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Rote Liste Lurche und Kriechtiere - LUGV - Land Brandenburg

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8 ROTE LISTEN LURCHE UND KRIECHTIERE; NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 13 (4) 20043 Gefährdungsursachen <strong>und</strong>RisikofaktorenIm Folgenden sind die wesentlichen Gefährdungsfaktorenfür beide Artengruppen zusammengestellt.3.1 <strong>Lurche</strong> (Amphibia)Amphibien sind aufgr<strong>und</strong> ihres Lebenszyklussowohl auf aquatische als auch auf terrestrischeHabitate angewiesen. Während die <strong>Land</strong>lebensräumeals Sommerlebensraum <strong>und</strong> oftals Winterquartiere fungieren, sind alle in <strong>Brandenburg</strong>vorkommenden Amphibienarten fürdie Fortpflanzung auf Gewässer angewiesen.Auf Amphibien wirken deshalb in beiden Teilhabitatenunterschiedliche Gefährdungsfaktoren.Bis heute ist der unmittelbare Verlust anLebensräumen infolge menschlicher Eingriffeeiner der Hauptgefährdungsfaktoren. Der saisonaleWechsel zwischen den Habitaten bedingtdarüber hinaus zusätzliche Gefährdungen,da hierbei nicht selten Migrationen übermehrere Kilometer erfolgen. Daraus ergibt sichzum Beispiel eine besondere Bedrohung derAmphibien durch das in den letzten Jahrenenorm gestiegene Verkehrsaufkommen <strong>und</strong>den fortgesetzten Ausbau des Verkehrswegenetzes(SCHNEEWEIß 1994, MÖCKEL & STEIN 1998,WOLF & SCHNEEWEIß 2000, DONAT 2001). In diesemZusammenhang sei auf die besondere Situation<strong>Brandenburg</strong>s als Transitland mit derzentralen Lage Berlins verwiesen. Mit Hilfe vonSchutzanlagen werden auch in <strong>Brandenburg</strong>seit Anfang der 1990er Jahre an zahlreichenGefährdungspunkten die Verlustraten erheblichreduziert (WOLF & SCHNEEWEIß 2000, ACKERMANN2003, LEBER 2003). Der Effekt von AmphibienoderKleintiertunneln verringert sich jedoch beigrößeren Tunnellängen (> 25 m) erheblich(SCHNEEWEIß et al. 2003, SCHNEIDER et al. 2003).Verkehrsbedingt hohen Verlusten unterliegendie zum Teil noch individuenreichen Laubfroschvorkommenbspw. in der Uckermark(GÖTTSCHE et al. 2003) <strong>und</strong> in der Niederlausitz.Als Baumfrosch überwindet Hyla arborea problemlosdie meisten Typen herkömmlicher Amphibienleitsysteme(ZBIERSKY & SCHNEEWEIß 2003).Ein weiterer in den letzten Jahren rapide an Bedeutunggewinnender Einflussfaktor ist dieHäufung klimatischer Extreme (FLEHMIG 1995),die sich vor allem in Form heißer <strong>und</strong> niederschlagsarmerSommer negativ auf den Bestandder Kleingewässer auswirkt. Beschleunigte Verlandungsprozesseinfolge Eutrophierung <strong>und</strong>Aufgabe historischer Nutzungsformen habenähnliche Effekte (HAMEL 1988). Am stärkstendavon betroffen sind jahreszeitlich spät laichendeArten, wie Rotbauchunke, Laubfrosch,Wechsel- <strong>und</strong> Kreuzkröte.Weiterhin unvermindert wirkt ein breites Spektrumvon Agrochemikalien direkt <strong>und</strong> indirektauf die Amphibienbestände ein. Meist ist ihreWirkung schwer einzuschätzen. MineralischeDünger können beispielsweise zu schwerenVerätzungen mit Todesfolge führen (SCHNEEWEIß& SCHNEEWEIß 1999). Pestizide wirken sicheinerseits negativ auf das Nahrungsspektrumder Amphibien aus, andererseits unterliegendie Larven den unmittelbar toxischen Einflüssenverschiedener Wirkstoffe (GREULICH 2004).In jüngster Zeit wurden auch in <strong>Brandenburg</strong>schwer wiegende <strong>und</strong> zum Teil epidemisch verlaufendeKrankheiten bei Amphibien nachgewiesen(MUTSCHMANN 2001).3.2 <strong>Kriechtiere</strong> (Reptilia)Auch <strong>Kriechtiere</strong> wechseln in der Regel mehrfachim Jahr zwischen verschiedenen Teillebensräumen.So können Winterquartiere <strong>und</strong>Sommerlebensraum einer Kreuzotterpopulationmehrere h<strong>und</strong>ert Meter voneinander entferntliegen. Als gravierend muss der unmittelbareVerlust von Lebensräumen sowie die Trennungvon Teillebensräumen bei Baumaßnahmen betrachtetwerden. Dies betrifft insbesondereZauneidechse <strong>und</strong> Glattnatter, da deren Lebensräumenicht selten ruderalen Charakterhaben <strong>und</strong> daher meist nicht als schutzwürdigerkannt werden.Bei den Eier legenden Arten sind die Gelegeplätzezentrale <strong>und</strong> zugleich besonders sensibleBezugspunkte. Nicht selten werden die Brutender Ringelnatter in Komposthaufen aus Unkenntnisoder die der Eidechsen <strong>und</strong> Sumpfschildkrötenam Feldrain bei landwirtschaftlichenMaßnahmen zerstört (SCHNEEWEIß 2003).Zwischen Sommerlebensraum <strong>und</strong> Gelegeplatzüberwinden die Weibchen unter Umständen

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