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MANAGEMENTVom Nutzen der StreicheleinheitenEINE GUTE MENSCH-TIER-BEZIEHUNG ist Bestandteil eines guten Betriebsmanagements,wie in einer Studie des Bundesamtes für Veterinärwesen und AgroscopeReckenholz-Tänikon aufgezeigt wird. Auch zahlt es sich aus. Vielen Tierhaltenden istaber nicht bewusst, dass bereits mit geringem Aufwand ein höherer ökonomischerNutzen erzielt werden kann.SophieMeyer-HammeChristianGazzarinTanjaKutzerEine zunehmende Mechanisierungvon Arbeitsabläufen auf den Betrieben,die Zunahme der Tierbestandsgrössensowie die Etablierungvon Freilaufställen verändern dieArt des Mensch-Tier-Kontaktes zwangsläufig.Die Berührungspunkte zwischenMensch und Tier reduzieren sich. DieTiere erleben den Menschen häufig nurnoch in negativ empfundenen, potenziellstressbeladenen Situationen (Umtriebeund Verladen, schmerzhafte Behandlungen).Die aktive Pflege einespositiven Kontaktes zum Tier gewinntdadurch an Bedeutung.Fehlender Kontakt schafft ProblemeEine gute Mensch-Tier-Beziehungkann, neben anderen Einflüssenwie Haltungsbedingungen und -umwelt,einen erheblichen Effekt auf dasWohlbefinden der Tiere haben. Es verstehtsich von selbst, dass sich ein gutesWohlbefinden auch auf Gesundheit undLeistungsfähigkeit der Tiere auswirkt.Tabelle 1: Kälber- oder RinderhandlingNötige Nutzeneffekte pro Kuh und Jahr zur Deckung des Arbeitszeitaufwandes(Einkommensgleichheit)Nutzeneffekt Referenz Nötige VeränderungMilchleistung (kg) 7500 + 15Remontierungsrate (%) 32 –2Tierarztkosten (Fr.) 220 –9Besamungskosten (Fr.) 108 –9Tabelle 2: JungsauenhandlingNötige Nutzeneffekte pro Sau und Jahr zur Deckung des Arbeitszeitaufwandes(Einkommensgleichheit)Abgesetzte Ferkel/Wurf 10.2 + 0.03Umtriebe 2.27 + 0.02Besamungen 6.5 – 0.5Remontierungsrate (%) 45 –3Tierarztkosten (Fr.) 175 –6Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungenbelegen, dass ein negativ behafteteroder ein mangelnder Kontaktzum Menschen negative Auswirkungenhat: So zum Beispiel übermässiger Stressund damit verbunden ein schlechter Immunstatusmit entsprechenden Gesundheitsproblemen,Ängstlichkeit mit darausfolgenden Verletzungsrisiken undhöhere Tierverluste (v.a. Aufzuchtverluste,Totgeburten). Weitere negativeAuswirkungen sind geringere Futteraufnahme,Milchejektionsstörungen undschlechtere Fruchtbarkeit, die allesamtmit Leistungseinbussen verbunden sind.Schliesslich ist auch von einer allgemeinhöheren Arbeitsbelastung für den Tierhalterauszugehen.«Leckerli füttern» braucht ZeitDie ökonomische Relevanz beziehungsweiseder Einfluss auf das Einkommender erwähnten Auswirkungen wird unterschätzt.Im Rahmen eines Forschungsprojektesdes Bundesamtes fürVeterinärwesen (BVET) und AgroscopeReckenholz-Tänikon wurde dieser Aspektgenauer untersucht. Ausgehendvon jeweils einem durchschnittlich gemanagtenMilchvieh- und Zuchtsauenbetrieb(Referenzbetrieb) erfolgte eineBerechnung der zusätzlichen Kosten einerverbesserten Mensch-Tier-Beziehung(MTB). Hierfür wurden zunächstüber mehrere Monate standardisierteGewöhnungspraktiken auf verschiedenenPraxis-Betrieben durchgeführt, sogenannte «MTB-Massnahmen». Dazugehören das Handling der Jungtiere(Bürsten, Streicheln, Füttern von «Leckerlis»bei Kälbern, Rindern, Ferkeln,Jungsauen), Angewöhnung an die Abkalbe-beziehungsweise Abferkelbucht,Training der Melkroutine und das Treibenbei Jungsauen.Für diese Massnahmen erfolgte eineexakte Zeiterfassung. Der gesamte Arbeitszeitbedarfim Produktionssysteminklusive der entsprechenden Mehrarbeitfür die MTB-Massnahmen wurdemit 28 Fr. je Stunde bewertet. Dieentsprechenden Arbeitskosten sowieallfällige ergänzende Gebäudekosten(zusätzliche Abkalbe- und Abferkelbuchten)flossen so auf der Kostenseitein eine Wirtschaftlichkeitsanalyse ein.Zahlt sich aus Ausgehend von diversenErgebnissen aus der Fachliteraturwurden diverse Nutzeneffekte (höhereLeistungen, tiefere Kosten) einer besserenMensch-Tier-Beziehung identifiziertund der Versuch einer Quantifizierungunternommen. Beispielsweise kann dieNutzungsdauer erhöht oder die Remontierungsrategesenkt werden. Dieser Effektresultiert in erster Linie aus bessererGesundheit und geringeren Aufzuchtverlusten.Als direkte Folge sinken dieRemontierungskosten.Die Tierarzt- und Medikamentenkostenwerden gesenkt, was mit der besserenImmunität durch eine geringereStressbelastung erklärt werden kann.Diese führt zusammen mit einer häufigerenTierbeobachtung ebenfalls zu einerhöheren Fruchtbarkeit, so dass dieBesamungskosten sinken.Der wichtigste Nutzeneffekt, der wenigoffensichtlich ist und demzufolge oftunterschätzt wird, ist der indirekte Effektauf die Tierleistung. Bessere Gesundheitund tiefere Remontierungsratenführen beispielsweise in derMilchviehhaltung zu einer günstigerenAltersstruktur innerhalb der Herde. So18 2 2013 · <strong>UFA</strong>-REVUE

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