Neubau Krumbadstraße - GWG München
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Vom Volkswohnen zum<br />
Naherholungsgebiet<br />
Heute, fast 75 Jahre nach ihrer Gründung,<br />
zeigt die Maikäfersiedlung, wie<br />
sehr sich die Vorstellungen von Leben<br />
und Arbeiten, von Gemeinschaft und<br />
Gesellschaft verändert haben. Bauen<br />
spiegelt die Welt, in der wir leben, die<br />
Werte und Wünsche ganzer Generationen.<br />
Nicht anders in der ersten Hälfte<br />
des 20. Jahrhunderts.<br />
1927 öffnet die bahnbrechende Stuttgarter<br />
Weißenhofsiedlung. Weiß,<br />
kubisch, rational und nach vorne drängend,<br />
bildet sie bis heute ein Fanal der<br />
Architekturmoderne. Die neun Jahre<br />
später errichtete Maikäfersiedlung bildete<br />
einen Gegenentwurf zu dieser<br />
offen zur Schau gestellten Internationalität.<br />
Sie richtete den Blick zurück. Der<br />
„Völkische Beobachter“ vom 6. Mai<br />
1936 feierte die im Entstehen begriffene<br />
Volkswohnanlage im Zeichen der Blutund-Boden-Ideologie<br />
als „soziale Großtat“.<br />
Freistehende Siedlerhäuser waren<br />
aus Kostengründen und nicht zuletzt<br />
in Ermangelung ausreichenden Baugrundes<br />
verdichtet worden. Hier sollten<br />
Volkswohnungen für kinderreiche<br />
Familien entstehen. Keine Miete durfte<br />
20 Prozent des Bruttoeinkommens<br />
übersteigen. Der Garten zur Wohnung<br />
diente der Selbstversorgung.<br />
Hinter der Maikäfersiedlung steht der<br />
1897 in Rom geborene, parteitreue<br />
Architekt Guido Hermann Theodor<br />
Harbers. Dieser wird 1933 als neuer<br />
Siedlungsreferent eingesetzt, nachdem<br />
Karl Preis als SPD-Mitglied in den<br />
Zwangsruhestand versetzt worden war.<br />
Harbers hatte bereits im Sommer 1934<br />
die Mustersiedlung Ramersdorf entworfen,<br />
und engagierte sich seitdem in der<br />
durch Inflation und Währungsreform<br />
1924 zusammengebrochenen und erst<br />
1935 wieder aktiv gewordenen <strong>GWG</strong><br />
Gemeinnützigen Wohnstätten- und<br />
Siedlungsgesellschaft mbH für kostengünstige,<br />
einfache Wohnungen. In der<br />
neuen Satzung vom 11. Oktober 1935<br />
heißt es: „Gegenstand des Unternehmens<br />
ist die Errichtung, Verwaltung und<br />
Betreuung von Kleinwohnungen und<br />
Siedlungsstellen.“<br />
Lageplan „Siedlung am Echardinger<br />
Grünstreifen“ – der späteren Maikäfersiedlung<br />
und Stadtkarte von 1924 (unten)<br />
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