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Skript zum Traumamodul - Klinik St. Irmingard

Skript zum Traumamodul - Klinik St. Irmingard

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Teil 5: MaterialiensammlungArbeitsblatt 1: Erstellen eines Ressourcendiagramms 35Arbeitsblatt 2: Leben Sie in sicheren Lebensumständen? 36Arbeitsblatt 3: Belastungsdiagramm („Traumalandkarte“) 36Arbeitsblatt 4: „Meine persönliche Autobahn“ 37Arbeitsblatt 5: Woran erkenne ich meine <strong>St</strong>ressbelastung? 38Arbeitsblatt 6: Was sind meine größten <strong>St</strong>ärken? 39Arbeitsblatt 7: Glaubenssätze überprüfen 40Arbeitsblatt 8: Liste der negativen Glaubenssätze 41Arbeitsblatt 9: Anregungen für den Notfallkoffer 42Arbeitsblatt 10: Meine Notfall-Liste 43Imaginationsübungen:Den inneren Beobachter kennen lernen 44Der Sichere Ort („Wohlfühlort“) und Helferwesen 45Der innere Tresor 47Die Baumübung 48Die Lichtstromübung 49Das innere Team 50Frieden schließen mit sich selbst 51Infoblätter:Selbsthilfe bei dissoziativen Zuständen oder Flashbacks 52Selbstbeobachtung bei Dissoziation 53Was Sie bei Angst tun können 54Was Sie bei Panik tun können 55Empfehlenswerte Literatur <strong>zum</strong> Thema 56Zuguterletzt 56Seite 3


Um ein Trauma verarbeiten zu können, ist in vielen Fällen eine Auseinandersetzung mittraumatischen Erinnerungen im Sinne einer Traumakonfrontation (oder Traumaexposition)notwendig. Hierbei wird angestrebt, mit Hilfe von speziellen Techniken (z. B. Bildschirmtechnik,EMDR oder Beobachtertechnik etc.) ein gesteuertes Wiedererleben traumatischer Erinnerungenzu ermöglichen.Traumakonfrontation erfordert eine gute, mitunter recht aufwendige Vorbereitung. In den meistenFällen gelingt es nicht, die Traumakonfrontation bereits bei einem ersten Aufenthalt in der <strong>Klinik</strong>durchzuführen. Folgende Voraussetzungen müssen vor einer Traumakonfrontation gegeben sein:Die abschließende Integrationsphase ähnelt am ehesten einer sonst üblichen Psychotherapie:Um Inhalte dieser Art geht es bereits auch in den beiden vorausgegangenen Therapiephasen, inder Regel ist jedoch die Emotionsregulation erst jetzt ausreichend stabil, um die nötigeTrauerarbeit leisten zu können. Wenn eine Patientin oder ein Patient eine Traumatherapiebeginnt, ist dies jedoch immer schon ein erster Schritt in Richtung eines Neubeginns.Seite 7


Traumatische Erinnerungen• Trauma = Überschreiten derVerarbeitungskapazität des Gehirns• abgekapselte Erinnerungsinseln(„Erinnerungsabszess“), nureingeschränkt zugänglich fürGroßhirnfunktionen• sensorisch voneinander getrennteErinnerungsinseln(Fragmentierung)• fehlende Unterscheidung vonGegenwart und Vergangenheit(flashback)• keine exakte Reproduktiontraumatischer EreignisseBeispiel:BilderKörpererinnerungWut /HassPanikOhnmacht /Hilflosigkeit„dieGeschichte“Scham /SchuldTraumatisch bedingte <strong>St</strong>örungen der Emotionsregulation• traumatische Affekte äußern sich oft als– Hilflosigkeit, ohnmächtiges Ausgeliefertsein– Verlassenheitspanik– Wut, Hass– extremes Scham- oder Schulderleben– undifferenzierte Affekt-/Spannungszustände• abrupte Wechsel unterschiedlicher emotionaler Zustände• mit zeitlicher Verzögerung einsetzende Überflutung• verminderte <strong>St</strong>euerungsfähigkeiten bzgl. der Affekte• verminderte Schwelle für Intrusionen, Panikattacken unddissoziative Zustände• Selbstverletzungen, Substanzmissbrauch und bulimischeEssstörungen als BewältigungsstrategienNach Traumatisierungen haben Betroffene i. d. R. große Schwierigkeiten mit der Wahrnehmungund Regulation ihrer Gefühle. Die vorherrschenden Affekte (Hilflosigkeit, Verlassenheitspanik,Scham, übermäßige Wut oder gar Hass etc.) sind oft Ausdruck traumatischer Erinnerungen, dieunangemessen heftig und unflexibel das Erleben prägen. Wenn diese Gefühle im Alltag auftreten,hat ihre Intensität oft weniger mit der gegenwärtigen Situation als mit den Erfahrungen aus derVergangenheit zu tun. Die Folge ist eine Fehlbewertung und verzerrte Wahrnehmung der jetzigenSituation.Seite 12


Beispiel:Eine Patientin fühlt sich zutiefst als Versagerin (Gedanke „Du bist wertlos“, tiefes Empfinden vonPeinlichkeit, Scham und Schuldgefühlen, nur weil sie einen Therapietermin vergessen hat). Siezieht sich voller Gram in ihr Zimmer zurück und grübelt über ihre vermeintliche Unfähigkeit.Biographischer Hintergrund ist eine desolate familiäre Situation in der Kindheit (Vater Alkoholiker,Mutter schwer depressiv, mehrere jüngere Geschwister). Die Patientin war als älteste Tochtermehr oder minder für das Wohl der Familie zuständig.Aufgrund der negativen Erfahrungen, die Traumatisierte mit Gefühlen machen, baut sich meisteine innere Widerstandshaltung gegenüber der Gefühlswahrnehmung auf. Während alsoeinerseits zu viel Gefühle da sind (traumatische Affekte), herrscht andererseits ein Mangel ansituationsangemessenen Gefühlen vor.Die Folge ist, dass Traumatisierte häufig ...• keine Traurigkeit verspüren, um Verluste verarbeiten zu können• keine Wut (oder Ärger) empfinden, um sich bei erfahrenen Grenzüberschreitungenangemessen wehren zu können• keine Angstsignale wahrnehmen, um Gefahren rechtzeitig zu erkennen• keine Freude oder Hoffnung erleben, um bei all dem Kummer wieder auftanken zukönnen…usw.Übrigens:Genau genommen gibt es keine „negativen Gefühle“, jede Gefühlsqualität hat wichtige Funktionen(das gilt auch für Scham, Neid, Eifersucht, Ekel etc. - haben Sie darüber schon mal nachgedacht,was die „positiven“ Seiten dieser Gefühle sind? ).Es gibt allerdings situationsunangemessene Gefühle, aufgrund solcher Fehlbewertungen wie imo. g. Beispiel dargestellt.Eine Zielsetzung von Therapie ist es vor diesem Hintergrund, die Regulierung/ Beruhigung vontraumatischen Gefühlen zu verbessern und die Wahrnehmung und den Ausdruck vonsituationsangemessenen Gefühlen zu „trainieren“. Wie man das macht, erfahren Sie in Teil 4 des<strong>Skript</strong>s…Seite 13


(die Auflösung dieses Gefühls-Quiz erfahren Sie in der Trauma-Psychoedukation)Was sind dissoziative <strong>St</strong>örungen?Dissoziation heißt Abspaltung, es ist zunächst ein Alltagsphänomen und damit das Gegenteil vonAssoziation (hierbei fügen wir zusammen - assoziieren). Beim Dissoziieren trennen wir oderschieben beiseite, was von bestimmten Instanzen unseres Gehirns als zu unwichtig oder zubrisant eingeschätzt wird.Jeder Mensch kennt leichte Formen der Dissoziation, z. B. das Tagträumen oder eine gewisseDesorientiertheit kurz vor dem Einschlafen oder kurz nach dem Aufwachen. Unter<strong>St</strong>ressbedingungen nimmt bei vielen Menschen die Neigung <strong>zum</strong> Dissoziieren zu: Vielleichthaben Sie mal „neben sich gestanden“, z. B. beim Reden vor einem Publikum, was zurDistanzierung dient und vor großer Aufregung schützen kann.Es gibt Hinweise darauf, dass die Fähigkeit zu dissoziieren ein angeborenes Merkmal ist, dasdementsprechend bei Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Im Kindesalter hat maneine besonders ausgeprägte Neigung <strong>zum</strong> Dissoziieren. Oft stärker als Erwachsene sind Kinderganz versunken „wie in einer anderen Welt“, wenn sie mit etwas beschäftigt sind. Bei frühen undlang anhaltenden wiederholten Traumatisierungen nutzen Kinder die Fähigkeit <strong>zum</strong> Dissoziierenals Überlebensstrategie. Dies ist dann vergleichbar mit der schon beschriebenen Freeze-Reaktionim Tierreich, wenn Kampf oder Flucht nicht möglich sind. Auch erwachsene Traumaopferbeschreiben, dass sie „wie außerhalb des Körpers stehen“, teilnahmslos Zeuge des Ereignisseswaren (sog. peritraumatische Dissoziation).Die Fähigkeit zur Dissoziation wird zur <strong>St</strong>örung, wenn sie nicht mehr kontrollierbar ist und imweiteren Verlauf auch durch zahlreiche äußere Umstände oder innere Zustände (z. B.Herzklopfen oder bei bestimmten Emotionen), die an das Trauma erinnern, ausgelöst wird.Dem Erscheinungsbild nach kann man unterschiedliche Formen der Dissoziation abgrenzen:Seite 14


Innere Anteile der PersönlichkeitIn unserem alltäglichen Empfinden verbinden wir mit uns als Person ein zusammengehöriges„Ich“. In der Psychologie hat sich für die Gesamtheit der Vorstellungen von uns als Person(„Identitäts-Empfinden“) der Begriff des „Selbst“ durchgesetzt. Horcht man genau in sich hinein,stellt man jedoch i. d. R. fest, dass man gar nicht so einheitlich „gestrickt“ ist, sondern dass manabhängig von der jeweiligen Lebenssituation verschiedene Seiten hat. Beispielsweise bin „ich“ amArbeitsplatz durch meine soziale Rolle immer ein wenig anders als unter guten Freunden oderinnerhalb der Partnerschaft. Das ist völlig normal. Mitunter können uns jedoch diewiderstrebenden Seiten auch ganz schön zu schaffen machen, schon Goethes Faust klagt:„Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, die eine will sich von der andern trennen…“Diese unterschiedlichen „Seelen in uns“, nennt man gemäß dem Modell von J. u. H. Watkins auch„Ego-<strong>St</strong>ates“ (was letztlich auf Deutsch nichts anderes heißt als Ich-Zustände). Eineschematische Darstellung der inneren Anteile im Selbst wird eine „innere Landkarte“ genannt.Die Ego-<strong>St</strong>ates bei einem Menschen, der keine gravierenden Traumatisierungen erfahren hat,sind i. d. R. flexibel abrufbar und passen zur jeweiligen Situation (z. B. kindliche Anteile, „innererRevoluzzer“ gegenüber den strengen Eltern …).Seite 15


Wie bereits im Abschnitt über das Gehirn und das Gedächtnis dargestellt, kommt es nachTraumatisierungen zu abgekapselten Erinnerungsinseln (auf Fachchinesisch: „trauma-states“),die in Form von Flashbacks angetriggert werden können. Nach einem einzelnen Trauma (z. B.Verkehrsunfall) könnte eine „innere Landkarte“ der betroffenen Person wie in dem nachfolgendenSchaubild aussehen:Innere Landkartenach Monotrauma im ErwachsenenalterAlltagspersönlichkeitTrauma-<strong>St</strong>ateNach anhaltenden Traumatisierungen im Kindesalter sind Erinnerungen an diese Zeit oft miteinem intensiven Wiedererleben von früheren Selbstzuständen verbunden. Diese Ego-<strong>St</strong>ateswerden mitunter in schwierigen Alltagssituationen angetriggert und treten dann oft unvermitteltund heftig in Erscheinung. Sie können sich wie ein verletztes „inneres Kind“ mitentsprechenden Gefühlen und Körperzuständen anfühlen. Traumatisierte Menschen entdecken insich häufig mehrere innere Kinder (bezogen auf unterschiedliche Lebenserfahrungen), manchmalgibt es auch einen rebellierenden „inneren Jugendlichen“.Seite 16


Jeder Mensch verinnerlicht im Laufe seiner Kindheit Normen und Wertvorstellungen von wichtigenBezugspersonen („familiäre Mythen“ oder Glaubenssätze → Arbeitsblatt 8 und → Skills <strong>zum</strong>Umgang mit belastenden Gedanken, S. 27), die innere Instanz nennen wir oft anschaulich den„inneren Kritiker“. Wenn die Erfahrungen mit den damals nahestehenden Menschen sehrbelastend waren, bildet sich meist ein Ego-state aus, von dem besonders negative,selbstquälerische oder übermäßig strenge Kommentare zu allem ausgehen. Man kann diesen Teildann beispielsweise auch einen „inneren Bestrafer“ nennen.Innere Landkartenach anhaltender Traumatisierung im KindesalterinnerekindlicheAnteileAlltagspersönlichkeitinnererBestraferBeispiel:Schauen wir uns erneut die Situation der Patientin an, die sich aufgrund der versäumtenTherapiestunde zutiefst schämte und schuldig fühlte (→S.13). Zweifellos haben ihre überzogenenGefühle und die Fehlbewertung der Situation etwas damit zu tun, dass durch die Auslösesituationdas in der Kindheit völlig überforderte und im <strong>St</strong>ich gelassene „innere Mädchen“ angetriggertwurde. Innerlich findet ein Dialog zwischen dem gepeinigten Mädchen und dem „innerenBestrafer“ („Du bist wertlos und unfähig“) statt.In ganz ähnlicher Weise, wie sich „innere Kritiker“ oder „innere Bestrafer“ ausbilden, kann es zutäterloyalen Anteilen („da kann man eh nichts machen ...!“, „das wird so schon in Ordnunggewesen sein …!“) oder zu täteridentifizierten Anteilen kommen („andere haben es auch nichtbesser verdient als ich …!“).Über den therapeutischen Umgang mit den inneren Anteilen erfahren Sie weiteres in Teil 4 des<strong>Skript</strong>s.Seite 17


Teil 3: Was ist am Anfang der Therapie wichtig?(Grundhaltungen, verbindliche Regeln und Vereinbarungen)Welche Grundhaltung ist für eine erfolgreiche Traumatherapie erforderlich?Je komplexer und tiefgreifender die Traumatisierung, umso schwieriger ist es, Veränderungen zubewirken. Die Erfahrung zeigt: nur wenn es Ihnen selbst gelingt, sehr viel Verantwortung fürIhren Heilungsverlauf zu übernehmen, wird etwas in Gang kommen.Michaela Huber, eine der renommiertesten Traumatherapeutinnen in Deutschland, hat zurFragestellung der Grundhaltung die folgenden Punkte zusammengefasst:1. Optimismus („irgendwie werde ich es trotzdem schaffen“)2. Akzeptanz („OK, so ist es jetzt. Es gefällt mir da teilweise gar nicht, aber es ist so“)3. Lösungsorientierung („was genau kann mir helfen, um da herauszukommen?“)4. Verlassen der Opferrolle („genug gejammert. Es ist schwer, aber ich kremple die Ärmelhoch“)5. Verantwortung übernehmen („Ich entscheide das jetzt so, und wenn´s schief geht, werdeich daraus lernen und es das nächste mal besser machen“)6. Netzwerk-Orientierung („was ich nicht allein schaffe, das schaffen wir gemeinsam“)7. Zukunftsplanung („Die Richtung stimmt, da geht´s lang“)Wenn es Ihnen gelingt, sich auf diese Haltung einzustimmen, wird Ihre Behandlung guteAussichten auf Erfolg haben.Unserer Erfahrung nach spielt es eine ganz große Rolle, ob es Ihnen während des Aufenthaltesgelingt, eine Haltung von Selbstfürsorge für sich zu entwickeln. Immer wieder fällt uns auf, dassgerade traumatisierte PatientInnen hiermit große Schwierigkeiten haben (obwohl sie oft für andereMenschen sehr fürsorglich sind!).Gründe für verminderte Selbstfürsorge sind …• generalisiertes Erleben von Hilflosigkeit• keine hinreichende Wahrnehmung körperlicher und seelischer Bedürfnisse• verändertes Körpererleben• kein Modell für Selbstfürsorge• Einschränkungen darin, Bedürfnisse zu artikulieren und sich vor Gefahren zu schützen• ein inneres Verbot, für sich zu sorgen• SelbstentwertungAufgrund der hohen Bedeutung des Themas Selbstfürsorge in der Traumatherapie werden wir Sieim Verlaufe des Aufenthaltes im Bedarfsfall sowohl in der Einzeltherapie als auch in denÜbungsgruppen immer wieder daran erinnern.Maßnahmen zur Förderung der Selbstfürsorge sind …• Arbeit an verinnerlichten Verboten (Glaubenssätze!)• Bestätigung, dass Selbstfürsorge erlaubt ist• Mahnung, dass Selbstfürsorge sogar notwendig ist• konkrete Möglichkeiten der Selbstfürsorge herausfinden und einübenSeite 18


Welche Regeln gelten in den Therapiegruppen?Wir möchten, dass Sie in den Therapiegruppen positive Lernerfahrungen machen. Die Einübungvon neuen Fertigkeiten sollte nicht in extrem belastenden Situationen erfolgen (getreu demMotto: Die Feuerwehr übt nicht, wenn es brennt). Zur Sicherung einer konstruktivenArbeitsatmosphäre ist die Einhaltung der folgenden Gruppenregeln besonders wichtig:• Regelmäßige und pünktliche Teilnahme an den Gruppen. Wenn Sie ernsthaft verhindertsind, bitte die Therapeuten rechtzeitig davon informieren!• Bitte bemühen Sie sich, gute Lernvoraussetzungen in den Gruppen zu schaffen.Vermeiden Sie z. B. <strong>St</strong>reitereien oder zu enge Beziehungen mit anderen Teilnehmern, diedie Situation kompliziert machen.• Die Schweigepflicht gilt verbindlich: Was in einer Therapiegruppe gesagt wird, mussdiskret und vertraulich behandelt werden und darf nicht nach außen gebracht werden.• Bei <strong>St</strong>ressbelastung während der Therapiegruppen ist folgendes zu beachten:1. Klare und offene Kommunikation: Teilen Sie uns mit, dass Sie unter <strong>St</strong>ress stehen2. Probieren Sie, die in den Übungsgruppen vermittelten Fertigkeiten direkt anzuwenden,nutzen Sie möglichst das Repertoire aus Ihrem persönlichen „Notfallkoffer“, den Siesich mit unserer Unterstützung erarbeiten werden.3. Eine „Auszeit“ nehmen: Wenn es überhaupt nicht geht, verlassen Sie denTherapieraum für ein paar Minuten. Geben Sie dann an, was Sie unternehmen werden(welchen Skill aus dem „Notfallkoffer“) und sagen Sie auch, wann Sie wiederzurückkommen.Was ist zu Beginn in der Einzeltherapie besonders wichtig?Wenn Sie das erste Mal zur Traumatherapie in der <strong>Klinik</strong> sind und sich noch nicht auskennen, istes zunächst sehr wichtig, ein tragfähiges therapeutisches Arbeitsbündnis aufzubauen. Es isterforderlich, dass Sie sich mit dem Haus, dem Personal und ihren Mitpatienten vertraut machen.Auch mit Ihrem Einzeltherapeuten wird es möglicherweise eine Weile dauern, bis Sie sich darüberim Klaren sind, wie Sie zueinander passen.Bitte nehmen Sie unsere Patienten-Präambel, für welche Sie mit Ihrer Unterschrift IhrEinverständnis erklären, sehr ernst – Sie ist die Basis eines konstruktiven Zusammenwirkens vonPatienten und Personal auf der <strong>St</strong>ation. In manchen Fällen werden mit Ihnen individuellBehandlungsverträge geschlossen, beispielsweise bzgl. Suizidalität, selbstschädigendemVerhalten, Suchtmittelgebrauch etc. Auch hier erwarten wir von Ihnen eine große Ehrlichkeit,Offenheit und Verbindlichkeit.Von besonderer Bedeutung für das Gelingen Ihrer Behandlung ist die klare Abstimmung derTherapieziele. Um Ihnen die Auswahl geeigneter Therapieziele zu erleichtern, erhalten Siegesondert das sog. „Berner Therapieziele-Inventar“ mit einer Auswahl unterschiedlichster Ziele.Machen Sie sich vor allem folgendes klar: Hauptziel einer stationären Traumatherapie ist i. d. R.nicht die Heilung Ihres Leidens, sondern eine <strong>St</strong>abilisierung für die ambulante Weiterbehandlung!Vermeiden sie deshalb überzogene Therapieziele, orientieren Sie sich daran, was in derbegrenzten Zeit realistisch umsetzbar ist. Orientieren Sie Ihre Ziele nicht nur am Verschwindenlästiger Symptome, sondern fragen Sie sich ganz konkret, wie sich eine erfolgreiche Therapie inihrem Alltag auswirken würde und wie Sie sich dann verhalten würden. Ihr Einzeltherapeut wirdmit Ihnen die Therapieziele abstimmen und klären, welche Schritte der Umsetzung hilfreich sind.Seite 19


Schriftliche Aufzeichnungen vom TherapieverlaufGewöhnen Sie sich bitte an, Ihren persönlichen Entwicklungsprozess während der Therapieschriftlich festzuhalten:• Bitte bringen Sie dieses <strong>Skript</strong> und Schreibmaterialien / ggf. Ihr Therapietagebuch in dieTherapieveranstaltungen des Trauma-Moduls mit, um sich zusätzliche Aufzeichnungen <strong>zum</strong>achen. Die Therapeuten werden Sie öfter auf Übungen oder Arbeitsblätter im <strong>Skript</strong>verweisen. Nehmen Sie sich dann bitte zwischen den Sitzungen die erforderliche Zeit, umdiese „Hausaufgaben“ zeitnah zu erledigen.• Führen Sie ein Freudetagebuch. Schaffen Sie sich zu diesem Zweck ein besondersschönes Heft an, in welches Sie ausschließlich gute Erlebnisse schreiben oder auchermutigende oder lustige Zeichnungen malen, Ausschnitte aus Zeitungen einkleben,Gedichte, Lieder usw.• Führen Sie ein Therapietagebuch. Notieren Sie in diesem Heft das wichtigste, das Siesich aus Ihren Therapien merken wollen oder woran Sie arbeiten möchten, z. B. auchVorbereitungen für die nächste Therapiesitzung. Bringen Sie dieses Therapietagebuchauch in ihre Einzeltherapie mit.• Besonders belastendes Material bitte auf lose Blätter schreiben. Solche z. T. gegen sichselbst gerichteten Schilderungen oder als Trigger wirksames Material dürfen keinesfalls indas Freudetagebuch oder in das Therapietagebuch geschrieben werden. Falls so etwasdennoch dringend „heraus will“, notieren Sie es kurz (maximal ¼ <strong>St</strong>unde „am <strong>St</strong>ück“),vereinbaren Sie ggf. mit Ihrem Einzeltherapeuten, wo Sie solche Schriftstückeaufbewahren (entweder spezielles Behältnis oder beim Therapeuten abgeben).Diagnostische Untersuchungen und Erhebung der Vorgeschichte:Am Anfang der Therapie spielen diagnostische Untersuchungen und die Anamneseerhebung einegroße Rolle. Das Behandlungsprogramm ist spezifisch ausgerichtet für Patienten mit „klassischer“und komplexer Posttraumatischer Belastungsstörung. Nicht selten liegen jedoch weitereProblembereiche vor, also beispielsweise zusätzlich Depressionen, Angststörungen,psychosomatische <strong>St</strong>örungsbilder u.a., was eine Variation des Behandlungsplanes erfordert.Testdiagnostik und Basisdokumentation:Zu Beginn (und <strong>zum</strong> Ende des Aufenthaltes) erhalten Sie von uns eine Reihe von Fragebögen.Diese sind besonders effizient für diagnostische Abgrenzungen und Schweregradbeurteilungen.Vor Entlassung vermitteln sie Ihnen und uns ein Bild des Behandlungsergebnisses (Prä-/Postvergleich).Die z.T. über Pocket-PC erhobenen Daten werden streng vertraulich behandelt, nachAbschluss der Therapie werden sie in anonymisierter Form auch statistisch ausgewertet und fürwissenschaftliche Zwecke genutzt. Die <strong>Klinik</strong> <strong>St</strong>. <strong>Irmingard</strong> ist wie andere Fachkliniken vomGesetzgeber verpflichtet, entsprechende Maßnahmen zur Qualitätssicherung durchzuführen.Trotz des damit verbundenen Aufwandes bitten wir Sie vor diesem Hintergrund sehr um IhreMitarbeit bei der Datenerhebung. Falls Sie die Beantwortung der Fragen als sehr belastendempfinden, können Sie das <strong>St</strong>ationspersonal um Unterstützung beim Ausfüllen bitten.Bei allen emotional aufwühlenden Maßnahmen (diagnostische Befragungen, Erhebungen derTraumavorgeschichte, Psychoedukation über traumatische Prozesse etc.) bitten wir Sie, einenach innen distanzierte Haltung einzunehmen – versuchen Sie, die Dinge aus einerBeobachterperspektive zu betrachten! (wie das genau geht, werden wir intensiv mit Ihnenbesprechen und erarbeiten → Beobachtertechnik, Einführung in die Achtsamkeitsarbeit)Seite 20


Neben der genauen Abklärung der Beschwerdesymptomatik erfolgt in den erstenBehandlungswochen auch eine Erhebung der aktuellen Lebensumstände, der Vorgeschichtebzgl. Ihrer persönlichen <strong>St</strong>ärken und der besonderen Belastungen (→ Arbeitsblätter 1 – 3).Was ist das <strong>St</strong>resstoleranzfenster?Einen hohen <strong>St</strong>ellenwert bei der Gestaltung Ihrer Traumatherapie (sowohl Einzel- als auchGruppentherapie) hat die Auseinandersetzung mit dem persönlichen <strong>St</strong>resstoleranzfenster. JederMensch verfügt individuell über einen Toleranzbereich für <strong>St</strong>ressbelastungen, innerhalb dessendie Erfahrungen gerade noch verarbeitet werden können – außerhalb dieses „Fensters“ führenBelastungen zu Symptomen der Übererregung (z. B. Panik, Flashbacks) oder der Untererregung(Dissoziation).Zielsetzungen von Traumatherapie sind unter diesem Gesichtspunkt:• die Grenzen des eigenen <strong>St</strong>resstoleranzfensters besser einschätzen lernen (sich mitFrühwarnzeichen für psychische Notfälle auskennen)• Maßnahmen (Skills) kennenlernen, um bereits eingetretene Krisen zu begrenzen• das <strong>St</strong>resstoleranzfenster erweitern (wieder mehr Energie und Belastbarkeit gewinnen)• wenn diese 3 Ziele erreicht wurden, evtl. im Rahmen einer Traumakonfrontation dietraumatischen Erinnerungen schonend innerhalb des <strong>St</strong>resstoleranzfensters zubearbeiten.Seite 21


Die Skalierung der <strong>St</strong>ressbelastungWelcher Skill besonders nützlich ist, ist nicht nur von Mensch zu Mensch verschieden, sondernhängt auch von der aktuellen <strong>St</strong>ressbelastung ab. Um mit der Zeit ein Gespür dafür zu entwickeln,was wann hilft, hat es sich bewährt, die aktuelle <strong>St</strong>ressbelastung auf einer Skala von 0 bis 10einzuordnen. Wenn eine Veränderung des <strong>St</strong>resspegels auftritt, verändern sich auchKörperreaktionen, Gedanken, Gefühle und Verhalten.Der Bereich zwischen 0 und 3 entspricht demnach „mir geht es gut, Zustand angenehmerEntspannung“,…der Bereich von 3 - 7 entspricht einem mäßigen, noch steuerbaren <strong>St</strong>ressniveau,…im Bereich von 7 - 10 liegt ein Hochstresszustand vor. Ab einem <strong>St</strong>resspegel von ca. 7 müssenSie damit rechnen, dass die Regulation der Erregung nicht mehr Ihrem freien Willen gehorcht undes zu automatisiertem Problemverhalten oder zu Krisensymptomen kommt. Dieser Scheidepunktzwischen steuerbarem und nicht mehr steuerbarem <strong>St</strong>resspegel wird dementsprechend oft auchals „Point of no return“ bezeichnet.Beachten Sie hierbei, dass sich <strong>St</strong>ress sowohl durch Übererregung (Anspannung, innerer Druck,Flashbacks, Panik, Wut….) als auch durch Untererregung / Dissoziation („Beneblungsgefühl“,sich nicht spüren, neben sich stehen...) ausdrücken kann. Beispielsweise kann sich ein<strong>St</strong>resslevel von 8 bei einer Person in einer Essattacke nach unmittelbar zuvor erlebterbedrohlicher innerer Anspannung infolge von Verlassenheitspanik zeigen. Bei einer anderenPerson (oder auch bei derselben Person zu einem anderen Zeitpunkt) tritt bei einem <strong>St</strong>resslevelvon 8 Erstarren und Sprachlosigkeit, nichts mehr spüren (im Sinne von einem dissoziativenZustand) auf ...Aufgabe:Erarbeiten Sie mithilfe des Arbeitsblattes 5 der Materialiensammlung, wie sich bei Ihnenpersönlich die Anzeichen von <strong>St</strong>ressbelastung auf der Skala von 0 – 10 äußern.Seite 22


Frühwarnzeichensuchen!0……...1....…..2....…..3...…..4……..5……..6….....7…......8…......9…......10entspannt → Irritation → <strong>St</strong>ress noch steuerbar → HochstressZeichnung nach C. Alf, entnommen aus: Bohus / WolfViele Menschen haben den Eindruck, dass ihr <strong>St</strong>ressniveau ganz unvermittelt von 0 auf 10ansteigt. Bei genauer Betrachtung kann man jedoch in der Regel erkennen, dass der Pegelstufenweise ansteigt und dass es Frühwarnzeichen gibt, die man wahrnehmen und beschreibenkann.• Wenn Sie Ihr <strong>St</strong>ressniveau beschreiben, sind die folgenden 4 Merkmale wichtig:Gedanken, Gefühle, körperliche Merkmale und Verhalten.• Welche Merkmale des Hochstressbereichs spüren Sie schon im mittleren Bereich?Das sind ihre Frühwarnzeichen!• Wenn Sie Ihre Frühwarnzeichen erkennen, können Sie Ihre Skills rechtzeitig einsetzen!Wir werden Sie im Laufe der Therapie (zu Übungszwecken besonders in der GruppeSelbstwahrnehmung und Achtsamkeit) immer wieder motivieren, Ihr Befinden aus derBeobachterposition zu beschreiben und zu skalieren. Innere Vorgänge in Worte zu fassen, haltenwir für eine ganz elementare Voraussetzung für die beabsichtigten Heilungsprozesse.Seite 23


Teil 4: Welche Skills sind für mich wichtig?Was sind überhaupt Skills?Unter Skills versteht man jedes Verhalten, das in einer schwierigen Situation kurzfristig wirksamist und langfristig nicht schädlich ist.Alle Menschen verwenden im Alltag Skills. Häufig setzen wir sie ganz automatisch ein, ohne es zuwissen.Verhaltensweisen wie z. B. Dissoziation, Essattacken, Selbstverletzung, Alkohol-/Drogenkonsum,sind keine Skills, obwohl sie kurzfristig eine innere Spannung lösen können, denn langfristigschaden sie.Wir möchten Sie im Rahmen des <strong>Traumamodul</strong>s anleiten, sich hilfreiche Skills neu anzueignenoder bereits vorhandene Skills zu reaktivieren.Einführung in die Achtsamkeits-ArbeitAchtsamkeit beinhaltet eine Hinwendung der Aufmerksamkeit <strong>zum</strong> gegenwärtigen Augenblick ineiner Haltung von Freundlichkeit und Wohlwollen. Es darf sein, wie es gerade ist, ohne die sonstmeist übliche Bewertung („das ist schlecht, das soll weg!“ oder „das ist gut, ich will mehr davon!“).Eigentlich zielt Achtsamkeit also gar nicht auf Veränderung ab. Wenn wir gegenwärtig sind,können uns jedoch Ängste, die meist mit der Vergangenheit oder der Zukunft zu tun haben,weniger erreichen.Achtsamkeit ist die Basis aller Skills! Achtsamkeit sollten Sie in möglichst entspanntem Zustand,am besten mehrmals am Tag, zunächst für wenige Minuten üben. Erfolge stellen sich in der Regelerst nach mehreren Wochen ein – das fordert Ihnen unter Umständen eine Menge Geduld ab! Mitder Zeit wird es Ihnen gelingen, auf die Achtsamkeits-Fertigkeiten auch in stärker belastendenSituationen zurückzugreifen.In den Übungsgruppen machen wir Sie mit mehreren Achtsamskeitsübungen vertraut. DieBeobachterübung (→ Imaginationsübung „den inneren Beobachter kennenlernen“ in derMaterialiensammlung) von Luise Reddemann ist besonders wichtig, denn die Fähigkeit, sichbeobachten zu können, ist letztlich die Grundfertigkeit aller Achtsamkeitsübungen. Wer es gelernthat, sich zu beobachten, der kann sich leichter von belastenden Gefühlen, Gedanken undKörperzuständen distanzieren und Frühwarnzeichen für Hochstresszustände erkennen. Dasinnere Beobachten sollten Sie auch deshalb besonders gründlich erkunden, da Sie dieseFähigkeit auch noch für die Bildschirmtechnik (z. B. Identifizierung von verborgenen Triggern,Tresortechnik und später evtl. bei einer Traumakonfrontation) benötigen.Wichtig!:Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn Sie Schwierigkeiten haben, Ihren Körper wahrzunehmenoder wenn Sie leicht Panikattacken oder Flashbacks beim Verschließen der Augen bekommen!Zu Beginn geht es darum, erst einmal äußere Dinge und ihr eigenes Handeln achtsam zubetrachten, um ein Gefühl von Sicherheit im Hier und Jetzt zu erhalten. Beginnen Sie zunächstdamit, die Aufmerksamkeit auf das Sehen, Hören, Riechen oder Schmecken zu richten.Seite 24


Innere Achtsamkeit als Skill:Wenn ich weit weg von mir bin, dann gehe ich wie folgt vor …1. ich konzentriere mich darauf, was meine Sinne in diesem Moment wahrnehmen2. ich beschreibe, was meine Sinne in diesem Moment wahrnehmen3. ich lasse es zu, halte es nicht fest und schiebe es nicht zur Seite4. ich bewerte es nicht - es gibt in diesem Zusammenhang kein gut oder schlecht5. ich konzentriere mich voller Wachheit auf eine einzige TätigkeitHinweis:In der Gruppe „Meditation und imaginative Übungen“, die allen Patienten der Abteilungzugänglich ist, geht es ebenfalls um Achtsamkeits-Praxis. Da die Übungen oft vergleichsweiseausgedehnt sind und stärker aufs Spüren ausgerichtet sind, haben Patienten mitTraumafolgestörungen manchmal Schwierigkeiten bei der Umsetzung (manche Patienten geratendabei unter <strong>St</strong>ress oder sie dissoziieren). Wenn Ihnen die Meditationsgruppe großeSchwierigkeiten bereitet, die Sie dort nicht klären können, dann verzichten Sie nach Absprachemit Ihrem Einzeltherapeuten bitte auf die Teilnahme vorerst und konzentrieren Sie sich auf dasEinüben von Achtsamkeit im Rahmen der Traumaübungsgruppen.ImaginationsübungenViele traumatisierte Menschen haben bereits in der Kindheit gute Imaginations-Fähigkeiten alsÜberlebensstrategie entwickelt. Imaginieren heißt, bildhafte Vorstellungen gezielt zurSelbstberuhigung zu nutzen. Luise Reddemann sagt, dass jeder Mensch, der sich eine Ananasoder eine Kuh vorstellen kann, auch in der Lage ist zu imaginieren. Die Bücher und CDs von FrauReddemann, wie auch die von Michaela Huber, enthalten viele geeignete Imaginationsübungen.In der Einzeltherapie und in der Ressourcengruppe werden wir Sie mit einigen dieser Übungenvertraut machen (→ Anleitungen zu einer Reihe wichtiger Imaginationsübungen finden Sie in derMaterialiensammlung: sicherer innerer Ort (oder Wohlfühlort), innere Helfer, Tresorübung, Baum-Übung, mit sich Frieden schließen, inneres Team).Was sind Ihre Ressourcen?Ressourcen sind Kraftquellen. Dazu können persönliche Neigungen, Talente, Fähigkeiten undHobbys, aber auch Sozialkontakte, Familie, Wohnung und Beruf gehören – alles was Ihnenlangfristig gut tut. Nicht zuletzt die Imaginationsübungen, die Ihnen besonders gut liegen, könnenzu wichtigen Ressourcen werden.In der Ressourcengruppe (oder in der Einzeltherapie) werden Sie Gelegenheit haben, sich mitIhren größten <strong>St</strong>ärken auseinander zu setzen (→ Arbeitsblatt 6: persönliche <strong>St</strong>ärken).Ressourcen sind umso besser verfügbar, je häufiger sie eingeübt wurden. Je mehr Ressourcenvorhanden und je besser sie abrufbar sind, umso größer ist ihre Schutzwirkung und Unterstützungbei der Behandlung von Traumatisierungen.Seite 25


„Die Autobahn verlassen und stattdessen einen neuen Weg einschlagen!“Dieses Motto spielt im Skills-Training eine ganz wichtige Rolle. Tatsächlich ist der Weg, der <strong>zum</strong>Problemverhalten oder den Krisensymptomen führt, oft ausgebaut wie eine Autobahn, d.h. bevorSie sich versehen, sind Sie bereits auf der breiten Spur, Ihr Unbewusstes steuert automatischdorthin!Den neuen Weg müssen Sie sich hingegen völlig neu bahnen! Die Entscheidung für den neuenWeg ist Voraussetzung für den Erfolg! An diesem Punkt geht es also um Übernahme vonSelbstverantwortung für Ihr Leben. Sie benötigen individuelle Skills, um <strong>zum</strong> Ziel zu gelangen.Sich diese Fertigkeiten anzueignen und sie konsequent einzusetzen, ist meist eine mühsameArbeit! Geben Sie nicht gleich bei einem Misserfolg auf! Skills muss man ganz gezielt undwiederholt einüben. Erst als „Trockenübung“ (d.h. in relativ entspanntem Zustand), später auchunter <strong>St</strong>ressbelastung. Analysieren Sie es, wenn der Skillseinsatz nicht erfolgreich war(Therapeuten helfen dabei) und feiern Sie Ihre Erfolge! (Denken Sie dann auch an IhrFreudetagebuch!)Ziel:<strong>St</strong>ressreduktionProblemverhalten/ SymptomAufgabe:Beschreiben Sie Ihre „persönliche Autobahn“, nutzen Sie dazu das Arbeitsblatt 4 im Anhang.Klären Sie mithilfe Ihres Einzeltherapeuten, mit welchen Symptomen oderProblemverhaltensweisen Sie sich während des Aufenthaltes auseinander setzen möchten.Alles weitere, was in diesem <strong>Skript</strong> folgt, soll Sie mit ganz praxisorientierten Empfehlungen darinunterstützen, dass Sie Ihren neuen Weg finden!Seite 26


Zeichnung: R. Alf , aus Bohus / WolfSkills <strong>zum</strong> Umgang mit belastenden GedankenBelastende Gedanken sind oft Aufdruck von verinnerlichten hoch problematischenGlaubenssätzen (→ Arbeitsblatt 8), die dann den Anschein von inneren Wahrheiten haben. Siebesitzen die Kraft, die Wahrnehmung zu steuern und auf diese Weise das Selbstbild und dieGefühle stark zu prägen.Belastende Gedanken laufen auch oft wie ein innerer Dialog zwischen dem „Inneren Kritiker“und einem ihm ausgelieferten Persönlichkeitsanteil ab (→ Beispiel am Ende des Absatzesüber Innere Anteile der Persönlichkeit, Seite 17).Wie kann ich damit umgehen?• das Wichtigste ist: Registrieren Sie, dass es sich um Gedanken mit negativer Bewertungder eigenen Person handelt! Betroffene verwechseln i. d. R. solche Gedanken mit Tatsachen,d. h. sie sind dann identifiziert mit dem Inhalt der Gedanken!• Vergegenwärtigen Sie sich: „ich bin mehr als der momentane Gedanke“(innere Achtsamkeit!)…• dann ist es auch meine Entscheidung, den Gedanken loszulassen• eine Anleitung zur Überprüfung von Glaubenssätzen finden Sie auchin der Materialiensammlung (→ Arbeitsblatt 7)• anstatt von problematischen Glaubenssätzen: positive, aufbauende, ermutigende Sätzeals Instruktionen aufschreiben (→ Notfallkoffer)• wenn es sich um einen inneren Dialog zwischen dem „Inneren Kritiker“ und einemihm ausgelieferten Persönlichkeitsanteil handelt, empfiehlt sich eine Arbeit mit denEgo-<strong>St</strong>ates, die Sie im Rahmen der Einzeltherapie kennenlernen.Seite 27


Skills <strong>zum</strong> Umgang mit belastenden GefühlenWie verringere ich meine emotionale Verwundbarkeit?• selbstfürsorglich mit mir umgehen (ausreichend Schlaf, körperliche und emotionaleGrundbedürfnisse beachten)• positiven Gefühlen mehr Raum gebenWie gehe ich mit belastenden Gefühlen um?• Ich beobachte, welches Gefühl/ welche Gefühle ich im Augenblick vordringlich wahrnehme (→„innere Achtsamkeit als Skill“, S.25)• Ich vergegenwärtige: ich bin mehr als der momentane Gefühlszustand (Gefühle kommen undgehen wieder!)• Wenn <strong>St</strong>resslevel >7, dann siehe „Skills zur Krisenbewältigung“ (S. 29), wenn


Vorgehensweise bei der Arbeit mit dem „inneren Kind“Diese Anleitung sollten Sie beim ersten Mal auf jeden Fall gemeinsam mit Ihrem Therapeutendurchführen. Nutzen Sie auch die Informationen, die Sie bereits in der Einführung über innereAnteile der Persönlichkeit erhalten haben. In abgewandelter Form kann diese Vorgehensweiseauch für die Arbeit mit anderen Persönlichkeitsanteilen genutzt werden.Eine Möglichkeit, einen Zugang zu „jüngeren Ichs“ zu gewinnen, ist auch die Übung <strong>zum</strong> InnerenTeam (siehe Materialiensammlung).• Voraussetzung ist, dass sich Ihr erwachsenes Ich momentan ausreichend stabil fühlt undauch motiviert ist, um sich mit dem inneren Kind zu beschäftigen. Sollte dies nicht der Fallsein, hat die <strong>St</strong>ärkung Ihres erwachsenen Ichs derzeit Vorrang! Mögen Sie Ihr inneres Kind?- auch dies ist nicht selbstverständlich, aber notwendig für Innere Kind-Arbeit!• Bemühen Sie sich, dem Kind (imaginativ) das zu geben, was es damals in der Situation anUnterstützung / Trost gebraucht hätte. Diese nachträgliche Handlung Ihres erwachsenen Ichskann wesentlich dazu beitragen, dass die im Traumagedächtnis „eingefrorene“ Erinnerungheilen kann.• Der Schmerz Ihres inneren Kindes sollte anerkannt, aber nicht vertieft werden! Gehen Sienicht tiefer in die damalige Situation hinein (Innere Kind-Arbeit ist keine Traumakonfrontation!).• <strong>St</strong>ellen Sie sich möglichst bildhaft vor, wie Sie das Kind aus der belastenden Szeneherausnehmen und an einen geeigneten Wohlfühlort bringen.• Erkunden Sie auch hilfreiche innere Wesen (siehe auch Materialiensammlung:Imaginationsübung…), die dem Kind am Wohlfühlort beistehen können.• Bieten Sie dem Kind regelmäßige Besuche an (aber bitte auch umsetzen!).• Unterscheiden Sie das Hier und Jetzt vom Dort und Damals. Machen Sie sich klar, dass dieerwachsene Person von heute in einer anderen Zeit lebt und somit die Zukunft des Kindesbereits eingetreten ist. Versuchen Sie, dies dem Kind in kindgerechter und altersentsprechenderForm zu vermitteln.Seite 29


Skills zur KrisenbewältigungWann brauchen Sie Skills zur Krisenbewältigung?• um Krisen (meist „innere Autobahn“, <strong>St</strong>resslevel > 7) auszuhalten und zu überleben.• um unangenehme Ereignisse und Gefühle ertragen zu können, wenn sich die Situation nichtverändern lässt.• um zu vermeiden, dass Sie eine schwierige Situation noch schlimmer machen.Wann sollten Sie Skills zur Krisenbewältigung nicht einsetzen?• um komplexe Probleme zu lösen bei <strong>St</strong>resslevel deutlich < 7• um wichtige Entscheidungen im Leben zu treffen• um herauszufinden, was Sie im Leben verändern wollen• um Ihr Leben lebenswert zu machenWie gehe ich in Krisen konkret vor?1. radikale Akzeptanz: Ich stehe unter hoher Anspannung, so ist es!Ich habe mich entschlossen, meinen neuen Weg zu gehen2. einen Schritt zurück: Ich beobachte und skaliere mein <strong>St</strong>resslevel (0 - 10)3. Next step: Ich denke nur an das nächste Ziel, an die nächste viertel <strong>St</strong>unde!4. Ich wähle geeignete <strong>St</strong>rategien aus meinem Notfallkoffer (→ Seite 32)<strong>zum</strong> Beispiel:- starke Sinnesreize (Eisbeutel, Ammoniakfläschchen…)- Reorientierungstechniken (wahrnehmen wer / wo ich bin…)- sich ablenken (Rechenübungen, Kreuzworträtsel, Mandalas…)- sich beruhigen mithilfe der 5 Sinne (siehe S.31)- Merksätze, positive Instruktionen5. Kontrolle über die Trigger: Was hat diese Krise ausgelöst?Finden Sie heraus, auf welche Triggerreize von außen und / oder von innen Sie in denHochstress-Zustand geraten sind! Kann ich solche Situationen zukünftig vermeiden odermich zukünftig besser schützen lernen? Siehe auch den nachfolgenden Absatz!Vorsicht:Bei schweren (unklar ausgelösten) Krisen sollten Sie die Suche nach den Triggernerst nach vollständiger Reorientierung vornehmen!Seite 30


Identifizierung von verborgenen TriggernWenn Sie sich besonders instabil fühlen, könnte es daran liegen, dass Sie durchAlltagsstressoren getriggert werden (z. B. Auslösung von Flashbacks und dissoziativenZuständen). Sobald Sie Ihre Trigger kennen, gelingt es meist, Skills zu erarbeiten, sodass dieTrigger keine Krisen mehr auslösen (sich schützen, vermeidlichen Auslösern aus dem Wegegehen, sich besser behaupten bis hin zu kämpfen, wahrnehmen: die Gegenwart unterscheidetsich von der traumatisierenden Situation in der Vergangenheit…)Wenn die Auslösesituationen für die wiederholt eintretenden Krisen unklar sind, dann sollten Sie(am besten gemeinsam mit Ihrem Einzeltherapeuten) die „Triggeridentifizierung mittelsKettenanalyse“ (siehe Abbildung) versuchen. Es geht darum, im Gedächtnis Kettenglied fürKettenglied bis <strong>zum</strong> Eintritt der Krise (point of no return) zu rekonstruieren. Ziel dabei ist, denMoment herauszufinden, in welchem Sie gerade noch hätten handeln können.Sehr geeignet für das Vorgehen sind die Nutzung der Beobachter- oder Bildschirmtechnik, diebereits im Abschnitt „Einführung in die Achtsamkeits-Arbeit“ erwähnt wurden. Sie betrachtendabei die unmittelbar vorausgehende Situation, projiziert auf einen imaginären Bildschirm. DieseDistanzierungstechnik hilft, die Erinnerung stressärmer zu reaktivieren.Falls Sie sich stabil genug fühlen, die Kettenanalyse alleine auszuführen, machen Sie sichschriftliche Aufzeichnungen. Dies fördert oft die Konzentration und hilft ebenfalls zu distanzieren.Seite 31


Beachten Sie hierbei, dass die Trigger mitunter sehr unscheinbare Phänomene sein können (einBlick, eine Geste, ein Geruch…). Auch innere Zustände, z. B. das eigene Herzklopfen,Schmerzen in einer bestimmten Körperregion etc. können als Trigger fungieren.→ Materialiensammlung: Infoblatt Selbstbeobachtung bei DissoziationSich beruhigen mit Hilfe der 5 SinneSich beruhigen durch SehenEine Möglichkeit, sich zu beruhigen, besteht darin, sich etwas achtsam und bewusstanzuschauen. Sie können z. B. ein Aquarium, Holzscheite im Feuer, angenehme Fotos vonschönen Erlebnissen, Blumen, die Bewegungen der Wolken am Himmel oder die <strong>St</strong>erneanschauen.Sich beruhigen durch HörenSich etwas achtsam und bewusst anhören - z. B. Vogelgezwitscher, Ihre Lieblingsmusik,Meditationsmusik, Wellenrauschen, selbst singen oder trommeln, dem Prasseln vonRegentropfen zuhören.Sich beruhigen durch RiechenEtwas bewusst riechen - z. B. Ihr Lieblingsparfüm, frisch gemähtes Gras, Blumen, Essen, Seife,ein gesägtes Holzstück oder Früchte. Wie riecht es draußen früh morgens? Wie riecht es draußennach einem Regen?Sich beruhigen durch SchmeckenEtwas achtsam schmecken - z. B. frische kräftige Kräuter, Bonbons, Tee oder selbst gemachtesPopcorn.Sich beruhigen durch SpürenEtwas mit Händen und Füßen berühren, tasten und fühlen - z. B. Samt und Seide anfassen, einTier streicheln, eine weiche oder harte Bürste anfassen, barfuß im Gras laufen, eine Wärmflascheins Bett legen, Baden, mit einer Feder das Gesicht berühren oder beim Spülen das Prickeln derplatzenden Schaumbläschen spüren.Seite 32


Die <strong>St</strong>ufen des Nein-SagensTraumatisierten Menschen fällt es oft schwer, sich durch ein angemessenes Nein-Signal zuschützen. Die Folge ist, dass es wiederholt zu Situationen kommt, die als retraumatisierendeGrenzüberschreitungen erlebt werden. Es handelt sich oft um ein zentrales Anliegen einerTraumatherapie, die Fähigkeit des Nein-Sagens zu stärken.Je nach Situation sind unterschiedlich ausgeprägte Formen des Nein-Sagens erforderlich(richtiger Zeitpunkt?, weiß ich wirklich, was ich will?, kenne ich die Rechte des anderen?, wie istdie persönliche Beziehung zur anderen Person?, was sind die Konsequenzen des Nein-Sagens?).Die Abstufungen vom vehementen STOPP bis <strong>zum</strong> Alles-erdulden sind fließend:• Bestimmt ablehnen (<strong>St</strong>imme, Körperhaltung, Gestik…), auf keinen Fall nachgeben -„STOPP!!!!“• Bestimmt ablehnen, nicht nachgeben - „NEIN, das will ich nicht...!.“• Bestimmt ablehnen, aber nochmals prüfen – „Die Antwort lautet NEIN, aber ich werdedarüber nachdenken…!“• Verständnis ausdrücken, aber nein sagen - „Mhh, könnte sein, aber nein.“• Zögern ausdrücken, ja sagen - „Moment!, ich weiß nicht, na okay.“• Tun, was andere wollen, ohne gefragt zu werden.Eine Notfall-Liste und einen „Notfallkoffer“ zusammenstellenIm Verlauf des Aufenthaltes lernen Sie in der Einzeltherapie, in den Übungsgruppen, derPsychoedukation, im Gespräch mit Mitpatienten und nicht zuletzt in diesem <strong>Skript</strong> eine große Zahlvon Skills kennen. Die Gefahr besteht darin, dass Sie durch die Vielfalt der Möglichkeiten ehereingeschüchtert sind und resigniert fragen: „…und wo soll ich da anfangen“… oder „warum klapptdas alles bei mir nicht?“Wir empfehlen Ihnen folgende Vorgehensweise:• Bitte klären Sie mit Ihrem Einzeltherapeuten, an welchem Problemverhalten undSymptomen Sie im Rahmen dieses <strong>Klinik</strong>aufenthaltes arbeiten wollen (→ Arbeitsblatt 4„meine persönliche Autobahn“).• Registrieren Sie aufmerksam die dafür typischen Auslösesituationen (Trigger) und dieFrühwarnzeichen (Körpersignale, Gedanken, Gefühle, Handlungsdrang, → Arbeitsblatt5). Für Ihre Liste und den Notfallkoffer benötigen Sie ganz spezielle Skills in Bezug aufden Umgang mit diesen Situationen.• Entwickeln Sie Erinnerungsstützen, Merkblätter, Aufzeichnungen oder finden Siehilfreiche Utensilien, Symbole <strong>zum</strong> Einsatz Ihrer Skills (→ Arbeitsblatt 9: Anregungenfür den Notfallkoffer).• Konzentrieren Sie sich bei der Erstellung der Notfall-Liste und des Notfallkoffers auf dasfür Sie Wesentliche! Weniger ist oft mehr! Um das Wesentliche zu erkennen, müssen Siesich jedoch ein Bild über die Wirksamkeit der einzelnen Skills machen können. (Habe ichden Skill konsequent eingeübt? Habe ich ihn auch in Krisensituationen genutzt? Was wardabei schwierig und was hat geholfen?...)• Finden Sie eine sinnvolle Reihenfolge der Maßnahmen, die auf Ihrer Notfall-Liste stehen.• Finden Sie ein geeignetes Behältnis (z. B. Tasche, Beutel, Köfferchen etc.) für Ihreausgewählten Hilfsmittel, Utensilien und Erinnerungsstützen, sodass Sie diese imBedarfsfall auch zur Verfügung haben. Dies ist dann Ihr „Notfallkoffer“!Seite 33


Aufgabe:Im Verlaufe des Aufenthaltes sollten Sie Ihre Notfall-Liste (oder bedarfsweise mehrere Listen) undIhren Notfallkoffer erarbeiten (eine Kopie der Notfall-Liste bitte für die Patienten-Akte von der<strong>St</strong>ations-Sekretärin anfertigen lassen).→ Arbeitsblatt 10: Vorlage für eine Notfall-ListeTeil 5: Materialiensammlung… auf den folgenden SeitenSeite 34


Arbeitsblatt 1Erstellen eines Ressourcendiagramms:Erfolgreiche Therapie erfordert nicht nur die Erfassung der persönlichen „Wunden“, sondern inbesonderem Maße auch der <strong>St</strong>ärken, die nützlich waren, um zu überleben.Die Ressourcensammlung kann wie ein Diagramm mit einem Zeitstrahl (Lebensalter von derGeburt bis in die Gegenwart) als Achse gestaltet werden.0 1 2 3 4 5 6 7 8……….23 24 25 26 27 JahreMaterial: Benötigt wird ein größeres Blatt Papier (z. B. DIN-A3 oder 2 Blätter DIN-A4aneinandergeklebt), sowie verschiedene möglichst farbige <strong>St</strong>ifte.Vorgehensweise: Ausgangspunkt des Ressourcendiagramms ist die Tatsache, dass jederMensch über besondere persönliche <strong>St</strong>ärken verfügt, Herausforderungen bewältigt sowiehilfreiche Begegnungen oder Erfahrungen gemacht hat.Ressourcensammlung: Auffinden und Wiedererinnern persönlicher Ressourcen, nur das Gute!!!Eintragen als <strong>St</strong>ichworte, kleiner Text, Symbole oder kleine Zeichnungen mit Erläuterung etc.Zum Beispiel:Besondere FähigkeitenBegabungen, besondere HobbiesGemeisterte HerausforderungenGlückliche Momente und besondere EreignisseHilfreiche PersonenWissen, für jemanden besonders wichtig gewesen zu seinMomente, in welchen man sich besonders wertgeschätzt gefühlt hatGünstige äußere VoraussetzungenDas Original des Ressourcendiagramms behalten Sie. Damit wir ebenfalls gut informiert sind,werden wir uns mit Ihrem Einverständnis eine Kopie anfertigen.Seite 35


Arbeitsblatt 2Leben Sie in sicheren Lebensumständen?Checkliste□ Weiterhin traumatisiert werden und darüber schweigen□ Mit dem Täter in einer Wohnung leben□ Sich aus falsch verstandener Loyalität gezwungen fühlen, den Kontakt <strong>zum</strong> Täter zu halten□ Finanziell vom Täter abhängig sein□ In sonstigen schwer ausbeuterischen, entwürdigenden Abhängigkeitsverhältnissen stehen□ Keinen festen Wohnsitz, kein gesichertes Einkommen haben□ Erheblich verschuldet sein□ Keine freundschaftlichen Kontakte im Alltag haben□ Keine Tagesstruktur besitzen, als Messie zuhause im Chaos versinken□ Nur mit (verheimlichtem?) Suchtmittelgebrauch, exzessiver Internet-Nutzung oder anderenselbstschädigenden Praktiken noch den Alltag bewältigenFalls Sie ein Kreuz in dieser Checkliste gesetzt haben, ist dies ein Anzeichen dafür, dass IhreLebensumstände nicht hinreichend stabil und sicher für eine Traumabearbeitung sind.Entsprechend werden Sie sich in Ihrer Therapie zunächst schwerpunktmäßig mit derVerbesserung Ihrer äußeren <strong>St</strong>abilität beschäftigen müssen!Arbeitsblatt 3Belastungsdiagramm („Traumalandkarte“)Ganz ähnlich wie das Ressourcendiagramm ist auch das Belastungsdiagramm eine graphischeoder bildnerische Darstellung von wichtigen Lebensereignissen auf einem Zeitstrahl (Lebensaltervon Geburt bis heute). Auch wenn die Anfertigung des Belastungsdiagramms oft mitschmerzlichen Gefühlen verbunden ist, benötigt Ihr Therapeut für die Planung der Behandlungdiesen Überblick bezüglich der wichtigsten belastenden Lebensereignisse mit Zuordnung zu demjeweiligen Lebensalter.Vorgehensweise: Da es sich hier um belastende oder sogar traumatische Erfahrungen handelt,sollten Sie dieses Diagramm immer gemeinsam mit Ihrem Therapeuten anfertigen. KeineEinzelheiten erzählen oder darstellen! Nur ganz von weitem, aus der Vogelperspektive, diewichtigsten Belastungen wahrnehmen und stichpunktartig z. B. mit Farbstiften auf einem größerenBlatt Papier eintragen!Auch von dem Belastungsdiagramm bitten wir Sie um eine Kopie für unsere Unterlagen.Seite 36


Arbeitsblatt 4„Meine persönliche Autobahn“Bitte erarbeiten Sie sich eine Liste der für Sie typischen Situationen, bei welchen Sie außerhalbIhres <strong>St</strong>resstoleranzfensters liegen. Diese Situationen führen - wie in dem Schaubild dargestellt –zu Problemverhaltensweisen oder zu Symptomen. Je häufiger Ihr Gehirn dieses automatisierteMuster anwendet, umso eher bildet sich eine „Autobahn“ aus.Ziel:<strong>St</strong>ressreduktionProblemverhalten/ SymptomCheckliste:Problemverhalten/ Notfallsymptome äußern sich bei mir darin, dass ich …o in einen Angstanfall hinein gerateo Selbstverletzungsdruck verspüreo suizidale Gedanken verspüreo am liebsten um mich schlagen möchteo sehr schlechter <strong>St</strong>immung bino einen Flashback habeo Gedanken/ Gefühle/ Bilder mich plageno kurz vor einem Essanfall steheo kurz vor dem Erbrechen steheo einen starken Drang <strong>zum</strong> Alkohol verspüreo mich extrem einsam und verlassen fühleo neben mir stehe (Depersonalisation)o kurz vor der Dissoziation stehe, dissoziiere, dissoziiert habeo alles um mich herum verändert erscheint (Derealisation)o mich minderwertig fühleo mich völlig überfordert fühle (Versagensängste)o ………o ………o ………o ………Seite 37


Arbeitsblatt 5Woran erkenne ich meine <strong>St</strong>ressbelastung?0…....1..…..2..…..3…....4……5…...6........7…....8........9…......10<strong>St</strong>resslevelniedriges<strong>St</strong>resslevelmittleres<strong>St</strong>resslevelHochstress(Notfallsituation)Gedanken:Gedanken:Gedanken:Gefühle:Gefühle:Gefühle:körperliches Erleben:körperliches Erleben:körperliches Erleben:Verhaltensweisen:Verhaltensweisen:Verhaltensweisen:Seite 38


Arbeitsblatt 6Was sind meine größten <strong>St</strong>ärken?Der Glücksforscher Seligman hat in seinen Untersuchungen über die Grenzen von Kulturen undJahrhunderte hinweg „sechs wichtigste Tugenden“ für ein gelungenes Leben hervorgehoben. Erbeschreibt ein Konzept, welche 24 <strong>St</strong>ärken dabei helfen können, die Tugenden zu erreichen.Wählen Sie aus der Liste der 24 <strong>St</strong>ärken Ihre fünf persönlichen <strong>St</strong>ärken (im Sinne Ihrespersönlichen <strong>St</strong>ärkenprofils) aus. Konzentrieren Sie sich also nicht auf Ihre Schwächen, sondernaktivieren Sie Ihre ohnehin vorhandenen <strong>St</strong>ärken als Ressourcen.• Weisheit und Wisseno Neugier / Interesse für die Welto Lerneifero Urteilskraft / kritisches Denken / geistige Offenheito Erfindergeist / Originalität / praktische Intelligenz / Bauernschläueo Soziale Intelligenz/ personale Intelligenz / emotionale Intelligenzo Weitblick• Muto Tapferkeit und Zivilcourageo Durchhaltekraft / Fleiß / Gewissenhaftigkeito Integrität / Echtheit / Ehrlichkeit / Lauterkeit• Liebe und Humanitäto Menschenfreundlichkeit und Großzügigkeito Lieben und sich lieben lassen• Gerechtigkeito <strong>St</strong>aatsbürgertum / Pflicht / Teamwork / Loyalitäto Fairness und Ausgleicho Menschenführung (Leadership)• Mäßigungo Selbstkontrolleo Klugheit / Ermessen / Vorsichto Demut und Bescheidenheit• Spiritualität und Transzendenzo Sinn für Schönheit und Vortrefflichkeito Dankbarkeito Hoffnung / Optimismus / Zukunftsbezogenheito Spiritualität / Gefühl für Lebenssinn / Glaube / Religiositäto Vergeben und Gnade walten lasseno Spielerische Leichtigkeit und Humoro Elan / Leidenschaft / EnthusiasmusSeite 39


Arbeitsblatt 7Glaubenssätze überprüfen1. Wählen Sie aus der Liste der häufigen Glaubenssätze (→ Arbeitsblatt 8 ) diejenigen aus,die auf Sie zutreffen, bzw. formulieren Sie diese genauer.2. Formulieren Sie jeweils eine Alternative.3. Überlegen Sie, welche Fakten für die alten Glaubenssätze sprechen….4. und welche Fakten für die neuen Glaubenssätze sprechen.5. Überprüfen Sie diese Fakten im Alltag.Beispiel:1. Alter Glaubenssatz:„Ich kann alleine nicht überleben." Trifft auf mich zu (0 - 100 %)2. Alternative:„Manchmal ist es angenehmer, alleine zu sein.“3. Was spricht für den alten Glaubenssatz?„Bisher bekomme ich immer Panik, wenn ich daran denke, dass ich von … verlassenwerde.“4. Was spricht für die Alternative?„Wenn ich ein gutes Buch lese, fühlt es sich für mich gut an, nicht gestört zu werden."„Es tut gut, alleine einen Spaziergang zu machen und die Natur zu betrachten."5. Wie können Sie die Fakten überprüfen?„Ich versuche, jeden Tag mal eine <strong>St</strong>unde ganz bewusst alleine zu sein und mitNiemandem zu kommunizieren.“1. Alter Glaubenssatz:------------------------------------------------------- Trifft auf mich zu (0 – 100 %)…………..2. Alternative:--------------------------------------------------------------------------------------------------------3. Was spricht für den alten Glaubenssatz?--------------------------------------------------------------------------------------------------------4. Was spricht für die Alternative?--------------------------------------------------------------------------------------------------------5. Wie können Sie die Fakten überprüfen?-------------------------------------------------------------------------------------- (aus: Bohus/Wolf)Seite 40


Arbeitsblatt 8Liste der negativen Glaubenssätze• „Ich kann alleine nicht überleben."• „Ich bin schlechter als alle anderen."• „Ich bin nicht liebenswert."• „Ich bin schuld daran, dass es mir in meiner Kindheit und Jugend so schlecht erging."• „Ich habe es nicht verdient, anständig behandelt zu werden."• „Wenn mir jemand nahe kommt, bedeutet dies grundsätzlich Gefahr."• „Wenn jemand sieht, wie schlecht oder blöde ich bin, wird er mich verlassen."• „Meine Gefühle sind unkontrollierbar."• „Ich bin anders als alle anderen."• „Ich kann mich alleine nicht beruhigen."• „Wenn ich mich nicht wehre, wird man mich fertigmachen."• „Ich kann niemandem trauen."• „Wenn ich um etwas bitte, so zeigt dies meine Schwäche."• „Ich sollte auf meine Bedürfnisse verzichten."• „Ich darf nicht wütend oder ärgerlich sein."• „Ich bin es nicht wert, zu bekommen, was ich möchte."• Wenn jemand Nein sagt, kann ich das nicht aushalten."• „Bevor ich um etwas bitte, muss ich wissen, ob die Person ja sagen wird."• „Um etwas zu bitten, ist aufdringlich (schlecht, ich-bezogen, selbstsüchtig)."• „Ich sollte bereit sein, für andere auf meine eigenen Bedürfnisse zu verzichten."• „Eine Bitte abzulehnen ist immer selbstsüchtig."• …………………………………………………….• …………………………………………………….• ……………………………………………………..(aus: Bohus/Wolf)Seite 41


Arbeitsblatt 9Anregungen für den Notfallkoffer• Chili• Vitamin- oder Brausetabletten• Bürstchen, rauh oder weich• Bonbons (süß, sauer, scharf, bitter)• Kieselsteine (die man sich in die Schuhe legen kann)• verschiedene <strong>St</strong>eine (rauh-glatt, stumpf-glitzernd)• Parfumpröbchen• Lippenstifte mit unterschiedlichem Geschmack• Pro- und Contraliste• Zettel mit einem Spruch (z. B. von einem mir sehr vertrauten Menschen)• Duftöl• kleines <strong>St</strong>offtier• Japanisches Heilöl• Handgelenk-Gummis• Kaugummis• kleine Geschicklichkeitsspiele• Murmeln• Erinnerungsfoto• Adresse und Telefonnummer von einem vertrauten Menschen• Spieluhr• Mini-Igelball oder Softball• Knetgummi (sehr weich bis sehr hart - in Zeichenbedarf)• Erfrischungstuch• besonderer <strong>St</strong>ift• Comicfigur• Ärger- oder Wutball• Kiefernzapfen• Rauschmuscheln: Meeresrauschen• besondere Taschentücher (lustige Motive, Geruch, etc.)• Überraschungsei-Figur• Postkarte• Walkman/Discman mit Lieblingsmusik oder aufgenommene <strong>St</strong>imme von Therapeut• Knopf, <strong>St</strong>ein, Tuch von meinem „Lieblingsmenschen"• Jonglierbälle/-tücher• quietschendes Gummitier• Ammoniak• Gummiball oder Koush-Ball (eine Art superweicher Igelball)• Luftballons (<strong>zum</strong> Aufblasen als Atemübung oder <strong>zum</strong> Zerplatzenlassen)• Wäscheklammer• Spielwürfel• Glöckchen• Pfeife• kleines Buch• kleiner Block mit Rätseln, Mandalas etc.• Indianisches Drahtspiel oder kleine Drahtspiele <strong>zum</strong> Bewegen in der Hand• Mathetrainer „Little Professor"• aufmunternde, unterstützende Briefe• RosenkranzSeite 42


Arbeitsblatt 10Meine Notfall-ListeA: Nutzung bei folgendem Krisenzustand (Symptom oder Verhaltensweise):Auslöser/Trigger dafür:<strong>St</strong>resslevel liegt dann meist bei:Frühwarnzeichen:Folgende Skills werde ich einsetzen:1. …………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………..2. …………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………..3. …………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………...4. ………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………(evtl. Fortsetzung)___________________________________________________________________________B: Nutzung bei folgendem Krisenzustand (Symptom oder Verhaltensweise):Auslöser/Trigger dafür:<strong>St</strong>resslevel liegt dann meist bei:Frühwarnzeichen:Folgende Skills werde ich einsetzen:1. …………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………..2. …………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………..3. …………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………...4. ………………………………………………………………………………………………………………………………………………………………(evtl. Fortsetzung)___________________________________________________________________________Bei Bedarf Fortsetzung der Liste für Krisenzustände C, D usw.Seite 43


ImaginationsübungDen inneren Beobachter kennen lernen(aus: „Imagination als heilsame Kraft“ / Luise Reddemann)Machen Sie sich bewusst, dass Sie ohne die Fähigkeit zu beobachten nicht hätten wahrnehmenkönnen, dass Ihr Körper Kontakt mit dem Boden hat oder dass er atmet. Nutzen Sie jetzt ganzbewusst Ihre beobachtende Funktion, indem Sie achtsam beobachtend durch den Körperwandern, vom Scheitel bis zu den Sohlen und nehmen Sie wahr, wo es im Körper schmerzhafte<strong>St</strong>ellen oder Verspannungen gibt. Nehmen Sie sich dafür einige Minuten Zeit ...Und machen Sie sich zwischendurch immer wieder klar: Ich kann meinen Körper beobachten,also bin ich mehr als mein Körper ... Und beobachten Sie auch, wie es sich auf Sie auswirkt, dassSie sich diese beobachtende Funktion zu Nutze machen…Konzentrieren Sie sich jetzt einige Zeit darauf, dass Sie wahrnehmen, was Sie denken.Beobachten Sie, was Sie denken. Wobei es manchmal so ist, wenn man anfängt, beobachten zuwollen, was man denkt, denkt man nicht mehr, der Kopf ist wie leergefegt. Aber nach einer Weilefängt es dann doch wieder an ...Sie können Ihren Gedanken auch eine gewisse Ordnung geben, indem Sie unterscheidenzwischen Gedanken, die sich auf die Gegenwart, auf die Zukunft und auf die Vergangenheitbeziehen. Und dadurch, dass Sie sie immer wieder beobachten, wird Ihnen auch klarer, worüberSie viel nachdenken. Jetzt in dieser Übung geht es mehr darum, sich die beobachtendenFähigkeiten bewusst zu machen. Und deshalb möchte ich Sie wieder einladen, dass, während Sieihre Gedanken beobachten, Sie sich bewusst machen: Ich kann meine Gedanken beobachten,also bin ich mehr als meine Gedanken…Jetzt möchte ich Sie einladen, dass sie beobachten, welche <strong>St</strong>immung im Moment vorherrschtund ob sie sich verändert hat. Wieder mit dem Wissen, ich kann meine <strong>St</strong>immung oder meine<strong>St</strong>immungen beobachten, also bin ich mehr als meine <strong>St</strong>immung...Und dann lassen Sie sich noch einen Moment Zeit, Ihre Gefühle zu beobachten. Welche Gefühlesind da jetzt? ...Ich kann meine Gefühle beobachten, also bin ich mehr als meine Gefühle...Und <strong>zum</strong> Schluss machen Sie sich klar, dass Sie auch beobachten können, dass Sie beobachten.Dieser Teil, der beobachtet, dass wir beobachten, den können wir auch den inneren Zeugennennen. Es ist der Teil, der neutral wahrnimmt, was ist. Und diese Fähigkeit, die können Sie sichzu Nutze machen. Wenn sie verwickelt sind, können Sie sich auf diesen Beobachter desBeobachters zurückziehen und dadurch Distanz bekommen, wenn Sie möchten...Kommen Sie dann mit der vollen Aufmerksamkeit zurück in den Raum.Seite 44


Imaginationsübung“Sicherer Ort“ („Wohlfühlort“) und HelferwesenWenn wir zu innerer Ruhe kommen möchten, kann es sehr hilfreich sein, uns vorzustellen, dasses einen Ort gibt, an dem wir uns ganz und gar wohl fühlen und an dem wir ganz sicher sind.Deshalb nennen manche diesen Ort auch den sicheren Ort, ich möchte ihn hier den Wohlfühlortnennen. Und ich möchte Sie einladen, jetzt in der Vorstellung an diesen Ort zu gehen ...Dieser Ort kann auf der Erde sein, aber er muss es nicht. Er kann genauso gut außerhalb derErde sein, in der Vorstellung ...Sie können auch verschiedene Orte, an denen sie sich wohl gefühlt haben, zusammenmischen.Das machen wir bei unseren Nachtträumen so, und das kann man auch beim Tagträumen somachen ...Lassen Sie jetzt Gedanken oder Vorstellung oder auch vielleicht Bilder kommen von einem Ort,an dem sie sich ganz wohl und geborgen fühlen können ...Und damit Sie sicher sind, dass Sie sich an diesem Ort hundertprozentig wohl fühlen, bitte ich Sienun erst einmal zu überprüfen, ob Sie sich wirklich mit all Ihren Sinnen da wohl fühlen ...Ist das, was Sie sehen, angenehm für Ihre Augen?.... Wenn es noch etwas geben sollte, wasIhnen nicht gefällt, dann verändern Sie es ...Und ich möchte Sie daran erinnern, dass Vorstellungskraft eine Art Zauberkraft ist, d. h. Siekönnen mit Ihrer Vorstellung alles so gestalten, wie Sie es gerne hätten ...Und dann gehen Sie auch die anderen Sinnesqualitäten durch. Überprüfen Sie, ob das, was Siehören Ihren Ohren angenehm ist. Und verändern Sie alles so lange, bis Sie nur noch angenehmeKlänge oder Geräusche hören ...Entspricht die Temperatur Ihren Bedürfnissen?...... Wenn nicht, verändern Sie sie ...Prüfen Sie bitte auch, ob genügend Platz da ist, ob Sie sich so bewegen können, dass Sie sichdamit wohl fühlen. Können sie jede Haltung einnehmen, die Ihnen angenehm ist? ......Wennirgendetwas noch nicht stimmt oder fehlt, können Sie es sich sozusagen herbeizaubern.Vielleicht hilft dabei sogar die Vorstellung eines Zauberringes oder eines Zauberstabes ...Wenn Sie möchten, können Sie diesem Ort eine Begrenzung geben, damit Sie die Gewissheithaben, dass Sie die volle Kontrolle darüber haben, welche Wesen an diesen Ort gelangen.Wenn das für Sie ohne Bedeutung ist, können Sie diesen Teil weglassen. Aber für vieleMenschen ist es sehr wichtig, dass Sie ihn begrenzen, damit Sie an diesem Ort sich wirklich ganzund gar wohl fühlen.Entscheiden Sie sich also, ob Sie eine solche Begrenzung brauchen, und wenn Sie einebrauchen, stellen Sie sich eine vor. …. Das könnte auch eine Zaubergrenze sein, aber Siekönnen auch Bilder finden von Hecken, z. B. wie bei Dornröschen, von Mauern, was auch immerIhnen angenehm ist, um diesen Ort des Wohlfühlens sicher zu machen ...Prüfen sie jetzt noch einmal, ob alles stimmig ist an Ihrem Wohlfühlort ... und dann lassen Sie ihnnoch einmal auf sich wirken ...Seite 45


Jetzt bitte ich Sie zu prüfen, ob Sie auch ein oder mehrere Helfer an diesem Ort haben möchten,die für Sie da sind, so genannte hilfreiche Wesen. Ich empfehle Ihnen, sich nicht für Menschenzu entscheiden, die jetzt noch leben oder die Sie Kannten, sondern sich eher Wesen ausMärchen und Mythen zu suchen und diese einzuladen bei Ihnen zu sein an diesem guten Ort,dem Wohlfühlort, dem sicheren Ort. Wesen, die immer für Sie da sind, die liebevoll sind, diefreundlich sind ...Sie können diese Helfer aktiv einladen und Sie sich ausmalen. Sie können auch darauf warten, obso ein Wesen in der Vorstellung auftaucht.....Wichtig ist, dass es ganz und gar liebevoll und wohlwollend ist. Und wenn Sie einem Wesenbegegnen, das diese Qualitäten nicht hat, sollten Sie sich wieder von ihm verabschieden, esgehört nicht an den Wohlfühlort ...Spüren Sie den Trost, die Geborgenheit und die Wärme - nehmen Sie die Sicherheit undGelassenheit wahr, die von Ihrem inneren Helfer ausgeht ...Spüren Sie die Kraft und die <strong>St</strong>ärke, die er auf Sie ausstrahlt ...Genießen Sie einen Moment dieses angenehme Gefühl und legen Sie sich innerlich ein Depot an,von dem Sie zehren können, wenn Sie Ihren inneren Helfer wieder verlassen und in den Alltagzurückkehren ...Wenn Sie sich nun sicher und geborgen fühlen, bedanken Sie sich bei Ihrem inneren Helfer undverabschieden Sie sich von ihm. Sie können zu ihm zurückkehren, wann immer Sie wollen.Vereinbaren Sie ein Zeichen, das Sie jederzeit zu Ihrem inneren Helfer zurückbringt.Und damit es Ihnen in Zukunft immer leichter fällt, an diesen Ort zu gelangen und mit Ihrem Helferin Kontakt zu kommen, möchte ich Ihnen vorschlagen, dass Sie sich einen kleinen Ankerschaffen, der Ihnen helfen kann, in der Vorstellung oft an diesen Ort zu kommen. Das kann eineKörpergeste sein, die Sie ohnehin oft machen, und in der Vorstellung verknüpfen Sie jetzt das Bilddieses Wohlfühlortes mit dieser Geste ...D. h., dass jedes Mal, wenn Sie diese Geste machen, Sie sich erinnern an Ihren Wohlfühlort, unddass, wenn Sie an Ihren Wohlfühlort gelangen möchten, Sie die Geste machen können und Ihnendas hilft, an diesen Ort zu kommen ...Und es wäre gut, wenn Sie diese Geste jetzt ausführen würden und gleichzeitig noch einmalintensiv an Ihren Wohlfühlort denken würden ...Und damit haben Sie jetzt diese beiden Dinge miteinander verbunden ...Und das sollten Sie oft wiederholen, sofern der Ort schon all Ihre Erwartungen erfüllt ...Nehmen Sie sich noch einmal einen Moment Zeit, Ihren Wohlfühlort auf sich wirken zu lassen ...Und dann nehmen Sie wieder den Kontakt Ihres Körpers mit der Unterlage wahr ... kommen Siedann mit der Aufmerksamkeit zurück in den Raum ..., nehmen Sie ihn genau wahr, damit Siewieder ganz und gar in der äußeren Wirklichkeit ankommen ...Seite 46


ImaginationsübungDer innere Tresor<strong>St</strong>ellen Sie sich bitte ein Aufbewahrungsbehältnis für unangenehme oder belastendeErinnerungen, Bilder, Filmsequenzen oder Empfindungen vor. Das kann ein Behältnisverschiedenster Art sein, z. B. ein Tresor, ein Safe, eine sichere Kiste, Truhe, Container, eineKammer oder auch ein magisches Verließ, wie z. B. ein „Sesam-schließe-Dich-Berg".Lassen Sie sich Zeit, einen solchen fest verschließbaren und nur von lhnen selbst zu öffnendenund jederzeit verschließbaren sogenannten „Tresor“ irgendwo zu finden und sich genauvorzustellen ...- Wo befindet er sich? ... ... ...- Wie groß ist er? ... ... ...- Aus welchem Material besteht er? ... ... ...- Welche Form hat er ?- Wie ist die Oberfläche? ... ... ...- Welche Farbe hat er?- Wie ist der Schließmechanismus? Machen Sie sich ein genaues Bild von dem ÖffnungsundVerschlussmechanismus, dessen Technik (Schlüssel, Zahlenkombination, <strong>St</strong>ellrad, magischeFormel usw.) nur Sie allein kennen ... .... ....Experimentieren Sie jetzt zuerst mit einem neutralen Bild und dann mit einem unangenehmen,nicht persönlichen Bild, das Sie in den Tresor sicher einschließen …Vereinbaren Sie jetzt mit sich selbst zusätzlich ein körperliches gut spürbares Signal (Anspannenirgendwelcher Muskeln, z. B. Faustschluss, Händedruck, Anspannen der Fußmuskulatur usw.),das Sie immer benutzen können, um sich daran zu erinnern, wie sich etwas in den Tresoreinschließen lässt...Führen Sie jetzt das Zeichen auch aus, damit sich Ihr Körper zukünftig daran erinnert, wie (gut)es sich anfühlt, wenn für Sie unangenehme oder gefährliche Erinnerungen sicher verschlossensind ...Spüren Sie, wie gut es Ihnen tut, Ruhe und Sicherheit davor zu haben.Kommen Sie jetzt bitte mit Ihrer ganzen Aufmerksamkeit nach und nach wieder hierher zurück inden Raum.Seite 47


ImaginationsübungDie Baumübung<strong>St</strong>ellen Sie sich nun eine Landschaft vor, eine schöne Landschaft, in der Sie sich wohl fühlen unddort spazieren gehen.In dieser Landschaft entdecken/erblicken Sie irgendwann einen Baum, einen besonderen Baum,lhren Baum ..., den Sie genauer betrachten können, während Sie langsam auf ihn zugehen,nehmen Sie seine Silhouette wahr, den <strong>St</strong>amm, die Wurzeln, die in den Boden gehen, die Äste,die Zweige, die Blätter ...Nähern Sie sich ihm nun ganz an, spüren vielleicht seine Rinde oder nehmen seinen Geruch wahrund umfassen diesen Baum schließlich und spüren bei dieser Umarmung die Kraft, die er Ihnengibt, ohne etwas von Ihnen zu nehmen ...Lösen Sie jetzt diese Umarmung und drehen Sie sich mit Ihrem Rücken zu Ihrem Baum, lehnensich an Ihren Baum an …Wenn Sie das möchten, dann identifizieren Sie sich jetzt mit Ihrem Baum und werden Sie eins mitihm …Sie und Ihr Baum sind jetzt eins ...Sie spüren lhre Wurzeln und wie Sie mit Ihren Wurzeln Nahrung von der Erde bekommen …Machen Sie sich klar, welche Art von Nahrung Sie jetzt in diesem Augenblick am meistenbrauchen ...Wir bekommen Nahrung auf allen Ebenen unseres (menschlichen) Daseins. Auf der körperlichenEbene, auf der emotionalen, auf der geistigen und auf der spirituellen Ebene …Werden Sie sich klar darüber, welche Art von Nahrung Sie jetzt in diesem Moment benötigen undbenennen Sie diese Nahrung so genau wie möglich ...Lassen Sie es jetzt auch zu, dass Sie genau mit der Nahrung, die Sie brauchen, genährt werdenund machen Sie sich ein Bild von dieser Art Nahrungsaufnahme oder spüren Sie, wie gut esIhnen tut, damit genährt zu werden) ...Nehmen Sie jetzt Ihre Krone wahr und spüren Sie, dass Sie mit Ihren Blättern Licht und Wärmeder Sonne in sich aufnehmen ...Machen Sie sich wiederum bewusst, welche Art von Nahrung Sie von der Sonne brauchen undformulieren Sie auch diesen Wunsch so präzise wie möglich ... ... ..Lassen Sie es jetzt wiederum zu, dass Sie genau die Nahrung bekommen, die Sie brauchen …<strong>St</strong>ellen Sie sich nun bitte vor und spüren Sie, wie die Nahrung der Sonne und die Nahrung derErde sich in Ihnen so verbinden, dass Sie (langsam) beginnen zu wachsen ...Lösen Sie sich jetzt von Ihrem Baum, so dass Sie wieder getrennt und zwei sind ...Entfernen Sie sich einige Schritte von Ihrem Baum und bedanken Sie sich bei ihm für seine Hilfeund Kraft ... ...Verabreden Sie <strong>zum</strong> Abschied, so oft wie möglich wiederzukommen.Kehren Sie jetzt bitte mit Ihrer vollen Aufmerksamkeit wieder zurück in diesen Raum.Seite 48


ImaginationsübungDie LichtstromübungDiese Visualisierungs- und Entspannungsübung ist geeignet, um Missempfindungen im Körper,Verspannungen und Schmerzen imaginativ und später autosuggestiv zu lindern- und aufzulösen.Bitte nehmen Sie eine bequeme Körperhaltung ein, richten Sie Ihre Aufmerksamkeit einenAugenblick auf Ihren Atem, der ruhig und gleichmäßig ein- und ausströmt .... .... ....und registrieren Sie dann in Ihrem Körper die Orte/ <strong>St</strong>ätten, wo sie Anspannung,Missempfindungen oder Schmerzen spüren ...<strong>St</strong>ellen Sie sich vor, dass diese Missempfindungen dort in Ihrem Körper Form und Gestaltannähmen und ein Gebilde darstellen.Geben Sie diesem Gebilde an jenem Ort in Ihrem Körper1. eine Form,2. eine Größe,3. ein Material,4. eine Oberfläche,5. eine Farbe,6. eine Temperatur,7. einen Ton oder Klang, der vielleicht von ihm ausgeht.<strong>St</strong>ellen Sie sich jetzt bitte vor, irgendwo im Kosmos befände sich eine Licht-/ oder Energiequelle,die ausschließlich für Sie persönlich da ist ...Aus dieser Lichtquelle strömt ein angenehmes Licht in einer Farbe Ihrer Wahl, die Sie mitWohlbefinden und Heilung in Verbindung bringen.Lassen Sie dieses Licht nach und nach ihren Körper umfließen und einhüllen ..., und schließlichdurch den Scheitel Ihres Hauptes in Ihren Körper strömen ... ... hin zu der <strong>St</strong>elle in Ihrem Körper,wo das Gebilde anzutreffen ist.Das farbige Licht umhüllt, umflutet und umgibt nun dieses Gebilde mehr und mehr..., füllt auchdas Innere dieses Gebildes aus… bis schließlich die Energie dieses farbigen heilenden Lichtesdas Gebilde mehr und mehr in seiner Beschaffenheit verändert, ….vielleicht zerkleinert, ... odergar auflöst.Ich schlage Ihnen vor, dass Sie das, was jetzt noch übrig geblieben ist von dem Gebilde, in IhrenTresor bringen und dort deponieren ...Nehmen Sie wahr, wie das Licht nach und nach von den Füßen und Beinen ausgehend Ihrenganzen Körper ausfüllt, schließlich ist Ihr ganzer Körper auch bis zu den Achselhöhlen und Armenmit Licht angefüllt, sodass das Licht an den Achseln in die Arme überläuft und die Arme von denHänden aus langsam ebenfalls angefüllt werden, bis schließlich auch Schultern, Hals und Kopfangefüllt sind mit dem angenehm heilenden Licht.Bewahren Sie, wenn Sie mögen, diese heilende Energie in Ihrem Körper oder nutzen Sie dieseheilende Lichtquelle in nächster Zeit in Form dieser Übung so oft Sie mögen und Missempfindenin Ihrem Körper auftritt.Kommen Sie jetzt mit Ihrer Aufmerksamkeit nach und nach wieder zurück hier in denTherapieraum. Bevor Sie die Augen jedoch öffnen, spüren Sie die Kraft Ihrer Muskeln, recken undstrecken Sie sich, atmen ein paar mal kräftig durch und öffnen erst dann die Augen.Seite 49


ImaginationsübungDas innere TeamDiese Übung kann auch als Einführung in die Ego-<strong>St</strong>ates-Arbeit genutzt werden. Verwenden Siedie Anleitung nicht, wenn sich Ihr erwachsenes Ich sehr instabil fühlt.<strong>St</strong>ellen Sie sich jetzt bitte einen besonderen Ort, z. B. einen Raum oder ein <strong>St</strong>ück begrenzterNatur an einem schönen Ort als einladenden Treffpunkt für eine Konferenz/ ein Treffen mit z.B.einem beliebig geformten Konferenztisch mit ausreichend Platz für eine Anzahl von Gästen vor.Gestalten Sie diesen Raum bitte so, dass Sie und die einzuladenden Konferenzteilnehmer sichdort wohlfühlen können.Bitten Sie jetzt die folgenden Mitglieder Ihres "Inneren Teams" zu kommen und an dem Treffenteilzunehmen und vielleicht am Konferenztisch Platz zu nehmen. Bitten Sie hierbei, die „jüngerenIchs“, in einem für ihre jeweilige Lebensphase möglichst guten Zustand zu kommen!• als erstes bitten Sie die Person, die Sie vor ca. 10 Jahren waren, teilzunehmen ...• als nächstes bitten Sie jetzt die Person, die Sie als junger Erwachsener (18 - 23 J.) waren,zu kommen und ... (an dem Tisch Platz zu nehmen ... ... ...)• als nächstes bitten Sie die Person, die Sie als Teenager (12-16 J.) waren, herbei ...• als nächstes bitten Sie das Schulkind, das Sie im Alter von etwa 6 - 12 J. waren, auch zukommen und dabei zu sein• bitten Sie nun das Kind, das Sie zwischen 3 und 5 Jahren waren, an dem Treffen(z. B. erst einmal <strong>zum</strong> Kennenlernen) teilzunehmen.• nun bitten Sie das Wesen, das Sie vor der Zeugung (ggf. vor der Geburt) waren, zuerscheinen und an der Konferenz teilzunehmen ... ...• und bitten Sie als letztes die alte, weise Person, die Sie in ein paar Jahrzehnten seinwerden, an der Konferenz teilzunehmen und (am runden Tisch) Platz zu nehmen ... ... ...Begrüßen Sie die Anwesenden und bedanken Sie sich bei Ihren „Ichs“ für deren Kommen.Sie als Gastgeber/Gastgeberin können die Anwesenden einander vorstellen, um sich kennenzulernen. ...Darüber hinaus können Sie, wenn Sie möchten, eine Ihnen wichtig erscheinende Frage aus Ihremberuflichen oder privaten Alltagsleben vorlegen, bei deren Klärung Sie Unterstützung habenmöchten. Lassen Sie sich Zeit und formulieren Sie diese Frage möglichst präzise ... ...Lassen Sie alle Antworten und Mitteilungen zu, ohne zu bewerten. Fragen Sie lediglich nach,wenn Sie etwas nicht richtig verstehen.Jede Person hat ein Recht auf eine eigene Meinung, auch wenn sie noch so sehr von der Ihrigenabweicht ... ... ...Nehmen Sie also alle Informationen und Antworten achtsam auf.Die Konferenz kann auch so gestaltet werden / verlaufen, dass eine Art Brainstorming mitAntworten eines jeden Konferenzteilnehmers gehalten wird. Es ist jedoch auch möglich, dass dieKonferenzteilnehmer untereinander und mit Ihnen so lange verhandeln, bis ein gemeinsamesErgebnis formuliert werden kann ...Bedanken Sie sich bei den Mitgliedern Ihres inneren Teams für deren Bereitschaft zu kommenund für deren Hilfe ... ......Vereinbaren Sie beim Abschied, sich wieder zu treffen, wenn Sie Rat und Unterstützungbenötigen.Kommen Sie jetzt bitte mit Ihrer ganzen Aufmerksamkeit wieder zurück in den Raum.Seite 50


ImaginationsübungFrieden schließen mit sich selbstErinnern Sie sich bitte an eine Situation in Ihrem Leben, in der Sie sich ganz in Frieden mit sichselbst gefühlt haben, d.h. in der Sie sich wohl und vollkommen im Einklang mit sich selbst gefühlthaben.Erinnern Sie sich an so viele Einzelheiten wie Sie brauchen, um diese Empfindung noch einmalspüren zu können, um dieses Gefühl von Einssein und Frieden ganz tief noch einmal erfahren zukönnen. ...Jetzt denken Sie bitte an eine Situation aus den letzten Tagen (-sonst auch weiter zurückliegend),in der Sie uneins mit sich waren, in der Sie mit sich unzufrieden waren, (sich selbst nicht leidenkonnten und sich selbst oder einen Teil von Ihnen abgelehnt haben ...)Und wieder erinnern Sie sich der Einzelheiten, die Sie benötigen, damit sie auch dieses spürenkönnen.Und jetzt stellen Sie sich vor, dass dieser Teil, der in Frieden mit sich sein kann, zu dem anderen,der in Unfrieden mit sich ist, hingeht und mit ihm einen freundlichen, liebevollen, akzeptierendenKontakt aufnimmt. Durch Worte oder Berührungen oder durch beides, so wie es für Sie stimmigerscheint. ...Auf keinen Fall sollte das Ich, das in Frieden mit sich ist, dem anderen Ich etwas Unfreundliches,Kritisches sagen. Es sollte auf jeden Fall etwas Unterstützendes, Liebevolles sein ...Und jetzt stellen Sie sich vor, dass Sie diese beiden Ichs in ihr Herz hinein nehmen.Das alles sind Sie.Das jetzige Ich umschließt beide Zustände ...<strong>St</strong>ellen Sie sich jetzt bitte vor, dass Sie eingehüllt oder umgeben sind von einem warmen blauenLicht… so, als ob Sie bequem in einer blauen Kugel sitzen, - oder das warme blaue Licht durchSie hindurchfließt.Für viele Menschen ist blau, himmelblau, wie ein Sommerhimmel, eine Farbe, die Frieden gibt.Spüren Sie den Frieden, der von diesem Blau ausgeht.<strong>St</strong>ellen Sie sich vor, wie dieses friedvolle Blau Sie umschließt oder durchfließt oder beides,spüren Sie das tiefe Gefühl, in Frieden mit sich zu sein…Nehmen Sie die Entspannung wieder zurück.Kommen Sie dann mit Ihrer vollen Aufmerksamkeit zurück in diesen Raum.Seite 51


InfoblattSelbsthilfe bei dissoziativen Zuständen oder FlashbacksFolgende Maßnahmen können Ihnen helfen, sich zu „erden“ und sich wieder im Hier und Jetzt zuorientieren. Finden Sie heraus, was für Sie persönlich besonders hilfreich ist (→ Notfallkoffer):Machen Sie sich bewusst: „Dies ist eindissoziativer Zustand (bzw. Flashback)“,er geht vorüber wie alles andere auch.Reorientieren Sie sich: Ich sehe, ichhöre.., mein Name ist, ich wohne in etc.Machen Sie sich klar: Dieses Verhaltengeschieht, weil es mich ursprünglichgeschützt hat, jetzt brauche ich es nichtmehr, ich habe andere Möglichkeiten.Finden Sie eine Formel wie: „Ich bin jetzterwachsen und sicher.“ Sagen Siediesen Satz laut zu sich selbst.Halten Sie Ihre Augen geöffnet undspüren Sie den Boden unter IhrenFüßen.Halten Sie ein <strong>St</strong>offtier oder einenanderen für Sie angenehmenGegenstand. Nehmen Sie diesenGegenstand achtsam wahr.Aktivieren Sie sich durch etwas Kaltes (z.B. Eiswürfel oder fließendes kaltesWasser über Hände, Arme oderGesicht).Hören Sie beruhigende oder „erdende“Musik.Machen Sie sich den Unterschied klarzwischen damals und jetzt. Sagen Sielaut, welches Datum heute ist, wo Siesich gerade befinden, wie alt Sie sind.Schaffen Sie sich einen „innerensicheren Ort“, an den Sie sich in IhrerVorstellung begeben können.Atmen Sie bewusst. Nehmen Sieachtsam wahr, wie Sie ein- undausatmen. Atmen Sie mit geöffnetenAugen, konzentrieren Sie sich etwasmehr aufs Ausatmen.Machen Sie etwas, was IhreAufmerksamkeit erfordert und Ihre Sinneaktiviert: Lesen Sie oder betrachten Siesich ein Bild, hören Sie Musik, berührenSie einen <strong>St</strong>ein, riechen Sie den Dufteiner Blume oder eines Aromaöles,schmecken Sie bewusst Rosinen, Sonnenblumenkerneoder etwas WürzigesBewegen Sie sich: Gehen Sie spazieren,schütteln Sie sich aus, stampfen Sie mitden Füßen, tanzen Sie.Machen Sie etwas mit den Händen:Schreiben, Malen, Gartenarbeit, Puzzeln,Handarbeiten oder Ähnliches.Nehmen Sie eine Dusche undkonzentrieren Sie sich auf den Kontaktdes Körpers mit dem Wasser.Haben Sie Mitgefühl mit sich selbst. Sieverdienen einen liebevollen Umgang mitsich selbst.Sorgen Sie dafür, dass Sie sich mitMenschen umgeben, die Ihnen wohl tunund von denen Sie sich nicht bedrohtfühlen.Wenn Sie dessen sicher sind, können Siesich sagen: Ich bin jetzt mit XXzusammen, ich weiß, dass er/sie es gutmit mir meint. Wenn ich jetzt dissoziiere,hat das mit alten Geschichten/Filmen zutun. Ich bin jetzt in Sicherheit.<strong>St</strong>ellen Sie sich vor, dass Sie alles, wasSie aus der Vergangenheit belastet, ineinen Safe packen. Dort soll es Sievorerst nicht mehr stören.Machen Sie sich klar, dass Sie das sehroft wiederholen müssen, bis es sich in IhrGehirn eingräbt und quasi von selbstabläuft. Aber es wird irgendwann so sein.Modifiziert nach Reddemann, Dehner-Rau: TraumaSeite 52


InfoblattSelbstbeobachtung bei DissoziationZiel ist die Wahrnehmung im Hier und Jetzt.Es geht dabei um die bewussteSelbstbeobachtung und Selbstwahrnehmungohne Bewertung. Wenn Sie bei sich einedissoziative Reaktion bemerken, wenn Siealso merken, dass Sie „abdriften“, Sie nichtmehr ganz da sind, Sie sich weniger spüren,dann versuchen Sie einen Momentinnezuhalten. Mit Übung und vielleicht auchtherapeutischer Unterstützung können Sielernen, folgende Fragen zu beantworten:Was habe ich versucht zu vermeiden?Was hätte ich stattdessen tun können?Wenn Sie im Verlauf der Zeit diese Fragenzunehmend beantworten können, können Siedissoziatives Verhalten besser kontrollierenund haben mehr <strong>St</strong>euerungsfähigkeit. Siefühlen sich nicht mehr so hilflos ausgeliefert.In welcher Situation habe ich michbefunden, bevor ich zu dissoziierenbegann?Was habe ich körperlich und seelischgerade gefühlt?Was ist das Letzte, woran ich micherinnern kann?Ich wusste, dass ich dissoziierte,weil:- ich begann z. B. hin und her zuschaukeln, mich wie im Nebel zuspüren, Kopfschmerzen zubekommen;- ich aufhörte, z. B. zu sprechen,klar zu denken, Blickkontakteaufzunehmen;- ich anfing, mir Gedanken <strong>zum</strong>achen, dass ich sterben könnte,dass man den Menschen nichttrauen kann, dass ich nie etwasrichtig mache etc.aus: Reddemann, Dehner-Rau: TraumaSeite 53


InfoblattWas Sie bei Angst tun könnenKonzentrieren Sie sich auf Ihren Körper. Nehmen Sie achtsam irgendeinen Teil IhresKörpers wahr, z. B. können Sie sich wie ein Baby auf Ihre Finger oder Zehenkonzentrieren und diese genau betrachten.Machen Sie sich klar, dass Sie mehr sind als Ihre Angst.Beobachten Sie sich dabei, wie Sie Angst haben. Sagen Sie sich: „Ich kann michbeobachten, wie ich Angst habe, deshalb bin ich mehr als meine Angst.“Fragen Sie sich: Wer in mir hat diese Angst? Bin ich das, die erwachsene Person vonheute oder ist das ein „jüngeres Ich“?Falls ja, können Sie Ihr jüngeres Ich beruhigen, ihm deutlich machen, wo Sie jetzt sind,welche Zeit jetzt ist und dass jetzt alles in Ordnung ist.Wenn Ihr jüngeres Ich Grund hat, Angst zu haben, z. B. weil es etwas Schlimmes erlebthat, hilft es ihm, wenn Sie ihm sagen, dass Sie seine Not und Angst verstehen.Was den meisten Menschen gut hilft, ist, wenn jemand mit ihnen Mitgefühl hat.Tun Sie etwas, das Ihnen Freude macht. Nichts ist hilfreicher als Dinge zu tun, die mangerne tut.aus: Reddemann, Dehner-Rau: TraumaSeite 54


InfoblattWas Sie bei Panik tun könnenBewegen Sie sich. Wenn Ihre Panik mit einer traumatischen Erfahrung zusammenhängt, dannkonnten Sie vermutlich eines nicht: sich bewegen. Daher hilft es vielen Menschen, wenn sie inBewegung kommen.Gewöhnen Sie sich ein Bewegungsprogramm an, z. B. könnten Sie regelmäßig joggen, walken,schwimmen. Falls Sie doch in Panik geraten, hilft es Ihnen, dann auf dieses Programmzurückzugreifen. Sie sind damit schon vertraut.Gehen Sie ähnlich vor wie bei der Angst, d. h. machen Sie sich bewusst, dass Sie jetzt hier inSicherheit sind. Sagen Sie sich laut, wo Sie sind, wer bei Ihnen ist und um welche Zeit es sichhandelt. Die Orientierung im Hier und Jetzt mag Ihnen simpel erscheinen, sie ist aber sehrwirksam.Außerdem ist es hilfreich, wenn Sie folgende Punkte beachten:Üben Sie sich bei Panik noch mehr darin zu beobachten (alle Sinneskanäle).Denken Sie daran, dass Sie mehr sind als Ihre jeweiligen Gefühle.Vertrauen Sie den Kräften der Selbstheilung und forcieren Sie nichts.aus: Reddemann, Dehner-Rau: TraumaSeite 55


Empfehlenswerte Literatur:• Luise Reddemann: Imagination als heilsame Kraft (ein <strong>St</strong>andardwerk als Einführung in diePsychodynamisch Imaginative Traumatherapie für Patienten und Therapeuten geeignet!)• Luise Reddemann, Cornelia Dehner-Rau: Trauma (eine Patienten-Einführung vom Trias-Verlag, sehr anschaulich)• Michaela Huber: Trauma und die Folgen / Wege der Traumabehandlung, Junfermann-Verlag (ebenfalls ein <strong>St</strong>andardwerk, sogar zwei Bände, für Patienten und Therapeuten.Besonders geeignet für Patientinnen mit hoch-dissoziativen <strong>St</strong>örungen, die sich intensivbelesen wollen)• Michaela Huber: Der innere Garten, Junfermann-Verlag (kleineres „Büchlein“, sehr schöngemacht, für PatientInnen, die auf einen neuen Weg kommen wollen, mit CD und vielenAnregungen)• Martin Bohus und M. Wolf: Interaktives Skills-Training für Borderline-Patienten ,Schattauer-Verlag (gibt es auch in einer speziellen Patienten-Version mit CD-ROM,allerdings nicht auf Posttraumatische Belastungsstörung spezialisiert)• Alice u. Martina Sendera: Skills-Training bei Borderline-Persönlichkeitsstörung undPosttraumatischer Belastungsstörung, Springer Verlag (ebenfalls Buch mit CD)• Jochen Peichl: Jedes Ich ist viele Teile, Kösel-Verlag (sehr anschauliches, feinfühligesBüchlein über Ego-<strong>St</strong>ates)Zuguterletzt:Das klingt hier alles sehr nach anstrengender Arbeit. <strong>St</strong>immt!Aber vergessen Sie bitte nicht, auch Freude zu tanken, sich zu entspannen, sich Gutes zu tun!Viel Erfolg bei Ihrem Aufenthalt!Seite 56

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