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<strong>think</strong> News<br />
Popcorn, das ist eine amerikanische Zukunftsforscherin,<br />
die sehr lustig, aber auch sehr visionär<br />
schreibt, was uns die Zukunft bringt. Aber ich möchte<br />
mich auf kein einzelnes Buch fokussieren, eher auf<br />
einen Schriftsteller. Wer mich sehr stark beeindruckt,<br />
ist Ernest Hemingway, weil seine zerrissene Art auch<br />
in seinen Büchern rüberkommt und diese eine<br />
Seelenverwandtschaft bei mir selbst aufflackern lässt.<br />
Ich mag Leute, die nicht „glatt“ sind, die sehr viele<br />
Facetten haben, die man nicht so schnell durchschauen<br />
kann - was aber nicht unberechenbar heißt -<br />
sondern, die einfach viel zu bieten haben und die<br />
nicht „nur“ erfolgreich sind, sondern auch Probleme<br />
haben, diese meistern und dadurch im Leben ein<br />
Stück weiterkommen. Deshalb gefallen mir auch<br />
Schriftsteller wie Hemingway, der ja sehr lange<br />
Alkoholiker war und durchaus mit seinem Leben<br />
Probleme hatte - eben keine aalglatte Persönlichkeit;<br />
und das kommt in seinen Büchern sehr gut raus. Ich<br />
finde Menschen uninteressant, die „nur“ erfolgreich<br />
sind; für mich sind nur diejenigen interessant, die in<br />
ihrem Leben Schicksalsschläge gemeistert haben,<br />
denn ich glaube, dass man daraus lernt, und die<br />
Persönlichkeit reift – und nicht aus den Erfolgen.<br />
Mit Filmen ist es genauso: Ich möchte mich nicht auf<br />
einen festlegen. Ich sehe nicht so viel fern und gehe<br />
auch nicht so häufig ins Kino. Ich mag Filme mit<br />
Hintergrund, sicherlich nicht nur ernste und schwermütige<br />
Filme, sondern auch lustige. Aber es müssen<br />
Filme sein, die Problematiken darstellen, in denen ich<br />
mich selbst wiederfinde – ich bin selbst ein zerrissener<br />
Mensch – und Anregungen bekomme, auch meinen<br />
Lebensweg weiterzugehen. Spontan fällt mir zum<br />
Beispiel „Fräulein Smillas Gespür für Schnee“ ein...<br />
<strong>think</strong>: Sie behaupten von sich, Sie seien selbst<br />
ein zerrissener Mensch. Bitte erklären Sie uns<br />
das...<br />
Frau Raab: Ich denke, ich bin ein Mensch mit Launen.<br />
Es gibt Zeiten, da geht mir alles leicht und glatt von<br />
der Hand. Und dann gibt es Zeiten, in denen ich traurig<br />
bin und mein Selbstbewußtsein etwas leidet. Das<br />
ist wie ein Konjunkturzyklus in der Wirtschaft. Mal<br />
himmelhoch jauchzend, mal zu Tode betrübt. Ebenso<br />
bin ich hin und hergerissen was meine Zufriedenheit<br />
und Werte an sich angehen. Ich bin durchaus jemand,<br />
der konsumfreudig ist und Spaß daran hat, sich schöne<br />
Sachen zu kaufen. Auf der anderen Seite frage ich<br />
mich dann auch, warum eigentlich? Das brauchst Du<br />
doch gar nicht, das Glück liegt doch ganz woanders.<br />
Ich bin hin- und hergerissen zwischen Extremen. Zum<br />
Beispiel zwischen Freude und Trauer, Konsumfreude<br />
und Enthaltsamkeit, extremen Sportaktivitäten und<br />
Phasen, in denen ich faul bin. Ich bin nicht ausgeglichen,<br />
es gibt nur sehr heiß oder sehr kalt.<br />
<strong>think</strong>: Was denken Sie über die momentane<br />
Situation in USA/Afghanistan; haben Sie Angst<br />
vor einem möglichen Krieg?<br />
Frau Raab: Nein, überhaupt nicht. Was mich traurig<br />
macht, ist, dass es Menschen nicht schaffen, in<br />
Frieden miteinander zu leben und dass es Gewalt<br />
braucht, um diese Gewalt, die uns in der westlichen<br />
Welt erschüttert, einzudämmen. Aber leider sehe ich<br />
dafür auch keine Alternative. Und es macht mich<br />
besonders traurig, dass es immer dann wiederum<br />
unschuldige Menschen trifft, sowohl auf der einen, als<br />
auch auf der anderen Seite, die politisch überhaupt<br />
keine Ambitionen haben und die letztendlich bezahlen<br />
müssen.<br />
<strong>think</strong>: Bei welchem zeitgeschichtlichen Ereignis<br />
wären Sie gern dabei gewesen bzw. welche<br />
Person in der Geschichte fasziniert Sie?<br />
Frau Raab: Mich interessieren grundsätzlich immer<br />
Leute, die etwas bewegen. Seien es herausragende<br />
Persönlichkeiten im 2. Weltkrieg, z. B. Winston<br />
Churchill oder später John F. Kennedy, der versucht<br />
hat, Deutschland wieder in die westliche Allianz miteinzubeziehen.<br />
Was mich besonders interessiert ist,<br />
wenn diese Persönlichkeiten Frauen sind - obwohl ich<br />
nicht feministisch bin. - aber ich freue mich, wenn es<br />
dann Frauen sind, die etwas bewegen können, weil<br />
sie aus der Historie heraus noch eine andere, schwierigere<br />
Rolle hatten als Männer. Eigentlich möchte ich<br />
mich nicht auf jemanden festlegen, aber spontan fällt<br />
mir z. B. Mutter Theresa ein - zwar ein abgegriffenes<br />
Beispiel, aber weil sie meiner Meinung nach unglaublich<br />
viel geleistet hat. Eben auch vor dem Hintergrund,<br />
dass sie die Vorteile, die Frauen normalerweise ausspielen<br />
können, überhaupt nicht hatte, sondern einfach<br />
aus ihrer Überzeugung heraus etwas bewegt hat<br />
für das Gute der Menschheit. In letzter Zeit gibt es<br />
weltweit einige Politikerinnen, die aus meiner Sicht<br />
etwas bewegt haben, und damit auch die<br />
Frauenbewegung in die richtige Richtung bringen.<br />
Also z. B. die ehemalige amerikanische<br />
Außenministerin Albright, weil Sie sich in den<br />
Nahostkonflikt eingeschaltet hat und da auch einige<br />
Erfolge zu verbuchen hatte. Mir gefällt es, wenn sich<br />
jemand bemüht, die Welt ein Stück weiter zu bringen.<br />
<strong>think</strong>: Welche Person würden Sie gern kennenlernen<br />
bzw. hätten Sie gern kennengelernt?