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SKANDAL - Stadtgespräche Rostock

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0.16 __ //// SCHWEINEMASTANLAGE ALT TELLINsche Investor muss abwarten, wie die Gerichte über eingehendeKlagen entscheiden, bevor er mit dem Bau beginnen kann. Dieaußerparlamentarische Opposition der Bürgerinitiativen hatdazu geführt, dass sich Klagemöglichkeiten gegen solche Anlagenverbessert haben. Die mediale Begleitung des Widerstandesgegen den Bau der Ferkelfabrik am Tollensetal ist darannicht ganz unschuldig.Rosa Kreuze wurden ein Zeichen der Hoffnung fürden Ausstieg aus der Massentierhaltung.So manch einstiger Befürworter von „moderner Landwirtschaft“ist inzwischen aufgewacht und hat erkannt: „Herr, dieNot ist groß! Die ich rief, die Geister werd‘ ich nun nicht los.“Sogar der Alt Telliner Bürgermeister, dessen eingeschlageneFensterscheiben seiner Gaststätte Storchenbar der LandtagMVs für eine Kampagne gegen friedliche Bürgerinitiativenmissbrauchte, wurde ein Betroffener der Gülleproduktion. Unmittelbarhinter seinem Wohnhaus konnte der RinderhalterHoogendoorn im Windschatten der Ferkelfabrik seinen Bestandauf 1.000 Tiere aufstocken, befürwortet durch Gemeindevertreter,die annahmen, damit die Ausbreitung der inzwischenin Verruf geratenen Schweineanlage zu verhindern.Doch kaum hatte Straathofs Tierproduktion begonnen, stellteer schon einen Erweiterungsbauantrag. Seine 10.000 Sauensind produktiver geworden, sie würden 300.000 statt 250.000Ferkel pro Jahr liefern. Zur weiteren Optimierung seiner Gewinnerwartungwill er 1.000 weitere Turbosauen einstallenund 15.000 zusätzliche Ferkelplätze anbauen.Aber die Bundesregierung hat auf die gewachsene Zahl der„Wir haben Agrarindustrie satt“-Demonstranten im Vorfeldder Grünen Woche in Berlin reagiert und mit der Novellierungdes Bundesbaugesetzbuchs auch der Gemeindevertretung AltTellins ermöglicht, dem Antrag Straathofs einstimmig ihr Einvernehmenzu verweigern. Selbst Vizebürgermeisterin Ey, inzwischenin der Geschäftsstelle des Bauernverbandes auch fürTiergesundheit zuständig, stimmte gegen die Erweiterung. IhrVerbandsvorsitzender Rainer Tietböhl dagegen betonte kürzlichauf der Tagung der Friedrich Ebert Stiftung „Tierschutz inder Nutztierhaltung“ vom Podium herab: jede Investition inStallneubauten sei eine Investition in Tierschutz. Die Bauernim Publikum forderten vom neben ihm sitzenden MinisterBackhaus Rechtssicherheit für Stallneubauten. Auf meine Fragenach Freilandhaltung hin wurde das Gespenst der Pandemiebeschworen.Doch Bio-Energievorreiter Deutschland ist mit nur 1% Anteilan der Weltagrarfläche Schweineexportweltmeister. Das gehtnur mit bodenungebundenen Konzentrationsanlagen und nur,weil unser Tierschutzgesetz es zulässt, Bewegungsbedürfnisseder Nutztiere einzuschränken.Im Kontrast dazu hier der Bericht eines Alt Telliner Einwohners,der sich unter die zur Besichtigung der hiesigen Ferkelfabrikeingeladenen Gemeindevertreter gemischt hatte: „Und alsich dann einen Blick durch die Scheibe in einen der äußerenStälle getan habe, wurde mir schlecht! Ich sah nur eingepferchteFleischberge, eingeklemmt in Metallrohre, und mit viel Farbebesprühte Schweine. Es ist wirklich unerträglich, mit eigenenAugen zu sehen, was diesen lebendigen Tieren angetanwird.“Der steigende Ferkelbedarf machte Deutschland auch zum Ferkelimportweltmeister!Und so besitzt die Straathof-Holdinginzwischen sogar in Schwaben eine Fabrik mit 3.000 Muttertieren.Die Hoffnung der Lobbyisten des Agrobusiness, an dieöstlichen Schweineproduktionszahlen der Vorwende anknüpfenzu können, ist ungebrochen. Zur Produktionssteigerungdieses Schweinesystems scheint unser dünn besiedeltes MVtut-gut-Landimmer noch bestens geeignet. Die VergabekriterienMVs für die Pacht von rund 80.000 ha landwirtschaftlicherNutzfläche wurden daran gekoppelt, Fleisch und Gülle zuproduzieren. „Konkrete Ziele der Verpachtung waren undsind“, betont Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus, „dieVeredlungswirtschaft zu stärken [...]“. Das hat zu Investitionenvon rund 57 Mio Euro geführt, der größte Teil davon ging mit45 Mio Euro in die Tierhaltung, auch in die Straathofsche Ferkelfabrik.Aber es kann noch besser kommen: Die Afrikanische SchweinepestASP ist im Anmarsch. Terrorwarnungen schränken Bürgerrechteein. Das geplante Schweinehaltungsverbot in Russlandfür kleinere Landwirtschaftsbetriebe und Private (einDrittel der nationalen Schweineproduktion) bereitet den Bodenfür die expandierende Veredlungsindustrie im Osten.Den Masterplan für das Veredeln im schönen MV hat MinisterBackhaus schon im Frühjahr gestartet. Er soll sich inzwischenim Endstadium seiner kreativ-konstruktiven redaktionellenPhase befinden, damit er im Herbst öffentlich überreicht werdenkann. Das wird überschattet durch eine Strafanzeige gegenden Minister, dem Körperverletzung vorgeworfen wird. Im Gegensatzzu den weggesperrten Schweinen lässt die übliche Unschuldsvermutungihm jegliche Bewegungsfreiheit. ¬--Hintergrund zum Text:www.saustall-tellin.dewww.stadtgespraeche-rostock.de/media/sg64_2011/#/12www.mensch-undland.de/forum/viewtopic.php?f=3&t=288#p587In Schweden dagegen wurde schon ein Jahr vor dem deutschenMauerfall ein Kastenstandverbot beschlossen. Der prognostizierteFerkeltod durch quetschende Muttertiere ist bei freienBuchten von über 5 Quadratmetern ausgeblieben.

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