Eine gesunde Praxis... - MEDI Deutschland
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<strong>MEDI</strong>times <strong>Praxis</strong>team<br />
Was bringt eine<br />
VERAH der <strong>Praxis</strong>?<br />
Es ist natürlich nicht schlecht, wenn<br />
man die Chronikerpauschale P3 abrechnen<br />
kann. Deutlich spannender ist es<br />
aber für <strong>MEDI</strong> Arzt Dr. Dieter Kreye aus<br />
Neubrandenburg, dass ihn die Arbeit<br />
seiner VERAHs auch tatsächlich entlastet.<br />
Daniela Wichmann arbeitet als Arzthelferin<br />
in der allgemeinmedizinischen <strong>Praxis</strong><br />
von Kreye. Wobei der Begriff „Arzthelferin“<br />
in ihrem Fall die Sache nicht richtig trifft:<br />
Sie arbeitet sehr selbstständig. Beispielsweise<br />
betreut sie ein Altenheim in einiger<br />
Entfernung von der <strong>Praxis</strong>. Natürlich<br />
arbeitet sie dort unter Anleitung ihres<br />
Chefs, aber die meisten Hausbesuche<br />
führt sie ohne ihn durch.<br />
Heute sind beispielsweise die Fußinspektionen<br />
der Patienten im DMP Diabetes<br />
dran. Ungefähr 15 Heimbewohner<br />
sind das. Die meisten dement, viele inkontinent,<br />
bettlägerig oder immobil. Daniela<br />
Wichmann packt ihre Besuchsliste aus,<br />
begrüßt die leitende Schwester und fängt<br />
an. Gemeinsam suchen sie die Patienten<br />
auf, die Schwestern auf den Stationen<br />
wissen schon Bescheid. Die Abläufe sind<br />
gut durchorganisiert. Das Ausziehen der<br />
Strümpfe dauert am längsten. Dann<br />
schaut sie sich die Füße an, fragt nach<br />
Schmerzen und Missempfindungen, misst<br />
das Vibrationsempfinden, tastet die<br />
Fußpulse und setzt in unklaren Fällen<br />
Ultraschall ein. Beim Anziehen wird noch<br />
nach Druckstellen in den Schuhen geschaut,<br />
die Socken werden bei Bedarf auf<br />
harte Nähte kontrolliert –fertig. Die ganze<br />
Aktion hat rund zwei Stunden gedauert.<br />
Zwischendurch ist noch Zeit, mit den<br />
Schwestern über aktuelle Probleme zu<br />
reden, nach Unterzuckerungen zu fragen,<br />
Angehörige zu begrüßen und Fragen zu<br />
beantworten. „Es kommen vier oder fünf<br />
weitere Hausärzte in unser Heim“, berichtet<br />
die Pflegedienstleiterin. „Aber die<br />
anderen machen die Untersuchungen<br />
nicht so gründlich“, erklärt sie mit Blick<br />
auf das letzte Paar nackter Füße an diesem<br />
Morgen, „die haben ja auch nicht so<br />
eine spezialisierte Schwester“.<br />
Die Untersuchungsergebnisse sind in<br />
einem Vordruck notiert, sie werden in der<br />
<strong>Praxis</strong> in die Patientenkartei übertragen.<br />
„Besonderheiten bespreche ich natürlich<br />
sofort mit dem Arzt“, so Wichmann. Die<br />
Aufgaben zwischen den beiden sind klar<br />
verteilt. Die Arzthelferin ist Ansprechpartnerin<br />
für fast alles, sie nimmt Medikamentenanforderungen<br />
und Informationen entgegen<br />
und gibt diese an ihn weiter. Er<br />
kontrolliertund entscheidet. „Es hätte keinen<br />
Sinn, wenn ich mich zum Beispiel in<br />
die Frage einmischen würde, ob eine Patientin<br />
Neuroleptika braucht oder nicht“,<br />
erklärt sie. Aber es ist wichtig, dass der<br />
Arzt von solchen Wünschen des Pflegepersonals<br />
weiß. Sie organisiert nicht nur<br />
die eigenen Tätigkeiten, sondern auch die<br />
des Arztes und plant, welche Besuche<br />
wann anstehen. Regelmäßig fährt sie beispielsweise<br />
für Blutentnahmen ins Heim,<br />
letzte Woche hat sie geimpft. Dabei war<br />
allerdings Dr. Kreye in der Nähe greifbar.<br />
Er verlässt sich ganz auf die Organisation<br />
seiner Mitarbeiterin, wenn er im<br />
Heim ist. Sie lotst ihn durch das Haus, sie<br />
weiß, bei wem der Blutdruck kontrolliert<br />
oder eine Hautveränderung angeschaut<br />
32<br />
<strong>MEDI</strong> Arzt Dieter Kreye…<br />
werden muss. „Ich mache bloß noch den<br />
fachlichen Kram“, sagt der Hausarzt. Er<br />
kennt ja auch die Fähigkeiten seiner Mitarbeiterin<br />
und weiß, was sie im Rahmen<br />
der VERAHModule theoretisch und praktisch<br />
gelernt hat. Kreye selbst hat sich berufspolitisch<br />
dafür eingesetzt, dass in unterversorgten<br />
Gebieten eine VERAH und<br />
keine AGNES arbeitet, wie ursprünglich<br />
geplant. „Wir brauchen keine Assistentinnen,<br />
die auf Hausbesuchen SchlafApnoeMessungen<br />
durchführen oder Bilddaten<br />
von Patienten per Hightech übermitteln.“<br />
Stattdessen wünscht er sich für<br />
die Zukunft ein palliativmedizinisches<br />
Modul –„so etwas brauchen wir hier“,<br />
fordert er. „Und außerdem ist es ein riesiger<br />
Unfug, die Honorierung der VERAH<br />
auf unterversorgte Gebiete zu beschränken!“<br />
Arzt plus VERAH: Ein Traumpaar?<br />
Sicher nicht überall! Wann funktioniert<br />
die Zusammenarbeit zwischen Hausarzt<br />
und VERAH und wann gibt es Schwierigkeiten?<br />
Grundsätzlich muss nicht nur die<br />
menschliche Chemie stimmen, auch die<br />
gegenseitige Anerkennung muss da sein.<br />
Kreye hat schon VERAHAspirantinnen<br />
gesehen, bei denen er Zweifel hatte, ob<br />
sich die Kurse für sie jemals lohnen wür