10.07.2015 Aufrufe

Cultures and Ethics of Sharing - Universität Innsbruck

Cultures and Ethics of Sharing - Universität Innsbruck

Cultures and Ethics of Sharing - Universität Innsbruck

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zerstört Offenheit den Wettstreit? 2391) Hinter dem Verzicht auf eine, die Weiterbearbeitung erlaubende, freie Lizenzierungihrer Demos ließe sich die mögliche Angst der Szener vor parasitärer Aneignung ihrerWerke vermuten. Ohne den szeneintern primär geschätzten Programmcode verstehenund berühren zu müssen, könnten derart frei lizenzierte Demos als Videomaterial geremixtwerden. Wenn die Demos über den Weg der freien Lizenzen für <strong>and</strong>ere Bereicheder kulturellen Produktion angeeignet würden, könnten die stilbildenden, visuellenund akustischen Effekte der Demoszene verwässern.2) Bezogen auf das Nicht-Teilen der Quellen sei darauf hingewiesen, dass das Prinzip desVerbergens durchaus gängige H<strong>and</strong>habe künstlerischer Praxis ist. Wenn Medienkünstlerdie Produktionsprozesse ihrer Arbeiten öffentlich machen, indem sie etwa die verwendeteHard- und S<strong>of</strong>tware bekanntgeben oder Programme frei zugänglich machen,finden sich zum Schutz ihrer entstehenden Werke auch dort Strategien des Verbergens.Der Verschluss eines 'künstlerischen Kerns' wäre parallel zu setzen zum nicht einsehbarenHerzstück des Programmcodes der Demos, der nicht zur Disposition gestelltwerden soll.3) Es ließe sich mutmaßen, dass die Szene die bewusste Schließung der Quellen aufgrundeiner vielleicht auch nur latenten Angst vor Zweckentfremdung der von ihnen entwickeltenTechnologien seitens <strong>and</strong>erer kreativ arbeitender Protagonisten der Netzkulturbetreibt (vgl. etwa die Machinima- oder Modding-Szene).4) Schließlich fällt ein W<strong>and</strong>el des Verständnisses von Autorschaft auf. In den Introswurde noch verstärkt Material der gecrackten Spiele geremixt. Die Demoszene hat einsensibleres Unrechtsbewusstsein ausgebildet. Sie reagiert mit Diskredit nicht nur aufdie Wiederverwendung von Demo-Quellcodes, sondern auch auf szeneexternes BildundTonmaterial innerhalb von Demos. Mangelte es der Crackerszene personell an denFähigkeiten, so hat sich in der Demoszene eine interdisziplinäre Co-Autorschaft zwischenGrafikern, Musikern und Programmierern ausgebildet. Die meisterhafte Beherrschungund Zurschaustellung der eigenen Fähigkeiten und die Aversion gegenüberPraktiken des Remixens verweist auf ein sehr traditionelles Kunst- und Autorenverständnis,das die spezifischen Motivationen, Werte und H<strong>and</strong>lungsweisen der Demoszeneweitergehend erklären kann. Diese zu erörtern, müsste etwa den W<strong>and</strong>el sowiedie diversen Disziplinen der Szene einbeziehen, ist in hiesigem Rahmen jedoch wedernotwendig noch angemessen zu leisten.Diese vier Gründe deuten einen Status der Szene-Artefakte an, deren Originalität nicht nuran technische Innovationen gebunden ist, sondern Demos als spezifische ästhetischeWerke in den Fokus rückt und die Abweichung der Demoszene vom Hackerprinzip derInformations<strong>of</strong>fenheit weiter begründet. Die beschriebene Geschlossenheit der Szene undihrer Artefakte bedingt sich nicht ausschließlich durch die Relevanz interner Reputation,sondern liegt meines Erachtens auch begründet in der (unbewusst gesetzten) Wahrungeines über den technischen Programmcode hinausgehenden Kerns. Wenn auch die Demoszenergenerell keine Aversion gegenüber freier S<strong>of</strong>tware bekunden (vgl. Mendoza 2006,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!