PS 12/2014
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YAMAHA<br />
YZF-R1M<br />
<strong>12</strong><br />
DEZEMBER<br />
<strong>2014</strong><br />
HONDA<br />
RC 213 V-S<br />
DIE<br />
HARLEY<br />
FORTY-<br />
SUPER-<br />
SPORTLER<br />
SIND ZURÜCK<br />
DUCATI<br />
PANIGALE <strong>12</strong>99<br />
BMW<br />
S 1000 XR<br />
KAWASAKI<br />
NINJA H2<br />
KTM<br />
1050 ADVENTURE<br />
APRILIA<br />
RSV4 RR<br />
Performance-Test<br />
STUNTS<br />
Premiere:<br />
BMW<br />
S 1000 RR<br />
DUCATI<br />
MULTISTRADA <strong>12</strong>00<br />
Technik:<br />
Einspritzung/<br />
Motorsteuerung<br />
TRIUMPH<br />
TIGER 800 XRx/XCx<br />
So gehen<br />
WHEELIE,<br />
STOPPIE,<br />
DONUT<br />
Premiere:<br />
MV Brutale<br />
800 RR<br />
EIGHT<br />
Deutschland € 3,80<br />
Österreich € 4,30; Schweiz sfr 7,20;<br />
BeNeLux € 4,40; Italien € 5,00;<br />
Slowenien € 5,00; Spanien € 5,00<br />
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INHALT <strong>12</strong>/<strong>2014</strong><br />
20<br />
Der erste Ritt auf der<br />
neuen BMW S 1000 RR<br />
bringt Gewissheit. Sie<br />
steckt ihre Vorgängerin<br />
locker in den Sack. Mehr<br />
dazu hier im Heft!<br />
SZENE<br />
04 NEWS/PRODUKTE<br />
MV Agusta küsst AMG-Mercedes;<br />
Continental TKC 70; Yamaha WR 250<br />
F 2015; neue Isle of Man-DVD; Kurzmeldungen,<br />
Editorial<br />
EICMA-KRACHER<br />
08 DIE NEUEN POWER-BIKES<br />
Yamaha YZF-R1, Ducati <strong>12</strong>99 Panigale,<br />
Kawasaki H2, Honda RCV 213 S,<br />
BMW S 1000 RX, Ducati Multistrada<br />
20 PREMIERE<br />
BMW S 1000 RR<br />
26 VERGLEICHSTEST<br />
Getunte Wellbrock-Honda CB 1000 R<br />
gegen Serien-CB 1000 R<br />
34 PREMIERE<br />
MV Agusta Brutale 800 RR/Dragster<br />
800 RR<br />
40 PERFORMANCE-TEST<br />
Harley-Davidson Sportster Forty-<br />
Eight<br />
48 LIMITED EDITION<br />
Style-Bike Kawasaki ER-6n<br />
52 TECHNIK<br />
Alles über die Elektronik im Bike<br />
SPORT<br />
82 REPORTAGE<br />
Die neuen Regeln im MotoGP<br />
88 DAS SCHWARZE BRETT<br />
Meldungen aus dem Fahrerlager<br />
RUBRIKEN<br />
58 LESERBRIEFE<br />
60 MARKT<br />
80 DSK-NACHRICHTEN<br />
90 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />
<strong>PS</strong>-SPECIAL<br />
ab Seite 69<br />
STUNT<br />
Das müssen<br />
Sie können:<br />
Wheelie,<br />
Stoppie, Donut!<br />
Fotos: BMW, Markus Jahn<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 3
SZENE<br />
NEWS<br />
Deal steht noch unter dem Vorbehalt<br />
der Genehmigung durch die Kartellbehörden,<br />
welche für Ende November<br />
dieses Jahres erwartet wird.<br />
Die Mercedes-AMG GmbH wurde<br />
1967 von Hans Werner Aufrecht und<br />
Erhard Melcher gegründet, heute ist<br />
sie eine 100-prozentige Tochter der<br />
Daimler AG. Ihr Ruf gründet sich auf<br />
Motorsport-Erfolge und ein einzig-<br />
LIEBES-<br />
HOCHZEIT<br />
Fotos: Hersteller<br />
VARESE/AFFALTERBACH Mercedes-<br />
AMG übernimmt ein Viertel der Anteile<br />
der MV Agusta Motor S.p.A. Der Sportwagenhersteller<br />
Mercedes-AMG und<br />
der Motorradhersteller MV Agusta<br />
werden langfristig zusammenarbeiten.<br />
Die Kooperation soll auch den Bereich<br />
Marketing und Verkauf betreffen; es<br />
ist also bald mit MV-Motorrädern in<br />
Mercedes-Showrooms zu rechnen. Der<br />
artiges Produktportfolio. Derzeit<br />
beschäftigt AMG mit Sitz im schwäbischen<br />
Affalterbach ungefähr <strong>12</strong>00<br />
Mitarbeiter, davon 700 Entwickler. Die<br />
MV Agusta Motor S.p.A. aus Varese/<br />
Italien hat derzeit etwa 260 Mitarbeiter,<br />
davon sind 90 in den Bereichen Forschung<br />
und Entwicklung tätig. Die<br />
renommierte Motorradmarke Cagiva ist<br />
ebenfalls im Besitz von MV Agusta.<br />
NEUER GUMMI<br />
CONTINENTAL TKC 70<br />
Contis neue Pelle für Reise-Enduros<br />
trägt den klangvollen Familiennamen<br />
TKC, weil sie neben hervorragenden<br />
Straßeneigenschaften auch ein ordentliches<br />
Quantum Offroad-Qualitäten<br />
bietet – wie der Namensgeber,<br />
der legendäre TKC 80 eben. Der<br />
moderne TKC 70 besitzt klasse<br />
Handlingeigenschaften und ein<br />
sehr hohes Gripniveau, dank hohem<br />
Silica-Anteil auch bei Nässe.<br />
In Radial-Bauweise hergestellt,<br />
wird der mit M+S gekennzeichnete<br />
Reifen mit dem Geschwindigkeitsindex<br />
V (bis 240 km/h) angeboten.<br />
Der neue Continental<br />
TKC 70 ist schon<br />
beim Händler. Infos:<br />
www.conti-moto.de<br />
Fotos: Hersteller<br />
4 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
Neue Isle of Man-DVD<br />
DER WINTER KANN KOMMEN!<br />
DANK DES TT-RÜCKBLICKS<br />
<strong>2014</strong> WERDEN TRISTE ABENDE<br />
BUNT. VIER STUNDEN ACTION<br />
AUS TRAINING UND RENNEN<br />
GIBT‘S FÜR 24,95 EURO BEI<br />
LOUIS ODER AMAZON.<br />
NEUE ENDURO<br />
YAMAHA WR 250 F<br />
Foto: Hersteller<br />
WUNDERLICH<br />
R NINE T-TEILE<br />
BMW-Spezialist Wunderlich aus<br />
Sinzig hat sich der R nine T angenommen.<br />
Blickfang ist die an<br />
alte R 90 S-Modelle angelehnte<br />
Verkleidung, die inklusive Anbauteilen<br />
(unlackiert) für 449 Euro zu<br />
haben ist. Dutzende weitere<br />
Custom-Teile wie Kennzeichenhalter,<br />
Blinker und Rücklichtumbauten<br />
findet man im kostenlosen<br />
R nine T-Spezialkatalog<br />
oder auf der Wunderlich-<br />
Homepage www.wunderlich.de.<br />
Yamaha überträgt bei der 2015er-WR<br />
250 F das Motocross-Motorenkonzept<br />
auf die kleine Enduro. Soll heißen: Der<br />
Einlasstrakt ist vorne am Motor, der<br />
Auslass hinten. Der Krümmer umrundet<br />
nun einmal den gesamten Zylinder, um<br />
den hinten rechts angeschraubten Endtopf<br />
zu erreichen. Yamaha verspricht<br />
sich von dieser Einbaulage eine bessere<br />
Massenverteilung.<br />
Konventionell geht es beim Fahrwerk<br />
zu. Der Alurahmen mit zwei Oberzügen<br />
stammt vom<br />
Motocrosser<br />
ab, die Federelemente ebenfalls. Detailarbeit<br />
wurde an Getriebe und Fahrwerk<br />
betrieben, weiter gespreizte Gänge<br />
und eine weichere Abstimmung kommen<br />
dem Enduristen entgegen. Das ab März<br />
verfügbare Erdferkel ist außerdem mit<br />
einem Lüfter am Kühler ausgestattet<br />
und hat ein größeres Ölvolumen als der<br />
Crosser, um thermisch besser gerüstet<br />
zu sein. Der Preis steht noch nicht fest.<br />
Foto: mps-Fotostudio<br />
EDITORIAL<br />
WIEDER WER<br />
Die EICMA stand eindeutig unter dem<br />
Eindruck der Supersportler. Klar gab es<br />
auch andere Neuheiten, aber so richtig<br />
für die Ohs und Ahs waren die Sportler<br />
verantwortlich. Für uns von <strong>PS</strong> eine<br />
wahre Freude, waren die letzten Jahre<br />
für die sportlichste Motorradzeitschrift,<br />
die vor allem für artgerechte Tests und<br />
Supersport-Aktion steht, Modell-technisch<br />
wahrlich kein Eldorado. Was aber<br />
auf der EICMA zu sehen war, stimmt uns<br />
sehr optimistisch. Und sorgt vor allem<br />
für echtes Jucken in der Gashand und<br />
diese unbändige Lust, diese bis ins<br />
Kleinste ausgefeilten Sportler zu fahren.<br />
Besonders heraus sticht die Kreativität<br />
der Hersteller im Umgang mit dem<br />
Thema Supersport. Das erinnert sehr an<br />
die glorreichen 1990er-Jahre, als es<br />
eine gigantische Bandbreite an Leistungsklassen<br />
und Hubräumen gab. Und<br />
dafür zollen wir den Herstellern mal<br />
unseren Respekt, denn einfacher ist der<br />
Markt nicht geworden. Mit der Yamaha<br />
R3, der Kawasaki Ninja 300, den kleinen<br />
KTMs oder der Honda CBR 300 können<br />
die Einsteiger ihren Sportlern aus der<br />
<strong>12</strong>5er-Zeit treu bleiben, ohne den<br />
Sprung gleich auf drehzahlorientierte,<br />
eher alltagsuntaugliche 600er machen<br />
zu müssen. Den gestandenen Sport-<br />
Anhängern bietet sich dann ein Füllhorn<br />
faszinierender Fahrzeuge, das von<br />
knapp 1300 Kubik bei der <strong>12</strong>99 Panigale<br />
bis zur Kompressor-Technik der Kawasaki<br />
H2 reicht. Im klassischen Superbike-Feld<br />
hat Yamaha mit der R1 jetzt<br />
das Hammer-Bike der Stunde abgeliefert<br />
und Honda deutet mit der teuren RC<br />
213 V wenigstens an, dass noch mehr<br />
kommen wird. Jetzt noch Suzuki, und<br />
wir Supersport-Fans sind wieder wer!<br />
Supersportliche Grüße<br />
Uwe Seitz,<br />
leitender<br />
Redakteur<br />
Fotos: Yamaha<br />
Foto: Yvonne Hertler
Foto: Motorex<br />
NEWS<br />
KURZ & KNAPP<br />
++ MOTOREX ++<br />
Jeder Hobbyracer kennt Ottmar<br />
Bange als Rennleiter<br />
diverser Veranstaltungen,<br />
zum Beispiel der Langstreckenrennen<br />
in Oschersleben.<br />
Nun widmen sich Ottmar und<br />
Kollegen dem Vertrieb von<br />
Motorex-Produkten<br />
in<br />
Deutschland.<br />
Öle, Pflegemittel,<br />
Reiniger –<br />
das Motorex-<br />
Portfolio ist<br />
umfassend.<br />
++ SALZBURG ++<br />
Die Motorradmesse Biker-S-<br />
World findet am 29. und 30.<br />
November in Salzburg statt.<br />
Neben den funkelnden Neuheiten<br />
der kommenden Saison<br />
werden auch ältere Bikes<br />
bei einer großen Gebrauchtmotorrad-Börse<br />
zu sehen<br />
sein.<br />
++ ONLINE-SHOP ++<br />
Dennis Hertrampf aus Nordhorn<br />
startet einen großen<br />
Online-Shop. Auf www.moto<br />
parts4u.de wird alles rund<br />
ums Bike angeboten.<br />
++ NEUER PIRELLI ++<br />
Mit dem Scorpion Trail II<br />
bringt Pirelli eine neue Pelle<br />
für Groß-Enduros. Er löst<br />
den erfolgreichen Vorgänger<br />
Scorpion Trail ab und ist ab<br />
sofort in den gängigen Größen<br />
lieferbar.<br />
++ ÖHLINS-RÜCKRUF ++<br />
Öhlins muss aus Sicherheitsgründen<br />
Nachrüst-Lenkungs<br />
dämpfer der Baujahre<br />
September 2008 bis Oktober<br />
2013 zurückrufen. Durch einen<br />
Materialfehler kann es<br />
zu einem Defekt an deren<br />
Halterung kommen. Details<br />
und welche Seriennummern<br />
davon betroffen sind, finden<br />
sich auf der Öhlins-Website<br />
unter www.ohlins.eu.<br />
++ MT-O7-ZUBEHÖR ++<br />
Givi rüstet die Yamaha MT-07<br />
mit reichlich Zubehör wie<br />
Koffern, Topcases, Tankrucksäcken<br />
etc. zum Tourer auf.<br />
www.givi-deutschland.de<br />
Foto: Messe Friedrichshafen<br />
PREISSENKUNGEN BEI KAWASAKI<br />
SATTE RABATTE<br />
Kawasaki senkt für viele <strong>2014</strong>er-Modelle ab sofort die Preise um zehn<br />
Prozent. So lassen sich an einer ZX-10R ohne ABS satte 1569 Euro, an einem<br />
Modell mit ABS 1669 Euro sparen. Auch die ZX-6R 636 mit/ohne ABS<br />
steht auf der Liste, Preisvorteile von 1319/1424 Euro sind sicher. Doch<br />
nicht nur Supersportler müssen raus. Neben der Z 800 gilt der Rabatt<br />
auch für die klassische W 800 und viele andere Modelle.<br />
Typenkompass KTM<br />
RECHTZEITIG ZU WEIHNACHTEN<br />
KOMMT DER NEUE TYPENKOMPASS<br />
KTM AUF DEN MARKT. AUF 160 SEI-<br />
TEN TUMMELN SICH KTMS AB 1953.<br />
FÜR 9,95 EURO IM BUCHHANDEL<br />
ODER BEI WWW.MOTORBUCH.DE<br />
MOTORRADWELT BODENSEE<br />
SEE-MESSE<br />
Vom 23. bis 25. Januar 2015 öffnet die<br />
Messe Friedrichshafen die Pforten für<br />
Motorradfahrer. Wie immer neben den<br />
neuesten Motorrädern im Programm:<br />
Stuntshows und Supermoto-Rennen. Erwartet<br />
werden mehr als 250 Aussteller,<br />
die die Hallen zum Bersten bringen.<br />
2015<br />
Foto: mps-Fotostudio<br />
WIRD<br />
DAS<br />
METZELER-VILLAGE<br />
WÄHREND DER ISLE OF<br />
MAN-TT WIEDER IN<br />
DOUGLAS STEHEN.<br />
WILLKOMMEN SIND AL-<br />
LE BIKER, FAHRER VON<br />
METZELER-REIFEN<br />
BEKOMMEN EXTRA<br />
RABATTE. MEHR INFOS:<br />
HTTP://ROADRACING.<br />
METZELER.COM<br />
Foto: Kawasaki<br />
6 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
BEKLEIDUNG<br />
HIPPE<br />
KITTEL<br />
Weit vor dem Jahreswechsel<br />
stehen die neuen Kollektionen<br />
für die kommende Saison fest.<br />
Hier einige Teile, die uns aufgefallen<br />
sind.<br />
KTM SX-SHADES Wir<br />
<strong>PS</strong>ler tragen keine<br />
KTM-Brille. Wer dies<br />
jedoch will, darf bei<br />
der knallorangefarbenen<br />
SX-Shades zuschlagen.<br />
Für 59,40<br />
Euro wandert sie<br />
beim KTM-Dealer<br />
über den Tresen.<br />
D-EXPLORER JACKE<br />
Diese Goretex-Jacke<br />
von Dainese ist eine<br />
Ganzjahresjacke aus<br />
widerstandsfähigem,<br />
wasserdichtem Gewebe<br />
und mit herausnehmbarem<br />
Thermo-Innenfutter.<br />
Preis: 699 Euro beim<br />
Fachhändler.<br />
CLUTCH EVO D-DRY<br />
Ein neuer, wasserdichter<br />
Membran-<br />
Handschuh von Dainese.<br />
Perfekt für die<br />
Herbst- oder Frühlingstage<br />
und lange<br />
Fahrten. Für 79 Euro<br />
beim Fachhändler.<br />
Fotos: Hersteller<br />
LS2 ARROW Der als<br />
Road Racing-Helm<br />
deklarierte LS2<br />
Arrow wiegt 1390<br />
Gramm, bietet ein<br />
großes Gesichtsfeld<br />
und ist aus Fiberglas<br />
hergestellt. Schlappe<br />
299 Euro verlangt der<br />
Fachhändler vom<br />
Kunden dafür.<br />
MODEKA IMOLA Eine<br />
gute Alltags-Kombi<br />
für 899 Euro? Ja, die<br />
gibt es! Die Imola ist<br />
so eine Kandidatin,<br />
überzeugt durch ein<br />
sehr gutes Preis-<br />
Leistungs-Verhältnis<br />
und gute Sicherheitsausstattung.<br />
Mehr Infos:<br />
www.modeka.de<br />
FACTORY STYLE ZIP<br />
HOODY KTM-Fans<br />
lieben ihre Marke und<br />
werden auch diesen<br />
Baumwolle/Polyester-Hoody<br />
lieben. Erhältlich<br />
in den Größen<br />
XS-XXL für 74,28<br />
Euro beim gut sortierten<br />
KTM-Händler.<br />
Foto: Hersteller<br />
LSL-Kawasaki Z 1000<br />
JÜNGSTES BABY VON LSL AUS KREFELD IST DIE<br />
KAWASAKI Z 1000. DIE ZUBEHÖR-SPEZIALISTEN<br />
SPENDIERTEN DEM BELIEBTEN NAKED BIKE EINE<br />
NEUE FRONTVERKLEIDUNG, FUSSRASTEN, EINEN<br />
FETTEN ROHRLENKER SOWIE VIELE ANDERE TEILE<br />
UND NENNEN DIESE KREATION „CUSTOM STREET“.
NEUHEITEN<br />
THE RACE<br />
Alle jagen BMW. So<br />
könnte der neue Boom<br />
im Supersportlersegment<br />
lauten. 200 <strong>PS</strong><br />
sind das Mindeste,<br />
volle Elektronik Pflicht.<br />
Text: Uwe Seitz, Michael Pfeiffer<br />
Fotos: Hersteller<br />
Wie die erste R1 könnte<br />
das neue Superbike von<br />
Yamaha wieder zum<br />
Traumbike der Sportler-<br />
Gemeinde werden. Anno 1998 lockte<br />
der Vierzylinder mit grandiosen Leistungsdaten<br />
und einem derart scharfen<br />
Äußeren, dass selbst abgezockte<br />
Supersport-Fans die großformatigen<br />
Bilder des schönen Stücks übers Bett<br />
oder im Büro an die Pinnwand tackerten.<br />
Und jetzt langt Yamaha wieder zu –<br />
endlich, muss man sagen. Nichts ist<br />
mehr wie es war, versprechen sie in<br />
Mailand auf der EICMA, wo das Superbike<br />
der Stunde der Weltöffentlichkeit<br />
präsentiert wurde. Mit viel Pomp und<br />
MotoGP-Prominenz. Valentino Rossi<br />
und Jorge Lorenzo vom Yamaha-MotoGP-Team<br />
taten dies in Werksfahrer-<br />
Pflicht. Rossi sogar in reinster Showman-Qualität.<br />
Aber für Yamaha war es<br />
8 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
YAMAHA<br />
YZF-R1<br />
DATEN<br />
Vierzylinder-Reihenmotor,<br />
998 cm³, 147 kW (200 <strong>PS</strong>) bei<br />
13 500/min, 1<strong>12</strong> Nm bei 11 500/min,<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen,<br />
Upside-down-Gabel (Ø 43 mm),<br />
Doppelscheibenbremse vorn,<br />
Scheibenbremse hinten, Ø 320/220<br />
mm, Sitzhöhe 855 mm, Gewicht<br />
vollgetankt 199 kg, Preis: k. A.<br />
YAMAHA<br />
YZF-R1 M<br />
IS ON<br />
Nahe dran an der MotoGP-Maschine M1.<br />
Die Scheinwerfer werden bei beiden R1<br />
als Lichtkanonen in Szene gesetzt<br />
das wichtigste Signal für die neue R1,<br />
die kompromisslos mit MotoGP-Knowhow<br />
konstruiert wurde.<br />
Schon optisch erinnert viel an der<br />
YZF-R1 anno 2015 an ihre MotoGP-<br />
Schwester M1: Der zentrale Lufteinlass<br />
über den Lenkkopf in die große Airbox,<br />
die komplett neu gestaltete Front mit<br />
den unscheinbaren LED-Scheinwerfern,<br />
der kantige Tank mit den Schlitzen, das<br />
schmale Heck und die 4-in-2-in-1-Auspuffanlage<br />
verleihen der R1 Züge des<br />
Grand Prix-Bikes.<br />
Diesen Bezug stellt das neue Yamaha-Superbike<br />
aber auch bei der Technik<br />
her. Gar nichts ist da von der Vorgängerin<br />
übrig. Sieht man einmal von<br />
den variablen Saugrohrlängen und<br />
dem nach wie vor mit der Crossplane-<br />
Zündfolge 270, 180, 90 und 180 Grad<br />
agierenden Motor ab. Zwar legt Yamaha<br />
vor der ersten Fahrpräsentation der R1<br />
YAMAHA<br />
YZF-R3<br />
Es ist nicht fair, die neue kleine Sportlerin<br />
im Lauftext zu ignorieren. Aber wir haben<br />
so lange auf eine neue 1000er gewartet<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 9
NEUHEITEN<br />
DATEN<br />
Zweizylinder-90-Grad-V-Motor,<br />
1198/<strong>12</strong>85 cm³, 151 kW (205 <strong>PS</strong>)<br />
bei 11 500/10 750/min,<br />
136/145 Nm bei 10 000/8500/<br />
min, Leichtmetall-Monocoque,<br />
Upside-down-Gabel, Doppelscheibenbremse<br />
vorn, Scheibenbremse<br />
hinten, Ø 330/265 mm,<br />
Bosch-Kurven-ABS<br />
noch nicht alle Karten auf den Tisch,<br />
aber unter anderem mit neuem Bohrung/Hub-Verhältnis,<br />
spezieller Airbox-<br />
Technik, neuen <strong>12</strong>-Loch-Einspritzdüsen<br />
und größeren Ventilen im komplett<br />
neuen Zylinderkopf mit optimierten<br />
Kanälen soll die R1 jetzt 200 <strong>PS</strong> ohne<br />
Ram-Air-Effekt erreichen. Aber holla!<br />
Die Kurbelwelle wurde auch erleichtert.<br />
Mit 20 Prozent weniger Schwungmasse<br />
sollen dem Motor unten herum<br />
ordentlich Beine gemacht werden.<br />
Im Zylinderkopf sind die Ventilwinkel<br />
deutlich enger, darunter befinden sich<br />
kompaktere Brennräume, die mit 13,0:1<br />
verdichtet sind. Erstmals bei einem<br />
10 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong><br />
Yamaha- Supersportler betätigen<br />
Schlepphebel die Ventile, was vor allem<br />
die Drehfreudigkeit des Vierzylinders<br />
befeuern soll. Sehr leichte Pleuel aus<br />
einer Titan-Legierung treiben leichte<br />
Alu-Schmiedekolben durch die Zylinder.<br />
Auch hier darf man sich auf drehfreudiges<br />
Dahinwirbeln freuen. Die<br />
Kolben werden durch Öldüsen hin zum<br />
Kolbenboden zusätzlich gekühlt.<br />
Das ganz große Programm gibt es<br />
bei der neuen R1 natürlich auch in<br />
Sachen Elektronik, die ebenfalls auf direkte<br />
Erfahrungen im MotoGP fußt und<br />
komplett von Yamaha selbst entwickelt<br />
wurde. Im Superbike arbeitet eine Elektronik<br />
mit je zwei Beschleunigungsund<br />
Drehratensensoren, die dreidimensional<br />
arbeiten und so Bewegungen<br />
um die Längs-, Höhen- und Querachse<br />
erfassen. Das geschieht <strong>12</strong>5 Mal in<br />
der Sekunde. Davon profitiert die neue<br />
Traktionskontrolle, die Schräglage und<br />
Motorleistung, Vorder- und Hinterrad-<br />
Drehzahl abgleicht und die R1 über<br />
Drosselklappen, Zündung und Einspritzung<br />
auf Spur hält. Mit dem SCS (Slide<br />
Control System) sollen mit diesem Datenabgleich<br />
kontrollierte Drifts möglich<br />
sein. Front Lift Control gegen zeitraubende<br />
Wheelies sowie Launch Control<br />
für Blitzstarts gehören ebenso zum
DUCATI<br />
PANIGALE <strong>12</strong>99<br />
Dank neuer Fahrwerksgeometrie soll<br />
die Panigale handlicher werden und<br />
mehr Grip bieten – gut bei 205 <strong>PS</strong><br />
neuen Standard. Der Schaltautomat ist<br />
nach dem Vorbild der Top-Konkurrenz<br />
von Aprilia, BMW und Ducati fast schon<br />
selbstverständlich. Ein Blipper-System<br />
zum kupplungsfreien Herunterschalten<br />
gibt es jedoch nicht.<br />
Dafür hat jetzt auch die R1 ein<br />
schräglagensensitives ABS mit Kombi-<br />
Bremssystem, das besonders sportlichem<br />
Einsatz noch mehr Spaß einflößen<br />
soll. Geht der Pilot beispielsweise<br />
vorn und hinten in die Eisen, gleicht<br />
die Elektronik die Bremskraft ab und<br />
optimiert die Bremsung.<br />
Selbstverständlich ist die neue R1<br />
auch sehr viel leichter als die Vorgängerin.<br />
Mit Sprit soll sie 199 Kilo auf die<br />
Waage bringen. Allein der Motor soll<br />
deutlich leichter sein als der Vorgänger.<br />
Richtig Gewicht machen auch das Magnesiumheck<br />
und die Räder aus gegossenem<br />
Magnesium. Sie allein sparen vorn<br />
530 und hinten 340 Gramm.<br />
Weitere Kilo brachte der neue Deltabox-Rahmen.<br />
Zusätzlich kürzt er den<br />
Radstand auf agile 1405 Millimeter. Das<br />
sind 10 mm weniger als bei der Vorgänger-R1.<br />
„Wir wollten die große Stärke<br />
der M1, das Handling, unbedingt in die<br />
R1 packen“, erklärte Rossi zum erzielten<br />
Fahrverhalten.<br />
Die MotoGP-Jungs passten wirklich<br />
gut zur neuen R1. Die Fahrer und ihre<br />
Entwicklungsarbeit mit der neuen<br />
Yamaha zu verbinden, ist Marketingtechnisch<br />
ein riesiges Ding. Aber die<br />
Daten des neuen Superbikes und die<br />
unzweifelhafte Optik scheinen zu halten,<br />
was das Marketing verspricht; sie<br />
massieren das Lustzentrum. Wie bei<br />
der ersten R1. Auch damals träumten<br />
alle vom Maximum, das der Motorsport<br />
normal sterblichen Fans in die Hand<br />
geben konnte. Sind das wieder glorreiche<br />
Zeiten, wo sich Supersport-Träume<br />
noch lohnen? Mit deutlich unter 20000<br />
Euro für die R1 und etwas darüber<br />
für die noch sportlichere und auf wohl<br />
150 Stück für Deutschland limitierte<br />
R1M mit elektronischem Fahrwerk und<br />
ganz viel Karbon liegt das Superbike<br />
preislich in dem Bereich, in dem Träume<br />
wahr werden können. Billigheimer<br />
waren Sportler schließlich nie.<br />
DUCATI Traumbikes waren schon immer<br />
die Domäne von Ducati, besonders<br />
wenn es um Supersport geht. Tiefgreifend<br />
haben sie auch in Bologna ihr<br />
sportliches Aushängeschild überarbeitet.<br />
Für die Superbike-Homologation<br />
erhielt das neue Superbike, das künftig<br />
nur noch Panigale R heißen wird, weitgehend<br />
den Motor der fantastischen<br />
Superleggera. Mit Titanpleueln, Titanventilen<br />
und Kolben mit nur zwei Ringen<br />
liefert dieser Rennmotor 205 <strong>PS</strong> bei<br />
11500/min. Eine neue Auspuffanlage<br />
Mit diesen Tastern nach Aprilia-Vorbild<br />
haben es jetzt auch Ducati-Fahrer leichter,<br />
sich durch die Elektronik zu arbeiten<br />
und Verkleidungs-Modifikationen sowie<br />
das geänderte Fahrwerk hat die R mit<br />
der neuen, facegelifteten <strong>12</strong>99 gemein.<br />
<strong>12</strong>99? Jawohl! Ducati baut in den<br />
neuen Straßenmotor gigantische 116er-<br />
Spezialkolben ein, die mit dem bisherigen<br />
Hub exakt <strong>12</strong>85 cm³ Hubraum erzeugen.<br />
Die Bohrung reicht schon fast<br />
in den Bereich von Lkw-Motoren, trotzdem<br />
dreht der Motor bis über 11000/<br />
min – das ist noch keinem Motorenbauer<br />
in Serie gelungen. Satte 205 <strong>PS</strong><br />
bei 10750/min leistet die <strong>12</strong>99 nach<br />
Werksangabe. Dazu gesellen sich aber<br />
brachiale 145 Nm Drehmoment, und<br />
zwar bei 8500/min. Damit dürfte das<br />
<strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 11
NEUHEITEN<br />
KAWASAKI<br />
NINJA H2<br />
Thema Beschleunigungsloch bei 4000/<br />
min und die sehr spitze Leistungscharakteristik<br />
beim bisherigen Superbike-Twin<br />
ausgebügelt sein.<br />
Um die ultraleichte Ducati (vollgetankt<br />
gerade mal 193 Kilogramm) überhaupt<br />
beherrschen zu können, bauen<br />
die Italiener alles ein, was an Elektronik<br />
zu haben ist. Neueste Bosch-Sensorik<br />
ermöglicht Kurven-ABS, Wheelie- und<br />
Traction-Control. Bei der S-Version<br />
kommen noch ein semiaktives Fahrwerk<br />
inklusive Lenkungsdämpfer und<br />
ein Schaltautomat mit Blipper dazu.<br />
Für besseren Grip und Handling<br />
wurde die Fahrwerksgeometrie neu<br />
ausgelegt. Die Gabel steht nun steiler<br />
und das Vorderrad erhielt weniger<br />
<strong>12</strong> <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong><br />
Nachlauf, der Schwingendrehpunkt<br />
wurde vier Millimeter tiefer gelegt.<br />
Ob man das überhaupt merkt, wird<br />
spätestens der erste Test zeigen.<br />
Auffälliger werden die höhere und<br />
breitere Verkleidungsscheibe und die bequemere<br />
Sitzbank sein. Dankeschön! Und<br />
noch auffälliger, vor allem für die Entgegenkommenden,<br />
wird die neue LED-<br />
Lichttechnik sein, welche die ebenfalls<br />
neu gestaltete Verkleidungsnase ziert.<br />
Diese Technologie stammt wohl direkt<br />
von Ducati-Eigner Audi, deren Pkw ja<br />
schon länger mit solchen LEDs leuchten.<br />
Die S-Version kommt nicht nur mit<br />
elektronischem Fahrwerk, sondern bietet<br />
über eine Schnittstelle ganz neue<br />
Möglichkeiten mit dem Smartphone,<br />
über das man durch eine spezielle App<br />
Daten etwa zur Rennstrecke erfassen<br />
und für das Fahrwerk entsprechende<br />
Vorschläge herunterladen kann. Über<br />
Preise schweigt man sich, wie auch<br />
die meisten anderen Hersteller, derzeit<br />
noch aus. Viel teurer sollte die <strong>12</strong>99<br />
Panigale im Vergleich zur aktuellen<br />
1199 aber nicht werden.<br />
KAWASAKI Während Ducati durch<br />
die Hubraumerweiterung der <strong>12</strong>99 auf<br />
Rennsport-Homologationen beim Top-<br />
Supersportler verzichtet, baut Kawasaki<br />
einen 1000-Kubik-Vierzylinder mit Kompressor<br />
und befeuert damit ein extrem<br />
sportliches Speedbike, das ebenfalls<br />
keine Rennserie im Sinn hat. Dagegen
DATEN<br />
Vierzylinder-Reihenmotor mit<br />
Kompressoraufladung, 998 cm³,<br />
147 kW (200 <strong>PS</strong>) bei 11 000/min,<br />
133,5 Nm bei 10 500/min,<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen,<br />
Upside-down-Gabel<br />
(Ø 43 mm), Doppelscheibenbremse<br />
vorn, Scheibenbremse<br />
hinten,<br />
Ø 330/250<br />
mm, Sitzhöhe<br />
825 mm, Gewicht<br />
238 kg, Preis: k. A.<br />
Luftführung ist ein großes Thema aller<br />
Frontverkleidungen. Doch nur wenige<br />
bearbeiten es so konsequent wie die H2<br />
Klein, aber reichhaltig: Das innovativ<br />
gestaltete Anzeigeinstrument der H2<br />
verspricht außerdem gute Ablesbarkeit<br />
Fahrfaszination einer ganz anderen Art,<br />
und dafür wurde in Mailand die H2 als<br />
Großserienmotorrad mit Straßenzulassung<br />
vorgestellt. Wie schon bei der limitierten<br />
R-Version, die in Köln erstmals<br />
gezeigt wurde, ist das Äußere der Serienmaschine<br />
extrem zerklüftet. Der Verzicht<br />
auf eine Vollverkleidung dient der<br />
besseren Wärmeabfuhr, und laut Kawasaki<br />
macht jedes kleine Teil Sinn. Neudeutsch<br />
heißt das Form follows function.<br />
Herzstück ist freilich der aufgeladene<br />
Motor, der übrigens nicht aus dem Superbike<br />
ZX-10R stammt, sondern seine<br />
998 cm³ aus vier mal 76,0 mm Bohrung<br />
und 55,0 mm Hub schöpft. Während bei<br />
der R von 300 <strong>PS</strong> die Rede ist, wird das<br />
Serienbike 200 <strong>PS</strong> leisten – ohne Ram-<br />
Air. Dazu soll das Turbinenrad im Kompressor<br />
bis zu 130000/min erreichen.<br />
Da kann man sich schon vorstellen, was<br />
die Testfahrer meinen mit „einzigartigem<br />
Beschleunigungsgefühl“, nachdem <strong>PS</strong><br />
sich mit den Jungs etwas eingängiger in<br />
Mailand unterhalten konnte.<br />
Um mit diesen Eckdaten als Fahrer<br />
relativ gefahrlos umgehen zu können, ist<br />
freilich Elektronik nötig. Die beginnt<br />
beim elektronisch geregelten Lenkungsdämpfer<br />
und schließt natürlich die aus<br />
dem Superbike schon bekannte Traktionskontrolle<br />
und das ABS mit ein. Neu<br />
hinzu kommt eine Launch Control und<br />
eine elektronisch geregelte Motorbremse.<br />
Leider, wenngleich aus nachvollziehbaren<br />
Gründen, behielt die Serien-H2<br />
nicht das schlichte Auspuffrohr der nicht<br />
zulassungsfähigen R. Jetzt regiert ein<br />
gigantischer, zerklüfteter Schalldämpfer<br />
die hintere rechte Seite und verdeckt<br />
den Blick auf das Hinterrad in der Einarmschwinge.<br />
Allerdings passt der große<br />
Schalltrichter zum Antlitz der H2.<br />
Denn wer sich für dieses Bike entscheidet,<br />
sucht das ganz besondere Sportlergefühl,<br />
das sehr viel mit Extravaganz,<br />
(noch) ausgefallener Technik und extremen<br />
Leistungsdaten zu tun haben muss.<br />
Und wofür er dann gern bereit ist, rund<br />
25000 Euro auszugeben.<br />
HONDA Eigentlich hat Honda mit der<br />
MotoGP-Replika RC 213 V-S auch etwas<br />
Extravagantes anzubieten wie Kawasaki<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 13
NEUHEITEN<br />
Honda zeigte zwei spektakuläre Prototypen<br />
auf der EICMA – geizte aber mit<br />
weiteren Informationen. Wann die entsprechenden<br />
Serienmotorräder auf<br />
den Markt kommen, ist nicht bekannt<br />
HONDA<br />
RC 213 V-S<br />
HONDA<br />
TRUE ADVENTURE<br />
Schlamm drüber: Die Packung aus<br />
aufgespritztem Sand deutet an, dass<br />
die neue Geländemaschine robusten<br />
Einsatz verträgt. Etwas konkreter hätte<br />
Honda aber schon werden dürfen<br />
mit der H2. Allerdings wird das erstens<br />
noch erheblich teurer werden und zweitens<br />
wirkt das Ganze etwas unausgegoren.<br />
Was da in Mailand zu sehen war,<br />
war eine lupenreine MotoGP-Grundlage,<br />
der man völlig deplatzierte Spiegel an<br />
die Lenkerenden montiert und auch<br />
noch irgendwie Blinker und Kennzeichenhalter<br />
verpasst hat. Wer das Bike<br />
aber genauer ansehen konnte, dem fiel<br />
14 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong><br />
schnell auf, dass der Auspuff so unmöglich<br />
für eine Straßenzulassung taugen<br />
dürfte. Dem MotoGP-Rohr wurde einfach<br />
eine Art db-Killer eingepflanzt. Da<br />
dürfte wohl kaum eine Homologationsbehörde<br />
dieser Welt mitmachen. Nach<br />
wie vor unklar ist der Preis, den Honda<br />
für so einen Renner aufrufen wird. Allerdings<br />
erfuhr <strong>PS</strong> von einem Honda-<br />
Sprecher, dass es die Replika „on demand“<br />
geben wird, was so viel bedeutet,<br />
wie vorab zahlen und dann lange warten,<br />
bis dir eine gebaut wird. So wie das<br />
Motorrad auf der EICMA wird sie allerdings<br />
wohl kaum aussehen.<br />
Fazit angesichts der Neuheiten anderer<br />
Hersteller: Honda hält in Sachen<br />
sportliche Bikes weiterhin Tiefschlaf.<br />
Das gilt auch für die längst überfällige<br />
Africa Twin-Nachfolgerin, die wieder<br />
nur als Konzept zu sehen war. Über die<br />
Technik und den Zeitpunkt der Markteinführung<br />
wussten die Sprecher nur<br />
wenig zu berichten: Der Zweizylinder-<br />
Reihenmotor soll aus etwa 1000 cm³<br />
ausgeruhte 95 <strong>PS</strong> schöpfen, das Motorrad<br />
um die 200 Kilo wiegen.<br />
APRILIA Da kann selbst der angeschlagene<br />
Piaggio-Konzern durch die<br />
Aprilia-Sparte mehr anbieten. Die<br />
Jungs aus Noale feierten nicht nur den<br />
frisch errungenen Superbike-WM-Titel<br />
mehr als ausgiebig auf ihrer Pressekonferenz,<br />
sondern präsentierten mit<br />
der RSV4 RR ein nochmals modifiziertes<br />
Superbike für Kunden, dessen<br />
Neuerungen vom Racing Department<br />
erarbeitet wurden. Das fängt bei der<br />
neu gestalteten Frontverkleidung an,<br />
die jetzt mehr Windschutz bieten soll.<br />
Dazu gehört auch das neue Frontlicht<br />
mit LED-Blinkern.<br />
Richtig spannend wird es beim<br />
Motor. Die RR soll nämlich satte 16 <strong>PS</strong><br />
mehr produzieren als die Vorgängerin<br />
und damit über 200 <strong>PS</strong> haben. Dazu<br />
wurden der gesamte Lufteinlasstrakt<br />
mit Airbox neu gestaltet und neue Einspritzdüsen<br />
eingebaut. Sorgfältige Bearbeitung<br />
macht Kanäle und Ventilsitze<br />
strömungsgünstiger. Die Ventile sind<br />
jetzt alle aus Titan, die Federn neu und<br />
die Nockenwellen haben ein neues<br />
Profil. Zudem sind sie 500 Gramm<br />
leichter. Rund um die Kurbelwelle wurden<br />
ebenfalls ein paar Gramm hier und<br />
da eingespart und das Gehäuse optimiert.<br />
Auch das Schmiersystem ist<br />
überarbeitet worden. Trotz geringerer<br />
Ölmenge soll der Motor auch in extremen<br />
Schräglagen besser mit Schmier-
Wieder Weltmeister: Aprilia baut eines der besten Basismotorräder für<br />
die Superbike-WM und hat mit Silvain Guintoli dieses Jahr einen weiteren<br />
Titel gewonnen. Und die weiter verfeinerte RSV4 steht schon bereit<br />
APRILIA<br />
RSV4 RR<br />
stoff versorgt werden als bei der<br />
Vorgängerin. Die neue Auspuffanlage<br />
und eine neue Steuerungs-ECU helfen<br />
bei der Leistungssteigerung.<br />
Wie beim „echten“ Superbike erlaubt<br />
das RR-Chassis weiterhin Veränderungen<br />
an der Motorposition, dem<br />
Schwingendrehpunkt, dem Lenkkopfwinkel<br />
und der Heckhöhe zusätzlich<br />
zu den voll einstellbaren Federelementen.<br />
Die Schwinge ist nun 14 mm länger,<br />
um die Wheelie-Neigung einzudämmen.<br />
Insgesamt wurde die Geometrie<br />
an der RR leicht verändert.<br />
Die komplexe Elektronik der RSV4,<br />
das APRC, optimierte Aprilia nochmals<br />
für die RR, die auch das jüngste<br />
Bosch-ABS bekam. Ein Race-Mapping<br />
macht die RR noch giftiger. Und wem<br />
das nicht reicht, der kann sich im Race-Pack,<br />
dem Zubehör-Angebot von<br />
Aprilia, bedienen oder gleich das auf<br />
500 Stück limitierte RF-Sondermodell<br />
mit verstellbaren Fußrasten und anderen<br />
Edelteilen ordern. Auch Aprilia bietet<br />
für das Top-Superbike die Multimedia-Plattform,<br />
mit der man die Elektronik<br />
per Handy entsprechend modifizieren<br />
kann. Die Preise für die RR und RF<br />
stehen noch nicht fest.<br />
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NEUHEITEN<br />
BMW<br />
S 1000 XR<br />
Die Cross-over XR verknüpft<br />
zwei BMW-Welten: Sie mixt<br />
die Reisekompetenz der<br />
R <strong>12</strong>00 GS mit der Rasekompetenz<br />
der S 1000 RR<br />
In den anderen Segmenten gab es<br />
natürlich auch Neuheiten. Zwar<br />
stehen die Sportler mehr denn je<br />
vielleicht für maximale Leistung<br />
und hoch entwickelte Technik, aber<br />
Naked Bikes und hochbeinige Allrounder<br />
machen den Umsatz. Stückzahlen<br />
– wir verstehen uns. Technisch ist<br />
aber auch hier ganz schön viel passiert,<br />
und mit der neuen Multistrada<br />
bietet Ducati eine im Motorradbau<br />
komplett neue Technik. Dazu gleich<br />
mehr, bleiben wir noch mal bei den<br />
Sportlern. Aus der S 1000 RR stammt<br />
der Antrieb der XR, dem neuen Allrounder<br />
der Bayern. BMW nennt die<br />
Kategorie Adventure Sport. Der Vierzylinder<br />
entspricht im Wesentlichen<br />
in der Konfiguration dem des Naked<br />
Bikes S 1000 R, leistet deshalb<br />
160 <strong>PS</strong> bei 11000/min und die Drehmomentspitze<br />
liegt bei 1<strong>12</strong> Nm bei<br />
9250/min. Damit lässt es sich ordentlich<br />
fegen, aber auch Bummeln geht,<br />
wenn es sein muss. Zwei Fahrmodi unterstützen<br />
den Piloten-Wusch dabei –<br />
eben für die Angaser- oder die Bummelnummer.<br />
Traktionskontrolle, ABS<br />
Pro, alles ist an Bord, was heute einfach<br />
dazugehören muss. Nur die Sozia<br />
für den Auftritt muss man sich noch<br />
selber suchen, die ist nicht im üppigen<br />
Angebot der Zu behörabteilung enthalten.<br />
Wer es ein facher mag, kann sogar<br />
viele elektronische Helferlein wie die<br />
TC einfach weglassen und sich das<br />
16 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
BMW<br />
F 800 R<br />
Technisch sanft,<br />
optisch stark überarbeitet<br />
– die F 800 R<br />
präsentiert sich für<br />
2015 gefälliger und<br />
erwachsener als die<br />
Vorgängerin<br />
APRILIA<br />
TUONO V4 1100 RR/FACTORY<br />
Aprilia vergrößert<br />
den Hubraum des<br />
V4 auf 1100 Kubik<br />
und steckt ihn in<br />
die Tuono V4. Die<br />
Factory-Version<br />
wird mit einem<br />
Öhlins-Fahrwerk<br />
angeboten<br />
DUCATI<br />
MULTISTRADA<br />
Bike deutlich schlichter besorgen.<br />
Oder voll zulangen und das elektronische<br />
Fahrwerk noch obendrauf packen.<br />
Vielleicht die lohnendste Sonderausgabe<br />
ist das ABS Pro, landläufig als<br />
Kurven-ABS tituliert, weil es eben sicherer<br />
macht. Das andere an dem Bike<br />
ist eben das, was diese Klasse für viele<br />
so attraktiv macht. Man hockt bequem<br />
drauf, in legeren Goretex-Klamotten<br />
und lässt es auch mal laufen, wenn<br />
keiner so richtig hinguckt.<br />
Vorsprung durch Technik? Die S-Version kommt<br />
mit semi-aktivem Fahrwerk, alle drei Multistrada<br />
sind mit dem neuen Desmo-Triebwerk ausgestattet<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 17
BMW hat aber noch<br />
ein neues Motorrad<br />
nach Mailand gerollt,<br />
die F 800 R. Das neue<br />
Design gefällt und verleiht<br />
dem Mittelklasse-<br />
Naked Bike, damit<br />
wäre dieser Kategoriename auch erwähnt,<br />
ein moderat martialisches Aussehen,<br />
besonders in Weiß/blau. „Früher<br />
sah die F immer wie das Playmobil-Motorrad<br />
meines Sohnes aus, das hier ist<br />
deutlich cooler“, meinte ein Branchen-<br />
Insider bei der Enthüllung auf dem<br />
BMW-Stand. Aber lassen wir die Geschmäcker<br />
entscheiden und wenden<br />
uns den Fakten zu.<br />
Am Motor hat sich wenig geändert.<br />
Immer noch treibt ein wassergekühlter<br />
Reihen-Twin die 800 an. Jetzt aber<br />
nominell mit 90 <strong>PS</strong>, drei mehr als bisher.<br />
Dazu haben die Münchner die<br />
BMW im ersten und zweiten Gang kürzer<br />
übersetzt. Eine neue Upside-down-<br />
Gabel und ein paar Geometrie-Änderungen<br />
machen das neue Chassis<br />
aus. Für kurzbeinigere Mitmenschen<br />
schrumpfte die Sitzhöhe auf vorteilhafte<br />
790 Millimeter (minus 10 mm zur<br />
Vor gängerin). Das elektronische ESA<br />
gibt‘s als Extra wie auch die „Stability<br />
Control“, ABS ist dafür serienmäßig.<br />
Kommen wir zu einer Überraschung<br />
der EICMA: Dass für 2015 aus<br />
der RSV4 Tuono eine Tuono V4 1100<br />
wird, hatten im Vorfeld nicht viele auf<br />
dem Schirm. Das Plus an Power und<br />
Drehmoment kommt in erster Linie<br />
vom größeren Motor, der jetzt 1077 cm 3<br />
hat. 175 <strong>PS</strong> soll die Tuono nun leisten<br />
und mit dem Drehmoment von <strong>12</strong>0 Nm<br />
vor allem die spitzere Note des bisherigen<br />
1000er-V4 mehr in Richtung Alltagsgebrauch<br />
rücken. Einige der Innereien<br />
stammen aus dem verbesserten<br />
Superbike RR. Zwei Versionen, die<br />
der Fac tory mit zusätzlichem Öhlins-<br />
Fahrwerk und die Standard mit dem<br />
Zusatz RR, wird es geben. Beide haben<br />
natürlich eine ausgeklügelte Elektronik<br />
inklusive Quickshifter.<br />
So und jetzt zum anderen Adventure<br />
Sport-Neuling aus Italien, der eingangs<br />
erwähnten Ducati Multistrada.<br />
Gleich drei Versionen der neuen Multi<br />
kommen auf den Markt: die <strong>12</strong>00 mit<br />
160 <strong>PS</strong>, Kurven-ABS, vier Fahrprogrammen<br />
und weiteren Sicherheitsfeatures,<br />
die deutlich aufgewertete <strong>12</strong>00 S mit<br />
zusätzlichem semi-aktivem Skyhook-<br />
Fahrwerk, Kurvenlicht, TFT-Farbmonitor<br />
im Cockpit und 330er-Bremsscheiben<br />
vorn. Und zu guter Letzt die <strong>12</strong>00<br />
DAir mit Airbag-System.<br />
Alle drei werden von einem neu<br />
entwickelten V2 angetrieben, der erstmalig<br />
im Motorradbau eine Desmodromik<br />
mit variablen Steuerzeiten kombiniert.<br />
Beide Nockenwellen wurden deshalb<br />
mit verstellbaren Riemenscheiben<br />
versehen, die je nach Last und Drehzahl<br />
die Steuerzeiten beeinflussen.<br />
KAWASAKI<br />
Z 300<br />
Ein sehr attraktives Motorrad kommt<br />
von Kawasaki. Die Z 300 wirkt erwachsen,<br />
ist schön gestylt und sollte den<br />
ein oder anderen Einsteiger oder Ex-<br />
Biker (wieder) auf die Sitzbank ziehen<br />
KTM 1050<br />
ADVENTURE<br />
Bei 1050 Kubik von einem kleinen<br />
Motor zu reden, verbietet sich,<br />
dennoch ist die neue 1050<br />
Adventure nur die „kleine“ Reise-<br />
Enduro im Portfolio von KTM<br />
18 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
Der Reise-Triple aus Great Britain wurde<br />
heftig modernisiert und elektronisch feist aufgerüstet.<br />
Machen Sie sich bereit für die neuen<br />
Triumph Tiger 800 XR, XRx, XC und XCx<br />
TRIUMPH<br />
TIGER 800 XC<br />
So wurde ein deutlich ruhigerer<br />
Motorlauf in niedrigen Drehzahlen<br />
erzielt und gleichzeitig die Spitzenleistung<br />
angehoben. Mal sehen, ob die<br />
Tests das bestätigen. Design und Fahrwerk<br />
sind auch komplett neu. Eine größere<br />
Verkleidung soll besser schützen,<br />
die Sitzposition wurde abgesenkt und<br />
gleichzeitig die Bodenfreiheit erhöht.<br />
Bleiben wir bei den Hochhackigen<br />
und gehen nach England. Triumph hat<br />
die Tiger 800 neu gebracht. Und das<br />
gleich in zwei Varianten, von der die<br />
XR auf die Straße ausgerichtet, die XC<br />
für engagierte Gelände-Ausflüge gedacht<br />
ist. Fügt sich noch ein kleines x<br />
zur einen oder anderen, steht das für<br />
noch bessere Ausstattung mit drei<br />
Fahrmodi und einem Tempomat. ABS<br />
und Traktionskontrolle hat das neu<br />
gestylte Bike bei allen Modellen.<br />
Yamaha hat aus seinem Dreizylinder<br />
etwas ganz ähnliches gemacht.<br />
Zumindest passt die MT-09 Tracer ins<br />
Adventure Sport-Fach. Die Tracer hat<br />
die gleichen Leistungsdaten wie die<br />
nackte MT-09. Allerdings sind speziell<br />
für ihren breiteren Einsatzzweck entsprechende<br />
Modi an Bord. Traktionskontrolle<br />
und ABS haben die anderen<br />
auch und ist hier deshalb Pflicht.<br />
Neues von der KTM Adventure-<br />
Familie: Die 95 <strong>PS</strong> starke 1050er rundet<br />
die aus der bekannten 1190 und der<br />
neuen <strong>12</strong>90 bestehende Baureihe ab.<br />
ABS und Traktionskontrolle sind bei<br />
der 1050 einfacher ausgeführt als bei<br />
den Großen. Und sie ist deutlich geländeorientierter<br />
als die Tiger. Aber Reise-<br />
Enduros sollen jetzt hier kein großes<br />
Thema sein, und so kommen wir zur<br />
Kawasaki Z 300. Damit sind wir irgendwie<br />
wieder am Anfang unserer Messeneuheiten,<br />
den Sportlern, denn der<br />
Parallel-Twin der Z 300 stammt aus der<br />
Ninja 300, dem Einstiegssportler von<br />
Kawasaki. Mit der nackten Version will<br />
der Hersteller A2-Führerschein-Einsteiger<br />
wenn schon nicht an grüne Sportler,<br />
dann an die Power-Nakeds wie die<br />
Z 1000 heranführen. So oder so, Nachwuchs<br />
und Wiedereinsteiger tun nichts<br />
Falsches, solche Angebote anzunehmen<br />
und sich „hochzufahren“. Sportlich<br />
bleiben heißt‘s! Was wir uns auch<br />
weiterhin für künftige Modelljahre<br />
wünschen. Buon giorno aus Mailand.<br />
YAMAHA<br />
MT-09 TRACER<br />
Mit der Tracer geht ein weiterer<br />
Drilling auf Kundenfang – allerdings<br />
ganz ohne Offroad-Ambitionen. Die<br />
dritte Spielart der MT-09 fokussiert<br />
sich rein auf den Straßenbetrieb<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 19
PREMIERE<br />
BMW S 1000 RR<br />
20 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
ANGST-<br />
GEGNER<br />
Als BMW die S 1000 RR anno 2010 erstmals an den Start<br />
rollte, schnupfte sie die Konkurrenz gleich reihenweise<br />
auf. Nach einigen Modellpflegemaßnahmen 20<strong>12</strong> krempelten<br />
die Münchner das Superbike nun komplett um.<br />
Text: Volkmar Jacob; Fotos: BMW<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 21
Die Bayern im Allgemeinen<br />
und BMW im Besonderen erhitzen<br />
die Gemüter schon seit<br />
Adam und Eva. Das „Mir san<br />
mir“ geht einigen Zeitgenossen gehörig<br />
auf den Keks, und auch an den Propeller-Bikes<br />
scheiden sich die Geister.<br />
Doch eines ist Fakt: Seit Jahren verkaufen<br />
die Münchner hierzulande die<br />
meisten Maschinen und führen die Verkaufsstatistik<br />
meilenweit an. Die Zahlen<br />
beziehen sich nicht nur auf blasse Vernunft-Bikes.<br />
Auch im Supersport-Sektor<br />
legte BMW die Messlatte mit der S<br />
1000 RR sehr hoch und verkaufte den<br />
Renner wie geschnitten Brot. Bevor<br />
sich die Mitbewerber von den Prügeln<br />
richtig erholt haben, zünden die Bayern<br />
nun die nächste Ausbaustufe.<br />
Gewaltige 199 <strong>PS</strong> und damit sechs<br />
mehr als beim Vorgängermodell verspricht<br />
BMW für das Superbike.<br />
Außerdem speckten es die Münchner<br />
um einige Pfunde auf 204 Kilo (Werksangabe)<br />
ab. Die Erfahrung lehrt, dass<br />
die Bayern die Power eher konservativ<br />
angeben und so dürfte das effektive<br />
Leistungsgewicht sehr nah bei einem<br />
<strong>PS</strong> je Kilo liegen. Zulassungsfähig versteht<br />
sich, mit Spiegeln, Licht, Blinkern<br />
und Serienauspuff – absoluter Wahnsinn!<br />
Apropos Auspuff: Statt auf einen<br />
großen Sammler im Verbund mit einem<br />
kurzen Endrohr setzen die Bayern nun<br />
auf eine lange, doppelflutige Anlage<br />
ohne Vorschalldämpfer. „Das optimiert<br />
die Strömung und steigert die Leistung.<br />
Außerdem wandert der Schwerpunkt<br />
weiter nach oben und der neue Auspuff<br />
ist drei Kilo leichter“, strahlt ein<br />
Sprecher. Hier spielt die Neue eindeutig<br />
das Motto: Form follows Function.<br />
Geänderte Formen auch bei der<br />
Verkleidung: Grundsätzlich bewahrt<br />
die S 1000 RR zwar die Asymmetrie<br />
ihrer Front. Doch tauschten Abblendund<br />
Fernlicht die Seiten, was sie auf<br />
den ersten Blick von ihrer Vorgängerin<br />
unterscheidet. Außerdem ist der dazwischen<br />
liegende Kanal für die Luftzufuhr<br />
nun wuchtiger. Seitlich behielten<br />
die Designer die Kiemen (rechts)<br />
und die Abluftöffnung (links) bei und<br />
frischten die Formen lediglich etwas<br />
auf. Auch den Heckbereich änderte<br />
BMW nur dezent, schließlich soll man<br />
das Superbike gleich erkennen.<br />
Die verängstigten Augen<br />
wachsen auf Tellergröße<br />
Trotz gestiegener Leistung hat auch<br />
der Antrieb einen hohen Wiedererkennungswert.<br />
Die RR hängt super am Gas<br />
und serviert ihre Leistung angenehm<br />
gleichmäßig, hinterhältige Power-Attacken<br />
Fehlanzeige. Das macht sie zur<br />
verlässlichen Spielkameradin, die ihren<br />
Mörder-Punch nur ausspielt, wenn der<br />
Gasgriff auf Anschlag wandert. Dann<br />
marschiert die Tausender wie Hölle,<br />
und die verängstigten Augen des Piloten<br />
wachsen auf Tellergröße. Um die<br />
sechs zusätzlichen <strong>PS</strong> ins Triebwerk zu<br />
zaubern, griffen die Bayern tief in die<br />
Trickkiste. Mehr dazu steht im Kasten<br />
auf Seite 25. Im Verbund mit dem Auspuff<br />
stieg nicht nur die Leistung, auch<br />
das Drehmoment-Plateau erweiterte<br />
sich. „Zwischen 9500 und <strong>12</strong>000/min<br />
liegt fast immer das maximale Drehmoment<br />
von 113 Nm an“, schwärmt BMW.<br />
Nicht nur Leistungsfetischisten,<br />
sondern auch Freunde umfangreicher<br />
Elektronik kommen bei der Neuen auf<br />
ihre Kosten. Die bekannten Fahrmodi<br />
„Rain“, „Sport“ und „Race“ wurden neu<br />
programmiert, besonders der Race-<br />
Modus regelt nun schärfer. Außerdem<br />
spendierten die Ingenieure dem Renner<br />
die vielfach einstellbare, bestens<br />
funktionierende Traktionskontrolle<br />
(DTC) aus dem exklusiven Superbike<br />
HP4. Der Haken: Das neu abgestimmte<br />
System kostet extra, serienmäßig beherbergt<br />
die S 1000 RR nur die simplere<br />
automatische Stabilitätskontrolle<br />
ASC. Außerdem lässt sich die leistungsfähige<br />
Traktionskontrolle nur mit<br />
dem ebenfalls aufpreispflichtigen Feature<br />
„Fahrmodi Pro“ verstellen. In dessen<br />
Slick-Modus regelt das ABS sehr<br />
spät, erlaubt ein abhebendes Hinterrad<br />
sowie Anbremsdrifts und gestattet damit<br />
ultraspäte Bremspunkte. Das System<br />
stammt neuerdings von Conti,<br />
innova tives Kurven-ABS bietet es<br />
(noch) nicht. Der Fahrmodus „User“<br />
bietet die Möglichkeit, voreingestellte<br />
Eigenschaften anderer Modi wie beispielsweise<br />
Gasannahme, Leistungsentfaltung<br />
oder Motorbremsmoment<br />
beliebig zu kombinieren. Auch eine<br />
Launch-Control (Rennstart-Hilfe) und<br />
01 02<br />
22 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
03<br />
01 Auch bei der Neuen wird der<br />
Slick-Modus mit einem speziellen<br />
Stecker (Pfeil) freigeschaltet<br />
02 Nur dezente Umgestaltung des<br />
Hecks, auch im 2015er-Modell<br />
steckt eine Klarglas-Leuchte<br />
03 Klasse Schaltautomat, der nun<br />
auch kupplungsfreies Herunterschalten<br />
erlaubt (Blipper-Funktion)<br />
04 Form follows Function: Statt einen<br />
großen Sammler mit kleinem<br />
Endrohr beherbergt die Neue einen<br />
doppelflutigen, ewig langen Auspufftopf<br />
ohne Vorschalldämpfer.<br />
Das spart laut BMW Gewicht und<br />
steigert die Leistung<br />
04<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 23
01 02<br />
01 Neu gestaltetes Cockpit<br />
mit Zusatzfunktionen. Beim<br />
„Race-Paket“ (aufpreispflichtig)<br />
zeigt es sogar<br />
Schräglage und Verzögerungswerte<br />
an<br />
02 Bei Vollausstattung<br />
wird‘s ganz schön eng am<br />
linken Lenkerende<br />
03 Die Änderungen gerieten<br />
sehr umfangreich, auch und<br />
gerade beim Fahrwerk. Unter<br />
anderem trimmte BMW<br />
die Geometrie Richtung<br />
Handling. Das Bike steht ab<br />
Januar beim Händler<br />
24 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
03<br />
WICHTIGE ÄNDERUNGEN<br />
MOTOR<br />
- um sechs auf 199 <strong>PS</strong> gestiegene Leistung<br />
- um ein auf 113 Nm gestiegenes Drehmoment<br />
- neue Auspuffanlage<br />
- Einlassnockenwelle mit weniger Hub und<br />
flacherer Kontur, dadurch länger geöffnete<br />
Ventile (mehr Überschneidung)<br />
- zirka 2 Gramm leichtere Titanventile<br />
- neue Ventilfedern<br />
- größere Airbox<br />
- kürzere Ansaugkanäle<br />
- kleinere Durchmesser und geänderte Form<br />
der Abgaskanäle<br />
- Zylinderlaufbahnen mit weniger Reibung<br />
(poliergleitgehont)<br />
ELEKTRONIK<br />
- vollelektronischer Gasgriff<br />
- umprogrammierte Motorsteuerung<br />
- neu programmiertes ABS<br />
- neues Cockpit<br />
- überarbeitete/neue Fahrmodi*<br />
- einstellbare Traktionskontrolle*<br />
- Launch-Control*<br />
- Boxengassen-Limiter*<br />
- Tempomat*<br />
- Schaltautomat mit Blipper-Funktion*<br />
FAHRWERK<br />
- 0,5 Grad steilerer Lenkkopfwinkel<br />
- 2,5 mm kürzerer Nachlauf<br />
- 13 mm längerer Radstand<br />
- 8 mm höherer Schwingendrehpunkt<br />
- 0,6 Grad steilere Schwinge<br />
- elektronisches Fahrwerk DDC*<br />
- geänderte Rahmensteifigkeit<br />
- härtere Federraten von Gabel und<br />
Federbein<br />
- neue Verkleidung<br />
- um ein auf 204 Kilo reduziertes Gewicht<br />
* Optional<br />
ein Boxengassen-Speedlimiter sind bei<br />
den zusätzlichen Modi mit an Bord.<br />
Wer möchte, kann zudem einen Tempomaten<br />
ordern – bei einem Supersportler<br />
ein echtes, aber zumindest fragwürdiges<br />
Novum. Wärmstens empfehlen<br />
können wir dagegen den „HP Schaltassistenten<br />
Pro“. Der Quickshifter erlaubt<br />
außer flinkem Hochschalten auch das<br />
Wechseln der Gänge beim Runterschalten<br />
ohne den Griff zur Kupplung,<br />
Stichwort „Blipper“-Funktion. Im Verbund<br />
mit dem serienmäßig umkehrbaren<br />
Schaltschema – erster Gang oben,<br />
Rest unten – ist das System ein sagenhaftes<br />
Feature für die Renne. In Sachen<br />
Elektronik überstrahlt die Neue ihre<br />
Vorgängerin tatsächlich um Welten.<br />
Leichte Fahrwerksunruhen bei<br />
voller Attacke<br />
Elektronik bestimmt neuerdings auch<br />
die Dämpfungsarbeit von Gabel und<br />
Federbein. Das – natürlich extra kostende<br />
– Fahrwerk DDC (= Dynamic<br />
Damping Control) stammt wie die Traktionskontrolle<br />
aus der HP4 und wurde<br />
feiner abgestimmt. Die Federelemente<br />
arbeiten sehr überzeugend und reagieren<br />
zuverlässig auf unterschiedliche<br />
Fahrzustände. Lediglich beim harten<br />
Beschleunigen aus Kurven beginnt das<br />
Superbike bisweilen deutlich zu rühren.<br />
Außerdem tänzelt es beim Brutalo-<br />
Ankern nervös mit dem Heck. Außer<br />
am Dämpfungs-Grundsetup könnte die<br />
Unruhe auch von der deutlich in Richtung<br />
Handling veränderten Geometrie<br />
im Verbund mit der geänderten Flexibilität<br />
des Hauptrahmens stammen. Eine<br />
eindeutige Ursache ließ sich in der<br />
Kürze der Zeit leider nicht finden, ein<br />
ausführlicher Test ist fest eingeplant.<br />
Klar ist dagegen heute schon: Wenn die<br />
(technisch unveränderten) Stopper am<br />
Ende der langen Start-/Zielgeraden des<br />
DATEN<br />
BMW<br />
S 1000 RR<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 146 kW (199 <strong>PS</strong>) bei 13500/min*,<br />
113 Nm bei 10500/min*, 999 cm³, Bohrung/Hub:<br />
80,0/49,7 mm, Verdichtung:<br />
13,0:1, Zünd-/Einspritzanlage, 48-mm-<br />
Drosselklappen, mechanisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-<br />
Kupplung, Sechsganggetriebe, Kette,<br />
Traktionskontrolle<br />
FAHRWERK<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
66,5 Grad, Nachlauf: 96,5 mm,<br />
Radstand: 1438 mm, Ø Gabel innenrohr:<br />
46 mm, Federweg v./h.: <strong>12</strong>0/<strong>12</strong>0 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/6.00 x<br />
17, Reifen vorn: <strong>12</strong>0/70 ZR 17, hinten:<br />
190/55 ZR 17, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit Vierkolben-Festsätteln vorn,<br />
220-mm-Einzelscheibe mit<br />
Einkolben-Schwimmsattel hinten,<br />
Teilintegral-ABS<br />
GEWICHT<br />
(vollgetankt) 204 kg*<br />
Tankinhalt: 17,5 Liter Super<br />
GRUNDPREIS<br />
k.A.<br />
* Herstellerangabe<br />
Circuito Monteblanco in Südspanien<br />
über 200 km/h vernichten müssen,<br />
wandert der Druckpunkt des Bremshebels<br />
ein wenig Richtung Lenker. Außerdem<br />
lässt die Wirkung zum Schluss<br />
leicht nach. Doch bevor nun sämtliche<br />
Alarmglocken schrillen: Von fiesem<br />
Fading oder gar einem Durchsacken<br />
des Hebels kann absolut keine Rede<br />
sein. Trotz dieser Auffälligkeiten steht<br />
eines fest: Die S 1000 RR verschiebt<br />
einmal mehr die Grenzen und bleibt für<br />
die Konkurrenz wohl auch künftig der<br />
Angstgegner Nummer eins.<br />
URTEIL<br />
Mit den umfangreichen Änderungen<br />
festigt die S 1000 RR ihre Vormachtstellung,<br />
die Performance<br />
fesselt jeden Sportfahrer. Lediglich<br />
das nervöse Fahrverhalten beim<br />
Rennstrecken-Glühen und die minimal<br />
nachlassende Bremse unter<br />
Extrembedingungen werfen ein<br />
paar Fragen auf. Der Preis der neuen<br />
RR stand bis Redaktionsschluss<br />
noch nicht fest. Er soll sich aber im<br />
Rahmen der Vorgängerin bewegen.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 25
TEST<br />
GETUNT GEGEN SERIE<br />
WIE<br />
PHÖNIX...<br />
...aus der Asche steigt die von Wellbrock & Co. getunte Honda CB 1000 R empor.<br />
Die Geschichte einer beeindruckenden Wandlung des Vierzylinder-Nakeds.<br />
26 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
Text: Robert Glück; Fotos: Jacek Bilski<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 27
Die Honda CB 1000 R ist weder<br />
ein Aschenputtel, noch<br />
ein gefallener Sportstar, der<br />
mit seinem Karriereende<br />
nicht klarkommt. Eher das Gegenteil:<br />
Denn obwohl sie seit 2008 – abgesehen<br />
von farblichen Retuschen und der<br />
Nachrüstung eines C-ABS-Systems –<br />
ohne Modellpflege auf dem Markt ist,<br />
verkauft sie sich immer noch ordentlich.<br />
Doch irgendwie ist sie auch nicht<br />
mehr auf der Höhe der Zeit und hat<br />
den Anschluss an die Power-Nakeds<br />
auf dem Markt verpasst. Es schleicht<br />
sich das Gefühl ein, dass sie gänzlich<br />
zu brav ist für diese Welt. Betrachtet<br />
man ihre europäische Konkurrenz<br />
nüchtern, bekommt man die nackte<br />
Angst: Aprilia V4 Tuono, BMW S 1000 R<br />
und KTM <strong>12</strong>90 Super Duke R sind allesamt<br />
stärker, wilder, härter, geiler! Da<br />
ist die CB 1000 R chancenlos, zumindest<br />
in sportlichen Belangen. Dabei hat<br />
die Honda allerhand Charme. Sie ist<br />
gefällig, optisch eigenständig, besitzt<br />
eine wohl proportionierte Linie und<br />
schmückt sich mit einer edel anmutenden<br />
Einarmschwinge. Doch gegenüber<br />
den brachialen Fahrdynamikpotenzialen<br />
der bereits erwähnten, entkleideten<br />
Superbikes wirkt sie dennoch wie ein<br />
Fünftklässler neben einem Abiturient.<br />
Ein paar Pferde mehr sind nie<br />
verkehrt, oder?<br />
Doch was wäre, wenn die CB 1000 R<br />
ein paar atü mehr im Kessel hätte? Ihr<br />
Fahrwerk die wachsweiche Komfortzone<br />
in Richtung sportlich-straff verlassen<br />
würde?<br />
Wolfgang Harbusch von Wellbrock<br />
& Co. aus Lilienthal bei Bremen trieben<br />
diese Fragen so lange um, bis er „Butter<br />
bei die Fische“ machte. Er nahm<br />
sich eine CB 1000 R mit der klaren Vision<br />
zur Brust, ihr sportliches Potenzial<br />
deutlich zu steigern. Der Zylinderkopf<br />
des pensionierten Fireblade-Triebwerks<br />
wurde klassisch überarbeitet.<br />
Andere Nockenwellen, optimierte Kanäle<br />
und perfekt eingestellte Steuerzeiten<br />
beschreiben in groben Zügen die<br />
Arbeiten. Entsprechend wurde die Peripherie<br />
des Vierzylinders angepasst.<br />
Das Frischgas wird von einem Racing-<br />
Filter gereinigt, das Abgas durch eine<br />
leichtere Arrows-Komplettanlage entsorgt.<br />
Zur Fütterung des nun dank ent-<br />
28 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
01<br />
02<br />
DATEN<br />
WELLBROCK-HONDA<br />
CB 1000 R<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder,<br />
114 kW (155 <strong>PS</strong>) bei 11 300/min*,<br />
105 Nm bei 9100/min*, 998 cm³, Bohrung/<br />
Hub: 75,0/56,5 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
k.A., Zünd-/Einspritzanlage, 36-mm-<br />
Drosselklappen, hydraulisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,0 Grad, Nachlauf: 99 mm, Radstand:<br />
1445 mm, Upside-down-Gabel, Ø<br />
Gabelinnenrohr: 43 mm, einstellbar in Federbasis,<br />
Zug- und Druckstufe. Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis<br />
und Zugstufe. Federweg vorn/<br />
hinten: <strong>12</strong>0/<strong>12</strong>8 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/5.50 x 17, Reifen vorn: <strong>12</strong>0/70<br />
ZR 17, hinten: 190/50 ZR 17, Testbereifung:<br />
Continental ContiRaceAttack Comp,<br />
310-mm-Doppelscheibenbremse mit Dreikolben-Schwimmsätteln<br />
vorn, 256-mm-<br />
Einzelscheibe mit Zweikolben-Schwimmsattel<br />
hinten, C-ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
104,5 kW (142 <strong>PS</strong>) bei 253 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,1 s; 0 –150 km/h: 5,4 s;<br />
0 –200 km/h: 8,9 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 4,8 s; 100 –150 km/h: 4,4 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT**<br />
258 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2113/800/<strong>12</strong>00 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 840/1030 mm, Lenkerbreite:<br />
755 mm, 214,5 kg vollgetankt, v./h.:<br />
48,7/51,3 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 6,8 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 17 Liter, Reichweite: 260 km<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
03 01 Die einstellbaren Rasten erlauben<br />
die ergonomische Anpassung der<br />
Kniewinkel, der Schaltautomat beschleunigt<br />
die Schaltvorgänge in die<br />
nächsthöhere Gangstufe<br />
02 Der Bringer! Durch die Fahrwerksüberarbeitung<br />
wird der Einsatzbereich<br />
der Honda um Welten erweitert,<br />
das Fahrverhalten sportlicher<br />
03 Flacherer und breiterer Lenker für<br />
eine aktivere Sitzposition<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: 30 mm, Druckstufe:<br />
15 K offen, Zugstufe: 2,25 U offen, Niveau:<br />
Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: 19 mm, Druckstufe:<br />
10 K offen, Zugstufe: 10 K offen, Niveau:<br />
Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
11490 Euro (serienmäßig, zzgl. NK),<br />
Wellbrock-Test maschine: 20790 Euro<br />
alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt;<br />
statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne<br />
Fahrer; U=Umdrehungen; K=Klicks * Herstellerangabe<br />
** <strong>PS</strong>-Messung
fesselter Elektronik 500 Umdrehungen<br />
höher drehenden Motors kommt ein<br />
Dynojet Power Commander samt<br />
Schaltautomat zum Einsatz. Und damit<br />
die Wellbrock-CB ihre Leistung auch<br />
auf den Boden bringt, ist das Fahrwerk<br />
entsprechend angepasst. Hinten werkelt<br />
ein komplett einstellbares Öhlins-<br />
Federbein inklusive Längenverstellung,<br />
während vorne die Originalgabel mit<br />
überarbeiteten Innereien versehen ist.<br />
Ein Blick auf das Leistungsdiagramm<br />
beeindruckt, die Power-Kur hat<br />
sich gelohnt. Abgesehen von einem<br />
kleinen Hänger bei 3000/min, wo das<br />
Tuning-Aggregat das Gas kurzzeitig etwas<br />
mürrisch annimmt, verläuft die<br />
Leistungsentwicklung mustergültig<br />
und immer auf dem Niveau des Serienmotors.<br />
Ab 6000 Touren jedoch legt<br />
der Wellbrock-Motor stetig an Leistung<br />
zu. Während das Serientriebwerk bei<br />
9700/min seine Maximalleistung von<br />
<strong>12</strong>3 <strong>PS</strong> erreicht, dreht die Wellbrock<br />
bis 11 300/min weiter und gipfelt bei<br />
155 <strong>PS</strong> Spitzenleistung.<br />
Stramme 32 <strong>PS</strong> mehr, da geht<br />
doch was?<br />
Genug der trockenen Bestandsaufnahme,<br />
raus auf die Straße! Im Parallelflug<br />
verlassen die beiden Hondas die Stadt.<br />
Während die Wellbrock-CB ihren Viagra-Konsum<br />
lautstark durch den offenen<br />
Arrows-Endtopf brünftig in die Straßenschluchten<br />
posaunt, säuselt die serienmäßige<br />
Honda japanisch zurückhaltend<br />
und mit Schamesröte auf den<br />
Wangen hinterher.<br />
Offenes Feld, freie Fahrt. Mit niedrigen<br />
Drehzahlen geht es durch die<br />
Kurven, das Drehmoment knetet auf<br />
herbstlich kühlem Asphalt die Reifen<br />
warm. Und irgendwie steht die<br />
Wellbrock der Serien-CB am Kurvenausgang<br />
im Weg herum. Während die<br />
Letztgenannte in der letzten Gangstufe<br />
artig andrückt, hat man auf dem Tu-<br />
Die Vorher-nachher-Show: Die Wellbrock-CB 1000 R<br />
(oben) wirkt dynamischer. Die vielen Valtermoto-Teile,<br />
die sie an sich trägt, z.B. Rastenanlage, Kennzeichenhalter,<br />
Spiegel, Blinker und vieles mehr, steuerte<br />
MAS-Motorradzubehör zum gelungenen Projekt bei<br />
30 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
0,7355 kW = 1 <strong>PS</strong><br />
205<br />
200<br />
195<br />
190<br />
185<br />
180<br />
175<br />
170<br />
165<br />
160<br />
155<br />
150<br />
145<br />
140<br />
135<br />
130<br />
<strong>12</strong>5<br />
<strong>12</strong>0<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
130<br />
0<br />
170<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
<strong>12</strong>0<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
MESSWERTE<br />
Motorleistung<br />
130<br />
170 Wellbrock-Honda CB 1000 R<br />
Tuning gegen Serie – Goliath<br />
<strong>12</strong>0<br />
gegen David. Die Prüfstandskurve<br />
des Wellbrock-Motors<br />
160<br />
114,2 kW (155 <strong>PS</strong>) bei 11300/min<br />
105 Nm bei 9100/min<br />
110 150<br />
Honda CB 1000 R<br />
ist beeindruckend. Der Vierzylinder<br />
hängt zwar unter 3000<br />
140<br />
100<br />
90,2 kW (<strong>12</strong>3 <strong>PS</strong>) bei 9700/min<br />
130 98 Nm bei 7500/min<br />
90<br />
Touren etwas in den Seilen,<br />
<strong>12</strong>0<br />
legt dann aber schön linear<br />
80 110<br />
und kraftvoll an Druck zu.<br />
100<br />
70<br />
Seine Fahrbarkeit ist ausgezeichnet,<br />
der Extra-Kick über<br />
90<br />
60 80<br />
8000 Touren eine Wucht. Für<br />
50 70<br />
den reinen Landstraßenbetrieb<br />
60<br />
110 ist er allerdings etwas zu spitz,<br />
40<br />
50<br />
100 die Drehzahlerhöhung von<br />
30 40<br />
90 500/min kann kaum sinnvoll<br />
20<br />
30<br />
80 genutzt werden. Auf der Renne<br />
20<br />
70 dagegen dürfte die Wellbrock<br />
10<br />
60<br />
10<br />
gnadenlos Spaß machen und<br />
kW <strong>PS</strong><br />
50 bei einigen Mitstreitern für<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 <strong>12</strong> 13 große Augen sorgen.<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
Drehmoment in Nm<br />
01<br />
03<br />
02<br />
01 Das serienmäßige Fahrwerk funktioniert bis zu einem<br />
gewissen Punkt gut. Überfährt man diesen, wird die Honda<br />
indifferent, gautscht sich auf und der Spaß hat ein Loch<br />
02 Auch ohne Schaltautomat schaltet das CB-Getriebe<br />
präzise. Der Schalthebel selbst ist nur minimal in der Höhe<br />
einstellbar<br />
03 Vor allem in diesem Rot ein Blickfang: Die Einarmschwinge<br />
wirkt wertig und zeichnet die CB aus<br />
BEWERTUNG<br />
max.<br />
Punkte<br />
HONDA<br />
CB<br />
1000 R<br />
ANTRIEB<br />
Beschleunigung 10 6 8<br />
Durchzug 10 7 7<br />
Leistungsentfaltung 10 9 8<br />
Ansprechverhalten 10 8 8<br />
Lastwechselreaktion 10 7 7<br />
Laufkultur 10 7 7<br />
Getriebebetätigung 10 9 10<br />
Getriebeabstufung 10 10 10<br />
Kupplungsfunktion 10 6 6<br />
Traktionskontrolle 10 40 – –<br />
Zwischensumme 100 69 71<br />
FAHRWERK<br />
Fahrstabilität 10 8 8<br />
Handlichkeit 10 7 8<br />
Kurvenstabilität 10 6 8<br />
Rückmeldung 10 6 8<br />
Fahrwerksabstimmung vorne 10 7 9<br />
Fahrwerksabstimmung hinten 10 7 9<br />
Bremswirkung 10 8 8<br />
Bremsdosierung 10 9 9<br />
Aufstellmoment<br />
beim Bremsen<br />
10 7 9<br />
ABS-Funktion 10 8 8<br />
Zwischensumme 100 73 84<br />
ALLTAG UND FAHRSPASS<br />
Sitzposition 10 8 9<br />
Windschutz 10 1 1<br />
Ausstattung 10 6 8<br />
Verbrauch 10 6 6<br />
Fahrspaß 10 8 9<br />
Zwischensumme 50 29 33<br />
GESAMTSUMME 250 171 188<br />
PLATZIERUNG 2. 1.<br />
0 1000200030004000500060007000800090001000011000<strong>12</strong>00013000<br />
WELLBROCK-<br />
HONDA<br />
CB 1000 R<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 31
ning-Bike das Gefühl, einen Gang zu<br />
hoch unterwegs zu sein. Also umdenken<br />
und die Brause einen Gang tiefer<br />
aufziehen.<br />
Holla, wie schiebt die denn jetzt an?<br />
Ab 6000 Touren läuft sich die<br />
Wellbrock-CB richtig warm, dreht und<br />
drückt wie eine ganz Große und brennt<br />
auf und davon. Der gemachte Vierer<br />
erinnert an einen Rennmotor, zieht<br />
sauber und kraftvoll bis zum Begrenzer.<br />
Dank des Schaltautomaten reicht<br />
ein Zug am Ganghebel, weiter geht die<br />
Beschleunigungsorgie!<br />
Bämm, diese Ohrpfeife saß! Selbst<br />
in engem Geläuf, wo die Serien-CB motormäßig<br />
etwas besser aufgestellt ist,<br />
wird es nun eng für sie. Ihr fehlt Rückmeldung<br />
und Lenkpräzision, auch ihr<br />
Handling ist nicht so agil wie das der<br />
Wellbrock. Je schneller es zur Sache<br />
geht, desto besser wird die getunte CB.<br />
Sie würde uns gerne auf die Renne<br />
entführen und uns da vollends für sich<br />
vereinnahmen, doch mangels Strecke<br />
bleibt es bei der Landstraßenrunde.<br />
Zurück in der Garage stehen beide<br />
CB 1000 R mit tickenden Auspuffanlagen<br />
friedlich nebeneinander – und<br />
sind beide mit sich im Reinen. Die Serien-CB<br />
weiß, dass sie das bessere Landstraßenmotorrad<br />
ist, solange der Fahrer<br />
sich annähernd an die StVZO hält.<br />
Die Wellbrock-CB dagegen ist sich gewiss,<br />
dass sie für Höheres geboren ist.<br />
Sie kann Landstraße, aber auch Rennstrecke.<br />
Und muss sich somit vor Aprilia<br />
& Co. nicht mehr verstecken. Und je<br />
weiter und flüssiger das Geläuf, desto<br />
härter wird sie zuschlagen.<br />
FAZIT<br />
WELLBROCK-HONDA CB 1000<br />
1. R Mission erfüllt. Das Potenzial<br />
der CB wurde in sportlicher Hinsicht<br />
um ein Vielfaches erhöht, die<br />
Alltagstauglichkeit dabei nicht groß<br />
beeinträchtigt. Schade nur, dass<br />
wir sie nicht auf eine Rennstrecke<br />
entführen konnten...<br />
HONDA CB 1000 R Sie ist in<br />
2. jeder Hinsicht brav und damit<br />
im besten Sinne gut zum Fahrer.<br />
Tückenfrei und zuverlässig begleitet<br />
sie einen und versorgt auf Abruf<br />
auch mit Adrenalin. Doch mehr<br />
Emotionen würden ihr guttun.<br />
JEDEM REIFENDAS SEINE<br />
01 MOTOR-TUNING<br />
Wer mit seiner CB 1000 R lediglich in öffentlichem<br />
Gefilde und nicht permanent<br />
mit Superbike-bewaffneten Kumpanen<br />
durch die Gegend fliegt, braucht der Maschine<br />
kein aufwendiges Motor-Tuning<br />
angedeihen lassen. Ein kürzere Übersetzung<br />
(Ritzel für 17 Euro), die die Sprintqualität<br />
ein wenig verschärft oder ein<br />
Schaltautomat (inkl. Motormanagementoptimierung<br />
von z.B. Bazzaz oder Dynojet<br />
zwischen 700 und 1000 Euro) reichen dicke.<br />
Soll es jedoch ein ordentlicher Leistungszuwachs<br />
werden, führt kein Weg am<br />
erfahrenen Tuning-Fachbetrieb vorbei.<br />
Kopfbearbeitung, geänderte Nockenwellen<br />
etc. kosten aber mindestens 1500 Euro.<br />
Um das mechanische Tuning sinnvoll<br />
zu unterstützen werden aber weitere<br />
elektronische Komponenten nötig, sodass<br />
letztendlich ganz schnell 3000 Euro<br />
auf der Rechnung stehen können.<br />
02 FAHRWERK-TUNING<br />
Sinnvoller erscheint da eine Überarbeitung<br />
des für die harte Bolzerei zu weichen<br />
Fahrwerks. Straffere Gabelfedern<br />
gibt es bei Wilbers, Öhlins und Co. bereits<br />
ab 90 Euro. Dazu wird noch Öl fällig.<br />
Sinnvoller ist jedoch der Fahrwerksumbau<br />
aus einer Hand, zum Beispiel bei<br />
www.hh-racetech.de, Öhlins oder Wilbers<br />
direkt – oder bei jedem anderen kompetenten<br />
Händler. Der Vorteil: Gabel und<br />
Federbein werden passend zum Fahrergewicht<br />
aufeinander abgestimmt. Im<br />
Falle der Wellbrock-CB (Gabelumbau für<br />
1100 Euro und Federbein mit einstellba-<br />
rer Druckstufe für 1160 Euro) ist das ganz<br />
hervorragend gelungen.<br />
03 AUSPUFF<br />
Wer optisch Hand anlegen will, kann dies<br />
problemlos am Auspuffendtopf tun. Slip-on-<br />
Systeme wie Hurric MP-1 gibt‘s mit EG/BE<br />
bereits für 199 Euro. Komplettsysteme ab<br />
<strong>12</strong>00 Euro (Arrows) sind vor allem in Kombination<br />
mit einem getunten Motor oder einer<br />
optimierten Einspritzelektronik sinnvoll.<br />
01 02<br />
03 04<br />
04 ERGONOMIE UND CHICHI-KRAM<br />
Komplett gefräste Fußrastenanlagen für die<br />
Honda CB 1000 R beginnen mit ABE bei 329<br />
Euro. Flachere Lenker zuzüglich anderer<br />
Klemmböcke gehen zusammen zum Beispiel<br />
bei LSL für 160 Euro über den Tresen.<br />
Anbieter von Kennzeichenhaltern, LED-Blinkern,<br />
Spiegeln und Griffen gibt es auf dem<br />
Zubehörmarkt gleich im Dutzend, und es ist<br />
für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas<br />
Passendes dabei.<br />
32 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
LANDSCHAFTEN ERLEBEN,<br />
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PARTNER:<br />
SPONSOREN:
PREMIERE<br />
MV AGUSTA BRUTALE 800 RR<br />
BRU<br />
PO<br />
34 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
TALE<br />
MV Brutale 800 trägt<br />
jetzt das Doppel-R im<br />
Namen. Doch was früher<br />
für ein etwas besseres<br />
Fahrwerk, ein paar<br />
schickere Räder und vor<br />
WERDie<br />
allem viel Karbon und<br />
Sonderlack stand, ist<br />
jetzt ein geradezu komplett<br />
neues Motorrad mit<br />
richtig Power.<br />
Text: Uwe Seitz; Fotos: MV Agusta<br />
Understatement war noch nie<br />
eine typisch italienische Tugend.<br />
Aber unsere Freunde<br />
vom Stiefel machen häufig<br />
auf eine so sympathische Art und Weise<br />
auf dicke Hose, dass wir am Ende<br />
selbst lächelnd die Handflächen nach<br />
oben drehen und solidarisch das Zelt<br />
aus Daumen, Zeige- und Mittelfinger<br />
durch die Luft schwingen. Sie kennen<br />
das: „Ahh, isse alles wunderbar!“ Und<br />
damit sind wir punktgenau bei der<br />
MV Agusta Brutale 800 RR, denn nach<br />
einem wirklich heißen Ritt auf diesem<br />
Naked Bike durch die atemberaubende<br />
Wald- und Hügellandschaft der Toskana,<br />
stehe ich neben diesem ebenfalls<br />
mehr als ansehnlichen Teil und – ja,<br />
meine Handflächen zeigen nach oben.<br />
Die Brutale 800 RR braucht kein Understatement.<br />
Schon gar nicht, was<br />
den Motor anbelangt. 140 <strong>PS</strong> aus 800<br />
Kubik – der Wahnsinn! Die Spitzenleistung<br />
liegt bei 13 100/min an, und der<br />
Triple dreht bis 13 200/min! Jetzt könnte<br />
man meinen, die MVler hätten aus<br />
dem feinen <strong>12</strong>5 <strong>PS</strong> starken Motor der<br />
Standard-800er eine Drehorgel fabriziert,<br />
die vielleicht auf der Rennstrecke<br />
Spaß, aber auf der Straße gar keinen<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 35
01<br />
DATEN<br />
MV AGUSTA<br />
BRUTALE 800 RR<br />
ANTRIEB<br />
Dreizylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 103,0 kW (140 <strong>PS</strong>) bei 13100/<br />
min*, 86 Nm bei 10100/min*, 798 cm³,<br />
Bohrung/Hub: 79,0/54,3 mm, Verdichtung:<br />
13,3:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
50-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-<br />
Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />
Kette,Traktionskontrolle<br />
FAHRWERK<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
66,0 Grad, Nachlauf: 95 mm, Radstand:<br />
1380 mm, Ø Gabelinnenrohr: 43 mm,<br />
Federweg v./h.: <strong>12</strong>5/<strong>12</strong>5 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Alu-Gussräder, 3.50 x 17/5.50 x 17, Reifen<br />
vorn: <strong>12</strong>0/70 ZR 17, hinten: 180/55 ZR 17,<br />
320-mm-Doppelscheibenbremse mit<br />
radial angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln<br />
vorn, 220-mm-Einzelscheibe<br />
mit Zweikolben-Festsattel hinten, ABS<br />
GEWICHT<br />
(trocken) 168 kg*<br />
Tankinhalt: 16,6 Liter<br />
GRUNDPREIS<br />
13980 Euro (zzgl. NK)*<br />
36 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong><br />
* Herstellerangabe<br />
Sinn macht. Dem ist nicht so. Auf Landstraßen<br />
macht die RR so etwas von<br />
Sinn, denn das über ein langes Plateau<br />
anliegende Drehmoment von 86 Nm<br />
lässt Bummeln genauso zu wie den akkuraten<br />
Angriff. Schon über 4000/min<br />
zieht die RR-Brutale mächtig an, was<br />
viele Gründe hat. Unter anderem ihre<br />
kurze Sekundärübersetzung, ihren<br />
neuen Auspuff und vor allem den geänderten<br />
Ansaugtrakt mit neuer Einspritz-Hardware<br />
und -Mapping. Die Airbox<br />
wurde neu designt und bietet jetzt<br />
einer Einspritzung Platz, die zwei Einspritzdüsen<br />
je Ansaugkanal besitzt.<br />
Diese feuern den Sprit durch 50-Millimeter-Drosselklappen<br />
in die Brennräume.<br />
Wild fauchend gibt der Triple seine<br />
Power linear ans Hinterrad weiter, womit<br />
es sich mächtig die Straße entlang<br />
und vor allem wunderbar aus den<br />
Ecken der unendlichen Kurven schnalzen<br />
lässt. Das Schöne daran ist das<br />
Mapping insgesamt und die Gasannahme<br />
im Speziellen, denn endlich funktioniert<br />
die Elektronik auf Anhieb bei einer<br />
neuen MV. Selbst Zuckeln um enge<br />
180-Grad-Kehren wird nicht zum unerträglichen<br />
Gehacke, bis man höhere<br />
Drehzahlen erreicht. Ganz smooth zieht<br />
die MV los, um dann wieder bei gesteigertem<br />
Dreh am Gas zu explodieren.<br />
02<br />
01 Der 140 <strong>PS</strong> starke Dreizylinder<br />
besitzt endlich ein ihm würdiges<br />
Ansprechverhalten und geht wie<br />
die Sau. Selten hat ein Triebwerk<br />
so viel Spaß gemacht<br />
02 Breiter Lenker, großes Display.<br />
Aus der Fahrerperspektive hat<br />
sich optisch nicht viel verändert<br />
Wir sind meistens im Sport-Mapping<br />
gefahren. Die RR bietet noch ein<br />
sanfteres Standard-Mapping und eines<br />
für Regen, sowie eine frei programmierbare<br />
Customer-Einstellung. Das<br />
Tolle an der Sport-Einstellung: Alles<br />
ist aktiv. ABS, Traktionskontrolle (die<br />
leider immer noch nicht so richtig<br />
verlässlich ist und irgendwie nur im<br />
Display acht Stufen hergibt) und der
serienmäßige Schaltautomat, der einwandfrei<br />
funktioniert und sogar ein<br />
Blipper-System beinhaltet. Jetzt gibt<br />
es bestimmt wieder Zeitgenossen, die<br />
sich an solchen elektronischen Helferlein<br />
stören. Liebe Freunde: Wenn es<br />
beispielsweise darum geht, einem pfeilschnellen,<br />
furchtlosen MV-Guide, der<br />
die 180 Kurven schon den vierten Tag<br />
in Folge fährt, ordentlich am Heck zu<br />
hängen, dann ist so ein Blipper einfach<br />
genial und durch keine noch so versierte<br />
Kupplungshand zu ersetzen. Auf<br />
die Kurve zupreschen, Anker werfen<br />
und gleichzeitig mit sanftem Tritt die<br />
Gänge runtersteppen. Dabei bleibt<br />
die linke Hand ungerührt am Lenker.<br />
Unglaublich, wie viel Speicher das im<br />
Hirn frei lässt für den genauen Blick<br />
entlang des Kurvenverlaufs, ruhige<br />
Attacke-Lust und den Spaß im Herzen.<br />
Dazu feine Brembo-Stopper mit sehr<br />
sportlichem Bosch-ABS – super!<br />
Die Handlichkeit und Kurvenstabilität<br />
der 800er-Brutale haben in <strong>PS</strong><br />
08/<strong>2014</strong> schon mit für den Testsieg gegen<br />
andere Triples gesorgt, und auch<br />
die RR kann hier begeistern. Das neue<br />
Fahrwerk mit der voll einstellbaren<br />
Mar-zocchi-Gabel mit DLC-beschichteten<br />
Alu-Standrohren und dem Sachs-<br />
Federbein ist meinem Geschmack nach<br />
etwas zu weich abgestimmt, dürfte<br />
aber genug Einstellmöglichkeiten bieten,<br />
um sich gegen das stets sehr gern<br />
sehr leicht werdende Vorderrad am<br />
Kurvenausgang zu wappnen. Für alle<br />
Fälle ist noch ein achtfach einstellbarer<br />
Lenkungsdämpfer an Bord.<br />
Während der 800er-Triple noch<br />
knistert, freue ich mich am hochwertigen<br />
Finish und dem Design der neuen<br />
MV. „Luxury-Bikes“ nennt Firmenboss<br />
Giovanni Castiglioni seine Produkte.<br />
Recht hat er. Dass er sie in diesem Zusammenhang<br />
aber über allen anderen<br />
Marken ansiedelt... na ja, typisch italienisch<br />
halt.<br />
Previewday: 28.11.
PREMIERE<br />
MV AGUSTA DRAGSTER 800 RR<br />
AGGRO-<br />
BIKE<br />
Zeitgleich mit der Brutale<br />
erscheint die MV Agusta<br />
Dragster 800 RR. Zwar<br />
teilen sich die beiden RR-<br />
Modelle die meisten Komponenten,<br />
doch im Wesen<br />
sind sie grundverschieden.<br />
Text: Uwe Seitz; Fotos: MV Agusta<br />
Den Motor mit dem umfangreichen<br />
Elektronik-Paket<br />
und das Chassis mitsamt<br />
den Federelementen, also<br />
der Marzocchi-Gabel und dem Sachs-<br />
Federbein sowie der Schwinge, teilen<br />
sich die Doppel-R-Modelle von Brutale<br />
und Dragster. Aber sonst trennt die<br />
beiden mehr als sie eint. Schon optisch<br />
ist die Dragster ein glamouröserer<br />
Auftritt, mancher würde in diesem Zusammenhang<br />
vielleicht sogar das Wort<br />
„prollig“ in den Mund nehmen. Besonders<br />
in der weiß-roten Lackierung,<br />
in der die auffälligen Speichenräder<br />
noch dominanter sind als in der Rot-<br />
Schwarz-Variante, trifft das zu.<br />
Auch beim Aufsitzen wird sofort<br />
klar, dass die Dragster ein etwas anderes<br />
Spiel bevorzugt, denn sie bettet<br />
ihren Piloten hart und aggressiv nach<br />
38 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
01<br />
02<br />
03<br />
01 Die Stummel der Dragster<br />
lassen sich in drei verschiedenen<br />
Positionen fixieren. So sollte jeder<br />
Pilot seine bevorzugte Lenkerstellung<br />
finden<br />
02 Das teuflisch kurze Heck ist<br />
ein absoluter Hammer. Aber wehe<br />
dem, der mit dem 200er-Gummi<br />
auf dem Rad und diesem Bürzel<br />
durch den Regen muss...<br />
03 Auch sie machen den Unterschied.<br />
Die von Kineo zugelieferten<br />
Speichenräder sehen sensationell<br />
aus und lassen schlauchlose<br />
Reifen zu<br />
vorn geneigt. Anstelle des Rohrlenkers<br />
der Brutale besitzt die Dragster zwei<br />
Lenkerhälften, die, kaum gekröpft, sehr<br />
flach und breit wirken, was sich durch<br />
die an den Lenkerenden sitzenden<br />
Klappspiegel noch verstärkt. Doch wenigstens<br />
lassen sich die Lenkerstummel<br />
dreifach verstellen, sodass ergonomisch<br />
ein Minimum an Spielraum existiert.<br />
Insgesamt scheint die Dragster<br />
im Fahrbetrieb nur aus dem Vorderrad<br />
und diesem schönen, Power-geladenen<br />
Motor zu bestehen. Vor allem längere<br />
Fahrer werden jäh daran erinnert, dass<br />
nach dem Ende der Sitzbank rein gar<br />
nichts mehr kommt. Insgesamt ist das<br />
Platzangebot auf ihr erheblich eingeschränkter<br />
als auf der Brutale, und<br />
wer sportlich aktiv zu Werke gehen<br />
will, ertappt sich ständig dabei, auf der<br />
Dragster nach der möglichst passenden<br />
Sitzposition zu suchen. Wer mehr<br />
als 1,80 Meter misst, versucht das wohl<br />
vergeblich. Zudem rutscht der Fahrer<br />
durch das nach vorn ausgerichtete<br />
Motorrad ständig auf der Sitzbank<br />
Richtung Lenkerstummel.<br />
Aber das war es schon mit der<br />
größten Kritik an der Dragster RR,<br />
denn mit dem Motor ist sie ein echter<br />
Spaß für aggressiv-sportliche Naturen.<br />
Die stecken sicherlich auch das sehr<br />
straff abgestimmte Fahrwerk weg, das<br />
im Gegensatz zur Brutale harte Schläge<br />
ignoriert und einfach weitergibt. Auf<br />
glatten Straßen funktioniert die Abstimmung<br />
allerdings besser als die der<br />
Brutale, weil sich das Heck beim harten<br />
Beschleunigen nicht so weit reinzieht<br />
und dadurch die Front am Kurvenausgang<br />
bei der Dragster wesentlich<br />
ruhiger bleibt. Negativer im Vergleich<br />
zur Brutale war an der Dragster<br />
lediglich die Kippeligkeit in schnellen<br />
Wechselkurven. Mit 16 290 Euro ist<br />
die Dragster aber auch deutlich teurer.<br />
Dafür sorgt sie für einen alles andere<br />
als alltäglichen Auftritt am Treff oder<br />
auf der städtischen Show-Meile.<br />
UNTERSCHIEDE MV<br />
BRUTALE/DRAGSTER<br />
Aluminium-Speichenräder, vorne in 3.50 x<br />
17, hinten in 6.00 x 17 mit 200/50 ZR 17-<br />
statt 180/55 ZR 17-Bereifung<br />
dreifach verstellbarer Stummellenker<br />
extrem verkürztes Heck<br />
Kennzeichenträger an der Schwinge<br />
angebracht<br />
Spiegel an Lenkerenden<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
PERFORMANCE-TEST<br />
HARLEY-DAVIDSON FORTY-EIGHT<br />
40 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
KANN DENN<br />
SPORTSTER<br />
SPORTLICH<br />
SEIN?<br />
Zuerst kratzte die Raste, dann der<br />
Auspuff, dann wanderte die Walze<br />
quer und schließlich flog ich „völlig<br />
losgelöst von der Erde“ über der<br />
Sportster. Von oben schaut die Welt<br />
anders aus.<br />
Text: Zonko<br />
Fotos: andreasriedmann.at<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 41
Der „Seitzmograf“, der das Beben<br />
bei <strong>PS</strong> bestimmt, und ich<br />
haben eine gemeinsame Vergangenheit<br />
im Zeichen des<br />
amerikanischen V2 im Allgemeinen<br />
und des schreienden Adlers im Besonderen.<br />
Wir feuerten vor acht Jahren im<br />
Rahmen eines Beschleunigungsrennens<br />
im Osten Deutschlands den orange<br />
leuchtenden Screaming Eagle V-Rod<br />
Dragster ab. Wenn ich mich recht erinnere,<br />
hatte der wassergekühlte V2<br />
rund 180 <strong>PS</strong> und brüllte angsteinflößend<br />
brutal aus den beiden kurzen<br />
und vollkommen offenen Rohren. Das<br />
Irrste war, dass wir angehalten wurden,<br />
beim Start mit Vollgas die Kupplung<br />
einfach schnalzen zu lassen. Für<br />
mich war das undenkbar. Selbst bei einer<br />
rachitischen 70-<strong>PS</strong>-Reibe hätte eine<br />
derartig grobschlächtige Fahrzeugbedienung<br />
unweigerlich zu einem<br />
Überschlag geführt. Graf Seitzmo<br />
schien das alles nichts auszumachen.<br />
„Was ist mit dir? Stört es dich denn gar<br />
nicht, dass wir uns hier im zugegebenermaßen<br />
sehr schönen, aber vollkommen<br />
flachen Osten gleich in Gips legen<br />
werden?“, fragte ich ungläubig und erhielt<br />
die richtungsweisende Antwort:<br />
„Keiner wird sich in Gips legen. Es gibt<br />
so eine Art Launch-Control.“ So, so.<br />
Launch-Control. Ich war tief betrübt.<br />
Da ich damals keine Ahnung von der<br />
Existenz einer derartigen Fahrhilfe hatte,<br />
dachte ich unwillkürlich an die kontrollierte<br />
Rationierung der Futtermenge<br />
beim Lunch. Was für ein Drama! Die<br />
Wahnsinnsreibe hatte doch eh 180 <strong>PS</strong>,<br />
was spielte da das Fahrergewicht für<br />
eine Rolle?! Graf Seitzmo klärte mich<br />
auf: „Immerhungriger, du bist am Holzweg.<br />
Das kommt von ‚to launch a rocket‘,<br />
also eine Rakete starten. Der<br />
Kupplungseinsatz wird zwar hier im<br />
Dragster nicht von einer Software ge-<br />
steuert, sondern mechanisch, aber für<br />
dich bleibt das Ergebnis dasselbe: Du<br />
kannst die Kupplung einfach schnalzen<br />
lassen, und du darfst am Buffet hemmungslos<br />
wüten.“<br />
Nun, zu meiner Ehrenrettung sei gesagt,<br />
dass Harley-Davidson nicht dafür<br />
berühmt war, die jüngsten technischen<br />
Errungenschaften in den Markt zu<br />
schieben (HD war aber de facto der<br />
erste Motorradl-Hersteller, der mich mit<br />
einer Launch-Control konfrontierte),<br />
und dass ein entfesselter Schweizer<br />
sich beinahe in Gips legte, weil er –<br />
zwar nicht am Start, sondern erst bei<br />
einem guten Hunderter – die Kontrolle<br />
über das brachiale Eisen verlor und<br />
sich spektakulär einbaute. Doppellutz,<br />
dreifacher Axel, eingesprungener Rittberger.<br />
Man kennt das. Der Seitzmograf<br />
erkannte mittels feinstfühliger Sensoren:<br />
„Der wird heute Abend nicht viel<br />
Appetit haben. Zonko, soeben wurde<br />
eine zweite Portion für dich frei.“<br />
Was für eine messerscharfe Analyse!<br />
Bewundernswert.<br />
It’s sporty like an old<br />
Tennissocken<br />
Nun, die Fahrt auf dem Dragster hatte<br />
tatsächlich sehr sportlichen Charakter,<br />
aber generell muss man sagen, dass<br />
„Sport“ und „Harley-Davidson“ heute<br />
nicht mehr häufig in einem Atemzug<br />
genannt werden. Zu Joe Petralis Lebzeiten<br />
war das ganz anders. Keine Frage,<br />
es gibt in den Vereinigten Staaten noch<br />
immer die urleinwanden Flat-Track-<br />
Rennen, bei denen die röhrenden XRs<br />
dominieren, aber im Rest der Welt<br />
wird heute Harley-Davidson eher mit<br />
Ent- statt Beschleunigung assoziiert.<br />
Obwohl es eine ganze Modellreihe gibt,<br />
die „Sportster“ heißt. Kann mich gut<br />
erinnern, als ich mich vor Jahren mit<br />
einem amerikanischen HD-Techniker<br />
UND<br />
ES<br />
01 Federbeine, die<br />
kaum federn und eine<br />
uninspirierte Eisenschwinge<br />
gehören genauso<br />
zur 48 wie das<br />
Harley-Emblem<br />
02 Mehr Informationen,<br />
als das minimale<br />
Instrument liefert,<br />
braucht auf der Sporty<br />
kein Mensch. Moment,<br />
wie wäre es mit einem<br />
Schräglagenanzeiger?<br />
01 02<br />
42 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
GEHT DOCH<br />
unterhielt und ihm sagte, dass mir die<br />
Sportster voll taugt, dass sie aber ungefähr<br />
so sportlich ist wie ein durchzogenes<br />
Schweinsbratl vegan. Dass er<br />
die Brauen hob und sehr interessiert<br />
schaute, deutete ich als Zeichen großen<br />
Appetits, aber als er sprach, wurde mir<br />
klar, dass er tatsächlich glaubte, dass<br />
eine Sportster sportlich sei: „Easy<br />
handling, strong engine, excellent brakes,<br />
light weight. You can go fast.“ Aus<br />
mir kam spontan ein heller Lacher, der<br />
dazu führte, dass sich seine Miene verfinsterte.<br />
Letzteres wollte ich natürlich<br />
nicht: „Sorry, Frank. But if you think of<br />
an Aprilia Tuono or a KTM Super Duke<br />
R for instance, your Sportster will abbeiß<br />
fürchterlich. No way to keep up<br />
with them. I really love the Sportster, I<br />
love the aircooled engine with the long<br />
stroke and I love the feeling by riding<br />
it, but to be honest: It’s sporty like an<br />
old Tennissocken.“ Frank erkannte meine<br />
tiefe Liebe zu seiner Maschine, und<br />
den Rest meiner Ausführungen dürfte<br />
er in die Schublade mit der Aufschrift<br />
„Crazy guys talk crazy things“ gelegt<br />
haben. Jedenfalls lächelte er mild und<br />
freundlich und forderte mich auf: „Have<br />
a good ride, have fun!“<br />
Über der Sportster muss die<br />
Freiheit nicht grenzenlos sein<br />
Spaß hatte ich. Sogar großen Spaß.<br />
Aber nur, weil ich schon genau wusste,<br />
wo die Grenzen der Maschine lagen<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 43
und dass es absolut sinnlos war, die<br />
Reibe voll anzuschleifen.<br />
Bei meinem ersten Kontakt mit einer<br />
Sportster Jahre vorher hatte ich das<br />
noch nicht so genau gewusst. Damals<br />
ließ ich es so richtig krachen und freute<br />
mich zunächst über das kreischende<br />
Kratzen der Rasten. Und als dann auch<br />
der Auspuff aufsetzte und der raue Asphalt<br />
das dickwandige Rohr akustisch<br />
sehr wertvoll verdünnte, fühlte ich<br />
mich großartig. Ja, da war eine mächtige<br />
Portion Euphorie in mir, gepaart<br />
mit einem ordentlichen Schuss Stolz.<br />
Eigentlich hätten die Alarmglocken<br />
schrillen müssen, aber sie taten es<br />
nicht. Selbst als dann der bockharte<br />
Asphaltschneider hinten die Wanderschaft<br />
antrat und der Fliehkraft folgend<br />
zum Kurvenausgang drängte, war ich<br />
noch guter Dinge. Aha, mein erster Slide!<br />
Mächtig mörder! Nur quer bist wer!<br />
Was soll ich sagen, ich fühlte mich wie<br />
der größte Rockstar aller Zeiten, es war<br />
einfach großartig – bis sich plötzlich<br />
der quietschende Gummi im Asphalt<br />
verhakte und mich die Maschine in<br />
einer ruckartigen Kippbewegung in<br />
die Luft katapultierte. Da blickte ich<br />
dann von oben auf die Sportster in<br />
der Haltung eines U-Hackerl-Springers<br />
vom Einser-Trampolin im Innsbrucker<br />
Tivoli-Schwimmbad.<br />
So, so. Mir dämmerte, dass unter<br />
diesen Umständen auf eine Weiterfahrt<br />
wohl nicht zu hoffen war und dass ich<br />
mich demnächst auf dem Asphalt ausbreiten<br />
würde. Ich war einigermaßen<br />
verblüfft. Und schmähstad. Also<br />
scherzlos. Am höchsten Punkt des<br />
Highsiders kam mir noch der zentrale<br />
Satz vom Wittgenstein in den Sinn: „Die<br />
Welt ist alles, was der Fall ist“, aber kritisch<br />
beleuchten konnte ich ihn nicht.<br />
Für mich war das damals wie ein ewig<br />
wahres Dogma. Heute weiß ich, dass es<br />
die Welt als Gesamtheit der Tatsachen<br />
nicht geben kann, weil in jeder Sekunde<br />
Milliarden neue Sachverhalte dazu<br />
kommen, aber damals in der Luft dachte<br />
ich witzigerweise darüber nicht<br />
nach, sondern bereitete mich mit großen<br />
Augen auf den Aufschlag vor. Ich<br />
rief noch schnell den zentralen Satz<br />
der Sturzlehre auf: „Ich bin ein Gummiball!“,<br />
und Augenblicke später klopfte<br />
und rumpelte es drei-, viermal<br />
dumpf im Rossi-Replika-AGV.<br />
Als ich die Orientierung<br />
wiederfand, er-<br />
44 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
DATEN<br />
kannte ich neben mir die ramponierte<br />
Sportster und vernahm ihre von verachtender<br />
Empörung getragene Stimme:<br />
„Du bist aber schon ein fester Trottel.<br />
Ab heute nenne ich dich Eierbär<br />
de luxe. Und ja: Ich nehme es dir sehr<br />
übel, dass du mich geschrottet hast.<br />
Da kannst du dich jetzt nicht einfach<br />
mit einer neuen Tankfüllung wieder<br />
einraunzen. Ich bin wirklich beleidigt.“<br />
Sportster goes Sicily.<br />
1800 Kilometer in 18 Stunden<br />
In der nächsten Saison fasste ich eine<br />
neue Sportster aus und fuhr damit von<br />
Wien nach Sizilien. Für die 1800 Kilometer<br />
bis zur Messina-Fähre in Reggio<br />
di Calabria brauchte ich 18 Stunden.<br />
Ich kann allerdings nicht behaupten,<br />
dass es eine vollkommen entspannte 145<br />
Fahrt war. Im Gegenteil. 140 Zwar lieferte<br />
135<br />
der <strong>12</strong>00er-V2 locker 160 km/h Reisegeschwindigkeit<br />
ab, <strong>12</strong>5 ohne sich plagen<br />
130<br />
<strong>12</strong>0<br />
zu müssen, aber ich hing wie ein 115 Segel<br />
hart im Wind, was dazu 110 führte, dass<br />
105<br />
Hände, Arme, Schultern und Nacken 100<br />
doch erheblich an 95Geschmeidigkeit<br />
verloren. 90 Auf der Fähre bewegte<br />
85<br />
ich mich dann 80 elegant wie ein<br />
75 Holzpfosten und hatte große<br />
70<br />
Mühe, den Cappuccino 65 verschleißfrei<br />
an den Mund zu<br />
60<br />
55<br />
führen. Aber: 50 Als ich dann<br />
45 wenig später am Ätna stand,<br />
40<br />
den Blick 35 ins weite Land<br />
30 schweifen ließ und die bildschöne<br />
Maschine 20 neben<br />
25<br />
15 mir knisterte, war ich der<br />
10<br />
glücklichste 5 Mensch der<br />
Welt. Ich küsste den<br />
schlanken Tank und<br />
hauchte: „Ich liebe dich!“<br />
Dass die Szene auch<br />
in anderen Menschen romantische<br />
Gefühle weckte,<br />
konnte man am daneben stehenden<br />
Weißkopfadlerpärchen vor dem blauen<br />
Golf mit Hildesheimer Kennzeichen beobachten.<br />
Sie flüsterte ihm zu: „Schau,<br />
wie lieb er seine Maschine küsst.“ Und<br />
er knurrte mürrisch zurück: „Mach dir<br />
keine falschen Hoffnungen. Du bist die<br />
Helga, du bist keine Harley.“ Das brachte<br />
ihm einen blitzschnellen linken Haken<br />
auf den Oberarm ein, es wurde gelacht,<br />
dann folgte zärtliches Geturtel.<br />
Ich dachte mir: „Herrlich! Und das nach<br />
einer unendlich langen Fahrt im Golf.“<br />
Die 48 ist die fescheste Sportster<br />
aller Zeiten<br />
1,3596 <strong>PS</strong> = 1 kW<br />
Ich hatte 0,7355 immer kW = 1 schon <strong>PS</strong> ein Faible für<br />
die Sportster-Maschinen aus dem Hause<br />
Harley-Davidson, aber so richtig erwischt<br />
200 hat mich dann 200 die Forty-Eight.<br />
205<br />
195<br />
Ja Himmel, 190 als sie 190 das charismatische<br />
185<br />
Eisen an 180 den Start 180schoben, rastete ich<br />
175<br />
fast aus. 170Was für eine 170 Form, was für ein<br />
165<br />
Statement, 160 was für 160ein Auftritt! Die uninspirierte,<br />
150 aber funktionelle 150 Schwinge<br />
155<br />
145<br />
aus Stahlkantrohr 140<br />
140 und die seit jeher<br />
135<br />
mickrigen 130 Federbeine 130 ohne wirklichen<br />
<strong>12</strong>5<br />
Federweg <strong>12</strong>0 traten dezent <strong>12</strong>0 in den Hintergrund<br />
110 und ließen 110 den brachial bulligen<br />
115<br />
105<br />
Motor 100 unter dem 100 kompromisslos kleinen<br />
Tropfentank 90 voll 90 auf die Sinne 60 80 drü-<br />
95<br />
85<br />
cken – 80 und als krönenden 80 Abschluss 70<br />
75<br />
servierte 70 mir die 48 70 vorne einen gewaltigen<br />
130er-Schlappen 60<br />
60 auf wunder-<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
schön gespeichten 50<br />
5016 Zoll! Natürlich<br />
45<br />
40<br />
war ich 40am Ende. „Voll 40 im Eck“, wie<br />
35<br />
30<br />
man so 30 sagt. Aber 30 nicht nur ich. Die 48<br />
25<br />
besorgte 20 es den Menschen 20<br />
20<br />
in einer<br />
15<br />
Größenordnung, 10 die 10 selbst Harley-Davidson<br />
überraschte. 0<br />
0 Die Maschine mit<br />
10<br />
5<br />
dem rauen Charisma wilderte in allen<br />
Schichten und fand sogar den Weg in<br />
die Garagen von überzeugten Supersport-Piloten.<br />
Aber jetzt bitte nicht kindisch<br />
werden: Nur in den seltensten<br />
0 0<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-45-Grad-V-Motor, zwei Ventile/<br />
Zylinder, 49 kW (67 <strong>PS</strong>) bei 5700/min*, 98 Nm<br />
bei 3200/min*, <strong>12</strong>02 cm³, Bohrung/Hub:<br />
88,9/96,8 mm, Verdichtungsverhältnis: 10,0:1,<br />
Zünd-/Einspritzanlage, 45-mm-Drosselklappen,<br />
mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Fünfganggetriebe, G-Kat,<br />
Zahnriemen<br />
FAHRWERK<br />
Stahlrohr-Doppelschleifenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
60,0 Grad, Nachlauf: 119 mm, Radstand:<br />
1520 mm, Telegabel, Ø Gabelinnenrohr:<br />
39 mm, nicht einstellbar. Stereo-Federbeine<br />
ohne Umlenkung, einstellbar in Federbasis.<br />
Federweg vorn/hinten: 92/54 mm,<br />
Speichenräder mit Stahlfelgen, 3.00 x 16/3.00<br />
x 16, Reifen vorn: 130/90 B 16, hinten: 150/80<br />
B 16, Testbereifung: Michelin Scorcer 31,<br />
292-mm-Einscheibenbremse mit Zweikolben-<br />
Schwimmsattel vorn, 292-mm-Einzelscheibe<br />
mit Zweikolben-Schwimmsattel hinten, ABS<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
48 kW (65 <strong>PS</strong>) bei 188 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 5,2 s; 0 –150 km/h: 11,9 s;<br />
0 –200 km/h: –<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 7,3 s; 100 –150 km/h: 8,9 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
190 km/h<br />
GEWICHT<br />
256 kg vollgetankt, v./h.: 46,8/53,2 %,<br />
Tankinhalt: 7,9 Liter<br />
Testverbrauch 5,4 Liter/100 km<br />
SETUP GABEL<br />
Hier gibt es nichts einzustellen<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
lediglich in der Federbasis einstellbar<br />
GRUNDPREIS<br />
11975 Euro, Test maschine: <strong>12</strong>175 Euro<br />
MESSWERTE<br />
Motorleistung<br />
60 80<br />
Harley-Davidson<br />
50 70 Sportster Forty-Eight<br />
53,4 kW (73 <strong>PS</strong>)<br />
60 bei 5600/min<br />
40 98 Nm bei<br />
50<br />
4600/min<br />
30 40<br />
20<br />
30<br />
100<br />
20<br />
90<br />
10<br />
10<br />
80<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Drehmoment in Nm<br />
Der <strong>12</strong>02er ist ein Kellertier. Er liebt es knapp<br />
oberhalb seines Ruhepulses aufgezogen zu<br />
werden und poltert dann herrlich los.<br />
alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt;<br />
statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer;<br />
U=Umdrehungen; K=Klicks * Herstellerangabe ** <strong>PS</strong>-Messung<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />
Dynojet-Rollenprüfstand 250
FUNKEN<br />
ENTFACHEN<br />
FEUER<br />
46 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
Fällen wurde eine 1000er-Rennmaschine<br />
gegen eine Forty-Eight getauscht,<br />
sondern sie wurde als cooles Zweiteisen<br />
für die Stadt oder für die Fahrt in<br />
die nächste Ortschaft zum Lieblingsfriseur<br />
angeschafft. Aus meiner Sicht<br />
vollkommen verständlich. Die 48 ist<br />
einfach wahnsinnig fesch und verkörpert<br />
das wilde Motorradfahren einer<br />
längst vergangenen Zeit, in der die<br />
Krankreglementierung der Gesellschaft<br />
noch in weiter Ferne lag. Aber sportlich<br />
im Sinne des Sportes ist sie natürlich<br />
nicht.<br />
Das polternde Drehmoment ist<br />
omnipräsent<br />
Nun, auch wenn es den schnellen Graf<br />
Seitzmo und die <strong>PS</strong>-Rennbande jetzt<br />
fürchterlich in den Schreibtischsessel<br />
drücken wird, will ich mit meiner Überzeugung<br />
nicht hinterm Berg halten: Die<br />
48 schaut nicht nur weltklasse aus, sie<br />
fährt sich auch so. Natürlich nicht auf<br />
der Rennstrecke (dort verendet sie entweder<br />
in den ersten Kurven oder wird<br />
auf den Geraden dermaßen vehement<br />
durchgereicht, dass der Sog der vorbeirauschenden<br />
Superbikes keine Luft<br />
mehr in den Ansaugtrakt des V2 sickern<br />
lässt), sondern in der Stadt und<br />
Überland, sofern man keinen Termindruck<br />
hat.<br />
Das Fahrwerk ist straff – nicht nur im<br />
Sinne eines geringen Federwegs – und<br />
ziemlich hart, die Bremse ist zwar nicht<br />
supersportlich, aber im Biss doch<br />
deutlich kräftiger als der Anker einer<br />
Triumph Bonneville zum Beispiel, das<br />
ABS funktioniert einwandfrei auf gutem<br />
Niveau, und der brachiale Motor ist<br />
einfach großartig. Auf den ersten Blick<br />
ist der <strong>12</strong>02er-45-Grad-V2 in Zweiventil-Technik<br />
samt Stoßstangen und Kipphebeln<br />
natürlich sportlich wertloser<br />
Edelschrott, wenn man ihn mit einem<br />
japanischen oder bayrischen Reihenvierer<br />
vergleicht, aber de facto eröffnet<br />
einem dieser von mir überaus geschätzte<br />
Motor einfach eine ganz<br />
andere Welt. Der erregend polternde<br />
Langhuber serviert bei Leerlaufdrehzahl<br />
bereits rund 80 Nm und lässt<br />
dann bis 6000/min einfach nicht nach.<br />
An der roten Ampel wird die gesamte<br />
Maschine von dezentem, tief frequenten<br />
Beben erfasst, bei Grün kann man<br />
voll einnieten und starten wie eine Rakete.<br />
Durch den langen Radstand, den<br />
tiefen Schwerpunkt und die weit vorne<br />
abgestellten Füße muss man sich keine<br />
Sekunde davor fürchten, dass die Fuhre<br />
in die Galerie steigen könnte, sondern<br />
kann sich voll und ganz auf das<br />
Freilassen der 67 <strong>PS</strong> und der 98 Nm<br />
konzentrieren. Dreht man den ersten<br />
Gang aus, stehen prompt 80 km/h auf<br />
der schlanken, schnörkellosen Uhr.<br />
Der zweite reicht übrigens bis knapp<br />
<strong>12</strong>0. In der freien Welt abseits der<br />
Rennstrecken ist man damit nicht untermotorisiert.<br />
Erstaunlich ist, dass das<br />
Handling trotz des fetten Vorderreifens,<br />
des langen Radstands, der relativ flachen<br />
Gabel und dem sehr hohen Gewicht<br />
(256 Kilo!) nicht bockig ist, sondern<br />
gutmütig einfach. Gedankengesteuertes<br />
Einlenken ist der Sportster<br />
allerdings so fremd wie einem Wellensittich<br />
die Tiefsee.<br />
Die Grenzen der 48 sind nicht<br />
die Grenzen der Welt<br />
Im Sinne einer Beurteilung aus sportlicher<br />
Sicht darf man festhalten, dass<br />
die Grenzen der Forty-Eight nicht die<br />
Grenzen der Welt sind. Anders formuliert:<br />
Die Maschine ist das Limit, nicht<br />
der Pilot. Die 48 setzt relativ früh mit<br />
den Rasten auf, dann schleift bald<br />
auch schon der Auspuff. Daran hat<br />
sich in all den Jahren nichts geändert.<br />
Für mich ist das aber kein Problem<br />
mehr. Die Schräglagenfreiheit ist ja<br />
durchaus groß genug, um im freien<br />
Land flott durch die Radien zu wedeln.<br />
Eine weitere Grenze, die<br />
ich persönlich locker akzeptieren<br />
kann, ist die geringe<br />
Reichweite aufgrund<br />
des optisch<br />
unschlagbaren<br />
7,9-Liter- Tanks. Ich<br />
zünde mir sowieso gerne ein<br />
Pfeiferl an und bewundere das<br />
knisternde Eisen. Und wenn<br />
die Sonne in die unfassbar<br />
schöne Flake-Lackierung fährt,<br />
kann es schon sein, dass ich<br />
mir auch noch einen zweiten<br />
Cappuccino hole.<br />
Zu Rod in die Schweiz bin ich<br />
diesmal nicht gefahren. Als ich<br />
ihm am Telefon von der Forty-<br />
Eight erzählte, meinte er: „Nein,<br />
lass mal. Ganz egal, wie gut die<br />
Forty-Eight ausschaut, sie ist und<br />
bleibt ein sinnloser Eisenhaufen.“ Dann<br />
nahm ihm Heidi das Telefon aus der<br />
Hand und zwitscherte: „Ich finde die<br />
Forty-Eight wahnsinnig fesch. Würde<br />
auch extrem gut zu Rod passen. Aber<br />
natürlich nur mit einer Flake-Lackierung!“<br />
Wir werden sehen. Die Macht<br />
der Frauen kann nicht hoch genug bewertet<br />
werden.<br />
FAZIT<br />
„DIE 48 IST EIN<br />
GÖTTLICHER EISEN-<br />
HAUFEN“<br />
Die Forty-Eight ist der Topseller von Harley-<br />
Davidson und wildert in allen Schichten.<br />
Selbst überzeugte Supersport-Piloten haben<br />
sie neben der Rennmaschine in der Garage<br />
stehen. Dass sie ein Modell der Sportster-<br />
Reihe ist, darf aber nicht zum Schluss verleiten,<br />
dass sie sich auch sportlich fährt. Die 48<br />
ist – salopp formuliert – ein göttlicher Eisenhaufen,<br />
der 256 Kilo wiegt. Beeindruckend<br />
und in meinen Augen unwiderstehlich sind<br />
nicht nur das Design und das hochwertige<br />
Finish, sondern auch der in seiner derb polternden<br />
Art unvergleichlich charismatische,<br />
luftgekühlte V2 mit <strong>12</strong>02 Kubik. Kommt allerdings<br />
– und das darf man in der Euphorie<br />
nicht vergessen – eine schnelle Partie von<br />
hinten, bleibt einem nur die Kapitulation in<br />
aufrechter Haltung.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 47
LIMITED EDITION<br />
NKMOTORS-KAWASAKI ER-6N<br />
48 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
TTSTYLE<br />
Philippsburg ist Supertwin-Mekka. Was auf<br />
den britischen Inseln längst zu den heißesten<br />
Klassen gehört, macht NKmotors hierzulande<br />
noch weitestgehend exklusiv.<br />
Text: Uwe Seitz; Fotos: jkuenstle.de<br />
Da hat er nicht schlecht geschaut,<br />
der TT-Offizielle. Die<br />
ER-6n aus dem badischen<br />
Philippsburg ist beim Prüfstandslauf<br />
der technischen Abnahme<br />
zum Lightweight-Rennen auf der Isle of<br />
Man leistungsmäßig voll dabei. Später<br />
im Rennen in den Händen des Finnen<br />
Tuukka Korhonen läuft sie auf der<br />
längsten Geraden des Mountain-<br />
Course bei Sulby über 236 km/h und<br />
ist damit unter den Top <strong>12</strong>.<br />
Nicht schlecht für den Reihenzweizylinder,<br />
den Kawasaki mit 72 <strong>PS</strong> eigentlich<br />
als Mittelklasse-Bike für Landstraßen-Fahrer<br />
entwickelt hat. Dessen<br />
Potenzial haben die Road Racer aber<br />
längst erkannt. In der beliebten Lightweight-Klasse,<br />
auch „Supertwin“ genannt,<br />
starten von der North West 200<br />
bis zur TT fast nur noch getunte ER-6,<br />
haben die Kawas die Suzuki SV 650<br />
längst verdrängt.<br />
Hierzulande scheint das noch ein<br />
Geheimnis zu sein, denn sowohl in der<br />
bei Bike Promotion im DRC startenden<br />
Lightweight-Klasse als auch sonst bei<br />
Renntrainings dominieren immer noch<br />
die 650er-V-Twins von Suzuki. Niklas<br />
Pfeiffer, der selbst längst vom Road Racing-Fieber<br />
befallen ist und bei Rennen<br />
von Irland bis Tschechien an den Start<br />
geht, kam 20<strong>12</strong> mit einer gestürzten<br />
ER-6n und einigen Teilen vom Iren Ryan<br />
Farquhar, mehrfacher TT-Sieger und<br />
ER-Lightweight-Spezialist, von so einem<br />
Road Race zurück.<br />
„Das Reglement ist sehr offen, man<br />
kann viel eigene Ideen einfließen<br />
lassen“, erzählt Pfeiffer in Hockenheim.<br />
Dort wollen wir seine Evo2-Version<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 49
DATEN<br />
GEWICHT <br />
154 kg<br />
VORN/HINTEN 54,8/45,2 %<br />
LEISTUNG <br />
99 <strong>PS</strong><br />
PREIS<br />
ca. 14500 Euro<br />
Motorleistung<br />
80<br />
100<br />
70<br />
90<br />
60<br />
50<br />
40<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
Kawasaki Niklas ER6<br />
73,0 kW (99 <strong>PS</strong>)<br />
bei 10700/min 71 Nm<br />
bei 8200/min<br />
Drehmoment in Nm<br />
30 40<br />
80<br />
70<br />
20<br />
30<br />
60<br />
20<br />
50<br />
10<br />
10<br />
40<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 <strong>12</strong> 13<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf<br />
Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
Satte Leistung im oberen Drehzahlbereich,<br />
damit lässt sich die ER-6n wie eine<br />
600er richtig ausquetschen. Inzwischen<br />
hat der NK-Motor knapp 100 <strong>PS</strong> am Rad.<br />
testen, die kaum noch an die Original-<br />
Kawa erinnert. Die Verkleidung stammt<br />
von der MV Agusta F3, das Rahmenheck<br />
mit ZX-6R-Höcker ist selbst gebaut.<br />
Scharf sind die ER-6-Tuner auf<br />
die Schwinge der hochbeinigen Kawasaki<br />
Versys, die fürs Racing wesentlich<br />
besser geeignet ist als das Original.<br />
Das Federbein stammt von Hyperpro.<br />
Bei der Vorderradführung setzt<br />
Pfeiffer auf die von Hyperpro überarbeitete<br />
Gabel einer ZX-10R von 2008,<br />
die Gabelbrücken sind vom 2011er-<br />
Modell. Auch die Bremsanlage stammt<br />
aus diesem Bike. Die Pumpe kommt<br />
von der Firma Accosatto, die unter der<br />
gleichen Adresse wie Brembo in Italien<br />
firmiert, aber die fast identischen Teile<br />
deutlich günstiger anbietet.<br />
Richtig viel Eigenentwicklung<br />
steckt in der Airbox und dem Motor.<br />
Pfeiffer bedient sich der angepassten<br />
ZX-10R-Einspritzung, die mit der riesigen<br />
Airbox das explosive Gemisch<br />
über den von ABP Racing überarbeiteten<br />
Zylinderkopf in speziell vorbereitete<br />
Zylinder pumpt. Spears Racing aus<br />
den USA liefert die Kolben und Nockenwellen,<br />
auf die auch viele TT-Lightweight-Tuner<br />
setzen. Der Powercomander<br />
mit Autotune ist obligatorisch.<br />
Angriff des Underdog auf die<br />
1000er-Armada<br />
Das 154 Kilo leichte Bike baut durch<br />
den Reihentwin nicht ganz so schmal<br />
wie die SV, aber wirkt trotzdem noch<br />
sehr zierlich. Der Sound spricht dagegen<br />
für ein ausgewachsenes, aggressives<br />
Renneisen. Als Erstes machen sich<br />
allerdings starke Vibrationen bemerkbar,<br />
die jene von Reihentwins bekannten<br />
weit übersteigen. Die Ausgleichswelle<br />
ist rudimentär noch drin, da die<br />
Wasserpumpe darauf sitzt. „Aber wir<br />
mussten kurzfristig einen Kolben verwenden,<br />
der gewichtsmäßig etwas<br />
nach oben hin ausreißt. Daher vibriert<br />
der Motor so stark“, erklärt Pfeiffer.<br />
Ignorieren wir das also und preschen<br />
los. Mit jedem bisschen Mehr an Drehzahl<br />
wird es forscher. Zwischen 8000<br />
und 10 000/min geht die ER-6n für<br />
einen 650er-Twin richtig brachial und<br />
dreht sogar bis fast 11 000/min. Richtiges<br />
Rennfeeling da, wo serienmäßig<br />
längst Feierabend ist. Mit dieser Kawa<br />
pfeift man ganz schön heftig über die<br />
GP-Strecke und richtet dabei manch<br />
<strong>PS</strong>-stärkeren Recken hin.<br />
Das liegt vor allem an der unglaublichen<br />
Handlichkeit. Phänomenal, wie<br />
einfach sich das Bike einlenken und<br />
auf immer fiesere Linien zwingen lässt<br />
und dabei punktgenau aus den Ecken<br />
schnalzt. Weil uns das Bike aber auf<br />
der Bremse zu nervös (solch harte Attacken<br />
empfehlen sich beim Road Racing<br />
nicht) und auch in Schräglage etwas<br />
zu kippelig ist, stecken wir die Gabel<br />
leicht durch und nehmen das Heck<br />
etwas runter. Das kostet kaum Handlichkeit,<br />
fühlt sich aber auf der Bremse<br />
deutlich besser an. Besonders, weil die<br />
NKmotors noch keine Anti-Hopping-<br />
Kupplung hat und sowohl Ende Parabolika<br />
als auch vor der Mercedes-Tribüne<br />
teilweise heftig zu stempeln beginnt.<br />
Aber das sind die letzten Kinderkrankheiten,<br />
die Pfeiffer bei der<br />
Evo3, die er für die nächste TT aufbaut,<br />
abstellen wird. Dass er‘s draufhat<br />
und aus einer ER-6n ein Hammer-<br />
Brenneisen machen kann, durften wir<br />
mit jeder Runde genießen – es müssen<br />
wahrlich nicht immer 1000er sein!<br />
NKmotors<br />
Friedensstraße 3<br />
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50 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
01<br />
01 Bietet einen großen Einstellbereich<br />
und funktioniert bestens: das<br />
speziell angefertigte Hyperpro-Federbein<br />
02 Das Temperaturproblem<br />
des getunten Twins ist nur mit größerem<br />
Kühler in den Griff zu bekommen.<br />
Dieser stammt aus einer älteren<br />
Yamaha R6 03 Günstiger, aber<br />
mit der ZX-10R-Anlage stabil und<br />
äußerst effektiv: Accosatto-Pumpe<br />
02<br />
03<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 51
<strong>PS</strong>-WISSEN<br />
EINSPRITZUNG/MOTORSTEUERUNG<br />
DER<br />
Immer mehr Sensoren und elektronische<br />
Steuerungen greifen ein, wenn<br />
das Motorrad droht, in Schieflage<br />
zu kommen. <strong>PS</strong> erklärt, wie und wann<br />
die Elektronik dem Fahrer zur Seite<br />
steht – und wann nicht.<br />
ELEKTRISC<br />
52 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
01<br />
02<br />
1<br />
3<br />
2<br />
01 BMW ging, wie Yamaha<br />
auch, am Anfang des elektronischen<br />
Gasgriffs den<br />
sicheren Weg und installierte<br />
an der Gaszugwelle<br />
(Pfeil) eine Rastermechanik.<br />
Dadurch war sichergestellt,<br />
dass der Fahrer<br />
die Drosselklappen in<br />
jedem Fall mechanisch<br />
schließen konnte. Auf diese<br />
Absicherung wird bei<br />
den aktuellen e-Gas-Konstruktionen<br />
verzichtet<br />
02 Bereits bei den Doppeldrosselklappen<br />
einer<br />
Suzuki GSX-R 1000 oder<br />
KTM RC8 (Foto) werden<br />
die oberen Butterfly-Ventile<br />
(1) über elektrische<br />
Stellmotoren (2) betätigt.<br />
Das Signal dazu wird an<br />
den Primärklappen (3)<br />
abgenommen<br />
Text: Werner Koch<br />
Fotos: Hersteller, Archiv, Koch, fact<br />
Blicken wir zurück, so sind es<br />
noch keine 15 Jahre her, als<br />
zum Beispiel die epochale<br />
Yamaha YZF-R1 ohne jegliche<br />
elektronischen Fahrhilfen auskommen<br />
musste. Das satte Drehmoment, die giftigen<br />
Bremsen und eine atemberaubende<br />
Beschleunigung unterlagen der<br />
manuellen Steuerung durch den Fahrer.<br />
Nur mit viel Gefühl in der Gashand,<br />
einer feinmotorischen Höchstleistung<br />
auf der Bremse und hochsensiblem Popometer<br />
war die R1 zu beherrschen<br />
und trennte dabei die Spreu vom Weizen.<br />
Derbe Grobmotoriker segelten im<br />
hohen Bogen, neudeutsch: Highsider,<br />
durch die Luft, packten sich beim<br />
Bremsen in Schräglage aufs Ohr oder<br />
flatterten beim Power-Wheelie hilflos<br />
wie eine Fahne im Sturm am Lenker.<br />
Mit der Vernetzung unzähliger Sensoren<br />
und Parameter versuchen deshalb<br />
die Konstrukteure und Techniker<br />
den Fahrzustand moderner Motorräder<br />
zu erfassen und mit genialen Steuerungen<br />
so zu beeinflussen, dass der Fahrer<br />
schneller und/oder sicherer unterwegs<br />
ist. Mit der Umstellung von Vergaser-Technik<br />
auf Einspritz-Technologie<br />
ergab sich zudem die Möglichkeit,<br />
die Leistungsentfaltung bei Hochleistungsmotoren<br />
zu glätten und nutzbarer<br />
zu machen. Mit der sogenannten Doppel-Drosselklappe<br />
ging man bereits vor<br />
rund zehn Jahren in Richtung Ride-by-<br />
Wire-Technologie.<br />
Der Gaszug hat ausgedient,<br />
jetzt wird gekabelt<br />
Der Fahrer betätigte dabei über konventionelle<br />
Gaszüge die Primär-Drosselklappen,<br />
doch die darüber angeordneten<br />
Sekundär-Drosselklappen wurden<br />
von einem elektrischen Stellmotor<br />
geöffnet. Und der wurde von einem<br />
hinterlegten Kennfeld gesteuert, das je<br />
nach Last, Drehzahl und Gangstufe die<br />
Leistungsabgabe mit leichter Verzöge-<br />
HE REITER<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 53
01<br />
03<br />
02<br />
04<br />
01 Wie an der KTM <strong>12</strong>90 Super Duke<br />
R werden die Raddrehzahlen durch<br />
Zahnscheiben und Sensoren ermittelt<br />
und an die ECU weitergeleitet. Diese<br />
fein aufgelösten Impulse (bis zu 60<br />
pro Radumdrehung) sind die Grundlage<br />
für Traktionskontrolle und ABS 02<br />
Ein Bosch 3-Achs-Gyro liefert die Daten<br />
über Schräglage und Beschleunigungen<br />
um die Längs-, Hoch- und<br />
Querachse und erfasst so die Fahrzeugbewegungen<br />
03 Solche handgemachten<br />
Drifts wie sie Garry McCoy<br />
mit dem Yamaha YZR 500-Zweitakter<br />
auf den Asphalt brannte, sind heute<br />
leider selten 04 Durch die unterschiedlich<br />
großen Reifendurchmesser<br />
in Geradeausfahrt (B) und in Kurven (A)<br />
sind die Erfassung und der Abgleich<br />
der Raddrehzahlen sehr kompliziert<br />
A<br />
B<br />
rung freischaltete. So wurde zum Beispiel<br />
aus dem nominell 178 <strong>PS</strong> starken<br />
Suzuki GSX-R 1000 K6-Motor ein kraftvoller,<br />
aber extrem fein dosierbarer Antrieb<br />
mit besten Manieren.<br />
Yamaha preschte vor und überließ<br />
bei der rassigen YZF-R6 ab Baujahr<br />
2006 die Gassteuerung einem kleinen<br />
Stellmotor, das Zeitalter des „echten“<br />
Ride-by-Wire hatte begonnen. Anfangs<br />
noch mit einer mechanischen Absicherung,<br />
bei der die Gaszüge die Drosselklappen<br />
in jedem Fall mechanisch<br />
schließen konnten, verlassen sich die<br />
Konstrukteure bei den aktuellen Hightech-Motorrädern<br />
ausschließlich auf<br />
einen Gasgriff, der die Befehle über Kabel<br />
an den Stellmotor weiterleitet. In<br />
Verbindung mit der elektronischen<br />
Zündung können nicht nur die Motorleistung,<br />
sondern auch Abgasverhalten,<br />
Lastwechsel und Verbrauchswerte<br />
beeinflusst werden. Es folgten die ersten<br />
Traktionskontrollen, die maximale<br />
Beschleunigung mit geregeltem<br />
Schlupf sicherstellten. Stand zunächst<br />
die Sicherheit auf nassen Straßen, unberechenbaren<br />
Bitumenflecken oder<br />
aalglatten Brückenabsätzen aus Stahlplatten<br />
im Fokus, kopierten die großen<br />
Hersteller bald die Technologie aus<br />
dem Rennsport. Mit dem einzigen Ziel,<br />
ihre Supersportler beim Beschleunigen<br />
in Schräglage für jedermann noch<br />
schneller zu machen.<br />
Für jedermann käuflich: der<br />
kunstvolle Drift aus der Kurve<br />
Letzter Stand der Dinge: Durch die Erfassung<br />
der Schräglage der Maschine<br />
lässt sich ein Schlupf am Hinterrad generieren,<br />
mit dem sich das Motorrad<br />
leicht querstehend im Drift aus der<br />
Kurve beschleunigen lässt. Ein akrobatischer<br />
Balanceakt, der bis vor wenigen<br />
Jahren einem Dutzend hochtalentierter<br />
Burschen vorbehalten war.<br />
Und wie geht das? Mit den in Echtzeit<br />
erfassten Daten, die aus einem Bündel<br />
von Parametern errechnet werden. Zum<br />
einen wird die Raddrehzahl über die<br />
Zahnscheiben (Foto 01) vorn und hinten<br />
erfasst. Da sich diese jedoch je<br />
nach Schräglage verändert (Änderung<br />
des Raddurchmessers), muss auch der<br />
tatsächliche Abrollumfang, das heißt<br />
die Form und Kontur des Reifens hinterlegt<br />
sein. Über einen 3-Achs-Gyro<br />
(Foto 02), praktisch eine elektronische<br />
Wasserwaage, erkennt das System die<br />
tatsächliche Schräglage der Maschine<br />
und gibt gerade so viel Schlupf frei, um<br />
das Motorrad ausreichend stabil, aber<br />
vehement zu beschleunigen. Bei der<br />
rasanten Kurvenfahrt, in der der Fahrer<br />
in Schräglage Gas gibt, presst die dynamische<br />
Achslast den Hinterreifen<br />
entsprechend stark auf den Asphalt.<br />
Dieser höhere Anpressdruck lässt sich<br />
54 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
aus der Beschleunigung beziehungsweise<br />
Verzögerung beim Bremsen und<br />
der Fahrzeugmasse/Gewichtsverteilung<br />
erfassen, wenn die dafür entsprechenden<br />
Sensoren zur Erkennung des<br />
Federwegs vorhanden sind. Was bei<br />
den neuen, semiaktiven Fahrwerken<br />
zur Standardausrüstung gehört, womit<br />
diese auch die Motorsteuerung/Traktionskontrolle<br />
unterstützen können.<br />
Um das Motorrad unter dieser Belastung<br />
stabiler zu machen, greift jetzt<br />
auch noch das semiaktive Fahrwerk<br />
ein und erhöht die Druckstufendämpfung<br />
(Foto unten). Mit der Folge, dass<br />
das Heck nur wenig eintaucht und<br />
damit die Lenkgeometrie in Richtung<br />
Handlichkeit erhalten bleibt. Ein entscheidender<br />
Punkt, wenn der Fahrer<br />
mit voller Brause aus der Kurve donnert<br />
und dabei auf der kürzesten Spur<br />
bleiben möchte.<br />
Am Scheitelpunkt der Kurve<br />
regelt das e-Gas die Beschleunigung<br />
01<br />
Jetzt kommt unsere Motorsteuerung ins<br />
Spiel. Erkennt der Rechner, dass das<br />
Hinterrad zu stark durchdreht, reduziert<br />
die Motorsteuerung in Sekundenbruchteilen<br />
die Zugkraft am Hinterrad<br />
und damit den Schlupf. Bei Geradeausfahrt<br />
sind es dennoch bis zu zehn Prozent,<br />
in großen Schräglagen wird der<br />
Schlupf auf rund vier Prozent gedrosselt.<br />
Natürlich stehen dem Fahrer unterschiedliche<br />
Fahr-Modi zur Verfügung.<br />
Die aggressivste Abstimmung mit<br />
viel Schlupf wird im Rennstrecken-Modus<br />
aktiviert, die sanfteste Version<br />
steht im Regen-Modus zur Verfügung,<br />
in dem meist auch die Maximalleistung<br />
und das Drehmoment deutlich heruntergefahren<br />
werden.<br />
Diese Leistungsreduzierungen werden<br />
durch folgende Maßnahmen eingeleitet.<br />
Stufe eins (sehr sanft): Die Frühzündung<br />
wird zurückgenommen. Stufe<br />
zwei (sanft): Die Drosselklappen schließen<br />
oder werden nur verzögert geöffnet.<br />
Stufe drei (stark): Die Zündung/Einspritzung<br />
wird an einem oder mehreren<br />
Zylindern abgeschaltet. Um einen weichen<br />
Übergang zu schaffen, wird meist<br />
eine Kombination der drei Möglichkeiten<br />
gewählt.<br />
Allerdings greift die Änderung der<br />
Frühzündung und ein Schließen der<br />
Drosselklappen relativ verzögert ein.<br />
Bei einem plötzlichen Rutscher muss<br />
deshalb mit der blitzartigen Zündabschaltung<br />
dagegengehalten werden.<br />
Ganz problematisch wird es, wenn das<br />
Hinterrad auf einem extrem rutschigen<br />
Untergrund bereits so stark durch-<br />
02<br />
03<br />
04<br />
01 Bei den semiaktiven Fahrwerken<br />
sind Gabel und Federbein mit dem<br />
Rechner verknüpft, in dem auch die<br />
Motorsteuerung untergebracht ist<br />
02 Diese ECU (blau) reagiert auch<br />
auf Informationen von ABS und<br />
Traktionskontrolle. Die wichtigsten<br />
Informationen für beide kommen<br />
von den Sensoren, die die Raddrehzahl<br />
vorn und hinten (grün) erfassen<br />
03 Semiaktive Stoßdämpfer sind<br />
äußerlich kaum von konventionellen<br />
Bauteilen zu unterscheiden. Am<br />
Dämpferfuß, wo sonst die Stellschraube<br />
des Zugstufenventils sitzt,<br />
führen die Kabel in das Gehäuse<br />
04 Dort wird über eine unterschiedlich<br />
starke Bestromung des elektromechanischen<br />
„Dämpferkolbens“<br />
der hydraulische Widerstand in<br />
Millisekunden verändert<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 55
01<br />
03<br />
02<br />
01 Die Traktionskontrolle macht‘s möglich:<br />
Quer stehend, mit viel Schlupf am Hinterrad<br />
driftet Christian Kellner beim <strong>PS</strong>-Traktionskontrollen-Test<br />
aus der Kurve 02<br />
Auch beim Wheelie greift die Elektronik ein<br />
und öffnet die Drosselklappen nur so weit,<br />
dass ein Salto rückwärts ausgeschlossen<br />
wird 03 Mit dem Quickshifter, hier bei der<br />
BMW S 1000 RR, lassen sich die Gänge mit<br />
geringer Zugkraftunterbrechung durchschalten,<br />
weil das Gas offen bleibt und die<br />
Kupplung nicht gezogen werden muss<br />
dreht, dass die Schwungmasse des Rades<br />
nicht mehr schnell genug eingebremst<br />
werden kann und Ross und Reiter<br />
ohne Seitenführung massiv sturzgefährdet<br />
sind. In diesem Fall hören wir<br />
die Zukunftsmusik schon läuten, die davon<br />
kündet, dass man auch daran<br />
denkt, die Raddrehzahl über die Bremsen<br />
zu steuern, wie das selbst bei kostengünstigen<br />
Kleinwagen mit dem ESP-<br />
Schleuderschutz gang und gäbe ist. Zumal<br />
das ABS meist schon mit der Motorsteuerung<br />
verknüpft ist und es nur<br />
eine Frage der Software ist, über einen<br />
gezielten Bremsdruck die Raddrehzahl<br />
anzupassen.<br />
Baut sich beim vollen Beschleunigen<br />
der Grip am Hinterrad wieder auf,<br />
wird die Leistung hochgefahren. In dieser<br />
Phase kann der Pilot Vollgas geben<br />
ohne zu stürzen, denn jetzt unterliegt<br />
die Motorsteuerung einzig und allein<br />
der Traktionskontrolle, die nur die maximal<br />
verwertbare Leistung freigibt.<br />
Ab einer bestimmten Schräglage lässt<br />
der Rechner dann wieder die maximale<br />
Motorleistung zu. Vorausgesetzt,<br />
unsere elektronische Wasserwaage<br />
erkennt keine Wheelie-Neigung. Denn<br />
sobald das Vorderrad über einen bestimmten<br />
Winkelgrad abhebt, schließen<br />
sich die Drosselklappen, wird die Zündung<br />
zurückgenommen oder zylinderselektiv<br />
abgeschaltet. Womit sich auch<br />
die Beschleunigung Richtung physikalisches<br />
Limit bewegt, ohne dass der<br />
Fahrer sich um die richtige Balance<br />
zwischen Wheelie und Vortrieb<br />
kümmern muss.<br />
Mehr Fahrkomfort durch pfiffig<br />
gesteuerte Drosselklappen<br />
und Zündkurven<br />
Geht es hurtig über die Zielgerade,<br />
freut man sich bei vielen Supersportlern<br />
über den sogenannten Schaltautomaten,<br />
neudeutsch auch Quickshifter.<br />
Subjektiv ohne die geringste Verzögerung<br />
schlüpfen die Gänge in ihre Position,<br />
wobei der Fahrer weder das Gas<br />
schließen noch die Kupplung ziehen<br />
muss. Der Trick dabei: Die Zugkraft des<br />
Motors wird beim Betätigen des Schalthebels<br />
für einen kurzen Moment über<br />
die Abschaltung der Zündung unterbrochen.<br />
Diese rund 50 bis 100 Millisekunden<br />
genügen, damit das Gangrad<br />
entlastet wird und sich blitzschnell in<br />
die nächsthöhere Stufe einfädelt – wenn<br />
der Vorgang nicht durch die sogenannte<br />
„Klaue-auf-Klaue“ Getriebeposition<br />
verzögert wird. Dabei stehen die Mitnehmerklauen<br />
der Zahnräder nicht auf<br />
Lücke, sondern stoßen an, ohne einzurasten.<br />
Rudi Tellert, ausgewiesener<br />
Spezialist und Hersteller von präzisen<br />
Quickshiftern, hat für diese Phase<br />
bei seinen CTS-Schaltautomaten vorgebeugt<br />
und schickt einen Zwischenzündfunken<br />
an den Motor, der eine<br />
kurze Drehzahländerung bewirkt, die<br />
die Zahnräder verdreht und zum Einrasten<br />
bringt.<br />
BMW geht bei den Schaltautomaten<br />
noch einen Schritt weiter und macht<br />
auch das Herunterschalten ohne Kupplung<br />
möglich, indem der Sensor am<br />
Schalthebel dem Motor einen leichten<br />
Zwischengasstoß verpasst, der den<br />
Antriebsstrang entlastet und so die<br />
Schaltklauen geschmeidig in ihre<br />
richtige Position finden lässt.<br />
Mit der elektronischen Steuerung<br />
der Drosselklappen wird auch zunehmend<br />
die Anti-Hopping-Kupplung<br />
überfällig. Dazu gedacht, das Schleppmoment<br />
des Motors beim Anbremsen<br />
zu reduzieren, übernimmt diesen Part<br />
bei vielen Sport-/Rennbikes die Motorsteuerung.<br />
Je nach Drehzahl und Gangstufe<br />
öffnen die Drosselklappen so<br />
weit, dass das Bremsmoment des Motors<br />
reduziert und lästiges Hinterradstempeln<br />
gänzlich unterbunden wird.<br />
Ob man den Trend zu immer mehr<br />
elektronischer Steuerung und unzähligen<br />
Sensoren und Bordcomputern gut<br />
findet oder nicht, die Entwicklung wird<br />
sich zumindest bei einem Großteil der<br />
Motorräder in Windeseile fortsetzen<br />
und am Standard der Automobil-Branche<br />
orientieren. Straßenoberflächen-<br />
Scanner, Abstandskontrollen oder<br />
Schräglagenwarner – da kommt was<br />
auf uns zu.<br />
DIE THEMEN DER SERIE<br />
Motor/Antrieb<br />
Teil 1 Ansaugtrakt/Saugrohre<br />
Teil 2 Ventilsteuerung/Gaswechsel<br />
Teil 3 Zylinder/Kolben/Pleuel<br />
Teil 4 Kurbeltrieb/Kurbelwelle<br />
Teil 5 Motorschmierung/Ölversorgung<br />
Teil 6 Primärtrieb/Kupplung<br />
Teil 7 Getriebe/Schaltung<br />
Teil 8 Sekundärantrieb Kette/Kardan<br />
Teil 9 Kraftstoffversorgung/<br />
Einspritzung<br />
Rahmen/Chassis<br />
Teil 10 Rahmenbauarten<br />
Teil 11 Vorderradaufhängungen<br />
Teil <strong>12</strong> Hinterradaufhängungen<br />
Teil 13 Bremsanlage/Bremsscheiben<br />
Teil 14 Räder/Felgen<br />
Teil 15 Lagerstellen am Rahmen<br />
Ausstattung/Elektrik<br />
Teil 16 Bord-Elektrik/Schaltplan<br />
Teil 17 Elektronische Einspritzung/<br />
Motorsteuerung<br />
56 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
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2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen.<br />
Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: <strong>PS</strong> Aboservice, Postfach,<br />
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Datum<br />
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LESERPOST<br />
PFLICHTLEKTÜRE<br />
Zu 40 Jahren <strong>PS</strong>, Heft 10/<strong>2014</strong><br />
Zuerst ein Riesenlob für die geilste<br />
Moped-Zeitschrift, die es gibt. Euer<br />
Blatt ist schon zur Pflichtlektüre geworden,<br />
deshalb lassen wir keine Gelegenheit<br />
aus, uns an Euren Bildern und Texten<br />
zu erfreuen. Wie immer mit viel<br />
Witz, knallharten Fakten und Liebe<br />
zum Detail. Auf die nächsten 40 Jahre,<br />
und bleibt immer hart am Gas.<br />
Jens Balzer und Marvin Scheer per E-Mail<br />
GROSSER MIST<br />
Zur Meldung „Eurosport überträgt<br />
MotoGP“, <strong>PS</strong> 11/<strong>2014</strong><br />
Wie kann man nur die Rechte an einen<br />
solchen Sch...sender abgeben wie Eurosport!<br />
Die bringen es nicht mal mit<br />
Egal wo, egal wann, egal wie: Für die<br />
Leser Jens Balzer und Marvin Scheer<br />
gehört <strong>PS</strong> zur Pflichtlektüre<br />
Foto: Jens Balzer und Marvin Scheer<br />
der Superbike-WM auf die Reihe. Die<br />
Sendetermine werden nicht eingehalten,<br />
und statt der angekündigten Rennen<br />
bringen sie dann Tennis oder unwichtige<br />
Wiederholungen. Es ist sehr<br />
schade, damit versäumt man wieder<br />
viele Rennen. Schade auch, weil Sport1<br />
mit Alex Hofmann einen hervorragenden<br />
Experten hat und schöne Streckenvorstellungen<br />
macht, von den Interviews<br />
ganz zu schweigen. Ich kann nur<br />
sagen: großer Mist und sehr schlecht<br />
für alle Fans des Motorradsports!<br />
Manfred Stadler per E-Mail<br />
URKNALL<br />
<strong>PS</strong>-Momente im Racing-Heft 11/<strong>2014</strong><br />
Vielen Dank für diese gelungene Jubiläums-Ausgabe!<br />
Als Ex-Aktiver habe<br />
ich mich über die alten Geschichten<br />
sehr gefreut. Besonders beeindruckt<br />
hat mich, dass <strong>PS</strong>-Autor Werner Koch<br />
Matthias Kautsch kannte. Matthias fragte<br />
mich 1983, ob ich nicht mal ein paar<br />
Motorradfahrern auf der Rennstrecke<br />
zeigen könnte, wie Moped gefahren<br />
wird. Heraus kam der Urknall eines<br />
Fahrtrainings. Ich werde gerade 60,<br />
bin aber immer noch auf den Rennstrecken<br />
unterwegs (was sonst).<br />
Norbert Peil per E-Mail<br />
VOM ALLERFEINSTEN<br />
Zum Performance Test, <strong>PS</strong> 11/<strong>2014</strong><br />
Ich ziehe den Hut vor so unglaublicher<br />
Sprachbegabung und feinstsinnigem<br />
Empfinden: „Zu dick für diese Welt“<br />
(betrifft Test Yamaha YZF-R1, die Red.)<br />
ist wieder Zonko vom Allerfeinsten!<br />
Was für ein unfassbares Glück, dass<br />
Ihr den Großmeister abwerben konntet.<br />
Zonko, was für ein großartiger, subversiver<br />
Lesegenuss!<br />
Peter Hofstätter per E-Mail<br />
WÄRE SUPER<br />
Tune-up Yamaha MT-09<br />
Ich habe mir direkt eine MT-09 gekauft,<br />
als sie rauskam und bin bis heute begeistert<br />
von dem Motorrad. Leider gibt<br />
es aber auch ein paar Dinge, die unbedingt<br />
verbessert werden sollten, wenn<br />
man mit dem Teil etwas sportlicher<br />
fahren möchte: Gabel, Federbein und<br />
Auspuff sind natürlich auch immer ein<br />
Thema. Wäre super, wenn Ihr ein Tuneup<br />
machen könntet.<br />
Rüdiger Koch per E-Mail<br />
Obwohl sich die Yamaha sehr gut<br />
verkauft hat, ist momentan der Bestand<br />
für ein Tune-up noch zu gering.<br />
Doch in den Heften 05/<strong>2014</strong><br />
und 09/<strong>2014</strong> haben wir drei großartige<br />
Tuning-MT-09 vorgestellt.<br />
Dort finden Sie bestimmt den ein<br />
oder anderen (Umbau-) Tipp für<br />
Ihre Maschine.<br />
Die Red.<br />
BRUTALE 800 STATT<br />
SPEED TRIPLE<br />
Zu Power-Naked-Vergleich, <strong>PS</strong><br />
11/<strong>2014</strong><br />
Klar, die Speed Triple ist der Klassiker<br />
unter den Dreizylinder-Nakeds. Aber<br />
hätte nach dem Vergleich der Power-<br />
Triples in Ausgabe 08/<strong>2014</strong> nicht folgerichtig<br />
der Testsieger MV Agusta Brutale<br />
800 antreten müssen? Gemäß Eurem<br />
Punktesystem hätte sie die EBR<br />
und die Kawasaki geschlagen, trotz des<br />
nicht unerheblichen Leistungsdefizits.<br />
Und warum unterscheidet sich die<br />
Punktewertung für die Speedy vom<br />
einen zum anderen Test? Durfte die<br />
Kawasaki nicht gewinnen?<br />
Frank Düllmann per E-Mail<br />
Die Speed Triple passt wegen<br />
ihres größeren Hubraums besser<br />
zu den anderen Bikes als die Brutale<br />
800. Zur Punktewertung: Wir<br />
vergeben die Zähler für die Maschinen<br />
nicht nach einem absoluten<br />
Schema, sondern verteilen sie<br />
innerhalb des Testfelds relativ.<br />
Das macht die Unterschiede sehr<br />
transparent, allerdings können<br />
Abweichungen zu anderen Tests<br />
entstehen. Ausnahmen sind die<br />
Kriterien Beschleunigung, Durchzug<br />
und Verbrauch. Für sie verteilen<br />
wir die Zähler nach einem<br />
festen Schlüssel. Natürlich hätte<br />
die Z 1000 diesen Test gewinnen<br />
dürfen und eigentlich auch<br />
müssen – immerhin ist sie wesentlich<br />
jünger als die Speed Triple.<br />
Doch wie beschrieben, zeigt die<br />
Kawa fahrwerksseitig ein paar<br />
Schwächen. <br />
Die Red.<br />
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STUNTS<br />
Fotos: Markus Jahn<br />
72 WHEELIE<br />
Kontrollierter Einrad-Tanz<br />
gefällig? Wir sagen Ihnen<br />
wie es geht, Sie machen es<br />
nach. Viel Spaß dabei<br />
74 STOPPIE<br />
Wie lädt man die Sozia<br />
galant vor der Eisdiele ab?<br />
Indem Sie Ihr Bike per<br />
Stoppie zum Katapult machen<br />
76 DONUT<br />
Backe, backe Kuchen, der<br />
Bäcker hat gerufen! Herzhafte<br />
Donuts und kreisförmige<br />
Asphaltradierungen gehen so<br />
78 STUNT-SPLITTER<br />
Interview mit Stuntriding-Profi Chris<br />
Pfeiffer und diverse Highlights aus der<br />
Rubrik „Pleiten, Pech und Pannen“<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 69
<strong>PS</strong>-WISSEN<br />
EINMAL-<br />
EINS DES<br />
SHOWBIZ<br />
Mal ganz ehrlich, einen kleinen Stunt wollten<br />
Sie schon immer mal vor dem Treff abziehen.<br />
Wir <strong>PS</strong>ler verstehen das nur zu gut und zeigen,<br />
wie Sie dabei eine gute Figur machen.<br />
Text: Bob Chance und Volkmar Jacob; Fotos: Markus Jahn<br />
70 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
WHEELIE<br />
STOPPIE<br />
DONUT<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 71
W<br />
04 05 06<br />
72 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
HEELIE<br />
Wir wollen Sie nicht langweilen, aber wenn Sie Wheelies,<br />
Stoppies oder Donuts üben, bitte immer die beiden<br />
Grundregeln beachten: 1. ordentliche Schutzkleidung<br />
tragen, 2. ein entlegenes Örtchen auswählen, am besten<br />
ein Privatgelände. Genug der Belehrung, los geht‘s!<br />
Das Wichtigste beim Wheelen ist unser Rettungsanker,<br />
die Fußbremse. Deswegen immer, immer, immer den rechten<br />
Fuß über dem Bremspedal [Foto 01] lassen. Wheelies<br />
gelingen am besten mit Drehmoment und nicht mit Spitzenleistung,<br />
weil der Motor bei den niedrigeren Drehzahlen<br />
sanfter auf Gasbefehle reagiert. Bei den meisten Maschinen<br />
ist eine Anfahrgeschwindigkeit zwischen 30 und<br />
50 km/h im ersten Gang ideal. Nun den Oberkörper leicht<br />
nach vorn beugen, unverkrampft bleiben. Dann komplett<br />
vom Gas gehen, die Gabel federt etwas ein [02]. Jetzt gefühlvoll<br />
Gas geben und leicht (!) am Lenker ziehen. Die<br />
ausfedernde Gabel [03] unterstützt ein aufstrebendes Vorderrad<br />
[05]. Schießt es zu abrupt gen Himmel, auf die Fußbremse<br />
[01] treten. Am besten übt man den Kniff mit der<br />
Fußbremse, damit der Reflex im Fall des Falles sitzt. Außerdem<br />
kann man mit etwas Übung die Maschine im Zusammenspiel<br />
von Gas und Bremse schön auf dem Hinterrad<br />
balancieren. Steigt die Front nicht, zurück zu Punkt zwei<br />
und den Prozess mit etwas mehr Gas oder kräftigerem Zug<br />
am Lenker einleiten. Wenn das auch nichts bringt, die<br />
Kupplung [04] zu Hilfe nehmen. Dabei fährt man wieder<br />
mit besagter Geschwindigkeit, geht vom Gas und zieht die<br />
Kupplung. Nun wieder etwas Gas geben, der Motor dreht<br />
hoch. Jetzt zügig einkuppeln. Doch Obacht: Bei zu hoher<br />
Drehzahl droht der Salto rückwärts. Sinkt die Drehzahl<br />
dagegen zu stark ab, bleibt das Vorderrad am Boden.<br />
Grundsätzlich gilt: Lieber einige Male zu wenig als ein Mal<br />
zu viel Gas geben! Die richtige Dosis zwischen Gas, Kupplung<br />
und dem Zug am Lenker erfordert etwas Übung.<br />
Steigt das Vorderrad kontrolliert, die Gasstellung halten,<br />
bis das Vorderrad wieder absinkt. Das erste “Schnäpperle“<br />
ist geschafft. Diesen Prozess jetzt kräftig üben, bis ein<br />
Gefühl für den Einrad-Tanz entsteht. Um aus dem „Schnäpperle“<br />
[05-06] ein richtiges Wheelie [09] zu machen, und<br />
dieses möglichst lange, müssen Wheelie-Piloten den Stunt<br />
über den Gasgriff kontrollieren. Je steiler das Bike steht,<br />
desto länger bleibt die Nase oben. Am besten gelingen<br />
Wheelies nahe am Kipp-Punkt. Das ist jene Null-Lage, bei<br />
der das Bike auf dem Hinterrad perfekt ausbalanciert ist.<br />
Je weiter man das Gas öffnet, desto steiler oder schneller<br />
[07-09] wird das Wheelie. Zum Beenden des Stunts das<br />
Gas langsam schließen, um die Landung möglichst weich<br />
zu gestalten und das Lenkkopflager zu schonen. Um die<br />
Wahrscheinlichkeit von Überschlägen nach hinten zu<br />
minimieren, übt man Wheelies am besten bergauf.<br />
01 02 03<br />
07 08 09<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 73
01 02 03<br />
07 08 09<br />
STOPPIE<br />
Stoppies sind im Grunde umgekehrte Wheelies. Einige<br />
Profis nennen diesen Stunt daher auch Nose-Wheelie.<br />
Die Probleme: Diesen Stunt kann man nicht übers Gas<br />
steuern, und der Rettungsanker „Fußbremse“ fällt ebenfalls<br />
flach. Bevor der Stoppie-Pilot mit der Übung loslegt,<br />
muss er auf einen ebenen und sauberen Untergrund<br />
achten. An kühlen Tagen benötigt der Vorderreifen zudem<br />
einige harte Bremsungen, um Grip aufzubauen. Danach bei<br />
ABS-Bikes das System deaktivieren, idealerweise über den<br />
entsprechenden Schalter. Falls nicht vorhanden, die Sicherung<br />
ziehen oder den Sensor am Radkranz abschrauben.<br />
Als Erstes muss der Stoppie-Pilot ein Gefühl für die vordere<br />
Bremse entwickeln. Dazu beschleunigt man im ersten<br />
Gang auf zirka 30 bis 40 km/h und streckt die Arme weit<br />
durch. Dann auskuppeln und leicht am Bremshebel ziehen,<br />
damit die Beläge an den Scheiben anliegen. Nun den<br />
Bremsdruck sanft steigern, sodass sich der Reifen mit dem<br />
Asphalt verzahnen kann. Dadurch bekommt auch unser<br />
persönlicher Zentralrechner mehr Zeit, ein steigendes<br />
Heck von einem blockierenden Vorderrad zu unterscheiden.<br />
Jetzt etwas kräftiger ziehen und gleichzeitig das Körpergewicht<br />
Richtung Front verlagern, um mehr Druck aufs<br />
Vorderrad zu geben. Die Arme bleiben weiterhin fast<br />
durchgestreckt. Wenn das Hinterrad leicht abhebt, ist der<br />
erste (Mini-) Stoppie geschafft [Fotos 01-02]! Dieses<br />
Spiel so lange wiederholen, bis man ein Gefühl fürs steigende<br />
Heck bekommt [03-08]. Falls das Vorderrad blockiert,<br />
die Bremse schnell lösen! Dann die Übung mit etwas<br />
weniger Bremsdruck wiederholen. Wie bei allen heiklen<br />
Fahrmanövern muss man sich auch an Stoppies langsam<br />
herantasten. Das erhöht die Konzentration, schärft die<br />
Sinne und steigert die Reflexe. Die hohe Kunst ist es, das<br />
Bike nahe am Kipp-Punkt zu balancieren. Doch Obacht: Im<br />
Gegensatz zu Wheelies ist man absolut machtlos, wenn dieser<br />
Punkt überschritten wird! In gewissem Maß kann man<br />
einen Überschlag nach vorn auch dadurch verhindern,<br />
indem man sein Gewicht bei zu stark steigender Maschine<br />
weiter nach hinten verlegt [09]. Tipp: Stoppies gelingen<br />
bergab am besten, weil erstens das Hinterrad leichter<br />
abhebt und zweitens, falls der Salto droht, das Bike sofort<br />
wieder Fahrt aufnimmt, sobald der Pilot die Bremse löst.<br />
Dadurch sinkt das Heck subito auf den Boden zurück.<br />
Kommen wir zu den „echten“ Stoppies mit höherem<br />
Speed, bei denen erfahrene Piloten bei entsprechend hohem<br />
Anfangstempo locker 50 Meter auf dem Vorderrad balancieren<br />
(großes Foto). Für Einsteiger sind vier, fünf Meter<br />
aber schon eine echte Leistung. Dazu auf zirka 70 km/h<br />
beschleunigen. Nun die Bremse wie gehabt sanft anlegen<br />
und das Vorderrad mit Gewichtsverlagerung und entsprechendem<br />
Bremsdruck belasten, bis das Heck abhebt. Jetzt<br />
den Druck so variieren, dass das Bike weder den Vorwärtssalto<br />
zelebriert, noch das Heck auf den Boden zurückknallt.<br />
74 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
04 05 06<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 75
04 05 06<br />
76 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
DONUT<br />
Die Königsdisziplin des Spaßmachens ist der schwarze<br />
Gummikringel, auch Donut genannt. Diesen bitte nicht<br />
mit dem kreisförmig ausgeführten Burnout verwechseln,<br />
den die Dorfjugend so gerne auf abgelegenen Sträßchen<br />
in den Asphalt brennt. Der feine Unterschied von kreisförmigen<br />
Burnouts und Donuts ist einfach erklärt, aber<br />
schwierig gemacht: Beim Burnout steht der Pilot auf dem<br />
Boden, blockiert mit der Bremse das Vorderrad und dreht<br />
das Bike mit rotierendem Hinterrad einmal um diesen<br />
Fixpunkt – fertig ist der Kringel. Der Donut dagegen wird<br />
komplett fahrend ausgeführt, also in permanentem Slide.<br />
Beginnen wir mit der Hardware. Je hecklastiger die Maschine<br />
(Extrembeispiel: Chopper), desto weniger eignet sie<br />
sich zum Donutbacken. Grund: Man bekommt nicht den<br />
nötigen Druck aufs Vorderrad. Auch Hypersportreifen sind<br />
zumindest für Einsteiger ungeeignet, weil diese Gummis<br />
zu viel Grip aufbauen, wenn sie heiß werden. Perfekt zum<br />
Burnen eignen sich dagegen ältere Tourenreifen. Ideal:<br />
vorne einen Gummi mit viel und hinten einen mit wenig<br />
Grip aufziehen. Auch ein hoher, hinterer Reifenluftdruck<br />
(um fünf bar) vereinfacht die Show-Einlage.<br />
Und so geht‘s: Im ersten Gang mit Schrittgeschwindigkeit<br />
rollen, locker in den Rasten stehen und über den Tank<br />
beugen [Foto 01]. Nun wird das Hinterrad in Schlupf versetzt,<br />
indem mehrere Aktionen gleichzeitig stattfinden: Vorderbremse<br />
ziehen, um Druck aufs Vorderrad zu geben und<br />
das Hinterrad zu entlasten. Parallel dazu auskuppeln und<br />
gefühlvoll wieder einkuppeln (Kupplung etwas schleifen<br />
lassen), gleichzeitig Gas geben und weiterhin bremsen.<br />
Dies ist der kritische Moment, denn wenn der Vorderreifen<br />
zu wenig Grip aufbaut oder zu wenig Druck auf der Front<br />
lastet, blockiert das Vorderrad – Sturzgefahr! In diesem Fall<br />
sofort Bremse lösen, vom Gas gehen und das Ganze nochmals<br />
mit mehr Gewicht auf dem Vorderrad und etwas mehr<br />
Drehzahl versuchen. Es ist auch möglich, bei stehender<br />
Maschine ein Bein auf den Boden zu stellen. Dann das<br />
Hinterrad durchdrehen lassen, vorsichtig aufsteigen und<br />
die Bremse so lösen, dass die Fuhre langsam losrollt.<br />
Ist das geschafft, zunächst mit Schrittgeschwindigkeit<br />
eine Weile geradeaus fahren, um ein Gefühl für das Motorrad<br />
zu bekommen [02]. Danach die Drehbewegung mit<br />
einem Lenkimpuls und gleichzeitigem Schenkeldruck<br />
einleiten [03]. Anfangs sollte man einen großen Radius<br />
wählen, das vereinfacht die Aktion. Die hohe Kunst des<br />
Kreisebackens besteht darin, die Drehung zu kontrollieren<br />
und immer engere Kreise zu ziehen [04-08].<br />
Bei rotierendem Hinterrad steigt die Temperatur des<br />
Gummis an, er bekommt dadurch zu viel Grip. Bei zu viel<br />
Haftung die Drehzahl etwas erhöhen oder die Übung abbrechen<br />
und den Gummi abkühlen lassen. Auch durch falsche<br />
Gewichtsverlagerung kann hinten zu viel Grip entstehen.<br />
Daher sollte man immer darauf achten, den Oberkörper<br />
über dem Tank zu halten. Außerdem gilt auch beim Donut<br />
die eiserne Regel: Ich burne dahin, wo ich hinschaue!<br />
01 02 03<br />
07 08<br />
STUNT-SCHULEN<br />
DIRK MANDERBACH<br />
www.dirkmanderbach.com<br />
JOE MEINEL<br />
www.stuntsandmore.de<br />
TEAM LOTHAR SCHAUER<br />
http://www.teamls.de<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE<br />
WERNER MODELMANN<br />
www.motorrad-unter-kontrolle.com
STUNT-SPLITTER<br />
TO BE OR<br />
WANTTO BE<br />
Es gibt Profis und „Wannabes“. Letztere<br />
scheitern meist an der Physik, siehe Crash-<br />
Fotos. Im Interview gibt Chris „Pfiff“ Pfeiffer<br />
Einblicke in die Stunt-Szene.<br />
Mit je vier Titeln<br />
in der WM und EM<br />
ist der Deutsche<br />
Chris Pfeiffer der<br />
erfolgreichste<br />
Stuntriding-Pilot<br />
der letzten zehn<br />
Jahre<br />
? Wie heißt der Sport denn nun<br />
richtig: Freestyle? Stuntriding?<br />
Motorradakrobatik?<br />
! Stuntriding. Die Jungs und<br />
Mädels, die es betreiben, heißen<br />
Stunter. Wir Aktive mögen den Begriff<br />
allerdings nicht so sehr, weil<br />
wir ja keine Filmstunts oder Ähnliches<br />
machen. Vor ein paar Jahren<br />
wollte ich mal den Begriff „Streetbike-Freestyle“<br />
einführen, das hat<br />
sich aber nicht durchgesetzt.<br />
? 2010 hast Du letztmals an einem<br />
Wettbewerb teilgenommen.<br />
Warum seither nicht mehr?<br />
! Anders als früher haben solche<br />
Wettbewerbe kein Prädikat<br />
mehr. Auch gibt es keinen Verband,<br />
der die ganze Sache koordiniert und<br />
veranstaltet. An den meist von Polen<br />
aus organisierten Wettbewerben<br />
nehmen vor allem junge Fahrer teil,<br />
die bekannt werden und sich einen<br />
Namen machen wollen.<br />
? Wer hat das Stuntriding<br />
erfunden? Und wann?<br />
! Leute, die Tricks vorführen,<br />
gibt es schon ewig. Doch Anfang der<br />
Neunziger hat der Brasilianer AC<br />
Farias das im Grunde wilde Spektakel<br />
auf eine neue Stufe gehoben.<br />
Dadurch wurde der Sport auch für<br />
die breite Öffentlichkeit interessant.<br />
Ich persönlich bin bis jetzt in 93<br />
Ländern aufgetreten. Auch bei der<br />
Formel 1 oder beim „Race of Champions“<br />
fuhr ich Shows. Daher konnte<br />
ich sicher einen Teil zum Ansehen<br />
des Sports beitragen.<br />
? Wie entwickelt sich die Stuntriding-Szene<br />
allgemein?<br />
! Neue, immer attraktivere<br />
Tricks und gute Nachwuchsfahrer<br />
halten die Szene ungemein lebendig.<br />
Vor allem in Frankreich ist das<br />
Niveau sehr hoch. Auch das öffentliche<br />
Interesse wächst glücklicherweise<br />
ständig.<br />
Fotos: Red Bull Content Pool<br />
? Welchen Deiner Kollegen<br />
schätzt Du am stärksten ein?<br />
! Wie gesagt gibt es viele hervorragende<br />
Fahrer. Einer meiner<br />
Favoriten ist derzeit der Pole Rafal<br />
Pasierbek alias Stunter 13.<br />
? Wie organisiert sich Stuntriding?<br />
Gibt es ein Zentralorgan?<br />
! Leider nein. Viele Stunter<br />
tauschen sich zwar über Facebook<br />
aus, doch letztlich kocht jeder sein<br />
eigenes Süppchen. Für Außenstehende<br />
ist es daher schwierig, an<br />
Infos wie beispielsweise Veranstaltungstermine<br />
zu kommen.<br />
SERIENKILLER<br />
ENDE EINER DIENSTREISE<br />
„Pass auf, lieber Jörg“, sprach einmal<br />
ein eifriger Zeitgenosse zum <strong>PS</strong>-Fotografen,<br />
„ich zeige unseren Lesern<br />
jetzt, wie man Stoppies fährt. Als Erstes<br />
geht man gefühlvoll in die Eisen<br />
und verlagert sein Gewicht nach vorn,<br />
ungefähr so“, erklärte das Nachwuchstalent.<br />
„Dann steigert man<br />
langsam den Bremsdruck, wodurch<br />
das Moped hinten höher kommt. Hast<br />
du das im Kasten? Jetzt steigt das<br />
Bike weiter Richtung Kipp-Punkt,<br />
wo es sich sehr, sehr leicht anfühlt.<br />
Spätestens dann musst du... Oh nein,<br />
Scheiße, was ist denn jetzt los?<br />
Ähem, ich muss jetzt leider gehen...“<br />
78 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
Foto: lf/rh<br />
STUNT-LEGENDE EVEL KNIEVEL<br />
DER GRÖSSTE<br />
Als Stuntfahrer im ursprünglichen Sinn begeisterte Robert Craig<br />
„Evel“ Knievel zwischen 1965 und 1975 die Massen. Berühmt<br />
wurde er vor allem wegen seiner Wahnsinns-Sprünge, bei denen<br />
er sich aber immer wieder schwer verletzte – insgesamt 38 Mal.<br />
Der heftigste Abflug geschah beim Versuch, über die Brunnenanlage<br />
des „Caesars Palace“ in Las Vegas zu springen. 40 gebrochene<br />
Knochen und 29 Tage Koma waren die Folge. Als er in London<br />
über 13 Busse springen wollte, crashte er abermals. Noch<br />
während der Veranstaltung gab er seinen Rücktritt bekannt.<br />
Foto: Künstle<br />
STOPPIE-CRASH<br />
DER SCHWUR<br />
„Ich schwör‘s euch, die Bremse<br />
hat erst zu wenig und dann auf<br />
einmal brutal zugebissen“, redete<br />
sich dieser Kollege nach einem<br />
missglückten Stoppie heraus.<br />
Ja, ja, schon klar...Glücklicherweise<br />
gibt‘s bei unseren Fotoproduktionen<br />
relativ selten Schrott.<br />
Quer geht mehr<br />
VOLLEN EINSATZ ZEIGTE KOLLEGE B. BEIM ERS-<br />
TEN TEST DES BMW-TRAKTIONSKONTROLLEN-<br />
VORLÄUFERS ASC.<br />
DABEI ÜBERSCHÄTZTE<br />
ER SOWOHL DIE ELEKT-<br />
RONIK ALS AUCH DEN<br />
GRIP DES NASSEN UN-<br />
TERGRUNDS. DARAUF-<br />
HIN GING DIE GS EIGENE<br />
WEGE, KRAWUMM!<br />
Foto: Hartmann<br />
MEGAPEINLICHER BURN-OUT<br />
DUMM GELAUFEN<br />
Es gibt Profi-Rennfahrer, die den<br />
Zuschauern nach einem guten Resultat<br />
in der Auslaufrunde eine super<br />
Show bieten. Dann gibt es die Sorte<br />
Hobby-Racer, die den Profis nach<br />
einer mäßigen Platzierung nacheifern<br />
und auf dicke Hose machen. So<br />
geschehen bei einem Burn-out-Versuch<br />
nach den „1000 Kilometer Hockenheim“<br />
2011. Blöd nur, dass der<br />
Pilot (Name der Redaktion bekannt!)<br />
dieses grundsätzlich simple Manöver<br />
in der überhöhten Sachskurve aufführte.<br />
In seiner Euphorie realisierte<br />
unser Freund zu spät, dass die Kiste<br />
seitlich immer weiter wegrutschte<br />
und landete schließlich auf der Nase.<br />
Fotos: Künstle<br />
Foto: Rainer Kopp<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 79
Die europaweit größte Vereinigung von ak<br />
ESSEN MOTOR SHOW<br />
Die Essen Motor Show ist traditionell der Abschluss und das<br />
letzte Highlight der Rennsport-Saison: Neben zahlreichen Ausstellern<br />
gibt es <strong>2014</strong> auch eine interessante Sonderschau. In<br />
diesem Jahr ist das Thema ‚Formel 1 made in Germany’. Hier<br />
sollen Fahrzeuge von deutschen Fahrern, Teams und Herstellern<br />
gezeigt werden, und davon gab es ja auch neben den großen<br />
Herstellern Mercedes, BMW und Porsche so einige – wie<br />
beispielsweise Zakspeed, Rial, ATS, Eifelland… Das dürfte mit<br />
Sicherheit spannend werden.<br />
Dazu kommen noch weiteren Highlights zu Themen wie Oldtimer<br />
und Classic Cars, Automobil-Design und Hot Rods und<br />
Bikes. Selbstverständlich ist der DSK auch wieder selbst vor Ort<br />
und die DSKLer dürfen sich über vergünstigte Tickets freuen.<br />
Also am besten im Terminkalender schon mal einen Tag zwischen<br />
dem 29.11. und 07.<strong>12</strong>. blocken. Wir sehen uns in Essen!<br />
Freude am Freien Fahren<br />
EDITORIAL<br />
Der DSK vertritt die Interessen<br />
der Sportfahrer, das ist natürlich<br />
bekannt. Aber sind wir mal ehrlich:<br />
Was ist unser wichtigstes<br />
Interesse? Fahren, aktiv fahren,<br />
sicher fahren und Fahrfähigkeiten<br />
verbessern. Viele DSKler<br />
sind aktive Motorsportler und<br />
leben ihre Leidenschaft bei Rennen,<br />
Rallyes, Bergrennen, Slalom<br />
und Cross-Country – gerne<br />
auf zwei oder vier Rädern – aus.<br />
Aber dann gibt es noch eine<br />
DSK-Präsident<br />
Dr. Karl-Friedrich Ziegahn zweite Gruppe, die einfach nur<br />
das Fahren genießen will. Und<br />
zwar auf den schönsten Pisten. Für die haben wir die<br />
Track-Days, bei uns traditionell das ‚Freie Fahren‘ genannt,<br />
im Programm. Als gemeinnütziger Verein können<br />
wir das besonders günstig organisieren und ich möchte<br />
mich an dieser Stelle herzlich bei den Streckenbesitzern<br />
bedanken, die mit dem DSK kooperieren und uns immer<br />
wieder tolle Gelegenheiten bieten. So zuletzt auf der<br />
immer noch neuen, aber faszinierenden Anlage am<br />
Bilster Berg. Leider konnte ich selbst nicht dabei sein,<br />
aber es wird berichtet, dass die Teilnehmer total begeistert<br />
waren. So begeistert, dass wir im DSK versuchen werden,<br />
noch mehr Gelegenheiten zu schaffen, dort am Bilster Berg, aber<br />
natürlich auch auf allen anderen schönen Strecken.<br />
Und jetzt möchte ich auch mal allen Teilnehmern ein großes<br />
Kompliment machen. Falls es vor einiger Zeit mal Beschwerden<br />
über einzelne rüde Zeitgenossen gab, haben sich die DSKler besonnen<br />
und bieten heutzutage eine herausragende Leistung:<br />
diszipliniert, fair aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Dank<br />
gebührt vor allem aber auch unserem Team, welches die schönen<br />
Erlebnisse ermöglicht. Von Daniel Neubauer bis Charly Kling und<br />
Karl-Heinz Stümpert und vielen weiteren Enthusiasten, die uns<br />
bei der Vorbereitung und der Durchführung unterstützen. Sorry,<br />
wenn ich hier nicht alle aufzähle, die im Laufe des Jahres mit uns<br />
– und mit Euch – unterwegs waren. Ihr macht einen ganz tollen<br />
Job!<br />
Die Saison neigt sich dem Ende zu, die Essen Motor Show steht<br />
vor der Tür, aber die Planungen für das kommende Jahr laufen<br />
schon wieder auf Hochtouren. Drücken wir uns selbst die Daumen,<br />
dass wieder ein paar schöne Schmankerl dabei sein werden.<br />
Wir sehen und in Essen oder spätestens auf der Mitgliederversammlung<br />
im Februar am Nürburgring.<br />
Herzlichst<br />
Euer<br />
ÜBER DEN DSK<br />
Mit fast 13.000 Mitgliedern ist der Deutsche Sportfahrer<br />
Kreis e.V. die europaweit größte Vereinigung<br />
von aktiven Fahrern und Motorsport-Fans – und das<br />
mit langer Tradition. 1958 wurde der DSK mit dem<br />
Ziel gegründet, den Motorsport – und vor allem die<br />
Sicherheit in selbigem – zu fördern und zu verbessern<br />
und als Bindeglied zwischen Fahrern, Organisationen<br />
und Funktionären zu agieren. Zu den prominentesten<br />
Gründungsmitgliedern gehört Wolfgang Graf Berghe<br />
von Trips. Dabei setzt sich der DSK damals wie heute<br />
für die gleichen Ziele ein.<br />
Heute, mehr als 55 Jahre nach der Gründung, bestimmen<br />
die Themengebiete Sicherheit, Fairness und<br />
Zukunftsfähigkeit die Arbeit des DSK. Das elfköpfige<br />
Team rund um Präsident Dr. Karl-Friedrich Ziegahn hat<br />
zusammen einen Erfahrungsschatz aus mehr als 250<br />
Jahren Motorsport – ob als Fahrer bei Rundstreckenoder<br />
Bergrennen, im Rallyesport oder als Funktionär<br />
hinter den Kulissen; die Präsidiumsmitglieder kennen<br />
sich in der Szene aus.<br />
MITGLIED WERDEN<br />
Mitglied werden ist ganz einfach: Besuchen Sie und im Internet<br />
unter www.dskev.de und klicken Sie im rechten Bereich<br />
der Webseite auf den entsprechenden<br />
Menüpunkt – oder scannen Sie mit<br />
Ihrem Mobiltelefon den rechts abgedruckten<br />
Code ein, der Sie automatisch<br />
auf die richtige Seite weiterleitet.<br />
PARTNER<br />
In Essen, um Essen und um Essen herum<br />
Biker die es – aus welchem Grund auch immer –<br />
nicht zur Intermot geschafft haben, kommen auch<br />
<strong>2014</strong> bei der Essen Motor Show voll auf ihre Kosten.<br />
Denn wie immer in den vergangenen Jahren<br />
bietet der letzte Höhepunkt der Saison auch <strong>2014</strong><br />
eine Halle, die ganz dem Zweirad gewidmet ist.<br />
Von einer Ausstellungsfläche für Hersteller bis zur<br />
Speed-Bike-Show mit schnellen, skurrilen Einzelstücken<br />
– hier bleibt kein Auge trocken.<br />
Doch da wir davon ausgehen, dass die meisten<br />
Zweiradfreunde im DSK auch der vierrädrigen Motorisierung<br />
nicht abgeneigt sind, solange die nur<br />
flott genug ist, möchten wir Ihnen natürlich auch<br />
einen Gang durch die Automobil-Hallen ans Herz<br />
®<br />
legen. Besonderes Highlight: Die Sondershow ‚Formel<br />
1 Made in Germany’ mit 15 Autos deutscher<br />
Fahrer oder Hersteller. Nicht verpassen!<br />
Ebenfalls klar: Der DSK ist als Partner der Motor<br />
Show ist wie immer in erster Reihe mit dabei. Der<br />
Stand, 515 in Halle 6, wird wie immer zum Anlaufpunkt<br />
der Größen des deutschen Rennsports und<br />
für Alle, die auf ihrem Messerundgang mal ein<br />
Päuschen einlegen wollen, um mit Gleichgesinnten<br />
zu schwatzen. Wann kommen Sie vorbei?<br />
Ach ja, einen Nachlass auf die Eintrittspreise gibt’s<br />
für DSK-Mitglieder natürlich auch. Einfach an der<br />
Tageskasse den DSK-Mitgliedsausweis vorlegen<br />
und günstiger die Messe besuchen.
DSK NACHRICHTEN<br />
tiven Fahrern und Motorsport-Fans mit über 13.000 Mitgliedern<br />
Erfolgreich wie selten: Intermot in Köln<br />
Für die Biker der gesamten Republik – und darüber<br />
hinaus – stand Anfang Oktober in Köln ein echter Höhepunkt<br />
auf dem Programm: die Intermot, DIE Motorradmesse<br />
auf deutschem Boden schlechthin. Ein<br />
Ereignis, dass sich mehr als 200.000 begeisterte Motorrad-Enthusiasten<br />
nicht entgehen lassen wollten.<br />
Und keiner der Besucher dürfte sein Kommen bereut<br />
haben, denn mittlerweile hat die Intermot die perfekte<br />
Mischung zwischen Produkt-Präsentation und<br />
Event-Programm gefunden – weshalb es für wirklich<br />
Jeden etwas zu sehen gab. Immer weiter wächst beispielsweise<br />
der Customizing-Bereich, der mit einem<br />
neuen Highlight glänzen konnte: mit der AMD World<br />
Championship of Custom Bike Building. Die ist seit<br />
mehr als zehn Jahren das Mega-Event der Customizing-Szene<br />
und wurde dieses Jahr zum ersten Mal im<br />
Rahmen der INTERMOT Köln durchgeführt. An der<br />
Weltmeisterschaft beteiligten sich 70 Customizer aus<br />
22 Ländern mit 81 Bikes. Dieser Bereich gewinnt bei<br />
Industrie und Motorradfahrern eindeutig eine immer<br />
größere Relevanz. Und wer sein Bike gleich vor Ort<br />
nach seinen Wünschen umbauen lassen wollte, kam<br />
ebenfalls voll auf seine Kosten: auf der Glass Bench<br />
des Ace Cafe London.<br />
Aber auch Action wurde jede Menge geboten. Stunt-<br />
Shows, atemberaubende Freestyle-MX-Auftritte,<br />
Dragstar Race, Globe of Speed oder Trial-Gespann-<br />
Show, luden die vom Messerundgang ermüdeten<br />
zum Verweilen und sorgten dafür, dass sie anschließend<br />
mit aufgefülltem Adrenalintank ihre Messetour<br />
fortsetzen konnten.<br />
Ebenfalls hervorragend angenommen wurde – nicht<br />
zuletzt dank des herrlichen Sonnenscheins – die Möglichkeit,<br />
auf zehn Probefahrt-Parcours die neuesten<br />
Produkte der Hersteller einmal selbst zu testen. Mit<br />
insgesamt weit über 25.000 Probefahrten konnte die<br />
Intermot hier einen neuen, überwältigenden Rekord<br />
verbuchen. Und getestet wurde absolut alles, was<br />
zwei Räder und einen Motor hat: vom Cross-Bike für<br />
Kids über Quads, Enduros und Straßenmaschinen aller<br />
Kategorien bis hin zu E-Rollern und Pedelecs.<br />
Ein weiterer Höhepunkt war die Sonderausstellung<br />
‚50 Jahre Motorradmesse Köln’, auf der die Besucher<br />
zahlreiche klassische Bikes bestaunen durften. Und<br />
auch der e-motion-Bereich erfreute sich ungebrochener<br />
Popularität. Ein Beweis dafür, dass unsere Gesellschaft<br />
weiterhin großes Interesse an Angeboten<br />
zur alternativen Mobilität hat.<br />
Insgesamt nahmen 960 Unternehmen aus 37 Ländern<br />
an der Intermot teil, 69 Prozent davon aus dem<br />
Ausland, während die geschätzt 201.000 Besucher<br />
aus 105 Ländern nach Köln anreisten.<br />
Neben Produktvorstellungen und Unterhaltungsprogramm<br />
kam natürlich auch der Sport nicht zu kurz:<br />
Ebenfalls öffentlich präsentiert wurde auf der Intermot<br />
die Honda NSF250, die der Moto3-Kategorie im<br />
kommenden Jahr im Rahmen der Superbike*IDM<br />
(<strong>2014</strong> mangels Interesse ausgefallen) in Form der<br />
Klassen (Moto3 Standard / Moto3 GP wieder in den<br />
Sattel helfen soll. Und bereits jetzt stellt sich die Situation<br />
für 2015 sehr positiv dar. „Es sieht wirklich sehr<br />
gut aus“, sagte Serien-Koordinator Ralph Bohnhorst,<br />
der Interessenten am 01. und 02. Oktober jeweils von<br />
10:40 bis 13:00 Uhr für Fragen zur Verfügung stand<br />
und ihnen jegliche gewünschte Information zur Verfügung<br />
stellte. „Wir haben Anfragen ohne Ende und<br />
sogar schon Zusagen und einige sehr ernsthafte Interessenten.<br />
Positiv ist natürlich der frühe Zeitpunkt.<br />
Das Reglement steht bereits jetzt zu 99,9 Prozent und<br />
die Kosten sind ab sofort kalkulierbar.“<br />
Na dann los! Wir drücken die Daumen für eine erfolgreiche<br />
Debüt-Saison.<br />
www.sachs-race-engineering.de<br />
Die deutschen Fahrer<br />
in der WM<br />
Ein kurzes, Fazit, ohne auf die Gründe für Erfolg<br />
oder Misserfolg einzugehen: Für die deutschen<br />
Teilnehmer an der Motorrad-WM war die Saison<br />
<strong>2014</strong> nicht unbedingt eine Erfolgsgeschichte. In<br />
der MotoGP gelang es dem einzigen Deutschen,<br />
Stefan Bradl (Bild oben rechts), nicht, die Erwartungen<br />
zu erfüllen und er liegt vor dem Saisonfinale<br />
mit 109 Punkten und ohne Sieg auf dem<br />
Konto auf Platz neun. Bradl wechselt im Winter<br />
von Honda zu Yamaha. In der Moto2 darf<br />
Sandro Cortese, der Moto3-Weltmeister von<br />
20<strong>12</strong>, recht zufrieden sein, denn mit Rang acht<br />
hat er sich gegenüber seiner Moto2-Debüt-Saison<br />
um zwölf Plätze verbessert und schaffte es<br />
sogar ein Mal aufs Treppchen. Ziemlich konstant<br />
waren die Leistungen von Marcel Schrötter, der<br />
es vom fünften bis zum 14. Saisonlauf zehn Mal<br />
hintereinander in die Punkte schaffte. Der Lohn:<br />
aktuell Platz elf. Eine Saison mit einigen Hochs<br />
und viele Tiefs erlebte Jonas Folger mit zwei Besuchen<br />
auf dem Treppchen aber auch zahlreichen<br />
Nullern. Mehr als Platz 13 war so nicht<br />
zu holen. Und auch Phlipp Öttl in der Moto3<br />
konnte die deutschen Farben nicht wirklich zum<br />
Glänzen bringen. Auf seiner Kalex-KTM holte<br />
der Deutsche gerade Mal zehn Punkte und liegt<br />
abgeschlagen auf dem 24. Platz der WM.<br />
IMPRESSUM<br />
Geschäftsstelle: Karl-Wirth-Str. 16, 76694 Forst, Tel. 07251-<br />
30284-0, Telefax 07251-30284-19 Internet: http://www.<br />
dskev.de E-Mail: info@dskev.de Präsident: Dr. Karl-Friedrich<br />
Ziegahn Vizepräsidenten: Karl-Heinz Stümpert, Friedhelm Kissel<br />
Schatzmeister: Reinhard Michel Schriftführer: Hans-Walter<br />
Kling Präsidialmitglied zbV.: Armin Schwarz Beisitzer: Altfrid<br />
Heger, Johannes Scheid, Ralf Waldmann, Jutta Beisiegel, Sabine<br />
Fischer Redaktion: Nicolaus C. Koretzky, Patrik Koziolek,<br />
Thorsten Schlottmann Fotografen: Jochen Merkle, Jörg Schanz,<br />
Miguel Villa, Superbike*IDM
SPORT<br />
MOTOGP-REGELN<br />
DIE<br />
Ende der kommenden<br />
Saison<br />
tritt der größte<br />
Eingriff in das MotoGP-Reglement<br />
seit dem Ende der<br />
Zweitakter in<br />
Kraft. Technische<br />
Neuerungen<br />
und die strikte<br />
Überwachung<br />
durch die Dorna<br />
werden den Sport,<br />
wie wir ihn heute<br />
kennen, deutlich<br />
verändern.<br />
Wir zeigen, was<br />
passieren wird.<br />
Text: Mat Oxley<br />
Fotos: 2snap, Hersteller, fotolia<br />
ZUKUNFT<br />
HAT<br />
BEGONNE<br />
82 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
N<br />
Das neue MotoGP-Reglement<br />
ab 2016 wird diesen Rennsport<br />
signifikant verändern –<br />
hoffentlich zu seinem Vorteil.<br />
Der WM-Promoter Dorna hat drei Anliegen:<br />
Die Show soll besser, die Rennen<br />
noch sicherer und die Kosten deutlich<br />
geringer werden. Von den altgedienten<br />
Teams hört man, dass die Kosten seit<br />
der Abschaffung der Zweitakter in der<br />
Königsklasse um das Drei- bis Vierfache<br />
gestiegen sind. Veteran Valentino<br />
Rossi ist einer, der es kaum erwarten<br />
kann, dass endlich etwas passiert. „MotoGP<br />
wird ab 2016 völlig anders laufen“,<br />
so der Superstar. „Das alles Entscheidende<br />
ist die Einheits-Elektronik,<br />
die sicher einen anderen Fahrstil als<br />
heute verlangen wird und einen anderen<br />
Umgang mit dem Bike.“<br />
Die Hersteller sind da nicht so enthusiastisch.<br />
Die Dorna will eine große<br />
Show – damit mehr Leute ihren Fernseher<br />
anstellen – und damit die technische<br />
Entwicklung einbremsen. Den<br />
Herstellern dagegen ist Hightech heilig.<br />
Ihnen ist die Show egal, sie interessieren<br />
sich nur für R&D, also Forschung<br />
und Entwicklung. Dieser Interessenstreit<br />
wird zwar immer weitergehen,<br />
aber wir wollen schon heute zeigen,<br />
wie es für 2016 aussieht.<br />
ECU: der große Streit<br />
Auf die Werksfahrer wartet schon<br />
nächsten Sommer ein großer Schock.<br />
Seit Jahren genießen diese Piloten so<br />
etwas wie ein auf sie zugeschnittenes<br />
zweites Gehirn, welches das Heck ihrer<br />
Bikes im Zaum hält. Mit der neuen, offenen<br />
ECU – die ab Juli 2015 für alle, außer<br />
neuen Herstellern wie etwa Suzuki<br />
vorgeschrieben ist – werden die Fahrer<br />
immer noch diese zweite Instanz haben,<br />
aber diese ist nicht mehr so intelligent<br />
und wird längst nicht mehr so<br />
fein auf die individuellen Bedürfnisse<br />
abgestimmt sein. Die Kosten werden<br />
freilich sinken: Der ehemalige Renault-<br />
Formel 1-Ingenieur Pat Symonds sagt,<br />
dass dieser Schritt zur Einheitselektronik<br />
die entsprechenden Kosten in der<br />
Formel 1 glatt halbiert hätten.<br />
Die Dorna will die Uhr jetzt endgültig<br />
zurückdrehen, dass Fahrhilfen wieder<br />
exklusiv für die Sicherheit da sind<br />
und nicht die Performance von Fahrer<br />
und Maschine optimieren. „Die Hersteller<br />
haben sich doch komplett verrannt“,<br />
sagt Renndirektor Mike Webb. „Wenn<br />
die Traktionskontrolle für mehr Sicherheit<br />
sorgt, ist das in Ordnung. Aber<br />
wenn sie eingesetzt wird, damit das<br />
Bike noch schnellere Runden hinlegt,<br />
ist das nicht okay.“ Die offene oder Einheits-ECU,<br />
die CRT- und Open-Teams<br />
bereits seit 2013 verwenden, soll zwei<br />
Dinge erfüllen: Den Abstand der finanziell<br />
megapotenten Werksteams zu den<br />
ärmeren Open-Teams verkleinern und<br />
so auch die Rennen enger machen.<br />
Und wie steht es mit der Sicherheit?<br />
Nun, einige Fahrer fühlen sich sogar<br />
sicherer, wenn sie ihr Leben in der<br />
eigenen Hand haben anstatt auf eine<br />
schwarze Box vertrauen zu müssen, die<br />
irgendjemand programmiert hat.<br />
Die Magneti Marelli-ECU bietet allen<br />
Teams die selbe Software, die wiederum<br />
ihre eigenen Ideen dazupacken<br />
können. Das System funktioniert so:<br />
Will ein Team oder ein Hersteller eine<br />
neue Idee oder Strategie einfließen lassen,<br />
müssen sie damit zur Dorna und<br />
deren Technik-Direktor Corrado Cecchinelli<br />
fragen, der dann über ja oder<br />
nein entscheidet. „Dieses Vorgehen ist<br />
für alle gleich – egal ob Team oder Hersteller“,<br />
erklärt Cecchinelli, der früher<br />
bei Ducati MotoGP- und Superbike-<br />
WM-Ingenieur war. „Die erstellen für<br />
uns ein transparentes Papier, mit dem<br />
sie ihre Idee vorstellen, wir stellen sicher,<br />
dass jeder es versteht, übersetzen<br />
es in die Computer-Sprache und<br />
Magneti Marelli setzt das dann in der<br />
Software für die ECU um. Keiner wird<br />
uns fertige Software-Programme liefern,<br />
die wir auf die ECU laden. Die<br />
komplette Software ist für alle Teams<br />
zugänglich, und jede Software muss<br />
für kleine wie auch für große Teams<br />
nutzbar sein. Daher muss sie für alle<br />
gleich interessant sein und keinen bestimmten<br />
Vorteil für einen Hersteller<br />
bringen. Außerdem darf sie keinen zusätzlichen<br />
Speicherplatz zur ECU nötig<br />
machen, keine anderen Sensoren erfordern<br />
oder keinen weiteren Aufwand<br />
bedeuten. Für uns ist das Wichtigste,<br />
dass wir die Kontrolle behalten: Sicherheit,<br />
R&D-Kosten und allgemein verständliche<br />
Software – jeder soll es<br />
maximal nutzen können.“<br />
Die Dorna will damit auch abschnittsabhängiges<br />
Tuning abschaffen,<br />
das es Teams möglich macht, das Motorrad<br />
über die elektronischen Helferlein<br />
Kurve für Kurve abzustimmen –<br />
ganz klar eine Performance- denn eine<br />
Sicherheits-Hilfe. „Das wollen wir komplett<br />
stoppen, denn es hat keine Relevanz<br />
für die Serienfertigung und ist damit<br />
reine Geldverschwendung. Allerdings<br />
fürchte ich durch die Diskussionen,<br />
die ich mit den Herstellern führe,<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 83
Ducatis Desmosedici war<br />
schon immer ein Topspeed-Wahnsinn.<br />
Die<br />
Dorna sieht sich gezwungen,<br />
einzugreifen. Kommt<br />
das Drehzahl-Limit?<br />
dass wir dieses ‚Position-sensitiv-tuning‘<br />
noch eine ganze Weile haben<br />
werden. Es ist ein zähes Ringen, und<br />
vielleicht können wir uns da nicht<br />
durchsetzen“, so Cecchinelli.<br />
Interessant dabei ist, dass sich die<br />
meisten Piloten auf die Abschaffung<br />
der hochkomplexen Elektronik freuen.<br />
Schließlich sind sie am Ende immer<br />
Fahrer, die das Motorrad auch „fahren“<br />
wollen. Sie hassen es, sich von Algorithmen,<br />
die ein Universitäts-Computer-<br />
Nerd entwickelt, sagen zu lassen, wie<br />
man ein MotoGP-Bike zu fahren hat.<br />
Als Casey Stoner unlängst die Einheits-ECU<br />
in Hondas Open-Bike RCV<br />
1000 R getestet hat, war er begeistert<br />
davon, endlich wieder mit dem Bike<br />
spielen zu können, statt von der komplexen<br />
HRC-Elektronik an die Leine gelegt<br />
zu werden. Open-Yamaha-Fahrer<br />
Aleix Espargaro, der nächste Saison<br />
Suzuki-Werksfahrer sein wird, ist ebenfalls<br />
ein Fan der Einheitselektronik. „Ich<br />
glaube, das wird gut“, so der Spanier.<br />
„Die besten Fahrer werden immer noch<br />
ganz vorn fahren, aber der Abstand<br />
wird kleiner. Im Moment hat Honda so<br />
ein gutes Paket auf einem so hohen Level,<br />
dass ihre Fahrer unfassbar schnell<br />
das Bike aufrichten und wie mit einer<br />
Rakete Vollgas geben können. Wenn alle<br />
auf einem gleichen Level operieren,<br />
wird es einfach besser werden.“<br />
Obwohl Cecchinelli ein Vollblut-<br />
Techniker ist, wird er von der Dorna<br />
bezahlt und versteht, dass die Show<br />
das Allerwichtigste ist. „All unsere<br />
technischen Entscheidungen drehen<br />
sich um ein möglichst gutes Show-Konzept.<br />
Für mich stimmt das, wenn möglichst<br />
viele Fahrer gewinnen können<br />
NEUE REIFENREGELN IM ÜBERBLICK<br />
REIFEN<br />
Nach sieben Jahren<br />
Bridgestone kommen<br />
die nächsten<br />
Einheitsreifen im<br />
MotoGP vom französischen<br />
Hersteller<br />
Michelin (ab 2016).<br />
Der dominierte die<br />
Top-Klasse im offenen<br />
Wettbewerb der<br />
Reifenmarken von<br />
1976 bis 2007. Mit<br />
Michelin kommt die<br />
Umstellung von<br />
16,5-Zoll-Reifen auf 17 Zöller, weil diese Größe<br />
mehr Serienrelevanz besitzt (heutige Straßenbikes<br />
haben 17 Zoll). Wichtigste Frage: Wie lange<br />
dauert es, bis der Kurvenspeed zu hoch sein wird?<br />
MOTORRAD<br />
MotoGP-Bikes wurden immer fetter, von 115<br />
kg (1990) auf 160 kg (heute), weil ein höheres<br />
Mindestgewicht sparen hilft, da leichte Baustoffe<br />
meist extrem teuer sind. Jetzt soll das<br />
Gesamtgewicht wieder sinken, denn die Fahrer<br />
halten die schweren Bikes für gefährlich.<br />
158 kg ab 2015, 2016 dann 156 kg.<br />
84 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
und es entsprechende Kämpfe gibt. Außerdem<br />
wollen wir die Bikes rutschen<br />
sehen und die Fahrer sollen zeigen,<br />
dass sie Dinge tun können, die Normalsterbliche<br />
niemals hinbekommen.<br />
Das erreicht man, indem das technische<br />
Level abgesenkt und die technische<br />
Perfektion eingedämmt wird.“<br />
Dem stimmen die meisten Insider<br />
zu, die von der Open-ECU mehr Slides<br />
und engere Rennen erwarten. „Die<br />
2016er-ECU wird viel einfacher sein<br />
und damit weniger präzise auf jede<br />
Maschine abgestimmt“, sagt Marelli-Ingenieur<br />
Pechuan Vilar Vicente. „Die Lücke<br />
wird kleiner und die Fahrer damit<br />
auf ein eher gleiches Niveau heben.“<br />
Neulinge sind willkommen<br />
Die Einheits-ECU soll außerdem neue<br />
Hersteller in den MotoGP locken, denn<br />
den Werksteams drohen damit nicht<br />
annähernd so hohe Entwicklungskosten<br />
als für die eigene komplexe Technik.<br />
Mehr Marken sind definitiv im Anmarsch:<br />
Suzuki kommt schon 2015 mit<br />
einem Reihenvierzylinder und Aprilia<br />
bringt einen V4-Prototyp, der nicht auf<br />
der RSV4 basiert, pneumatisch gesteuerte<br />
Ventile und ein Seamless-Getriebe<br />
haben wird. KTM will ab 2017 mit einem<br />
Gitterrohr-Chassis und V4-Motor<br />
dabei sein.<br />
Motor: Tempo 350 ist zu schnell<br />
Die bärenstarken 1000er schaffen heute<br />
über 354 km/h. Deshalb hat die Dorna<br />
panische Angst vor einem Sechsten-Gang-Massencrash<br />
am Ende einer<br />
langen Geraden. Daher muss aus Dorna-Sicht<br />
der Topspeed gekappt werden.<br />
Gelingen soll das mit einem Drehzahl-Limit.<br />
„Wir sind uns einig, dass geringerer<br />
Topspeed wesentlich sicherer<br />
wäre ohne die Show zu zerstören“, sagt<br />
Cecchinelli. „Die einfachste Lösung ist<br />
das Drehzahl-Limit. Das kann man einfach<br />
kontrollieren, es sorgt für eine längere<br />
Lebensdauer des Motors und man<br />
kann das technisch einfach umsetzen.<br />
Natürlich wird es bei den großen<br />
Teams, ungeachtet wo das<br />
Limit liegt, immer Vorteile<br />
geben – das ist<br />
Racing. Aber andere Lösungen wären<br />
letztlich schlechter. Die dümmste Idee<br />
ist ein Speed-Begrenzer. Wir haben darüber<br />
nachgedacht, aber auch dabei<br />
wäre Motor-R&D unglaublich teuer. Die<br />
großen Hersteller sind vom Drehzahl-<br />
Begrenzer natürlich nicht begeistert,<br />
sie halten das für Lowtech.“<br />
Da hat er recht – HRCs MotoGP-<br />
Kopf Shuhei Nakamoto hasst die Idee.<br />
„Es gibt viele Möglichkeiten, den Topspeed<br />
zu limitieren“, so der Japaner.<br />
„Bei einigen Autoserien nutzen sie<br />
schon Speed-Limiter. Wir sind nicht<br />
grundsätzlich gegen Drehzahl-Limits,<br />
aber sie funktionieren nicht, denn nach<br />
zwei oder drei Jahren R&D wären wir<br />
wieder genauso schnell wie heute. Das<br />
Beste wären Air-Restriktoren, also ein<br />
Limit an Luftzufuhr über die Airbox.“<br />
DAS BILD ZEIGT MAGNETI MARELLIS EINHEITS-ECU,<br />
die ab 2016 für alle verpflichtend wird. Dabei handelt<br />
es sich um einen 200-MHz-Dual-Core-Mikroprozessor<br />
(große Box) mit einem Data-Logger, der pro GP etwa 2,5<br />
GB Daten aufnehmen kann. Die kleinere schwarze Box<br />
ist die Massenträgheits-Plattform für die dreiaxialen Beschleunigungsmesser<br />
und die drei gyroskopen Sensoren, die Kipp- und Neigunsgwinkel<br />
200-mal pro Sekunde berechnen. Die Kontrollknöpfe am Lenker:<br />
Gelb wechselt zwischen Traktions- und Wheeliekontrolle, Motor-<br />
Bremsmoment und Drehmoment-Mapping, die jeweils über den roten<br />
oder grünen Knopf angehoben oder abgesenkt werden können. Der<br />
schwarze ist der Speedlimiter für die Boxengasse und der blaue die<br />
Launch-Control für den Start. Das Display hat einen Drehzahl-Balken,<br />
Wasser- und Öltemperaturanzeige, Lap-Timer und Ganganzeige.<br />
MOTOR<br />
Die MotoGP-Bikes sind der<br />
Dorna zu schnell. Heute erreichen<br />
die Top-Motorräder<br />
über 350 km/h. Zu gefährlich,<br />
meint die Dorna, die<br />
besonders Angst vor einem<br />
Massencrash bei hohem<br />
Tempo hat. Der Topspeed<br />
soll also abgesenkt werden<br />
– aber wie? Die Dorna<br />
möchte die Drehzahlen limitieren,<br />
was die Hersteller allerdings<br />
ablehnen. Sie favorisieren<br />
sogenannte Air Restrictors,<br />
die durch weniger<br />
Luftzufuhr durch die Airbox<br />
Topspeed und Leistung eindämmen<br />
würden.<br />
SPRIT<br />
MotoGP-Bikes dürfen etwa 25 Prozent weniger<br />
Sprit verbrauchen als Superbike-WM-<br />
Motorräder. Jetzt soll wieder mehr Sprit<br />
verbraucht werden dürfen, denn Spritsparen<br />
erfordert teure Elektronik und ist letztlich<br />
für die Fahrer gefährlich. Zehn Prozent<br />
mehr sollen es ab 2016 sein.<br />
ELEKTRONIK<br />
2016 gibt es die<br />
große Elektronik-Revolution.<br />
Dann werden alle<br />
im MotoGP die<br />
selbe ECU und<br />
die dazu passende<br />
Software benutzen.<br />
Die Vormachtstellung<br />
der Werksteams<br />
mit ihrer extrem<br />
entwickelten und<br />
damit sehr teuren Elektronik soll so gebrochen werden.<br />
Das soll mehr siegfähige Fahrer bringen, so die Dorna.<br />
Jedoch werden die Werke eigene Elektroniklösungen<br />
suchen, müssen sie dann aber allen anderen Teams auch<br />
zugänglich machen.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 85
Ducati-Corse-Chef Gigi Dall‘Igna ist<br />
noch radikaler. Er will gar kein Speed-<br />
Limit in den nächsten fünf Jahren. „Es<br />
ist wichtig, die Regeln mal für längere<br />
Zeit so zu lassen. Deshalb sollten wir<br />
jetzt über die Regeln für 2020 sprechen,<br />
wenn es dann tatsächlich um eine<br />
Reduzierung um 20, 30 km/h geht.“<br />
Sprit: weniger ist gefährlich<br />
Die MotoGP-Tanks sind ganz schön<br />
klein geworden: von 32 Litern während<br />
der 500er-Ära auf heute 20 Liter. Die<br />
Idee: Von der technischen Herausforderung<br />
für sparsame Rennmotoren<br />
sollen die Straßenbikes profitieren.<br />
Aber das 20-Liter-Limit zwingt die Hersteller,<br />
den Sprit so zu sparen, dass es<br />
für die Fahrer gefährlich werden kann.<br />
„Dass jeder versucht Sprit zu sparen,<br />
ist einer der Hauptgründe dafür, dass<br />
die Bikes so schwer zu fahren sind“,<br />
sagt Cecchinelli. „Jetzt ist das Spritsparen<br />
ein Sicherheitsrisiko geworden.“<br />
Rossis Elektronik-Ingenieur Matteo<br />
Flammigni sieht das genauso: „Mit<br />
mehr Benzin wird alles einfacher. Wenn<br />
du aber beim Gasgeben Sprit sparen<br />
musst, wird die Leistungsabgabe viel<br />
nervöser, nicht mehr linear und berechenbar<br />
für den Fahrer, und dadurch<br />
zur Gefahr. Beim Runterschalten ist es<br />
gleich: Hier versuchen wir pro Runde<br />
etwa zehn Kubik Sprit zu sparen. Ohne<br />
dieses Ziel wäre das viel einfacher.“<br />
Aus diesem Grund sehen wir zurzeit<br />
so viele halsbrecherische Highsider<br />
am Kurveneingang. „Beim Runterschalten<br />
die Spritzufuhr komplett zu<br />
kappen, sorgt für zu viel Bremsmoment,<br />
das macht echte Probleme“, erklärt<br />
Cecchinelli. „Für das passende<br />
Bremsmoment brauchst du Benzin.<br />
Dort aber die Zufuhr zu kappen, sorgt<br />
für unregelmäßige Verbrennung, und<br />
das führt in jeder Kurve zu einem anderen<br />
Bremscharakter. Das kriegen die<br />
Fahrer nicht gebacken. Einige Teams<br />
nutzen dann nur zwei Zylinder, aber<br />
das ist nicht so einfach, weil man andere<br />
Drosselklappenkörper dazu braucht.<br />
Diese Art der Spritzufuhr ist kompliziert,<br />
sehr teuer und bringt wieder<br />
nichts für die Serienfertigung.“ Momentan<br />
sieht es so aus, als würden die<br />
Tanks der MotoGP-Renner ab 2016 auf<br />
22 Liter anwachsen.<br />
Reifen: mehr Gefühl, mehr<br />
Sicherheit<br />
Von der Einheits-ECU abgesehen ist<br />
der Wechsel des Reifenlieferanten von<br />
Bridgestone zu Michelin der wichtigste<br />
Wandel. Die beiden Reifenhersteller<br />
haben sehr unterschiedliche Philosophien,<br />
die kaum in wenigen Worten erklärt<br />
werden können. Hier in aller Kürze:<br />
Bridgestone bietet mehr Grip am<br />
absoluten Limit, Michelin sucht nach<br />
„freundlichem“ Grip. Deshalb wurde<br />
01<br />
01 Corrado Cecchinelli ist leidenschaftlicher<br />
Techniker, aber als Dorna-Technikdirektor<br />
muss er handeln<br />
und die Technik eindämmen<br />
02 Suzuki fährt 2015 mit und genießt<br />
bis Saisonende bei den Elektronik-<br />
Regeln einen Sonderstatus<br />
Bridgestone immer kritisiert, Hammer-<br />
Grip in die Reifen zu packen, die allerdings<br />
die Piloten kaum warnen, wenn<br />
sie verschleißen. Dafür gab es eben<br />
die hochkomplexe Elektronik.<br />
Kaum ein Fahrer weiß mehr über<br />
beide Reifen als Colin Edwards. „Glaube<br />
ich, dass die Bridgestones die besten<br />
Reifen der Welt sind? Nun, die Rundenzeiten<br />
sagen das“, so der Texaner.<br />
„Hatte ich auf den anderen mehr Feedback?<br />
Definitiv! Als wir mit Bridgestone<br />
anfingen, machten wir den Schritt<br />
von Gefühl zu Vertrauen. Du fährst<br />
dann einfach etwas härter in der<br />
Die Yamaha M1, wie sie heute existiert. Der technische<br />
Zauberkasten besonders an der Kanzel<br />
wird bald deutlich schmaler ausfallen<br />
86 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
02<br />
WILLKOMMEN<br />
IM CLUB<br />
nächsten Runde, weil es in der letzten Runde<br />
gut funktioniert hat. In der nächsten<br />
Runde musst du dann eventuell wieder etwas<br />
rausnehmen. Meine besten ‚Gefühlsmomente‘<br />
hatte ich zwischen 2004 und 2006,<br />
als Michelin Zeug baute, mit dem man ans<br />
Limit gehen und sogar noch ein bisschen<br />
mehr pushen konnte, weil das Feedback so<br />
großartig war.“<br />
„Der Schlüssel für Motorradreifen ist<br />
Feedback und Aufwärmverhalten“, sagt<br />
Michelins Nicholas Goubert. „Wir wollen<br />
nicht, dass Leute bei kühleren Bedingungen<br />
stürzen. Unser Ziel wird sein, Reifen für die<br />
aktuellen Motorräder zu bauen, nicht die<br />
Hersteller dazu zu zwingen, passende Rennmaschinen<br />
für die Reifen zu entwickeln.“<br />
Michelin wird natürlich gerne die<br />
schnellsten Reifen bringen wollen. Aber wie<br />
lange wird das möglich sein? Die Auslaufzonen<br />
beim MotoGP werden langsam zu<br />
kurz. Erinnern Sie sich, wie Rossis Yamaha<br />
M1 über den Begrenzungszaun in Brünn<br />
flog und fast eine Gruppe VIPs getroffen<br />
hätte? „Noch reden wir nicht über Speed-<br />
Limits in Kurven“, sagt Cecchinelli. „Das ist<br />
schwierig, denn wir können dem neuen Reifenlieferanten<br />
ja nicht sagen, sie sollen<br />
langsamere Reifen bauen als der Vorgänger.<br />
Aber auf lange Sicht könnte das ein großes<br />
Thema sein, nachdem wir den Topspeed im<br />
Griff haben. Nach meiner Vorstellung sollten<br />
wir langsamer in den Kurven sein, aber<br />
dafür muss es berechenbarer werden.<br />
Sollten also die Rundenzeiten auch langsamer<br />
sein, sind die Reifen sicherer und kontrollierbarer<br />
als heute.“<br />
Auf der anderen Seite...<br />
Einige im Fahrerlager meinen jedoch,<br />
dass eine große Regeländerung das<br />
Letzte ist, was der MotoGP braucht.<br />
„Der beste Weg zu sparen wäre es,<br />
die Regeln so zu lassen“, argumentiert<br />
Shuhei Nakamoto. Colin Edwards<br />
sieht den Kostentreiber in<br />
den Einheitsreifen: „Früher haben die<br />
Reifenhersteller die Reifen für die<br />
Motorräder gebaut, heute bauen wir<br />
die Motorräder um die Reifen herum.<br />
Was ist wohl billiger – na?“<br />
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SPORT<br />
DAS SCHWARZE BRETT<br />
DEUTSCHER LANGSTRECKEN CUP<br />
FAST WIE GEHABT<br />
Aus dem Vorhaben, den Deutschen Langstrecken Cup (DLC) in die<br />
Deutsche Langstrecken Meisterschaft (DLM) zu wandeln, wird nun<br />
doch nichts. Der ursprüngliche Plan war, die DLC aufzuwerten.<br />
„Der DMSB hat dieses Jahr einen neuen Anforderungskatalog mit<br />
hohen Hürden für eine Deutsche Meisterschaft aufgelegt“, sagt DLC-<br />
Sprecher Ottmar Bange. „Bei einer offiziellen Meisterschaft brauchen<br />
nicht nur die Fahrer, sondern auch die Teams eine Lizenz. Diese und<br />
weitere Auflagen würden die Kosten für Teams und Veranstalter zu<br />
weit in die Höhe treiben.“ Neuerungen wird es trotzdem geben.<br />
Die bei vielen Piloten wenig beliebten, weil kurzen 500-Kilometer-<br />
Rennen sollen allesamt Sechs-Stunden-Events weichen. „Bis auf<br />
Assen, wo wir das wahrscheinlich nicht durchsetzen können, sieht<br />
es gut aus“, ist Bange optimistisch. Mit sechs Veranstaltungen bleibt<br />
die Anzahl der Rennen unverändert.<br />
Foto: racepixx<br />
TERMINE RENNTRAININGS<br />
ANTI-ROST-<br />
THERAPIE<br />
Nach der Saison ist bekanntlich vor der<br />
Saison. Damit die Knochen erst gar<br />
keinen Rost ansetzen, empfehlen wir<br />
engagierten Hobbyisten ausgiebiges<br />
Winter-Kreiseln. Hier die Renntrainings-<br />
Termine ab Ende November bis einschließlich<br />
Dezember <strong>2014</strong>:<br />
Foto: Stephen Bower<br />
26.11. und 27.11. Almeria/E<br />
www.bike-promotion.de<br />
28.11. bis 30. 11. Almeria/E<br />
www.bike-promotion.de<br />
20.<strong>12</strong>. bis 31.<strong>12</strong>. Almeria/E<br />
www.bike-promotion.de<br />
22.<strong>12</strong>. bis 25.<strong>12</strong>. Cartagena/E<br />
www.rehmracedays.de<br />
27.<strong>12</strong>. bis 31.<strong>12</strong>. Cartagena/E<br />
www.rehmracedays.de<br />
27.<strong>12</strong>. bis 31.<strong>12</strong>. Jerez/E<br />
www.prospeed.de<br />
27.<strong>12</strong>. bis 31.<strong>12</strong>. Calafat/E<br />
www.doc-scholl.de<br />
28.<strong>12</strong>. bis 31.<strong>12</strong>. Valencia/E<br />
www.rehmracedays.de<br />
ELEKTRO-RACING<br />
STROM STATT SPRIT<br />
„Die Zukunft gehört klar dem Elektro-Racing“,<br />
ist Stephan Schnabelmaier<br />
überzeugt. Der Ansprechpartner<br />
der neu gegründeten Rennserie<br />
„MotoE“ sieht einen Paradigmenwechsel,<br />
da der „Entwicklungsdruck<br />
zur Reduzierung und Vermeidung<br />
von klimaschädlichen und Ressourcen<br />
vernichtenden Technologie-Anwendungen<br />
enorm hoch ist“. Freunde<br />
geballter Verbrennungsmotor-Action<br />
dürfen das aber gelassen sehen,<br />
denn bis Stromer die Verbrenner als<br />
Foto: Kerry Rawson<br />
Racing-Bikes ablösen,<br />
ziehen noch viele Jahre<br />
ins Land. Doch immerhin<br />
rollten bereits 2009<br />
die ersten E-Racer bei<br />
der TT auf der Isle of<br />
Man offiziell um die Wette.<br />
Ein Jahr später gründete die<br />
„Fédération Internationale de Motocyclisme“<br />
(FIM) sogar eine eigene<br />
Rennserie namens ePower, setzte<br />
ihre Aktivitäten allerdings 2013 aus.<br />
Diese Lücke füllt seit diesem Jahr<br />
Foto: e-motors<br />
Stromer im<br />
Einsatz: Bei<br />
Elektro-Bikes<br />
bekommt der<br />
Begriff „Am<br />
Kabel ziehen“<br />
eine ganz eigene<br />
Bedeutung<br />
88 <strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong>
Foto: Kohler<br />
YAMAHA-R6-DUNLOP-CUP<br />
TOP-GUNS<br />
Beim „Racer of the week“ präsentieren wir laufend die tapfersten Gasgriff-Athleten<br />
aus dem Yamaha-Cup. Da die Serie die letzten beiden Male aussetzen musste,<br />
hier nun drei Piloten als Power-Paket.<br />
NAME: Kevin Rofner LAND: Österreich<br />
ALTER: 18 WOHNORT: A-6682 Vils/Tirol<br />
TEAM: Team Meggle-Rofner 64<br />
Beim freien Training in Schleiz ging Kevins Motor<br />
ein. Also fuhr sein Vater über Nacht von Schleiz<br />
nach Kiel, besorgte einen Ersatzmotor und baute<br />
ihn zusammen mit Kollegen gerade noch<br />
rechtzeitig ein. Im Rennen verpasste Rofner die<br />
Punkte leider um eine Zehntelsekunde!<br />
NAME: Maurice Ullrich LAND: Deutschland<br />
ALTER: 15 WOHNORT: 55286 Wörrstadt<br />
TEAM: Pepe-Tuning/Romero<br />
Maurice ist mit 15 Jahren der zweitjüngste Racer<br />
im Yamaha-Cup. Der Rookie fuhr bei sieben von<br />
acht Rennen unter die Top Sieben, zweimal stand<br />
er auf dem Podest. In der Endwertung landete<br />
der Deutsche auf Rang fünf. Das Foto zeigt ihn<br />
mit Cup-Koordinator Thomas Kohler.<br />
Foto: Wießmann<br />
GSX-R 750 CUP<br />
NEUER CHAMP<br />
Der Meister im GSX-R 750 Cup <strong>2014</strong><br />
heißt Kjel Karthin. Letztes Jahr noch<br />
Gesamt-Dritter, räumte der Deutsche<br />
in dieser Saison mit elf Podestplätzen<br />
in 14 Rennen den Titel ab, dreimal<br />
stand er ganz oben. Der 25-Jährige<br />
fuhr von 2006 bis 2008 in der Supermoto-Meisterschaft<br />
und wechselte<br />
danach in den Seriensport. Nach<br />
einem Jahr im Yamaha-Cup und einem<br />
Ausflug in die holländische<br />
Meisterschaft ging<br />
der Sohn des Ex-<br />
Rennfahrers Detlef<br />
Karthin 2013 zum<br />
GSX-R 750 Cup.<br />
Foto: Wießmann<br />
NAME: Andreas Klambauer LAND: Österreich<br />
ALTER: 28 WOHNORT: A-4284 Tragwein<br />
TEAM: AC MoTeC Team Klambauer<br />
Mit 28 Jahren ist Andi der dienstälteste Cup-Pilot<br />
und bestritt <strong>2014</strong> seine fünfte Saison. Letztes<br />
Jahr musste er verletzungsbedingt bereits nach<br />
dem dritten Rennen aufhören. Dieses Jahr lief‘s<br />
besser: Dreimal brauste er unter die Top Five.<br />
Rechts im Foto: Yamaha-Chef Jörg Breitenfeld.<br />
Foto: Karthin<br />
die MotoE mit einer Europameisterschaft.<br />
„Mitgetragen wurde diese<br />
Initiative von Rennteams und Technologie-Partnern“,<br />
sagt Schnabelmaier.<br />
Immerhin sieben Rennen bei<br />
fünf Veranstaltungen stellten die<br />
Macher auf die Beine, darunter auch<br />
zwei Einsätze im Rahmen der<br />
Superbike*IDM (Assen und Hockenheim).<br />
„Langfristiges Ziel der MotoE<br />
ist, zur führenden Meisterschaft für<br />
Elektromotorräder mit Läufen in<br />
Europa, Asien und USA aufzusteigen.“<br />
Ob und wie sich die Serie<br />
etablieren wird, bleibt abzuwarten.<br />
Wir behalten sie jedenfalls im Auge.<br />
Mini Twin Racing umbenannt<br />
STATT „MINI TWIN RACING“ HEISST DIE<br />
RENNSERIE KÜNFTIG „GERMAN TWIN<br />
TROPHY“ (GTT). GEÄNDERT WIRD WOHL<br />
AUCH DAS REGLEMENT, DAS AUSSER DER<br />
OPEN CLASS AUCH EINE STOCK-KLASSE<br />
AUSSCHREIBT, DIE MAXIMAL 72 <strong>PS</strong> AM<br />
HINTERRAD ERLAUBT. GEFAHREN WIRD<br />
MIT WASSERGEKÜHLTEN TWINS BIS 650<br />
KUBIK, LUFTGEKÜHLTE TWINS ROLLEN<br />
MIT BIS ZU 720 KUBIK AN DEN START.<br />
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<strong>PS</strong> <strong>12</strong>/<strong>2014</strong> 89
VORSCHAU<br />
<strong>PS</strong> 1/2015 ERSCHEINT AM MITTWOCH, 10. DEZEMBER <strong>2014</strong><br />
WACHAB-<br />
LÖSUNG?<br />
DIE NEUE<br />
BMW S<br />
1000 RR<br />
GEGEN<br />
DIE HP4<br />
Wie gut ist die neue<br />
BMW S 1000 RR? Als<br />
Messlatte ziehen wir<br />
eine BMW HP4 heran<br />
WEITERE THEMEN<br />
TEST:<br />
<strong>PS</strong> bei der Premiere<br />
der neuen, wassergeboxerten<br />
BMW R<br />
<strong>12</strong>00 R. Wie fährt das<br />
bayrische Nakedei?<br />
VERGLEICHSTEST<br />
Yamahas Publikumsliebling MT-09 tritt in der Street<br />
Rally-Version gegen die Ducati Hypermotard und die<br />
MV Agusta Rivale 800 an. Kann sich die geschmeidige<br />
Japanerin gegen die Europäerinnen durchsetzen?<br />
PREMIERE<br />
<strong>PS</strong> fährt die neuesten Bikes! In der kommenden<br />
Ausgabe reiten wir die hochbeinige, stark überarbeitete<br />
Triumph Tiger 800 ein. Was sie kann und was nicht,<br />
berichten wir live und unzensiert.<br />
<strong>PS</strong>-SPECIAL<br />
ZUBEHÖR<br />
LIMITED EDITION:<br />
Die Hertrampf-Ducati<br />
Desmosedici RR ist<br />
nicht nur exklusiv,<br />
sondern auch etwas<br />
ganz Besonderes.<br />
SPORT:<br />
Zu Besuch bei Alpinestars<br />
im MotoGP-<br />
Fahrerlager. Was<br />
macht der Bekleidungshersteller<br />
da?<br />
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Fotos: Jahn, Hersteller, fact<br />
IMPRESSUM<br />
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HERAUSGEBER Paul Pietsch †<br />
REDAKTIONELLE GESAMTLEITUNG<br />
UND CHEFREDAKTEUR<br />
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CHEF VOM DIENST Matthias Ackermann<br />
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REDAKTION Robert Glück, Volkmar Jacob<br />
SCHLUSSREDAKTION Lothar Kutschera<br />
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SEKRETARIAT Gaby Dussler<br />
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