />

eine ganze Supersportler-Ära.<br />

Ab 1994, 113 <strong>PS</strong>, 916 cm³, 254 km/h<br />

90 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


MV Agusta F4<br />

Fünf Jahre nach der Ducati 916 entstammte<br />

erneut eine Maschine mit<br />

atemberaubenden Linien der Feder<br />

von Design-Legende Massimo Tamburini.<br />

Die F4 ist die erste MV seit der<br />

Firmenpleite im Jahr 1980. Seit 2004<br />

besitzt sie den vollen Liter Hubraum.<br />

Ab 1999, 749 cm³, 126 <strong>PS</strong>, 273 km/h<br />

umph. Ausschlaggebend hierfür waren<br />

maßgeblich die modernen japanischen<br />

Vierzylindermotoren, die die<br />

meist zweizylindrigen europäischen<br />

Triebwerke mühelos eindosten. Den<br />

Anfang machte 1969 die 67 <strong>PS</strong> starke<br />

Honda CB 750 Four, die einen wahren<br />

Motorradboom in Deutschland ausgelöst<br />

hat. Mit ihr fiel auch erstmals der<br />

Begriff „Superbike“. Mit den Jahren<br />

stiegen Hubraum und Leistung, und<br />

1978 wurde mit dem <strong>10</strong>5 <strong>PS</strong> starken<br />

Sechszylinder der Honda CBX erstmals<br />

die <strong>10</strong>0-<strong>PS</strong>-Schallmauer durchbrochen.<br />

Um ein Leistungswettrüsten<br />

zu vermeiden, beschlossen die Hersteller<br />

eine freiwillige Selbstbeschränkung<br />

auf <strong>10</strong>0 <strong>PS</strong>. Was damals niemand<br />

vorhersehen konnte: Die Selbstkasteiung<br />

sollte harte 20 Jahre halten.<br />

Revolutionärer zeigte man sich in<br />

anderer Hinsicht. Zwar brausten bis in<br />

die frühen Achtziger sportliche Bikes<br />

noch unverhüllt durch die Gegend<br />

und Verkleidungen waren touristischen<br />

Motorrädern oder echten Rennmaschinen<br />

vorbehalten. Doch das änderte<br />

sich 1984 mit der legendären<br />

Kawasaki GPZ 900 R. Als erster Großserien-Sportler<br />

trug sie eine Vollverkleidung,<br />

die allerdings noch den<br />

Blick auf den Motor gestattete. Unsere<br />

Auswahl der besten Supersportler aus<br />

40 Jahren zeigt, was sich bis heute<br />

technisch und optisch noch alles verändert<br />

hat.<br />

Suzuki GSX 1300 R<br />

Hayabusa<br />

Suzukis Speed-Hammer knackte als<br />

erste Serienmaschine die 300-km/h-<br />

Marke. Bei echten 303 Sachen standen<br />

brutale 340 km/h auf der Uhr.<br />

2001 haben sich die Hersteller auf eine<br />

Vmax von unter 300 km/h geeinigt.<br />

Ab 1999, 1299 cm³, 175 <strong>PS</strong>, 303 km/h<br />

Ducati<br />

Desmosedici RR<br />

Die D16 RR ist der erste und bisher<br />

einzige Vierzylinder von Ducati. Nur<br />

Suzukis RG 500 Gamma kam einer<br />

Rennversion je so nahe wie die Desmosedici<br />

dem GP-Einsatzbike. Auf<br />

weltweit 1500 Einheiten begrenzt,<br />

kostete sie 2008 stolze 61 500 Euro.<br />

Ab 2008, 989 cm³, 188 <strong>PS</strong>, 302 km/h<br />

KTM 1290 Super<br />

Duke R<br />

KTM repräsentiert mit dem „Biest“<br />

eine neue Gattung Sportbikes, die sowohl<br />

auf der Straße als auch auf der<br />

Rennstrecke eine gute Figur machen.<br />

Die Power-Nakeds sind bestens ausgestattet<br />

und haben tolle Fahrwerke.<br />

Ab <strong>2014</strong>, 1301 cm³, 173 <strong>PS</strong>, 290 km/h<br />

BMW S <strong>10</strong>00 RR<br />

Mit seinem Superbike-Erstschlag<br />

definierte BMW die Grenzen des<br />

Machbaren neu. Gemessene 200 <strong>PS</strong><br />

und eine Fülle hervorragend funktionierender<br />

Fahrassistenzen:<br />

Bis heute beißt sich die Konkurrenz<br />

die Zähne an der S <strong>10</strong>00 RR aus.<br />

Ab 20<strong>10</strong>, 999 cm³, 193 <strong>PS</strong>, 299 km/h<br />

BMW S <strong>10</strong>00 R<br />

Sie ist der nackte Ableger des Superbikes<br />

S <strong>10</strong>00 RR und steht wie KTMs<br />

Super Duke R für eine neue Motorrad-Generation.<br />

Auch wegen der<br />

superben Performance dieser Bikes<br />

verlieren verkleidete Supersportler<br />

wohl weiter an Bedeutung – leider!<br />

Ab <strong>2014</strong>, 999 cm³, 161 <strong>PS</strong>, 258 km/h<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 91


SO TESTET UND ARBEITET <strong>PS</strong><br />

NABEL<br />

SCHAU<br />

Seit 1974 erscheint die <strong>PS</strong> zuverlässig Monat für Monat und<br />

steht für fundierte Tests, Reportagen und Hintergründiges<br />

rund um sportliche Motorräder. Bis ein Heft am Kiosk liegt, ist<br />

einiges tun. Zum Jubiläum gibt‘s den Blick hinter die Kulissen.<br />

Text: Uwe Seitz; Fotos: Archiv (1), J. Bilski(1), Hartmann (1), R. Henniges (2), Y. Hertler (5), J. Lohse (1), J. Schahl (2)<br />

92 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


Pro Jahr gehen gut <strong>10</strong>0 Bikes<br />

durch die <strong>PS</strong>-Testerhände. Bevor<br />

die Leser auch nur eines davon<br />

mit allen Daten, der Testbeurteilung,<br />

dem spektakulären Wheelie-Foto und<br />

informativem Text im Heft sehen,<br />

sind mindestens vier Wochen<br />

intensive Arbeit nötig.<br />

Als <strong>PS</strong> vor 40 Jahren begann,<br />

sollte ein gigantischer<br />

Test erstmals überhaupt nicht<br />

nur das Fahrverhalten der aktuellen<br />

Motorräder untersuchen, sondern auch<br />

deren Haltbarkeit und Ausdauer. Eine<br />

Woche lang rückte die Testtruppe damals<br />

mit diversen Bikes zur exklusiv<br />

gemieteten Nordschleife aus, um den<br />

fünf Testmotorrädern in endlosen Tagund<br />

Nacht-Turns zusammen 50 000<br />

Kilometer aufzubrummen.<br />

Heute geht das selbstverständlich<br />

nicht mehr. Zum einen ist die Nord-<br />

schleife kaum noch zu haben, und<br />

wenn, kostet das Unsummen an Miete.<br />

Zum anderen sind Motorräder heute<br />

generell erheblich zuverlässiger, als<br />

dass bei so etwas die ganz große Erkenntnis<br />

lauern würde. Damals schon,<br />

denn von den ersten fünf Maschinen<br />

schafften nur zwei das gesteckte Ziel.<br />

Dennoch bedeutet ein <strong>PS</strong>-Test auch<br />

nach 40 Jahren einen gewaltigen Aufwand.<br />

Zunächst muss das jeweilige<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 93


02<br />

01<br />

03<br />

Motorrad natürlich zu uns nach Stuttgart<br />

kommen, dem Sitz unserer Redaktion.<br />

Nachdem wir in einer Themenkonferenz<br />

ein aktuelles oder sonst für<br />

die <strong>PS</strong>-Leser spannendes Test-Thema<br />

wie „Die neuen Superbike-Nakeds“ beschlossen<br />

haben, schwingt sich der<br />

testverantwortliche Redakteur ans Telefon<br />

und treibt die Delinquenten auf.<br />

Die meisten Hersteller haben in<br />

Deutschland Importeure, die einen<br />

Testfuhrpark mit den entsprechenden<br />

Maschinen unterhalten. Bei kleineren<br />

Motorradmarken müssen wir uns<br />

manchmal mit Händlern behelfen. Bei<br />

älteren Maschinen, wie etwa im Jubiläumstest<br />

auf Seite 18, ist die Suche entsprechend<br />

schwierig. Hier sind wir auf<br />

Hilfe von Privatbesitzern angewiesen.<br />

Steht der Termin für die Mess-,<br />

Foto- und Testfahrten, bestellen wir die<br />

Bikes, unser Fuhrparkleiter organisiert<br />

Abholung und Rückgabe. Unwägbarkeiten<br />

wie Dauerregen-Wetter oder<br />

zum angepeilten Termin nicht verfügbare<br />

Bikes außer Acht gelassen, stehen<br />

die Bikes dann in der Testgarage.<br />

Jetzt geht es ans Messen. Jedes Motorrad<br />

wird mit vollem Tank gewogen<br />

und vermessen, der Fahrzeugschein<br />

kopiert und archiviert, die technischen<br />

Daten erfasst. Danach ist unser Prüfstand<br />

dran, und auf einer Teststrecke<br />

wie dem ehemaligen Flugplatz Neuhausen<br />

ob Eck werden Beschleunigung<br />

und Durchzug per G<strong>PS</strong> ermittelt.<br />

Etliche Durchgänge wecken den Ehrgeiz<br />

der Tester, richtig vom Start wegzukommen,<br />

sauber zu schalten und<br />

Top-Zeiten in den Testasphalt zu brennen<br />

– <strong>PS</strong>-Spirit eben.<br />

Schließlich steht das Fotografieren<br />

an. Egal, ob Dezember- oder Juli-Aus-<br />

01 Alle Motorräder gehen über unseren<br />

Prüfstand, sämtliche Testdaten<br />

erfassen wir selbst 02 Einzigartige<br />

Bilder erfordern entsprechenden<br />

Aufwand. Das ist nur die<br />

Grundausstattung für <strong>PS</strong>-Fotografen<br />

03 und 04 Fotofahrten: Bei <strong>PS</strong><br />

wird nicht montiert, sondern gefahren<br />

– auf Straßen und Rennstrecken<br />

gabe, in <strong>PS</strong> macht das Motorradfahren<br />

immer Spaß, schleift das Knie auf der<br />

neuesten Maschine am Boden oder<br />

hebt sich das Vorderrad im Sonnenschein.<br />

Unsere Fotos sollen den Lesern<br />

dieses einzigartige Motorradgefühl<br />

schließlich bis in die Wohnzimmer zaubern.<br />

Dafür muss die Truppe im Winter<br />

immer in den Süden. Und nicht selten<br />

wird bis spätabends bei gefühlt null<br />

Grad Celsius noch eine Viereraufnahme<br />

aus dem Auto gemacht. Dabei liegt<br />

Erfahrung, Fahrkönnen<br />

und ein<br />

Gespür für gute<br />

Geschichten müssen<br />

zusammenkommen,<br />

dann<br />

klappt‘s mit dem<br />

<strong>PS</strong>-Redakteursjob<br />

04<br />

der Fotograf im Kofferraum, und die<br />

Testcrew fährt dicht und in Rennhaltung<br />

hinter dem Fahrzeug her. Passiert<br />

ist dabei bisher eigentlich recht wenig.<br />

Ein paar geborstene Schlüsselbeine<br />

und ein Unterarmbruch, nachdem sich<br />

die Bikes bei so enger Fahrweise mal<br />

verhakt hatten, gab es in den letzten<br />

zehn Jahren zu beklagen. Sonst hatten<br />

wir außer Schrammen und ein bisschen<br />

Blechschaden nichts zu vermelden<br />

– Gott sei Dank.<br />

94 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


Sind die Fotos im Kasten, stehen die<br />

Testrunden auf unseren Lieblingsstrecken<br />

an. Dort kümmern wir uns außerdem<br />

akribisch um die Fahrwerksabstimmungen,<br />

die dann in den Tests veröffentlicht<br />

werden. Dazu haben wir uns<br />

wenig befahrene, etwas unsanfte Sträßchen<br />

ausgesucht, die den Fahrwerken<br />

entsprechend zusetzen und uns deutliche<br />

Testaussagen erlauben. Jeder Redakteur<br />

macht sich zu allen Bikes seine<br />

Notizen, und zurück in der Redaktion<br />

werden ausführlich Daten verglichen,<br />

Eindrücke diskutiert und schließlich<br />

die einzelnen Testkriterien pro Bike<br />

gemeinsam bepunktet.<br />

Bei Rennstrecken-Tests ist dieses<br />

Prozedere ähnlich, der Aufwand aber<br />

entsprechend größer, weil Reifen häufiger<br />

gewechselt und die Maschinen<br />

nach jedem Turn betankt werden müssen.<br />

Über den Spritverbrauch führen<br />

wir genau Buch. Im Vorfeld suchen wir<br />

Renntrainingstermine, die in unseren<br />

Redaktionsplan passen. Früher mussten<br />

wir uns bei solchen Tests exklusiv<br />

auf unsere jahrelange Erfahrung als<br />

Tester und Racer verlassen, zogen hin<br />

und wieder einen namhaften Rennfah-<br />

TESTEN DAMALS<br />

So wie auf dem linken Bild unten sahen die Testgeräte lange Zeit aus,<br />

und so kam es auch zum runden <strong>PS</strong>-Logo. Die Daten, die unter anderem<br />

mit dem Fahrtenschreiber, diesem lustigen Rädchen am Heck der Testbikes,<br />

ermittelt wurden, wandelte eine Nadelmine in Linien um, die sie<br />

auf eine runde Scheibe, wie sie Lkw noch heute oft haben, übertrug.<br />

Das gab die Idee zum runden Logo. Das Logo hat sich gehalten, aber<br />

zum Glück hat sich die Messtechnik deutlich verbessert und ist heute<br />

wesentlich simpler aufzubauen und genauer. Messräder sind ebenso<br />

verschwunden wie später der gewaltige Kabelsalat, mit dem jedes Bike<br />

vor großen Tests bestückt werden musste. Heute reichen kleine Empfänger<br />

und zuverlässige Signale aus dem Weltall von den Satelliten.<br />

NEU!<br />

GUT GEMACHT – 40 JAHRE <strong>PS</strong><br />

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Kupplungskontrolle in beeindruckender Weise. Mit der patentierten<br />

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wie auch komfort- und sicherheitsbewusste Freizeitfahrer.<br />

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01 Testkonferenz: Wir diskutieren<br />

unsere Eindrücke, werten Daten<br />

aus und bepunkten die Maschinen<br />

02 Mit Grafiker und Testredakteur<br />

entsteht am Rechner das Heft-Layout<br />

03 Der wichtigste Platz? Der<br />

Schreibtisch 04 Fertig! Wenn die<br />

Redaktion, die Grafik, die Korrektur<br />

und die Repro fertig sind, gehen die<br />

Daten in die Druckerei, was Chef<br />

vom Dienst Matthias Ackermann<br />

und Producerin Catherine Pröschild<br />

im Griff haben. Heraus kommen<br />

Bögen, auf die je 16 <strong>PS</strong>-Seiten<br />

gedruckt sind und dann zu einem<br />

Heft zusammengefügt werden<br />

01<br />

02<br />

03<br />

04<br />

rer aus IDM oder WM hinzu. Heute gibt<br />

es außerdem umfangreiches Data-Recording,<br />

was den Test zwar noch aufwendiger<br />

macht, aber mit den gesammelten<br />

Daten, etwa wo welches Bike<br />

vielleicht noch ein Zehntel schneller<br />

ist als das andere, lassen sich unsere<br />

Testeindrücke untermauern und liefern<br />

zusätzlich wichtige Erkenntnisse.<br />

Gleich nach Testende entstehen in<br />

der Grafik die Layouts, also die Seiten<br />

mit den aus zig Aufnahmen ausgewählten<br />

Bildern. Die erfassten Daten und<br />

Tabellen werden eingebaut. Der zuständige<br />

Redakteur geht dann an seine<br />

Geschichte, für die er sich immer etwas<br />

Originelles ausdenken sollte. Nach<br />

einigen Korrekturschleifen und Bearbeitungsschritten<br />

ist der Test schließlich<br />

fertig und kann in die Druckerei.<br />

<strong>PS</strong> ist mehr als Testfahren und<br />

Messen<br />

Oft werden wir gefragt, wie viel Zeit die<br />

Redakteure auf dem Bike verbringen.<br />

Den ganzen Tag Motorrad fahren und<br />

dafür auch noch bezahlt werden, das<br />

klingt traumhaft. Tatsächlich ist das aktive<br />

Fahren jedoch ein kleiner Teil der<br />

Arbeit und liegt etwa bei 15 bis 20<br />

Prozent. Vor- und Nachbereitung sowie<br />

schließlich die Realisation des Tests<br />

im Heft fressen die meiste Zeit eines<br />

Redakteurs. Außerdem ist <strong>PS</strong> ja weit<br />

mehr als ein Motorrad-Test-Magazin.<br />

Das pralle Leben sportlicher Motorradfahrer<br />

ist unser Credo und damit die<br />

Zeitschrift deutlich umfangreicher. Helme,<br />

Kombis, Reifen, Bremsbeläge etc.<br />

werden genauso getestet, die Storys zu<br />

Technik oder Fahrkönnen, Reportagen<br />

über Hobby-Rennen, Nachrichten aus<br />

der Szene und über kommende Neuheiten<br />

müssen recherchiert, gestaltet<br />

und geschrieben werden.<br />

Dazu kommt der große Sport. Unser<br />

Top-Mann ist der Brite Mat Oxley, der<br />

als Ex-Rennfahrer und Dauergast im<br />

GP-Fahrerlager mit großem Sachverstand,<br />

sehr guten Kontakten und dem<br />

richtigen Gespür für coole Hintergrundstorys<br />

und exklusive Sportberichterstattung<br />

in <strong>PS</strong> sorgt. Fotograf<br />

Friedemann Kirn ist seit Jahrzehnten<br />

für <strong>PS</strong> bei jedem Grand Prix. Entsprechend<br />

groß ist unser Archiv, denn neben<br />

den Sportbildern haben wir noch<br />

alle Fotoproduktionen der Tests und<br />

<strong>PS</strong>-Reportagen, die in den letzten 40<br />

Jahren entstanden sind – vom Schwarz-<br />

Weiß-Bild des ersten Tests, über die<br />

CDs mit den ersten Digitalfotos nach<br />

der Jahrtausendwende bis zur großen<br />

Datenbank im Redaktionssystem seit<br />

2007. Dort allein sind es 200 000 Fotos.<br />

Am Ende fügen sich die vielen<br />

Ideen, Testdaten, Fotos und Texte aus<br />

allen Ressorts durch viele fleißige Mitarbeiter,<br />

die oft nur klein im Impressum<br />

ganz hinten im Heft stehen, dann zu<br />

einer neuen <strong>PS</strong>-Ausgabe zusammen.<br />

Doch dazwischen geht es noch auf<br />

Messen, muss der <strong>PS</strong>-TunerGP organisiert<br />

werden, stehen Neuvorstellungen<br />

an und wir Redakteure fahren schließlich<br />

auch gern ganz privat unsere eigenen<br />

Bikes und Rennen. Bei aller Arbeit<br />

ist die Leidenschaft für Motorräder die<br />

Kraft, die uns antreibt. Und die packen<br />

wir seit 40 Jahren Monat für Monat in<br />

das Heft mit dem blau-gelben Logo.<br />

96 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


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40 JAHRE <strong>PS</strong>-MOMENTE IM RACING<br />

01<br />

1991<br />

02<br />

1993<br />

404<br />

JAHRE<br />

RACING<br />

Keine <strong>PS</strong> ohne Motorrad-Rennsport.<br />

Egal ob Grand Prix oder Hobby-Racing,<br />

<strong>PS</strong> war immer dabei, oft mittendrin<br />

und jeder Montag beginnt in<br />

der Redaktion mit Erzählungen vom<br />

Racing-Wochenende. Hier präsentieren<br />

wir unsere Highlights aus 40<br />

Jahren Motorrad-Rennsport.<br />

Text: Jacob, Koch, Oxley, Glück, Seitz;<br />

Fotos: 2snap, Archiv, mps-Fotostudio, dpa, Yvonne Hertler<br />

05<br />

2013<br />

Werner Koch<br />

<strong>PS</strong>-Autor<br />

98 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


03<br />

1996<br />

Unvergessen, das spektakuläre Überholmanöver<br />

von Kevin Schwantz gegen<br />

Wayne Rainey in Hockenheim 1991. In<br />

der letzten Runde überholte Rainey<br />

aus dem Windschatten. Doch Schwantz<br />

setzte sich im Motodrom neben Rainey,<br />

bremste sich mit wild pendelnder Maschine<br />

vorbei und gewann das Rennen<br />

(01). Der Schock saß tief, als nach dem<br />

Rennsonntag von Misano sicher war:<br />

„Wayne Rainey bleibt für immer gelähmt.“<br />

So lautete die Schlagzeile in<br />

„Motorsport Aktuell“. Ich verdaute<br />

das nur schwer, da ich Rainey für den<br />

smartesten Racer dieser Ära halte.<br />

Nach über 20 Jahren hängt der Artikel<br />

04<br />

2000<br />

immer noch an meiner Wand – als<br />

Mahnung (02). Brutal beeindruckt<br />

haben mich die Fahrkünste von „Quick<br />

Mick“ Doohan, der die Königsklasse<br />

fünf Mal in Folge gewann. Oft sah man<br />

den Aussi von hinten, wie er über beide<br />

Räder kontrolliert in eine Kurve driftete<br />

– der absolute Hammer!<br />

250er-Grand Prix, Nürburgring 1996:<br />

Jürgen Fuchs lag in der letzten Runde<br />

vor Max Biaggi im Kampf um Platz drei.<br />

In der Schikane presste sich der Römer<br />

an Fuchsi vorbei und schickte ihn ins<br />

Off. Doch der blieb am Gas, bretterte<br />

über die Wiese und landete vor Biaggi.<br />

Ein Musterbeispiel für „Cojones“(03).<br />

Volkmar Jacob<br />

<strong>PS</strong>-Redakteur<br />

Das 250er-Rennen 2000 in Donington,<br />

wo Ralf Waldmann innerhalb eines<br />

Laufs vom Volldeppen zum Super-Hero<br />

wurde. Als Einziger setzte Waldi bei<br />

halbnasser Strecke auf Regenreifen<br />

und es wurde immer trockener. Er<br />

stand kurz vor der Überrundung, als<br />

dann der Himmel seine Schleusen öffnete<br />

und der Deutsche nach unglaublicher<br />

Aufholjagd in der allerletzten Kurve<br />

noch den Führenden Olivier Jacque<br />

schnappte, Rennsieg! (04). Zeitsprung<br />

ins Hier und Jetzt. Nachhaltig beeindruckt<br />

bin ich von Marc Márquez‘ Entschlossenheit<br />

bei seinen teils wilden<br />

Überholmanövern (05).<br />

01<br />

1973<br />

04<br />

1992<br />

02<br />

1979<br />

Bergrennen: Mein erstes Motorradrennen<br />

in Ellerberg vor gut 40 Jahren.<br />

Leitplanken, Bäume, Masten und<br />

Strohballen. Das ganze Dorf vier Tage<br />

im Ausnahmezustand und wir waren<br />

froh, endlich ohne Gegenverkehr den<br />

Berg raufbrettern zu können. Am<br />

Schauinsland hat mich mal Gustav Reiner<br />

die 12 Kilometer hinten auf seiner<br />

500er-Honda mitgenommen, weil mein<br />

Bike kaputt war (01). Rennfahrer zum<br />

Anfassen! In den 1970ern sind wir unter<br />

dem Zaun ins WM-Fahrerlager in<br />

Hockenheim durchgekrochen und<br />

haben mit Kenny Roberts Fußball<br />

03<br />

1977<br />

gespielt, weil denen ein paar Mann<br />

gefehlt haben. Barry Sheene stand<br />

an einem Bierstand und zog sich eine<br />

Halbe rein (02). Der Schiebestart,<br />

wenn die Nerven blank lagen. Alles ist<br />

mucksmäuschenstill, nur das Rasseln<br />

und Klicken der Ketten und Schalthebel.<br />

Startfahne! Rennen, was das Zeug<br />

hält und hoffen, dass die TZ anspringt.<br />

Im GP war das 1987 vorbei (03).<br />

Volkssport Langstrecke/Moto aktiv.<br />

Matthias Kautsch hat damals ganz viele<br />

für wenig Geld aufs Rennmotorrad gebracht.<br />

Tolle Orga, proppevolle Startfelder<br />

– eine supergute Szene (04).<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> 99


01<br />

2000<br />

04<br />

2009<br />

02<br />

2006<br />

03<br />

2008<br />

05<br />

2011<br />

Die Offenbarung war für mich Gary<br />

McCoy, als er zum 500er-WM-Auftakt<br />

2000 in Kyalami mit Drifts auf den<br />

16,5-Zoll-Reifen siegte und Driften salonfähig<br />

machte (01). Ein geiler Moment<br />

war 2006 Marco Melandris Sieg<br />

in Phillip Island, als er Rossi überholte,<br />

in der letzten Kurve die Elektronik<br />

ausschaltete und mit einer Hand zum<br />

Victory-Zeichen auf Start/Ziel driftete<br />

– Hammernummer (02). Valentino<br />

Rossi hat mich oft beeindruckt, etwa<br />

gegen Sete Gibernau 2005 in Jerez in<br />

der letzten Kurve oder sein Regenrennen<br />

in Donington 2005. Aber 2008 in<br />

Laguna Seca das Überholmanöver in<br />

der Corkscrew gegen Stoner, das war<br />

schon irre (03). Das letzte große Rennen,<br />

in dem Rossi zeigte, was für ein<br />

Ausnahmefahrer er ist, war 2009 in<br />

Barcelona, als er Jorge Lorenzo in der<br />

letzten Runde, der letzten Kurve – in<br />

einer eigentlich unmöglichen Kurve –<br />

überholte und gewann (04). Traurigster<br />

Höhepunkt war für mich der Unfalltod<br />

von Marco Simoncelli in Sepang<br />

2011. Was hätte uns der Verrückte<br />

noch alles zeigen können? (05)<br />

Mat Oxley<br />

<strong>PS</strong>-Sportreporter<br />

01<br />

1975<br />

02<br />

1983<br />

03<br />

2000<br />

04<br />

20<strong>10</strong><br />

<strong>10</strong>0 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


Robert Glück<br />

<strong>PS</strong>-Redakteur<br />

Yamahas 500er-Titel mit Giacomo Agostini<br />

1975. Die erste 500er-Krone für einen Zweitakter.<br />

Die wären immer noch das Nonplusultra,<br />

hätte man die doppelt so großen 990er-Viertakter<br />

nicht 2002 gegen sie antreten lassen.<br />

Der Sport braucht eine Zweitakt-Renaissance!<br />

(01) Kenny Roberts gegen Freddie Spencer<br />

1983 im Kampf um den 500er-Titel. Für mich<br />

gab es nie wieder ein heißeres Duell um den<br />

wichtigsten Titel (02). Ein weiteres Highlight:<br />

Mick Doohans Comeback nach dem furchtbaren<br />

Unfall in Assen 1992, als man ihm beinahe<br />

das Bein amputiert hätte. Danach fünf Titel!<br />

Für mich das größte Sportler-Comeback nach<br />

einer Verletzung ever! Überhaupt waren die<br />

Jahre 1988 bis 1993 die aufregendsten im GP,<br />

ein „goldenes Zeitalter“. Oder als Rossi 2001<br />

beim Catalunya-GP von ganz hinten kam und<br />

schließlich gegen Max Biaggi gewann. Danach<br />

gab‘s einen Faustkampf, den eigentlich Biaggi<br />

gewann. Als Olivier Jacque 2000 den 250er-<br />

Titel wegen 0,014 Sekunden vor Shinya Nakano<br />

holte und diesen erst am Schluss auf der<br />

Start/Ziel-Geraden überholte – so lange hat er<br />

gewartet (03). Ian Hutchinsons fünf TT-Siege<br />

in einer Woche. Dort zu überleben ist das eine,<br />

ein Rennen zu gewinnen das andere. Aber alle<br />

Solo-Rennen – total verrückt! (04)<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE


01<br />

1977<br />

02<br />

1980<br />

03<br />

1982<br />

04<br />

1996<br />

05<br />

2011<br />

06<br />

2013<br />

Uwe Seitz<br />

leitender <strong>PS</strong>-Redakteur<br />

Als Pimpf hatte ich eine GP-Fernseh-Reportage mit<br />

Barry Sheene gesehen und wusste sofort: Der ist<br />

cool! Lange Haare, George Harrison als Freund und<br />

einen Rolls Royce. Die vielen Frauen sind mir<br />

damals noch nicht aufgefallen (01). Toni Mang war<br />

aber als deutscher Fahrer mein Held. Ich habe<br />

meinen Vater so lange genervt, bis er mir ein<br />

grünes Fahrrad kaufte, auf das ich mit Lackstift Kawasaki<br />

kritzelte (02). In Bräunlingen im Schwarzwald,<br />

unweit meiner Heimatstadt, gab es Grasbahnrennen<br />

und 1982 einen WM-Lauf. Den Geruch<br />

von Äther und den herumfliegenden Dreck werde<br />

ich nie vergessen (03). Mick Doohan habe ich echt<br />

bewundert. Mit Kumpels aus Australien sind wir<br />

ein paar Mal zu GP-Rennen gefahren. Das Highlight<br />

war Jerez 1996, als er in der letzten Kurve Alex<br />

Criville überholte und gewann. Da standen<br />

die spanischen Fans, die alle über den<br />

Zaun geklettert waren, schon eine Runde<br />

lang direkt an der Piste und wollten Criville<br />

feiern. Doohan hat ihnen das Fest versaut,<br />

und man musste auf der Auslaufrunde echt Angst<br />

um den Australier haben. Der war Held dieser Kurve<br />

lange vor Rossi und Márquez (04). John Mc-<br />

Guinness ist ein Phänomen. Nicht nur weil er über<br />

20 TT-Titel einfuhr, sondern weil er ein totaler<br />

Spaßvogel ist und ihm seine Erscheinung völlig<br />

egal zu sein scheint. Dass wir in Macau morgens<br />

um fünf das T-Shirt getauscht haben und beide<br />

deshalb fast aus dem Casino geflogen wären –<br />

auch ein Highlight (05). Stefan Bradls Moto2-WM-<br />

Titel und seine MotoGP-Podien sind für mich Highlights.<br />

Auch wenn Stefan vielleicht nicht die coolste<br />

Sau unter der Sonne ist, auf einen wie ihn haben<br />

wir lange warten müssen! (06)<br />

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Die europaweit größte Vereinigung von ak<br />

ESSEN MOTOR SHOW<br />

Die Essen Motor Show ist traditionell der Abschluss und das<br />

letzte Highlight der Rennsport-Saison: Neben zahlreichen Ausstellern<br />

gibt es <strong>2014</strong> auch eine interessante Sonderschau. In<br />

diesem Jahr ist das Thema ‚Formel 1 made in Germany’. Hier<br />

sollen Fahrzeuge von deutschen Fahrern, Teams und Herstellern<br />

gezeigt werden, und davon gab es ja auch neben den großen<br />

Herstellern Mercedes, BMW und Porsche so einige – wie<br />

beispielsweise Zakspeed, Rial, ATS, Eifelland… Das dürfte mit<br />

Sicherheit spannend werden.<br />

Dazu kommen noch weiteren Highlights zu Themen wie Oldtimer<br />

und Classic Cars, Automobil-Design und Hot Rods und<br />

Bikes. Selbstverständlich ist der DSK auch wieder selbst vor Ort<br />

und die DSKLer dürfen sich über vergünstigte Tickets freuen.<br />

Also am besten im Terminkalender schon mal einen Tag zwischen<br />

dem 29.11. und 07.12. blocken. Wir sehen uns in Essen!<br />

Ja zum Motorsport!<br />

Deutschland ist ein Auto-Land.<br />

Aber nicht nur das. Deutschland<br />

ist auch ein Motorsport-Land.<br />

Wir können uns glücklich schätzen,<br />

dass die deutschen Automobilhersteller<br />

sich so vielfältig<br />

und professionell im Motorsport<br />

engagieren. Audi, BMW,<br />

Mercedes-Benz, Opel, Porsche<br />

und Volkswagen nutzen den<br />

Motorsport als Marketing-Plattform<br />

und für die Entwicklung<br />

zukünftiger Serien-Komponenten.<br />

Das Engagement der Werke<br />

DSK-Präsident<br />

Dr. Karl-Friedrich Ziegahn<br />

ist ebenso professionell wie<br />

vielschichtig. Audi tanzt seit vielen Jahren äußerst erfolgreich<br />

auf zwei Hochzeiten. In Le Mans holt die Marke<br />

mit den vier Ringen einen Langstreckensieg nach<br />

dem anderen und auch in der DTM sind die Ingolstädter<br />

bei der Musik. Die Konkurrenz kommt ebenfalls aus<br />

Deutschland: Während sich BMW auf die Einsätze in der<br />

DTM konzentriert und aktuell auch den Tabellenführer<br />

stellt fährt Mercedes-Benz zweigleisig. In der DTM tun<br />

sich die Stuttgarter schwer; in der Formel 1 hingegen,<br />

der so genannten Königsklasse des Motorsports, führt<br />

EDITORIAL<br />

man sowohl die Herstellerwertung als auch die Fahrerwertung<br />

souverän an. Mit einem umfangreichen Programm ist Porsche in<br />

diesem Jahr in den Langstreckensport zurückgekehrt. Und auf<br />

Anhieb haben die Schwaben in Le Mans für frischen Wind gesorgt.<br />

Auch wenn es am Ende nicht für den Überraschungssieg<br />

bei der Premiere nach vielen Jahren Abstinenz gereicht hat: Der<br />

Sportwagen aus Zuffenhausen war auf Anhieb bei der Musik und<br />

hat der Konkurrenz – insbesondere Audi – das Leben schwer<br />

gemacht. Abseits der asphaltierten Pisten hat Volkswagen in der<br />

Rallye-Weltmeisterschaft seine Domäne gefunden. Und auch der<br />

Wolfsburger Automobilkonzern ist äußerst erfolgreich unterwegs.<br />

2013 gewann man mit Sébastien Ogier die Fahrerwertung<br />

der Rallye-WM und gewann auch deutlich die Herstellerwertung.<br />

In dieser Saison ist VW auf dem Weg zur Titelverteidigung: Ogier<br />

führt nach neun Veranstaltungen die Fahrerwertung an; in der<br />

Herstellerwertung führt VW auch. Nicht zu vergessen ist in der<br />

Liste, Opel: Die Rüsselsheimer haben ein Breitensport-Programm<br />

in der VLN und geben in der nationalen Rallye-Szene mächtig<br />

Gas.<br />

Wir sind eine Auto-Nation – auch auf der Rennstrecke. Ich wünsche<br />

mir, dass das noch über viele Jahre so bleibt!<br />

Herzlichst Euer<br />

ÜBER DEN DSK<br />

Mit fast 13.000 Mitgliedern ist der Deutsche Sportfahrer<br />

Kreis e.V. die europaweit größte Vereinigung<br />

von aktiven Fahrern und Motorsport-Fans – und das<br />

mit langer Tradition. 1958 wurde der DSK mit dem<br />

Ziel gegründet, den Motorsport – und vor allem die<br />

Sicherheit in selbigem – zu fördern und zu verbessern<br />

und als Bindeglied zwischen Fahrern, Organisationen<br />

und Funktionären zu agieren. Zu den prominentesten<br />

Gründungsmitgliedern gehört Wolfgang Graf Berghe<br />

von Trips. Dabei setzt sich der DSK damals wie heute<br />

für die gleichen Ziele ein.<br />

Heute, mehr als 55 Jahre nach der Gründung, bestimmen<br />

die Themengebiete Sicherheit, Fairness und<br />

Zukunftsfähigkeit die Arbeit des DSK. Das elfköpfige<br />

Team rund um Präsident Dr. Karl-Friedrich Ziegahn hat<br />

zusammen einen Erfahrungsschatz aus mehr als 250<br />

Jahren Motorsport – ob als Fahrer bei Rundstreckenoder<br />

Bergrennen, im Rallyesport oder als Funktionär<br />

hinter den Kulissen; die Präsidiumsmitglieder kennen<br />

sich in der Szene aus.<br />

MITGLIED WERDEN<br />

Mitglied werden ist ganz einfach: Besuchen Sie und im Internet<br />

unter www.dskev.de und klicken Sie im rechten Bereich<br />

der Webseite auf den entsprechenden<br />

Menüpunkt – oder scannen Sie mit<br />

Ihrem Mobiltelefon den rechts abgedruckten<br />

Code ein, der Sie automatisch<br />

auf die richtige Seite weiterleitet.<br />

PARTNER<br />

Spaß, Sport, Spannung = Speedweek<br />

Wer spannenden Motorradsport in allen Klassen<br />

sehen wollte, der war bei der ‚17. German<br />

Speedweek’ in Oschersleben (21. bis 24. August)<br />

genau richtig. Denn hier ging es – bei meist trockenen<br />

Bedingungen – von Anfang an so richtig<br />

zur Sache.<br />

Beispiele gefällig? Im Qualifying zum Acht-Stunden-Rennen<br />

sorgten Pedro Vallcaneras (Spanien),<br />

Bastien Mackels (Belgien) und der Deutsche Markus<br />

Reiterberger für eine Weltpremiere: erstmals<br />

in Geschichte der FIM Langstrecken-Weltmeisterschaft<br />

sicherte sich ein seriennahes Superstock-<br />

Bike die Pole-Position. Im Rennen reichte es zwar<br />

‚nur’ für den Klassensieg, eine sensationelle Leistung<br />

war die Pole aber dennoch.<br />

®<br />

Bei den Seitenwagen hatten Tim Reeves / Gregory<br />

Cluze gleich zwei Mal was zu feiern: Bereits<br />

am Freitag sicherten sie sich den Titel in der erstmals<br />

ausgetragenen FIM World Trophy für<br />

600-ccm-Gespanne. Eine Meisterschaft aus zwei<br />

Läufen – und das britisch-französische Team gewann<br />

beide. Am Sonntag dann sicherte sich das<br />

Duo auch noch den Titel in der ‚richtigen’ Weltmeisterschaft<br />

für 1.000-ccm-Gespanne. Oder der<br />

ADAC Junior Cup powered by KTM. Spannung<br />

pur bis zum Ziel: Vier Top-Fahrer kämpften verbissen,<br />

die Führung wechselte ständig – und den<br />

Sieg sicherte sich der 14-jährige Berliner Tim Georgi.<br />

Wie gesagt: Jede Menge los bei der Speedweek.


DSK NACHRICHTEN<br />

tiven Fahrern und Motorsport-Fans mit über 13.000 Mitgliedern<br />

Höchste Zeit: IDM 2015 wieder mit Moto3<br />

Nachdem die Moto3-Klasse für die IDM-Saison <strong>2014</strong><br />

wegen zu hoher Kosten und zu geringer Beteiligung<br />

gestrichen werden musste, wird der Motorrad-Nachwuchs<br />

in der Saison 2015 hoffentlich doch noch die<br />

Chance haben, sein Können im Rahmen der<br />

Superbike*IDM unter Beweis zu stellen und die Aufmerksamkeit<br />

von Teams und Teamchefs zu erregen,<br />

die in der Weltmeisterschaft aktiv sind. Höchste Zeit,<br />

denn in der Weltmeisterschaft spielen Deutsche von<br />

Moto3 bis MotoGP keine entscheidende Rolle mehr.<br />

Die WM wird aktuell in allen drei Klassen von Spaniern<br />

dominiert, unter den Top-Drei in den drei Kategorien<br />

sind lediglich drei Fahrer, die nicht aus Spanien<br />

kommen: Valentino Rossi (Italien), in der MotoGP<br />

aktuell Dritter hinter Marc Marquez und Daniel Pedrosa;<br />

im der Moto2 liegt der Finne Mika Kallio zwischen<br />

den Spaniern Esteve Rabat und Maverick<br />

Viñales auf Platz drei – und in der Moto3 sind Spitzenreiter<br />

Jack Miller aus Australien gleich drei Spanier<br />

auf den Fersen: Alex Marquez, Alex Rins und Efren<br />

Vasquez. Und in jeder der drei Klassen ist Spanien mit<br />

sechs Fahrern vertreten – während Deutschland insgesamt<br />

gerade mal drei Piloten am Start hat. Eine<br />

ähnlich starke Fraktion wie die Spanier – wenn auch<br />

momentan nicht so erfolgreich – stellt nur noch Italien:<br />

fünf Fahrer in der Moto3, jeweils vier in der Moto2<br />

und der MotoGP.<br />

Stellt sich natürlich die Frage: Woher kommt diese<br />

Dominanz. Nun, das hat mehrere Gründe: Zum einen<br />

ist da die immense Popularität des Motorrad-Rennsports<br />

in Spanien. Bis zum Auftauchen von Fernando<br />

Alonso lockten die Motorrad-WM-Läufe in Spanien<br />

stets deutlich mehr Zuschauer an als der spanische<br />

Formel-1-GP. Und da ist die viel bessere und intensivere<br />

Nachwuchsförderung. In Spanien werden junge<br />

Rennfahrer schon von Kindesbeinen an gefördert,<br />

so dass selbst junge Talente, deren Familien nicht<br />

genügend Geld haben, ihrem Sprössling dennoch ein<br />

entsprechendes Bike kaufen können. Damit kann<br />

der Junior dann sein Talent unter Beweis stellen kann;<br />

beispielsweise bei sogenannten Promotion-Cups. In<br />

Italien wurde auf die spanische Dominanz bereits reagiert:<br />

so hat beispielsweise Valentino Rossi ein eigenes<br />

Moto3-Team auf die Beine gestellt und fördert<br />

junge Talente.<br />

Darum ist es – wie schon gesagt – höchste Zeit, dass<br />

auch in Deutschland wieder etwas passiert. Umso<br />

erfreulicher, dass DMSB, ADAC und IDM-Promoter<br />

Motor Events beschlossen haben, dem deutschen<br />

Nachwuchs jetzt wieder eine größere Plattform zu<br />

bieten. Bereits ab 01. September <strong>2014</strong> können sich<br />

interessierte Fahrer für die neue Moto3-Kategorie<br />

einschreiben, die sogar in zwei Klassen ausgetragen<br />

wird. Zum einen in der Moto3 GP, in der alle Moto3-<br />

Bikes zugelassen sind und die nach GP-Reglement<br />

gefahren werden soll und zum anderen in der Moto3<br />

Standard, auf einheitlichen Honda NSF250. In beiden<br />

Klassen geht es um die Deutsche Meisterschaft.<br />

„Wenn wir den Talenten den Weg an die Spitze im<br />

Straßenrennsport ebnen wollen, ist eine funktionierende<br />

Moto3 Klasse unverzichtbar“, sagt DMSB-Präsident<br />

Hans-Joachim Stuck. Und ADAC-Sportpräsident<br />

Hermann Tomczyk ergänzt: „Aufstrebende,<br />

talentierte Fahrer benötigen eine angemessene Kategorie,<br />

in der sie ihre Fahrfähigkeiten, ihr Wissen und<br />

Geschick weiter ausbauen können, um eines Tages<br />

dort anzukommen, wonach jeder Motorradrennfahrer<br />

strebt: der Weltmeisterschaft.“<br />

Na, dann besteht ja doch noch Hoffnung, dass deutschen<br />

Fans irgendwann einem Nachfolger von Toni<br />

Mang, Helmut Bradl oder unserem DSK-Präsidiumsmitglied<br />

Ralf ‚Waldi’ Waldmann zujubeln können.<br />

www.sachs-race-engineering.de<br />

Acht Stunden, die<br />

man nicht vergisst<br />

Was für ein Rennen! Die acht Stunden von<br />

Oschersleben, der im Rahmen der Speedweek<br />

ausgetragene WM-Lauf, boten wirklich alles, was<br />

sich Fahrer Teams und Fans wünschen können –<br />

und vielleicht sogar ein bisschen mehr. Denn auf<br />

den 30-minütigen Regenguss nach fünf Stunden,<br />

die dadurch verursachten Ausrutscher und die Ölspur<br />

rund um die Strecke, die zu einer temporären<br />

Neutralisierung führte, hätten alle Beteiligten<br />

auch gut und gerne verzichten können. Aber<br />

sonst… Olala.<br />

Beim Start legte das gesamte Feld los, als gelte es,<br />

ein Sprintrennen zu gewinnen und sich gleich die<br />

Position ganz vorn an der Spitze zu sichern. Erst<br />

nach einer Stunde hatten sich die 39 Fahrer sortiert<br />

und es kehrte langsam etwas Ruhe ein – aber<br />

nie Langeweile. Am Ende hatte das französische<br />

Trio Julien da Costa, Sébastien Gimbert und Freddy<br />

Foray auf einer Werks-Honda CBR <strong>10</strong>00 RR<br />

Fireblade mit 291 gefahrenen Runden die Nase<br />

vorn und durfte sich als Sieger feiern lassen, zwei<br />

Runden dahinter folgten die WM-Führenden David<br />

Checa (GBR), Kenny Foray (FRA) und Mathieu<br />

Gines (FRA) auf einer Yamaha R1. Komplettiert<br />

wurde das Podium von Österreicher Horst Saiger<br />

und den Schweizern Roman Stamm und Daniel<br />

Sutter auf einer Kawasaki ZX <strong>10</strong>R.<br />

IMPRESSUM<br />

Geschäftsstelle: Karl-Wirth-Str. 16, 76694 Forst, Tel. 07251-<br />

30284-0, Telefax 07251-30284-19 Internet: http://www.<br />

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Ziegahn Vizepräsidenten: Karl-Heinz Stümpert, Friedhelm Kissel<br />

Schatzmeister: Reinhard Michel Schriftführer: Hans-Walter<br />

Kling Präsidialmitglied zbV.: Armin Schwarz Beisitzer: Altfrid<br />

Heger, Johannes Scheid, Ralf Waldmann, Jutta Beisiegel, Sabine<br />

Fischer Redaktion: Nicolaus C. Koretzky, Patrik Koziolek,<br />

Thorsten Schlottmann Fotografen: Jochen Merkle, Jörg Schanz,<br />

Miguel Villa, Superbike*IDM


SPORT<br />

REPORTAGE ROAD RACING<br />

Die Abendsonne spendet Wärme,<br />

über die tiefgrüne Landschaft<br />

fällt wunderschönes<br />

goldenes Licht. Die Vögel<br />

zwitschern, hier und da läuft ein Radio,<br />

Menschen sitzen in Wiesen und auf<br />

Mauern und unterhalten sich. Ihre Gespräche<br />

plätschern wie Inselbäche.<br />

Was wie der kitschige Anfang eines<br />

Rosamunde Pilcher-Romans klingt,<br />

wird durch lautes Heulen schlagartig<br />

zerrissen. Voll aufgedrehte Vierzylinder.<br />

„Sie kommen“, schreit einer. Jetzt<br />

stehen alle auf, schauen die Straße<br />

Richtung Castletown Corner hinunter<br />

und recken die Hälse, um bloß nichts<br />

vom herannahenden Spektakel zu verpassen.<br />

Augenblicke später ballern<br />

Dean Harrison, Guy Martin, Russ<br />

Mountford, Dan Kneen und Michael<br />

Dunlop gefolgt von Ivan Lintin direkt<br />

an uns vorbei. Du bist so nah dran,<br />

dass du die Hitze der Maschinen spürst<br />

und dein T-Shirt flattert. Die Jungs<br />

schalten hektisch die Gänge für die 90-<br />

Grad-Rechtskurve Ballakeighan runter.<br />

Nach wenigen Augenblicken sind die<br />

Racer für zweieinhalb lange Minuten<br />

wieder weg. Zurück bleiben Menschen<br />

mit weit aufgerissenen Augen und breitem<br />

Grinsen, und die trügerische ländliche<br />

Stille der Isle of Man.<br />

Isle of Man? Wo die „Verrückten“<br />

mit irren Geschwindigkeiten durch<br />

Dörfer brettern? Richtig, aber es gibt<br />

auf der Insel nicht nur die legendäre<br />

TT. Und „Real Road Racing“, wie die<br />

Fans diesen Sport gern bezeichnen, um<br />

sich von Motorradrennen auf normalen<br />

Rennstrecken abzugrenzen, findet<br />

nicht nur auf der Isle of Man statt. Besonders<br />

in Irland inklusive Nordirland<br />

ist Road Racing eine ganz große Nummer.<br />

Sogar eigene Zeitungen gibt es<br />

dafür wie die „Road Racing Ireland“<br />

oder „Emerald Road Racing“, in denen<br />

Rennberichte und Hintergründe zur<br />

Szene zu finden sind, aber die Großen<br />

Die TT ist das berühmteste Road<br />

Racing-Event der Welt. Packende Rennen<br />

auf ganz normalen Straßen gibt es<br />

aber in großer Zahl. Die <strong>PS</strong>-Reportage<br />

beleuchtet die Road Racing-Szene,<br />

wie sie nur Insider wirklich kennen.<br />

Text: Stephen Bower, Uwe Seitz; Fotos: Stephen Bower<br />

SCHATTEN<br />

<strong>10</strong>6 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


HELDEN<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> <strong>10</strong>7


dieses Sports auch wie Fußballstars<br />

gefeiert werden. Und nicht zuletzt stellen<br />

die Nordiren mit dem Dunlop-Clan<br />

aus Ballymoney große Helden und mit<br />

Joey Dunlop den Road Racing-Gott.<br />

Das Tolle an Road Racing: Man<br />

kann es sich leisten, denn der Eintritt<br />

ist fast überall frei. Deshalb gibt es<br />

auch kaum verlässliche Zuschauerzahlen.<br />

Zum Southern <strong>10</strong>0, das wenige Wochen<br />

nach der TT Anfang Juli stattfindet,<br />

kommen über 7 000 Fans. Der 6,84<br />

Kilometer lange Billown Circuit, über<br />

den die Southern <strong>10</strong>0-Rennen gehen,<br />

liegt im Süden der Insel in und um die<br />

ehemalige Hauptstadt Castletown. 1955<br />

gab es dieses Rennen erstmals. Die<br />

500er-Klasse fuhr damals 24 Runden,<br />

was etwas mehr als <strong>10</strong>0 zurückgelegte<br />

Meilen ergibt – und weshalb das Rennen<br />

noch heute so heißt. Die Strecke<br />

führt über schmale Landstraßen zwischen<br />

Steinmauern und Hecken hindurch,<br />

hier kommen kaum zwei Autos<br />

aneinander vorbei. Hausecken und<br />

natürliche Hairpins an regulären Kreuzungen<br />

bremsen die Jungs nur kurz<br />

ein. Dean Harrison setzte dieses Jahr<br />

NACH „BOMB HOLE“ GEHT ES MIT 240 KM/H<br />

ÜBER DIE KUPPE, UND HARRISON BEKAM<br />

DORT FURCHTBARES LENKERSCHLAGEN<br />

einen Rundenrekord von 2.13.5 min,<br />

der Schnitt lag bei über 184,4 km/h!<br />

Dass Harrison im Hauptrennen<br />

überhaupt die Ziellinie sieht, hat auch<br />

mit Glück zu tun. Nach Billown Dip,<br />

einer Senke, die liebevoll auch „Bomb<br />

Hole“ genannt wird, geht es mit etwa<br />

240 km/h bergauf über eine Kuppe.<br />

Ungefähr in der sechsten Runde<br />

kommt er mit so heftigem Lenkerschlagen<br />

angeschossen, dass das Hinterrad<br />

schließlich qualmend ausbricht. Dean<br />

aber bleibt am Gas und wird hinter<br />

Guy Martin Zweiter.<br />

Das Southern <strong>10</strong>0 hat den Beinamen<br />

„The friendly races“ – und irgendwie<br />

stimmt es auch. Verglichen mit der<br />

TT ist alles noch viel lockerer und entspannter.<br />

Obwohl viele große Namen<br />

teilnehmen, ist das Fahrerlager relativ<br />

ruhig. Vom omnipräsenten Geschrei<br />

der Möwen mal abgesehen, die in anderer<br />

Hinsicht ein echtes Problem sind.<br />

Die Zuschauer werden vom Veranstalter<br />

immer wieder daran erinnert, die<br />

Vögel nicht zu füttern und sie so nicht<br />

in die Nähe der Rennstrecke zu locken.<br />

Mit bis zu 1,7 Kilo Lebendgewicht steht<br />

eine Begegnung mit einer Silbermöwe<br />

bei über 260 km/h nicht unbedingt auf<br />

der Wunschliste der Rennfahrer.<br />

Irland dagegen schon, denn obwohl<br />

die Isle of Man das Mekka des Road<br />

Racing ist, finden richtig viele Rennen<br />

auf der grünen Insel statt. Neben den<br />

großen, regelmäßigen Meetings (siehe<br />

Kasten S. 1<strong>10</strong>) gibt es Rennen, die in<br />

einem Jahr stattfinden und dann für<br />

vier oder sechs Jahre verschwinden,<br />

um plötzlich wieder aufzutauchen. In<br />

Nordirland fängt die Road Racing-<br />

Saison traditionell im April mit dem<br />

Cookstown <strong>10</strong>0 an. So ein Wochenende<br />

steckt voller Motorrad-Action. Für Freitag<br />

sind 21 Trainings- und Qualifying-<br />

Sessions geplant, für Samstag 19 Rennen!<br />

Es geht über teilweise extrem schmale<br />

und holprige Straßen. Dementsprechend<br />

gibt es viele Wheelies und<br />

Sprünge. Im Gegensatz zur TT stehen<br />

im Fahrerlager nur Kleintransporter.<br />

Lkw oder Team-Trucks – Fehlanzeige.<br />

Auch die Lager der Dunlop-Brüder Michael<br />

und William sind klein und erinnern<br />

mehr an Hobby-Racing denn an<br />

TT-Sieger und Road Racing-Superstars.<br />

Southern <strong>10</strong>0: 90-Grad-Kurven um<br />

Hausecken trennen die Spreu vom<br />

Weizen, aber Helden sind alle<br />

<strong>10</strong>8 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


01<br />

02 03<br />

01 Zwei der wenigen deutschen Road<br />

Racing-Piloten sind Niklas Pfeiffer<br />

(links) und Thomas Gottschalk, hier<br />

beim diesjährigen Southern <strong>10</strong>0<br />

02 Dean Harrison im Glück auf der<br />

Kuppe nach „Bomb Hole“<br />

03 Bei den Road Races absolut faszinierend<br />

sind die Gespanne, weil es<br />

bei ihnen oft noch enger zugeht<br />

Samstagmorgen um acht Uhr ist es<br />

grau und die Straße nass. Typisch irisches,<br />

aber beileibe kein schönes Racing-Wetter.<br />

Trotzdem müssen die Autos<br />

zwei Meilen entfernt parken, weil es<br />

jetzt schon keinen Platz mehr gibt. Die<br />

Fans pilgern prozessionsartig zur Strecke,<br />

viele haben kleine Trittleitern dabei.<br />

Was aussieht wie ein Geheimtreffen<br />

der Fensterputzer, ist für erfahrene<br />

Road Racing-Fans ein klares Indiz,<br />

dass es bald zur Sache geht, denn mit<br />

den kleinen Leitern kann man am besten<br />

über die endlosen Hecken und Zäune<br />

entlang der Rennroute blicken, ohne<br />

sich dabei die Klamotten zu zerreißen.<br />

Ähnlich den Mini-Leitern sind Pommes<br />

mit geriebenem Käse und Bratensoße<br />

bei den Road Races auf den Inseln<br />

omnipräsent. Der Slogan „Wir machen<br />

kein Fast Food, sondern Good<br />

Food, so schnell wir können“ auf den<br />

Verkaufsbuden mag Festland-Europäern<br />

bei dem kulinarischen Angebot<br />

überhaupt nicht einleuchten, aber<br />

Road Racing-Events in Irland oder auf<br />

der Isle of Man sind ohne die vollgesogenen<br />

„Chips“ schlicht nicht denkbar.<br />

Die Sonne kommt endlich durch,<br />

und kurz darauf nehmen die 600er-Racer<br />

den Sprung bei Blacks Farm im<br />

vierten Gang mit satten 180 bis 190<br />

km/h. Das Publikum steht teilweise nur<br />

eineinhalb bis zwei Meter vom Geschehen<br />

entfernt und ist völlig begeistert.<br />

Es folgen den ganzen Tag über spannende<br />

Rennen – hart geführt, aber<br />

angesichts der Strecke durchaus fair.<br />

Überall wird gegrölt, was das Zeug<br />

hält, Fäuste werden hochgehalten und<br />

nach jedem Rennen wird jeder einzelne<br />

Fahrer bejubelt, als ob er der leibhaftige<br />

Joey Dunlop persönlich wäre.<br />

Die Stimmung bei solchen Rennen ist<br />

mit der bei Grand Prix oder WM-Läufen<br />

einfach nicht vergleichbar.<br />

Kurz vor Blacks Jump touchieren<br />

sich zwei der Moto3-Fahrer. Einer<br />

schlägt brutal mit dem Kopf auf und<br />

ist sofort bewusstlos. Die Marshalls<br />

reagieren sofort. Innerhalb von 15<br />

Sekunden sind die Rettungssanitäter<br />

beim Verletzten und nach knapp einer<br />

Minute ist Streckenarzt Dr. John bei<br />

ihm. Travelling Doctor John Hinds ist in<br />

Cookstown auf einer Fireblade unter-<br />

wegs und genießt sowohl bei den Fahrern<br />

als auch den Zuschauern sehr viel<br />

Respekt. Dass es beim Road Racing auf<br />

jede Sekunde ankommt, ist Dr. John<br />

sehr bewusst – entsprechend schnell<br />

fährt er auch. Das Motorrad und seine<br />

Gürteltaschen sind vollgepackt mit allem,<br />

was nötig ist, um die Verunglückten<br />

am Unfallort sofort zu versorgen.<br />

In diesem Fall war es zum Glück nichts<br />

Lebensbedrohliches.<br />

Michael Dunlop gewinnt zur großen<br />

Freude seiner Fans das Supersportund<br />

auch sein erstes Supertwin-Rennen,<br />

mit einer Kawasaki auf Basis der<br />

nackten ER-6n. Das Hauptrennen des<br />

Cookstown <strong>10</strong>0 gewinnt Dan Kneen<br />

von der Isle of Man – als Newcomer<br />

auf dieser Strecke!<br />

50 Autominuten südwestlich von<br />

Belfast entfernt liegt Tandragee. Eine<br />

Woche nach Cookstown findet hier<br />

eines der spektakulärsten Straßenrennen<br />

überhaupt statt – das Tandragee<br />

<strong>10</strong>0. Locker 15 000 Zuschauer kommen<br />

hin. Als ich dort am Freitagabend ankomme,<br />

sind die Qualifyings schon gelaufen.<br />

Doch ein Rennen gibt es noch.<br />

WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong> <strong>10</strong>9


ROAD RACES: VERANSTALTUNG/ORT<br />

BELGIEN (IRRC)<br />

Noordzee Omloop<br />

Circuit de Chimay<br />

DEUTSCHLAND (IRRC)<br />

Frohburger Dreieck<br />

ENGLAND<br />

Ian Watson Spring Cup<br />

Road Races<br />

Barry Sheene<br />

Road Race Festival<br />

Cock o’ the North Continental<br />

Road Races<br />

Steve Henshaw<br />

International Gold Cup<br />

NORDIRLAND<br />

Armoy Road Races<br />

Bush Road Races<br />

Cookstown <strong>10</strong>0<br />

Mid Antrim 150<br />

Tandragee <strong>10</strong>0<br />

North West 200<br />

Ulster Grand Prix<br />

8400 Oostende<br />

Chimay<br />

04652 Frohburg<br />

Scarborough, Olivers Mount<br />

Armoy, Ballymoney, Moyle<br />

Drumkee Road, Dungannon<br />

Cookstown, Co Tyrone<br />

Ballymena<br />

Tandragee, Co. Armagh<br />

Coleraine<br />

Rusheyhill Rd, Lisburn<br />

IRLAND<br />

Athea Road Races<br />

Athea, Co. Limerick<br />

Dundalk Road Race<br />

Dundalk, Co. Louth<br />

Munster <strong>10</strong>0<br />

Dunmanway, Co. Cork<br />

Faugheen 50<br />

Faugheen, Co. Tipperary<br />

Kells Road Races<br />

Kells, Co. Meath<br />

Killalane Road Races<br />

Skerries, Co. Dublin<br />

Skerries <strong>10</strong>0<br />

Skerries, Co. Dublin<br />

Boyne <strong>10</strong>0<br />

Tullyallen, Co. Louth<br />

Race of the South<br />

Walderstown, Co. Westmeath<br />

ISLE OF MAN<br />

Tourist Trophy<br />

Douglas<br />

Southern <strong>10</strong>0<br />

Castletown<br />

Manx Grand Prix<br />

Douglas<br />

MACAU (CHINA)<br />

Macau GP<br />

Macau<br />

NIEDERLANDE (IRRC)<br />

Varsselring Circuit<br />

7255 NR Hengelo<br />

Paalgraven Circuit<br />

5342 Oss<br />

TSCHECHISCHE REPUBLIK<br />

300 Kurven Circuit (IRRC) 50801 Horice<br />

„Goldene Grubenlampe“ 73542 Těrlicko<br />

Es ist schon ziemlich dunkel, als um<br />

kurz vor 21 Uhr eine wie von Hornissen<br />

gestochene Horde über zwei<br />

Sprünge auf mich zurast. Derek McGee<br />

und Dan Kneen nebeneinander, die<br />

große Meute direkt dahinter. Wieder<br />

flattern meine Klamotten, so eng geht<br />

es zwischen Racern und Zuschauern<br />

zu. Einen Massenstart auf schmalen<br />

irischen Landstraßen wirst du nie vergessen.<br />

Nur bei der Isle of Man-TT und<br />

HORROR-TAGE<br />

Beim diesjährigen IRRC-Lauf im<br />

belgischen Chimay wurden Road<br />

Racing-Fans leider allzu brutal an<br />

die Gefahren des Sports erinnert.<br />

Die beiden Belgier Julien Paquet<br />

und Vick de Cooremeter und der<br />

Deutsche Thilo Häfele verloren an<br />

diesem Rennwochenende ihr Leben.<br />

Eine furchtbare Katastrophe<br />

für die IRRC, die bis zu diesem<br />

Rennen nur Adrian McFarland<br />

2011 in Těrlicko verloren hatte.<br />

Hinein nach Horice:<br />

Das aufregendste<br />

Road Race-Event<br />

auf dem Festland<br />

gibt es in der<br />

Tschechischen Republik<br />

dem Manx Grand Prix gibt es den Einzelstart<br />

im Zehn-Sekunden-Abstand.<br />

Bei allen anderen Road Races wird<br />

ganz normal nach dem Ergebnis des<br />

Zeittrainings im Massenstart losgelegt.<br />

Was das auf engen Sträßchen bedeutet,<br />

kann man sich ausmalen.<br />

Zwei Runden später löst ein Sturz<br />

den Rennabbruch aus. Verletzungen?<br />

Ja, aber nichts, was Road Racer als<br />

„etwas Schlimmes“ bezeichnen würden.<br />

Am nächsten Morgen geht es normal<br />

weiter, und um elf sind die Supersportler<br />

unterwegs. Die enthusiastischen Zuschauer<br />

feuern die Piloten wieder lautstark<br />

an, was nicht nur an Michael<br />

Dunlop liegt. TT-Veteran Keith Amor,<br />

der eigentlich vor ein, zwei Jahren<br />

schon mit dem Road Racing aufgehört<br />

hat, ist zurück in der Szene und liegt<br />

jetzt vorn, dicht gefolgt von Derek<br />

McGee und William Dunlop. Über die<br />

Renndistanz von sechs Runden fighten<br />

die drei zur großen Freude der Zuschauer,<br />

was das Zeug hält. Am Ende<br />

gewinnt William Dunlop mit 0,186<br />

Sekunden Vorsprung ganz knapp<br />

vor Amor und McGee.<br />

1<strong>10</strong> <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


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01 02<br />

01 Der schnelle Dr. John auf seiner<br />

Fireblade im Einsatz für die Fahrer<br />

02 Thilo Günther lässt sich in Horice<br />

vom Team Vodojem feiern 03 In Irland<br />

gibt es eigene Road Racing-Zeitungen<br />

oder Beilagen in Tageszeitungen<br />

04 Da kommt nicht Shaun das Schaf<br />

auf dem Trecker, sondern gleich eine<br />

Meute 600er-Racer mit Vollspeed<br />

03 04<br />

Für das Hauptrennen, der Tandragee<br />

<strong>10</strong>0, habe ich einen neuen Fotospot<br />

gefunden. Als dann aber<br />

Sweeney, Kneen, Anderson und Morgan<br />

auf ihren Superbikes im Viererpack<br />

mit weit über 200 km/h über eine<br />

Kuppe auf dem Hinterrad auf mich zufliegen,<br />

hätte ich fast eine Windel<br />

gebraucht – Wahnsinn! Man muss es<br />

schlicht gesehen haben, um zu verstehen,<br />

wie aufregend das alles ist.<br />

Die Strecke in Tandragee ist fantastisch.<br />

Der erfahrene Road Racer Dave<br />

Hewson (fährt seit 2007 TT) erzählt, er<br />

nutze Tandragee, um sein Grundsetup<br />

für die TT zu finden. Denn wie auf der<br />

TT-Strecke geht es hier rauf und runter,<br />

gibt es sehr schnelle Abschnitte, viele<br />

Sprünge und zum Teil sehr enge Passagen.<br />

Und wie bei allen Road Races dadurch<br />

wenig Platz für Fehler. Eine dieser<br />

engen Passagen wird schließlich<br />

Noel „Smurf“ Murphy zum Verhängnis.<br />

Der strahlende Sieger des Junior Support<br />

Rennens in Cookstown eine Woche<br />

zuvor stürzt im Cooley Hill-Abschnitt<br />

schwer und verliert sein Leben.<br />

Auf ausdrücklichen Wunsch von<br />

Noels Vater soll die Veranstaltung aber<br />

weitergehen. Bis dahin steht alles ah-<br />

MANN MUSS NICHT AUF DIE INSELN,<br />

UM ROAD RACES ZU SEHEN – AUCH BEI<br />

UNS GEHT ES ÜBER NORMALE STRASSEN<br />

nungslos herum, und das überwiegend<br />

fachkundige Publikum unterhält sich<br />

über das Geschehene oder die Leute<br />

holen sich Burger oder etwas zu trinken.<br />

Man tut so, als ob alles normal sei<br />

und das einfach dazu gehört. In Wirklichkeit<br />

ist alles geschockt, die Stimmung<br />

nicht mehr dieselbe. Auch einige<br />

Fahrer packen zusammen. Zaghafter<br />

Applaus honoriert schließlich die<br />

Durchsage, dass es weitergeht. Durch<br />

den Zeitverlust werden die Rennen um<br />

einige Runden gekürzt.<br />

Road Racing ist ein gefährlicher<br />

Sport und es wäre falsch darüber zu<br />

berichten, ohne der Fahrer zu gedenken,<br />

die dabei ihr Leben lassen mussten.<br />

Die Prominentesten in diesem Jahr<br />

waren Simon Andrews bei der NW 200<br />

und Karl Harris bei der TT. Jedes Mal<br />

erheben sich nach solch tragischen<br />

Unfällen Stimmen für ein Verbot derartiger<br />

Rennen – auch in Irland, Nordirland<br />

und auf der Isle of Man. Die Gefahr<br />

aber ist Teil dieses Spiels, und die<br />

Fahrer sind sich darüber absolut im<br />

Klaren. Sie lieben ihren Sport und finden<br />

ihre ganz eigene Einstellung zur<br />

Gefahr, die für normale Menschen<br />

kaum nachvollziehbar sein mag. Aber<br />

angesichts von fast 40 Toten in knapp<br />

zehn Jahren Vielseitigkeitsreiten – von<br />

den vielen Schwerverletzten, Querschnittsgelähmten<br />

und massenweise<br />

umgekommenen Pferden abgesehen –<br />

entspinnt sich auch keine Diskussion<br />

um ein Verbot des Pferdesports.<br />

Sicherlich besteht zwischen der<br />

Einstellung der Menschen zum Road<br />

Racing in Irland und der Isle of Man<br />

zu den Gesellschaften auf dem europäischen<br />

Festland ein Unterschied. Der<br />

erklärt sich aber eher historisch als<br />

durch Lebensart und Charakter. Während<br />

bis weit in die 1960er-Jahre hinein<br />

etliche Rennen von der Südspitze Spa-<br />

112 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>


niens bis nach Skandinavien hinauf<br />

wie heute die Southern <strong>10</strong>0 oder die<br />

NorthWest 200 auf öffentlichen Straßen<br />

stattfanden und mit dem Sicherheitsdenken<br />

besonders ab den 1970er-Jahren<br />

dann überall professionell gebaute<br />

Rennstrecken diese Funktion übernahmen,<br />

fand eine ähnliche Entwicklung in<br />

Irland schlicht nicht statt. Hauptsächlich<br />

aus wirtschaftlichen Gründen im<br />

eher armen und extrem ländlichen Irland<br />

und den politischen Problemen in<br />

Nordirland. Bis heute gibt es mit Mondello<br />

Park, südwestlich von Dublin in<br />

Irland und Bishopscourt und Kirkistown,<br />

südöstlich von Belfast in Nordirland,<br />

nur drei richtige Rennstrecken,<br />

die bis auf das heutige Mandello sehr<br />

klein und mit Festland-Rennstrecken<br />

wie Oschersleben oder Assen nicht zu<br />

vergleichen sind. Die Rennbegeisterung<br />

und das Interesse an Motorrädern<br />

ließ den Iren damit nur eine Möglichkeit:<br />

Weiter die Straßen abzusperren<br />

und dort ihre Rennen zu fahren –<br />

bis es lieb gewonnene Tradition war.<br />

Muss man deshalb auf die Inseln<br />

pilgern, um echtes Road Racing zu erleben?<br />

Nein, durch die IRRC (International<br />

Road Racing Championship) ist es<br />

möglich in Holland, Belgien, Tschechien<br />

und sogar bei uns in Deutschland<br />

hautnah dabei zu sein. Auch das Fischereihafenrennen<br />

in Bremerhaven<br />

darf man dazu zählen. Das IRRC-Rennen<br />

von Horice in der Tschechischen<br />

Republik ist sicherlich das spektakulärste<br />

Road Race auf dem Festland.<br />

Wer erleben will, wie etwa 30 Supersportler<br />

ganz dicht hinter- oder nebeneinander<br />

mit Gejaule aus dem Wald<br />

kommen und volle Bombe durch die<br />

Stadt brettern, ist hier goldrichtig. Die<br />

Fahrer brauchen auch hier die sprichwörtlich<br />

großen „Cojones“, und für die<br />

deutschsprachigen Zuschauer ist es<br />

eine günstige Alternative zu den kostspieligen<br />

Reisen auf die Isle of Man<br />

oder zu den irischen Rennen.<br />

Die „Czech TT“ findet im August auf<br />

der recht anspruchsvollen, 5,15 Kilometer<br />

langen Strecke in Horice, rund<br />

eineinhalb Stunden östlich von Prag<br />

entfernt, statt. Kurz nach Start/Ziel geht<br />

es fast wie in Bray Hill auf der Isle of<br />

Man sehr steil in die Stadt hinunter.<br />

Vorbei an Häusern folgt schließlich ein<br />

Bergauf-Stück, bis die Fahrer nach der<br />

tschechischen Version von Gooseneck<br />

(ein Bergaufstück bei der TT) hart beschleunigen<br />

und im Wald verschwinden,<br />

wo sie ähnlich schwierigen Lichtverhältnissen<br />

ausgesetzt sind wie auf<br />

der Isle of Man, wenn der Wechsel von<br />

Schatten und Sonne den Fahrern wie<br />

ein Stroboskop zusetzt. In der Stadt<br />

gibt es Leute, die seelenruhig vor ihrer<br />

Haustür stehen, genüsslich Bier trinken<br />

und zuschauen, während die Maschinen<br />

nur um Haaresbreite an ihnen vorbeifliegen.<br />

Was, wenn einer hier abfliegt<br />

und durch die offene Haustür im<br />

Wohnzimmer landet? Wahrscheinlich<br />

gäbe es bei der Stimmung dort für den<br />

Fahrer erstmal ein Bier in die Hand und<br />

ein Foto fürs Familienalbum.<br />

Die Fans in Horice haben einiges<br />

mit den Iren gemeinsam: Sie sind absolut<br />

begeisterungsfähig und feuern<br />

sämtliche Piloten lautstark an. Schafft<br />

es ein gestürzter Pilot weiterzufahren,<br />

honorieren die Fans diesen Kampfgeist<br />

bei jedem weiteren Umlauf mit infernalischem<br />

Gebrüll.<br />

Die Rennen selbst sind auch aus<br />

sportlicher Sicht großartig. Es wird<br />

quer durchs Feld gekämpft und sich<br />

nicht nach zwei Runden einfach eingereiht<br />

und hinterhergefahren – jede Platzierung<br />

zählt. Die Lokalmatadoren wie<br />

der Manx Grand Prix-Sieger Kamil Holán<br />

sind sehr schnell, aber auch die<br />

Deutschen wie etwa IRRC-Seriensieger<br />

Didier Grams oder Thomas Kreutz mischen<br />

ganz vorne mit. Die Auslaufrunden<br />

sind dann eine Schau für sich, besonders<br />

bei Team Vodojem, das nach<br />

der Kurve benannt ist, in der die „Bekloppten“<br />

stehen, mit Drucklufthupen<br />

einen riesen Radau veranstalten und<br />

den vorbeifahrenden Racern Stop-andgo-Schilder<br />

zeigen, um sie mit frischem<br />

Bier zu versorgen. Macht einer der<br />

Fahrer einen Burnout, gerät Team Vodojem<br />

in Ekstase.<br />

Wer sich dieses Jahr noch selbst an<br />

eine echte Straße stellen möchte, die<br />

zur Road Racing-Rennstrecke mutiert<br />

und sogar den diesjährigen vierfachen<br />

TT-Sieger Michael Dunlop erleben<br />

möchte, ist beim Frohburger Dreieckrennen<br />

am 27./28. September genau<br />

richtig. Auch dort kann man<br />

erleben, welch besondere<br />

Atmosphäre bei solchen<br />

Rennen herrscht. Dazu<br />

braucht man nicht überall<br />

kleine Leitern und Pommes<br />

mit Käse und Bratensoße.<br />

Sweeny und Dunlop<br />

jagen über den<br />

nordirischen Kurs<br />

der Cookstown <strong>10</strong>0<br />

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114 <strong>PS</strong> <strong>10</strong>/<strong>2014</strong>

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