Öko?jabitte! Öko?jabitte! - Druck und Medien
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48 Wirtschaft Wirtschaft 49<br />
„Ein schlagkräftiger <strong>Druck</strong>standort“<br />
Die Arquana AG hat große Pläne: Nach der Übernahme der Innsbrucker WUB<br />
sorgt die Holding nun mit der neuen Unit Arquana Print Austria für Aufsehen.<br />
Zuständiger Manager ist Vorstand Bodo F. Schmischke. Im Gespräch mit<br />
Clemens von Frentz erläutert er die Pläne seiner Holding.<br />
<strong>Druck</strong>&<strong>Medien</strong> September2007<br />
Herr Schmischke, als Arquana Ende<br />
2005 den Kauf von Sochor meldete,<br />
wurde die <strong>Druck</strong>erei im Pressetext<br />
als „technisch topmoderner Fachbetrieb<br />
mit besonderen Qualitätsansprüchen“bezeichnet.Späterhießes,<br />
das Unternehmen habe sich in einem<br />
„dramatischen Zustand“ bef<strong>und</strong>en.<br />
Wiekameszuder Fehleinschätzung?<br />
Bei einer Unternehmensübernahme<br />
erhält der Käufer im Rahmen der<br />
„Due Dilligence“ Einsicht in die Firma<br />
<strong>und</strong> muss auf dieser Basis seine<br />
Kaufentscheidung fällen. Im Fall der<br />
Sochor Group hat sich innerhalb weniger<br />
Wochen nach der Übernahme<br />
herausgestellt,dasssowohlimtechnischen<br />
als auch im kaufmännischen<br />
Bereich erhebliche Abweichungen<br />
bestanden. Nachdem Gespräche mit<br />
den früheren Eigentümern zur Klärung<br />
fruchtlos verlaufen waren, bestand<br />
Ende März 2006 keine andere<br />
Möglichkeit mehr als die einer sofortigen<br />
Trennung. Hinsichtlich der<br />
Qualitätsansprüche ist die Aussage<br />
nachwievorinvollemUmfanggültig.<br />
Als ganz besonders erfreulich bewer-<br />
te ich, dass die Mitarbeiterinnen <strong>und</strong><br />
Mitarbeiter vor Ort auch in der augenblicklichenSituation–inderviele<br />
ja vor der schwierigen Entscheidung<br />
eines Umzugs nach Innsbruck stehen<br />
– nach wie vor diese hohe Qualität<br />
produzieren. Wir haben heute eine<br />
Reklamationsquote vonNull!<br />
Ist die juristische Auseinandersetzung<br />
mit den früheren Eigentümern<br />
vonSochor bereits beendet?<br />
Die Verfahren sind nach wie vor bei<br />
Gericht anhängig. Wir gehen auch<br />
nicht von einer kurzfristigen Beendigung<br />
aus.<br />
Bislang hieß es seitensArquana,man<br />
wolle einige Bereiche in Zell am See<br />
erhalten. Wird es dauerhaft dabei<br />
bleiben, oder ist davon auszugehen,<br />
dass diese Bereiche ebenfalls in absehbarer<br />
Zeitabgewickeltwerden?<br />
DerName„Sochor“istinZellamSee<br />
<strong>und</strong> dem Salzburger Land ein Name,<br />
der einen exzellenten Ruf genießt.<br />
Dies ist für uns auch ein Gr<strong>und</strong> dafür,<br />
vorOrtzubleiben,hinzukommendie<br />
regionalen K<strong>und</strong>enbeziehungen.Für<br />
die Bereiche Finanzen <strong>und</strong> AdministrationistderOrtnichtentscheidend,<br />
aus diesem Gr<strong>und</strong> haben wir uns entschieden,<br />
mit diesen Bereichen in<br />
Zellzubleiben.<br />
Wie viele Sochor-Mitarbeiter haben<br />
das Angebot, nach Innsbruck zu<br />
wechseln,bislang angenommen?<br />
Zu unserem großen Bedauern leider<br />
viel weniger als erwartet, weil unser<br />
Angebot wirklich ernst gemeint ist:<br />
Zum Einen benötigen wir in Innsbruck<br />
100 zusätzliche Mitarbeiter<br />
<strong>und</strong> würden liebend gern auf die qualifizierten<br />
<strong>und</strong> eingearbeiteten Mitarbeiter<br />
aus Zell zurückgreifen.Zum<br />
Anderen brauchen die Zeller Kollegen<br />
ja auch Arbeit! Andreas Walka,<br />
der Geschäftsführer von Sochor, hat<br />
sich da persönlich <strong>und</strong> mit Taten ins<br />
Zeug gelegt.Man denke da nur an die<br />
Betriebsbesichtigungen wenige Tage<br />
nach der Bekanntgabe der Verlagerung.<br />
Auch seitens der Stadt Innsbruck<br />
haben wir großartige Unterstützung<br />
bekommen, etwa bei der<br />
Beschaffung von Wohnraum. Eine<br />
ähnliche Unterstützung hat es in Zell<br />
bisheutenichtgegeben.Zudergeringen<br />
Wechselbereitschaft tragen sicher<br />
auch die offiziellen Stellen in<br />
Salzburg bei: Dort wird von einer<br />
Gründung einer „Arbeitsstiftung“<br />
geredet, die den Mitarbeitern helfen<br />
soll,auffreieArbeitsplätze„nichtnur<br />
inderGastronomie“zuwechseln.Ob<br />
dies eine adäquate Beschäftigung für<br />
einen <strong>Druck</strong>er oder Buchbinder ist,<br />
muss sicher jeder für sich selbst beantworten.<br />
Wie haben die K<strong>und</strong>en auf die harten<br />
EinschnittebeiSochor reagiert?<br />
In einem Wort: Positiv! Dies liegt sicher<br />
vor allem daran, dass den K<strong>und</strong>endeutlichbewusstist,dass<br />
es inder<br />
europäischen <strong>Druck</strong>industrie zu klarenKonsolidierungenkommenmuss.<br />
Von der Arquana, die ja als Konsolidierungsführer<br />
unterwegs ist, hat<br />
man genau einen solchen Schritt erwartet.Hierbeiwirdklarerkannt<strong>und</strong><br />
uns hoch angerechnet, dass wir in<br />
Österreich 180 Arbeitsplätze in der<br />
<strong>Druck</strong>industrie erhalten haben, statt<br />
r<strong>und</strong>250zuvernichten.Insbesondere<br />
unserkonsequentes,abergleichzeitig<br />
behutsames Vorgehen wird dabei in<br />
Österreich,einem Land,das stark auf<br />
Sozialpartnerschaft setzt, anerkannt:<br />
In der Folge sind uns unsere K<strong>und</strong>en<br />
treugeblieben.<br />
DieInnsbruckerWUBhabenSieerst<br />
Anfang Juli von der angeschlagenen<br />
Schmelzle-Gruppeübernommen.Wie<br />
hat sich das Unternehmen seitdem<br />
entwickelt?<br />
Sie geben mir erneut Gelegenheit zu<br />
einem positiven Statement: Ausgezeichnet!<br />
Durch die ausgezeichnete<br />
Arbeit des WUB-Geschäftsführers<br />
Günther Kristen, den wir erfreulicherweise<br />
für die Arquana gewinnen<br />
konnten,waresmöglich,denK<strong>und</strong>en<br />
Kontinuität <strong>und</strong> Stabilität zu vermitteln.<br />
Er hat selbst in der härtesten<br />
Phase der Insolvenz dafür gesorgt,<br />
dass die K<strong>und</strong>en an Bord blieben <strong>und</strong><br />
ihre Produkte termingerecht erhaltenhaben.DieseLeistung,dieuntereinerheftigen<br />
Doppelbelastung zu Stande gekommen<br />
ist, wurde dadurch honoriert,<br />
dass wir praktisch keine K<strong>und</strong>enverluste<br />
zu verzeichnen haben.<br />
Dazu haben die Mitarbeiter in Innsbruck<br />
mit der qualitativ hohen Leistung<br />
ebenfalls entscheidend bei getragen.<br />
Heute produziert das Unternehmen<br />
bei sehr hoher Auslastung.<br />
Zusammenfassend kann man festhalten,<br />
dass wir mit der Entwicklung<br />
vollzufriedensind.<br />
Welche Investitionen sind in Innsbruckkonkretgeplant?<br />
Die Arquana ist dabei, den Standort<br />
so zu erweitern,dass er denAnforderungen<br />
an einen modernen Rollenoffsetbetrieb<br />
entspricht. Dazu werdenwirinInnsbruckdieHallenfläche<br />
deutlich erweitern <strong>und</strong> zwei weitere<br />
<strong>Druck</strong>maschinen installieren: Die<br />
erste Maschine ist eine der 24-Seiten-<br />
S<strong>und</strong>ay-Rotationen aus Zell am See<br />
<strong>und</strong> die zweite eine 32-Seiten liegend<br />
Lithoman III. Ergänzt wird das um<br />
die Erweiterung der Weiterverarbeitung<br />
im Sammelheft- <strong>und</strong> Klebebindebereich.<br />
Die Baumaßnahmen sind<br />
schon fortgeschritten, <strong>und</strong> wir gehen<br />
von einem Anlauf der Maschinen<br />
nochindiesemJahr aus.<br />
WiefinanzierenSiedenAusbau?<br />
Das Gesamtpaket umfasst zu Listenpreisen<br />
etwa 15 Millionen Euro, die<br />
durch Bar-Komponenten, aber verschiedensteFinanzierungsinstrumentefinanziertwerden.<br />
Bislang haben Sie IhreAkquisitionen<br />
meist mit Aktien bezahlt. Nun ist der<br />
Kurs in den letzten Monaten aber<br />
dramatisch gefallen.Wie lösen sie die<br />
Probleme,diesichdarausergeben?<br />
Wie Sie in der letzten Ausgabe von<br />
<strong>Druck</strong>&<strong>Medien</strong> ja selbst schrieben,<br />
sind wir beim Aktienkurs nicht Herr<br />
des Verfahrens. Wenn unter den Aktionären<br />
Hedgefonds sind, die eigenen<br />
Spielregeln folgen,haben Sie wenig<br />
Möglichkeiten zur Einflussnah-<br />
me. Dass die Arquana-Aktie, aber<br />
auchdieArquana-Story,nachwie vor<br />
Ihren Reiz hat, sehen Sie ja an dem<br />
Einstieg der Investorengruppe Printec,<br />
die ja mit 29,9 Prozent nunmehr<br />
größterAktionär unseres <strong>Druck</strong>konzernsist.<br />
Hält derArquana-Vorstand trotz des<br />
massiven Kursverlustes an seinem<br />
Plan fest, in absehbarer Zeit weitere<br />
Unternehmenzuerwerben?<br />
An der Akquisition der WUB können<br />
Sie sehen,dass dieArquana nach<br />
wievorsucht<strong>und</strong>beipassenderGelegenheit<br />
kauft. Allerdings sind die<br />
Ziele heute sehr viel spezifischer als<br />
noch vor einem Jahr, als es darum<br />
ging, die Plattform für die Unternehmensgruppezuschaffen.<br />
Zu den Wettbewerbsvorteilen der<br />
Arquana Print Austria zählt laut Eigendarstellung<br />
auch „die ideale verkehrstechnische<br />
Lage am Stadtrand<br />
von Innsbruck“. Abgesehen von der<br />
Frage, ob es nicht günstigere Lagen<br />
gibt: Mit welchen USPs kann ArquanaPrintAustriapunkten,wennesdarum<br />
geht, sich in der <strong>Druck</strong>-Branche<br />
langfristigzubehaupten?<br />
Ein ganz wichtiger USP in dieser Region<br />
ist, das wir in dem Betrieb von<br />
der Vorstufe bis zur Weiterverarbeitung<br />
<strong>und</strong> Personalisierung alles in<br />
einem Unternehmen durchführen<br />
können.Die geostrategische Lage zu<br />
Südtirol ist natürlich ein weiterer<br />
Punkt,denwiralswichtigansehen. �<br />
<strong>Druck</strong>&<strong>Medien</strong> September2007