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Die Ox-CD 69 ¡ ReReleas - Webseite von Thomas Neumann

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MSP-Auszeit entstanden, spielt Nicky Wire auf „I Killed The<br />

Zeitgeist“ (wie auf einem Soloalbum eigentlich auch üblich)<br />

jedes Instrument selbst, bis auf das Schlagzeug, welches<br />

<strong>von</strong> Koproduzent Greg Haver übernommen wurde.<br />

Um Missverständnissen vorzubeugen, das ist alles klasse gespielte<br />

Musik, erstklassig arrangiert und produziert, aber es<br />

fehlt mir das Aha-Erlebnis. Songs wie „You will always be<br />

my home“ haben zwar Ohrwurmqualitäten aber die meisten<br />

der 13 Titel plätschern dennoch irgendwo zwischen<br />

Songwriter-Melancholie, Pop und MSP-Punk vor sich hin,<br />

ohne dass ein Stück, ein Riff oder ein Refrain hängen bleibt.<br />

Sorry, aber mit „I Killed The Zeitgeist“ werde ich nicht richtig<br />

warm. (41:53) (6) Kay Wedel<br />

CHUCK E. WEISS<br />

23rd & Stout <strong>CD</strong><br />

Cooking Vinyl | Wer zur Hölle ist Chuck E. Weiss? Ich habe<br />

keine Ahnung, aber eines weiß ich, der Typ ist verdammt<br />

cool. Als erstes drängt sich der Vergleich mit Tom Waits auf,<br />

wenngleich mehr Blues die entscheidende Rolle spielt, als<br />

bei jenem, wo der Jazz seine Spuren nie zu leugnen versuchte.<br />

Songs wie „Novade Nada“ gehen mir wie eine Gänsehaut<br />

über den Rücken und lassen mich ernsthaft darüber nachdenken,<br />

ob es neben Whisky und Rum auch mal nach Jahren<br />

wieder ein Tequila sein sollte, den ich mir schmecken<br />

lasse? Neben schmutzigem Swamp Blues darf man sich auch<br />

an Bee Bop, Boogie Woogie und hin und wieder Swing erfreuen.<br />

„Another drunken sailor song“ sagt genau das aus,<br />

was den Song ausmacht, den hätte auch Sinatra nicht besser<br />

bringen können. Der ist doch gar kein Seemann? Na und,<br />

ist ja auch kein Seemannslied. Ein Album ,um den Tag zu beginnen,<br />

und definitiv ebenso, um ihn ausklingen zu lassen.<br />

(42:17) (9) Claus Wittwer<br />

WILLIAM ELLIOT WHITMORE<br />

& JENNY HOYSTON<br />

Hallways Of Always <strong>CD</strong><br />

Southern/Soulfood | W. E. Whitmore mit weiblicher Unterstützung<br />

und entsprechend gibt es ausschließlich Duette.<br />

Der Blues tritt hier mehr in den Hintergrund, zugunsten<br />

<strong>von</strong> Südstaaten-Songwriting und Alt-Country. Wer dabei<br />

auf die Idee gekommen ist, im Info Vergleiche zu Cash<br />

& Carter oder Rogers & Parton zusammenzubasteln, dem sei<br />

wie so oft bescheinigt, Stuss zu verzapfen. <strong>Die</strong> beiden Stimmen<br />

harmonieren gut miteinander, wenngleich Whitmore<br />

wesentlich mehr Ausdruckskraft rüberbringt. Herausgekommen<br />

sind ein sehr starker Song wie „You’ve ALREA-<br />

DY GONE“, zwei weiterere guterStücke, aber leider auch<br />

zwei Schwachstellen, wie „Feast of a thousand beasts“ oder<br />

„We MISS YOU“. Mit dem Titelsong als letzter Nummer beschließt<br />

man das Album mit einem sehr meditativen Instrumentalstück.<br />

(27:00) (6) Claus Wittwer<br />

WALLS OF JERICHO<br />

With Devils Amongst Us All <strong>CD</strong><br />

Roadrunner | Schon wieder sind zwei Jahre ins Land gezogen,<br />

seit die Ausnahme Hardcore-Band WOJ mit „All Hail<br />

The Dead“ auch die letzten Zweifel und die Frage nach der<br />

Berechtigung <strong>von</strong> Frauen im Hardcore endgültig und eindrucksvoll<br />

musikalisch und textlich hinweg fegte. Nicht<br />

dass ich persönlich daran gezweifelt hätte, aber wenn man<br />

sich auf Konzerten mal mit anderen unterhielt, war diese<br />

Band beziehungsweise Shouterin Candace immer ein<br />

Stein des Anstoßes. Wie schön, dass man im aktuellen Jahr<br />

mit „With Devils Amongst Us All“ den erreichten Respekt<br />

und das Niveau noch mal deutlich anheben kann. Durch das<br />

viele Touren ist die Band im Zusammenspiel und vor allem<br />

menschlich weiter gereift, und der neue Drummer Dustin<br />

Schoenhofer fügt sich nahtlos in das Bandkonzept ein. All<br />

das spiegelt sich in den nicht mehr ganz so düsteren Texten<br />

wieder, und je öfter man sich das Album zu Gemüte<br />

führt, desto mehr fühlt man sich selbst zugehörig und beginnt,<br />

die Entwicklung der letzten Jahre nachzuvollziehen.<br />

Der hohe Thrash-Anteil in den Songs ist markant und das<br />

Tempo wie immer recht hoch. Einen Gassenhauer wie „All<br />

hail the dead“ lässt der aktuelle Release zwar vermissen, dafür<br />

läuft die Platte in sich aber runder ab und das konstant<br />

hohe Niveau macht es schwer einen einzelnen Anspieltip<br />

zu geben. Auffällig ist der insgesamt deutlich höhere Singalong-Anteil<br />

der Songs und natürlich die erste Ballade der<br />

Bandgeschichte. Eindrucksvoll beweist Candace in „No saving<br />

me“, dass sie wirklich singen kann, und intoniert sehr<br />

persönliche Zeilen. Natürlich wird das auch wieder für Gesprächsstoff<br />

sorgen. Ich persönlich finde den Song großartig<br />

und denke, dass ich mit dieser Meinung nicht alleine dastehe.<br />

(35:03) (9) Tobias Ernst<br />

WOLFMEN<br />

Jackie Says 10“<br />

damagedgoods.co.uk/Cargo | Wem sagen die Namen Marco<br />

Pirroni und Chris Constantinou noch was? Na ...? Exakt,<br />

beide waren einst Weggefährten <strong>von</strong> Adam Ant in der<br />

zweiten Auflage der ANTS ab 1980, und Pirroni, der einst<br />

auch mit SIOUXSIE & THE BANSHEES und später mit Sinead<br />

O’Connor auf der Bühne stand, machte sich dann im<br />

Laufe des letzten Jahres mit den WOLFMEN wieder einen<br />

Namen, sie schafften es, ihre Musik in Werbeclips etwa <strong>von</strong><br />

Heineken unterzubringen – toll ... Mit dieser 4-Song-10“<br />

haben sie jetzt ein erstes Release raus, und es würde mich<br />

wundern, wenn man <strong>von</strong> denen nicht bald noch viel mehr<br />

hört. Ihr Sound, teils mit Handclaps und Mundharmonika<br />

abgewürzt, ist eine stimmige Mischung aus Garage, Glam<br />

und Pop, irgendwie deutlich in der Vergangenheit wurzelnd,<br />

aber auch nah dran an den ganzen jungen, hippen Bands –<br />

und ihr Cover des frühen Brian Eno-Songs „Needle in the<br />

camel’s eye“ ist ein unwiderstehlicher, groovender, mitreißender<br />

Hit. Verehrer britischen Pops sollten hier auf jeden<br />

Fall mal ein Ohr riskieren. (8) Joachim Hiller<br />

090 <strong>Ox</strong>-Fanzine #68<br />

WORLD/INFERNO<br />

FRIENDSHIP SOCIETY<br />

Red-Eyed Soul <strong>CD</strong><br />

tcwtga.org | Zusammen mit Don Fury, dem legendären<br />

Produzenten aller wichtiger NYHC-Platten der Achtziger,<br />

waren die aus Brooklyn stammenden Polit-Folk-<br />

Punks diesmal im Studio<br />

und haben mit „Red-<br />

Eyed Soul“ (Soll der Titel<br />

etwas als Selbstbeschreibung<br />

der als notorische<br />

Party-Tiere bekannten<br />

Big-Band zu verstehen<br />

sein ...?) ihr bis dato ausgereiftestes<br />

Album eingespielt.<br />

Grundsätzliche<br />

Änderungen sind nicht<br />

zu konstatieren, das Fundament<br />

der bunten Truppe,<br />

die auf korrektes Bühnenoutfit<br />

Wert legt, ist immer noch polkalastiger Punkrock<br />

mit Einflüssen, die vom Balkan über Irland bis zur Karibik<br />

reichen, opulent in Szene gesetzt mit diversen Blas- und<br />

Saiteninstrumenten. Mag der sympathisch-großmäulige<br />

Mr. Hütz <strong>von</strong> GOGOL BORDELLO sie auch als Fakes dissen,<br />

mir geht seine Meinung in dieser Hinsicht völlig am Arsch<br />

vorbei, denn TW/IFS sind nicht nur auf Platte, sondern gerade<br />

live immer wieder eine sichere Bank, ein mitreißender<br />

Haufen, eine unwiderstehliche Partymaschine, die weder<br />

brav noch jugendfrei ist, die vor keinem „Fuck!“ in den ansonsten<br />

durchaus lyrischen Texten zurückschreckt, die keine<br />

Zweifel an ihrer linken Einstellung lässt – und statt Gift<br />

und Galle lieber etwas Feuer spuckt. Irgendwer hat sie mal<br />

als die US-Antwort auf CHUMBAWAMBA bezeichnet, und<br />

das gilt heute eigentlich immer noch. Wer sie bisher liebte,<br />

wird auch „Red-Eyed Soul“ mögen, und wer sie noch nicht<br />

kennt, sollte sich direkt vom Opener und Hit „Brother of<br />

the Mayor of Bridgewater“ mitreißen lassen. (45:48) (8)<br />

Joachim Hiller<br />

WEDNESDAY 13<br />

Fang Bang <strong>CD</strong><br />

Ryko Disk/Rough Trade | Rechzeitig zu Halloween ist<br />

Schock-Rocker Wednesday 13 zurück, um seine Horror-Gemeinde<br />

mit neuem Gruselstoff zu versorgen. Der Ex-FRAN-<br />

KENSTEIN DRAG QUEENS- und MURDERDOLLS-Frontman<br />

konnte ja bereits mit seinem letzten Album „Transylvania<br />

90210“ die Fans überzeugen und seinen bisher besten<br />

Output vorlegen, doch was der Rastakopf auf „Fang Bang“<br />

vorlegt, ist qualitativ noch mal eine Nummer stärker. „Morgue<br />

than words“ entpuppt sich als Schnodder-Punk Kracher<br />

erster Kajüte, „American werewolves in London“ als<br />

ein echter Ohrwurm und „Haddonfield“ überrascht als die<br />

beste Hommage an Michael Myers, die je geschrieben wurde.<br />

Und diese drei Titel sind nur die Speespitze eines konstant<br />

starken Albums, welches Hit an Hit und Mitgröler an<br />

Mitgröler reiht. Dazu kommt die lustige Angewohnheit des<br />

Herrn Dreizehn, normale Worte oder Sätze so zu verändern,<br />

dass sie in seinen typischen Horror-Kontext passen,<br />

wie zum Beispiel „Happily ever cadaver“ oder „Till death do<br />

us party“ oder das bereits erwähnte „Morgue than words“.<br />

Ganz großes Kino! Einziger Wermutstropfen: Wie immer<br />

agiert der gute Mittwoch stimmlich recht eindimensional.<br />

Vergleiche mit Alice Cooper sind zwar nicht <strong>von</strong> der Hand<br />

zu weisen, aber der Altmeister setzt sein Organ vergleichsweise<br />

variabel ein. Da kann sich W13 noch eine Scheibe abschneiden.<br />

Ansonsten aber gehört „Fang Band“ definitiv zu<br />

den Highlights des Jahres 2006 und sollte sowohl Horror-<br />

Punks, als auch Sleaze-Metaller und Rock’n’Roller begeistern.<br />

(9) Thorsten Wilms<br />

WHIRLWIND HEAT<br />

Types Of Wood <strong>CD</strong><br />

brillerecords.com/EMI | WHIRLWIND HEAT gelingt aus<br />

einer unscheinbaren Kombination <strong>von</strong> Moog, Bass und<br />

Schlagzeug eine eigenständige Version <strong>von</strong> Indierock, die<br />

aber nicht eigenständig genug ist, um hängen zu bleiben,<br />

auch nach mehreren Hördurchläufen nicht. Dabei hätte ihr<br />

sehr basslastiger Sound, der unüberhörbar <strong>von</strong> den PIXIES<br />

geprägt ist, durchaus Hitpotenzial. Nicht umsonst wurden<br />

WHIRLWIND HEAT für ihre Vorgängeralben bereits <strong>von</strong><br />

Jack White gesignt und <strong>von</strong> Brendan Benson produziert –<br />

vielleicht waren diese Alben ja auch wesentlich besser als<br />

dieses etwas langweilige Werk, das trotz zwei, drei richtig<br />

guter Songs einfach immer noch zu viele mittelmäßige hat.<br />

Denn es läuft einfach durch ohne groß zu stören, und gerade<br />

so etwas stört mich eigentlich am meisten. (40:47) (4)<br />

Chris Wilpert<br />

WITHIN Y<br />

Portraying Dead Dreams <strong>CD</strong><br />

Gain/Cargo | Mal wieder neues Futter für alle Liebhaber<br />

schwedischen Death Metals. Zugegeben hängt mir diese<br />

Musikgattung langsam zu den Ohren raus, da mein Trommelfell<br />

über die Jahre zu sehr mit melodieorientiertem<br />

Nordlicht-Metal malträtiert wurde. Trotzdem muss man<br />

eingestehen, dass die werten Herrschaften ihre Instrumente<br />

beherrschen und das auch auf ihrem zweiten Longplayer<br />

unterstreichen können. Ähnlich wie IN FLAMES und Co.<br />

setzt man auf eine moderne Note im metallisch, sterilen<br />

Gesamtsound, was allerdings wie bei so vielen ähnlich gearteten<br />

Bands nicht ausreicht um sich vom Gros der Masse<br />

abzuheben. Für mehr als einen kleinen Achtungskopfnicker<br />

meinerseits reicht es leider nicht aus. Uwe Kubassa<br />

WESTBOUND TRAIN<br />

Transitions <strong>CD</strong><br />

hell-cat.com | Darüber muss ich nicht viele Worte verlieren:<br />

WESTBOUND TRAIN sind die musikalische Fusi-<br />

on <strong>von</strong> ADJUSTERS, AGGROLITES, HEPCAT, PIETASTERS<br />

und SLACKERS. Bei diesen Namen werden die meisten Augen<br />

der Ska- und Reggae-Posse leuchten. Fehlte bisher das<br />

passende Bindeglied zwischen „Dirty Reggae“, postmodernem<br />

Reggae, soulig-rockigem Off-Beat und jazzy-swingendem<br />

Ska, hat jetzt Hellcat mit WESTBOUND TRAIN diese<br />

musikalische Lücke gefüllt. Trotz der großartigen Musiker<br />

fehlt mir etwas das Eigenleben der Band. Bei WESTBOUND<br />

TRAIN sind mir oftmals die „Vorbilder“ zu sehr im Vordergrund<br />

in den Arrangements, so dass mir ein Stück weit der<br />

eigene Charakter der Band fehlt. Aber ansonsten ist „Transitions“<br />

definitiv ein Highlight in der derzeitigen authentischen<br />

Reggae- und Ska-Szene. (62:03) (8) Simon Brunner<br />

XIU XIU<br />

The Air Force LP/<strong>CD</strong><br />

5rc.com/Cargo | Im Interview hat James Stewart<br />

– der XIU XIU fast alleine ausmacht – das<br />

fröhlichste und homogenste XIU XIU-Album<br />

versprochen, doch grundsätzlich erscheinen die<br />

X<br />

Unterschiede zum Vorgänger „La Forêt“ marginal.<br />

<strong>Die</strong> Songs sind fragil und fragmentarisch wie<br />

schon auf den vier Alben davor. Produziert hat Greg Saunier<br />

<strong>von</strong> DEERHOOF, und er hat auch als drittes „Bandmitglied“<br />

zahlreiche Instrumente eingespielt. Wie immer werden die<br />

Songs <strong>von</strong> Stewarts exaltiertem, zerfahrenem Gesang getragen<br />

– mit Ausnahme der Stücke natürlich, bei denen Caralee<br />

McElroys ihre wunderbare Stimme beisteuert –, wie immer<br />

sind sie düster und wavig. Neben zahlreichen, perkussiven<br />

Elementen halten auch immer noch verqueres Gitarrenspiel,<br />

Synthie-Beats und -Fieps, Akkordeon, Flöte, Piano<br />

und immer noch genug störende Noisefacetten, wenn nicht<br />

gar -eskapaden Einzug zur Vervollständigung des Klangbildes.<br />

Immer noch handeln die Texte <strong>von</strong> Verlust und Verzweiflung,<br />

Tod und Schmerz. „When we see the hate in your<br />

eyes / It doesn’t make us better men (...) Should you be ashamed<br />

for more than that / Than that your daddy raped you<br />

silly“ heißt es beispielsweise in „Bishop, CA“. Den militärischen<br />

Bezug auf den Titel sucht man in den Songs vergebens,<br />

stattdessen wird in vielen Stücken auch ein deutlicher Bezug<br />

auf Religiosität sichtbar, ohne jedoch direkt die christliche<br />

Heuchelei anzuprangern. Stattdessen wird Gott wie in<br />

Gebeten angesprochen, freilich mit eigentümlichen Inhalten,<br />

und das Cover ziert eine unkommentierte christliche<br />

Ikone des leidenden Jesus – ob das mit dem Titel gemeint<br />

ist? (34:44) (9) Chris Wilpert<br />

XXX MANIAK<br />

Harvesting The Cunt Nectar <strong>CD</strong><br />

selfmadegod.com | Ihr zwei Kerle <strong>von</strong> XXX MANIAK,<br />

merkt euch folgendes: Abgeschlachtete Frauen auf dem<br />

Cover waren schon bei CANNIBAL CORPSE scheiße. Euer<br />

Bandname, der Platten- als auch Songtitel wie „If I dismember<br />

your cunt, are you still a virgin?“ oder „The moment<br />

you start to enjoy it, it’ll get worse“ sowie eure Mord-<br />

und Vergewaltigungsphantasien sind nicht cool, sondern<br />

scheiße. Und euer öder Drumcomputer-Grindcore kann<br />

sich nicht mal ansatzweise mit dem <strong>von</strong> AGORAPHOBIC<br />

NOSEBLEED messen. Ergo: Ihr seid weder witzig, noch provokant,<br />

sondern einfach nur scheiße! (1) André Bohnensack<br />

JAMES YORKSTON<br />

The Year Of The Leopard <strong>CD</strong><br />

Domino/Rough Trade | <strong>Die</strong> große Kunst der<br />

Zurückhaltung zelebriert der Schotte JAMES<br />

YORKSTON auch auf seinem dritten Album.<br />

Auch die flotten Stücke fügen sich nahtlos in<br />

y<br />

die ruhige Gesamtatmosphäre des Albums ein.<br />

<strong>Die</strong>se verdankt es nicht zuletzt auch Paul Webb<br />

(RUSTIN MAN) und Phill Brown, die bereits seit TALK<br />

TALK-Zeiten zusammenarbeiten und jetzt „The Year Of The<br />

Leopard“ in einen warmen Sound aus allen möglichen, vorwiegend<br />

akustischen, Instrumenten packen, wobei vor allem<br />

die Harmonium-Harmonien den Liedern eine manchmal<br />

hypnotische Ruhe verleihen. Es sind wahrscheinlich<br />

alle Einzelkomponenten – das Songwriting, die Einflüsse aus<br />

Pop, Country oder Folk, eben die Produktion und Yorkstons<br />

behutsamer Vortrag –, die aus dem Album so eine erwachsene,<br />

schimmernd schöne Platte machen. Gerade das Finale<br />

„Us late travellers“ sorgt für einen betörend schönen, finalen<br />

Glanzpunkt. Ein Album, so angenehm wie ein offener<br />

Kamin im Winter. (42:10) (9) Christian Maiwald<br />

YOU ME AND THE ATOM BOMB<br />

Shake Up <strong>CD</strong><br />

Household Name | Seit 2004 gibt es das Trio aus Portsmouth<br />

erst, und nach einem Demo und einer Split hat man<br />

schon einen Vertrag mit Household Name aus London, nicht<br />

schlecht. Als Außenstehender mag man denken, dass die<br />

Band mit dem richtigen Bein aufgestanden ist und wer sich<br />

eine Kombination <strong>von</strong> AVAIL zu „Dixie“-Zeiten mit britischer<br />

Ungeschliffenheit wünscht, der wird hier fündig, da<br />

YOU ME AND THE ATOM BOMB eben sehr krachig zu Werke<br />

gehen und sich auch nicht in Versuchung führen lassen,<br />

ihren Sound mit nervigem Singsang zu ruinieren. Sie stellen<br />

lieber die rauhe Stimme <strong>von</strong> Tim Greaves, der auch schon<br />

bei SHARKS VS. JETS spielte, in den Vordergrund und ergänzen<br />

diese mit temporeichem Drumming und markantem<br />

Bass. Definitiv schön kauzig und sehr mitreißend. (44:14)<br />

(7) <strong>Thomas</strong> Eberhardt<br />

YOU SAY PARTY! WE SAY DIE!<br />

Hit The Floor! <strong>CD</strong><br />

Sound Document /Cargo | Der Bandname kann schon mal<br />

alles. Und das Debüt <strong>von</strong> YOU SAY PARTY! WE SAY DIE!<br />

auch, denn „Hit The Floor“ strotzt vor Energie, rockt derbe,<br />

klingt vertraut und ist dabei doch anders und vor allem<br />

so gut. Aber eins nach dem anderen. Zwei Mädchen (eine<br />

da<strong>von</strong> singt) und drei Jungs (die hört man im Background<br />

grölen) sind YSP!WSD!. <strong>Die</strong>se noch recht junge Truppe<br />

kommt aus dem kanadischen Vancouver und dürfte einigen<br />

bereits ein Begriff sein. Zum einen ist „Hit The Floor!“<br />

schon vergangenes Jahr erschienen und es wird da draußen<br />

sicherlich ein paar glückliche Leute geben, die das Teil auf<br />

dem Importweg bekommen haben. Zum anderen spielten<br />

YSP!WSD! dieses Jahr immer mal wieder in unserer Republik<br />

Shows. Anfang September folgte dann sogar ein recht<br />

spontan angekündigtes Konzert in Berlin. Wer das verpasst<br />

hat, braucht sich jetzt nicht direkt in den Arsch zu beißen,<br />

denn ich würde Einiges darauf wetten, dass YSP!WSD! eine<br />

der Bands für 2007 sind – mit etwas Glück wird dann auch<br />

schon das nächste Album fertig sein. Ansonsten ist die Platte<br />

ein Pflichtkauf für alle, die das erste PRETTY GIRLS MAKE<br />

GRAVES-Werk schätzen oder die es interessiert, wie THE<br />

ARCADE FIRE als Punkband klingen könnten. Auch für diejenigen<br />

<strong>von</strong> Bedeutung, die vor kurzem erst die brasilianischen<br />

CSS kennen und lieben gelernt haben. YOU SAY PAR-<br />

TY! WE SAY DIE! – den Namen kann man sich auch ruhig<br />

mal tätowieren lassen. (44:58) (9) Manuel Möglich<br />

YAKUZI<br />

One To All! <strong>CD</strong><br />

rookie-records.com | Erschien das letzte Album „Blow<br />

Jobs“ der sechs Pforzheimer noch in Eigenregie, haben sie<br />

es jetzt verdientermaßen zu einem Plattendeal mit Rookie<br />

Records gebracht. Glückwunsch!<br />

Musikalisch hat<br />

sich nicht so wirklich viel<br />

getan, es gibt ordentlichen<br />

Punkrock mit Trompete,<br />

der eher dem Melodycore<br />

als dem Ska zuneigt. Es ist<br />

also eher Pogo als Schunkeln<br />

angesagt, und auch<br />

die bei deutschen Ska-<br />

Punkbands sonst so übliche<br />

Albernheit geht YAK-<br />

UZI glücklicherweise völlig<br />

ab. Will man mit Vergleichen<br />

kommen, fallen mir als allererstes, gerade ob der<br />

Stimmung in den Liedern, HOWARDS ALIAS ein, bei den<br />

ragtimigen Songs aber auch die MAD CADDIES. Und bei<br />

einigen der etwas schnelleren und härteren Stücke kommen<br />

unmittelbar Erinnerung an die Trompetenausflüge<br />

<strong>von</strong> NOFX hervor, auch noch unterstrichen durch die rotzige<br />

Stimme des Sängers. Eine schöne Platte, die es verdient,<br />

mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. (41:27) (7)<br />

Jan Eckhoff<br />

ZOX<br />

The Wait <strong>CD</strong><br />

Side One Dummy | Schon der Song auf der Warped-Tour-Compilation<br />

war viel versprechend,<br />

aber auf dem aktuellen Longplayer „The Wait“,<br />

schaffen ZOX es wirklich, eine gelungene Stilmi-<br />

Z<br />

schung aus SUBLIME, JACK JOHNSON und THE<br />

POLICE zu fabrizieren. „The Wait“ ist ein Album,<br />

welches fesselt und Reggae-Strukturen mit Violine verbindet,<br />

ohne dabei den gefürchteten Schiffbruch zu erleiden.<br />

Mit „Thirsty“ gelingt es dem Quartett in die Fußtapfen <strong>von</strong><br />

SUBLIME zu treten und diese ohne Probleme auszufüllen.<br />

Jedoch gibt man sich damit nicht zufrieden, man fordert<br />

mehr künstlerische Freiheit, möchte nicht mit Epigonentum<br />

Geschichte machen und teilt sich mit den Labelmates<br />

MAXEEN auch das Faible für die achtziger Jahre. <strong>Die</strong> Violine<br />

sorgt auch noch für keltische Akzente und macht „Fallen“<br />

zu einem Song in dEUS-Manier. <strong>Die</strong> Texte sind poetisch, die<br />

Lieder absolut phantastisch und es würde mich wundern,<br />

wenn ZOX nicht in kürzester Zeit in aller Munde wären. „A<br />

little more time“ ist <strong>von</strong> einem so ungewöhnlichen Gitarrenspiel<br />

geprägt, dass man nicht aufhören kann, der Melodie<br />

und dem Reggae-Rhythmus zu folgen. Kurz gesagt, der<br />

Kauf <strong>von</strong> „The Wait“ lohnt sich, um nicht zu sagen, er ist für<br />

Genrefreunde geradezu zwingend. Für mich definitiv das<br />

Album des Sommers in diesem Kontext, auch wenn es einige<br />

sehr seichte Momente hat. ZOX spielen aber mit Leib und<br />

Seele, haben fünf absolute Hits auf dem Album und noch<br />

Potenzial für viel mehr. (51:45) (8) <strong>Thomas</strong> Eberhardt<br />

ZANN<br />

Three Years In The Desert <strong>CD</strong><br />

vendettarecords.de | An einem Tag wie heute, der geprägt<br />

ist <strong>von</strong> tiefster menschlicher Enttäuschung und Traurigkeit,<br />

kommen mir ZANN aus Leipzig gerade recht, obwohl keine<br />

Musik negativ genug sein kann, um meine Stimmung zu<br />

treffen ... Es gab eine kurze Zeit, in der Bands die irgendwo<br />

zwischen NEUROSIS und ISIS pendeln, Paincore genannt<br />

wurden und das würde auch ZANN absolut gerecht<br />

werden. ZANN haben mit „Three Years In The Desert“ ein<br />

sehr eigenständiges Album abgeliefert, welches nur entfernt<br />

nach obigen Bands klingt, aber vom transportierten Gefühl<br />

durchaus ähnlich ist. Noisige, ellenlange Songs mit schweren<br />

metallischen Riffs treffen auf Tribaldrumming, deutsche<br />

Texte und kurze Samples. Vergleichbar wären sicher auch<br />

noch URANUS oder COALESCE, wobei ZANN aber schon<br />

ihr eigenes Ding durchziehen. <strong>CD</strong> kommt in sehr schönem<br />

Digipak. Hut ab. (26:55) (8) Dr. Oliver Fröhlich<br />

Chefcassette<br />

Auch diesmal gibt's wieder mein persönliches<br />

Mix-Tape mit den subjektiv besten in dieser<br />

Ausgabe besprochenen Platten.<br />

Für 3,00 Euro in Briefmarken (am Besten drei à<br />

1,00 Euro) könnt ihr euch das Teil bestellen bei:<br />

<strong>Ox</strong>-Fanzine, „Chefcassette“,<br />

Postfach 102225, 42766 Haan. Joachim<br />

060-091<strong>Ox</strong>68.indd 90 22.09.2006 20:54:14 Uhr

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