gute besserung 2011/1
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26 Medizin & Gesundheit<br />
Fehltritt mit Folgen<br />
Die Deutschen werden immer älter, was neue Herausforderungen an die Medizin<br />
stellt. Denn: Gerade bei älteren Menschen kommt es häu g zu Knochenbrüchen.<br />
So wird beispielsweise die Zahl der Oberschenkelhalsbrüche laut<br />
Experten bis 2050 um 125 Prozent zunehmen.<br />
as kann nicht sein“, durchzuckt es Anna Schmidt*, als<br />
Dder Unfallarzt ihr die Nachricht überbringt: Oberschenkelhalsbruch.<br />
Dabei hatte die 60-Jährige, die zu Besuch bei<br />
ihren Eltern in Nordrhein-Westfalen war, nur noch ein paar<br />
Besorgungen machen wollen. Doch irgendwie erwischte<br />
sie die Pedale des väterlichen Fahrrads nicht – und stürzt.<br />
Einen Tag später wurde die Hamburgerin in einer Klinik in<br />
Ostwestfalen operiert. Die Ärzte entschieden sich für ein<br />
hüftkopferhaltendes Verfahren, bei der eine Festigung des<br />
Bruchs durch Schrauben erfolgt.<br />
Zurück in Hamburg beginnt Anna Schmidt mit sanften<br />
Reha-Maßnahmen. Doch die Schmerzen in der Hüfte begleiten<br />
sie täglich, die Gehhilfen ebenfalls. „Erst hatte ich<br />
Beweglich und mitten im Leben:<br />
ein künstlicher Gelenkersatz<br />
verschafft vielen Menschen neue<br />
Lebensqualität<br />
die Hoffnung, die Schmerzen seien muskulär bedingt“, erinnert<br />
sich Schmidt. Doch nach acht Wochen ohne spürbare<br />
Fortschritte bestätigt sich ihr Verdacht: die Fraktur wächst<br />
nicht zusammen. Eine bittere Pille für die unternehmungs-<br />
Dr. Roman<br />
Feil, Chefarzt<br />
der Klinik für<br />
Unfallchirurgie,<br />
Orthopädie<br />
und Handchirurgie<br />
am Marienkrankenhaus<br />
lustige Frau. Sie sucht<br />
das Gespräch mit<br />
einem Experten aus<br />
einer Klinik und fi ndet<br />
Hilfe im Marienkrankenhaus.<br />
„Unser Ziel ist es, so<br />
viel Knochensubstanz<br />
wie möglich zu erhalten.<br />
Im Gegensatz zu<br />
verschleißbedingtem Gelenkersatz ist die gelenkerhaltende<br />
Operation bei Brüchen in der Regel die empfohlene Therapieform“,<br />
so Dr. Roman Feil, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie,<br />
Orthopädie und Handchirurgie am Marienkrankenhaus.<br />
Allerdings sei das Bein nach einem gelenkerhaltenden<br />
Eingriff nicht sofort belastbar. In einigen Fällen bliebe die<br />
erwünschte Knochenheilung gänzlich aus. Der entmutigten<br />
Anna Schmidt rät Feil zu einer zweiten Operation, bei der<br />
die Titanschrauben durch eine zementfreie Hüfttotalendoprothese<br />
mit Keramikkopf ersetzt werden sollen.<br />
Die Patientin ist nach dem Beratungsgespräch sicher, dass<br />
eine zweite OP die richtige Lösung ist. Bereits einen Tag<br />
nach dem Eingriff ist sie wieder auf den Beinen, wagt erste<br />
Schritte im Zimmer. Am zweiten Tag kann sie über den Flur<br />
gehen und hat keine Knochenschmerzen mehr.<br />
Den stationären Reha-Maßnahmen folgt ein vierwöchiger<br />
Aufenthalt in einer Reha-Klinik in St. Peter Ording. „Ebenso<br />
wichtig wie die klassischen physiotherapeutischen Anwendungen<br />
ist es, dem Patienten das Vertrauen in die eigenen<br />
körperlichen Möglichkeiten zurück zu geben“, betont Dr. Feil.<br />
Ein halbes Jahr nach dem beinahe verhängnisvollen Fehltritt<br />
steckt Anna Schmidt nun wieder voller Pläne. Sie möchte mit<br />
Freunden ins Theater gehen, ihre Kinder besuchen und vor<br />
allem reisen. „Mein Ziel ist es, im Sommer wieder mobil zu<br />
sein.“ Der Unfall und die Folgen haben sie aber auch gelehrt,<br />
achtsamer zu sein. „Es muss nicht mehr alles ganz schnell<br />
gehen.“ rb<br />
*Name von der Redaktion geändert<br />
Neue Köpfe<br />
In den Krankenhäusern der Hansestadt arbeiten insgesamt rund 25.000 Menschen.<br />
Darunter gut 4.000 Beschä igte im Ärztlichen Dienst. <strong>gute</strong> <strong>besserung</strong> stellt Ihnen<br />
hier unterschiedliche Chefärzte aus den Hamburger Kliniken vor.<br />
Von West nach Ost<br />
Dr. Martin Keuchel hat die Innere Medizin<br />
im Bethesda Krankenhaus Bergedorf (BKB)<br />
übernommen. Der Internist und Gastroenterologe<br />
war zuvor Leitender Oberarzt im<br />
AK Altona und freut sich nun auf ein breites<br />
Aufgabenspektrum und die „familiäre Atmosphäre“. Der<br />
Mediziner hat einen großen Anteil an der Fortentwicklung<br />
der Videokapsel-Endoskopie. Eine Mini-Videokamera wird<br />
vom Patienten geschluckt und sendet beim Weg durch den<br />
Verdauungstrakt Bilder zum Aufnahmegerät. Besonders<br />
bei der Untersuchung des endoskopisch kaum erreichbaren<br />
Dünndarms leisten die Kapseln wertvolle Dienste.<br />
Hilfe bei Erkrankungen der Schilddrüse<br />
Die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie<br />
im Albertinen-Krankenhaus hat ihr Leistungsspektrum<br />
ausgeweitet: Maria Bührle ist seit dem<br />
1. Januar <strong>2011</strong> Leitende Ärztin des neu gegründeten De- De-<br />
partments Endokrine Chirurgie. Die Fachärztin für Chirurgie hat sich auf<br />
die Behandlungen von Erkrankungen der Schilddrüse sowie der Nebenschilddrüsen<br />
spezialisiert. Nach oberärztlicher Tätigkeit in der Allgemein-<br />
und Viszeralchirurgie war sie zuletzt in einem renommierten Zentrum für<br />
Endokrine Chirurgie beschäftigt.<br />
Kurze Wege<br />
„Kurze Wege und ein partnerschaftliches<br />
Miteinander“, das<br />
schätzt Dr. Ulrich Mai ganz besonders<br />
am Wilhelmsburger Krankenhaus<br />
Groß-Sand. Der 54-Jährige kam im letzten<br />
Sommer als Oberarzt und leitet seit November<br />
die Abteilung Innere Medizin als Chefarzt. Bereits<br />
im Sommer etablierte der Gastroenterologe und<br />
Internist die Kontrastmitteldarstellung der Gallenwege.<br />
Steine in den Gallenwegen können damit<br />
ohne Zeitverlust im Krankenhaus selbst erkannt<br />
werden. Parallel wurde die Endoskopie zur Untersuchung<br />
und Behandlung von inneren Organen<br />
wie Magen und Darm erheblich ausgebaut.<br />
Medizin & Gesundheit 27<br />
Top-Medizin<br />
und Forschung<br />
Führungswechsel im<br />
Krankenhaus Großhansdorf:<br />
Prof. Dr. Klaus F. Rabe ist neuer<br />
Ärztlicher Direktor und medizinischer Geschäftsführer<br />
der Spezialklinik für Lungenerkrankungen.<br />
Er folgt auf Prof. Dr. Helgo<br />
Magnussen. Prof. Rabe arbeitete zuletzt<br />
zwölf Jahre an der niederländischen Universität<br />
Leiden, war dort Chef der klinischen<br />
Abteilung und seit 2006 Ärztlicher Direktor<br />
für die Innere Medizin. „Ich freue mich auf<br />
die neue Herausforderung“, so der 52-Jährige.<br />
Insbesondere die Funktion der Klinik<br />
als akademisches Lehrkrankenhaus der<br />
Universität Lübeck reizt Prof. Rabe. Denn die<br />
Forschung ist ihm wichtig. „Die Patienten<br />
haben einen Anspruch darauf, dass die<br />
Menschen, die sie betreuen, auf der Höhe<br />
der Zeit sind.“ Die Herausforderung sei es,<br />
Top-Medizin mit Innovationen zu verbinden<br />
und auch in der Forschung aktiv zu sein.<br />
Prof. Rabe: „Die Patienten müssen immer<br />
mit dem Besten und Neuesten versorgt werden.“<br />
Das war auch ein Grund dafür, warum<br />
sich Rabe für die Aufgabe in Großhansdorf<br />
entschied. „Man muss sich selbst jung und<br />
innovativ halten. Dafür ist es notwendig,<br />
neue Herausforderungen anzunehmen.“<br />
Au ruchstimmung<br />
in Wilhelmsburg<br />
Die Abteilung für Anästhesie im<br />
Wilhelmsburger Krankenhaus<br />
Groß-Sand hat einen neuen<br />
Chefarzt: Dr. Ewald Prokein. Mit dem 50-Jährigen<br />
baut die Klinik eine eigene Anästhesie-Abteilung auf,<br />
nachdem seit den 1970er Jahren ausschließlich mit<br />
externen Dienstleistern zusammen gearbeitet wurde.<br />
„Was mich reizt, ist die Aufbruchsstimmung im Krankenhaus“,<br />
so der zweifache Familienvater. Neben der<br />
Organisation und Durchführung der Allgemein- und<br />
Regionalanästhesien leitet der Mediziner die Interdisziplinäre<br />
Intensivstation und kümmert sich um die<br />
Weiter- und Ausbildung der Assistenzärzte.