Mühlen und Müller im oberen Erzgebirge - Streifzüge durch die ...
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Georg Gehler - Die zwei Walthersdorfer <strong>Mühlen</strong><br />
Wetter aufgezogen um Annaberg / mit einen mächtigen Platzregen / der<br />
sich über Crotendorff angefangen, <strong>und</strong> darneben eine Wolckenbrust<br />
niedergangen, dovon sich <strong>die</strong> Wasser hefftig ergossen, viel Teiche<br />
abgerissen <strong>und</strong> da<strong>durch</strong> viel Schaden gethan; in Crotendorff erschlugen<br />
<strong>die</strong> Schloßen <strong>durch</strong>gehend alles, <strong>die</strong> Fluth risse beym Ober-Förster <strong>die</strong><br />
Hof-Mauer nieder, ersäuffte das Viehe, risse Churfürstliche <strong>und</strong> andere<br />
Teiche in Schlettau <strong>und</strong> Dörffel <strong>durch</strong>, schwämmete dem Ober-<strong>Müller</strong><br />
in Waltersdorff sein Viehe weg, daß <strong>die</strong> todten Kälber biß Zschopa<br />
geflossen"<br />
Auf Seite 263 schreibt er: "In Waltersdorff war eine Mutter mit ihrem<br />
Kinde allein in der Mühle, sie schrie jämmerlich, biß <strong>die</strong> Nachbarn sich<br />
heranwagten, <strong>und</strong> beyde schw<strong>im</strong>mend zum Fenster heraus brachten."<br />
In <strong>die</strong>sen Berichten kommt der Ausdruck Ober-<strong>Müller</strong>, d.h. obere<br />
Mühle, vor, <strong>die</strong> untere Mühle des Wolff Beyer wird erstmalig <strong>im</strong><br />
Amtserbbuch 1548 genannt.<br />
Der Verfasser geht dabei von folgender Hypothese aus: Für den<br />
<strong>Mühlen</strong>betrieb ist das Wasser für <strong>die</strong> Energie von erstrangiger<br />
Bedeutung.<br />
Unmittelbar nach der Obermühle zweigte ein Mühlgraben das Wasser für<br />
den Rosenbusch-Silberstollen ab, der an der nördlichen Flurgrenze von<br />
der Commun Schlettau betrieben wurde. Nach dem Niedergang <strong>die</strong>ses<br />
Bergwerks hat entweder Wolff Beyer oder der Erbrichter Schwander den<br />
Mühlgraben benützt <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Müller</strong>ei aufgenommen. Auf der Oederschen<br />
Karte sind beide <strong>Mühlen</strong> bezeichnet: "Peter Lötsch mül 2 geng" in der<br />
Ortsmitte <strong>und</strong> "Gerg Schwanders mül 2 geng" <strong>im</strong> unteren Ort.<br />
Im Steuerregister 1576 wird Erbrichter Georg Schwander als<br />
Eigentümer genannt. Besitzerwechsel lassen sich für <strong>die</strong>se Zeit nicht<br />
nachweisen, da <strong>die</strong> Gerichtsbücher erst ab 1645 erhalten sind <strong>und</strong> eine<br />
weitere Lücke von 1692 bis 1785 alle späteren Forschungen erschwert.<br />
Die <strong>Müller</strong>-Familie Lötzsch breitete sich in der Folgezeit stark aus.<br />
Vermutlich bestand auch ein verwandtschaftlicher Zusammenhang zu<br />
den Lötzsch-<strong>Müller</strong>n in Tannenberg Anfang des 17. Jhd., welcher aber<br />
nicht nachweisbar ist. Der nächste <strong>Müller</strong> in der <strong>oberen</strong> Mühle ist der<br />
Sohn Elias Lötzsch <strong>und</strong> dessen Bruder Balthasar, <strong>die</strong> weitere<br />
Bauernfamilien begründeten. Mit Elias Lötzsch kommen wir in <strong>die</strong> Zeit<br />
des Beginns der Schlettauer Tauf- <strong>und</strong> Begräbnisbücher ab 1609. Zwar<br />
sind seine sechs bekannten Kinder vor 1609 geboren, aber sie stehen als<br />
Paten von 1614 bis 1625. Elias' jüngster Sohn Jeremias, nach Sterbealter<br />
1607 geboren, ist der nächste <strong>Müller</strong> in der <strong>oberen</strong> Mühle, während<br />
dessen älterer Bruder Georg als <strong>Müller</strong> in der unteren Mühle erscheint,<br />
<strong>die</strong> noch eine weitere Generation mit Augustin Lötzsch in<br />
Familienbesitz bleibt.<br />
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