Mühlen und Müller im oberen Erzgebirge - Streifzüge durch die ...
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Georg Gehler - Die zwei Walthersdorfer <strong>Mühlen</strong><br />
- eine orts- <strong>und</strong> familiengeschichtliche Betrachtung<br />
Der Ort Walthersdorf wird erstmalig 1367 in der Urk<strong>und</strong>e Kaiser Karls<br />
des IV. erwähnt, in welcher er der Herrschaft Schlettau <strong>die</strong> zollfreie<br />
Einfuhr von Vieh <strong>und</strong> landwirtschaftlichen Produkten aus dem<br />
Königreich Böhmen ausdrücklich versichert. Eine erste namentliche<br />
Aufstellung der Bewohner des Ortes ist in einem<br />
Einkommensverzeichnis des Klosters Grünhain aus dem Jahre 1531<br />
enthalten. Dieses beginnt in der Aufzählung mit dem Richter, <strong>und</strong> dann<br />
in der Reihenfolge links abwärts der Zschopau <strong>und</strong> dann rechtsseitig<br />
aufwärts derselben. Es sind 23 Bauern <strong>und</strong> ein Häusler namentlich<br />
verzeichnet, <strong>und</strong> der "Muller" ohne Namen. Aus einer Steuerschätzung<br />
von 1542 erfahren wir den Namen des nächsten <strong>Müller</strong>s: Gregor Beyer.<br />
Sein Besitz wird auf 282 fl <strong>und</strong> 6 Kühe auf 18 fl geschätzt, <strong>und</strong> er hatte<br />
den höchsten zu versteuernden Besitz <strong>im</strong> Ort.<br />
Die Lage <strong>die</strong>ser Mühle in der Ortsmitte, etwa gegenüber dem<br />
Erbgericht, läßt vermuten, daß <strong>die</strong>se wohl ursprünglich zum Erbgericht<br />
gehörte, zumal <strong>die</strong>se Mühle in der Reihe der Güter dazwischenliegt <strong>und</strong><br />
kein sogenanntes Hauserbe hat. Ein verwandtschaftlicher Hinweis für<br />
<strong>die</strong>se Annahme könnte sein, daß <strong>im</strong> Kirchenbuch Markersbach 1557<br />
eine Heirat des Paul Schwenderlein mit Anna filia des alten Letzsch<br />
verzeichnet ist. Zum Verständnis zwei Fakten: 1. Von 1555 bis 1557 sind<br />
<strong>im</strong> Kirchenbuch Markersbach auch Einträge von Schlettau <strong>und</strong> seinen<br />
eingepfarrten Orten verzeichnet, <strong>und</strong> 2. <strong>die</strong> Familie Schwenderle oder<br />
Schwander ist seit 1546 als Erbrichter in Walthersdorf in den<br />
Steuerlisten genannt.<br />
Als nächster <strong>Müller</strong> ist <strong>im</strong> Steuerverzeichnis 1561 Peter Lötzsch<br />
verzeichnet. Er war der Stiefsohn des vorherigen <strong>Müller</strong>s Beyer,<br />
welcher <strong>die</strong> Witwe des Jorge Lötzsch geheiratet hatte. Dieser<br />
Sachverhalt geht aus dem Gerichtsbuch Scheibenberg hervor, in dem<br />
Gregor Beyer 1558 seinem Stiefsohn <strong>die</strong> Mühle wieder übergibt <strong>und</strong><br />
daraus auch der Name dessen Vaters ersichtlich wird.<br />
Christian Lehmann, der Chronist des <strong>Erzgebirge</strong>s, schreibt in seinem<br />
"Historischen Schauplatz" auf Seite 257: "Anno 1565, den 21. Juli,<br />
mittags um 2 Uhr, hat eine ungeheure Fluth Annaberg <strong>und</strong> benachbarte<br />
Orte/ Waltersdorff / Schlettau / Buchholtz / Dörffel / Hermersdorff /<br />
Tannenberg <strong>und</strong> Schönfeld überfallen. M. Philippus Wagner, damaliger<br />
Superintendenten in Annaberg hat <strong>die</strong>se schreckliche Fluth<br />
beschrieben: Den 21. Juli nach Mittag, ist um 2 Uhr ein schreckliches