10.07.2015 Aufrufe

SKANDAL - Stadtgespräche Rostock

SKANDAL - Stadtgespräche Rostock

SKANDAL - Stadtgespräche Rostock

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

nend ... Dem Team um den namentlich eher unbekannten Rocine-Vereinwünsche ich dabei ein standortunabhängiges, treuesPublikum oder die Möglichkeit, gleich zwei Standorte zu betreiben.Anker-PartysFür jüngere <strong>Rostock</strong>er ein alter Hut, für Ältere und Zugezogeneein Kuriosum: Im Gebäude der ehemaligen Spirituosenfabrik„Anker“ in der Doberaner Straße gab es unterirdischeRöhren, in denen Partys gefeiert wurden. In drei Röhren vonknapp zwanzig Meter Länge und vielleicht fünf Meter Höhewurden jeweils stilistisch unterschiedliche Musik abgespieltoder live produziert, es gab eine Bar inklusive „<strong>Rostock</strong>er Eis“(Krümeltee, Korn und Selter) und eine Menge Leute dort unten...In meiner Zeit konnte ich nur einmal dabei sein – dennochwar ein wahnsinniger Spirit zu spüren und die ganzeNacht konnte gemeinsam gefeiert werden. Ob das die potentiellenStaublungen oder Schimmelvergiftungen wert war? Definitiv!KulturcafeNoch ein Kleinod: das HMT-Kulturcafe am letzten Donnerstagim Monat. Ohne große Worte: Offene Bühne, HMT-Studierende,Cafeteria, Rotwein – hingehn!Peter-Weiss-HausTief beeindruckt hat mich auch die Kraft, die hinter dem Peter-Weiss-Haussteckt. Das Team, das möglichst weitgehend aufHilfe der Stadt verzichtet und bei der denkmalgerechten Sanierungauf ganz viel Eigenleistung und Leih-und-Schenk-Gemeinschaftensetzt (und dabei der Zeitplan meist an letzterStelle steht), ermöglicht so ein Stück „Rote Flora“ in <strong>Rostock</strong>.Die Visionen, die dort umgesetzt werden sollen, sind definitivhoch gegriffen – aber dass das Projekt schon so lange existiertund nun für Außenstehende scheinbar wie von selbst läuft (obwohlintern viel Kraft und Selbstausbeutung betrieben wird),ist ein gutes Zeichen, dass diese Visionen eine echte Chanceauf Realisierung haben. Zu hoffen bleibt, dass auch die neuenAnwohner im neugestalteten Ankerensemble von Anfang anwissen, auf was sie sich mit dieser Wohnlage einlassen und tolerieren,was dort organisch über Jahre an Subkultur gewachsenist.KunsthalleSo ausgelatscht es sein mag: für mich im Nachgang durchausbemerkenswert – die Kunsthalle. Ich bin wahrlich kein Kunstexperte,aber die Ausstellungen ließen sich nach meinen reinauf Gefallen ausgelegten ästhetischen Bewertungsmaßstäbenauf jeden Fall sehen. Von Vergleichen a la „für <strong>Rostock</strong>er Verhältnisse“möchte ich gar nicht erst anfangen; das Gebäudemag zwar speziell sein, die Ausstellungen waren aber immermindestens gut gemeint und meistens gut gemacht. Und sospeziell manche Mitarbeiter dort auch sein mögen, so engagiertund motiviert sind die Leute im Hintergrund. Und vielleichtgelingt es ja, eines Tages auch einen jungen „Freundeskreis derKunsthalle“ ins Leben zu rufen ...Generell: <strong>Rostock</strong>.Vielleicht hat <strong>Rostock</strong> die kritische Größe, ab der sich genügendGleichgesinnte auch über lange Strecken zusammenfinden,noch nicht erreicht. Vielleicht ist die Stadtstruktur mitden Neubaugebieten ein wenig irritierend für eine Beurteilungder Größe der Stadt; vielleicht ist die norddeutsche Mentalitäteine andere als anderswo in der Welt. Dennoch ist hier wahnsinnigviel möglich, mir wurden nie Steine in den Weg gelegtund zum Sich-Ausprobieren eignen sich die Angebote, die inanderen Städten schon Standard sind, hier aber noch fehlen,und dementsprechend einfach übertragen werden können, einfachwunderbar. Für Unterstützung muss man manchmalschon lange Klinken putzen und sehr viele Bekannte aktivieren,aber wie gesagt: Bösartig gesinnt ist hier einem niemand (unddas ist ja schon mal was wert!). Die Stadt bietet in Innenstadtlagenicht mehr viele freie Flächen, aber dass Künstler und Kultursich meist an der Peripherie ansiedeln, ist eigentlich Usus –lediglich in <strong>Rostock</strong> wird die relativ niedrig liegende Schwelledes „viel zu weit weg“ dann zum Problem.Außerdem positiv: eine gemeinsame Fläche zur Projektiondes Hasses und zum Verantwortlichmachen für unschöne Entwicklungenist in der <strong>Rostock</strong>er Politik schnell gefunden undvereint die Szene ungemein. So lange dabei etwas Konstruktivesherauskommt, kann das meines Erachtens so schlecht nichtsein.Schön wäre für die Zukunft jemand, der Stadt-Gespräche inden öffentlichen Raum zurückbringt (wobei dieses Blatt ja immerhindie schriftliche Kommunikation ermöglicht) und dieThemen, die uns <strong>Rostock</strong>er Bürgern auf dem Herzen liegen,anspricht. Dass die Politik dies nicht in ausreichendem Maßetut, kann gerade für das außerpolitische bürgerschaftliche Engagementeine Chance zur Stärkung sein. Ob die Initiative dazuvon gut vernetzten Alteingesessenen oder Zugezogenen mitunpassenden Ideen kommt, ist dann egal. Wichtig ist die Störungder Ordnung im Sinne einer systemischen Intervention,die zum Nachdenken über die Verhältnisse und festgefahreneVerhaltensweisen anregt. Ich wünsche der Stadt von Herzen,dass das klappt. ¬--Anmerkung der Redaktion:Im Herbst verlässt Robert Giessmann <strong>Rostock</strong> und beendet damitauch seine Tätigkeit als Initiator und verlässlicher Organisatordes „Klubs der Visionäre“ und im AStA-Kulturausschuss. Danke,Robert, für zwei unermüdliche Jahre im Dienste der <strong>Rostock</strong>erKulturszene, für Gradlinigkeit, Hartnäckigkeit, Wohlwollen undEnthusiasmus!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!