Die Flucht in die Virtualität – Wenn der Schein die Realität ersetzt

- Sex und Gewalt
- Cyber-Mobbing, Cyber-Bullying
Wie bei der Olympiade wurden für verschiedene Spiele Spielern Medaillen
verliehen, wobei nach wie vor Schießspiele wie Counter-Strike
dazugehören. In Korea wurden Online-Spiele schon viel früher gespielt, da
die typischen Konsolen zunächst kaum erhältlich waren, aber dafür die
meisten Wohnblocks an ein Breitbandnetz angeschlossen waren.
Elektrosportler gelten in Korea als Popstars, die 6-stellige Jahresgehälter
verdienen. Es gibt Internate, in welchen morgens gelernt und
anschließend hochdiszipliniert in künstlichen Welten trainiert wird. Im
Counter-Strike beispielsweise spielen fünf Terroristen gegen fünf
Terrorabwehrkräfte, kurze Runden von 1.45 Minuten. Es geht hier
ausschließlich um die Taktik und die Reaktion. Ein Spieler meinte, es sei
ihm völlig egal, ob Menschen oder Hasen durch den Bildschirm laufen
würden. Es braucht im Team intensives Training und ist für Einzelgänger
vollkommen ungeeignet. Aus diesem Grund, meint Rosenfelder, sei es
kein Wunder, dass es Robert Steinhaeuser, der 2002 an einer Erfurter
Schule Amok lief, trotz anderslautender Gerüchte nicht interessierte.
Counter-Strike setzt als Gruppenspiel emotionale Intelligenz voraus, die
„kontaktgestörte Soziopathen eben gerade nicht mitbringen“. In den
Counter-Strike-Ligen entstehen immer mehr Mädchen. Counter-Strike
funktioniert wie ein Tischtennis-Turnier auf einer Jugendfreizeit, nur dass
statt Plastikbällen digitale Granaten hin- und herfliegen. Beschrieben
werden dann Wettkämpfe zwischen zwei Gruppen namens „Mädchenblut“
und „Zaubermädchen“.
Der Begriff „Killerspiel“ ist irreführend. Wenn man von lustigen
Fingerübungen wie Tetris einmal absieht, handeln Computerspiele seit
ihren Anfängen von der Ausschaltung des Gegners. Verbessert haben sich
lediglich die Konturen des Feindes, anfangs bloß ein armseliges
Pixelhäufchen, und das Arsenal der Waffen. Ein Ego-Shooter ist nicht etwa
eine obszöne Abart des Computerspiels, er ist das auf seine Essenz
reduzierte Medium. Gewaltszenen regen für Aggression zuständige
Gebiete der Hirnrinde an, aber nur während des Spiels und nicht auf
Dauer.
So kommt es, dass sich Leute, die in ihrer Wehrdienstverweigerung unter
Berufung auf M. Gandhi oder andere den Dienst an der Waffe ablehnten,
ziemlich genau mit russischen Scharfschützengewehren Bazookas und
Eierhandgranaten sich auskennen. Sehr wohl können Kriegsspiele eine Art
militärische Grundausbildung mit allen Schikanen bewirken ohne
schmerzliche Erfahrungen im wirklichen Leben machen zu müssen.
Vortrag R. Wölfle: „Die Flucht in die Virtualität ...“ Vortrag St. Arbogast 090914
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