Beachten Sie hierbei, dass die Trigger mitunter sehr unscheinbare Phänomene sein können (einBlick, eine Geste, ein Geruch…). Auch innere Zustände, z. B. das eigene Herzklopfen,Schmerzen in einer bestimmten Körperregion etc. können als Trigger fungieren.→ Materialiensammlung: Infoblatt Selbstbeobachtung bei DissoziationSich beruhigen mit Hilfe der 5 SinneSich beruhigen durch SehenEine Möglichkeit, sich zu beruhigen, besteht darin, sich etwas achtsam und bewusstanzuschauen. Sie können z. B. ein Aquarium, Holzscheite im Feuer, angenehme Fotos vonschönen Erlebnissen, Blumen, die Bewegungen der Wolken am Himmel oder die <strong>St</strong>erneanschauen.Sich beruhigen durch HörenSich etwas achtsam und bewusst anhören - z. B. Vogelgezwitscher, Ihre Lieblingsmusik,Meditationsmusik, Wellenrauschen, selbst singen oder trommeln, dem Prasseln vonRegentropfen zuhören.Sich beruhigen durch RiechenEtwas bewusst riechen - z. B. Ihr Lieblingsparfüm, frisch gemähtes Gras, Blumen, Essen, Seife,ein gesägtes Holzstück oder Früchte. Wie riecht es draußen früh morgens? Wie riecht es draußennach einem Regen?Sich beruhigen durch SchmeckenEtwas achtsam schmecken - z. B. frische kräftige Kräuter, Bonbons, Tee oder selbst gemachtesPopcorn.Sich beruhigen durch SpürenEtwas mit Händen und Füßen berühren, tasten und fühlen - z. B. Samt und Seide anfassen, einTier streicheln, eine weiche oder harte Bürste anfassen, barfuß im Gras laufen, eine Wärmflascheins Bett legen, Baden, mit einer Feder das Gesicht berühren oder beim Spülen das Prickeln derplatzenden Schaumbläschen spüren.Seite 32
Die <strong>St</strong>ufen des Nein-SagensTraumatisierten Menschen fällt es oft schwer, sich durch ein angemessenes Nein-Signal zuschützen. Die Folge ist, dass es wiederholt zu Situationen kommt, die als retraumatisierendeGrenzüberschreitungen erlebt werden. Es handelt sich oft um ein zentrales Anliegen einerTraumatherapie, die Fähigkeit des Nein-Sagens zu stärken.Je nach Situation sind unterschiedlich ausgeprägte Formen des Nein-Sagens erforderlich(richtiger Zeitpunkt?, weiß ich wirklich, was ich will?, kenne ich die Rechte des anderen?, wie istdie persönliche Beziehung zur anderen Person?, was sind die Konsequenzen des Nein-Sagens?).Die Abstufungen vom vehementen STOPP bis <strong>zum</strong> Alles-erdulden sind fließend:• Bestimmt ablehnen (<strong>St</strong>imme, Körperhaltung, Gestik…), auf keinen Fall nachgeben -„STOPP!!!!“• Bestimmt ablehnen, nicht nachgeben - „NEIN, das will ich nicht...!.“• Bestimmt ablehnen, aber nochmals prüfen – „Die Antwort lautet NEIN, aber ich werdedarüber nachdenken…!“• Verständnis ausdrücken, aber nein sagen - „Mhh, könnte sein, aber nein.“• Zögern ausdrücken, ja sagen - „Moment!, ich weiß nicht, na okay.“• Tun, was andere wollen, ohne gefragt zu werden.Eine Notfall-Liste und einen „Notfallkoffer“ zusammenstellenIm Verlauf des Aufenthaltes lernen Sie in der Einzeltherapie, in den Übungsgruppen, derPsychoedukation, im Gespräch mit Mitpatienten und nicht zuletzt in diesem <strong>Skript</strong> eine große Zahlvon Skills kennen. Die Gefahr besteht darin, dass Sie durch die Vielfalt der Möglichkeiten ehereingeschüchtert sind und resigniert fragen: „…und wo soll ich da anfangen“… oder „warum klapptdas alles bei mir nicht?“Wir empfehlen Ihnen folgende Vorgehensweise:• Bitte klären Sie mit Ihrem Einzeltherapeuten, an welchem Problemverhalten undSymptomen Sie im Rahmen dieses <strong>Klinik</strong>aufenthaltes arbeiten wollen (→ Arbeitsblatt 4„meine persönliche Autobahn“).• Registrieren Sie aufmerksam die dafür typischen Auslösesituationen (Trigger) und dieFrühwarnzeichen (Körpersignale, Gedanken, Gefühle, Handlungsdrang, → Arbeitsblatt5). Für Ihre Liste und den Notfallkoffer benötigen Sie ganz spezielle Skills in Bezug aufden Umgang mit diesen Situationen.• Entwickeln Sie Erinnerungsstützen, Merkblätter, Aufzeichnungen oder finden Siehilfreiche Utensilien, Symbole <strong>zum</strong> Einsatz Ihrer Skills (→ Arbeitsblatt 9: Anregungenfür den Notfallkoffer).• Konzentrieren Sie sich bei der Erstellung der Notfall-Liste und des Notfallkoffers auf dasfür Sie Wesentliche! Weniger ist oft mehr! Um das Wesentliche zu erkennen, müssen Siesich jedoch ein Bild über die Wirksamkeit der einzelnen Skills machen können. (Habe ichden Skill konsequent eingeübt? Habe ich ihn auch in Krisensituationen genutzt? Was wardabei schwierig und was hat geholfen?...)• Finden Sie eine sinnvolle Reihenfolge der Maßnahmen, die auf Ihrer Notfall-Liste stehen.• Finden Sie ein geeignetes Behältnis (z. B. Tasche, Beutel, Köfferchen etc.) für Ihreausgewählten Hilfsmittel, Utensilien und Erinnerungsstützen, sodass Sie diese imBedarfsfall auch zur Verfügung haben. Dies ist dann Ihr „Notfallkoffer“!Seite 33