Das Rebjahr 2011 in Graubünden - Univerre
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Date: 25.11.<strong>2011</strong><br />
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<strong>Das</strong> <strong>Rebjahr</strong> <strong>2011</strong> <strong>in</strong> <strong>Graubünden</strong><br />
Überdurchschnittlicher Ertrag und ausgezeichnete Dualität: Die We<strong>in</strong>ernte<br />
<strong>2011</strong> beträgt 24000 hl. Dies entspricht 3,2 Millionen We<strong>in</strong>flaschen mit e<strong>in</strong>em<br />
Inhalt von 75 dl oder 17 Flaschen wo Bündner E<strong>in</strong>wohner. Damit liegt die Ernte<br />
sieben Prozent über dem zehnjährigen Mittel. Der Blauburgunder, <strong>Graubünden</strong>s<br />
wichtigste Rebsorte, erreicht e<strong>in</strong>en Zuckergehalt von 99 Grad Öchsle,<br />
e<strong>in</strong>en optimalen Wert.<br />
Witterungs- und Vegetationsverlauf<br />
Trockene W<strong>in</strong>termonate und e<strong>in</strong> früher<br />
Austrieb<br />
Die Witterung lässt sich wie folgt zusammenfassen:<br />
E<strong>in</strong> trockener W<strong>in</strong>ter mit wenig<br />
Schnee, im Frühl<strong>in</strong>g warm und wiederum<br />
trocken, wechselhaft im Sommer und e<strong>in</strong><br />
schöner Altweibersommer und Herbst.<br />
Am 24. November 2010 fielen die ersten<br />
Schneeflocken bis <strong>in</strong> die Bündner Rebberge.<br />
Im Dezember schneite es häufig, aber<br />
<strong>in</strong> bescheidenen Mengen. Ruhe herrschte.<br />
Ab Januar begannen die W<strong>in</strong>zer mit dem<br />
Rebschnitt. Dabei mussten sie darauf achten,<br />
nur auf gut ausgereifte Ruten zu<br />
schneiden, denn die Holzreife war sehr unterschiedlich.<br />
Rebschnitt (27.1.<strong>2011</strong>)<br />
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Unterschiedliche Holzreife (1.2.<strong>2011</strong>)<br />
Im W<strong>in</strong>ter waren drei Kältewellen zu verzeichnen:<br />
Mitte Dezember, Ende Dezember/Anfang<br />
Januar und Ende Januar/Anfang<br />
Februar. Drei der fünf Wetterstationen<br />
registrierten die tiefsten Temperaturen des<br />
W<strong>in</strong>ters am 18. Dezember (siehe Tabelle<br />
1). Die Rebknospen überstanden diese<br />
Kälte problemlos.<br />
Tabelle 1: Tiefsttemperaturen im<br />
W<strong>in</strong>ter 2010/<strong>2011</strong><br />
Station Tiefste Temperaturen des W<strong>in</strong>ters<br />
Fläsch - 8,5 °C am 23.1.<strong>2011</strong><br />
Maienfeld - 9,2 °C am 18.12.2010<br />
Jen<strong>in</strong>s - 9,9 °C am 18.12.2010<br />
Malans - 8,9°C am 27.12.2010<br />
Zizers - 9,7 °C am 18.12.2010<br />
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Insgesamt hielten sich die Schneefälle während<br />
des ganzen W<strong>in</strong>ters <strong>in</strong> Grenzen. Die<br />
letzten Flocken fielen bereits am 24. Februar<br />
<strong>2011</strong> <strong>in</strong> die Rebberge. Es war ke<strong>in</strong> idealer<br />
W<strong>in</strong>ter für Langläufer und Skifahrer.<br />
Die Niederschläge im ersten Drittel des<br />
Jahres verteilten sich wie folgt: Im Januar<br />
fielen lediglich 40 mm Regen, im Februar<br />
nur 38 mm und im März 36 mm. Auch im<br />
April hielt die Trockenheit an. Deshalb erliess<br />
das Amt für Wald am 6. April e<strong>in</strong> Feuerverbot<br />
<strong>in</strong> ganz <strong>Graubünden</strong>.<br />
Frühl<strong>in</strong>gshafte Temperaturen Anfang April<br />
sorgten dafür, dass die Reben austrieben.<br />
Zwischen dem 11. und 18. April hemmte<br />
e<strong>in</strong>e kühle Wetterperiode den Austrieb <strong>in</strong><br />
späten und das Wachstum der jungen Triebe<br />
<strong>in</strong> frühen Lagen. Am 15. April hatten<br />
die W<strong>in</strong>zer Glück: Temperaturen um den<br />
Nullpunkt hätten be<strong>in</strong>ahe Frostschäden<br />
verursacht. Wie knapp es war, beweist die<br />
Tatsache, dass Schössle<strong>in</strong> an zweijährigen<br />
Reben erfroren, denn <strong>in</strong> Bodennähe waren<br />
gar m<strong>in</strong>us 2 bis 3 °C zu verzeichnen.<br />
Blauburgunder (ii. 4.<strong>2011</strong>)<br />
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Rebberge voller Löwenzahn (14.4.<strong>2011</strong>)<br />
Anfang Mai wiesen die Reben e<strong>in</strong>en Vorsprung<br />
von rund zwei Wochen auf. An den<br />
Schossen waren je nach Sorte und Lage<br />
vier bis sieben Blätter entfaltet, Zeit zum<br />
Erlesen. Es dürfte lange her se<strong>in</strong>, dass die<br />
W<strong>in</strong>zer bereits Anfang Mai mit dieser<br />
Laubarbeit beg<strong>in</strong>nen konnten. Für den<br />
5. Mai prognostizierten Meteorologen e<strong>in</strong>en<br />
Bodenfrost <strong>in</strong> exponierten Lagen. Und<br />
tatsächlich zeigten die Wetterstationen <strong>in</strong><br />
zwei Rebgeme<strong>in</strong>den 5 cm über dem Boden<br />
Werte unter dem Gefrierpunkt: Malans<br />
m<strong>in</strong>us 0,3°C und Jen<strong>in</strong>s m<strong>in</strong>us 0,6 °C.Wäre<br />
das Thermometer wie am 15. April auf m<strong>in</strong>us<br />
2 bis 3 °C gefallen, hätten die Jungreben<br />
abermals Frostschäden davongetragen.<br />
Mitte Mai fielen endlich die lang<br />
ersehnten Niederschläge.<br />
Frühe Blüte<br />
Die Reben begannen bereits im Mai zu<br />
blühen. An der Fläscher Halde, e<strong>in</strong>er frühen<br />
Lage, dauerte die Blüte vom 25. Mai<br />
bis 6. Juni, im Fläscher Feld vom 29. Mai<br />
bis 6. Juli und im «Markstaller», e<strong>in</strong>er Reblage<br />
<strong>in</strong> Malans, vom 27. Mai bis 4. Juni.<br />
Damit war die Blüte früher zu Ende als üblich,<br />
der Vegetationsvorsprung betrug zu<br />
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Blühdaten beim Blauburgunder im «Markstaller», Malans (Tabelle 2)<br />
Jahr Beg<strong>in</strong>n Blüte Ende Blüte Blühdauer (Tage) Lese<br />
2005 13.6. 22.6. 9 17.10<br />
2006 16.6. 26.6. 10 3.10<br />
2007 23.5. 1.6. 9 5.10<br />
2008 5.6. 16.6. 11 21.10<br />
2009 26.5. 8.6. 13 5.10<br />
2010 16.6. 28.6. 12 28.10<br />
<strong>2011</strong> 27.5. 4.6. 8 3.10<br />
diesem Zeitpunkt zwei bis drei Wochen.<br />
Obwohl die Temperaturen während der<br />
Blüte nicht immer optimal waren, verblühten<br />
die Gesche<strong>in</strong>e <strong>in</strong>sgesamt gut.<br />
Tabelle 3 zeigt, dass die Dauer zwischen<br />
Ende Blüte und We<strong>in</strong>lese <strong>in</strong> den beiden<br />
letzten Jahren über dem langjährigen Mittel<br />
lag.<br />
Wechselhafter Sommer<br />
Zwischen Mitte Juni und Mitte August fiel<br />
viel Regen: Juni 131 mm, Juli 147 mm und<br />
August 120 mm. Zudem zeichnete sich der<br />
Juli durch grosse Temperaturschwankungen<br />
aus: Werte unter 10°C waren zu Beg<strong>in</strong>n<br />
und am Ende des Monats zu verzeichnen,<br />
Höchstwerte über 30°C resultierten<br />
Tabelle 3: Mittlere Blüh- und Erntedaten beim Blauburgunder im Plantahof-Rebberg<br />
«Markstaller», Malans<br />
Jahr 1980/89 1990/99 2000/09 2010 <strong>2011</strong><br />
Beg<strong>in</strong>n Blüte 21.6. 14.6. 6.6. 16.6. 27.5.<br />
Ende Blüte 6.7. 29.6. 17.6. 28.6. 4.6.<br />
Blühdauer (Tage) 14 14 11 12 8<br />
Beg<strong>in</strong>n Hauptlese 26.10. 22.10. 11.10. 28.10. 3.10.<br />
Ende Blüte bis We<strong>in</strong>lese (Tage) 112 116 117 122 121<br />
Blüte Blauburgundertraube (23.5.<strong>2011</strong>) Hängende Blauburgundertrauben (19.6.<strong>2011</strong>)<br />
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vor der Monatsmitte. Am 3. August zog e<strong>in</strong><br />
Hagelzug durch die Gegend, der ke<strong>in</strong>e<br />
nennenswerten Schäden <strong>in</strong> den Reben verursachte.<br />
Zum Glück entlud sich das Gewitter<br />
über dem Calanda, den e<strong>in</strong>e weisse<br />
Hagelschicht bedeckte. Die wechselhafte<br />
Witterung machte den W<strong>in</strong>zern das Leben<br />
schwer. Es war nicht e<strong>in</strong>fach, die Arbeiten<br />
zu planen und erst noch rechtzeitig zu erledigen.<br />
Jede Stunde ohne Regen musste<br />
für Rebarbeiten genutzt werden.<br />
Der Farbumschlag setzte früh e<strong>in</strong>. Je nach<br />
Lage verfärbten sich die ersten Blauburgunderbeeren<br />
zwischen dem 28. Juli und<br />
4. August. Die ersten vollständig verfärbten<br />
Trauben zeigten sich zwischen dem<br />
7. und 14. August und deuteten damit auf<br />
e<strong>in</strong>e frühe Lese h<strong>in</strong>.<br />
Kaum Föhn<br />
Weiterh<strong>in</strong> wechselhaft war die Witterung<br />
<strong>in</strong> den beiden ersten Septemberdekaden.<br />
Die übermässigen Regenmengen <strong>in</strong> diesem<br />
Rebberge <strong>in</strong> Jen<strong>in</strong>s (27.8.<strong>2011</strong>)<br />
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Sauvignon blanc mit aufgesprungenen<br />
Beeren (15. 9. <strong>2011</strong>)<br />
heiklen Stadium führten zu schweren Trauben<br />
und prallen Beeren, die Folgen waren<br />
zum Teil verheerend: Geplatzte Beerenhäute<br />
bei Dakapo und Sauvignon blanc<br />
sowie Essigfäule beim Blauburgunder.<br />
Zwischen dem 19. September und 5. Oktober<br />
gab es e<strong>in</strong>e warme Periode ohne Niederschläge,<br />
sehr zum Wohlgefallen der<br />
W<strong>in</strong>zer, denn <strong>in</strong> diesen Tagen konnte bei<br />
prächtigem Wetter gewimmelt werden. Als<br />
am 6. Oktober e<strong>in</strong> paar Regentage folgten,<br />
war der grösste Teil der Ernte e<strong>in</strong>gebracht.<br />
Darauf folgten e<strong>in</strong>e lange, rekordverdächtige<br />
Schönwetterperiode und e<strong>in</strong><br />
paar Föhntage.<br />
Krankheiten und Schädl<strong>in</strong>ge<br />
Im Vorjahr hatte der Falsche Mehltau <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>zelnen Parzellen erbarmungslos zugeschlagen.<br />
Deshalb befürchteten e<strong>in</strong>zelne<br />
W<strong>in</strong>zer, dass der Druck heuer grösser se<strong>in</strong><br />
würde als üblich. Doch es kam anders: Es<br />
bewahrheitete sich, dass das Auftreten<br />
von Pilzkrankheiten von den jeweiligen<br />
Witterungsbed<strong>in</strong>gungen abhängt, die heuer<br />
ungünstig für den Falschen Mehltau wa-<br />
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Essigfäule (29. 9.<strong>2011</strong>)<br />
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Massiver Befall von Essigfäule (28. 9.<strong>2011</strong>)<br />
ren. Erst im Herbst befiel der Falsche Mehltau<br />
hie und da e<strong>in</strong> Blatt auf den Geizen.<br />
Der Echte Mehltau war ke<strong>in</strong> Thema. Botrytis<br />
h<strong>in</strong>gegen trat vere<strong>in</strong>zelt auf, vor allem<br />
bei Sauvignon blanc und kompakten Blauburgunderklonen.<br />
Mitte September sorgte Essigfäule beim<br />
Blauburgunder für Aufregung unter den<br />
Rebbauern und Aufkäufern. In e<strong>in</strong>zelnen<br />
Rebbergen stank es richtiggehend nach Essig.<br />
Es gibt wohl ke<strong>in</strong>en Rebbauern, der<br />
sich daran er<strong>in</strong>nern kann, <strong>in</strong> der Region je<br />
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Trauben mit Essigfäule gesehen zu haben.<br />
Diese unangenehme Ersche<strong>in</strong>ung sorgte<br />
dafür, dass das Wimmeln länger dauerte<br />
als üblich, mussten doch die Trauben sorgfältig<br />
gesöndert werden. In e<strong>in</strong>zelnen Parzellen,<br />
so teilten W<strong>in</strong>zer mit, mussten sie<br />
das Doppelte oder gar das Dreifache an<br />
Arbeitsstunden aufwenden. Wie kam es<br />
dazu?<br />
Niederschläge Anfang September führten<br />
zu prallen Beeren. Als am 11. September<br />
weitere 20 mm Regen fielen, entstanden <strong>in</strong><br />
der Beerenhaut kle<strong>in</strong>e, von blossem Auge<br />
unsichtbare Risse und Verletzungen. In der<br />
Folge vergärten wilde Hefen den Zucker im<br />
Beerensaft und bildeten daraus Alkohol,<br />
der se<strong>in</strong>erseits durch Essigbakterien <strong>in</strong> Essig<br />
umgewandelt wurde. Essig wiederum<br />
zog Essigfliegen an. Die ersten Beeren mit<br />
den typischen Symptomen von Essigfäule<br />
(rotbraun verfärbte Beerenhaut) waren am<br />
17. September zu sehen.<br />
In der Fachliteratur steht, dass Essigfäule<br />
allgeme<strong>in</strong> selten aufritt, was ke<strong>in</strong> Trost ist.<br />
Fakt war, dass die Unterschiede von Parzelle<br />
zu Parzelle gross waren. In e<strong>in</strong>zelnen<br />
Parzellen waren die Blauburgunder-Trauben<br />
stark von Essigfäule befallen, andere<br />
wiederum waren kerngesund. Als mögliche<br />
Faktoren gelten: Starker Wuchs der Reben,<br />
wenig durchlüftete Lagen, zu spärliches<br />
oder zu spätes Auslauben, kompakte und<br />
frühreife Klone. Mariafeldklone zeigten<br />
dank ihrer dicken Haut ke<strong>in</strong>e Essigfäule.<br />
Anfang Juli hängten Rebbauern zwischen<br />
Fläsch und Felsberg je 60 Fallen auf, um<br />
den Flug der beiden Traubenwickler zu<br />
überwachen. Der Flug war wie immer sehr<br />
unterschiedlich von Lage zu Lage und Parzelle<br />
zu Parzelle. Er setzte Ende Juni e<strong>in</strong><br />
und war Anfang August grösstenteils beendet.<br />
In Fläsch, Jen<strong>in</strong>s, Trimmis und Fels-<br />
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berg landeten nur Bekreuzte Traubenwickler<br />
<strong>in</strong> den Fallen, lediglich <strong>in</strong> Maienfeld<br />
krochen noch e<strong>in</strong> paar männliche Falter<br />
des E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>digen Wicklers auf den Leim. In<br />
allen Rebbergen von Zizers und Malans<br />
(erstmals) wurde die Verwirrungsmethode<br />
mit Erfolg angewandt.<br />
In frühen Jahren kann der Traubenwickler<br />
e<strong>in</strong>e dritte Generation, den Süsswurm,<br />
Wespe auf Riesl<strong>in</strong>g-Silvaner (23.8.<strong>2011</strong>)<br />
Asiatischer Marienkäfer (26.9.<strong>2011</strong>)<br />
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bilden. Deshalb hängten zwei W<strong>in</strong>zer<br />
nochmals je e<strong>in</strong>e Falle <strong>in</strong> Maienfeld auf. Ergebnis:<br />
Null E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dige, zwei Bekreuzte<br />
Traubenwickler.<br />
Offensichtlich profitierten die Wespen von<br />
der günstigen Witterung und vom grossen<br />
Nahrungsangebot. Im September fielen sie<br />
<strong>in</strong> Massen über e<strong>in</strong>zelne Rebberge her, es<br />
war e<strong>in</strong>e Plage. Da nützten auch die Kö-<br />
Kirschessigfliegenfalle (15.9. <strong>2011</strong>)<br />
Mögliches Schadbild der Kirschessigfliege<br />
(Drosophila suzukii) auf Syrah (28.10.11)<br />
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Schwarzfusskrankheit bei Riesl<strong>in</strong>g-<br />
Silvaner (15.9.11)<br />
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Holzrunzeligkeit Gm 1-6 auf 3309 (4.10.11)<br />
derflaschen nichts mehr, so schnell liessen<br />
sich die Wespen nicht von den Trauben ablenken.<br />
Und waren die Beeren e<strong>in</strong>mal verletzt,<br />
tauchten auch Bienen auf.<br />
E<strong>in</strong> neuer Schädl<strong>in</strong>g namens Drosophila suzukii<br />
oder Kirschessigfliege ist im Anflug.<br />
Wie der Name verrät, stammt diese Essig-<br />
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fliege aus Süd- und Ostasien. Sie wurde <strong>in</strong><br />
Europa erstmals 2009 <strong>in</strong> Beerenkulturen<br />
im Trent<strong>in</strong>o (Italien) und <strong>2011</strong> <strong>in</strong> Himbeeren<br />
<strong>in</strong> Landquart entdeckt. In der Folge<br />
wurde je e<strong>in</strong>e Falle <strong>in</strong> den Rebbergen von<br />
Maienfeld, Malans und Zizers montiert.<br />
Resultat: Die Drosophila suzukii wurde an<br />
allen Standorten gefunden. Noch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />
H<strong>in</strong>weis: Die Kirschessigfliege ist nicht<br />
verantwortlich für das teilweise massive<br />
Auftreten der Essigfäule.<br />
E<strong>in</strong> weiteres Insekt, das im Auge behalten<br />
werden muss, ist der Asiatische Marienkäfer.<br />
Am 26. September fanden Wimmler<br />
erstmals e<strong>in</strong>zelne «Asiaten» <strong>in</strong> Trauben<br />
zweijähriger Riesl<strong>in</strong>g-Silvaner Reben <strong>in</strong><br />
Malans.<br />
In diesem Jahr g<strong>in</strong>gen mehrere Meldungen<br />
über absterbende Reben e<strong>in</strong>. Deshalb organisierte<br />
die Fachstelle We<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>en<br />
Augensche<strong>in</strong> <strong>in</strong> den betroffenen Parzellen.<br />
Mit von der Partie waren je zwei Rebschulisten<br />
und Vertreter der Forschungsanstalt<br />
ACW Wädenswil. Es gab hauptsächlich<br />
zwei Gründe für das Absterben: Holzrunzeligkeit<br />
und Schwarzfusskrankheit.<br />
Die Holzrunzeligkeit kommt be<strong>in</strong>ahe <strong>in</strong> allen<br />
We<strong>in</strong>baugebieten der Welt vor. Dabei<br />
handelt es sich um e<strong>in</strong> Virus, das <strong>in</strong> Edelreis<br />
und Unterlage meistens latent vorkommt.<br />
Probleme mit diesem Virus können sich <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Unverträglichkeit der Unterlage 3309<br />
mit lockerbeerigen Blauburgunderklonen<br />
äussern (z.B. Mariafeld 1/17, FR 1804 und<br />
Gm 1-6 auf 3309). Um das Auftreten der<br />
Holzrunzeligkeit zu vermeiden, ist es empfehlenswert,<br />
lockerbeerige Klone auf der<br />
Unterlage 8 B zu setzen.<br />
Auch Pilze können die Ursache für das Serbeln<br />
oder Absterben von Reben se<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem<br />
sie Rebwurzeln befallen, die sich<br />
braun verfärben und demzufolge weder<br />
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Neue Traubenannahmestation bei Andrea Davaz (26. 9.11)<br />
Wasser noch Nährstoffe aufnehmen<br />
können. In der Fachliteratur wird diese leidige<br />
Tatsache «Schwarzfusskrankheit»<br />
oder «Pied noir» genannt. Bereits <strong>in</strong> den<br />
Jahren 1975 bis 1980 soll diese Krankheit<br />
im Deutschschweizer Rebbau vorgekommen<br />
se<strong>in</strong>. Weshalb sie unsere Reben zwischenzeitlich<br />
verschont hat, ist nicht klar,<br />
weitere Untersuchungen müssen folgen.<br />
Weder Stiellähme noch Traubenwelke<br />
Weder Stiellähme noch Traubenwelke traten<br />
auf. Ob dies wohl mit dem frühen <strong>Rebjahr</strong><br />
zusammenhängt?<br />
We<strong>in</strong>lese<br />
Genre de média: Médias imprimés<br />
Type de média: Presse spécialisée<br />
Tirage: 3'530<br />
Parution: 49x/année<br />
Frühe Lese<br />
<strong>Das</strong> Wimmeln der Trauben erfolgte früher<br />
als üblich und dauerte lange. So lasen Reb-<br />
Observation des médias<br />
Analyse des médias<br />
Gestion de l'<strong>in</strong>formation<br />
Services l<strong>in</strong>guistiques<br />
bauern die ersten Trauben am 9. September<br />
und die letzten am 31. Oktober. Die<br />
Haupternte fiel auf den 1., 3. und 4. Oktober.<br />
In diesen Tagen wurden jeweils mehr<br />
als 300 Tonnen Trauben e<strong>in</strong>gebracht. Die<br />
Ernte beim Riesl<strong>in</strong>g-Silvaner dauerte vom<br />
10. September bis 4. Oktober und beim<br />
Blauburgunder vom 15. September bis<br />
24. Oktober.<br />
Es ist lange her, dass die Lese derart aufwendig<br />
war, denn Essigfäule befiel die<br />
Blauburgunder Trauben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Parzellen.<br />
Befallene Beeren mussten der Qualität<br />
zuliebe rigoros ausgesöndert werden.<br />
Überdurchschnittliche Menge<br />
Die Ernte lag <strong>in</strong>sgesamt 7 Prozent über<br />
dem zehnjährigen Mittel, bei den Rotwe<strong>in</strong>en<br />
waren es 3 % mehr, bei den Weisswe<strong>in</strong>en<br />
22%. Sie belief sich auf 18 693 hl<br />
Rot- und 5293 hl Weisswe<strong>in</strong>, <strong>in</strong>sgesamt<br />
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Réf. Argus: 44361092<br />
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Date: 25.11.<strong>2011</strong><br />
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Wimmeln (12.10. zori) (Fotos: H. Jüstrich)<br />
23 986 hl oder 3,2 Millionen We<strong>in</strong>flaschen<br />
mit e<strong>in</strong>em Inhalt von 7,5 dl oder 17 Flaschen<br />
pro Bündner E<strong>in</strong>wohner. Würden die<br />
Flaschen ane<strong>in</strong>ander gereiht, ergäbe dies<br />
e<strong>in</strong>e Kolonne von 256 Kilometern, was der<br />
Strecke von Chur nach Bern entspricht. Die<br />
Durchschnittserträge betrugen beim Riesl<strong>in</strong>g-Silvaner<br />
1019 Gramm pro m2 und beim<br />
Blauburgunder 733 Gramm.<br />
Sehr gute Qualität<br />
Der Riesl<strong>in</strong>g-Silvaner erreichte e<strong>in</strong>en<br />
Durchschnitt von 82 Grad öchsle. Der<br />
Blauburgunder brachte es auf e<strong>in</strong>en Zuckergehalt<br />
von 99 °Oe, e<strong>in</strong>en optimalen<br />
Wert. Die Zuckergehalte bei den Spezialitäten<br />
waren ebenfalls sehr erfreulich:<br />
Chardonnay 93 °Oe, Completer 103, Grauburgunder<br />
99, Merlot 93 und Syrah 91<br />
Grad.<br />
Observation des médias<br />
Analyse des médias<br />
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Mengenbeschränkung<br />
Der Branchenverband graubünden WEIN<br />
legte im Frühjahr folgende Höchsterträge<br />
fest: 1,2 kg/m2 beim Riesl<strong>in</strong>g-Silvaner und<br />
den Färbersorten (Cabernet Mitos, Dakapo,<br />
Deckrot, Dornfelder, Dunkelfelder),<br />
900 g/m2 bei der Hauptsorte, dem Blauburgunder,<br />
und 1,0 kg/m2 bei allen übrigen<br />
Sorten.<br />
32 Mal nützten Produzenten die Toleranzmenge<br />
von maximal 5 % aus, was 6 Tonnen<br />
Trauben ausmachte. Diese Toleranzmengen<br />
reichten von 3 kg bis zu e<strong>in</strong>er<br />
Tonne. E<strong>in</strong> Traubenposten Chardonnay<br />
von 2,2 Tonnen landete gesamthaft <strong>in</strong> der<br />
Kategorie «Landwe<strong>in</strong>».<br />
Es ist e<strong>in</strong>e Tatsache, dass die Qualität<br />
der Bündner Trauben und We<strong>in</strong>e dank<br />
der Mengenbeschränkung markant gestiegen<br />
ist. Dafür gibt es zwei Beweise: Die<br />
Oechslewerte und die Auszeichnungen.<br />
Der Blauburgunder erreichte <strong>in</strong> den 70er<br />
Jahren e<strong>in</strong>e Mittelgradation von 82 °Oe,<br />
<strong>in</strong> der Periode 1980/89 88 °Oe, <strong>in</strong> den<br />
90er Jahren 94 °Oe und im Mittel 2000/09<br />
100 °Oe!<br />
All die Auszeichnungen, welche die Bündner<br />
We<strong>in</strong>e an nationalen und <strong>in</strong>ternationalen<br />
Prämierungen und Anlässen e<strong>in</strong>heimsen,<br />
belegen die Qualitätssteigerung. Die<br />
Mengenbegrenzung bewirkt zudem, dass<br />
Angebot und Nachfrage übere<strong>in</strong>stimmen.<br />
Der beste Beweis dafür ist der Traubenpreis:<br />
CHF 4. pro kg Riesl<strong>in</strong>g-Silvaner und<br />
CHF 5.20 pro kg Blauburgunder. Wo läge<br />
wohl der Traubenpreis ohne die vom Bund<br />
verordneten Höchstmengen?<br />
Rebbaukataster<br />
Die Kommission Rebbaukataster prüfte<br />
<strong>2011</strong> zwei Gesuche um Aufnahme von<br />
Parzellen <strong>in</strong> die Rebbauzone. Beide Gesu-<br />
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che mit e<strong>in</strong>er totalen Fläche von 7143 m2<br />
wurden bewilligt.<br />
AOC<br />
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We<strong>in</strong>e des Jahrgangs 2008 trugen erstmals<br />
die Bezeichnung «AOC». Gemäss We<strong>in</strong>verordnung<br />
des Bundes s<strong>in</strong>d die AOC-We<strong>in</strong>e<br />
zu analysieren und degustieren. Deshalb<br />
untersuchte die Forschungsanstalt<br />
ACW Wädenswil im Sommer 66 We<strong>in</strong>e.<br />
Sie stellte fest, dass der Alkoholgehalt auf<br />
14 Etiketten nicht korrekt deklariert war.<br />
E<strong>in</strong> We<strong>in</strong> erfüllte <strong>in</strong> der Degustation die erforderliche<br />
M<strong>in</strong>destpunktzahl nicht. Die<br />
Analyse der gesamten schwefligen Säure<br />
ergab, dass alle We<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Ordnung waren.<br />
Preise und Absatz<br />
Der Grundpreis beim Riesl<strong>in</strong>g-Silvaner betrug<br />
CHF 4. pro kg und blieb damit unverändert<br />
seit 1996, beim Blauburgunder lag<br />
er bei CHF 5.20 pro kg (seit 2008). Bei beiden<br />
Sorten galt e<strong>in</strong> Preisband von 5 °Öchsle<br />
und die Zuschläge waren für Riesl<strong>in</strong>g-<br />
Silvaner auf 85 °Oe und für Blauburgunder<br />
auf 103 °Oe beschränkt. Ansonsten blieb<br />
die Abstufung unverändert.<br />
<strong>Das</strong> We<strong>in</strong>jahr 2007 bescherte e<strong>in</strong>e durchschnittliche<br />
Erntemenge, während die Ernten<br />
2008 bis <strong>2011</strong> über dem Durchschnitt<br />
lagen. Es wird sich weisen, wie sich diese<br />
Serie von mengenmässig guten Ernten absetzen<br />
lässt. Vermutlich wird das Angebot<br />
die Nachfrage leicht übersteigen, denn der<br />
We<strong>in</strong>konsurn nimmt nicht zu, der Schweizer<br />
Franken ist hoch bewertet und der Tourismuskanton<br />
<strong>Graubünden</strong> verzeichnet<br />
s<strong>in</strong>kende Logiernächte.<br />
Schlussbetrachtung<br />
Insgesamt war die Witterung günstig für<br />
die Reben. Sie retteten den Vorsprung, den<br />
Observation des médias<br />
Analyse des médias<br />
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sie im Frühl<strong>in</strong>g mit dem frühen Austrieb<br />
herausgeholt hatten, <strong>in</strong>s Ziel. Denn bereits<br />
<strong>in</strong> den ersten Oktobertagen g<strong>in</strong>g die<br />
Haupternte über die Bühne, zwei Wochen<br />
früher als üblich, aber immer noch zwei<br />
Wochen später als im ausserordentlich frühen<br />
Jahr 2003. Die Reben profitierten<br />
von den beiden Schönwetterperioden im<br />
Frühjahr und im Herbst. Und die wechselhafte<br />
Witterung im Sommer überstanden<br />
sie problemlos. Lediglich im September<br />
dämpfte das sporadische Auftreten der Essigfäule<br />
die Euphorie der W<strong>in</strong>zer. Doch sie<br />
meisterten diese Hürde mit Bravour und<br />
sönderten die Trauben sehr sorgfältig, so<br />
dass schliesslich e<strong>in</strong>e gesunde und reife<br />
Ernte e<strong>in</strong>gefahren werden konnte.<br />
Die Bündner Rebbauern s<strong>in</strong>d mit dem diesjährigen<br />
Wimmlet sehr zufrieden. Und auf<br />
die Konsumenten wartet wiederum e<strong>in</strong><br />
sehr guter Jahrgang.<br />
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LBBZ Plantahof<br />
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